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Mörderisches Picknick




Ein wunderbar strahlender Tag, der seiner Stimmung voll entsprach, nahm Bernd gefangen. Die ganze Zeit konnte er nur eines tun: Er bewunderte Julia in ihrem blütenbesetzten Sommerkleid, genoß die Wärme und das Glück mit ihr zusammen zu sein.

Niemals hätte er vermutet, daß sich Julia noch einmal auf ein Date mit ihm einlassen würde. Sie war gerade damit beschäftigt den Picknickkorb von all seinen leckeren Sachen zu befreien, als sie plötzlich innehielt und fragte: „Warum hast du ausgerechnet diesen Ort gewählt um dich mit mir zu treffen? Hier, am Ende der Welt?“

„Nun ja, ich dachte, wenn wir noch einmal die Straße entlang fahren, die uns zu unserem letzten häßlichen Streit veranlaßt hat, würde uns klar werden, daß er lächerlich und dumm war. Es war schließlich so, daß wir beide Schuld hatten. Du kannst keine Karten lesen und ich bin manchmal stur wie ein Maulesel. Aber doch alles kein Grund sich gleich zu trennen, oder?“

Julias Gesicht verdüsterte sich. „Bernd, bitte. Ich habe dir bereits mehrfach gesagt, daß ich niemals zu dir zurück- kehren kann. Gestern war ich beim Anwalt und die Scheidungspapiere sind in Arbeit. Ich hatte die Hoffnung, wir könnten mit diesem Treffen den Grundstein für eine neue Art Beziehung setzen. Sag mir bitte nicht, daß das nicht möglich ist...“

Bernd schwieg. Er kannte ihre Meinung und litt furchtbar unter ihrer Kälte. Vielleicht hatte sie ihn ja niemals geliebt. Neun lange Jahre, davon fünf glückliche als Ehepaar – einfach vorbei? Das konnte er nicht zulassen. Es mußte einfach noch einen Weg zurück geben. Um das drückende Schweigen zu beenden, wendete er sich dem Korb zu und zog eine Flasche Champagner hervor. „Komm, laß uns auf die Zukunft trinken, einfach sehen, wo sie uns hinführt. Einverstanden?“

Nachdem sie angestoßen hatten sagte Bernd: „Hättest du vermutet, das am Ende der Straße eine solche Idylle herrschen könnte? Weit und breit keine Menschenseele. Nur der Wald hinter uns und diese wunderbare Aussicht. “

Julia lachte laut. „Mein Gott Bernd, in all diesen Jahren habe ich nicht bemerkt, daß du so überaus romantisch und spießig sein kannst. Mir kommt es fast so vor, als würdest du hier eine kleine Privatshow abziehen...“

„Weißt du was? Ich hatte Recht!“ Bernd sprang wütend auf. „Euch Frauen kann man es ja doch niemals Recht machen! Ich glaubte, genau dies hier wäre etwas, das dir bei mir die ganze Zeit gefehlt hat. Und wieder ist es nicht richtig. Aber ich liebe dich, Julia, verstehst du das nicht. Ich wünsche mir doch nichts mehr, als daß wir beide wieder zusammen sind? Ist das wirklich zuviel verlangt?“

Bernd hatte Tränen in den Augen und zitterte.

„Wir beide waren doch so glücklich! Natürlich haben wir uns gestritten, doch das machen andere Paare auch und trennen sich nicht gleich. Seit ich dich kenne, weiß ich, daß du meine Traumfrau bist.“ Seine Stimme brach und mit hängenden Schultern stand er vor Julia.

Irgendwie tat er Julia jetzt leid, sie nahm ihn an der Hand und zog ihn nach unten auf die Decke.

„Bitte, nicht jetzt. Komm, wir essen erst einmal etwas und dann schauen wir weiter. Wir müssen uns in Ruhe unterhalten, denn es gibt noch so viel zu klären. Auch was unser Geld und meinen Unterhalt angeht...“

Sie drückte ihm eines ihrer selbstgebackenen Muffins in die Hand, die er stets so sehr liebte und schaute ihn bittersüß an.

In diesem Augenblick fiel bei Bernd der Vorhang endgültig. Hastig griff er in den Picknickkorb und angelte nach dem großen Brotmesser. Julia rutschte erschrocken nach hinten, um ihm zu entkommen. Kein Laut kam aus ihrem angstverzerrten Mund. Sie verfing sich in der Decke und konnte nicht weiter. Er stürzte sich auf sie, hielt ihr das Messer an die Brust und erklärte mit verwirrtem Blick: „Das ist es also was du willst? Jetzt möchtest du nur noch mein Geld, das Haus und das Auto? Alles was ich mir in all` den Jahren so mühsam aufgebaut habe? Du hast doch die ganzen Jahre nur auf deinem faulen Hintern gehockt und an mir herumgemeckert. Vielleicht auf den Moment gewartet, der am besten dafür ist, mich auszunehmen.. ?“

In seiner Wut biß er kräftig in den Muffin, den er noch immer in seiner linken Hand hielt und mit vollem Mund brüllte er weiter: „Das hast du dir schön ausgemalt du Flittchen, wohl schon einen Neuen am Start?“

Das Messer in seiner Hand begann zu beben. Bedrohlich nahe war er jetzt Julias Hals. Bernd konnte die Angst in ihren Augen sehen, aber war da nicht noch etwas anderes... ? Er zögerte. Es tat so gut sie leiden zu sehen, doch warum fühlte er sich auf einmal so schwach und schwindlig? Mit einem Schlag sanken seine Arme herab und Bernd fiel ohne Vorwarnung einfach kraftlos zur Seite. Er fühlte sich unfähig sich zu bewegen! Aus seinem ganzen Körper war das Gefühl verschwunden.

Julias grinsendes Gesicht erschien in seinem Blickfeld und im Moment in dem er starb konnte er sie noch leise sagen hören: „Männer sind genauso einfach zu durchschauen wie Muffinrezepte der besonderen Art....!“

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Texte: tredition ISBN: 978-3868500677
Tag der Veröffentlichung: 21.07.2010

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