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Tuchfühlung.

Früher als das Leben nicht nur aus Fernseher und PC bestand, unternahmen wir recht viel zusammen unter Freunden. Im Kindergarten lernten wir uns schon kennen, knüpften Freundschaften, und in der freien Zeit danach trafen wir uns. Meistens waren es Freunde die gleich um die Ecke wohnten, so hatten uns die Eltern besser im Blick.

 

Als wir dann in die Schule kamen, waren wir noch immer die selben Kinder, die selben Freunde, nur das sie zahlreicher wurden. Wie man das so kennt gibt es in jeder Klasse einen Jungen auf den jedes Mädchen abfährt, so war es bei uns natürlich auch. Der Junge hieß A. und wohnte nicht weit von meinem zu Hause entfernt. Unsere Freundschaft bestand so lang ich denken kann, und wenn einer von beiden krank war, brachten wir uns gegenseitig die Hausaufgaben. Ansonsten besuchten wir uns aber auch oft, spielten bei ihm im Hof, oder im Wohnzimmer. Was das für Spiele waren?

 

Alles fing mit Mutter Vater Kind an. Zu zweit waren wir natürlich nur Vater und Mutter, und eine Puppe spielte das Kind. Dann gab es da noch die berühmt berüchtigten Doktorspiele, erst mit Puppen als Patienten, und später wurden wir dann mutiger. Wir interessierten uns dafür, wie ein Menschlein des anderen Geschlechts wohl aussehen könnte, was es da besonderes gab. Uns lief die Schamesröte ins Gesicht wenn es dann drauf ankam, aber diese Spiele wuchsen, wurden interessanter, und bald war unsere Scham verflogen.

 

Natürlich hatten die meisten schon mitbekommen, dass irgendwo die Kinder herkommen müssten, und so kam es dann, dass wir eines Nachmittags auf Tuchfühlung gingen. Eine kleine Gruppe, zwei Mädchen und ein Junge. Das eine Mädchen war ich, das andere war eine Freundin, und wer hätte es anderes sein können als A.?!

 

Da wir nicht sonderlich mutig waren losten wir aus wer nun zuerst dran war mit der Entdeckungsreise, der Verlierer musste ein Stück Katzentrockenfutter essen. Ich gewann, und so blieb mir dieser Geschmack zum Glück erspart.

 

Wenn ich darüber schreibe, dann kommen gleich die ganzen Emotionen von damals hoch. Mein Gott war ich glücklich die Erste sein zu dürfen. Ich war glücklich dabei sein zu dürfen, und es störte mich überhaupt nicht das wir zu dritt waren. Was sich aber später noch ändern sollte.

 

Wir verkrochen uns auf den Heuboden der Freundin in eine Ecke, und dort sah A. mich an. So tief und innig, dass ich direkt wieder rot wurde. Das Herz schlug mir bis zum Hals, ich wusste einfach nicht was genau da jetzt auf mich zukommen sollte. Irgendwann küsste er mich ganz flüchtig. Und was mache ich dumme Gans? Natürlich kichern, typisch Mädchen.

Das war also mein Gewinn? Das konnte doch nicht alles gewesen sein, aber doch, so war es. Die Nächste war an der Reihe, und nun lief es anders herum. Die Freundin ging in eine versteckte Ecke mit A. und mit einmal hörte ich es schmatzen. Mir rauschte ein Schauer über den Rücken, zwischen Ekel und Eifersucht war ich urplötzlich hin und hergerissen. Was sollte das? Und wieso dauerte das Spiel der beiden so lange?

 

Als sie wieder hervor kamen muss ich ziemlich geknickt ausgesehen haben, aber was sie nun vor hatten verwirrte mich total. Sie wollten das wir uns zu dritt in diese Ecke verzogen, und was dort vonstatten ging, war wohl mehr als seltsam. Jeder durfte A. mal küssen. Das machten wir dann gleichmäßig im Wechsel. Irgendwann war die Zeit aber ran, und wir mussten uns auf den Heimweg machen.

 

In den nächsten Tagen fühlte ich mich noch komischer, so anders, aber irgendwie fand ich es auch schön. Ich beobachtete ihn noch intensiver, und ich fürchte das die Beobachtung über normale Freundschaft in diesem Moment hinaus ging.

 

Wenige Tage später war er mal wieder krank, und so konnte ich ihn besuchen, natürlich übernahm ich das allein, und dort hatten wir dann Zeit für uns, Zeit uns allein zu entdecken, küssen nahm aber nach wie vor den größten Teil ein. Irgendwann wanderten dann aber auch seine Hände, was mir in dem Moment ziemlich unangenehm war. Aber das hielt nicht lange, denn es klopfte an der Tür, und so war diese Wanderschaft beendet.

 

Es kam immer mal wieder zu diesen Begegnungen, bald auch ganz nackt, und bald hatten wir uns auch ganz erkundet.

 

Wir waren zu diesem Zeitpunkt max. 8 Jahre. Eine spätere Aufklärung von Seiten meiner Mutter hat es nie gegeben, und mein Vater war schon tot. Natürlich hat auch bei mir die Bravo noch die letzten Fragen ausgeräumt, aber ich finde es im Nachhinein schon ungewöhnlich das diese Phase so früh begann...

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Texte: Tränenherz
Tag der Veröffentlichung: 05.04.2013

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