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Leseprobe

 

 

 

 

 

 

 

Die Giganten des Königs

 

 

Historische Mammutbäume in Württemberg

 

 

Lutz Krüger

Vorwort

Kurz vor seinem Tod - im Jahre 1864 - gab König Wilhelm I. von Württemberg den königlichen Forstdirektionen im Land einen außergewöhnlichen Pflanzauftrag, dessen Vorbereitung, Umsetzung und Ergebnisvielfalt seinesgleichen in der Geschichte sucht.

 

Mitte des 19. Jahrhunderts war die Entdeckung der riesigen Mammutbäume in Nordamerika eine große Sensation, die König Wilhelm I. als ausgewiesener Naturliebhaber zum Anlass nahm, sich Samen dieser Giganten direkt aus Kalifornien liefern und Tausende Jungpflanzen der exotischen Baumart im Kalthaus der heutigen Wilhelma in Stuttgart aufziehen zu lassen. Zu dieser Zeit wurden diese Baumriesen in Württemberg als Wellingtonie bezeichnet.

 

Die Jungpflanzen wurden anschließend systematisch an exponierten Standorten in den königlichen Wäldern und in zahlreichen Schlossgärten und Parkanlagen Württembergs angepflanzt.

 

Dieses Buch beschreibt die interessante Geschichte der Entdeckung der Mammutbäume in Kalifornien in den 1850’er Jahren, erklärt die vielseitige Namensgebung der Big Trees, zeigt Zusammenhänge mit Anpflanzungen in Europa und dokumentiert in Wort und Bild die eindrucksvolle Initiative des Königs Wilhelm I. von Württemberg, insbesondere die Vielfalt und Schönheit der 134 verbliebenen Standorte mit insgesamt 325 Mammutbäumen dieser „Wilhelma-Saat”, verteilt von Nord-Württemberg bis zum Bodensee.

 

 

 

 

 

„Bäume sind Heiligtümer. Wer mit ihnen zu sprechen, wer ihnen zuzuhören weiß, der erfährt die Wahrheit. Sie predigen nicht Lehren und Rezepte, sie predigen, um das Einzelne unbekümmert, das Urgesetz des Lebens.“

 

Hermann Hesse

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung der Mammutbäume

Mammutbaumarten

Langlebigkeit und Reproduktion durch Feuer

Entdeckung im 19. Jahrhundert

Erste Anpflanzungen in Europa

Bezeichnungsvielfalt

Einzug der Giganten in Europas Gärten

König Wilhelm I. und die exotischen Riesen

Geschäftsbericht der Königlichen Bau- und Gartendirektion

Dekret der Königlichen Forstdirektion

Wilhelma-Saat-Inventuren im 20. Jahrhundert

Standorte der Wilhelma-Saat in Württemberg

Übersichtskarte

Einzelnachweise

Index

Bildnachweis

Literaturverzeichnis

Kontakt

Entwicklung der Mammutbäume

In der Geschichte der Erdneuzeit entwickelten sich bereits in der Periode der Kreide (Oberkreide, vor ca. 100 bis 66 Mio. Jahren) verschiedene Arten der Mammutbäume. Durch den Fund von ca. 15 Millionen Jahre alten Fossilien konnte bestätigt werden, dass die Gattung Sequoiadendron (also der Bergmammutbaum bzw. die Wellingtonie) bereits in den Perioden Paläogen bzw. Neogen (vor ca. 66 bis 2,5 Mill. Jahren, ehemals als Tertiär bezeichnet) existierte. Funde in verschiedenen Braunkohlevorkommen in Deutschland zeigen, dass Mammutbäume einer ähnlichen Art in dieser Periode auch in unseren Breitengraden zur heimischen Flora gehörten.

 

Aufgrund extremer Klimaschwankungen im Eiszeitalter wurden Tiere und Pflanzen zu einer Verlagerung ihrer Lebensräume gezwungen. Während diese „Naturwanderungen“ in unserem europäischen Raum, bedingt durch hohe Gebirgszüge (Alpen) nur eingeschränkt möglich waren und zum Aussterben vieler Pflanzenarten führte, war die Situation für die Lebensfähigkeit der Mammutbäume in Teilen Nordamerikas günstiger.

Mammutbaumarten

Die Mammutbäume sind Nadelgehölze und gehören zur Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae). In dieser bilden sie eine Unterfamilie (Sequoioideae), die drei Gattungen mit je einer lebenden Mammutbaumart enthält.

 

Für jede dieser Arten sind die botanische Bezeichnung und (in Klammern) weitere bekannte Benennungen aus dem deutsch- bzw. englischsprachigen Raum angegeben.

 

  • Sequoiadendron giganteum (Berg- oder Riesenmammutbaum, Riesensequoie, Wellingtonie, Wellingtonia, Washingtonia, Mammoth Tree, Giant Sequoia, Big Tree, Sierra Redwood)

  • Sequoia sempervirens (Küstenmammutbaum, Coastal Redwood, California Redwood)

  • Metasequoia glyptostroboides (Urweltmammutbaum, Chinesische Wassertanne, Dawn Redwood)

 

Die Mammutbäume der Wilhelma-Saat gehören zur Art Sequoiadendron giganteum. Der Name Wellingtonie wird seit der Entdeckung dieses Mammutbaumes im 19. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum genutzt und findet neben der Bezeichnung als Berg- oder Riesenmammutbaum noch Anwendung.

 

 

 

Langlebigkeit und Reproduktion durch Feuer

Das sehr hohe Alter der Mammutbäume in Nordamerika (bis zu über 3 000 Jahre) ist darauf zurückzuführen, dass diese Baumart in der Lage ist, sich selbst vor verschiedensten Bedrohungen der Natur zu schützen. Die Rinde dieser Bäume ist sehr dick (bis zu 60 cm wurden bei 2 000 bis 3 000 Jahre alten Bäumen gemessen) und reich an pflanzlichen Gerbstoffen (Tannine), welche einen besonders guten Schutz gegen Feuerschäden, Insekten- und Pilzbefall bilden.

 

Für ein erfolgreiches Wachstum benötigen die Mammutbaum-Sämlinge einen sehr nährstoffreichen Boden, viel Sonnenlicht und genügend freien Lebensraum zur Entwicklung der Jungpflanzen.

 

Aus diesem Grund sind periodische Waldbrände für die natürliche Reproduktion der Mammutbäume in Nordamerika erforderlich. Konkurrierende Pflanzen werden dabei vernichtet, und fruchtbarer Boden für die Sämlinge entsteht. Durch die aufsteigende Hitze des Feuers öffnen sich die hängenden Zapfen und geben so den Samen für die zukünftigen Giganten frei.

Entdeckung im 19. Jahrhundert

Die Geschichte der Entdeckung der Big Trees kann nicht von der leidensvollen Geschichte der Ureinwohner des Gebietes westlich von San Francisco, dem Volk der Miwok-Indianer getrennt betrachtet werden. Dieses Volk ist ohne Zweifel als “Erstentdecker” der Big Trees zu erklären. Funde von Einkerbungen der Ureinwohner im Fels wurden in diesem Gebiet nachgewiesen.

 

Ab den frühen 1840’er Jahren änderte der Fund von Goldminen und der damit verbundene Goldrausch in diesem Gebiet Kaliforniens auch das Leben der Miwok-Indianer dramatisch. Die Heimat der Ureinwohner wurde durch die Invasion der Goldgräber zerstört, Jagd- und Wasserressourcen der Miwok-Indianer wurden übernommen, Krankheiten wurden eingeführt. Nach einer Erhebung von 1910 haben weniger als 10 % der Miwok-Indianer diese Zeit überlebt.

 

Im Jahr 1852 wurde erstmalig ein Bericht von der Entdeckung riesiger Bäume durch A. T. Dowd veröffentlicht. Aber bereits im Jahr 1833 hatten Mitglieder der Joseph Reddeford

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 22.05.2014
ISBN: 978-3-7368-1417-2

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