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Wortliebe.

"Es ist so eine Art Obsession,
glaube ich.
Das Schreiben fasziniert mich so sehr,
daß,
wenn es mir verboten würde,
ich langsam daran sterben würde."
Johannes Mario Simmel

 

 

 

Schon als kleines Mädchen von 5 Jahren versuchte ich meinen Namen zu schreiben. Mein Gott war ich stolz als ich ihn gemalt hatte, denn schreiben konnte man das noch nicht nennen. Die ersten Buchstaben schrieb ich alle groß, die kleinen lernte ich erst später in der Schule kennen, und wie Kinder nun mal so sind, habe ich die gern auch mal spiegelverkehrt geschrieben. Das ist die erste Erinnerung die ich mit dem Schreiben verbinde.

 

Wenn mein Opa seine Kofferschreibmaschine auspackte, und darauf herum klimperte fand ich das irre spannend, und ich wünschte mir so sehnlichst, dass ich auch einmal darauf schreiben darf. Da die Beschaffung dieser Dinge in der ehemaligen DDR aber nicht so einfach war, blieb der Wunsch ziemlich lange Wunsch. Aber ich gab ihn nicht auf! Nach meiner Konfirmation kaufte ich mir mit dem Geld, welches ich bekommen hatte meine erste eigene Schreibmaschine, welche sogar elektrisch war. Ich war so unheimlich stolz darauf, das kann sich kein Mensch vorstellen. Nur wie so oft konnte sich keiner aus meiner Familie erklären, was ich damit wollte, wieso es denn unbedingt eine Schreibmaschine sein musste. Selbst als ich dann später die erste Ausbildung beendet hatte, und schon eine ganze Weile einen Computer hatte, sprach man mir das Können ab, jemals einen Beruf, in dem ich mit allen Fingern tippen müsste, zu erlernen. Ich war gerade erst 21, als die Mutter vom ewigen Verlobten meiner jüngsten Tante mir auf den Kopf zu sagte, ich seie doch schon viel zu alt um das zu lernen. Ich verstand die Welt nicht mehr. Was sagte diese Frau da? Das konnte nicht sein. Das konnte nur ein Versehen sein, aber das war es nicht, und so nahm ich mir vor, ich werde es euch zeigen, irgendwann, wenn auch nicht gleich. Und durch das Chatten, welches ich doch des Öfteren tat, wurde ich immer besser, bis ich schließlich blind und sehr schnell schreiben konnte, ohne jemals einen Kurs dafür besucht zu haben, und ich machte eine Umschulung in der Computerbranche. Das machte mich ziemlich stolz.

 

In der Schule war ich dann eher mittelmäßig, grad in Deutsch, und was die Rechtschreibung betraf, aber irgendwann schien der Knoten geplatzt zu sein, und dann gehörte ich sogar zu den sehr guten Schülerinnen.

 

Am Unterricht beteiligte ich mich sehr gern, teilweise war ich sogar die einzigste die mit machte, so bekam ich schnell den Ruf einer Streberin, obwohl ich das nicht im Geringsten war. Hausaufgaben waren mir ein Graus, und ich nutzte die Zeit lieber für die Freizeitgestaltung. Das kam in der Schule leider nicht ganz so gut an. Da meine Mutter aber so lang ich denken kann stets und ständig gearbeitet hat, mit vielen vielen Überstunden im Gepäck, fiel ihr das nicht auf. So gab es dann auch recht schnell mal einen Elternbesuch, was mir ziemlich peinlich war. Mein Fleiß was die Hausaufgaben anbelangte änderte sich allerdings bis zu meinem Abschluss nicht.

 

Was mir sehr gefiel, waren Gedichte. Ich war sehr schnell beim Lernen, und kann noch heute viele auswendig, wenn man mir den Anfang gibt. Damals war das für mich natürlich von Vorteil. Den Lehrern gefiel das, und ich bekam auch mal Lob, welches ich aufsog. Zu Hause musste es eine eins sein, ansonsten wurde ich belehrt, was ich doch für eine schlechte Schülerin sei. Das machte mir mein Schülerleben nicht immer einfach.

 

Wenn wir Bücher lesen mussten, las ich sie nur in der Schule mit, dann entschied ich mich aber sogar als Vorleser tätig zu werden. Das gefiel mir. Ich hatte eine Aufgabe. Es war mir immer wichtig einen Platz zu finden, meinen Platz, und damit gelang es mir. Meinen Puppen zu Hause habe ich Märchen aus meinem "Grimms Märchenbuch" vorgelesen, welches mir meine Mutter geschenkt hatte. Das machte mir Spaß, nicht wie diese langweiligen Bücher die aus Zwang gelesen werden mussten. Das war einfach nicht meins, vor allem aber wegen dem Zwang.

 

Aufsätze wurden so langsam (ab der 5. Klasse - Gymnasialzeit) meine große Leidenschaft. Ich konnte Romane schreiben ohne eine Pause zu machen, und meine Wortzahl war immer weit größer als das vorgegebene Minimum. Wenn wir diese zu Hause schreiben sollten, schraubte meine Mutter leider noch Stunden lang daran rum, und am nächsten Morgen vor der Schule musste ich ihn noch einmal abschreiben. Leider hatten diese Aufsätze dann nicht mehr viel mit dem, was ich einst geschrieben hatte zutun. Sie traute mir einfach nichts zu, und das verletzte mich sehr. Aber das hat sie, wie so vieles mit Sicherheit nicht mitbekommen. Vermutlich war das auch keine böse Absicht, aber um mich dagegen zu wehren fühlte ich mich zu schwach.

 

Etwa zur selben Zeit fing ich wohl mein erstes Tagebuch an. Ich nahm mir ein Notizbuch und schrieb, wenn auch sehr unregelmässig, meine Gedanken hinein. Das waren anfangs noch sehr einfache Sätze, später aber auch Gedichte, und kleine Geschichten. (Leider befinden sich die ganz alten Sachen nicht mehr in meinem Besitz, was mich sehr traurig stimmt.) Ich behielt das Tagebuch schreiben bei, und als ich den ersten PC bekam, es muss während meiner Ausbildungszeit gewesen sein im Jahr 1998, wechselte ich zu Worddateien. Noch eine ganze Weile später verfasste ich eine Autobiographie für meine erste Homepage, es war wohl ca. im Jahr 2000, vielleicht auch schon 1999. Ich merkte wieviel Spaß es mir machte, und mit einmal fing ich Feuer. Spätestens an dieser Stelle hatte ich den Grundstein, für den Wunsch zu Schreiben gelegt. Ich ließ mir Zeit, teilte die Biographie in Jahre ein. Den Menschen die sie lasen gefiel sie vom Schreibstil her, immer wieder mal kam ein Lob, sogar in der Form, warum ich nicht drüber nachdenken würde das Geschriebene zu veröffentlichen, denn positiv war mein Leben bis dato mit Sicherheit nicht. Wie ich halt so bin, zweifelte ich. Ich konnte mir nicht einmal vorstellen, dass dieses Lob ernst gemeint war. Dachte, die Leute sagten es nur, um mich nicht zu verletzen, aber es wurden immer mehr und mehr, auch Menschen die selbst ein wenig mehr von der Materie verstanden, und das ließ mich aufhorchen.

 

An dieser Stelle muss ich vielleicht noch einfügen, meine Abschlussarbeit für meine Prüfung in Deutsch bekam viel Anklang, und die Lehrerin lobte mich sehr, das vergas ich nie, bis heute nicht. Oft habe ich darüber nachgedacht, was würde diese Deutschlehrerin wohl sagen, wenn sie wüsste, dass ich gerade dabei bin, diesen Schreibtraum, in die Tat umzusetzen. In meinen Gedanken ist sie stolz auf mich, und sagt mir, dass ich den richtigen Weg gehe.

 

Aber zurück zum letzten Punkt. Dann gab es eine Zeit, in der ich nicht ganz soviel schrieb, zumindest was Gedichte, und kurze Geschichte, die ich in der Zwischenzeit verfasst hatte, anbelangt. Ich hatte online eine Art Tagebuchforum gefunden, und so entstand mein erster Blog. Leider sind die Einträge aus dem ersten Jahr nicht mehr vorhanden, da die Technik nicht so wollte wie ich, und meine Worte im Nirvana verschwanden. Im Jahr 2004, nach mehreren Crashs fand ich dann einen Ort, wo seit dem meine Einträge gespeichert wurden, und mittlerweile gibt es all diese Einträge auch auf einem privaten Blog im Internet, der auf meinem eigenen Server läuft. Darauf bin ich schon ein wenig stolz, und ich lese ab und zu in vergangenen Tagen, und wundere mich manchmal selbst über die Art, wie ich mich auszudrücken wusste.

 

Im Jahr 2005 machte mein Leben einen großen Knick nach unten, und ich glaubte nie mehr den Horizont zu sehen. Es folgten viele schlimme Erfahrungen, immer und immer wieder, ohne das ich mich je davon erholen hätte können. So kam es dann, dass ich berentet wurde. Mein Leben erschien mir sinnlos und leer. Ich hatte zu nichts mehr Lust, selbst meine geliebte Umschulung zur Mediengestalterin konnte ich nicht mehr ausüben, und so fiel ich tief, sehr tief.

 

Durch kontinuierliches Schreiben, mal mehr, mal weniger, und das gut Zureden von einer lieben Freundin, die mir immer wieder Mut machte, und das Zutun meines Freundes, welcher mich unterstützt in all meinen Wünschen, ergab es sich dann, dass ich mich zu einem Fernstudium anmeldete. Das Studium läuft jetzt seit April 2013, und ich bin sehr glücklich damit. Der erste Lichtblick seit langem.

 

Es ist so wunderbar wieder etwas gefunden zu haben was mir Spaß macht, was mir Freude bringt, was ein kleines bisschen Ich ist. Etwas, das schon so lange tief in mir schlummerte, und nun zum Leben erwachen durfte. Mich auf meinem weiteren Weg begleiten wird, und hoffentlich noch viele Texte zaubern wird. 

Impressum

Texte: Tränenherz
Tag der Veröffentlichung: 09.06.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch allen, die an mich geglaubt haben und glauben, und die mir immer wieder gesagt haben, dass ich doch einfach schreiben soll.

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