Wisst ihr, wie das ist, wenn jeder Gedanke, dir den Atem raubt?
Wisst ihr, wie das ist, morgens nicht zu wissen, was abends ist?
Wisst ihr, wie das ist, wenn die Vergangenheit nicht mehr zu bewältigen ist?
Wisst ihr, wie das ist, wenn jeder Gedanke ins Leere führt, weil dein Innerstes alles Schlechte vor dir blockiert.
Ich weiß es nicht, aber mein Unterbewusstsein weiß es. Es sorgt dafür, dass kein Gedanken zu Ende geführt werden kann. Egal in welcher Richtung ich versuche zu denken. Jedes Mal, macht meine Seele zu. Sie macht einfach dicht. Sie will mich schützen, doch das tut sie nicht. Sie unterbindet jedes rationale Denken. Sie sorgt dafür, dass ich Dinge tue, die eine Frau, die etwas von sich hält, nicht tun sollte. Und hör ich nicht auf sie, schneidet sie mir die Luft ab. Ganz kurz, knallhart. Die Lunge ist wie eingeengt. Das Gehirn bekommt nicht genug Sauerstoff, das Denken wird automatisch umgelenkt.
Die Angst vor Kontrollverlust ist stark in mir verankert. Dachte ich vor einiger Zeit noch, ich hätte sie überwunden, so trifft mich heute die Erkenntnis umso härter, dass es nicht so ist.
Ja, ich hatte „mein Leben“ wieder. Alles schien gut zu laufen. Ich konnte wieder Dinge tun, die ich seit Jahren nicht mehr zu tun wagte, doch dann wurde mir etwas gesagt, was mein Leben völlig auf den Kopf stellte. Und mit der Erkenntnis, dass nichts mehr ist, wie es war, kam die Angst zurück. Wie ein Hammerschlag traf sie mich im Gesicht.
Ich taumelte, fiel zurück. Ich kämpfe um Fassung und find sie nicht. Die Angst ist wieder da!
Gut, ich könnte sie als Waffe einsetzen, in einem sowieso schon allzu unfairen Kampf, doch was hätte ich davon gewonnen? Eine Hand, die mir aus Mitleid entgegengestreckt wird – Nein, das will ich nicht! Ich bin doch noch immer ich. Doch wer bin ich?
Ich kann dir sagen wer ich war: eine hübsche junge Frau, die wusste was sie wollte und bekam, was sie ersann. Hocherhobenen Hauptes ging ich durch die Welt, kein Ziel war mir zu weit, kein Herz war mir zu weich.
Und dann kam sie, die Angst. Sie kam nicht plötzlich unverhofft. Nein, sie kam auf leisen Sohlen. Drang ein in meinen Kopf und macht mich zur Marionette meiner selbst. Und immer wieder stelle ich mir die Frage: Wie komme ich wieder raus aus diesem Loch?
Kaltschnäuzig und hart, wie ich einst war, will ich nicht mehr werden. Verzweifelt, von innen zerrissen, will ich nicht mehr sein. Die Angst soll nicht länger mein Wegbegleiter sein.
Und doch weiß ich, sie ist da. Jetzt gerade in diesem Moment lauert sie tief in mir und wartet darauf, dass es kommt, wie es kommen muss … und ich kann nichts tun. Die Würfel sind gefallen. Mein Leben steht auf dem Kopf und alles was ich mache, ist meine Gedanken ins Leere laufen zu lassen, damit die Angst nicht die Oberhand gewinnt und mir den Atem nimmt.
Tag der Veröffentlichung: 12.10.2010
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