Mein Leben im Internet verschaffte mir schon immer sehr viele Kontakte. Anfangs waren das soviele, dass ich keinen Überblick mehr über die Anzahl der Leute hatte die mir etwas bedeuten. Aber immer wieder gingen auch welche. Menschen die mir wichtig waren, und Menschen die mir mehr oder weniger egal waren. Aber jeder dieser Menschen hinterließ etwas in mir. Jeder dieser Menschen berührte mich, der eine tief, der andere weniger.
Ich fing an die Menschen in Bekannte und Freunde, sowie enge Freunde zu kategorisieren. Warum ich das tat hatte auch einen Grund. Anfangs rannte ich jedem hinterher, ich half jedem, und ich war immer und zu jeder Uhrzeit für meine "Freunde" da. Aber dann kamen die Tage in denen es mir überhaupt nicht gut ging, und in dieser Zeit war ich urplötzlich allein. Keiner wollte mehr etwas von mir wissen, keiner nahm Notiz von mir, es fiel einfach keinem auf das ich verschwunden war. Das verletzte mich so sehr, dass ich eine hohe Mauer um mein Herz baute. Anfänglich fiel mir das nicht leicht, und ich ließ mich immer wieder hinreißen, immer wieder wurde ich ausgenutzt, und die Spreu trennte sich vom Weizen. Die Feststellung, dass am Ende wirklich keiner übrig blieb, ließ mich hart und kalt werden, zumindest äußerlich. Die Menschen die darauf folgten waren nur vorübergehende Bekannte, und manchmal hatte ich das Gefühl, sie seien nicht einmal das. Was in meinem Inneren vor sich ging interessierte einfach keinen mehr.
Der Kreis meiner Freunde wurde immer kleiner, und die Bekanntenanzahl stieg nicht mehr so rasant an, mein Vertrauen war erschüttert. Darüber hinweg entwickelte ich schwere Depressionen, und jedes Mal wenn ich einen Mensch so sehr ins Herz geschlossen hatte, dass er in die Freunde-Kategorie gerutscht war, stand ich wieder alleine da. Ich war nur gut zum Geben, aber nehmen konnte ich nicht, weil da nichts zum Nehmen war.
Als ich schon mit allen Menschen gänzlich abgeschlossen hatte, und sowieso an nichts Gutes mehr glaubte, lernte ich kurzfristig, dass in Notsituationen eher wildfremde Menschen etwas geben, als die, die einem so nah sind. Das hielt mich natürlich über Wasser, aber dann kamen die Spekulationen, einer erzählte etwas Böses, und alle glaubten es.
Von jetzt auf gleich stand ich wieder allein da. Außer einer Frau war da kein Mensch mehr. Sie nahm mich bei sich auf, war für mich da, und unser Verhältnis wurde immer besser und enger. Sie trennte sich in der Zeit von ihrem Mann, mit dem es schon vorher längst nicht mehr gut lief, und alle Welt gab mir die Schuld. Was ich bis dahin nicht wusste, sie hatte sich in mich verliebt. Ich hatte zwar so eine Ahnung, aber ich konnte das Gefühl nicht fassen, nicht benennen, denn noch nie hatte sich bis dahin eine Frau in mich verliebt.
So kam es dann das wir zusammen zogen in eine WG, eher aus der Not heraus, da sie nun ohne Wohnung da stand. Wir machten viel zusammen, sie half mir, und half mir auch wieder nicht. Sie hatte einfach eine andere Art zu leben, und über kurz oder lang konnte ich damit nicht umgehen. Bei mir hing einfach zuviel dran, daher bat ich sie sich eine eigene Wohnung zu nehmen. Außerdem hing sie mir so sehr auf der Pelle, dass sie mir nahezu die Luft zum Atmen nahm. Wenn auch widerwillig suchte sie sich eine Wohnung, was unser Verhältnis sehr entspannte. Es war besser als je zuvor, und ich hatte wieder Freiheiten, die ich mit ihr so eng an meiner Seite nicht hätte wahrnehmen können.
Ein Einschnitt in meinem Leben sorgte dafür, dass ich in eine andere Stadt ziehen musste. Jetzt waren wir noch mehr getrennt, allerdings wollte sie auf kurz oder lang auch nachkommen. Wir bereiteten alles vor, sie bekam eine Genehmigung, denn sie lebte schon eine längere Zeit vom Amt, aber es passierte nichts.
In der Zeit, es war schon über ein Jahr vergangen, lernte ich einen Mann kennen, mit dem ich mich immer öfter traf, bis wir eine Beziehung führten. Schon lange hatte ich gemerkt, dass nicht alles mehr so war wie noch zuvor. Wir hatten uns auseinander gelebt, ein bisschen wie in einer Beziehung, obwohl es nie eine war. Sie tat immer öfter Sachen, die ich nicht gut fand, aber das interessierte sie nicht. Sie tat es weiter, und unsere Verbindung kühlte immer mehr ab. Sie erzählte mir nichts mehr, eigentlich schon seit ich nicht mehr mit ihr in der gleichen Stadt wohnte. Wenn ich etwas aus ihrem Leben erfuhr, dann eher zufällig. Ich denke, das spielte ihrer Familie in die Arme, sie mochten mich von Anfang an nie, obwohl sie mich nicht kannten, auch sie glaubten lieber Lügen, und sorgten mit dafür, dass diese weiter getragen wurden. Wie oft litt ich unter diesen Umständen in unserer Zeit, aber es nahm keiner wahr, zumindest so mein Gefühl, und so musste ich das mit mir allein ausmachen. In jener Zeit habe ich ein weiteres Mal so deutlich gespürt was Wörter kaputt machen können, wie sehr Worte verletzten, wie sehr die Seele dabei weint.
Es war der Jahrestag 2011, ein Knick war schon da, aber seit diesem Tag im Oktober war diese Freundschaft nicht mehr was sie einst war. Tag um Tag hatte ich das Gefühl sie zerbricht ein bisschen mehr. Monat um Monat. Es ereigneten sich noch einige Sachen die den Riss in meinem Herzen noch verstärkten, und wenn gleich es niemals eine Liebesbeziehung aus meiner Sicht war, so litt ich darunter, und sie wurde scheinbar darunter immer stärker. Der Grund dafür war, dass ich austauschbar war. Ich war es immer, all die Zeit, das hab ich schnell gemerkt, aber ich habe lange gebraucht das zu akzeptieren.
Die Zeit kam, und ehrliche Worte wurden nicht mehr gewünscht, und so war das Ende gekommen. Silvester 2012/2013 war der Tag an dem ich wusste, jetzt ist es aus und vorbei, das wars, für immer. Der Schmerz sitzt nach wie vor sehr tief, denn ich ging mit dieser Frau durch dick und dünn, aber es hätte nicht für ein ganzes Leben gereicht. Die Realität ist manchmal nicht einfach zu akzeptieren, aber mit ein bisschen Abstand kommt man damit leichter zurecht. Immer wieder werden Erinnerungen aufblitzen, vielleicht werden sich auch einmal mehr unsere Wege kreuzen (vor ein paar Tagen hat sie sich wieder gemeldet), aber niemals mehr wird es werden wie es wahr, niemals mehr in diesem Leben!
Texte: Tränenherz
Tag der Veröffentlichung: 14.07.2013
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