Cover

Widmung

Liebe Leserinnen und Leser,

 

ich habe das Buch meinen großartigen Freunden gewidmet, die mich seit dem Beginn meiner Reise begleitet, unterstützt und jederzeit gut beraten haben.

 

Thorsten Jensen, Du bist das Ruder, das mir die Richtung gewiesen hat.

 

Annett Heidecke, Du bist der Schildwall, den ich brauchte.

 

Virginie Tuttas, Du bist der Wind in meinen Segeln.

 

Steph, Gäbbi und Ole, Ihr seid mein Herzblut.

 

Ich liebe Euch. Danke! Für alles!

 

 

 

 

Prolog

 Einst gab es eine Seherin namens Gunhild Klarauge in der Jarlschaft Trondheim. Der Åsenfjord, in dessen Nähe sie eine einfache Hütte bewohnte, bot ihr alles, was sie zum Überleben brauchte. Auf ihrem Stück Land hielt Gunhild auch eine Schafherde, deren Wolle sie zu hauchfeinem Garn spann und im Anschluss in herrliche Stoffe wob.

Im benachbarten Dorf Herbrøge sprach man oft über sie. Wenn die Fischer mit ihren Booten auf den Fjord hinausfuhren, sahen sie Gunhild, wie sie reglos und still auf einem kleinen Holzsteg saß. Sie schaute über das Meer, als suchte sie dort etwas, das es an Land nicht gab.

Niemand kannte ihren tatsächlichen Namen. Ebenso wusste niemand, wie lange Gunhild schon in Midgard weilte noch, woher sie ursprünglich stammte. Ein älterer Mann berichtete, dass sie schon so aussah, als er selbst ein Knabe war und gern an jenem Strand spielte.

„König Askjellar von Norheimsund brachte sie nach einer Handelsfahrt aus den slawischen Landen mit. Angeblich war Gunhild früher Dienerin bei einem Wollhändler, der sie aus unerfindlichen Gründen loswerden wollte. Ihr wisst ja, dass unser Jarl damals König Askjellar Gefolgschaft leistete, als Eivind Thimarnsson mit seinen Verbündeten von Hellandsbygde dessen Sippe angriff. Zum Dank, so hieß es, überließ Askjellar ihm Gunhild als Gespielin. Von dem Moment an begann ein neues Leben für sie, denn Jarl Thorsten Grauwolf Odinsson machte sie letztendlich zu einer freien Frau, indem er sie kurz darauf heiratete. Er hatte erkannt, dass sie eine wundervolle Gabe besaß. Außerdem liebte er Gunhild von ganzem Herzen.“

„Aber warum wohnt sie so weit draußen, fernab vom Dorf und unserer Gemeinschaft?“, wollte eine Frau wissen.

„Nun, das kann ich dir leider nicht sagen. Du wirst sie selbst danach fragen müssen“, entgegnete der Alte.

Das tat die Frau zwar, doch ohne größeren Erfolg. Gunhild pflegte niemandem Rede und Antwort zu stehen, wenn es um persönliche Belange ging. Zudem eilte sie unversehens ihrer Schafherde hinterher, die sich auf den Küstenwiesen zu verstreuen drohte, und ließ das neugierige Weib einfach allein am Strand zurück.
Dennoch kamen die Bewohner von Herbrøge zu ihr, wenn sie sich des Wohlwollens der Götter versichern wollten oder einen weisen Rat von ihr benötigten. Sie nahm sich die Zeit und tröstete, warnte aber auch vor drohendem Unheil und machte sich damit nahezu unentbehrlich.

Ein einziges Mal im Jahr, wenn in der Mittsommernacht das Drangur-Fest zu Ehren Sunnas und Baldurs gefeiert wurde, erschien sie im Dorf am großen Lagerfeuer. Dann erzählte sie von dem, was war und was dereinst sein würde, von den Sagas der Götter und davon, dass sie bisweilen unerkannt unter den Menschen lebten und heimlich Einfluss auf deren Geschicke nahmen.

Auch an diesem denkwürdigen Abend betrat sie den Thingplatz vor der Behausung des Jarls, nur bekleidet mit einem tiefschwarzen Umhang. Zudem trug Gunhild leuchtend rote Federn eines exotischen Vogels in ihrem langen, bis hinab zu den Hüften wallenden Haar.

Ihr stolzes Haupt wurde gekrönt von einem ausgeblichenen Schafsschädel und totem Geäst, an dem längst vertrocknete Waldfrüchte hingen. Männer wie auch Frauen begrüßten sie ehrerbietig. Jemand reichte der Seherin Brot, Fleisch und ein gefülltes Trinkhorn, auf dass sie sich niederlassen möge.

Gespannte Stille breitete sich unter den Bewohnern aus, als sie sich nah ans Feuer setzte. Ihre dunklen Augen leuchteten geheimnisvoll im Widerschein der lodernden Flammen, als Gunhild ihren Blick in den sternenklaren Himmel richtete und zu sprechen begann ...

 

Gisa Wolfstod

 

Mürrischen Gesichtes saß der Allvater auf seinem Thron in Gladsheim. Schon am frühen Morgen musste er schlechte Nachrichten zur Kenntnis nehmen. Daraufhin war er übler Laune, wie seine zu Fäusten geballten Hände bewiesen.

Hugin und Munin berichteten ihm gerade aufgeregt, dass in Hommelstø eine Frau lebte, die für eine Bewohnerin von Midgard nicht angemessen alterte. Bereits seit Jahrzehnten hatten die Raben sie dabei beobachtet. Indes vergingen volle vier Menschenleben, und noch immer wirkte diese Frau unverbraucht, aufrecht und jung. Zu jung, befanden Odins schwarzgeflügelte Späher, und so erzählten sie ihm davon. Er richtete daraufhin sein sehendes Auge auf jene Maid, derer er vorher nicht gewahr wurde. Loki hatte sie gut vor seinem prüfenden Blick verborgen.

Odin bemerkte sofort, dass dies nicht mit rechten Dingen zugehen konnte. Es musste sich also um Hexerei handeln. Die ewig fortschreitende Natur, die er allen seinen menschlichen Kindern andachte, ließ sich höchstens mit Magie und Blendwerk täuschen. Mit tückischem Blendwerk, welches er nur einem Gott in seiner Gefolgschaft aus Asen und Wanen zutraute, nämlich jenem Gott, der ihm stets den Gehorsam verweigerte!

„Dieses widerwärtige Monster!“, entfuhr es Odin gerade, als seine Gemahlin Freya den Thronsaal von Gladsheim betrat, bereit, ihm beizustehen. Wie immer spürte sie es, wenn er ihre Hilfe benötigte und es nicht zugab.

„Du wirst doch nicht etwa mich damit meinen, teurer Gemahl?“, entgegnete Freya.

Doch heute konnte das silberhelle Lachen Freyas ihn nicht umstimmen. Der Herrscher Asgards blieb überaus missgelaunt und wortkarg. So waren es denn auch nur seine Wölfe Geri und Freki, die Freya fröhlich japsend begrüßten. Er jedoch blickte sie mit verkniffenen Mundwinkeln an und wies mit dem Finger auf den Platz neben sich.

„Hast du Sorgen, Gemahl? Ist dir etwas geschehen?“, fragte Freya vorsichtig, nachdem sie sich zu ihm gesetzt hatte.

„Loki!“, knurrte der Allvater zornig. „Er hat mich erneut hintergangen. Sieh selbst!“

Mit diesen Worten ergriff er Freyas zarte Hand und legte sie an seine Stirn. Damit ließ er sie an der Vision teilhaben, die ihn ereilte. Die Wanengöttin schloss in gespannter Erwartung die Augen und erschrak zutiefst, denn sie erblickte eine kriegerisch gesinnte Riesin, noch dazu die Tochter von Loki und Angrboda, die sich dem unbarmherzigen Heer Utgards anschloss und an der Spitze der Wolfsweiber gegen die Asen zog. Getrieben von Hass metzelte sie alles nieder, was sich ihr in den Weg stellte. Ströme aus Blut flossen durch Asgard und färbten den Boden dunkelrot. Die grausigen Schreie der Gemarterten ließen die steinernen Mauern der Himmelsfestungen erzittern, vereinigt durch ein unfassbar lautes Echo, das in allen neun Welten zu hören war. Das Ende nahte unerbittlich.

Freya zuckte zusammen, als ihr die Gefahr bewusst wurde. Utgardloki hatte bereits einen Krieg mit Asgard begonnen und verloren. Die Schande der Niederlage gärte seit langer Zeit in ihm. Was, wenn er sich nun rächen und mit einer so starken Kämpferin in Asgard einfallen würde? Unfassbares Elend könnte er über das stolze Reich Odins bringen.

„Wer ist sie? Weißt du, wo sie wohnt? Wie kam sie nach Midgard, etwa durch einen Zauber ihrer Mutter?“

„Ihr Name lautet Gisa Wolfstod. Sie lebt in einem kleinen Bauerndorf nahe Hommelstø bei einer Sippe von Sehern. Ich kann das nicht länger zulassen. Ihrer Geburt nach ist sie eine Reifriesin. Sie gehört nicht zu den Menschen, sondern in den Eisenwald zu ihresgleichen!“

Der goldene Speer Odins zerbrach fast, als er wütend seine rechte Hand darum schloss. Er musste diesem Treiben ein schnelles Ende setzen! Auf der Stelle, ehe das Weibsbild auf die Idee kam, Seite an Seite mit ihren verdorbenen Eltern die Burgen Asgards anzugreifen und zu vernichten!

Freya hingegen wusste wohl, dass es hauptsächlich verletzter Stolz war, der ihren Gatten so grämte. Man betete in dieser Sippe statt seiner Gunst vorrangig um den Beistand von Loki, was für Odin einer unendlichen Schmach nahekam. Leise seufzend legte sie ihm ihre Hand auf den Arm, bevor sie ihn zu überzeugen versuchte, das Leben der jungen Riesin fürs Erste zu verschonen.

„Ja, du hast recht. Loki setzte mit Angrboda ein Kind in die Welt, wofür du ihn gebührend bestrafen wirst. Doch vergiss bitte nicht, dass Gisa trotz allem auch eine fruchtende Maid ist. Daher wurde sie mir und meiner Gunst anheimgegeben. Ich bin davon überzeugt, dass uns dieser Umstand durchaus zum Vorteil gereichen kann. Wenn wir uns gemeinsam dieser Sache annehmen, muss es nicht zwingend zum Krieg mit Utgardlokis Reifriesenarmee kommen. Noch besteht die Möglichkeit, den Angriff abzuwenden. Bedenke dies, bevor du über das weitere Schicksal von Gisa entscheidest.

Ich schlage vor, dass du ihr einen Mann aus Midgard an die Seite gibst, der dir in allem treu ergeben ist. Ich werde dafür sorgen, dass die Kinder, die aus dieser Verbindung entstehen, Gisa von ihrer Herkunft als Riesin erlösen. Sie werden ihren Geist und ihren Leib menschlich machen.“

„Die Kinder? Du meinst, sie wird Kinder ...“

Odin brach ab und entspannte sich sichtlich. Noch nie hatte Freyas weiser Rat ihn in die Irre geführt. Auch das war ein Grund, weshalb er sie verehrte. Ihre vorausschauende Güte vermochte es, selbst die verfeindetsten Völker und Stämme wieder in Frieden miteinander zu vereinen. Wenn Freya sich nun der Riesentochter widmete und sie gleichsam zu einer liebenden Mutter machte, wäre die Gefahr eines zukünftigen Krieges mit Jötunheim vielleicht gebannt.

„Ja, mein geliebter Gemahl, Gisa wird zwei Kinder gebären. Auf beide wirst du unendlich stolz sein. Nichts währt ewig, und nichts ist von vornherein in den Stein gemeißelt, außer meiner Liebe zu dir. So lasse die Nornen ihr Urteil über die Maid sprechen. Dann magst du tun, was du am sinnvollsten und als gerecht erachtest.“

Aufmunternd lächelte die Königin seines Herzens ihm zu und verschwand gleich darauf mit wehenden Gewändern aus dem Thronsaal. Freya lächelte auch noch, als sie wenige Minuten später auf Gefjun traf und sich an ihre Seite gesellte. Sie bedurfte dringend der Unterstützung der Göttin alles Jungfräulichen, um das Riesenmädchen vor einer zu frühen Entscheidung des Allvaters zu behüten.

In dem Moment, als die beiden Asinnen Pläne schmiedeten, ließ Odin die seinen bereits Gestalt annehmen. Er entsandte Komar, den eigenwilligen Sohn eines Fellhändlers, in Gisas Gefilde nahe Hommelstø, so wie Freya es sich wünschte. Der Traum, der den jungen Mann in der darauffolgenden Nacht ereilte, weckte die bis dahin nie gekannte Sehnsucht, sich bei einer silberhaarigen Frau niederzulassen. Schon am nächsten Morgen begab er sich auf die Suche nach ihr.

 

„Großer Odin, was soll das?“, fluchte Komar, als ihn ein Strahl eiskalten Wassers mitten ins Gesicht traf.

Ein schallendes Lachen erklang neben ihm. Er, der so ruhig am Rand eines kargen Wäldchens geschlafen hatte, rappelte sich nun auf und rieb sich gleich darauf verdutzt die Augen. Das Erste, was er erblickte, war eine stattliche Frau, die sich über ihn beugte und seinen Körper peinlich genau musterte. Eine ausgesprochen hübsche Frau, um es genauer zu sagen! Sie hielt den hölzernen Zuber noch in der Hand, aus dem das Wasser stammte.

„Am helllichten Tag schlafen nur die Rumtreiber! Was hast du hier zu suchen?“, fragte sie.

Schon wollte Komar ihr die passende Antwort geben, doch er konnte seinem Mund nurmehr ein klägliches Gestammel entringen. Mühsam versuchte er, die Worte in seinem Kopf zu sortieren und an die richtige Stelle zu setzen.

„Ich habe ... äh ... ich wollte doch ... ich stamme aus Lauksletta und ... also ich suche eigentlich ...“

„Eine neue Bleibe? Reiche Beute auf einem Raubzug? Oder eine erfreuliche kleine Tändelei mit einer willigen Dirne? Sag schon, Stotterer, was trieb dich in die Gegend?“, unterbrach die Frau ihn ungeduldig.

Ihre Augen blitzten ihn an, jedoch mehr interessiert als aufgebracht. Mit hochrotem Kopf gelang es Komar endlich, ein paar zusammenhängende Sätze zu sprechen.

„Hommelstø ist mein Ziel. Ich möchte am Thing teilhaben, das bald stattfindet. Man sagte mir, dass Jarl Ingmar auf der Suche nach kräftigen, jungen Männer für seine Leibwache ist. Darüber hinaus besteht meine Sippe hauptsächlich aus fahrenden Händlern. Nach vielen Jahren des Reisens habe ich wahrlich genug gesehen. Ohne richtige Heimstatt und ohne jemals irgendwo endgültig anzukommen - nein, so will ich nicht länger leben. Viel lieber möchte ich mein eigenes Stück Land besitzen, vielleicht auch ein paar Ziegen. Und ich würde gern eine eigene Familie gründen.“

„Eine eigene Familie, aha. Dann solltest du dich aber nicht ausgerechnet hier am Waldrand zum Schlaf betten. Weißt du, die Wölfe könnten dich als willkommenes Festmahl betrachten. Du kannst wahrlich von Glück sagen, dass sie dich nicht vor mir gefunden haben!“, entgegnete sie. „Es gibt hier mehrere Rudel, und keines davon übt sich in Mitleid, wenn es um einen Mann geht, der in tiefstem Schlafe liegt.“

Komar schwieg zu ihren Worten. Auch er hatte einst seine Erfahrungen mit den blutrünstigen Kreaturen gemacht, und diese waren nicht sonderlich gut. Nicht umsonst pflegte sein Vater einen Posten aufzustellen, wo immer sich ihr Tross länger aufhielt.

Borgward, sein jüngster Bruder, kam in einer dieser Nächte nur knapp mit dem Leben davon. Unter dem stillen, sternenklaren Himmel wähnte er sich zu sicher. So fielen ihm während der Wache die Augen zu und er achtete nicht mehr auf das Feuer, dessen dahinschwindende Glut kaum mehr als einen rotgoldenen Lichtschimmer bot.

Es war einzig den unruhig gewordenen Pferden zu verdanken, dass nicht ihre ganze Sippe als Wolfsfutter endete. Ihrem untrüglichen Instinkt entging es nicht, dass sich eine Meute hungriger Räuber näherte. Die Tiere stampften mit den Hufen auf, zerrten an ihren Seilen und wieherten so laut, dass der ganze Tross aus dem Schlaf hochschreckte. Diesen heilsamen Schock würde Borgward wohl nie wieder vergessen, und Komar auch nicht.

„Wenn es dir nichts ausmacht, einem Weib nachzufolgen, kannst du vorerst mit mir kommen. Ich kenne ein kleines Dorf, nicht weit entfernt von hier, in dem meine Sippe lebt. Dort kannst du übernachten und morgen mit den Männern, die ebenfalls zum Thing wollen, nach Hommelstø ziehen. Einverstanden?“

Die glockenreine Stimme des Weibes brachte Komar fast um den Verstand. Ob sie wohl wusste, wie schön sie war? Vermutlich nicht, denn sie kleidete sich für eine Frau eher ungeschickt. Ein festes Lederwams umschloss das, was die Männer hätte reizen können, und ihre langen Beine steckten in groben Leinenhosen und derben Stiefeln. Außerdem trug sie eine hässliche Wollkapuze, um ihr Haar zu verbergen, was ebenfalls nicht dazu geeignet war, Männern zu gefallen. Doch dann entdeckte er etwas, das ihn sehr irritierte. Weil er ihr nicht sofort antwortete, schüttelte sie unwillig mit dem Kopf. Dabei verrutschte die Kapuze. Ihre weißblonde Lockenpracht quoll hervor, ringelte sich anmutig um das schmale Gesicht und umrahmte die blassen Wangen. War dies etwa das Weib, das er vor Kurzem in seinen Träumen gesehen hatte? Nur zu gern wollte Komar daran glauben.

Er betrachtete die junge Frau aus den Augenwinkeln, soweit es der gebührende Anstand erlaubte. Die gewaltige Axt, die über ihre rechte Schulter ragte, hätte eher einem kräftigen Manne zugestanden. Dass eine junge Maid, auch wenn sie groß gewachsen war, eine so schwere Streitaxt überhaupt anheben konnte, schien ihm einem Wunder gleichzukommen. Endlich rappelte er sich auf, stand nun direkt neben ihr und stellte fest, dass sie ihn noch um eine Haupteslänge überragte. Dabei war Komar selbst ein stattlicher Mann.

In Berlevåg, droben an der Nordküste gelegen, hatte er vor etwa sechs Jahren einen hünenhaften Bootsmann kennengelernt. Ihn hielt er bislang für den größten Menschen der Welt. Nun aber sah er, dass sogar der Riese namens Harald Lejves noch übertroffen werden konnte.

„Wenn du dann damit fertig bist, mich von oben bis unten zu beglotzen, sollten wir zügig aufbrechen. Ich werde sicher schon in meinem Dorf erwartet. Sag, Fremder, wie heißt du überhaupt?“, fragte sie ihn, während sie amüsiert lächelte.

„Mein Name ist Komar Jarnsson.“

„Also gut, mich nennt man Gisa Wolfstod. Lass uns gehen, ehe die Sonne zu hoch steigt.“

Wie zur Bestätigung ertönte ein lautes Krächzen vom Baum neben ihnen. Auf der Spitze des toten Gehölzes hockte ein Rabe, sich nun schreiend in den trüben Himmel erhob. Die kargen Felsen trugen das Echo seines Rufes weiter, sodass es bis weit in die Ebene erschallte. Auch in Asgards großer Festung Gladsheim wurde es vernommen.

 

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Uta Pfützner
Bildmaterialien: Anke Donath
Cover: Anke Donath
Tag der Veröffentlichung: 02.11.2022
ISBN: 978-3-7554-2471-0

Alle Rechte vorbehalten

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