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Die Nacht ist fast zu Ende und in der Ferne, irgendwo da draussen, kann ich das erste Grau im Weiß der Rosen erkennen. Es ist ein Grau, das den Tag verschlingen wird... Ich bin von einer unwirklichen inneren Ruhe umgeben, die mich behüten möchte. Ruhe, die mich bisher davor bewahrte, mich selbst zu zerstören, die mich meine Einsamkeit so deutlich spüren lässt.

Selten gelingt es mir, diese Ruhe abzustreifen, mich zu öffnen - ich fürchte mich davor, muss überleben. Ich tauge nicht für den Rosenkrieg. Zwischen den Stühlen sitzen, sollte mein Ziel nicht sein. Nein, ich habe ein anderes!
Mein Ziel heißt lieben, leben, intensiv erleben ... doch wird mir das gelingen? - Angst, die sich nicht abschütteln läßt wie der Regen von meinem Haar. Regen, ich wünsche mir, ihn zu spüren. Wie sehr ich mir ihn herbeisehne. Ja, bitte, nimm mich zu dir, begleite mich, laß mich dich begleiten...wie so oft sperrt mich mein Panzer ein.
Immer noch ist es dunkel. Gewissheit. Das Grau des neuen Tages ist tief in mir. Schaudern kriecht durch mich.

Und doch —
Auch Einsamkeit mag behüten, wenn auch nur mich. Ja, vielleicht vor mir selbst. Ich sollte schreien, toben, wüten. Doch das liegt mir nicht. Schmerz zerstört leise, von anderen unbemerkt, was in mir nach Leben schreit. Macht mich stumm.

Zeit, die zäh fließt.
Mein Magen krampft sich zu einer geballten Faust zusammen und zwingt mich in die Knie. Zwingt mich, mich zu beugen. Dennoch möchte ich aufrecht stehen. Klein und demütig sollte ich ihn annehmen, doch alles in mir rebelliert. - Mich beugen hieße zerbrechen, mich verlieren, mich einsperren, ohne Chance auf Befreiung. Ein Ruck geht durch mich, meine Schultern straffen sich, der Blick wird klarer, sieht von innen nach aussen. Ein selbstgefällig anmutendes Lächeln kräuselt sich auf meinen Lippen. Warum sollte ich mir auch nicht selbst gefallen, bei den Gedanken die sich in mir finden?

Schreien, schreien sollen die, die für mich leiden möchten, wenn sie meinen Schmerz fühlen dürfen, bevor ich daran zerbreche. Schmerz, mein treuer Begleiter in all den Jahren des grauen Fühlens, ein Genosse einsamer, langer Nächte und ein Freund; wenn auch nicht wirklich willkommen. Irgendwie war und ist er da ... nicht gewollt, dennoch klebt er an mir, wie der Schweiss auf meinem Körper am Ende einer gelebten Nacht.
Manchmal sehe ich dann noch einen strahlenden Sonnenaufgang, versuche ihn zu erhaschen. Doch das Grau, mein Grau, fängt mich mehr und mehr und bedeckt, verdeckt mich.

- Bedauern. Weshalb kann ich dem nicht entfliehen? Warum bestimmt es mein Leben, das Leben?
Immer seltener erkenne ich einen Silberstreif im Grau des Horizonts. Mein Sehnen, all mein Gefühl, meine Wünsche und Träume bette ich in ihn.

Mein Mund öffnet sich, stumme Schreie, meine Seele bebt leise, mein Herz zittert laut.

Ja, hautnah erkannt: Hoffnungslosigkeit.
Gelingt es je, meine Sehnsucht sanft zu betten? Ohne Antwort schleicht dieses Grau sich wieder in das unschuldige Weiß der Rosen.

Und immer auch in mich.







Einsam mein Weg durch die Nacht
seltsam so mancher Traum
bin unter schaudern erwacht
fühl weder mich, noch mein Sein

Hab mich, in mich gesperrt
aufgebaut Stein für Stein
Mauern gezogen und Gräben
bewusst gewählt, das Alleinsein

Schutz gesucht und gefunden
doch wie hoch ist der Preis,
Hoffnung von der Angst entbunden
reiss ich jetzt ein, Stein um Stein

Einsam der Weg durch die Zeit
allein auch zu zwein
Sehnsucht befreie meine Seele
lass mich dieses Mal nicht allein

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 27.06.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Von mir für mich geschrieben.

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