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Mein Alltag wird zur Farce allmählich. Kein Handschlag scheint mehr von allein zu gehen. Die Gedanken an dich, mein Herz, machen jede noch so kleine Bewegung, jedes Tagesziel so sinnlos. Stets schwebt über mir die Sehnsucht nach dir. Gott, wie ich diesen Begriff hasse. Du verleidest ihn mir. So klischeebeklebt und abgelutscht, so banal und doch das einzig treffende Wort. Also klatsche ich mein mich so quälendes Gefühl in diese wenigen Buchstaben, kopfschüttelnd darüber, wie albern ich mich dabei fühle. Niemals wollte ich mich in diesem Kitsch ergehen, niemals öde Herzschmerzphrasen finden und das als mein Gefühl definieren. Sehnsucht... Verlangen... Begierde... Hingeklatschte Worte, die so einfach und so vielgenutzt sind und trotzdem das meinen, was ich fühle. Oder? Ist es nicht komplexer? Sollte es tatsächlich so billig sein, meine Zuneigung zu dir zu formulieren? Kann man das überhaupt in Worte fassen? Oder... sollte man es überhaupt versuchen? Sicher nicht. Und dennoch habe ich das Bedürfnis. Ich wünschte, ich würde Begrifflichkeiten finden, die meine Liebe – schon wieder ein so triviales Wort – beschreiben, ohne, dass ich dabei das Gefühl hätte, jeder hätte sie schon einmal benutzt, abgenutzt, überlastet, geschworen, sich daran geklammert und letztlich fortgeworfen. Und wenn wir einmal bei den Vorwürfen sind – habe ich selbst sie nicht auch schon völlig überstrapaziert? Ja. Mit Sicherheit. Und nun schäme ich mich. Nicht meiner Gefühle zu dir, sondern der Verwendung von bereits Gesagtem. Alles sollte neu sein. Ist es auch. Mit dir und für dich. Beide sind wir nicht eben rosarot und begeben uns doch auf Wattewölkchen im siebten Himmel, klammern uns aneinander und versuchen uns in Gefühlen, die uns beiden sonst so fremd sind - dein unverhohlen düstergraues Gemüt gepaart mit meinem bunt maskierten Herz. Sobald es auch nur den Anschein hat, ich würde meinen dich zu kennen, belehrst du mich stets eines neuen. Ist so die oft zitierte Liebe? Du bist wie das Licht und ich die Motte – ich fliege um dich, angezogen von deiner erhellenden Substanz. Und dann wirst du gelöscht und ich irre ziellos im Raum herum auf der Suche nach dir – vergeblich, bis du mir wieder einen Schimmer schenkst, ich wieder meinen Weg kenne – kreisend um dich. Und dieses Spiel bereits seit einer Ewigkeit. Bis jetzt. Nun endlich scheinst du dich nicht mehr in Dunkelheit zu hüllen, für mich unantastbar. Du erlaubst mir ein Aufatmen, gibst mir die Möglichkeit dich zu erforschen und strahlst zum ersten Mal in ehrlicher Helligkeit. Nun schwimme ich zwischen Dankbarkeit, Glückseligkeit und Angst, dein Licht könnte wieder gelöscht werden und ich wäre verdammt zum erneuten umherflattern. Geh nicht aus. Ich bitte dich so sehr. Und nun wieder ein in einfach Wort gekleidetes Gefühl – ich brauche dich! Brauche ich dich? Zum atmen – sicher nicht. Zum leben – keine biologische Notwendigkeit. Und doch habe ich das Gefühl, ohne deine Anwesenheit, deine Aufmerksamkeit, würde mir die Luft geraubt und ich wandle mit schmerzendem Herz durch die Stunden. Und warte. Nichts scheint wichtiger zu sein als auf dich zu warten - bis du mich in deine Arme nimmst, beruhigend verliebte Worte ins Ohr säuselst und mir wieder die Sicherheit deiner Gefühle gibst. Und auf einmal lege ich Wert, so viel Wert, auf das so abgelutschte, trivialisierende, klischeebeklebte Ich-liebe-dich.

Ich liebe dich.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 09.08.2011

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