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Das Tagebuch

 

„Was ist so wichtig an dem Buch?“
„Ich weiß es nicht.“
„Was steht in dem Buch?“
„Ich weiß es nicht.“
„Warum suchst du dann danach?“
„Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht.“
„Verdammt noch mal, Charly. Was soll das? Was willst du hier?“
„Ich weiß es nicht, Trevor!“

 

„Nein! Du läufst jetzt nicht davon. Hast du mich gehört? Wir setzen uns hin und reden.“
„Was versprichst du dir davon? Glaubst du allen Ernstes, dass mit einem Gespräch wieder alles in Ordnung kommt? Tut es nicht. Du kannst nicht ungeschehen machen, was passiert ist,Trevor.“
„Dann sag mir doch endlich, was damals vorgefallen ist. Warum bist du abgehauen?“
„Mensch, Trevor. Lass es einfach gut sein. Okay? Es hat keinen Sinn.“
„Es hat sehr wohl einen Sinn, wenn du endlich deinen Mund aufmachst und ehrlich zu mir bist. Charly, bitte! Du bist mein Bruder. Du bist alles, was mir noch geblieben ist. Sprich mit mir. Sag mir endlich, was geschehen ist!“

 

„Trevor, lass es! Ich werde nicht mit dir darüber reden.“
„Warum nicht, verdammt noch mal? Charly, du tauchst hier nach fünf Jahren ohne Vorwarnung auf. Bist vollkommen verwahrlost, ausgezerrt und vermutlich alles andere als gesund.“
„Woher willst du wissen, wie es mir geht?“
„Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du einer der beliebtesten Jungen an der Schule. Die Mädchen haben sich darum geprügelt, an deiner Seite zu glänzen. Von nichts anderem wurde in den Pausen gesprochen, als von dem unglaublichen Charly. Dem Schwarm aller Mädchen. Und sieh dich heute an! Wann hast du zu letzt in den Spiegel geblickt? Wann hast du das Letzte mal unter einer heißen Dusche gestanden und dich rasiert?“
„Das geht dich nichts an! Gar nichts, was mit mir zu tun hat, geht dich etwas an. Halte dich aus meinem Leben raus!“

„Aus deinem Leben raushalten? Aus welchem Leben denn? Du läufst rum wie ein Penner! Ich wollte schon die Polizei rufen, als ich dich vorhin durch meinen Garten schleichen sah.“
„Deinen Garten? Deinen Garten! Ich kann mich nicht erinnern etwas unterschrieben zu haben, dass das hier zu deinem Haus und deinem Garten gemacht hat.“
„Du warst verschwunden, Mann. Du bist einfach durch diese Tür da gegangen und verschwunden. Für ganze fünf Jahre!“
„Sieh mich nicht so an, Trevor. Ich hatte meine Gründe. Und jetzt bin ich wieder da und alles, was ich von dir will, ist dieses scheiß Buch!“

 

„Setz dich Charly. Es gibt keinen Grund, dass du wie ein Irrer im Wohnzimmer Auf und Ab tigerst. Setz dich hin und wir reden über alles.“
„Ich will aber nicht reden. Ich will dieses Buch und dann bist du mich los. Ich überschreibe dir auch alles, falls du dir deswegen Sorgen machst. Ich will nur dieses Buch!“
„Was steht da drinnen, dass du bereit bist, auf alles zu verzichten, Charly?“
„Nichts! Ich will es einfach nur haben!“
„Verdammt noch mal, Charly! Brüll hier nicht so rum und verkauf mich nicht für blöd. Warum solltest du nach einer halben Ewigkeit in diesem erbärmlichen Zustand hier auftauchen und alles aufs Spiel setzen, wenn du nicht wüsstest, was darin steht?“
„Lass mich! Und sieh mich nicht so an. Ich hasse das. Ich brauche dein Mitleid nicht. Ich bin in Ordnung und vollkommen zufrieden mit meinem Leben. Ich will einfach nur dieses scheiß Buch!“
„Dann sag mir endlich, WARUM?“
„Nein, das geht dich nichts an! Wie oft soll ich dir denn das noch sagen?“

 

„Das hat so keinen Sinn. Wir treten auf der Stelle. Warum setzt du dich nicht wieder, und wir versuchen beide uns wieder etwas zu beruhigen.“

„Ich bin ruhig.“
„Ja, und ich bin der Dalei Lama und bringe den Weltfrieden.“
„Wäre mal was anderes.“
„Grins nicht so dämlich.“
„Machst du doch selber.“

 

„Ich hab dich vermisst, Charly.“
„Ich dich auch, Bruder.“
„Mama war nicht mehr die Selbe, seit du gegangen bist.“
„Das bin ich auch nicht mehr.“
„Sie hat es nie verstanden.“
„Hat sie wohl!“
„Nein, Charly. Hat sie nicht. Jeden Tag fragte sie mich, wo du hingegangen bist und wann du wieder kommst.“
„Was hast du ihr erzählt?“
„Nichts. Was hätte ich ihr sagen sollen? Ich hatte ja keine Ahnung, was vorgefallen war. Willst du es mir nicht erzählen?“

 

„Wo ist Hank?“
„Hank? Wie kommst du denn jetzt auf ihn?“
„Sag schon, Trevor. Was war mit Hank, nachdem ich fort ging?“
„Er schlich noch zwei, drei Monate durchs Haus. Dann ist er gegangen. Ich habe ihn seither nicht mehr gesehen.“
„War er nicht auf der Beerdigung?“
„Warum habe ich nur das Gefühl, dass du die Antwort schon kennst, Charly?“
„Ich habe ihn gesehen. Er stand weiter hinten, aber er war da.“
„Du warst auch dort? Warum bist du nicht zu mir gekommen? Warum hast du dich nicht von ihr verabschiedet?“
„Das habe ich, Trevor. Später, als alle weg waren. Ich stand fast eine Stunde am offenen Grab, bis die Männer gekommen sind, um es zu schließen.“

„Weinst du?“
„Ach Quatsch! Ich weine nicht. Ich habe nur etwas ins Auge bekommen. Du solltest wirklich öfter sauber machen, Trevor. Für einen Allergiker ist die Bude die reinste Folterkammer.“
„Du bist kein Allergiker, Charly.“
„Woher willst du das wissen? Du hast selbst gesagt, dass ich nicht gesund aussehe. Vielleicht bin ich ja inzwischen Allergiker geworden?“
„Beruhig dich, Bruder. Es ist in Ordnung.“
„Nein! Nichts ist in Ordnung. Sie ist tot. Sie ist einfach gestorben, ohne mir vorher die W…“
„Ohne dir vorher was? Das Buch zu geben? Ist es das? Willst du es deshalb haben? Weil sie es dir versprochen hat?“

 

„Dieses Sofa ist grottenhässlich. Hat dir das schon mal jemand gesagt?“
„Lenk jetzt nicht vom Thema ab, Charly! Was steht in dem Buch? Und warum bist du deswegen so sauer auf Mutter? Antworte mir endlich! Was hat dein Verschwinden mit diesem Buch zu tun? Warum suchst du ausgerechnet jetzt danach?“
„Du bildest dir etwas ein. Gib mir einfach das verdammte Ding, dann bist du mich los.“
„Nein! Sag mir zuerst, was darin steht!“
„Gib mir endlich das verdammte Buch, Trevor!“
„Nein! Sag mir, was darin steht!“
„Ich warne dich, Trevor! Reiz mich nicht. Gib mir das scheiß Ding, oder …“
„Oder was? Willst du es aus mir herausprügeln? Oder hast du stattdessen vor, wieder feige den Schwanz einzuziehen und davon zu laufen?“
„Du hast ja keine Ahnung.“
„Nein, habe ich nicht. Du sagst es mir ja auch nicht. Du lässt mich hier genauso im dunkeln sitzen und warten wie Mutter!“
„Halt dein Maul!“

 

„Nein! Du sollst das hören. Ich musste es mir auch ganze fünf Jahre lang Tag für Tag anhören. Immer wieder fragte sie mich, wo du bist und wann du wiederkommst. Jeden scheiß verdammten Tag! Ob die Sonne schien, oder es regnete. Sie wollte immer nur, dass ihr Junge wieder nach Hause kommt. Das war der einzige Gedanke, der sie neben dem Krebs bis ins Grab begleitet hat. Charly! Charly und nochmals Charly!“
„Hör auf, oder ich schlag dir die Zähne aus. Hör auf! Hörst du! Hör auf damit! Ich will es nicht hören, es ist nicht wahr! Sie wollte mich nicht sehen! Niemals! Ich habe das einzig Richtige getan, als ich verschwand. Ich habe sie erlöst. Sie hat es nicht verdient, so zu leiden. Jeden Tag durch mich daran erinnert zu werden. Sie hat es nicht verdient! Sie war eine so einzigartige Frau. Sie hat es nicht verdient!“

 

„Charly! Was ist mit dir los? Du weinst ja doch. Aber warum? Du hast sie doch gehaßt, aus welchem Grund auch immer. Darum bist du doch verschwunden.“
„Ich habe sie nicht gehaßt! Ich habe diese Frau abgöttisch geliebt!“
„Was hat das zu bedeuten, Charly? Warum bist du dann gegangen und hast ihr damit das Herz gebrochen?“
„Ich habe ihr das Herz bereits an dem Tag gebrochen, als ich auf die Welt gekommen bin. Ich bin gegangen … ich musste gehen, um ihr wenigstens noch ein paar Jahre Glück und Frieden zu schenken. Sie hatte das nicht verdient. Ich musste gehen, Trevor, versteh das doch.“

„Tut mir leid, Charly. Ich verstehe überhaupt nichts mehr. Komm her Bruder. Stoß mich nicht weg, bitte. Du brauchst es genauso wie ich. Komm her. Komm einfach her.“
„Ich habe sie geliebt, mehr als mein eigenes Leben. Genau so sehr, wie sie mich gehaßt hat.“
„Was? Bist du verrückt? Mutter hat dich nicht gehaßt. Du warst immer ihr Liebling. Ihr ein und alles. Sie hätte das Haus hergegeben, wenn du dafür zurückgekommen wärst. Was redest du denn da?“
„Es steht alles in dem Buch, Trevor. Sie hat alles aufgeschrieben, was damals geschah. Ich habe es gelesen. Ihr Tagebuch. Ich fand es vor fünf Jahren auf dem Dachboden, als sie uns gezwungen hat, zu entrümpeln. Da steht alles drin, schwarz auf weiß. Sie hat mich gehaßt, Trevor. Sie konnte nicht anders. Sie hatte keine Wahl.“

„Das glaube ich nicht, Charly. Das kann ich einfach nicht glauben. Du musst dich irren!“
„Lass mich los und hol das Buch, Trevor. Lies es selber. Nun hat es eh keinen Sinn mehr.“
„Ich habe es nicht, Charly. Das versuche ich dir schon seit über zwei Stunden zu erklären. Ich weiß nicht, wo Mutters Tagebuch ist.“

 

„Es ist in der untersten Schublade deines Nachtkästchens.“
„Larissa! Was machst du denn schon hier? Und woher weißt du …“

„Ich habe es gefunden, als wir kurz nach Antonias Tod den Dachboden ausgeräumt haben. Ich wollte nicht, dass es auf dem Sperrmüll landet. Außerdem dachte ich, dass du es eines Tages vielleicht lesen wolltest. Um zu verstehen.“
„Hast du es gelesen, Larissa?“
„Ja, Charly. Habe ich.“
„Wie kannst du mir dann noch in die Augen sehen?“
„Eben genau darum!“
„Larissa, was ist hier los? Was steht in dem Buch? Charly will es mir nicht sagen.“
„Und ich kann es dir nicht sagen, Trevor. Das ist etwas, das ihr alleine klären müsst. Und Charlys Verfassung nach zu urteilen, verdammt schnell.“
„Charly! Sag mir jetzt auf der Stelle, was in dem Buch steht, sonst drehe ich noch durch!“

 

„Mutter wurde ... vergewaltigt, als sie von der Arbeit zu Fuß nach Hause ging. In dem kleinen Park hinter der Mansor-Villa zog er sie ins Gebüsch und ... missbrauchte sie brutal. Als sie sich gegen ihn wehrte, begann er auf sie einzuschlagen. Immer und immer wieder, bis sie bewusstlos wurde. Als sie wieder zu sich kam, lag er bereits auf ihr und sein Messer an ihrer Kehle.“
„Mutter wurde vergewaltigt? Sie hat nie etwas davon erzählt.“
„Diese Nacht blieb nicht ohne Folgen. Neun Monate später brachte sie einen Jungen zur Welt. Mich, Trevor. Ich bin das Resultat einer brutalen Vergewaltigung. Mein Vater ist ein gestörter Sextriebtäter. Ich bin der Sohn eines Vergewaltigers und eines Opfers! Verstehst du nun, warum ich gegangen bin?“
„Ich … ich weiß nicht, was ich sagen soll? Mutter wurde vergewaltigt?“

 

„Ja! Und ich bin daraus entstanden. Ich, das Abbild meines Vaters. Ich habe die selben blauen Augen wie er. Das gleiche blonde Haar. Meine Gesichtszüge, mein Kinn, einfach Alles! Verstehst du? Alles an mir schreit nach ihm! Jeden Tag in den vergangenen achtzehn Jahren musste sie in das Gesicht ihres Peinigers blicken. Die Arme tröstend um jenen Jungen legen, der sie ständig daran erinnerte, was damals geschehen ist. Sie musste jeden Tag auf´s Neue feststellen, dass ich ihm immer ähnlicher sah. Jeden gottverdammten Tag mit der Tatsache umgehen, dass das Abbild ihres schlimmsten Albtraumes mit ihr unter einem Dach lebte. Ich habe sie erinnert! Ich habe die Angst und die Erniedrigung für immer in ihr wachgehalten. Ich bin Abschaum und darum musste ich von hier verschwinden. Ich konnte einfach nicht zulassen, dass sie noch länger meinetwegen leiden musste. Das hatte sie nicht verdient. Ich musste gehen, Trevor, damit sie endlich anfangen konnte, zu vergessen und glücklich zu werden!“
„Sie war aber nicht glücklich. Nicht mehr seit dem Tag, an dem du fortgegangen bist.“
„Ich musste gehen, Trevor. Das war das einzig Richtige. Ich musste sie von meinem Anblick und der Erinnerung erlösen.“

 

„Von deinem Anblick erlösen? Charly, hast du denn nicht verstanden, was du ihr bedeutet hast?“
„Hör auf über Dinge zu reden, von denen du keine Ahnung hast, Larissa.“
„Aber Charly …“
„Nichts, aber Charly! Achtzehn Jahre lang war sie an meiner Seite. Hat mich gepflegt, wenn ich krank im Bett lag, mich getröstet, wenn ich traurig war, mir einen jeden Ausrutscher verziehen und mich nicht einmal spüren lassen, was für einen Ekel sie dabei empfand, wenn sie in mein Gesicht sah. In das Gesicht eines Vergewaltigers!“

 

„Wie weit hast du das Tagebuch gelesen, Charly?“
„Was soll die Frage, Larissa? Ich habe genug gelesen.“
„Charly, sag mir auf der Stelle, wie weit du in Antonias Tagebuch gelesen hast!“
„Bis zu der Stelle, an der ihr klar geworden ist, dass ich immer mehr aussehe, wie er.“
„Oh mein Gott!“
„Was hast du Larissa? Schatz, du bist so blass.“
„Lass mich und hol das Buch, Trevor.“
„Larissa, du solltest dich besser hinsetzen.“
„Hol! Das! Buch! Trevor!“
„Ja, bring es mir, damit ich es vernichten kann. Niemand soll jemals erfahren, was ich bin. Was ich ihr angetan habe, in all den Jahren.“
„Halt deinen Mund, Charly. Halt einfach deinen Mund!“

 

„Hier ist es. Es ist mir nie aufgefallen.“
„Lies, Charly!“
„Lass das, Larissa. Ich werde das nicht lesen. Ich weiß genug.“
„Lies! Charly! Du weißt gar nichts! Überhaupt NICHTS! Und jetzt setz dich auf deinen verdammten Hintern und lies vor!“

 

15. März 2004
Es ist unfassbar. Seit vierzehn Jahren blicke ich jeden Tag in ... Charlys Gesicht, seine Augen, fahre mit den Händen durch sein volles blondes Haar. Lege meine Arme um ihn und drücke in an meine Brust, an mein Herz und ... und kann es einfach nicht fassen. Vor langer Zeit durchlebte ich in dieser einen Nacht, das Schrecklichste, dass einer jungen Frau passieren konnte. Die selben Augen, die gleichen Gesichtszüge, eingerahmt von diesem prachtvollen Haar…

 

„Lies weiter, Charly!“
„Warum tust du das, Larissa? Warum quälst du mich so?“
„Lies weiter, Charly. Bitte!“

 

An jenem Abend dachte ich, dass ich das Geschehene niemals vergessen könnte. Dass das kleine Wesen, das in mir heranwuchs, mich auf immer und ewig daran erinnern wird, wie ... wie das Böse aussieht. Und nun stehe ich hier, beobachte ihn dabei, wie er mit seinem Bruder und ein paar Freunden herumalbert und empfinde nichts als ... Liebe.

Ja, es ist schwer, zu glauben. Aber es ist die Wahrheit. Ich liebe diesen Jungen wirklich. Vom ersten Moment an, als er mir in die Arme gelegt wurde. Er ist mein Sohn. Durch ihn konnte ich vergessen. Durch seine Zärtlichkeit und der Liebe, die er mir entgegen bringt, hat er mir in all den Jahren immer vor Augen geführt, dass er nicht das Sinnbild des Bösen ist. Außer in seinem Aussehen ähnelt er seinem Vater in nichts, gar nichts. Sein Wesen ist rein. Er ist die Güte in Person und ich danke Gott dafür, dass er ihn mir geschenkt hat. Denn durch ihn konnte ich vergessen. Durch ihn kehrte Liebe, Hoffnung und Wärme in mein Herz zurück. Ich liebe dich, Charly. Du bist mein Sohn.

 

„Charly?“
„Charly?“
„Nicht, Larissa. Er braucht Zeit. Er muss erst verstehen.“
„Ich dachte immer, dass sie mich haßt, für das, was ihr mein Vater angetan hat. Ich glaubte, ich wäre es ihr schuldig, aus ihrem Leben zu verschwinden. Also bin ich gegangen und habe in den letzten fünf Jahren an einem jeden Tag dafür gebüßt, was ihr angetan wurde.“

 

„Charly.“
„Nein, lass mich, Trevor. Ich muss das jetzt sagen. Ich bin immer in eurer Nähe gewesen. Ich brachte es nicht über mich, ganz abzuhauen. Außerdem hatte ich Angst. Angst um sie. Ich wollte nicht, dass ihr jemals wieder irgendjemand Schmerz zufügt. Ich habe Hank dazu gebracht, zu verschwinden, bin zu einem Penner geworden, habe mir einen Platz unter meines Gleichen gesucht und wurde unsichtbar. Ich bin zu dem geworden, für das ich mich immer gehalten habe. Zu Abschaum."
"Charly ..."
"Hör auf zu heulen, Trevor, sonst fang ich auch noch an."
"Ich kann nicht, Charly."
"Jeden Tag kam ich hier vorbei, sah zu, wie sie im Garten das Unkraut jätete. Ich war sogar da, als sie dir den Kopf gewaschen hat, weil du dich mit Larissa gezofft hast. Ja, ich habe alles genau beobachtet. Und ich sah die Trauer in ihren Augen. Es zerriss mir das Herz, als ich erkannte, dass ich zu spät gegangen bin. Der Kummer in ihrem Inneren so groß war, dass nicht einmal mein Verschwinden ihr die Freude zurückbringen konnte. Ich habe mich gehasst dafür. Ich wollte sterben, Trevor.“

 

„Charly, warum hast du nie mit mir darüber gesprochen?"
"Ich hatte Angst, dass du mich dann auch noch verachten würdest."
"Dich verachten? Ach Charly. Du kannst doch nichts dafür. Du bist nicht er! Du bist Charly, der beste große Bruder, den man haben kann. Und ich liebe dich genauso sehr, wie Mutter es getan hat. Komm nach Hause, Bruder. Es ist vorbei.“

 

 

Impressum

Texte: Traum Faenger
Bildmaterialien: Traum Faenger unter Verwendung von Bildern von Pixapay
Tag der Veröffentlichung: 12.12.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Allen auf BX, die Lust haben, das zu lesen.

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