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Prolog

Keuchend und total am Ende kam ich zu hause an und knallte die Türe hinter mir zu. Ich lief wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Wohnung und Schloss alle Fenster. Und verbarrikadierte mich in meinem Schlafzimmer.

Jetzt leide ich auch noch unter Verfolgungswahn. Alles ist gut... Konzentriere dich einfach auf etwas anderes, sehr gut.
Scheißkerl dieser Paul! Gott, wie gerne hätte ich ihm eine rein gehauen..., aber das unwichtige mal bei Seite.
Verdammt was war das denn eben für einer? Das konnte doch nicht etwa...nein. NEIN das kann nicht sein, auf keinen Fall! Es ist doch schon fünf Jahre her. Wieso denn ausgerechnet jetzt?
Nur nicht durchdrehen Fin, alles wird gut es war nur eine Einbildung. Es war nur irgend ein Typ der ihm ähnlich sah und sonst nichts. Gut, es sah so aus als würde er dich verfolgen aber er hatte es bestimmt nur eilig und wollte nichts von dir. Ja, Ganz bestimmt nicht. Er hatte bestimmt nur den selben weg. Und was ist wenn doch nicht, was ist wenn ich ihm gerade gezeigt hatte wo ich wohne? NEIN, nein, nein und nochmals nein ER war es nicht, und jetzt beruhige dich doch! Es ist doch schon fünf Jahre her, ich habe mich verändert und bin in der zwischen Zeit schon zwei mal Umgezogen. Er kann mich also nicht finden, er erkennt mich noch nicht ein mal mehr.
SCHLUSS, AUS, ENDE und BASTA.

Zusammen gekauert saß ich nun auf meinem Bett an der Wand und hoffte, das ich schnell einschlafe. Dann sah und hörte ich wie sich die Türklinke sich ganz langsam nach unten neigte und die Türe sich langsam öffnete.
Mein Atem beschleunigte sich.


1. Kapitel

An einem eigentlich sehr warmen Spätsommerabend war ich gerade aus der Dusche gestiegen, als irgend ein verrückter bei mir Sturm klingelte. Noch ganz verspannt vom Muskelkater den ich mir beim Sport zugezogen hatte schlürfte ich in einen Frotteebademantel gewickelt zur Wohnungstür.

Welcher Vollidiot wagt es um diese Uhrzeit aufzukreuzen?!

Wenn es um ins Bett gehen ging, wahr ich schon immer sehr pingelig und alt gebacken, und meine wenigen Freunde die ich hatte taten da auch kein Blatt vor dem Mund um mich deswegen aufzuziehen. Wenn ich dann mal eine Party etwas früher verließ, hieß es dann immer „Spaßbremse“.
Mittlerweile schaltete ich bei so Sachen immer gleich auf Durchzug.
Langsam öffnete ich die Türe um zu sehen wer sich hierhin verirrt hatte und staunte nicht schlecht, als ein mindestens ein Meter fünfundneunzig großer Kraftprotz vor meiner Tür stand und mich mit leuchtend grünen Augen anstarrte. Er war ein Prachtexemplar von einem Mann, groß gewachsen, muskulös, wunderschöne grüne Augen, Sinnliche Lippen, einfach nur perfekt und zu schön um wahr zu sein. Aber etwas bedrohliches klebte an ihm, was ich schon mal gespürt hatte.
„G-guten Abend...“stotterte ich „...was wollen sie?“ total verwirrt starrte ich ihn an und es schien mir, als ob ihn das amüsierte.
„Guten Abend junge Dame, hätten sie etwas dagegen wenn ich mal ihr Bad benutzen dürfte? Ich brauche auch nicht lange.“ fragte er und hatte immer noch ein leichtes lächeln auf den Lippen. Ich blickte an ihm herunter und riss vor entsetzen weit die Augen auf, denn er hatte ein riesiges Loch in seiner schwarzen Lederjacke, von wo man bis auf die Haut gucken konnte, und dort befand sich eine große, triefende Wunde die so groß war wie ein Tennisball. Langsam wurde mir etwas schummerig.
„Oh mein Gott, was ist mit ihnen passiert? D-da, sie...“ sagte ich nur noch und dann wurde mir augenblicklich schwarz vor Augen.
Eine geschlagene viertel Stunde später wachte ich auf meinem Sofa auf und hatte Besuch. Der Gott gleiche Mann der an meiner Tür geklingelt hatte saß in meinem Lieblingssessel und rauchte genüsslich eine teure Zigarre.
„Was ist passiert?“ murmelte ich in den Raum, eher an mich als an ihn.
„Äm, sie sind in Ohnmacht gefallen, nachdem sie Blut gesehen haben, und dann hab ich sie hier hingebracht, bzw. wieder hinein gebracht. Ich hätte sie ja nicht unbedingt auf dem Boden liegen lassen sollen, oder?“
„Nein, nein, danke, aber was ist mit ihnen? Geht es ihnen gut, ihre Verletzung sah nicht gerade wie ein Kratzer aus. Wolle sie nicht lieber ins Krankenhaus, nur zur Sicherheit?“
„Nein, keine sorge, das war nur halb so schlimm wie es aussah. Das heilt sehr schnell.“
Insgeheim hoffte ich das ich mir keinen Schläger, Verbrecher oder Mörder in die Wohnung geschleppt hatte, bzw. er mich und sich in meine Wohnung geschleppt hatte. Wieder überkam mich eine welle, die sich ganz nach meinem Fluchtinstinkt anfühlte, und mir sagen wollte..

Nehme dich in acht vor diesem Kerl, er ist gefährlich.

Ich zog die Beine an den Bauch „Mhm-mhm“. Dieses Gefühl, das kannte ich schon, und erinnerte mich nur noch zu gut daran. Meine Gedanken versetzten mich mal wieder in die Vergangenheit.

Als ich fünfzehn war, also vor fünf Jahren wurde ich von einem Mann entführt, der eindeutig kein Mensch war.
Ich plante mit meiner damals besten Freundin und ihrem großen Bruder einen Campingausflug übers Wochenende. Es war Sommer und es sollte an die Küste gehen. Sommer, Sonne, Strand und süße Jungs, was wollte man mehr. Jeremy heiß er, war war Liz's großer Bruder und ich fuhr total auf ihn ab. Auf der fahrt schliefen meine Freundin und ich überwiegend und bekamen erst gar nicht mit das wir schon angekommen waren und wachten erst auf nachdem Jeremy schon halb die Zelte aufgebaut hatte.
Schnell halfen wir ihm noch und machten uns dann auf den weg zum Strand. Am Abend setzten wir uns noch mit so ein paar anderen Typen zusammen die in Jeremy's alter wahren und amüsierten uns noch ein bisschen. Um Mitternacht ging Liz wieder zu den Zelten um sich schon mal hinzulegen. „Willst du wirklich noch hier bleiben?“ fragte sie und zuckte nur die Schultern als ich den Kopf schüttelte. Nach einiger Zeit kamen noch ein paar Leute dazu und brachten ein bisschen Bier und anderes Zeug mit, das sie großzügig verteilten. Eine Stunde später machten wir beide uns auf den weg zum Zeltplatz, da Jeremy schon ein bisschen angetrunken war und ich auch keine großartige Lust mehr hatte mich mit den rumgröhlenden Typen da abzugeben. Als wir beide an den Dicken Gestrüpp der Dünen angekommen wahren, viel Jeremy plötzlich über mich her und ich versuchte mich mit allen mitteln zu wehren.
„Lass sofort los!“ stieß ich keuchend heraus.
„Schtell disch nischt so a-an, du willscht es doch auch süße. Isch bin auch ganz v-vorsischtisch.“ lallte er vor sich hin. Als er sich an meiner Bauch freien Bluse zu schaffen machte kreischte ich
„Verdammt, Jeremy, hör sofort auf! Hilfeee..!“ Er presste mir eine Hand auf den Mund, das ich fast keine Luft mehr bekam. Ich wand mich und versuchte seine Hand von meinem Mund zu bekommen indem hinein biss und ihn versuchte zu treten, aber er war einfach zu stark. Er machte sich gerade am ersten Knopf meiner Hose zu schaffen, als er ruckartig und im hohen bogen ins nächste Gebüsch geschleudert wurde. Geschockt sah ich ihm nach und merkte letztendlich nur noch, wie ich hoch gehoben wurde. Nach kurzer Zeit verschwand der Nebel von meinen Augen. Als ich merkte, das ich mich nicht auf dem Boden befand, sondern in erschreckenden Zwanzig Metern Höhe sog ich scharf Luft ein und schaute entsetzt in hellgraue Augen, die mich so sehr fesselten, das ich mich nicht losreißen konnte. Dann durchzuckte es mich wie ein Blitz und ich bekam nichts mehr mit. Nach kurzer Zeit wachte ich wieder auf und fühlte mich immer noch schwere los, denn ich merkte das wir noch immer nicht auf festen Untergrund wahren, denn wieso auch immer, schwebten wir in der Luft und erst jetzt bemerkte ich, das es nichts gab, auf dem wir uns hielten. Total verängstigt guckte ich hoch zu dem Mann und blickte ihm in sein Gott gleiches Gesicht mit den hellgrauen Augen, gerader, feiner Nase und Sinnlichen Lippen. Er starrte mich wieder an und mich durchzuckte es wieder wie ein Blitz. Stille. Ein paar Stunden später wachte ich langsam auf und fand mich in einem riesigen Himmelbett aus schwarzen Holz wieder, das mit schwarzen Stoff verhangen war. Ich strich über die Blutrote Seidenbettwäche und setzte mich auf. Das licht der aufgehenden Sonne drang durch die zwei großen Fenster in das große Sechseckige Zimmer. Immer noch trug ich die Sachen vom vorarbend und ich war froh drüber, weil wer weiß was die mit mir anstellen hätten können, aber diesen Gedanken verbannte ich direkt wieder aus meinem Kopf. Erst testete ich ob ich in der Lage zu stehen war und ob mein Kreislauf wieder in Gang war. Vorsichtig ging ich durchs Zimmer.

Ganz hübsch...

...ging es mir durch den Kopf. Orientalische Teppiche in verschiedenen rottönen Lagen auf dem Boden, Kronleuchter aus Schwarzen Diamanten hingen von der Decke und teure Gemälde hingen an den Wänden. Als ich die Türe öffnen wollte, war sie verschlossen. Ich Zerrte und Riss daran herum, aber sie gab nicht nach.
„Mist“ fluchte ich. In was war ich hier denn hineingeraten? Ich trat noch mal voller Wut gegen die Türe und wand mich dann von ihr ab.
„Lasst mich doch hier raus, verdammt“ flüsterte ich und mir traten Tränen aus den Augenwinkeln. Mit zitternden gliedern setzte ich mich auf eine Ecke des Bettes.
Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte, ging ich zum Fenster und zu meinem Glück war dort kein Metallgitter vor, womit ich dort irgendwie versuchen konnte herauszuklettern. Ich hatte so etwas schon mal in ein paar Filmen gesehen, man bindet einfach alle möglichen Stoffe zusammen, macht das eine Ende am Bett fest und das andere wird durch das Fenster geschmissen. Gesagt getan!
Ich riss die Seide in streifen und band sie aneinander, zu meinem Glück war meine „Konstruktion“ lang genug, sodass sie bis zu einem Mauervorsprung reichte. Dann seilte ich mich ab, sprang auf ein Dach, und als ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte,rannte ich so schnell ich konnte einen schmalen Feldweg entlang bis in die nächste kleine Stadt. Ich staunte nicht schlecht, als ich merkte, das ich auf ein Schloss gebracht wurden war, das mindestens genau so groß war wie Hogwarts. In einer kleinen Stadt angekommen, ich schätzte es auf ca. 15 Uhr , traf ich auf eine alte Frau die mir dann nach mehrmaligen Fragen endlich sagte wem denn das große Schloss am Ende des Feldweges gehöre. Sie sagte das es einem gewissen Andrew van Refloerd gehöre, dem Neffen des Grafen van Refloerd. Gut, jetzt wusste ich wenigstens wie dieser Mistkerl hieß, der mich Entführt hatte. Nach einigem laufen fand ich dann endlich jemanden der mich mit zur Küste mitnehmen konnte, und somit auch zu meinem Zeltplatz. Vom weiten sah ich schon den ganzen Trubel an unseren Zelten, und ich hätte schwöre können das Jeremy dabei war, aber als ich näher kam hatte ich mich wohl versehen. Meine Eltern kamen mit sorgenvollen und teilweise auch verweinten Augen auf mich zu gerannt und umarmten mich als ob sie mich seid einer Ewigkeit nicht mehr gesehen hätten. Als die Polizei mich verhörte erzählte ich nichts von dem großen Schloss und das ich überhaupt Entführt wurden bin, sonder sagte nur das ich auf dem weg zu Zelt vom weg abgekommen bin, mich verlaufen hatte und von einer netten Familie wieder hierher gebracht wurde. Es kam mir auf irgendeine weise richtig vor, das ich denen nichts davon erzählt hatte. Irgendeine innere Stimme hielt mich davon ab. In der darauf folgenden Nacht träumte ich einen Kurzen, aber intensiven Traum indem Andrew auftauchte und mir zuflüsterte.
„Ich werde kommen, ja ich werde kommen und dich holen.“
Ich hielt es einzig und allein für reine Einbildung, also machte ich mir keinen Kopf mehr darüber.
Nach diesem Vorfall beim Zelten, bestanden meine Eltern darauf, das ich rund um die Uhr von einem Leibwächter begleitet werden sollte. Als ich endlich volljährig wurde, packte ich dann meine sieben Sachen und machte mich aus dem Staub, beendete die High School um dann eine Universität zu besuchen...

„Sagen sie mal,..“ setzte ich an „...das ist nur reine Neugierde aber haben sie schon mal was von einem Andrew van Refloerd gehört?“ Ich schaute ihm die ganze Zeit dabei an, und als ich den Namen erwähnte riss er die Augen auf und sprang auf die Füße.
„W-woher kennen sie ihn, und was haben sie mit ihm zu tun?!“ zischte er entgeistert und wich ein paar Schritte zurück.
„Äm, ich wurde mit fünf Jahren von diesem Mistkerl entführt und in sein Schloss gesperrt, aber ich bin entkommen... und jetzt sitze ich hier mit ihnen. Ich habe zwar keine genaue Vorstellung wer er genau ist, außer das er wie ein Gott aussieht und ein Graf oder so ist. Aber ich entnehme ihrer Reaktion das er weit mehr ist als nur das. Habe ich recht?“ schlussfolgerte ich und nippte lässig an meinem Tee.
„J-ja... er ist mehr als das, ich muss gehen. Bitte entschuldigen sie mich, das ich ihnen Umstände bereitet habe. Tun sie einfach so als ob ich nie hier aufgetaucht bin.“ antwortete er schnell, verließ Fluchtartig meine Wohnung und knallte die Türe zu. Oookey, damit hatte ich jetzt nicht unbedingt gerechnet aber na ja. Eine weile saß ich noch so da, grübelte ein bisschen über den komischen Typen, der mir im Nachhinein ein bisschen Blass vor kam und machte mich dann auf den weg ins Bett.

Was hatte bloß dieser eigenartige Kerl mit Andrew van Refloerd zu tun?

Schwirrte es mir noch nach geraumer zeit im Kopf herum. Das einzige was dieser Typ, meiner Meinung nach mit Andrew zu tun hatte war, das beide unheimlich gut aussahen(Ich kann es mir natürlich auch nur eingebildet haben) und dieser überirdische Blick. Es war so, als ob er mich versuchte mit seinem Blick zu durchbohren. Nach geraumer Zeit vielen mir dann doch noch die Augen zu und ich versank in den Tiefen Meeren meiner Traumwelt.


2. Kapitel

Am nächstem morgen wachte ich gut gelaunt auf, sprang unter die Dusche und kam mit noch mehr Elan und neuer Energie heraus. Ich zog mit eine dunkle Röhrenjeans an, ein weißes Longshirt und dazu Braune Römersandalen. Nach einem gemütlichen Frühstück und etwas Fernsehen entschied ich mich für eine kleine Shoppingtour, die schon überfällig war. Die Geschäfte hatten an diesem Wochenende zwar nicht sehr lange auf, aber das hat mir gereicht. Nach viereinhalb Stunden dauershoppen ließ ich mich voll bepackt und total fertig auf einer Parkbank nieder, ließ den Kopf in den Nacken fallen und schloss die Augen. So saß ich dort noch eine halbe Stunde, relaxte ein bisschen, beobachtete die Zwitschernden Vögel und macht mich dann auf den Heimweg. Ich stieg gerade aus dem Fahrstuhl aus, als mein Neuer Nachbar mir entgegen kam.
„Hey, du bist doch Paul..Paul Smith oder?“ setzte ich an.

Wow, der sieht ja zum anbeißen aus. Ob der von Natur aus so ein perfekt modelliertes Gesicht hat? Oder ist da nachgeholfen wurden? Bestimmt nicht, so etwas soll es ja geben. Kann ja sein das er Model ist oder so. Und diese Augen... zum dahin schmelzen.

Ich wartete gar nicht auf eine Antwort sondern Plapperte drauf los.
„Mein Name ist Fin Betterfield und wohne eine Tür weiter, herzlich willkommen!“ beendete ich dann meine Begrüßung.
„Oh, hey ja, richtig. Sehr erfreut. Sie sind also die , die schon immer so früh im Bett ist oder? Und bestimmt auch die, die Mittags so viel Radau an meiner Wohnzimmerwand macht?“ er grinste. „Sind wohl nicht wirklich eine Küchenfee stimmts?“

Woher zum Teufel wusste er so viel über mich? Wurde etwa schon so viel in diesem Apartmenthaus über mich gelästert?

Ich kräuselte die Nase und murmelte „Ja...bin nun mal etwas...ungeschickt“
Er grinste immer noch stieg in den Aufzug, winkte noch einmal und war dann verschwunden.
Ich stieß laut Luft aus und ging zu meiner Wohnung.

Das habe ich ja mal wieder fabelhaft hin bekommen, blamiert habe ich mich, bis auf die Unterwäsche. Aber ist das denn so schlimm?Also ich meine das ich immer so früh ins Bett gehe? Ich brauche nun mal meinen Schlaf, sonst ist nichts vor mir sicher das sich mir auf einen Meter nähert. Wie eine wandelnde Zeitbombe bin ich dann. Wenn ich es mir noch mal so durch den Kopf gehen lass, sah es nicht so auf als hätte er sich darüber lustig gemacht. Heißt das dann, das es gar nicht so schlimm ist? Hm. Ich glaube diese Frage lasse ich jetzt lieber mal im Raum stehen, hab nämlich was besseres zu tun.

Als ich ankam, packte ich die noch in Tüten verstauten Klamotten einfach in den Schrank und machte es mir mit einem Tee in der Küche gemütlich.

Hm. Erst achtzehn Uhr dreißig, da könnte ich ja noch einen kleinen Spaziergang machen und mir den Sonnenuntergang anschauen. Ja, ich glaube das mache ich tatsächlich, und danach...Koche ich mir dann was Leckeres. So mache ich es.

Ich zog mich wieder an und warf mir noch einen Schwarzen Poncho drüber, weil ich dem Wetter nicht traute. Es war an manchen Tagen einfach unberechenbar. Ich schloss die Türe ab und nahm ausnahmsweise mal die Treppe, denn ein hübsches Gesicht mit grasgrünen Augen, einer zierlichen Nase und vollen Lippen machten einfach nicht die ganze Person aus. Ein bisschen zusätzliche Fitness hatte nämlich noch niemandem geschadet. Als ich unten in der Lobby ankam, wurde ich ein paar mal gegrüßt und verschwand dann auf der schon leicht dämmernden Straße. Der Park sah um diese Jahreszeit einfach nur umwerfend aus. Wohin das Auge reicht standen kleine Bäume mit einem Dach aus lauter Rosa Blüten und im Saftig grünen Gras was sich links und recht neben dem Weg erstreckte, streckten sich ab und zu eine Ansammlung von Gänseblümchen aus dem dichten Rasen. Ich war immer noch von der Schönheit der Natur überwältigt, als ich endlich einen geeigneten Platz fand, von wo aus man den Sonnenuntergang betrachten konnte.

Ich hoffe mittlerweile, das der Traum von Andrew van Refloerd wirklich nur Einbildung war. Aber irgendwas in meinem Hinterkopf sagt mir immer noch andauernd, das ich es ernst nehmen sollte und nicht all zu leichtsinnig. Jetzt glaube ich schon an übernatürliches...
Ich glaube ich brauche dringend richtigen Urlaub. Einfach mal abschalten und die Vergangenheit einfach auf sich beruhen lassen. Nur weil dieser Komische Typ hier aufgetaucht ist, der zufälliger weise die gleichen Eigenschaften hatte wie er, wird dieser ganze Mist wieder an die Oberfläche geschwemmt. Aber was war mit seiner Wunde? Die sah doch einfach nur fürchterlich aus, wie konnte er denn sagen
„...das ist halb so schlimm wie es aussah, das heilt schnell.“ spinnt der? Damit hätte man hundertprozentig ins Krankenhaus gemusst. Jeder Mensch...Moment, was ist wenn er genau so wenig Mensch ist wie Andrew? Er, also ich meine er ist bestimmt kein Mensch, schließlich ist er mir mir durch die Luft geflogen. Vielleicht bin ich auch verrückt, oder mein Gehirn hat mir einen Streich gespielt, oder doch Drogen? Aber ich bin mir sicher das es so war. Was sind sie denn dann, wenn sie keine Menschen sind? Ich glaube darüber mache ich mir später Gedanken...wird mir ein bisschen zu unheimlich hier im Park...

Stück für Stück verschwand die Sonne mehr hinter dem Horizont und letztendlich komplett. Langsam machte ich mich wieder auf den Rückweg, weil es immer düsterer wurde, und ich überhaupt kein Typ für Dunkle Nächte war und dann auch noch allein. Das überschritt eindeutig meine Selbstbeherrschungsgrenze und ich beschleunigte mein Tempo auf das doppelte. Ich konnte schon das Hochhaus sehen, als ich plötzlich jemanden hinter mir laufen hörte. Ich sah mich um und sah, das es sich um einen Schwarzgekleideten Mann handelte. Sofort stieg Panik in mir auf, und ich fing an zu Joggen und schließlich rannte ich als ginge es um mein Leben. Umso erleichterter war ich, als ich in der Lobby ankam und alle Lichter an waren. Dann sah ich Paul mit ein paar Freunden in einer Sitznische sitzen.
Als er mich bemerkte brüllte er
„Na, na, ist das denn nicht schon ein bisschen spät Fin? Hop, hop, das Bettchen ruft.“ Mit offenem Mund und ungläubigen Augen Blickte ich ihm am vorbeigehen an.

Verdammt noch mal, was sollte das denn jetzt?Ist der total bescheuert, was glaubt der eigentlich wer er ist? So ein verdammter Idiot, und ich mache mir auch noch Hoffnung bei dem. So ein Möchtegern Macho, das ist echt das Letzte.

Ich schäumte fast vor Wut. Ich hatte gerade das dringende Bedürfnis ihm mal so richtig in die Schranken zu weisen, aber ich hatte was besseres zu tun.
„Gott verdammter Idiot“ murmelte ich nur immer wieder vor mich hin und Verschwand mit dem Blick die ganze Zeit auf den Boden gerichtet in den Fahrstuhl. Als ich mich noch einmal umdrehte schaute er mich immer noch an. Ich machte keine Anstalt und steckte ihm dreist den Mittelfinger entgegen. Auf dem weg nach oben überkam mich dann wieder das leichte Gefühl von Panik, und beschleunigte wieder meinen Schritt als ich Ausstieg. Keuchend und total am Ende kam ich zu hause an und knallte die Türe hinter mir zu. Ich lief wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Wohnung und Schloss alle Fenster. Und verbarrikadierte mich in meinem Schlafzimmer.

Jetzt leide ich auch noch unter Verfolgungswahn. Alles ist gut... Konzentriere dich einfach auf etwas anderes, sehr gut.
Scheißkerl dieser Paul! Gott, wie gerne hätte ich ihm eine rein gehauen..., aber das unwichtige mal bei Seite.
Verdammt was war das denn eben für einer? Das konnte doch nicht etwa...nein. NEIN das kann nicht sein, auf keinen Fall! Es ist doch schon fünf Jahre her. Wieso denn ausgerechnet jetzt?
Nur nicht durchdrehen Fin, alles wird gut es war nur eine Einbildung. Es war nur irgend ein Typ der ihm ähnlich sah und sonst nichts. Gut, es sah so aus als würde er dich verfolgen aber er hatte es bestimmt nur eilig und wollte nichts von dir. Ja, Ganz bestimmt nicht. Er hatte bestimmt nur den selben weg. Und was ist wenn doch nicht, was ist wenn ich ihm gerade gezeigt hatte wo ich wohne? NEIN, nein, nein und nochmals nein ER war es nicht, und jetzt beruhige dich doch! Es ist doch schon fünf Jahre her, ich habe mich verändert und bin in der zwischen Zeit schon zwei mal Umgezogen. Er kann mich also nicht finden, er erkennt mich noch nicht ein mal mehr.
SCHLUSS, AUS, ENDE und BASTA.

Zusammen gekauert saß ich nun auf meinem Bett an der Wand und hoffte, das ich schnell einschlafe. Dann sah und hörte ich wie sich die Türklinke sich ganz langsam nach unten neigte und die Türe sich langsam öffnete.
Mein Atem beschleunigte sich.
Da ich vorher alle Lichter ausgeschaltet hatte, nahm ich nur eine große in schwarz getauchte Gestalt war, die langsam über die Schwelle trat. Zischend sog ich so viel Luft ein wie ich konnte und ermahnte mich jetzt nicht zu Hyperventilieren. Die schwarze Gestalt kam immer näher und kam vor meinem Bett zum stehen.
„Na mein Engel, hast du mich vermisst, oder Schläfst du schon?“säuselte er. So hört er sich also an, männlich, seidig, wie Wasser auf der Haut. Einfach wunderbar, aber er war sozusagen mein Feind und ich sollte mich vor ihm in acht nehmen. Einen leichten Druck spürte ich an meiner Hüfte und merkte wie ich die Kontrolle verlor und anfing zu Zittern. Eine Hand. Seine Hand

Verdammt, jetzt hast du dich verraten, dumme, dumme Kuh. Wieso konnte ich mich nicht unter dem Bett verstecken? Ich verliere viel zu leicht die Kontrolle, immer wieder das selbe...

„Schau mich doch mal an. Ich weiß ganz genau das du nicht schläfst, also...?“
„Nur über meine Leiche“maulte ich ihn an und rollte mich so nah es ging an die Wand.
„Hm. Das würde sich einrichten lassen aber dann hätte ich niemanden zu meiner Unterhaltung.“
Er lachte Sarkastisch und ich hasste es jetzt schon.

Wieso hatte ich noch mal dem Polizisten weder von ihm noch von dem Schloss erzählt? Ach ja, Bauchgefühl und Intuition...Scheiß Intuition und blödes Bauchgefühl!

Erst jetzt verstand ich was er gerade gesagt hatte und spürte wieder eine gewaltige Wut in mir auflodern.
„WAS hast du gerade gesagt? Zu deiner UNTERHALTUNG?...“ fragte ich ihn drohend und setzte mich in Zeitlupentempo auf meine vier Buchstaben.
„...TICKST du noch ganz richtig? Sehe ich etwa aus wie ein SPIELZEUG? Was bist du nur für ein Mistkerl. So etwas lasse ich mir nicht gefallen!“ schrie ich schon fast ich fragte mich entsetzt wo so plötzlich der ganze Mut und das Selbstbewusstsein herkam. Es schien ihm sichtlich zu gefallen was mich nur noch mehr zur Weißglut brachte.
„Hm. Auch noch Feuriges Temperament, wie wundervoll...“ kicherte er und zog mich mit einer schnellen Bewegung auf die Beine, das ich den halt verlor und beinahe hinfiel. Ich Atmete tief ein um mich zu beruhigen und schloss die Augen.
„Was willst du von mir?“ fragte ich mit zusammengepressten Zähnen und ging dabei ein paar Schritte zurück, weil mir plötzlich auffiel, nachdem ich meine Augen wieder geöffnet hatte, wie groß er eigentlich war. Bestimmt gut ein Meter Achtzig und genau das ließ mich etwas zurückschrecken, denn ich mit meinen ein Meter Sechzig habe da sehr schlechte Karten. Wenn es nur die Größe gewesen wäre, nun gut darüber hätte man noch hinweg schauen können, aber er wahr ja nicht nur groß sondern auch breit wie ein Schrank und einen durch trainierten Körper hatte er auch noch, doch das Gesicht konnte ich immer noch nicht erkennen. Es wahr schlichtweg zu Dunkel und ich hasste die Dunkelheit wie andere Leute Fleisch. Gut, zugegeben das war ein schlechtes Beispiel, aber so war es nun mal. Ich bekam wieder Panik und stolperte in eine Ecke, wo ich mich auf den Boden sinken ließ und meinen Kopf zwischen die Knie steckte, weil mich der Adrenalinschub genau so schnell wieder verließ wie er gekommen war.

Bitte lass ihn das Licht anmachen, bitte lass ihn das Licht anmachen, bitte lass ihn verdammt noch mal das Licht anmachen.

Mir war in diesem Moment alles egal, Hauptsache nicht aufschauen. Nur nicht sehen was in der Dunkelheit passiert. Alles nur nicht das. Dann merkte ich zwar wie mich jemand in den Arm nahm und aus dem Zimmer trug, aber ich machte keinen Anstand nach zuschauen wer. Als ich Merkte, das das Licht angemacht wurde schaute ich langsam auf und fand mich in den Armen von Andrew van Refloerd wieder. Ich schaute in hellgraue Augen und erkannte sie auf Anhieb wieder.
„Also...“ fing er an und setzte sich so aufs Sofa das ich bei ihm auf dem Schoß saß. Ich lehnte mich bewegungsunfähig an ihn und hörte ihm ungewollt zu, weil sich mein ganzer Körper verkrampft hatte. Ich hatte keine Ahnung, wieso er mir so plötzlich so vertraut vor kam, aber mir machte es komischer weise nichts aus, die ganze Angst war zwar noch nicht verflogen, aber immerhin beruhigte sich mein vorher wild pumpendes Herz langsam wieder. Es kam mir nun richtig vor, wie vor fünf Jahren, als ich den Polizisten anschwindelte.
„..ich erzähle dir alles, wenn du mich begleitest.“
„W-wieso? Wohin soll ich dich begleiten?“ murmelte ich immer noch etwas angeschlagen an seine Schulter.
„Wenn du möchtest gehen wir erst einmal etwas Essen und dann kommst du mit in mein Schloss, wo ich dir alles genaustes erklären werde, wieso ich dich vor fünf Jahren mit zu mir genommen habe.“
„Wieso sollte ich dir so ohne weiteres Glauben?Lässt du mich dann wieder gehen?“ hinterfragte ich nach kurzem überlegen und mit leiser Stimme.
„Wenn du es dann noch willst, werde ich dich natürlich gehen lassen. Aber es währe dann besser für dich, wenn du erst einmal bei mir bleiben würdest.“
„Mhm-mhm“

Was meinte er damit „Wenn du es dann noch willst...“? Ich glaube das werde ich noch früh genug erfahren oder? Ich muss ihm wohl oder übel vertrauen, wenn ich wissen will was los ist. Verrückt, ich vertraue meinem Entführer, einem Wildfremden.

„Zieh dir aber vorher noch etwas schickes an, denn wir gehen ins Kolosseum. Ich warte hier auf dich.“
„Wow, ist das dein ernst?“ fragte ich nun überrascht.
Ich zweifelte keines Wegs an seiner Glaubwürdigkeit bei dieser Sache, wollte aber dennoch sichergehen.
Verwundert begab ich mich in mein Zimmer, immer noch etwas verunsichert und wackelig auf den Beinen.

Und was genau will er mir bitteschön erzählen? „Du wurdest von Monstern verfolgt, die dich töten wollten“ oder was?.. Man Fin, hab doch vertrauen er wird dir schon die Wahrheit erzählen, wieso sollte er dir denn Lügen auftischen? Weil er dich wieder einsperren will, um sonst was mit dir anzustellen? Dumme göre du, stell doch nicht wahrlose Vermutungen an! Tief durchatmen und auf dein Bauchgefühl hören, alles wird gut, ganz sicher. Hatten wir das mit dem Bauchgefühl nicht schon ganz oft disku... STOP

Tolles Timing.
Gut das ich mich doch dazu entschieden hatte, das lange Batikkleid zu Kaufen. Es ist verspielt aber trotzdem schick, in Creme, Champagner und hellen Braun tönen. Einfach Perfekt für diesen Anlass. Ich suchte mir noch passenden Schmuck dazu aus und zog meine Hochhackigen Sandalen mit den Cremefarbenen Riemchen an, Steckte mir noch elegant die Haare hoch, noch ein Bisschen Maskara und etwas Rouge.
Fertig.
Als ich aus dem Zimmer kam, saß er tatsächlich noch an der gleichen stelle wie vorher.
„Sehr hübsch“ und ein verführerisches Lächeln bekam ich zur Antwort und schon gingen wir los. Erst nachdem er aufgestanden war hatte ich ihn genauer betrachtet. Er trug die Nachtschwarzen Haare offen und trug eine eng anliegende dunkle Jeans, wodurch man jedes einzige Muskelspiel seiner Beine beobachten konnte und dazu ein Schwarzes Hemd, was die oberen beiden Knöpfe geöffnet hatte. Der absolute WOW-Effekt. Als wir aus den Fahrstuhl Stiegen, wahren alle Blicke auf uns gerichtet, sogar der von Paul und seinen Freunden. Ich erhob ein bisschen den Blick und Harkte mich bei meinem viel zu gut Aussehenden Männlichen Begleiter unter und schritten Seite an Seite durch die Lobby. Als wir an Paul vorbeigingen, schaute ich ihm tief in die Augen nickte einmal kaum wahrnehmbar, hob kurz den Mundwinkel und schaute wieder mit erhobenen Haupt nach vorne.

Das wird ihm eine lehre sein mich so bloß zustellen. Aber mach dich auf was gefasst Paul Smith, da kommt noch mehr, irgendwann!

Ich legte die freie Hand an den Rücken und streckte Paul nochmals den allzu bekannte Mittelfinger raus. Nachdem wir die Lobby verlassen hatten, stand schon eine Schwarze Limosine mit getönten Scheiben für uns bereit und ein kleiner Dicker Mann öffnete uns schon die Türe. Die ganze fahrt über fragte er mich über die letzten fünf Jahre aus, wie ein Kleines Kind, das wissen möchte wie man einen Kuchen backt. Der Wagen hielt vor einem großen Restaurant, wo man von außen nur fein gekleidete Damen und Herren sehen konnte, die mit gespreizten kleinen Finger ihren Espresso Genossen.
Um diese Uhrzeit auch noch, vielleicht ein kleiner Absacker?
Andrew ging zuerst zur Tür und hielt sie mir höflicher weise auf, damit ich als erste eintreten konnte. Direkt kam eine Junge Dame die uns zu unserem Platz führte, und einen Apperetiv brachte.
„Nun...“ fing er an.
„...sind sie Vegetarierin?“ ich nickte und schaute ihm etwas verlegen an. Das war alles meine Grundschullehrerin Schuld, als wir in der vierten Klasse einen Film geguckt haben, indem man gezeigt bekam wie aus einer lebendigen Kuh ein Steak wurde(Seitdem bin ich auch nicht annähernd auf den Gedanken gekommen Fleisch zu kaufen geschweige es zu essen. Total albern, und auch noch so lange her, aber was solls. Die Gewohnheit machts).
Wir saßen in einem abgeschirmten teil des Restaurants und konnte und somit ungestört unterhalten, außer wenn jemand kam um uns Wein oder die Gerichte zu servieren.
„Ich glaube die versuchen uns hier wirklich total ab zufüllen kann das sein?“ kicherte ich schon etwas neben mir.
„Ich glaube man muss einfach nur 'nein danke' sagen müssen.“ gab er zurück und klang etwas amüsiert. Nachdem wir den Hauptgang auch überstanden hatten, klammerte ich mich etwas an seinen Arm um nicht das Gleichgewicht zu verlieren und verließen das Lokal.


3. Kapitel

Auf der fahrt zum Schloss wechselten wir nur ein paar Worte und dann schlief ich in seinen Schoß gebettet ein. Als die Limousine zum Stillstand kam wachte ich wieder auf und fühlte mich einfach nur grauenhaft und war noch nicht einmal mehr in der Lage mich auf den Beinen zu halten, also wurde ich von Andrew in irgendein Zimmer gebracht, wo ich erst einmal ausschlafen konnte. Ich wusste nicht wie, aber ich wachte erst am nächst Abend auf und ich trug nicht mehr meine Sachen, die ich am Vorabend getragen hatte. Ich entschied mich, das ich nicht unbedingt wissen wollte, wer mich in diesen Weißen Traum aus Leinen gekleidet hatte, aber eins stand fest - ich mochte es.

Ob er mir das wohl angedreht hatte? Nein, wieso denkst du denn überhaupt darüber nach? Das kann dir doch egal sein Fin, denn du wirst spätestens morgen früh wieder zu hause sein und alles wird sein wie vorher, keine wunderschönen Männer mehr mit viel zu Blasser Haut (Ob sie vielleicht beide die gleiche Krankheit hatten? Vielleicht ist sie ja ansteckend...nein, sonst würde er doch nicht in die Öffentlichkeit treten, oder ist er doch so verantwortungslos? Ich hoffe nicht! Warte mal, hatte Michael Jackson nicht auch so eine Krankheit, wonach er sich die Haut komplett bleichen ließ?)

Ich öffnete den großen Schrank, der neben der Türe stand – nur Männerklamotten, dann eine der Schubladen.
Perfekt, ich nahm mir ein paar dicke Wollsocken und ging aus dem Zimmer.
Da stand ich jetzt in einem riesigen Flur wo mindestens eine Hand voll Türen an jeder Seite waren und es schien mir nicht so, als ob irgendeine davon in einen Aufenthaltsraum oder gar in eine Küche führte. Ich ging einfach drauf los und fand nach kurzer Zeit eine Treppe, die eindeutig nach unten führte. Als ich an der letzten stufe ankam, stieg mich schon der Geruch von Frisch gebackenen Bagles in die Nase, also musste ich nur dem Duft folgen. Drei Türen später fand ich endlich die Küche beziehungsweise das Esszimmer und machte es mir zögernd an einem der Gedeckten Plätze gemütlich. Nach kurzer Zeit kam ein etwas älterer Herr in den Raum der mir ganz nach einem Butler oder etwas ähnlichen aussah, denn den Pinguin artigen Anzug trug er ja schon mal. Er nickte einmal als er an mir vorbei kam aber verschwand zügig wieder durch die Tür. Der Tisch war mit allem bedeckt, von Bagles bis Pfannkuchen und Herzhaft bis süß. Gerade wollte ich nach einem Sesambagle greifen als mir jemand ins Ohr Flüsterte
„Guten Morgen mein Engel“ und ich mir vor Schreck auf die Zunge biss.
„Autsch, musstest du mich so erschrecken!?“ fuhr ich ihn an und griff nach der Tasse Mich, die ich mir vorhin genommen hatte.
„Vielleicht solltest du nicht so schreckhaft sein“ konterte er und ließ sich mir gegenüber auf dem Platz nieder, griff nach dem Bagle den ich mir nehmen wollte und grinste Spitzbübisch.
„Du bist fies, das war meiner.“ quängelte ich und zog eine Schnute.
„Du bist wirklich...hinreißend. Unverbesserlich.“ witzelte er. Er wurde zwar wieder ernster aber hatte immer noch ein leichtes lächeln auf den Lippen. Ich beobachtete ihn noch etwas, wie er an seinem Frühstück herum zupfte, als ich mich wieder um mich selber kümmerte. Zwar sah ich bestimmt gerade aus, als ob auf meinem Kopf ein Tornado gewütet hätte, aber das war mich jetzt gerade ziemlich egal. Ich verfrachtete meine dunkelbraunen Locken nach hinten und zog einen Mundwinkel zur Seite um mir eine Strähne aus dem Gesicht zu pusten.
Ich beschloss schließlich das Frühstück nach hinten zu verlegen und stand auf, als wie aus dem nichts Andrew hinter mir stand und mich wieder in den Stuhl zurück drückte.
„Magst du denn nicht erst etwas essen? Und so schlimm siehst du doch gar nicht aus.“ flüsterte er und man hörte gänzlich ein leichtes lachen heraus. Wie machte er das bloß immer, mich so um den Finger zu wickeln, das ich ihm praktisch aus der Hand fresse?
„Wie gemein!“schimpfte ich und Atmete laut aus.
„Was habe ich denn angestellt?“ fragte er unschuldig und war diesmal derjenige der eine Schnute zog. Ich musste einfach so lachen bei diesem Gesichtsausdruck und hielt mir den Bauch. Um mich zu beruhigen räusperte ich mich kurz und fing mich wieder.
„'tschuldigung, aber dieser Ausdruck ist einfach Goldwert...Tut mir Leid.“ entschuldigte ich meinen Gefühlsausbruch und nahm mir was zu Essen.
„Du musst dich nicht dafür entschuldigen, ich wollte dich unbedingt mal lachen sehen und es steht dir wirklich ausgesprochen gut. Glaub mir.“
„Kann sein, aber ich glaube du willst mich nur verlegen machen“ sagte ich mit scharfen Unterton und spießte mich praktisch mit meinen Blicken auf.

Na was glaubt der denn? Ich bin hier nur ein Gast, und nicht eine seiner „Vertrauten“ mit denen er sich vergnügen kann wann er will. Unerhört, ja wirklich unglaublich.

Scheinbar war er beleidigt und ich eingeschnappt, passt doch, so hat jeder seine Ruhe. Nach meiner gar nicht so weit her geholten Feststellung, Sprachen wir beide kein Wort mehr und schwiegen uns gegenseitig an. Eine weile später stand ich dann auf und wollte gerade den Raum verlassen.
„Hey Fin, warte mal. Bist du jetzt Sauer? Wenn ja entschuldige ich mich hiermit von ganzem Herzen.“
„Nein, nein, ich glaube ich muss mal etwas abschalten... mir brummt der Schädel etwas.“ murmelte ich. „War gestern wohl doch ein bisschen zu viel des guten“ und Schlurfte aus dem Zimmer. Das war mehr als ein brummen, es war schon fast als ob ein Presslufthammer in meinem Kopf hausen würde.

Wieso vertrage ich noch mal kein Alkohol?..Ach ja, davon bekomme ich Kopfschmerzen und schlechte Laune. Tja, wer hat Lust auf eine runde Tickende Zeitbombe?

Mit hängenden Gliedmaßen schlurfte ich den Gang zur Treppe entlang. Auf halbem Weg blieb ich an einem wunderschönen Gemälde stehen, was mir direkt ins Auge gefallen ist. Darauf ist eine Junge Dame grazil auf einem mit Blumen und verschiedenen Mustern versehenem Sessel positioniert. Diese Haltung, und dieses freche lächeln, und doch etwas wachsame Blick kam mir in irgend einer Art und Weise bekannt vor.
Ich zuckte mit den Schultern und dachte mir nichts weiter dabei. Grübelnd schlurfte weiter und im Nachhinein wollte es mich immer noch nicht so richtig loslassen. Woher kannte ich wohl dieses Gemälde mit der Dame? Als ich endlich mein Zimmer erreicht hatte und eintrat wunderte ich mich nicht sonderlich darüber, das auf dem Bett neue Kleidung für mich bereit lag.

Sehr aufmerksam, ob es hier noch anderes Personal in diesem großen Schloss gibt?

Ich grübelte noch einige Minuten vor mich hin, als es an meiner Tür Klopfte und ein mir Wildfremder, junger, Blauäugiger und Braun haariger Mann hereintrat. Eigentlich wollte ich ja Duschen gehen - dann eben später.
„Was wollen sie hier?“ fragte ich interessiert, aber doch etwas angesäuert, weil ich meine morgendliche heiße Dusche ungewollt verschieben musste.
„Ich sollte nur einmal fragen, ob sie noch etwas brauchen? Andrew lässt fragen, ob sie vielleicht noch besondere Wünsche haben.“ fragte er und zog die Augenbrauen in die Höhe.
„Ich...nein, ich glaube ich habe alles was ich brauche. Trotzdem vielen Dank.“ murmelte ich und setzte mich auf die Bettkante.
„Wenn sie etwas brauchen, melden sie sich einfach unten beim Butler oder rufen sie an. Drücken sie einfach die zwei und dann die Raute, dann wird Andrew dran gehen oder einer der anderen Angestellten. Schönen Tag noch.“ verabschiedete er sich dann und verließ das Zimmer. Etwas verdutzt saß ich nun da.

Wer war denn das? Vielleicht sein Bruder oder einfach nur ein Freund? Na ja, ich meine schlecht sieht er ja auf keinen Fall aus. Er hat aber schon eine gewisse Ähnlichkeit mit Andrew oder? Moment, ich habe ihn noch nicht einmal nach seinen Namen gefragt. Vielleicht Theodor, William oder vielleicht auch Ethen. Auf jeden Fall ein dominanter Name den man nicht so schnell vergisst. Ich glaub eine Dusche würde jetzt wunder vollbringen und dann schaue ich mal was der Tag noch so bringt...apropos...Er wollte mir ja heute noch ein bisschen was erzählen. Von vor fünf Jahren...

Ich rappelte mich ungeschickt auf und schlenderte ins Badezimmer.
„Wow.“ war das einzige was ich heraus bekam nachdem ich es betreten hatte. Einfach Traumhaft, das war einfach unglaublich. Ein wunderschönes großes Bad mit Braun gemusterten Marmorfliesen, die sich bis zum Whirlpool hinaus strecken der am Ende des Raumes Thronte. Und die Wände wahren in einem warmen Champagnerton gestrichen. Ich zog das Nachthemd und die Socken aus und stieg in die traumhafte Dusche neben der Türe. Warmes Wasser perlte meinem Körper ab und ich ließ einfach mal alle Zweifel und Sorgen im Hintergrund. Wie viel Zeit vergangen war, wusste ich nicht genau, aber als ich aus der Dusche kam, sahen meine Hände aus wie getrocknete Weintrauben.

Alles klar, ich glaube das war etwas zu viel des guten, aber das muss manchmal sein.

dachte ich und kicherte über den Vergleich mit der Rosine. Ich wickelte mich in ein großes Handtuch, und öffnete das Fenster. Eine kühle Brise drang hindurch und ließ mich erzittern. Die Luft fühlte sich rein an, und nicht so schwer, wie sie in der Stadt war. Ich atmete tief ein und schloss die Augen. Vor mir entstand das Bild einer Großen Wiese, die mit Blumen aller Art gespickt war, was durch den Duft der von draußen hinein Drang nur noch verstärkt wurde. Langsam öffnete ich die Augen und entschied das es Zeit war, in meine Klamotten zu schlüpfen und um ein Taxi zu bitten, denn irgendwie hatte ich das Gefühl, als ob hier irgendetwas nicht stimmte. Klingt eigenartig, aber es war als ob die Dusche meinen Kopf befreit hatte. Dann muss das „Gespräch“ eben verschoben werden.
Ich schloss das Fenster und begab mich ins Zimmer um mich Umzuziehen, ohne zu merken das sich das Fenster hinter der verschlossenen Tür langsam wieder öffnete.

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Tag der Veröffentlichung: 13.08.2009

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