Cover

~IRGENDWER! Nicht irgendwas~
Während ich mit dem Fahrrad durch den Park fuhr, musste ich feststellen, wie dunkel es mittlerweile geworden war. Ich liebte diesen Park einfach, er war so idyllisch. Doch diesmal genoss ich nicht die Ruhe der Natur, sondern die Lautstärke meiner Musik und das Tempo, welches ich auf meinem Rad erreichte. Stumm sang ich bei den Liedern mit und vergaß alles um mich herum.
Ich wippte mit dem Kopf zum Rhythmus der Musik, und hätte ich meine blonden, schulterlangen Haare nicht zu einem schrägen Dutt gebunden –von dem die Strähnen nun frech abstanden- würden sie nun im Wind dieser frischen Septembernacht wehen, der letzten, für dieses Jahr. Morgen würde der September enden und der Oktober beginnen. Mein Lieblingsmonat! Aber nicht des Wetters und der Temperaturen wegen, sondern weil ich in diesem Monat Geburtstag hatte. Endlich würde ich 18 werden und endlich könnte ich ohne Beifahrer Auto fahren.
Seit ich 16 war hatte ich ein Auto –welches ich mir mit meiner Schwester teilte- doch bis jetzt musste immer ein Erwachsener mitfahren, also mein Bruder oder meine Eltern, aber morgen würde sich das ändern.
Auf einmal fing ich an zu frösteln, aber das war auch nicht verwunderlich, schließlich war ich auch nicht sonderlich warm angezogen dafür, dass es schon so kalt war. Ich schaute an mir herunter. Ich hatte ein weißes Tanktop an, wodurch ich eine leichte Gänsehaut bekam. Zwar hatte ich darüber eine knallrote Jacke an, doch vor dem Losfahren hatte ich vergessen sie zu zumachen und nun zog der Wind durch jede Ritze. Um meine Beine schmiegte sich eine schwarze Jeans. Im Nachhinein musste ich feststellen, dass es ganz schön dumm gewesen war, dass ich mich mehr um mein Aussehen, als um die Nützlichkeit meines Outfits bemüht hatte. Denn in diesem engen Stückchen Stoff konnte ich nun kaum meine Beine knicken.  Hätte ich mich allerdings für die bequemere Variante, in Form einer Jogginghose entschieden, hätte ich keine Tasche für meinen MP3player gehabt.
Langsam zog ich das kleine Gerät nun aus besagter Hosentasche und legte es –während ich weiterfuhr- auf dem Fahrradlenker ab. Verzweifelt suchte ich nach meinem Lieblingslied, welches sich aus irgendeinem Grund nicht finden lassen wollte.
Später, würde mir bewusst werden, dass ich das nie wieder tun würde. Oder doch?!
Gebannt starrte ich auf den kleinen grünleuchtenden Bildschirm, der mir die Titel der Songs anzeigte und suchte krampfhaft nach dem richtigen Lied. Ich sah meinen MP3player entsetzt an: „Hab ich denn hier nur Scheiße drauf?!“ , schrie ich in die Nacht hinaus, als meine Gedanken jäh unterbrochen wurden.
Ich hörte ein lautes Krachen, einen dumpfen Schrei und auf einmal fand ich mich auf dem Kiesweg wieder. Eben fuhr ich noch mit dem Fahrrad durch den ruhigen Park, welchen ich mit meinen Flüchen erfüllte und im nächsten Moment landete ich mit dem Hintern auf dem steinigen Weg. Meinen rechten Arm durchzog auf einmal ein stechender Schmerz. Mein Fahrrad lag neben mir – verbeult, kaputt und das Licht flackerte nur noch leicht auf. Ich musste gegen irgendetwas gefahren sein. Langsam schaute ich mich um, denn mein Kopf brummte.
Ich war nicht gegen irgendetwas, sondern gegen irgendjemanden gefahren.
Im Schein der Laterne, welche einige Meter entfernt stand, konnte ich leider nur Umrisse erkennen, aber was ich erkannte war ein ebenfalls kaputtes Fahrrad und eine Person, die auf dem Boden lag. Mit dem linken Arm stütze ich mich auf, da der rechte zu sehr weh tat und schritt langsam auf die Person zu. Sie lag auf dem Bauch und gab gequälte Laute von sich. Ich trat näher an sie heran. Das Rad lag hinter ihr, die Arme und Beine hatte die Person von sich gestreckt. Wer war denn so verrückt wie ich und fuhr um zwei Uhr nachts mit dem Fahrrad durch den Park?!

~Irgendwas mit J~
Ich kniete mich neben der Person nieder und berührte vorsichtig ihren Oberarm, als sie plötzlich in die Höhe schnellte. Kerzengerade stand die Person nun vor mir und guckte, mit in die Hüfte gestützten Armen, in der Gegend rum. Ich konnte noch immer nicht erkennen, wer diese Person war -wie wahrscheinlich war es auch, dass ich jede Person kannte, die ich um zwei Uhr morgens, in einem Park irgendwo in Irland, umfuhr- da sie die Laterne im Rücken hatte und ich erneut nur Umrisse erkennen konnte.

So erkannte ich aber auch, dass die Person an sich runter schaute und ich konnte auch nicht überhören, wie sie auf einmal rumquieckte und in der Gegend rumsprang. Dem Gekreische nach, war die Person eindeutig weiblich. Im Schein der Laterne versuchte ich nun genaueres von der Person zu erkennen. Männlich. Von der Statur her, war die Person männlich. „Scheiße! Was ist passiert?!“, schrie der junge Mann rum, welcher nun schon auf der Wiese angekommen war und sich dort kugelte, als würde seine Kleidung brennen.

Ich rappelte mich auf und ging zu ihm: „Ähm…“, fing ich vorsichtig an, „ich schätze, dass war ich!“ „Wie was?!“, der Junge schaute sich verwirrt in der Gegend um, denn er hatte mich anscheinend gar nicht bemerkt. „Ich!“, meinte ich und meldete mich ganz brav, so wie in der Schule. Schwungvoll drehte sich der Junge um und starrte mich entgeistert an. Ich musterte ihn. Himmel, der sah ja genauso verrückt aus wie ich.

Schwarze -viel zu enge- Jeans, weißes enganliegendes T-shirt mit V-Ausschnitt, knallrote Jacke und irgendwie hatte er es geschafft, dass seine Haare senkrecht nach oben standen.

Das einzige, was uns äußerlich von einander unterschied, waren unsere Schuhe. Meine Chucks waren weiß… gewesen. Mit der Zeit –drei Wochen- waren sie vom Dreck der Straßen und Wiesen eher braun geworden. Alle meine Freunde hatten auf ihnen unterschrieben, da waren so einige zusammen gekommen und deswegen waren sie schnell zu meinen Lieblingsschuhen geworden.

Seine Sneakers hingegen waren silber mit Flügeln an den Seiten. Sie sahen nicht nur besser, sondern auch teurer aus als meine, was bei einem Preis von zehn Euro auch nicht allzu schwer zu erreichen war.

Ich musste grinsen, denn es kam mir vor, als hätte ich meinen zweiten Zwilling gefunden. Meinem Gegenüber schien es genauso zu gehen, denn auch er fing an zu grinsen. Ich nahm meinen Blick von ihm und wurde wieder ernst. „Ähm… tut mir leid, dass ich Sie angefahren hab“, entschuldigte ich mich und schmollte wie ein kleines Kind, das etwas Böses getan hatte. Obwohl der Junge nur wenig älter aussah als ich siezte ich ihn. Man konnte ja nie wissen, wie alt so jemand wirklich war.

„Schon okay, schon okay“, meinte er, doch ich wusste genau, dass das nicht der Fall war, aber er redete weiter, „sag mal, was denkst du eigentlich, wie alt ich bin, wenn du mich siezt?! Sehe ich tatsächlich so alt aus oder sollte das jetzt nur ein Scherz sein?“, fragte er mich ungeniert. Er grinste, doch das brachte mich durcheinander. Ich war mir nicht sicher, ob er darauf jetzt eine Antwort wollte oder nicht, darum zuckte ich einfach nur mit den Schultern. Der Junge gab sich glücklicherweise damit zufrieden und sah dann an sich herunter.

Seine schwarze Jeans war am Knie auf geschlissen und aus der Wunde, die darunter lag, floss dickflüssiges Blut. Er streckte seine Hände vor und ich konnte seine aufgeschürften Handflächen erkennen. Ich schaute ihm erschrocken ins Gesicht und musste feststellen, dass auch seine Lippe aufgeplatzt war.

Er bemerkte wie ich ihn anstarrte und fasste sich an besagte Stelle. Erschrocken nahm er seine Hand wieder weg und sah seine Finger an. Das rote Blut schimmerte leicht im Schein der Laternen. „Tut mir leid“, säuselte ich und schaute auf den Boden. Als ich wieder nach oben sah, grinste er gezwungen freundlich: „Wo wohnst du?“

Verwirrt antwortete ich: „Nur ein paar Blocks weiter…wieso?“, ich wollte einem Fremden nichts Genaueres über mein Zuhause sagen. Demonstrativ zeigte er an sich runter: „Naja. Wie du siehst wurde ich angefahren. Und… nun ja… ich möchte hier ja niemanden verdächtigen“, er sah mich tadelnd an, musste dann aber trotzdem grinsen, „aaaber ich habe da so eine Ahnung, wer es war –hauptsächlich, weil die Person selber die Tat schon lange gestanden hat. Und meiner Meinung nach sollte diese Person das wiedergutmachen! Also… ich wäre schon mit ein paar Pflastern zufrieden…“, meinte er und guckte in der Gegend rum.

„Hä? Was?“, ich verstand überhaupt nicht, was er damit meinte. Auf einmal fing er laut an zu lachen: „Oder hast du etwa gerade welche dabei?“ Eingeschüchtert schüttelte ich den Kopf. „Na dann loooooos!“, schrie er in die Nacht, packte mich am Handgelenk und rannte los.

Als er bemerkte, dass ich mich nicht an sein Tempo anpassen wollte, ließ er meine Hand los und rannte alleine, bis zum Eingangstor des Parks, weiter. Am Tor angekommen, musste er feststellen, dass er eigentlich keinen Plan hatte, wo er hin musste. Schwungvoll drehte er sich in meine Richtung um und schrie durch den ganzen Park: „WORAUF WARTEST DU DENN NOCH?!“

„Ich ähm… ich wollte nur“, stotterte ich rum und zeigte auf mein Fahrrad. Ich redete mal wieder viel zu leise, sodass der Junge kurzerhand wieder auf mich zugerannt kam. Er hielt eine Hand an sein Ohr: „Was? Was hast du gesagt?“ Oh mein Gott, ich hasste es Sachen doppelt sagen zu müssen: „Was ist mit den Rädern?“, fragte ich erneut, diesmal nur minimal lauter, doch er schien mich zu verstehen. „Na die sind jetzt Schrott!“, meinte er knapp und wandte sich schon wieder zum Gehen. Ich runzelte die Stirn: Meinte er das ernst? Meine Eltern würden mich umbringen, wenn ich mein Fahrrad einfach so im Park liegen lassen würde. Also faste ich einen Entschluss, rannte zurück und schnappte mir den Schrotthaufen, der von meinem Fahrrad übrig geblieben war.

Dann folgte ich dem unbekannten Jungen. Am Tor angekommen, wurde mir klar, dass ich vorhatte ihn mit zu mir nach Hause zu nehmen, obwohl ich ihn überhaupt nicht kannte. Ich kannte ja nicht einmal seinen Namen, also entschied ich mich nachzufragen: „Sag mal, wie heißt du eigentlich?“ Er sah mich belustigt an und lachte dann einmal laut auf: „Eine von denen, die uns nicht auseinander halten können, was?!“, entgegnete er dann. Wie meinte er das? Ich war verwirrt und zuckte deshalb nur mit den Schultern. Er grinste und antwortete dann nach einer gefühlten Ewigkeit: „Ich bin John!“ Ich nickte freundlich und schüttelte die Hand, die er mir hinhielt.

„Aber was noch viel wichtiger ist… wie heißt du?“ Hä? Wieso ist denn das wichtiger? Wollte er mich etwa anzeigen? Oder nur wissen, wer hier tatsächlich so dumm war und ihn zu sich nach Hause ließ, weil er vorhatte mich auszurauben. Herr Gott, was machte ich hier überhaupt? Ich sollte einfach wegrennen und hoffen, dass er mir nicht folgte. Aber das tat ich nicht. Ich tat eher das genaue Gegenteil und antwortete ihm höfflich: „Mein Name ist Jerrica. Jerrica Jones.“

Hatte ich denn völlig den Verstand verloren? Wieso verriet ich ihm jetzt auch noch meinen Nachnamen?! Jedes Kleinkind weiß doch, dass man sowas nicht macht. Wie konnte ich nur so dumm sein. Mal wieder. „Jerrica, hm? Schöner Name. Irgendwie… außergewöhnlich.“ Ich versuchte seinem Blick zu entnehmen, ob er das ernst meinte, oder nicht: „Ist außergewöhnlich jetzt gut oder schlecht?!“, fragte ich ihn völlig perplex. Er lachte. Schon wieder. Es kam mir vor, als würde er mich auslachen auch, wenn ich wusste, dass er es nicht tat. Oder doch? „Außergewöhnlich ist immer gut!“, meinte er dann und sprang vor mir auf und ab. ‚Ich merk‘ schon‘, dachte ich mir nur, nickte knapp und ging dann stumm weiter.

John sprang neben mir her und sang irgendwelche Lieder, die mir zwar bekannt vorkamen, denen ich aber nicht Titel oder gar Sänger zuordnen konnte. Wenn ich mich recht erinnerte hörte meine Schwester diese Lieder ständig. Irgendwann wurde es mir dann aber doch zu viel und ich schrie los: „Man John es ist drei Uhr nachts oder so, okay. Ich bin mittlerweile todmüde und du hast ernsthaft nix besseres zu tun, als mich in den Wahnsinn zu treiben?!“, ich war voll in Fahrt, doch er nickte bloß nüchtern.

Ich zeigte ihm einen Vogel, während die Worte weiter aus mir heraussprudelten: „Sag mal nimmst du Drogen oder was?! Wie kann man denn nur um diese Uhrzeit so gut drauf sein? Normale Leute schlafen um diese Uhrzeit! Weißt du… es tut mir ja wirklich leid, dass ich dich angefahren hab. Und ich schwöre, dass das nie wieder passiert… naja okay ich wird’s versuchen. Aber wenn du dein Pflaster wirklich willst, dann hör auf mir so auf den Sack zu gehen!“, ich atmete ein paar Mal tief durch um mich zu beruhigen, dann schaute ich ihn erwartungsvoll an und wartete seine Reaktion ab.

Der schaute mich erst mal mit großen Augen an, ehe er ruhig und sachlich die Lage schilderte: „Also zuerst mal: Ich liebe es Leute in den Wahnsinn zu treiben. Außerdem, ist mir vollkommen bewusst wie spät es ist. Siehst du?! Ich habe eine Uhr!“, demonstrativ hielt er mir sein Handgelenk vor das Gesicht, an dem eine knallrote Armbanduhr prangte, „ drittens: ich nehme keine Drogen. Niemand sollte das tun, es ist einfach dumm! Und wenn man immer gut drauf ist, braucht man auch keine Drogen. Dann ist man auch so, wenn die Uhr anzeigt, dass es drei Uhr nachts ist. Ich wäre dir übrigens sehr dankbar, wenn du darauf achten könntest, das nicht noch einmal zu machen. Nichts gegen dich… aber wer weiß, wie schlimm es beim nächsten Mal wird. Und zu guter Letzt: Ich nehme an, du bist ein Mädchen oder?! Sieht jedenfalls so aus. Wenn das der Fall ist dürftest du keinen Sack haben, weißt du…“ Ich starrte ihn entgeistert und mit offenem Mund an.

Verarscht der mich, oder meint der das ernst? Ich schüttelte den Kopf und als ich mich wieder gefangen hatte, meinte ich nüchtern: „Du hast vergessen deinen Kommentar abzugeben zu: Normale Leute schlafen um die Zeit.“ Er nickte ernst, dann fuhr er fort: „Ich nehme an, du willst damit andeuten, dass du selber nicht normal bist, hm?!“, er grinste mich frech an, wodurch mein Gesicht anfing eine rötlich Färbung anzunehmen.

Verdammt, sonst wurde ich doch auch nicht rot, also wieso jetzt?! Glücklicherweise sah man das nicht, da die Straßenlaternen nicht genug Licht spendeten. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte… war ich denn normal?! Also zuckte ich nur mit den Schultern, was John nur noch mehr zum Lachen brachte.

Empört starrte ich ihn an, wobei mir selbst nicht bewusst war, ob ich es ernst meinte oder nicht. Doch bevor wir uns beide darüber bewusst werden konnten, kamen wir auch schon bei mir zu Hause an. Ich streckte meine Arme in Richtung Haus: „Voilà, da wären wir!“

Ich wollte seine Reaktion beobachten, doch sein Gesicht verriet nichts. Bis er auf einmal vor mir auf und absprang: „Wow, ist ja cool. Und hier wohnst du?!“ „Ähm… jaa?!“, es war mehr eine Frage, als eine Antwort gewesen.

Ich kramte den Schlüssel aus meiner Tasche, steckte ihn ins Schloss und drehte ihn langsam um. Im selben Moment, in dem die Tür aufsprang, verschwand John auch schon im Innersten des Hauses. Ehe ich genauer darüber nachdenken konnte, sprang er wieder aus dem Haus und schwang die Tür weit auf: „Ups… hab ich vergessen: Ladies first!“, meinte er dann und zeigte mit dem Arm in das Innenleben unseres Hauses. „Ähm… danke?!... dass du mich in mein eigenes Haus rein lässt…?!“, stellte ich verwirrt fest und betrat mein Zuhause. John folgte mir, ausnahmsweise mal leise.

Geschockt über seinen Zustand drehte ich mich zu ihm um: „Sag mal, wieso bist du denn auf einmal so ruhig?!“ „Na ich will niemanden aufwecken“, meinte er daraufhin fast schüchtern. Ich machte eine krause Stirn: „Wen solltest du denn aufwecken? Außer uns ist ja niemand hier“, sagte ich, wie selbstverständlich. Woraufhin ich einen Blick von John erntete der einerseits Verwirrung, andererseits aber auch Erstaunen ausdrückte.

„Du wohnst hier also ganz alleine?!“, meinte er nach einer langen Pause japsend. Erstaunt sah ich ihn an: „Nein! Wie kommst du denn darauf?!“, fragte ich ihn fast etwas entsetzt. Er zuckte mit den Schultern und wirkte fast etwas eingeschüchtert: „Naja du meintest doch, dass sonst niemand da ist…“ „Ja klar… Meine Eltern sind bei irgendwelchen Verwandten. Die Zwillinge sind beim Kindergeburtstag. Darry ist bei einer Freundin in London und Freddy ist sowieso schon lange ausgezogen.“ „Zwillinge hm?!“ Ich nickte ein wenig verwirrt. „Sag mal… wem gehört den eigentlich das Zimmer da oben?“, meinte er plötzlich und zeigte mit dem Finger auf das Zimmer meiner Schwester in der zweiten Etage.

Ein großes Schild klebte daran, auf dem dick und fett Planet Jedward stand. „Das ist das Zimmer von meinem lieben Schwesterchen, wieso?!“ Er zuckte mit den Schultern: „Kennst du die Band… Jedward?!“ Ich schüttelte erneut den Kopf: „Ne, aber meine Schwester steht total auf die. Sie hat alles voller Poster mit denen“ „Bist wohl nicht so oft in ihrem Zimmer, was?“ „Nope, aber wieso auch, ich hab ja mein eigenes Zimmer.“ Er nickte fast… verständnisvoll. „Ich hab keine Ahnung, wer die sind. Aber ich glaub es sind Zwillinge. Ist ja irgendwie ‚ne Kombination aus ihren Namen, hat Darry mir mal erzählt. Sie labbert ständig über die. Voll nervig“, ich rollte mit den Augen, „also einer von denen heißt glaub ich Edward. Also… ich mein… wär zumindest logisch, oder?“

Er nickte ernst, musste dann aber laut auflachen. „Ich weiß auch nicht, wieso sie sie mag. Vielleicht ja, weil wir auch Zwillinge sind.“ Er sah mich erstaunt an: „Tatsächlich?!“ Ich nickte: „Ja unsere Mutter konnte irgendwie nur im Doppelpack. Nur Frederick, also Freddy ist ohne Zwilling auf die Welt gekommen. Aber dann kamen Darry und ich. Und dann die Zwillinge: Ally und Avery.“ Ich strahlte ihn an, denn ich war irgendwie stolz darauf. „Cool!“, er lächelte mich an und kratzte sich fast verlegen am Hinterkopf, wobei seine Frisur eigenartigerweise nicht zerstört wurde.

„Und wie heißt der Andere?!“, griff er unser vorheriges Thema wieder auf. „Das weiß ich doch nicht. Da musst du schon meine Schwester fragen. Aber ich würde sagen, es ist irgendwas mit J.“

Daraufhin fingen wir beide an laut zu lachen. Wobei sein Lachen eher gespielt klang, wodurch ich mich aber nicht ablenken ließ. Schließlich hörte John endgültig auf und auch mein Lachen ebbte ab. Langsam beugten wir uns zum Gegenüber vor. Schon bald waren sich unsere Gesichter so nahe, dass ich seinen heißen Atem auf meiner Haut spürte. Seine Lippen waren nur noch Millimeter von meinen entfernt, als wir beide einen Schritt zurückwichen. Ich sah ihn teils verwirrt, teils verzweifelt an. Was machte ich hier eigentlich?!

„So… dann werde ich mal die Verbände suchen!“, sagte ich schließlich fast panisch und rannte ins Badezimmer.

Wo hatte meine Mutter noch mal das Verbandszeug versteckt. Ach ja! Im Verbandskasten… irgendwie logisch. Ich kramte alles raus, was auch nur ansatzweise aussah wie Verbände und Pflaster.

Dann wollte ich das Bad wieder verlassen, als mir der Vorfall von eben wieder bewusst wurde. Haben wir uns gerade tatsächlich fast geküsst, oder war das nur Einbildung gewesen?!. Denn Jungen, den ich erst seit wenigen Minuten und schon wollte ich ihn küssen?! Nein! Ich musste es mir eingebildet haben. Schließlich haben meine Eltern auch immer gemeint, ich hätte eine blühend Fantasie. Mit den Verbänden in der Hand und dem Gedanken im Kopf, dass das eben alles nur Ausbrünste meiner Einbildungskraft gewesen sind, ging ich fröhlich strahlend zurück zu John, ins Wohnzimmer.

Ich legte das Verbandszeug behutsam auf dem Sofa ab: „So… was willst du wir haben rot, grün, gelb, blau, schweinchenrosa…“, ich war gerade dabei, die unterschiedlich Farben der Verbände aufzuzählen, als John mich jäh unterbrach: „Wegen eben… es tut mir leid. Es war nur… tut mir leid“, stotterte John vor sich hin.

Verdammt! Ich hatte es mir also doch nicht nur eingebildet. Beide starrten wir gebannt auf den Boden. Niemand sagt etwas und die Stille brachte ich mich fast um, bis ich sie schließlich brach: „Schon okay“, meinte ich schließlich, doch er schüttelte stürmisch den Kopf: „Nein, ist es nicht. Ich bin so ein Dummkopf. Ich hätte das nicht tun sollen!“ „Oh man John!“, ich war mittlerweile fast ein bisschen genervt, „Lass es gut sein, okay?! Jetzt sag mir einfach, was für eine Farbe du willst!“, ich wurde immer lauter, obwohl ich das nicht vorhatte. Wieso konnte er das nicht einfach vergessen, so wie ich es versuchte. Und wieso gab er sich die ganze Schuld daran?! Schließlich hatte ich mich genauso zu ihm vorgebeugt.

Er setzte ein gequältes Lächeln auf und zeigte dann auf den dunkelblauen Verband. Ich nickte ernst und machte mich dann daran seine Hand ein zu bandagieren. „Fertig!“, strahlte ich ihn schließlich fröhlich ein, denn ich hätte nicht gedacht, dass ich das wirklich hinkriege. Er lächelte mich leicht an und bewegte dann vorsichtig seine Hand, um zu testen, ob der Verband auch da blieb, wo er bleiben sollte.

Natürlich, tat er es nicht. Angepisst starrte ich auf Johns Hand: „Verdammt, da denkt man, man kann’s und dann…“ Doch John lächelte mich nur nett an, woraufhin ich verwirrt die Stirn runzelte. Doch statt mir zu erläutern, wieso er so grinste, nahm er mir den Verband aus der Hand und wickelte ihn sich selbst um die Hand. Ungläubig sah ich ihm dabei zu und als er fertig war, hielt der Verband auch tatsächlich.

Mit offenem Mund sah ich ihn noch immer an, als er anfing zu kichern. „Sag mal wieso kannst du denn das so gut?!“ Er zuckte mit den Schultern, antwortete dann aber: „Naja, so als kleiner Junge, der am liebsten auf Bäume klettert, seine Brüder ärgert und Handstand macht, zieht man sich schon ziemlich viele Verletzungen zu. Und die müssen ja auch erst mal verarztet werden“, freudestrahlend sah er mich an, doch diesmal ließ ich mich nicht von ihm anstecken. „Willst du damit etwa andeuten, dass ich so etwas nie gemacht habe?!“, ich sah ihn gespielt wütend an. „Nein, nein ähm… oh man!“, suchte er panisch nach den richtigen Worten, als ich plötzlich anfing laut loszulachen.

„Mensch John, das war doch nur ein Scherz. Aber nur damit du es weißt: Ich bin als kleines Kind zusammen mit Darry auch auf Bäume geklettert. Wir haben auch unseren Bruder geärgert… ach ja, wie heißen deine Brüder eigentlich?! Und wir haben auch Handstand gemacht… okay es war mehr Darry, die’s gemacht hat, aber ich habe ihr immer dabei zugeschaut. Ich konnte das leider noch nie. Und dabei sieht es immer so einfach aus. Dafür kann ich einen Spagat und sie nicht“, ich grinste zufrieden darüber, dass auch ich mit etwas angeben konnte, „aber wir waren nicht so dumm, uns dabei wehzutun. Und wenn doch waren wir so schlau und haben unsere Mutter das bandagieren überlassen“, triumphierend sah ich ihn an.

„Also?! Wie heißen deine Brüder?!“ , hackte ich nach. Er zögerte, antwortete dann aber: „Kevin. Kevin und … Ed.“ Ich runzelte die Stirn: „Echt nur Ed, ja?!“ Er nickte und ich merkte, wie er nervös schluckte. Doch ich wollte nicht weiter nachfragen. Mir war klar, dass er, wenn er so drauf war, sowieso nicht antworten würde, also fragte ich ihn etwas anderes: „Und wie alt sind die? Oder besser: Wie alt bist du eigentlich?!“, er hatte sich mittlerweile daran gemacht, sein aufgeschürftes Knie mit einem großen Pflaster zu bedecken, als er aufsah. Erneut zögerte er: „Also Kevin ist 20 und ich und Ed sind 19.“ „Aha… also seid ihr im selben Jahr geboren… du und Ed?!“ Er sah mich zuerst verwirrt an, doch dann lächelte er nur und meinte: „Ja. Jaa so könnte man das sagen.“

Ein wirklich eigenartiger Junge war er. „Und wie alt seid ihr so?!“ „Die Zwillinge sind sieben. Darry und ich sind fast 18 und Freddy ist 24.“ Er nickte. Ich ging in die Küche, um einen Seiflappen zu holen, mit dem er seine Lippen von dem inzwischen angetrockneten Blut befreien konnte. Dankbar nahm er ihn an.

Erschrocken sah ich auf meine Uhr. Es war mittlerweile schon 3.30 Uhr nachts. Entsetzt sah ich John an: „Sag mal musst du nicht langsam auch mal nach Hause?!“, fragte ich ihn ruhig. Er sah mich fast traurig an: „Ja, da hast du wohl recht.“ Langsam erhob er sich, doch statt sich zur Tür zu begeben, machte er einen Handstand. Erstaunt sah ich ihn an. „Okay“, meinte er schließlich, „die Hand tut noch weh!“ Meine Augen weiteten sich: „Ach echt?!“, fragte ich sarkastisch. Er nickte, oder zumindest sah es so aus, da er noch immer kopfüber neben mir stand. Er ging in eine Brücke über und kurz darauf stand er wieder auf den Füßen vor mir. „Zeig mir deinen Spagat!“, meinte er dann. Dieser Kerl konnte mich doch nur verarschen wollen, oder?!

Doch ohne etwas zu erwidern tat ich, was mir aufgetragen wurde. Ich machte erst einen Längs- und dann einen Männerspagat. John tat es mir gleich und ich staunte nicht schlecht. „Cool“, ich lachte laut auf, „aber ich glaube, du musst jetzt wirklich gehen.“ John sprang auf und reichte mir die Hand, um mich aus dem Spagat zu ziehen. Mit einem Nicken bedankte ich mich bei ihm und brachte ihn dann zur Tür.

John trat nach draußen, um sich von mir zu verabschieden. „Tschüss!“, meinte ich und wollte mich schon wieder umdrehen und ins Haus zurückkehren. Ich war mittlerweile auch echt müde. Als John mich plötzlich am Handgelenk festhielt. Ich drehte mich zu ihm um. „Hey!“, meinte er empört. „Was?“, fragte ich ihn verwirrt. Doch statt mir zu antworten, zog er mich in eine feste Umarmung.

„Werde ich dich wiedersehen?!“, meinte er dann. Ich zuckte mit den Schultern: „Wieso? Willst du etwa noch mal von mir angefahren werden?!“, ich musste über mich selber lachen. „Nein, aber…“ „Man sieht sich immer zweimal im Leben!“, mit diesen Worten schloss ich die Tür und ging ins Bett. Ich wollte schließlich keine Augenringe haben und das an meinem Geburtstag.

~Irgendwann sollten wir wirklich schlafen!~

-Johns Sicht-
Irgendwann gegen 4 Uhr nachts kam ich zu Hause an. Dadurch, dass mein Fahrrad kaputt war, hatte ich nach Hause laufen müssen.

Und ob man es nun glaubte, oder nicht, aber selbst um diese Uhrzeit waren noch Jedward-Fans auf den Straßen unterwegs. Zwar waren es nur zwei oder drei, aber die machten dafür auch umso mehr Fotos. Außerdem löcherten sie mich mit Fragen: „Hey John, sag mal wo ist eigentlich Edward?“, fragte mich ein 16-jähriges Mädchen. „Ach…“, ich zuckte lässig mit den Schultern, „der schläft schon! Ich wollte nur noch mal ein bisschen frische Luft schnappen“, das stimmte ja auch. Zumindest war das mein ursprüngliches Ziel gewesen… bevor ich angefahren wurde.

Ich wandte mich zum gehen, denn mittlerweile sollte ich wirklich mal ins Bett, als eines der Mädchen mich am Handgelenk festhielt und zurückzog. „Oh mein Gott, John!“, kreischte das Mädchen los und zeigte auf mein Knie, „was hast du denn da gemacht?!“, fragte sie mich entsetzt. Ich zuckte erneut mit den Schultern: „Bin halt hingefallen!“, meinte ich nur knapp und ließ die entsetzten Mädchen nun endgültig hinter mir. Sie mussten ja nicht wissen, was tatsächlich passiert war.

Eine Viertelstunde später kam ich endlich zu Hause an. Ich bemühte mich extra leise zu sein, da ich niemanden aufwecken wollte. Ich ging ja logischerweise davon aus, dass alle schon längst schliefen. Doch, weit gefehlt. Edward saß auf seinem Bett und hüpfte freudig auf und ab. Er schien mich gar nicht zu bemerken. Also setzte ich mich schweigend neben ihn und sah ihm über die Schulter, um zu erfahren, worüber er sich so freute.

In seiner Hand hielt er ein gelbes, dicht beschriebenes Blatt Papier. Mir war sofort klar, was es sein musste. „Na?! Hat Darleen dir wieder geschrieben?!“ Erschrocken drehte er sich zu mir rum, er hatte mich tatsächlich erst jetzt bemerkt. Als er mich erblickte strahlte er mich freudig an: „Jaa!“, meinte er stolz. „Und?! Was hat sie geschrieben?“ Nun wurde Edward ein wenig ernster: „Sie hat morgen Geburtstag.“ „Ja und?“, was war denn daran so erstaunlich, schließlich hatte jeder Mensch einmal im Jahr Geburtstag. „Na wir müssen sie besuchen!“, er sah mich so entschlossen an, als hätte er sich in den Kopf gesetzt, er würde morgen in den Krieg ziehen. Ich wusste nicht, ob ich jetzt entsetzt oder vergnügt sein sollte.

Schlussendlich entschied ich mich für letzteres und lachte laut los. Edward fing an zu schmollen: „Was ist daran so lustig?!“, meinte er und schmiss mir ein Kissen gegen den Kopf, zumindest hatte er es vor, denn ich konnte ausweichen. „Vielleicht die Tatsache, dass du sie nicht mal richtig kennst?!“, erklärte ich ihm sachlich, nahm dann aber ein zweites Kissen und schmiss es in seine Richtung… ICH traf! Empört sah er mich an, wobei ich nicht wusste, ob das daran lag, dass ich ihn getroffen hatte, oder an meinem Kommentar. „Wir schreiben jetzt schon seit sechs Monaten zusammen, okay?!“

Ich zog eine Augenbraue hoch und musste erneut anfangen zu lachen: „Aber du hast sie noch nie getroffen!“ Er zuckte mit den Schultern und warf das Kissen zurück zu mir, beziehungsweise gegen meinen Kopf: „Na und wenn schon. Ich erkenne an ihren Briefen, dass sie nett ist. Das sieht man schon an der Schrift!“, meinte er dann ernsthaft. Ich sah ihm an, als wäre er gerade aus dem Irrenhaus ausgebrochen und prustete los: „An der Schrift?! Drehst du jetzt völlig durch oder was?!“ Edward schien beleidigt, als er plötzlich ein Kissen in die Hand nahm und es mir immer und immer wieder gegen den Kopf schlug. „Nimm das zurück!“, schrie er mich wütend an.

Ich wollte mich nicht so einfach geschlagen geben, doch Edward war ziemlich stark und schaffte es somit mich in die Knie zu zwingen. „Okay, okay“, meinte ich schließlich, gespielt keuchend, „du hast gewonnen. Ich gebe auf!“ Edward ließ das Kissen sinken. Er schien mir tatsächlich zu glauben.

Über diese Erkenntnis musste ich schmunzeln. Doch ich hatte dieses Ablenkungsmanöver nur genutzt, um mir ebenfalls ein Kissen zu schnappen und den Spieß somit umzudrehen. Nun war Edward nämlich derjenige, der mit Kissen bombardiert wurde. Doch lange ließ er es nicht darauf beruhen, denn er schnappte sich ebenfalls ein Kissen und schlug erneut wie ein Verrückter auf mich ein.

Während wir uns also einen Kampf darum lieferten, wer als Erster aufgeben würde, stellte ich mir die Frage, wieso wir so verdammt viele Kissen in unserem Zimmer hatten.

Edwards Wut verflog schnell, doch unser Lachen wurde dafür auch umso lauter, bis plötzlich unsere Mutter im Türrahmen stand.

„Jungs!“, meinte sie verschlafen, wobei sie sich aber anstrengte möglichst wütend und laut zu klingen: „Es ist 4.30 Uhr NACHTS!“, das nachts sprach sie bestimmt dreimal so laut und angewidert aus, wie anderen Wörter, „wenn ihr nicht schlafen wollt, ist das eure Sache. Und das ist mir im Moment auch gerade sowas von sch***egal…“, sie klang, als wäre sie angetrunken, aber das lag vermutlich an ihrer Müdigkeit, „aber euer Vater und ich wollen schlafen, also seid bitte etwas leiser. Und vertagt eure Kissenschlacht auf morgen… oder übermorgen… oder bis zu dem Tag, an dem ihr endlich in eure eigene Wohnung zieht, okay?!“ Wir nickten ernst und legten uns bereitwillig in unsere Betten, nachdem sie uns noch eine „Gute Nacht!“ gewünscht und das Licht ausgemacht hatte, waren wir wieder alleine im Zimmer.

„Tut mir leid!“, hauchte ich eine Entschuldigung in die Dunkelheit. „Schon okay!“, meinte Edward und drehte sich in meine Richtung. „Also sag schon… was ist los?!“, meinte er nach einer langen Pause. Ich zuckte zusammen. Natürlich, war ihm aufgefallen, dass mich etwas bedrückte außerdem, waren ihm sicher meine Wunden aufgefallen.

Er wusste, was in mir vorging auch ohne, dass ich etwas sagte. Eigentlich wollte ich ihm nicht von dem Vorfall im Park erzählen, doch ich wusste, dass er nicht locker lassen würde, bis er jedes Details wusste.

Ich seufzte, entschloss mich dann aber dazu, ihm einfach alles zu erzählen. Auf Edwards Betteln hatte ich keine Lust, ich wollte nur noch die Augen zu machen und endlich in Ruhe schlafen. Ich ließ keine Einzelheit aus, … bis auf den Moment, in dem Jerrica und ich uns im selben Moment vorgebeugt hatten. Ich musste mir selber erst mal darüber bewusst werden, was da genau passiert war.

An jedem anderen Tag, hätte Edward wohl von mir verlangt, ihm auch das zu erzählen -und ich merkte, dass ihm bewusst war, dass ich ihm etwas verschwieg- aber irgendwann meinte er dann, wir sollten doch morgen weiterreden: „Ich bin müde. Lass uns endlich schlafen!“ Fast erleichtert erklärte ich mich einverstanden: „Gute Nacht!“, mit diesen Worten…

…fing Edward an zu schnarchen. Musste das sein?! Genervt drehte ich mich von ihm weg. Endlich hatte ich Zeit für mich und meine Gedanken. Ich ließ den gesamten Tag Revue passieren, bis ich zu diesem einen Moment kam.

Dem Moment, in dem Jerrica und ich uns sehr nahe gekommen sind…

Allerdings war ich mir nicht sicher, ob wir dieselben Absichten gehabt hatten. Jerrica war das erste Mädchen seit langem hier in Irland, das uns nicht kannte und das, obwohl ihre Schwester ein großer Fan von uns war. Es war mir schleierhaft, wie sie dennoch um uns herum kam. Aber vielleicht hatte sie auch nur gelogen, um uns oder mich um den Finger zu wickeln. Liam hatte schon so oft zu uns gemeint, wir wären zu gutherzig, also wieso sollte sie das nicht ausnutzen?!

Aber so schätzte ich Jerrica nicht ein. Ich sah in ihr eher einen Menschen, der sagte, was er dachte. Wäre sie also ein Fan gewesen, hätte sie das bestimmt auch zugegeben.

In diesem Moment, hatte sie gerade zugegeben, dass sie sozusagen nicht einmal meinen Namen wusste. Wir hatten darüber gelacht, doch es hatte mich auch ein wenig traurig gestimmt, dass sie Edwards Namen gekannt hatte und meinen nicht. Aber wieso verwunderte es mich so, schließlich war es ja weitaus einfacher von Jedward auf Edward als auf John zu kommen.

Mein Lachen brach ab, mir war nicht mehr nach Lachen zumute gewesen und ich wollte mich zu ihr vorbeugen. Ihr erklären, dass ich besagtes J war. John. Bruder von Edward. Sänger von Jedward. Langsam hatte ich mich zu ihr vorgebeugt, ganz langsam. Es war so ruhig in diesem Haus und ich hatte die Stille nicht brechen wollen. Auch sie hatte sich vorgebeugt, wodurch ich ein wenig verunsichert wurde. Wieso tat sie das? Wusste sie, was ich vorhatte, hatte sie Angst, dass sie mich nicht verstand?! Sprach ich wirklich so leise?! Doch als ich bemerkte, dass sich ihre Augen langsam schloßen, erschrak ich und wich zurück.

Hatte sie tatsächlich gedacht, dass ich sie küssen wollte?! Doch sie schien nicht zurückweichen zu wollen, eher das Gegenteil war passiert, sie hatte mich anscheinend “ebenfalls“ küssen wollen. Doch im selben Moment, in dem ich zurückwich, ging auch sie auf Abstand.
Ich wusste nicht, wie ich das finden sollte… Mit diesen Gedanken im Kopf schlief ich ein.

Am nächsten Tag wollte Edward also tatsächlich diese Darleen besuchen, von der er noch nicht einmal ein Foto gesehen hatte. Das könnte ja heiter werden.

~Irgendein Lebensmüder!~
Irgendwann um -gefühlt- sechs Uhr morgens –also ungefähr zwei Minuten, nachdem ich ENDLICH eingeschlafen war- machte irgendein Lebensmüder das Licht an. Wollte dieser jemand den ausgerechnet heute sterben?! Ich hätte das Erwürgen ja liebend gern übernommen, wäre ich nicht viel zu müde.

„Mach das aus!“, knurrte ich und zog mir die Decke über den Kopf. „Aufstehen Schlafmütze!“, das war eindeutig Edward, der da vor sich hin trällerte und mir somit meinen, mehr als wohl verdienten, Schlaf raubte. Wie konnte er nur so früh am Morgen schon so wach sein?! „Fahr zur Hölle! Es ist viel zu früh!“, ich wollte nicht so aggressiv wirken, doch das machte Müdigkeit nun mal mit einem Menschen.

Er war jedoch keineswegs sauer, sondern fing lauthals an zu lachen. Genervt, zwang ich mich die Augen zu öffnen und Edward anzusehen. Er hielt sich den Bauch vor Lachen und prustete: „Zu früh?!“, ich nickte und drehte mich von ihm weg, „Du findest 17 Uhr zu früh?!“ Jetzt war es an mir laut loszulachen: „17 Uhr. Jaja guter Scherz! Aber jetzt lass mich schlafen, ja?!“, ohne eine Antwort seitens Edward abzuwarten, drehte ich mich rum und schloss erneut die Augen.

Als mir plötzlich die Bettdecke weggezogen wurde. „Was soll das?!“, keifte ich ihn genervt an und versuchte sie zurück zu bekommen. Aber wegen meiner –fast zwei Meter- zu kurzen Arme und meiner extremen Faulheit, gewann Edward. Ich gab auf und ließ ihn reden.

Er sah mich mit ernster Miene an: „Das war kein Scherz John, sondern mein voller Ernst. Also steh endlich auf!“ Ich schnellte in die Höhe: „17 Uhr?!“, schrie ich ihn geschockt an und sprang förmlich in meine Jeans. „Oh mein Gott. Wir kommen viel zu spät!“ , kreischte ich und rannte durch das Zimmer, um ein sauberes T-shirt zu finden. Edward sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Na los, Ed! Jetzt mach dich doch endlich mal fertig!“, rief ich meinem Bruder zu, der mich noch immer, wie einen Irren, anstarrte. „Moment mal, wohin müssen wir überhaupt?!“, ich verharrte einen Moment in meiner Position und sah Edward fragend an. Er wirkte entsetzt: „Ja das wüsste ich auch gerne. Denn meiner Meinung nach haben wir überhaupt keinen Termin!“

Geschockt sah ich ihn an: „Tatsächlich?!“Er musste schlucken, nickte dann jedoch ernst. „Ach… na wenn das so ist…“, mit diesen Worten ließ ich mich wieder auf’s Bett fallen und schloss die Augen.

Schlafen! Ich wollte doch einfach nur schlafen und die Uhrzeit war mir da nun wirklich vollkommen egal. Doch mein Zwilling machte mir einen Strich durch die Rechnung, indem er mich versuchte „wach“ zu rütteln. „Boar Ed. Ich will schlafen!“, murrte ich. „Schlafen kannst du immer noch, wenn du tot bist! Aber jetzt musst du aufstehen.“ „Na gut“, meinte ich bestimmt und richtete mich kerzengerade au, ohne ihn anzusehen, „also gut… willst du oder soll ich?!“ Fragend sah er mich an: „Will ich was?!“ „Mich umbringen, damit ich schlafen kann!“ Edward stöhnte und verdrehte dabei die Augen. Er fing schon wieder an, an mir zu rütteln.

„Jooohn!“, er klang fast gequält, obwohl ICH wohl eher einen Grund dazu hatte. „Du musst aufstehen! Ich hab keine Lust das alleine zu machen.“ „Was?!“, knurrte ich ihn genervt an, „ich dachte, wir hätten keinen Termin…“ Verlegen kratzte mein Bruder sich am Hinterkopf und sah mich fast… entschuldigend an.

„Joa das nicht“, meinte er leise, „aber du musst mir helfen ein Geburtstagsgeschenk für Darleen zu finden! Bei einer Party gehört es sich nicht ohne Geschenk aufzutauchen“, belehrte er mich ernst, worauf ich nur entsetzt beide Augenbrauen hob: „Willst du mich verarschen, Ed?!“, meinte ich schließlich und pfefferte ihm kurzerhand mehrere Kissen hintereinander an den Kopf. ‚Schlafen. Ich will doch einfach nur schlafen. Ist das zu viel verlangt?! … Anscheinend schon!‘

Schmollend tauchte Edward hinter dem Berg von Kissen auf. Verdammt! Er wusste, wie er mich überreden konnte. „Na schön!“, brummte ich schließlich und zog meine Turnschuhe an. „Yay!“, quiekte er neben mir und klatschte wie ein kleines Kind in die Hände.


„Edward, es ist schon fast 22 Uhr. Die Läden machen gleich zu! Hast du endlich was gefunden?!“, genervt lief ich zwischen den Regalen hin und her. Edwards Kopf tauchte hinter hunderten von Kuscheltieren auf: „Nein!“, quängelte er. „Oh man Edward. Ich dachte, du weißt alles über sie“, meinte ich und fuchtelte dabei mit den Händen vor dem Gesicht rum. Es sollte mysteriös wirken. Aber ich nehme an, im Endeffekt sah es eher total bekloppt aus.

Edward bestätigte meinen Gedanken, indem er kurz auflachte, dann nahm sein Gesicht wieder einen bedrückteren Ausdruck an: „Ja das schon. Aber sie hat mir nie gesagt, was sie sich wünschen würde.“ Ich verdrehte die Augen. Das konnte doch wohl nicht sein Ernst sein.

„Meinst du nicht, es reicht, wenn du kommst… Wenn sie ein Fan ist, dann ist das Geschenk genug für sie. Und ich nehme mal stark an, sie ist einer, da sie uns oder besser dir ja ständig Fanpost geschickt hat.“ Er zuckte mit den Schultern: „Das ist es ja eben. Sie ist gar kein soo großer Fan. Sie mag einfach nur unsere Musik… Und ich möchte ihr doch sooo gerne etwas schenken.“

Verflucht! Er hatte schon wieder diesen Hundeblick aufgesetzt. Ich schloss die Augen und atmete einmal tief durch, dann sprach ich ruhig weiter: „Okay Ed. Jetzt denk mal scharf nach, okay?! Sie muss doch bestimmt irgendwann mal geschrieben haben, was sie mag… Los komm schon Edward. Erinnere dich!“

Auch wenn er mein Bruder war, hatte ich keine Lust weiter nach einem Geschenk zu suchen, für ein Mädchen, das er nur aus ihren Briefen kannte. „Naja vielleicht… also sie hat zumindest… naja irgendwann hat sie mal geschrieben, dass…“, stotterte mein Brüderchen herum. Er hatte sich also erinnert. Na endlich! „Herrgott noch mal, Edward! Jetzt rück schon raus mit der Sprache. Ich will nach Hause!“, das war nicht wahr.

Ich hatte eigentlich auch keine Lust nach Hause zu gehen, aber die Kälte und der Regen wurden langsam unerträglich. „Sie meinte, sie mag unsere Schuhe, die wir immer bei den Auftritten tragen“, presste er dann endlich zwischen seinen Zähnen durch. Endlich!

„Was machen wir dann noch hier?! Los!“, meinte ich und schob meinen Zwilling aus dem Spielwarengeschäft, in dem wir wohl kaum das richtige finden würden. Auf der Straße angekommen, sah ich mich kurz um, um mich zu orientieren.

„Da lang!“, meinte ich schließlich und zeigte auf ein kleines Geschäft, welches von außen eher einem Tante-Emma-Laden, als einem ernstzunehmenden Schuhgeschäft, glich. „Waaas?!“, Edward sah mich angewidert an, „Da sollen wir was finden?!“ Ich nickte ernst, obwohl ich diesen Laden noch nie zuvor betreten hatte. Man soll ein Buchen eben nicht nach seinem Umschlag beurteilen… oder so ähnlich.

Ich zerrte meinen Zwilling also in den kleinen Laden und sah mich gespannt um. Doch was ich sah, war ernüchternd. Keine Schuhe. Dieser Laden war mehr wie ein Kiosk. Dennoch wollte ich nicht so schnell aufgeben und sah mir auch noch den Rest des Ladens gründlich an, während Edward wieder anfing rumzuquängeln.

Mittlerweile war ich in der hintersten Ecke des Geschäfts angekommen, ich wollte mich gerade enttäuscht umdrehen und den Laden wieder verlassen, als mir etwas ins Auge fiel. Es waren die wohl buntesten Sneakers, die ich je gesehen hatte.Sie strahlten in den Farben, des Regenbogens. „Edward!“, schrie ich den Namen meines Bruders durch den ganzen Laden.

„Was?!“, kam er fragend angeschlürft. „Wie wär’s mit denen hier?!“, meinte ich und hielt ihm den Sneaker kurzerhand direkt unter die Nase. „Oh. Mein. Gott. Die sind perfekt!!! … Und das Beste ist“, äußerte er und drehte den Schuh in seiner Hand rum, „ihre Lieblingsfarbe ist mit Sicherheit dabei!“

Zeit für mich, die Augenbrauen hochzuziehen! „Was ist aber … wenn ihre Lieblingsfarbe schwarz ist… oder weiß?!“ Mein Zwilling sah mich an, als wollte er mich gleich k.o. schlagen. Also wich ich zur Sicherheit lieber ein paar Schritte zurück.

„Sie schreibt ihre Briefe, mit rostroter Tinte… auf knallgelbem Briefpapier... welche sie dann in einen blautürkisen Umschlag steckt… den sie mit gelbgrüngestreiftem Klebeband zuklebt. Ist das Antwort genug John?!“

Ich musste mir ein Grinsen verkneifen. Sein Kopf war rot angeschwollen und er sah aus, als würde er gleich explodieren. Ich nickte also nur entschlossen –das Lachen verkneifend. Wie gingen zur Kasse, damit er das Geschenk bezahlen konnte.

„Oh, sie interessieren sich also für den ‘Zurück in die Zukunft‘ Dunk High?“ Ich sah die Frau hinter dem Tresen entgeistert an: „Für den WAS?!“ Doch Edward neben mir schien auszuflippen vor Freude: „Zurück in die Zukunft?! Oh mein Gott, sie wird durchdrehen vor Freude. Sie liebt diesen Film!“ Ach das is ‘n Film?!

„Na super!“, sagte ich daraufhin fast abwertend und wollte meinen Bruder –nachdem er bezahlt hatte natürlich- an der Schulter aus dem Geschäft ziehen, da es gerade für kurze Zeit aufgehört hatte zu regnen. Aber das wäre natürlich zu einfach gewesen, denn die Frau hinter der Kasse hatte uns –natürlich, wie konnte es anders sein- erkannt und wollte nun unbedingt Fotos und Autogramme von uns für ihre Kinder.


Endlich wieder zuhause angekommen, schmiss ich mich auf mein Bett und hätte eigentlich auch sofort wieder schlafen können, doch Edward hatte das Licht für sich beansprucht.

Fast gestresst, lief er nun durch das ganze Haus und suchte nach vernünftigem Geschenkpapier. Als er endlich welches gefunden hatte, waren beinahe 20 Minuten vergangen.

Er grinste wie ein Honigkuchenpferd, als er mit dem Geschenkpapier in der Hand den Raum betrat. „Das ist super!“, meinte er und hielt triumphierend die Rolle hoch. Ich zuckte nur mit den Schultern. Na gut, wenn er meinte. Er würde schon wissen was er tat. Hauptsache, er würde endlich das Licht ausmachen, damit sein geliebter Bruder ins Land der Träume sinken konnte.

Haha. Schön wär’s gewesen, aber er musste es ja noch einpacken! Leider, war er nicht sehr gut in so etwas. Eine Weile lang schaute ich ihm dabei zu, wie er das schwarze, bunt gepunktete Papier, zu bändigen versuchte, doch nach ungefähr zehn Minuten wurde es mir zu viel.

Jaa… Ich hätte ihm durchaus helfen können. Doch es war schließlich seine Idee gewesen, überhaupt ein Geschenk zu kaufen, also sah ich mich nicht dazu verpflichtet, ihm zu helfen. Stattdessen drehte ich mich rum und zog die Decke über den Kopf, damit es dunkler wurde, um mich herum.

Das würde morgen ein laaaanger Tag werden!

~Irgendwie anders, als gedacht...~
Aufstehen! Schon wieder! Die Nacht war einfach viel zu kurz und Edward hat ewig gebraucht, um das Geschenk einzupacken. Ich glaube, er hat sogar noch eine Karte für das Mädchen geschrieben –dafür sind noch mal mindestens 20 Minuten draufgegangen. Er wollte ja unbedingt wie ein begabter Poet klingen –welcher er aber einfach nicht war. Blöderweise wollte er sich das aber nicht eingestehen und so blieb das Licht noch bis nach Mitternacht an. Ich versuchte einfach die Augen zuzumachen und zu schlafen, aber es ging nicht. Ich konnte einfach nicht schlafen, wenn es im Zimmer noch so hell war. Edward hingegen, machte das rein gar nichts aus, aber als er dann ENDLICH auch ins Bett ging, machte er ja schließlich auch das Licht aus.

Und jetzt, stand er neben meinem Bett und versuchte schon wieder mich wachzurütteln. Er war aufgeregt wie… wie… naja wie immer eben, nur noch ein bisschen mehr. Er tänzelte wie ein kleines Kind vor meinem Bett rum, sodass ich ziemlich schnell beschloss, mich aus dem Bett zu quälen, um ihn zu unterbrechen. Was damit endete, dass ich aus dem Bett fiel und auf dem Boden landete. Mist! Edward fing lauthals an zu lachen, half mir dann aber hoch.

Gemeinsam stellten wir uns vor den großen Kleiderschrank. Edward hatte über meinen Kopf hinweg entschieden, dass wir irgendwas tragen mussten, was zusammen passte. Aber dennoch nicht das Gleiche war, da das Mädchen wohl nicht so gut war, darin uns zu unterscheiden. Ich ließ ihn also entscheiden und schaute ihm still über die Schulter. Sollte er doch machen! Ich würde anziehen, was er mir hinhielt. Und es dauerte auch nicht lange, bis mir mein Bruder die auserwählten Klamotten zuwarf.

Ein schwarzes Poloshirt, bei dem Kragen und Ärmel weiß waren und eine knallrote, enge Jeans. Ich sah zu Edward, um zu gucken, was er anziehen wollte. Er hatte dasselbe Poloshirt, nur das bei ihm Kragen und Ärmel schwarz waren und das T-shirt an sich weiß. Die Hose war die Gleiche. „Und welche Schuhe?!“, fragte ich meinen Zwilling, während ich die Sachen anzog. „Such du aus!“, erwiderte er und tat es mir gleich. Ich entschied mich für schlichte schwarze Sneakers. Ich drückte Edward seine in die Hand, während ich meine anzog. „Meinst du nicht, dass das etwas kalt wird?!“, fragte ich ihn, während ich mich schlussendlich im Spiegel beäugte. „Könnte sein!“, meinte Edward schließlich, nachdem er sich ebenfalls im Spiegel betrachtet hatte.

Er ging zum Schrank und kramte unsere schwarzen Hoodies raus und warf mir meinen zu, welchen ich auch gleich überzog. „Besser?!“ Ich nickte. Edward steckte das Geschenk noch schnell in eine Tüte, schnappte sich den Zettel, auf den er die Adresse des Mädchens gekritzelte hatte und dann konnte es auch schon losgehen. Edward und ich gingen zu Fuß zum Haus des Mädchens. Es war noch ziemlich früh am Morgen und es war Sonntag, weshalb wir nur wenige unserer Fans trafen. Zum Glück! Nicht, dass ich unsere Fans nicht mochte, aber es war auch ganz schön, mal relativ schnell, von einem Ort zum anderen zu kommen, ohne von ihnen überrumpelt zu werden. Fast fünfzehn Minuten später waren wir am Haus von Edwards “Brieffreundin“ angekommen.

Mir kam das Haus irgendwie bekannt vor, doch mir wollte einfach nicht einfallen woher. Vorsichtig klingelte Edward und wartete auf eine Antwort aus der Sprechanlage. Er sah mich unsicher an, denn er wusste ja nicht, wie sie reagieren würde. Ich konnte ihn verstehen. Doch statt zu fragen, wer da vor der Tür stand, wurde die Tür nach einigen Augenblicken einfach schwungvoll geöffnet. Mich traf der Schlag.

-Jerricas Sicht-
„Oh mein Gott! Es ist fünf Uhr morgens oder so. Wer kann das sein?!“, verschlafen, tapste meine Schwester, nach dem es an der Haustür geklingelt hatte. Ich musste schmunzeln, denn ihre Haare standen ihr zu Berge und sie rieb sich verschlafen die Augen. Vermutlich sah ich selber auch nur wenig besser aus. Ich zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung, aber falls es dich beruhigt: Es ist schon 5.30 Uhr, nicht erst fünf!“ „Hahaha!“, Darry rollte mit den Augen, „Klugscheißer!“, meinte sie und schlürfte aus meinem Zimmer. Ihr hellblauer Morgenmantel schleifte auf dem Boden. Irgendwann hatte sie sich mal angewöhnt so etwas zu tragen. Man könnte ja unerwartet Besuch bekommen. Ja klar!

„Hey!“, rief ich ihr hinterher. „Was?!“, genervt drehte sie sich zu mir um. „Na willst du nicht aufmachen?!“ Sie schüttelte den Kopf: „Ne, mach du mal!“, mit diesen Worten schloss sie die Tür hinter sich. Kurz darauf steckte sie ihren Kopf jedoch wieder durch den Türschlitz: „Du Jerry?!“ Ich sah auf: „Was ist?!“ Sie lächelte freundlich: „Happy Birthday!“, sagte sie ruhig. Ich lächelte zurück: „Dir auch, Darry.“ Dann verschwand sie wieder in ihrem Zimmer und es war an mir, die Tür zu öffnen, um zu erfahren, wer davorstand. Warum musste immer ich das machen?!

Unsere Eltern und Geschwister schienen noch zu schlafen, denn im Haus war es ruhig. Schlaftrunken tappte ich die kalte Holztreppe hinunter. Es klingelte ein weiteres Mal. „Ja, ja. Ist ja gut. Ich komm doch schon!“, keifte ich die Tür an. Ohne zu fragen, wer da um Einlass bat, öffnete ich die Tür. Das erste, was ich sah, waren wilde, blonde Haare und ein breites Grinsen, auf den Lippen meines Gegenübers. Ich strahlte ihn überglücklich an und umarmte ihn freundschaftlich. Er erwiderte die Umarmung schnell. „John!“, quiekte ich fast vor Begeisterung, „Schön dich wiederzusehen!“ Ich schlug die Lider auf und sah in die geschockten Augen von… John. Moment!

Das war doch gar nicht möglich, schließlich umarmte ich ihn gerade. Verdammt! Ich sah doppelt. Ich löste mich aus der Umarmung und John –oder wen auch immer ich gerade umarmt hatte- schaute mich verwirrt an. Ich schluckte. Was war hier los? Die Person, die hinter “John“ gestanden hatte, machte einige Schritte auf mich zu. Nachdem er sich wieder gefangen hatte, fing er an zu grinsen: „Ich bin John!“, meinte er dann. Ich nickte verwirrt. Er zeigte auf sein Ebenbild: „Das ist… Ed“, erklärte er. Endlich verstand ich.

Sein Zwillingsbruder! Ich hatte nicht daran gedacht, dass sie eineiige Zwillinge wären. Ich schüttelte freundlich Eds Hand. „Hey Ed. Schön dich kennen zu lernen“, ich kam mir vor, wie eine Geschäftsfrau. Ed warf seinem Zwillingsbruder einen fragenden Blick zu. Ich bemerkte, wie John kaum merklich mit den Schultern zuckte und grinste. Ed schüttelte den Kopf, um sich wieder zu fangen, dann machte er den Mund auf: „Ich ähm… ich wollte zu Darleen!“ „Na ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist, weißt du. Sie ist ein Morgenmuffel!“ „So wie ich!“, grinste John hinter seinem Bruder. „Bitte!“, Ed schmollte fast, sodass ich ihm seinen Wunsch einfach nicht abschlagen konnte. „Naja gut. Ich werde mal sehen, was sich machen lässt, okay?! Wartet hier!“ Ich schloss die Tür, ehe die Zwillinge etwas dagegen sagen konnten und lief hoch zu Darleens Zimmer.

-Johns Sicht-
Geschockt drehte sich Edward zu mir um: „Was ist gerade passiert?!“ Ich lächelte leicht: „Sie ist das Mädchen, das ich gestern kennen gelernt habe.“ Edward schmunzelte. Sie kannte uns wohl tatsächlich nicht. Sonst hätte sie uns bestimmt mühelos auseinanderhalten können. Stattdessen hatte sie einfach Edward umarmt und ihn für mich gehalten. Ich musste schmunzeln, wenn ich daran dachte. Ich packte meinen Zwilling an den Schultern: „Darry. Sie hat immer wieder von einer Darry geredet. Ihrer Zwillingsschwester! Darry. Darleen. Edward…“, ich schüttelte ihn, als wäre er eingeschlafen und ich wollte ihn wecken. „Es sind Zwillinge. Wir werden Zwillinge treffen!“, ich war aus irgendeinem Grund überaus aufgeregt deswegen. Edward fing an zu lächeln: „Da sieht man mal wieder, dass wir beide auf denselben Typ von Mädchen stehen, was?!“, er grinste mich nun frech an. Ich nickte. Ich war so unheimlich froh, Jerrica wiederzusehen, auch wenn ich nicht wusste, ob der Beinahe-Kuss noch zwischen uns stand. Die Tür öffnete sich einen Spalt, doch was dahinter hervorkam schockte sowohl mich, als auch meinen Bruder ein wenig.

-Jerricas Sicht-
Ich war mittlerweile vor dem Zimmer meiner Schwester angekommen. Zaghaft klopfte ich an. Ich hätte schließlich auch nicht gewollt, dass sie einfach so in mein Zimmer kam. Ich vernahm ein Brummen, aus dem Inneren von Darrys Zimmer. Ich nahm das als Einladung einzutreten und öffnete die Tür einen Spalt. Sie hatte die Vorhänge zugezogen und ihr Zimmer war in vollkommen in Dunkelheit gehüllt. „Darleen“, sprach ich leise auf sie ein, doch sie brummte nur zurück: „Lass mich! Älter werden kann ich auch später!“, sie fing leise an zu kichern, eh ihr bewusste wurde, dass es einen Grund geben musste, wieso ich ihr Zimmer betrat. „Was ist los?!“, fragte sie mich schließlich. „Da ist jemand, der dich sehen will“, ich kam mir vor, wie unsere Mutter als ich das aussprach. „Wer? Ron? Eve? Logan? Ashley? Leonie? Cynthia? Mary-Ann? … Wen gibt’s denn noch?!“, zählte sie ihre Freunde auf, stoppte dann aber, als sie bemerkte, dass ich nichts erwidert hatte. „Nein! Es ist keiner von deinen Freunden. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob du ihn kennst!“, informierte ich sie. Sie stöhnte: „Welcher Unbekannte verlangt von mir so früh aufzustehen?!“, quängelte sie und rappelte sich auf. Ihren Morgenmantel hatte sie ausgezogen. Langsam und schlaftrunken, tapste sie gemeinsam mit mir die Treppe runter. Ich öffnete vorsichtig die Tür, als könnte sie im nächsten Moment zerbrechen.

-Edwards Sicht-
Jerrica sah wirklich wunderschön aus. Ihre blonden Haare, glänzten in der Morgensonne fast gold und ihre Augen waren blau wie das Meer. Sie war genau mein Typ. Und es freute mich, dass sie eine Zwillingsschwester hatte. Darleen. Langsam wurde die Haustür wieder geöffnet. Doch was mich hinter ihr erwarten sollte, hätte ich nicht erwartet.

Breit grinsend stand Jerrica in der Tür. Ihre, vom schlafen, zerzausten Haare, hatte sie über ihrem Kopf zu einem großen Dutt gebunden. Die meisten ihrer Haare standen aber frech davon ab. Sie trug ein weites rotes T-shirt, auf dem stand: „Party all day. Sleep all night.“ Ihre Beine bedeckte eine blaurotgelbgestreifte(word zeigt das nicht als Fehler an!) Hotpants. Ihre Füße waren nackt. Und insgesamt sah sie noch etwas verschlafen, aber glücklich aus. Es war doch Jerrica, oder?! Was wenn nun schon Darleen vor mir stand und ich es nicht einmal bemerkte?!

Meine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als hinter Jerrica auf einmal ein zweites Mädchen auftauchte: „Und wer ist da jetzt?!“, fragte sie verschlafen, während sie Jerrica ansah, die nur mit der Hand auf mich und John zeigte. Ich musterte sie. Ihre langen, schokobraunen Haare, hingen ihr in leichten Wellen über die Schulter, sie waren ein wenig zerzaust ebenso, wie die von Jerrica. Sie hingegen hatte aber ein weißes enganliegendes Top an und eine schwarze lange Pyjamahose. Auch ihre Füße waren unbedeckt. Und mit ihren großen kastanienbraunen Augen sah sie mich und John fast erstaunt an.

Ich schaute ein wenig hilflos zu Jerrica. Sie schien das zu bemerken und meinte, auf die Person zeigend: „Das ist mein geliebtes Schwesterchen Darry! Auch bekannt als Darleen, wenn du so willst.“ Sie grinste über das ganze Gesicht. Ich schluckte und Darleen tat es mir gleich. Sie sagte kein Wort, bis sie plötzlich: „Du Jerry. Ich glaub, wir müssen da schnell mal was besprechen!“, zu ihrer Schwester zischte und schon wieder die Tür vor unseren Köpfen zugeknallt. John und ich sahen uns hilflos an, dann fingen wir an zu grinsen. „Selber Geschmack, ich merk schon!“, meinte John schließlich kichernd, als die Tür auch schon wieder aufgemacht wurde und wir nach einem kurzen Schwatz von Darry und Jerry –wie sie sich zu nennen schienen- mit ins Haus gezogen.

Sie waren die wohl verschiedensten Zwillinge, die ich je getroffen hatte, und das lag nun wirklich nicht nur an ihrem Äußeren.

-Darleens Sicht-
„Verdammt Jerry. Weißt du wer das ist?!“, ich war völlig aus dem Häuschen, sodass meine Stimme fast abbrach. Sie nickte: „Ja klar! Das sind John und Ed. Ich hab John gestern im Park getroffen... also mit dem Fahrrad…“, sie schaute ein wenig bedrückt auf den Boden: „Hä? Wie meinst du das?!“ Sie starrte weiterhin Löcher in den Boden, antwortete aber trotzdem sehr leise: „Naja. Ich hab ihn ein wenig angefahren… mit dem Fahrrad und so… weißt du?!“, auf einmal fing sie ein wenig an zu kichern. Ich konnte es nicht glauben: Meine Schwester hatte John Grimes angefahren! Ich atmete einmal tief durch: „Oh. Mein. Gott. Jerry ist dir klar, wer genau da vor der Tür steht?! Das sind John und Edward von …“, weiter kam ich nicht, denn ich wurde von meinem Zwilling berichtigt: „Ed, Darry. Er heißt nur Ed! Nicht Edward!“ Ich sah sie fragend an, doch sie lächelte nur und starrte in der Gegend rum. „Na wie dem auch sei…“, meinte sie schließlich, „wir sollten unsere Gäste nicht warten lassen!“, mit diesen Worten öffnete sie die Tür wieder ohne, dass ich etwas erwidern konnte und zog John und Edward GRIMES in unser Haus. Ich konnte es noch immer nicht glauben.

~Irgendwie sagt mir keiner die Wahrheit...~
-Jerricas Sicht-
Nachdem wir den Jungs wieder die Tür geöffnet hatten, begaben wir uns alle zusammen in die offene Wohnküche. Verschlafen rieb ich mir noch einmal die Augen, ehe ich John und Ed glücklich anlächelte: „Wollt ihr auch Cornflakes?!“, fragte ich sie, während Darry und ich ungefähr zehn verschiedene Packungen, der süßen Frühstücksflocken, vom Küchenschrank runterholten. Gierig nickten die beiden: „Oh ja!“, meinte John strahlend und untersuchte die Verpackungen gründlich, „Edward wollte ja unbedingt ganz schnell hier her und wegen ihm musste ich das Frühstück ausfallen lassen!“, tadelnd sah er seinen Zwilling an. Ed schien rot zu werden, dass ließ mich schmunzeln.

Schwungvoll drehte sich Darry um. Sie hat bis jetzt nicht ein einziges Mal den Mund aufgemacht, doch nun schien sie doch aufmerksam geworden zu sein: „Achso… wieso wolltest du denn so schnell her? Und wieso seid ihr überhaupt hier?!“, fragte sie und sah Ed gespannt an. Er zögerte und wurde noch ein wenig röter, als vorher. Doch statt endlich zu antworten, hielt er Darry eine bunte Plastiktüte hin. Fragend sah Darry ihn an, doch er deutete ihr nur in die Tüte zu gucken. Die beiden schienen sich ziemlich gut zu kennen, ich fragte mich bloß woher.

Ich linste meiner Schwester über die Schulter, um zu erkennen, was sich in dem Beutel befand. John kicherte. Was war denn so lustig? Ich wollte Eds Gesichtsausdruck sehen, doch der schien den Fußboden auf einmal sehr interessant zu finden. Schließlich zog Darleen einen kleinen, in schwarzes Papier mit bunten Punkten drauf, eingewickelten Karton. Darauf lag eine Karte. Es waren zwei Schmetterlinge darauf, ein kleiner Grüner und ein größerer Blauer. Darry liebte Schmetterlinge. Ed schien sie sehr gut zu kennen. Auf der rechten Ecke stand eine große 18. Und auf dem Boden stand in hellblauen Buchstaben: „It’s Independence Day! Happy Birthday- genieße das Leben in vollen Zügen." Ich schmunzelte, meine Schwester tat es mir gleich. Darleen klappte die Karte auf und sah gespannt in ihr Inneres.

„Vorlesen! Vorlesen!“, forderte John Darry, glucksend vor Freude, auf. Sie zuckte darauf hin nur knapp mit den Schultern und las laut vor: „Happy Birthday, Darleen. Edward…“, sie stoppte. „Weiter!“, schrie John, wie ein aufgeregtes Kleinkind.

„Das war’s!“, meinte Darry ruhig, ohne aufzusehen. „Was?!“, quiekte er entsetzt und riss Darry die Karte aus der Hand. Er überflog den Inhalt und sah dann geschockt auf. „Was?!“, kreischte er erneut, an Edward gerichtet. Seine Augen waren geweitet, doch Edward starrte noch immer mit knallrotem Kopf auf den Boden: „Dafür… hast du gestern geschlagene 20 Minuten gebraucht?! Deswegen konnte ich nicht schlafen?!...“, ich nehme an, John wollte noch etwas sagen, doch sein Bruder beendete sein Reden, mit einem ängstlichen Nicken.

John funkelte ihn wütend an, doch dann sah er wieder zu Darleen und mir und grinste breit: „Na los. Pack aus!“, meinte er und zeigte auf den bunten Karton der vor Darry lag. Meine Schwester zog ihn zu sich ran, und machte sich daran vorsichtig, dass Klebeband vom Papier zu lösen. „Aufreißen! Aufreißen!“, forderte ich und John stimmte sofort mit ein, wobei er mich frech angrinste. Darry rollte nur mit den Augen, tat dann aber doch, was wir von ihr verlangten. Unter der Verpackung kam ein schlichter weißer Schuhkarton zum Vorschein. Mach’s nicht so spannend!, dachte ich mir und es war John, der es aussprach. Schnell nahm Darleen also den Deckel vom Karton und legte ihn neben sich. Als ich endlich einen Blick, auf den Inhalt erhaschen konnte, stand nicht nur ihr, sondern auch mir der Mund offen. John fing derweil an zu kichern und auch Ed gab endlich eine Regung von sich, indem er mit einstimmte, jedoch viel leiser als sein Bruder.

Knallbuntschimmernde Sneakers. Wow. Das waren die wahrscheinlich coolsten Schuhe, die ich je gesehen hatte. Nach einer gefühlten Ewigkeit, brachte Darry ein erstauntes „Wow!“ über die Lippen. Ich schaute auf und sah, dass John anfing rum zu glucksen. „Also gefällt’s dir?!“, fragte Ed leise, an Darleen gewandt. Sie nickte sprachlos. Dann ging sie zu ihm rüber und umarmte ihn dankend. Ich konnte sehen, wie Eds Gesicht eine rötliche Färbung annahm. „Hey!“, kam es beleidigt von John, „ich will auch umarmt werden! Ich hab’s schließlich ausgesucht!“, quängelte er und breitete die Arme aus. Lachend tat Darry ihm diesen Gefallen.

„Nicht du solltest rummeckern, sondern ich!“ John und Ed sahen mich verwirrt an: „Wieso?“ „Naja. Ich hab doch heute auch Geburtstag!“ John erschrak beinahe: „Was tatsächlich?! Achso stimmt… ihr seid ja Zwillinge.“ Darry und ich nickten. „Das wusste ich nicht“, meinte John unschuldig. Stimmte ja auch. „Und Darleen hat mir nichts davon erzählt!“, erklärte Ed mir. Ich sah Darry fragend an. Wie meinte er das?!

„Sagt mal… woher kennt ihr euch eigentlich?!“, fragte ich sie schließlich, gespannt, auf die Geschichte, die sie mir gleich auftischen würde. Sie holte tief Luft und dann fing sie an, zu erzählen: „Ich hab mich irgendwann entschlossen, ihnen“, sie zeigte auf die beiden Zwillinge, „einen Brief zu schreiben. Ich habe eigentlich nur damit gerechnet, als Antwort einen Autogramm zu kriegen. Ich hatte nicht einmal gedacht, dass sie ihn richtig durchgelesen hatten, doch ein paar Wochen später, bekam ich dann eine Antwort. Ganz ausführlich. Jede einzelne Frage meinerseits hatten sie beantwortet. Oder besser gesagt ER!“, ganz klar, damit meinte sie Ed, „Und Fragen haben sie auch noch gestellt. Also musste ich wohl oder übel noch einen Brief schreiben, um ihre Fragen zu beantworten. Das ging mehrere Wochen so, bis ich bemerkte, dass sie mir gar nicht beide schrieben, sondern nur ER. So haben wir bestimmt ein halbes Jahr geschrieben. Und letzte Woche habe ich einen Brief abgeschickt, in dem stand, dass ich heute Geburtstag habe. Und da ist er anscheinend hergekommen“, beendete sie ihren Vortrag und lächelte glücklich.

„Wieso hast du nicht mit einer Antwort gerechnet? Was meinst du mit Autogramm? Woher weißt du überhaupt ihre Adresse?! Wieso ist es eigentlich so erstaunlich, dass sie selber Fragen gestellt haben? Und was am wichtigsten ist: Wieso hast du nichts von mir erzählt?!“, löcherte ich sie daraufhin mit Fragen, da ich noch immer nicht ganz verstand. „Na tu mal nicht so, als ob du jedem von mir erzählen würdest“, meinte sie nur knapp und ignorierte somit gekonnt meine restlichen Fragen. „Natürlich!“, schrie ich gekränkt, „John habe ich schließlich auch von dir erzählt!“ John nickte beipflichtend, doch ich merkte schon wie sich die Tränen in meinen Augen sammelten. Bevor mich noch jemand weinen sehen konnte, rannte ich hoch in mein Zimmer. „Jerry!“, rief Darry mir geschockt hinterher, doch ich hatte die Tür hinter mir schon längst abgeschlossen.

Ich hörte, wie die Anderen die Treppe raufpolterten und wie die Wilden gegen die Tür klopften und immer wieder auf mich einredeten, doch das war mir egal. Ich wollte meine Ruhe. Ich schaute auf die Uhr, die an meiner Wand hing. Sieben Uhr. Ich schaute an mir herunter. Verdammt! Noch immer noch meinen Schlafanzug an. Vielleicht sollte ich mir ja doch so einen Morgenmantel zulegen, wie Darry ihn hatte. Noch immer wurde wie wild an meine Tür geklopft, doch ich ignorierte es gekonnt. Ich brauchte einen kühlen Kopf und außerdem sollte ich mich auch langsam mal fertigmachen. Schließlich kamen in zwei Stunden schon die ersten Gäste. Und ich wollte nicht aussehen, wie eine Vogelscheuche. Ich zog mich also aus und stellte mich unter die kalte Dusche. Wie praktisch es doch war, ein Bad im Zimmer zu haben! Bevor ich das getan hatte, hatte ich aber noch schnell mein Radio im Bad postiert, damit ich nun die Musik ganz laut aufdrehen konnte, um auch beim Duschen meine Lieblingsmusik zu hören. Five colours in her hair von meiner Lieblingsband Mc Fly erfüllte das ganze Haus. Wundervoll! Immer, wenn ich ihre Musik hörte, erinnerte mich das an unsere Heimat. Gedankenverloren ließ ich das kalte Wasser auf meinen Körper niederprasseln, als mir nach einer ganzen Weile bewusst wurde, dass ich mich vielleicht mal wieder von meiner geliebten Dusche trennen sollte. Ich stellte also das Wasser ab und hüllte mich in ein Handtuch.

Vor meinem Kleiderschrank angekommen öffnete ich die großen Flügeltüren und machte mich daran, zu überlegen, was ich heute anziehen würde. Ich entschied mich für das, so ziemlich einzige, Kleid in meinem Schrank. Es war schwarz, luftig und ging mir ungefähr bis zu den Knien. Die Taille umspielte ein weißes Seidenband. Am Ausschnitt war es ebenfalls weiß und wurde im Nacken zusammengebunden. Da mir das insgesamt aber ein wenig zu langweilig und grau war, zog ich dazu meine knallroten Chucks an. In flachen Schuhen fühlte ich mich einfach wohler. Ich brauchte einfach immer ein bisschen Farbe in meinem Leben, sonst war ich deprimiert. Meine Schwester war da ganz anders. Sie liebte es zwar auch farbig, doch sie würde das nie in der Öffentlichkeit zeigen, sie war lieber die graue Maus und einfach nur langweilig.

Meine Haare kämmte ich schnell durch, dann schob ich einen roten Haarreifen, mit Schleife dran, hinein. Passend, zu den Schuhen an meinen Füßen. Wo war denn eigentlich meine Brille?! Fragend sah ich mich um, doch mir wurde bewusst, dass mir keiner helfen, konnte, da ich ja alleine hier in meinem Zimmer war. Schließlich fand ich sie auf meinem Nachtisch. Natürlich! Da legte ich sie ja auch immer ab, bevor ich schlafen ging. Ich schlug mir mit der flachen Hand gegen den Kopf. Schnell setzte ich sie auf und betrachtete mich noch einmal . Eigentlich hatte ich damals eine bunte Brille gewollt, doch meine Mutter hatte gemeint, ich solle wenigstens etwas Neutrales an mir haben und nicht völlig rumlaufen, wie ein Papagei. Ich hatte mich also für eine schwarze Brille entschieden. Und ich musste zugeben: Ich liebte meine Nerdbrille! Zufrieden, trat ich vom Spiegel weg und verließ mein Zimmer wieder.

„Jerry!“, rief Darry aufgeregt und kam auf mich zugerannt. „Alles wieder gut?!“, fragte sie mich schmollend. „Klar!“, meinte ich grinsend und wir fielen uns in die Arme. Ich konnte ihr nie lange böse sein. Dazu hatte ich auch keine Lust, denn wenn man zusammen unter einem Dach wohnte, war es nicht leicht, dem jeweils Anderen aus dem Weg zu gehen. Um das zu vermeiden, stritten mein Zwilling und ich uns einfach nicht. Ed und John lächelten uns glücklich an. Doch auf einmal schienen John fast die Augen aus dem Kopf zu fallen.

„Oh mein Gott, Jerrica!“, meinte er und ich schaute ihn geschockt an. Was hatte ich falsch gemacht?! „Du siehst wundervoll aus!“, erläuterte er schließlich, sodass mir beinahe ein Stein vom Herzen fiel. „Danke!“, erwiderte ich verlegen und wurde auch gleich ein wenig rot um die Nase. Schon wieder! Wieso passierte mir das nur in letzter Zeit so oft? „Aber was ist mit deinem Arm passiert?!“, meinte Ed geschockt. Und ich sah an mir herab.

An besagtem rechten Arm prangte ein quietschgelber Verband. Ich zuckte mit den Schultern: „Naja. Das ist von gestern. Als ich John getroffen hab!“, meinte ich grinsend. Zum Glück war er nur verstaucht gewesen und so musste ich nur eine Weile so einen Verband tragen und kam um einen Gips herum. Auch John fing an zu grinsen und zeigte auf den Verband an seiner Hand, wohl um seinem Bruder wieder ins Gedächtnis zu rufen, wovon er ihm gestern erzählt hatte. Davon ging ich zumindest aus, denn dieser nickte daraufhin verständnisvoll.

Ich sah auf meine Armbanduhr: „Noch ‘ne halbe Stunde, Darry. Willst du dich nicht mal fertig machen?!“, fragte ich meine Schwester. „Oh Mist, stimmt ja!“, aufgebracht rannte sie in ihr Zimmer. „Na toll!“, schrie sie durch die geschlossene Tür, „jetzt hast du dich so aufgedonnert und ich sehe aus wie ‘n Penner!“ , rief sie mir zu, woraufhin ich grinsen musste. John und Ed stimmten mit ein. Nach zwanzig Minuten verließ sie das Zimmer wieder und drehte sich stolz vor uns.

Uns allen klappte der Kinnladen runter. Sie hatte ein wunderschönes, weißes, enges Kleid an, das ihr bis zu den Knien ging. Es war schulterfrei und an der Brust, sowie am Saum, waren winzige bunte Blüten aufgestickt. Ihr Haare hat sie mit Absicht zu einem wüsten Zopf geflochten, welcher ihr über die Schulter hing. An ihrem Handgelenk hingen mehrere goldene Armreifen. Wir kamen aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Ich hatte meine Schwester noch nie so schön gesehen vor allem, weil nicht nur ich sondern auch sie, nicht sehr oft Kleider trugen. Plötzlich fiel mein Blick auf ihre Füße und ich musste feststellen, dass sie gar keine Schuhe anhatte. „Sag mal barfuß ins Kino, oder was?!“, fragte ich sie verwirrt. Doch sie schüttelte nur den Kopf und rannte nach unten in die Küche.

„Kino?!“, fragte John aufgeregt, während ich Darry hinterher sah. Ich nickte: „Ja, wir gehen irgendwie jedes Jahr am Geburtstag ins Kino. Was soll man auch sonst machen im Oktober…“,erklärte ich und er grinste seinen Bruder frech an, eh er mit den Schultern zuckte. „Sagt mal… wollt ihr eigentlich mitkommen?!“, fragte ich sie, während ich Darry in die Küche folgte. „Nein, wir…“ „Klar wollen wir mit!“, unterbrach John seinen Bruder freudig, welcher ihn entsetzt ansah. Er zuckte nur knapp mit den Schultern. Ich wollte zu gerne wissen, was er hatte sagen wollen, aber ich nahm John einfach beim Wort.

In der Küche angekommen sah ich, was Darry vorhatte. Sie war dabei in die Schuhe zu schlüpfen, die Ed ihr geschenkt hatte. Sie passten einfach perfekt zu ihrem blütenweißen Kleid. Auch sie möchte lieber flache Schuhe. Zufrieden grinste sie, als auch schon die ersten Gäste an der Tür klingelten. Freudig empfingen wir sie.

Unsere Eltern und Geschwister waren mittlerweile auch schon aufgestanden. Als alle da waren wurden uns unsere Geschenke überreicht und wir packten sie aus. Wir bekamen haufenweise Klamotten und Süßigkeiten. Außerdem überreichten uns unsere Eltern unsere Führerscheine, mit denen wir nun endlich auch alleine fahren konnten. „Wer sind denn eigentlich diese schmucken jungen Männer da drüben?!“, fragte uns unsere Mutter plötzlich.

Ich rief sie zu uns und stellte sie vor. „Das ist John. Und das Ed!“, erklärte ich und zeigte auf die beiden. Freundlich schüttelten sie unserer Mutter die Hand. Als auch schon Ally und Avery angerannt kamen und mir und Darleen um den Hals fielen. Freudig schleuderten wir sie in der Luft rum. Ich Avery und Darry Ally. Sie trugen beide das Gleiche. Wie immer, denn sie waren eineiige Zwillinge, nicht so, wie Darry und ich. Ihre blauen Tüllkleider wehten im Wind, während wir uns mit ihnen in den Armen drehten, bis uns schwindelig wurde. Beide hatten einen breiten Haarreifen, im nussbraunen, polangen Haar, mit einer großen blauen Schleife drauf. Und an ihren kleinen Füßen, waren hellblaue Lackschühchen. „Happy Birthday, Darry und Jerry!“, quiekten sie fröhlich im Chor. Wir bedankten uns freudig bei ihnen und ich verwuschelte Avery zum Spaß das Haar. „Und wer ist das?!“, meinte Ally und zeigte auf John.

„Hey, Kleine! Ich bin John. Und wie heißt du?!“, er beugte sich zu ihr runter und reichte ihr die Hand, doch sie wich zurück. Sie war skeptisch, denn normalerweise kannte sie alle von Darrys und meinen Freunden. „Das ist Ally! Und das ist Avery!“, erklärte ich John und schob die beiden in seine Richtung, welche ihn immer noch kritisch beäugten. „Mach irgendwas Lustiges!“, forderte ich ihn auf, denn damit konnte man die beiden immer überzeugen. Also fing er an eine Spagat zu machen, einen Flick-Flack und einen Handstand. Die Zwillinge strahlten ihn an und klatschten glücklich. Er hatte sie also überzeugt.

Noch immer strahlend fielen sie ihm nun in die Arme, als Averys Blick weiterwanderte und sie Ed erblickte. Ihr Augen wurden groß. Dann sah sie wieder zu John und noch einmal zu Ed. „Ist das dein Zwilling?!“, fragte sie Ed vorsichtig und er nickte lächelnd. Sie nickte ernst, dann tippte sie Ally an und zeigte stumm auf Ed. „Noch ein Zwilling!“, kreischte sie glücklich und rannte in Eds Arme, dichtgefolgt von Avery.“Und wie heißt du?!“, fragte Ally ihn, als sie sich fest von ihm drücken ließ. „Edward!“, meinte er mit sanfter Stimme. Wieso sagte er den Edward?! Naja vielleicht fand er das schöner. „Dürfen wir dich Eddie nennen?!“, fragte Avery schüchtern. Er wollte gerade den Mund aufmachen, um etwas zu sagen, als Ally fröhlich herum gluckste: „Oh ja! Eddie! Eddie! Eddie!“

Ich merkte, dass er das nicht so super fand, doch Ed ließ sich schließlich weichkriegen und willigte ein. John lächelte mich fröhlich an: „Wie süß!“ Ich nickte. Oh ja, das waren sie. „Und dich nennen wir Johnny!“, legte Avery fest und grinste John frech an. „Tja…“, er zuckte mit den Schultern, „da werde ich wohl nichts gegen machen können…“, er lachte laut auf, doch Ally und Avery nickten ernst, eh sie ebenfalls zu lachen anfingen, da sie von Ed durch gekitzelt wurden.


„Hey Darry, ist das nicht…“ „Der von…“ , schnappte ich plötzlich ein paar Wortfetzen auf. Ich sah mich um, woher die Stimmen kamen. Darry war umzingelt von ein paar Mädchen, die sie mit Fragen löcherten. Sie nickte nur stumm. „Oh mein Gott. Ich liebe ihr Musik.“ „Und ihre Haare erst.“ „Ja, wie machen die das nur?!“ „Es gibt Videos in denen sie das zeigen!“ Ich versuchte, mit zubekommen, was sie da redeten. „Oh ja ich liebe Edward und …“

Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter und drehte mich um. Ich bekam nicht mehr mit, wovon Darry und ihre Freundinnen reden. „Hey Jerrica!“, es war John, er grinste mich freundlich an. „Hey!“ „Sag mal, was gucken wir eigentlich?!... Also im Kino…“ „Ich weiß nicht. Wir wollten das vor dem Kino entscheiden, aber ich finde Bad teacher hört sich ganz gut an. Hast du den schon gesehen? Ist ja schließlich schon eine ganze Weile draußen.“ Er nickte: „Ja hab ich. Aber ist ja nicht so schlimm.“ „Und? Ist er gut?“ Er nickte erneut: „Oh ja. Der ist echt lustig.“ „Gut. Dann sollten wir uns vielleicht mal auf machen, zum Kino!“

John war einverstanden und ich begann alle zusammenzutrommeln. Wir fuhren mit dem Auto hin. Ich, meine Freunde und John in dem Auto, was Darry und mir gehörte. Und sie, ihre Freunde und Ed in dem Auto unserer Eltern. Im Kino angekommen verteilten wir Popcorn und Getränke an alle und gingen in den Saal. Wir setzten uns in die hinterste Reihe und ich fing sofort an, dass Popcorn in mich hinein zuschaufeln, obwohl noch nicht einmal die Werbung angefangen hatte.

Mir wurde klar, dass das Gezuckerte Korn den Anfang des Filmes nicht mehr erreichen würde. Plötzlich ließ John sich neben mich sinken. Mit Popcorn im Mund grinste ich ihn an. Er lachte auf. Neben mir saß mein bester Freund Ron. Auch er stopfte sich mit Popcorn voll. Ich musst schmunzeln, über diese Tatsache. Er und ich waren uns einfach so ähnlich, dass es schon manchmal fast merkwürdig war.

Endlich begann der Film und wir konnten uns schon bald vor Lachen nicht mehr einkriegen, aber Ron und ich lachten auch echt über jeden Scheiß. John lachte auch, doch ich merkte aus dem Augenwinkel, wie er mich immer wieder ansah. Ich sah mich im Kino um und stellte fest, dass Darry neben Ed saß. Ach wie süß. Ich freute mich so für die beiden, auch wenn ich die Sache mit den Briefen noch nicht so ganz verstanden hatte. Irgendwann wurde ich schläfrig und kuschelte mich an Rons Schulter. Ich sah genau, wie John mich skeptisch ansah, doch das hinderte mich nicht daran im Kino einzuschlafen. Das war auch nicht das erste Mal. Irgendwann, würde ich sachte hin und her gerüttelt. „Aufwachen, meine Süße!“, sprach eine sanfte Stimme auf mich ein. Verschlafen öffnete ich die Augen und sah in das Gesicht von…

~Irgendwann... endlich!~
-Johns Sicht-

Der Film war endlich

zu Ende. Ich hatte die ganze Zeit kaum darauf geachtet, was dort auf der großen Leinwand passierte. Erstens kannte ich den Film ja schon und zweitens starrte ich Jerrica die ganze Zeit über förmlich an ohne, dass ich es wollte.

Sie hatte sich an den braunhaarigen Jungen neben sich gelehnt und war vermutlich eingenickt. Sie sah so friedlich wenn sie schlief, aber war das nicht bei jedem so?! Wer war dieser Kerl?!

Irgendjemand hatte mir erzählt, dass er Ron heißt. Ein guter Freund von Darry und Jerry(wie sie alle ihre Freundinnen und Freunde nannten). Pah! Wie sich so an ihn ran kuschelte, sah er nach mehr aus, als ein nur einem guten Freund.

Der Film war schon längst zu Ende, doch Jerrica schlief noch immer, eng an diesen Ron gekuschelt, im Kinositz.

„Aufwachen meine Süße!“, kam es da auf einmal von rechts. Ich drehte mich in die Richtung, aus der die Stimme kam und musste feststellen, dass es Ron war.

Jerrica lächelte ihn glücklich und leicht verschlafen an. Doch was dann passierte ließ mich erst zu Eis erstarren und dann wie Kohle glühen.

Jerrica gab diesem Ron doch wirklich einen Kuss auf die Wange und sprach ihn mit Süßer an. Das hielt ich nicht mehr aus, so schnell ich konnte verließ ich das Kino. Raus! Ich brauchte frische Luft. Wut stieg in mir hoch. Wieso war ich wütend?! Oder war es Eifersucht? Nein! Wieso denn auch? Weil Jerrica gerade diesen Ron geküsst hatte? Nein! Ich kannte sie ja kaum, also wieso sollte ich mich so darüber aufregen?

Ich atmete einige Male tief ein und aus und redete mir dann ein, dass ich mich beruhigt hatte, denn nun verließen auch die Anderen das Kino. Edward sah mich fragend an, doch ich ignorierte ihn einfach. Er würde mich später sowieso noch ausfragen.

Endlich

verließen auch Ron und Jerrica das Kino. Als Letzte! Sie hatte ihren Arm um seine Taille geschlungen und sein Arm ruhte auf ihren Schultern. Ich drehte mich schnell weg, ich wollte nicht, dass irgendjemand sah, wie wütend ich war.

Nachdem sich dann also alle draußen versammelt hatten, teilten wir uns in Grüppchen auf und fuhren mit den Autos der Mädchen zu ihnen nach Hause. Wie schon auf der Hinfahrt saß ich in einem Auto mit Jerrica. Worauf ich nun aber wirklich keine Lust hatte. Also sah ich die ganze Zeit über aus dem Fenster.

Als wir endlich

bei ihnen zu Hause angekommen waren, lief ich sofort zu Edward. Ich wollte weg hier. Ich wollte nicht länger hier bleiben. Wozu auch?!

„Hey Ed. Können wir dann nach Hause?!“ „Nein. Ich will noch nicht weg.“, er lachte amüsiert, da er nebenbei mit Darry sprach.

„Aber ich will, Edward!“, ich zerrte an seinem Ärmel, als müsste ich ganz dringend mal auf die Toilette.

Nun hatte ich seine Aufmerksamkeit. „Wieso den Brüderchen?!“, mitfühlend sah er mich an. Ich schmollte, in der Hoffnung, dass auch dieses Mal Taten mehr als Worte sagten, und er verstand. „Tja, Darleen. Sieht so aus, als müssten wir nach Hause gehen“, klärte er Jerricas Zwilling auf. Sie schien nicht so begeistert zu sein, nickte aber dennoch verständnisvoll und begleitete uns zur Tür.

„Hey Jerry. Sag Johnny und Eddy tschüss!“, rief sie ihrer Schwester zu. Langsam löste diese sich von Ron und kam zu uns getrottet. „Was? Ihr wollt schon gehen?!“ Eh Edward etwas sagen konnte, nickte ich ernst und reichte ihr die Hand. Sie blickte etwas verwirrt drein, als sie sie schüttelte. Dasselbe tat ich dann noch bei Darry. Damit war die Sache für mich abgehackt. Edward hingegen umarmte beide glücklich. Und dann konnten wir hier endlich

verschwinden.

„Hey John. Ich weiß, das dich irgendwas bedrückt also rück schon raus damit!“, meinte Edward als wir endlich zu Hause angekommen waren. „Es ist nichts!“, versicherte ich ihm, jedoch konnte ich mich nicht einmal selber davon überzeugen, dass das die Wahrheit war. „Wieso warst du dann auf einmal so wütend… und so abweisend Jerrica gegenüber?!“ Ich zuckte mit den Schultern.

„Bist du etwa eifersüchtig auf Ron… weil du dich in Jerrica verknallt hast?!“ „Nein!“, schrie ich ihn empört an…

Oder?!

~Irgendwie verhält sie sich komisch...~
-Darleens Sicht-

Eine Woche war seit unserem Geburtstag nun schon vergangen. Edward hatte mir seine E-Mail-Adresse gegeben und wir hatten jeden Tag miteinander geschrieben. Er meinte, dass John sich in letzter Zeit ziemlich eigenartig verhalten hatte. Doch er hatte nicht herausbekommen können, wieso. Es war noch ziemlich früh am Morgen, doch ich konnte mich nicht dazu bringen, wieder einzuschlafen, weshalb ich mich dazu entschloss runter in die Küche zu gehen.

In meinen Morgenmantel gehüllt und mit meinen Plüschlatschen an den Füßen erreichte ich diese schließlich auch, wo ich mir dann erst einmal kalte Milch in meine Lieblingstasse goss. Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen und meiner Tasse in der Hand ging ich zum Briefkasten im Vorgarten. Ich rechnete nicht damit irgendwas Interessantes darin zu finden, aber ich hatte ja sowieso nichts Besseres zu tun. Und zuerst behielt ich auch recht.

Rechnung, Rechnung, Werbung, Rechnung, Katalog, Brief von Edward, Werbung, Rechnung… Moment mal! Ein Brief von Edward?! Wieso schrieb Edward mir einen Brief?! Schnell ging ich wieder ins Innere des Hauses, da mir in meinem dünnen Morgenmantel ganz schön frisch wurde.

Dort angekommen machte ich mich sofort daran, den Brief zu öffnen. Es war eine Einladung. Eine Einladung zu ihrem Geburtstag. Ach ja. Das hatte ich ja völlig vergessen, die beiden hatten ja ebenfalls im Oktober Geburtstag. Ich las mir die Karte genau durch. Wie es schien, mussten sie an ihrem Geburtstag ein Konzert geben und sie hatten mich und Jerry eingeladen, zu kommen. Zusammen mit der Karte, befanden sich im Umschlag noch zwei Konzertkarten mit Backstage-Pässen. Gerade, als ich mir überlegen wollte, was ich ihnen(und vor allem Edward) schenken könnte, kam Jerry die Treppe runter gepoltert. „Hey Darry. So früh schon wach?!“, fragte sie mich, mehr als verschlafen. Ich nickte. „Was hast du denn da in der Hand?!“, meinte sie dann, während sie gerade den Kühlschrank aufmachte und nach etwas Essbarem zu suchen schien. „Das kam eben mit der Post!“, erwiderte ich und hielt ihr die Karte vor die Nase. Gemächlich nahm sie die Karte entgegen und las sie durch. „Aha!“, meinte sie dann gelangweilt und widmete sich wieder dem Inhalt des Kühlschranks. Ich machte eine krause Stirn: „Aha?! Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?!“ „Naja, ich kenn ja noch nicht mal diese Band… Jedward“, sprach sie in den Kühlschrank hinein. „Ähm Jerry?! Du weißt schon, dass…“, wollte ich ihr erklären, doch sie unterbrach mich: „Sag mal haben wir hier denn nichts vernünftiges zu essen im Haus?!“ „Öhm… doch. Wir haben noch Cornflakes“, meinte ich verwirrt und deutete auf den Hängeschrank, auf dem sie sich befanden. „Na bitte!“Sie hatte sich einen Stuhl zur Hilfe geholt und hangelte sich nun ihr Lieblingsfrühstück vom Schrank.

„Jerry! Darry!“, hörte ich plötzlich die quiekenden Stimmen der Zwillinge. „Ally! Avery!“, kreischten wir zurück. Die beiden Siebenjährigen kamen quietsch vergnügt angerannt und fielen uns in die Arme, als hätten sie uns monatelang nicht gesehen, aber das taten sie immer.

Nachdem wir ihnen Frühstück gemacht hatten, zogen sie wieder glücklich von dannen. Unsere Eltern waren schon früh weg, sie mussten ja schließlich arbeiten. Jerry und ich ließen uns im Wohnzimmer nieder und ich versuchte wieder auf unser erstes Thema zurückzukommen. John & Edwards Geburtstag! „Ich weiß noch gar nicht, was ich ihnen schenken soll…“, erwähnte ich beiläufig. Sie starrte mich fast schockiert an, doch ihre Miene änderte sich schnell in Desinteresse und Langeweile. „Du musst ihnen nichts schenken!“, setzte sie fest. Ich sah sie verwirrt an: „Ach… und wieso nicht?!“ Sie schien genervt. „Steht doch in der Karte! Ihr müsst uns nichts schenken, eure bloße Anwesenheit würde uns freuen. Und im Übrigen… hätte ich das eh nicht gemacht!“ „Ach ja? Und wieso nicht?!“ „Na mir haben sie doch auch nicht geschenkt!“ Hm… da hatte sie zwar recht, aber eigentlich war es ja auch meine Schuld gewesen, schließlich hatte ich Edward nichts von ihr erzählt. „Jaa… aber ich möchte ihnen etwas schenken. Du weißt doch genau, wenn jemand schreibt, er wünscht sich nichts, stimmt das nicht!“ Sie zuckte mit den Schultern.

Stille. Niemand sagte ein Wort. Mehrere Minuten lang. Das sah uns gar nicht ähnlich. Doch plötzlich brach sie die Stille wieder: „Und was willst du ihm schenken?!“ Das war ja das Problem… Ich wusste es nicht. Sie schien mir das anzusehen, denn sie fing laut an zu seufzen. „Wie wäre es, wenn du ihnen eins deiner Bilder schenkst?!“ Gar keine schlechte Idee. Ich könnte ein Bild für sie malen und es ihnen dann schenken. Das würde sie bestimmt freuen. Schuhe und Klamotten hatten sie schließlich schon genug. Ich nickte einverstanden.

Später am Nachmittag saßen wir beide gerade in Jerrys Zimmer, als uns jemand über skype anrief. Es war Charlie. Charlotte Annie Schmidt. Sie war damals, als wir noch in England gelebt hatten, unsere Austauschschülerin gewesen und seither waren wir alle beste Freundin und verstanden uns großartig. Ich nahm den Anruf an und als wir unsere Freundin dann auf dem Bildschirm erblickten, quiekten wir viel zu fröhlich: „Charlie!“ „Was gibt’s?!“, fragte Jerry sie, doch sie schien in Gedanken. „Ihr glaubt ja nicht… was mir… passiert ist!“, japste sie dann endlich. Hatte sie gerade einen Marathon hinter sich, oder wieso war sie so aus der Puste?! Wir erwiderten erst einmal nichts, sondern warteten darauf, dass sie uns erzählte, was denn nun passiert war. „Also zuerst mal: die USA ist toll!“, meinte sie dann, völlig unpassend. Sie hatte ihr Abitur bereits in der Tasche und war nun für ein Jahr in die USA gegangen, um dort zu arbeiten. Sie wollte wohl endlich raus aus Deutschland, wo sie eigentlich wohnte. „Und was ist dir jetzt passiert?!“, hakte Jerry ungeduldig nach.

„Achso. Ja… Ich hab jetzt einen Freund“, erklärte sie begeistert. „Uhi. Das ist aber toll. Wer ist es?!“, kreischten wir zusammen los. Wieso waren wir denn nur so gut drauf?! „Kennen wir ihn?!“, fragte ich aufgeregt. Sie nickte. „Wahrscheinlich. Es ist nämlich Logan Henderson. Ihr wisst schon… der von Big Time Rush!“ Wir sahen uns verwirrt an. „Logan Henderson? Big Time Rush?! Sag mal, kennst du die Darry?!“, fragte mein Zwilling mich. Doch ich schüttelte nur den Kopf. „Noch nie von gehört. Was ist den Big Time Rush?!“ Ihre Augenbraue schnellte in die Höhe. Sie zögerte, bevor sie eine Antwort gab. „Sie sind eine Band. Sie sind ziemlich berühmt geworden, durch ihre gleichnamige Serie“, erklärte sie uns geduldig. „Ne, also da macht bei mir nichts klick“, meinte Jerry und so beließen wir es dabei.

Als mein Schwesterherz dann den Raum verließ, um duschen zu gehen, nutzte ich das aus, um mit Charlie über John & Edward zu reden. Natürlich kannte sie die beiden. Ich wollte ja nichts vor Jerrica verschweigen, aber so schlecht wie sie heute früh drauf gewesen war, wäre sie bestimmt nur genervt geworden deswegen. Charlie hingegen freute sich riesig für mich und ich fühlte mich endlich einmal verstanden. Jerrica tat schließlich beinahe so, als würde sie sie nicht einmal kennen…

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 16.09.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
für Jule und Birte. WoW oh WoW

Nächste Seite
Seite 1 /