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Lady X

Lady X


Es war mal wieder Samstag und eine Freundin, die ich schon längere Zeit nicht mehr gesehen hatte, meldete sich und fragte, ob ich schon am Abend was vorhätte. Da ich tatsächlich noch nicht wusste was ich machen sollte und nicht zu Hause bleiben wollte, sagte ich ihr zu und wir verabredeten uns in der Stadt.

Nachdem wir keinen Platz mehr in unserem Stammcafe fanden, irrten wir eine Zeitlang in der Stadt rum, doch zu unserem Pech waren alle Bars, Klubs und Bistros total voll. Da wir aber auch nicht nach Hause wollten, machte ich den Vorschlag, dass wir in ein Lesben/Schwulen Lokal gehen könnten. Gesagt, getan.

 

Wir hatte Glück, denn es waren deutlich weniger Leute drin und so entschlossen wir uns da zu bleiben. Da saßen wir nun, bestellten uns was zu trinken und redeten miteinander. Nach einiger Zeit fiel mir ein Mädchen auf, die in Begleitung von zwei Jungs gerade rein kam.

“Wow, was für eine Frau“ dachte ich mir nur. Auch wenn ich das Mädchen nur kurz gesehen hatte, weckte sie in mir sehr großes Interesse. Leider setzte sich die Unbekannte genau in die Ecke wo ich sie nicht mehr sehen konnte und so wandte ich mich etwas betrübt wieder zu meiner Freundin und hörte ihr wieder zu, doch in meinen Gedanken hatte ich nur noch die fremde Lady.

Erst einige Zeit später sah ich die süße Unbekannte wieder, als sie sich von ihrer Begleitung verabschiedete. Anschließend ging sie in meine Richtung, an mir vorbei und setzte sich einen Tisch weiter links, mit dem Rücken zu mir und begrüßte erfreut eine andere Frau, die ebenfalls am Tisch saß. Anscheinend kannten sie sich recht gut, weil sie sich zur Begrüßung umarmten und schnell ein Thema fanden, über welches sie sehr vertieft redeten. Da ich nun sie so richtig gut aus der Nähe betrachten konnte, wendete sich mein Blick automatisch zu ihr. So verbrachte ich fast den restlichen Abend und kam einfach nicht mehr los von der unbekannten Schönheit. Ihre Figur, ihre Stimme, einfach alles an ihr faszinierte mich. Das fiel auch natürlich meiner Freundin auf und sie meinte ich soll sie doch mal ansprechen und nicht nur so blöd da sitzen und sie die ganze Zeit anstarren. Das hätte ich verdammt gerne getan, doch leider reichte mein Mut nicht mal aus, um aufzustehen geschweige den zu ihr rüber zu gehen und mit ihr ein Gespräch anzufangen und außerdem wollte ich da nicht einfach so reinplatzen und ihre Unterhaltung unterbrechen. Um 0 Uhr mussten wir dann uns wieder auf den Weg machen. Ich ging schon mal raus in den Flur und wartete dort auf meine Freundin, die noch schnell für kleine Mädels musste ;).

 

„Hey kommst du eigentlich oft hierher?“, fragte mich plötzlich eine verdammt süße Stimme, die ich an diesem Abend doch schon mal irgendwo gehört hatte. Ich drehte mich um und da war sie wieder die unbekannte Lady.

„Nur so damit du es weist, mir ist es aufgefallen, dass du mich schon den ganzen Abend mit deinen Blicken verfolgst“, fügte sie hinzu und grinste mich frech an. Schon allein, dass sie in meiner Nähe stand und mir tief in die Augen blickte, trieb mich in den Wahnsinn und brachte mich total aus der Fassung so, dass ich kein einziges Wort raus bekam. Stattdessen Lächelte ich sie nur etwas schüchtern an. Ich weis nicht woran es lag, vielleicht daran, dass der Wunsch das süße Mädchen wieder zu sehen viel größer war als meine Angst, aber ich schaffte es tatsächlich, nach kurzem zögern sie nach ihrer Nummer zu fragen. Ich war sehr erstaunt, wie schnell sie meine Frage bejahte. Da ich mein Handy nicht mitnahm an diesem Abend, fragte die süße Unbekannte einen Barkeeper nach einem Zettel und einem Stift und schrieb mir ihre Nummer auf.

Überglücklich verabschiedete ich mich von meiner Bekannten und ging nach Hause. Den ganzen Weg dachte ich nur an das süße lächeln von…..

“ Mist jetzt hab ich tatsächlich vergessen sie nach ihrem Namen zu fragen. Wie dumm bin ich eigentlich?“ murmelte ich vor mich hin und ärgerte mich noch eine Weile über mich selbst. Aber auch wenn ich den Namen nicht wusste, war für mich eins klar. Diese Frau hatte in dieser Nacht mir meinen Verstand geraubt. Zu Hause angekommen fiel ich todmüde ins Bett. Tief versunken in meinen Gedanken, Träumen und Vorstellungen schlief ich schließlich irgendwann ein.

 

Am nächsten Tag schnappte ich mir gleich nach dem Aufstehen mein Handy und wollte den Zettel aus meine Jeans raus holen, doch wo war sie? Ich hatte sie doch zu 100% auf meinen Stuhl gelegt. Ich stürmte runter und fragte meine Mum ob sie die Jeans irgendwohin getan hätte. Die Antwort versetzte mir einen gewaltigen Schock im ersten Moment, denn meine Mum hatte sie in der Früh mitgenommen zum waschen. Dann fragte ich sie ob sie vielleicht einen kleinen Zettel aus der Tasche vorher raus getan hätte. Die Antwort lautete jedoch NEIN. Ich rannte ins Bad und griff in die linke Hosentasche von der noch nassen Jeans und zog ein kleines total nasses Stückchen Papier raus oder besser gesagt was davon noch übrig geblieben ist. Natürlich konnte man die Nummer nicht mehr entziffern und so zerplatzte mein Wunsch auf ein Wiedersehen mit der unbekannten Lady wie eine Seifenblase.

 

Da saß ich nun und wusste nicht wohin mit meiner schlechten Laune. Die Nummer war weg und somit meine einzige Chance die süße Lady vom letzten Abend wieder zu sehen. Langsam merkte ich wie meine schlechte Laune sich immer mehr und mehr zu Wut verwandelte. Ich war wütend auf meine Mum, weil sie ja unbedingt die Jeans waschen musste, ich war sauer auf die Jeans weil ich ausgerechnet die an dem Tag anziehen musste, ich ärgerte mich über mein Handy, weil ich es an dem Abend vergessen hatte aber am aller meisten war ich wütend auf mich, weil ich die Nummer nicht in meine Jacke sondern in de Jeans rein getan hatte. Egal wie sehr ich mich über all diese Dinge ärgerte, brachte es am Ende doch nichts. Erst das laute klingeln vom Telefon beruhigte mich Einbisschen. Es war Steffi, eine sehr gute Freundin von mir „ Hey! hast du Lust mit mir in die Stadt zu gehen? Draußen ist es so ein schönes Wetter da willst du doch wohl nicht den ganzen Tag zu hause sitzen?“ da ich es wirklich nicht mehr länger in meinem Zimmer aushalten konnte, war ich sofort mit ihrem Vorschlag einverstanden, zog mich schnell an, schnappte mein Skateboard und fuhr zu ihr um sie abzuholen.

 

Es dauerte nicht lange bis sie meine schlechte Laune bemerkt hatte. „Bist ja heute sehr ruhig. Ist was passiert oder hast du gestern zu tief ins Glas geschaut?“ fragte sie mich schließlich. Ich blickte kurz zu ihr rüber schüttelte mit dem Kopf und schaute anschließend wieder auf den Boden. „Was ist den los? Willst du es mir nicht erzählen?“, fragte sie mich erneut. „Doch, doch…..hast du Lust auf ein Eis? Ich erzähl dir die Geschichte dann beim Essen“ Sie nickte und auf ihrem Gesicht machte sich ein breites grinsen bemerkbar. Nachdem wir bei unserem Lieblings Café ankamen, bei dem es unserer Meinung nach das beste Eis von der ganzen Stadt gab, setzten wir uns in die warme Sonne und bestellten uns gleich zwei Portionen. „Also was ist nun passiert, dass du schon die ganze Zeit rum läufst, als hättest du gerade in eine Zitrone gebissen?“ „ Ich glaube ich haben gestern meine Traumfrau getroffen…..Sie hat mir ihre Nummer gegeben…..Meine Mum hat meine Jeans gewaschen…..Nummer war drin…..Tja und jetzt ist sie weg…Das ist jetzt die Kurzfassung“ Sie schaute mich etwas verwirrt an. „Okay…und jetzt das Ganze noch mal aber in der ungekürzten Version bitte. Ich habe Zeit, also brauchst du dich doch nicht so beeilen“ Ich lächelt sie kurz an und erzählte anschließend die ganze Geschichte. Nachdem ich meine Erzählung beendet hatte, schaute ich auf mein Eis, welches schon eine sehr flüssige Form angenommen hatte. „Und was willst du jetzt machen?“ fragte sie mich plötzlich. „Ich wies es nicht. Was soll ich den machen? Jedes Wochenende in das Lokal renne und hoffen, dass sie da ganz zufällig auftaucht?“ Als antwort bekam ich ein eindeutiges Zunicken. „Wir werden jetzt so lange in dieses Lokal gehen bis wir deine Unbekannte treffen“ fügte sie hinzu.

 

So war es dann auch. Steffi ging mit mir am nächsten Wochenende in die Lesben/Schwulen Bar. Wir redeten mit dem Besitzer und fragten ihn ob er sich vielleicht an die Unbekannte Lady erinnern könnte und ob sie hier öfters drin war. Er erinnerte sich tatsächlich an sie aber zu Unserer Enttäuschung sah er sie am dem Abend zum ersten Mal in seinem Lokal. Nach neun erfolglosen Besuchen sahen wir es doch ein, dass es nichts brachte und ich die süße Unbekannte bestimmt nicht wieder treffen würde. Somit gab ich auch meine letzte Hoffnung auf, auch wenn ich sie zu gern noch einmal getroffen hätte und mir oft Gedanken machte wie es wohl weiter gegangen wäre, wenn ich die Nummer noch hätte.

 

Inzwischen waren schon mehrere Monate vergangen. Endlich waren auch die Sommerferien da. An die wunderschöne Unbekannte dachte ich nicht mehr und hatte auch keine Hoffnung, dass ich ihr noch mal irgendwo über den Weg laufen würde.

Wie jedes war auch dieses Jahr natürlich CSD in München, doch dieses Jahr sollte es besser werden. Viel besser, da ich vorhatte bei meinem Kumpel mehrere tage zu bleiben, was mir im letzten Jahr nicht gelungen war. Hauptsächlich wegen meine Mum, weil sie es viel zu gefährlich fand, dass eine 16-jährige in so einer großen Stadt bei irgendjemanden übernachten bleibt. “Wer weis was da so alles passieren könnte“ war ihre einzige Begründung. Klar kann ich auch irgendwo verstehen, nur wusste sie ja nicht, dass da nie was passier könnte, dass ihre Tochter absolut keine Interesse an dem männlichen Geschlecht hatte, der Kumpel sich nicht für das weibliche Geschlecht interessierte und es genug Leute um mich gab die sich in München super auskannten.

 

Endlich war es soweit. Mein Kumpel sollte in 2 Stunden am Bahnhof in München auf mich warten, ich hatte meine Sachen gepackt und meine Mum hielt mir noch die letzten Anweisungen „Trink nicht zu viel, rauch nicht, steig bei keinem mit ins Auto ein, pass auf wenn du über die Straße gehst, vergiss nicht mich kurz anzurufen wenn du in München angekommen bist und…“ „Mum ich komm schon klar.“ Unterbrach ich sie und lächelte sie an, nahm mein Rücksack und mache mich auf den weg zum Bahnhof.

Die Fahrt verlief am Anfang ganz ruhig, bis ich plötzlich bei einem Bahnhof in irgendeiner Stadt ein Mädchen bemerkte. Leider fuhr der Zug schon los und ich sah sie nur ganz kurz „Das war sie doch nicht“, dachte ich mir. „Oder doch?“. Die Annahme, dass ich richtig lag mit meiner Vermutung und sie es tatsächlich am Bahnstieg war ließ mich die ganze restliche Fahrt einfach nicht mehr los. Meine Gedanken drehten sich nun wieder wie in der Nacht als ich ihre Nummer in den Händen hielt nur noch um die unbekannte Lady. Erst als ich meinen Freund Tom am vereinbarten Ort sah, lenkte er mich mit einem Gespräch ab und mein Kopf füllte sich nun wieder mit viel wichtigeren Gedanken.

 

Am nächsten Tag liefen Tom sein Freund Michi und ich die ganze Zeit in der Stadt rum, schauten uns alles an und genossen die Wärme und meine Blicke richteten sich irgendwie immer nach süßen Frauen, die an mir vorbeigingen und es waren sehr viele dabei, eine süßer als die andere. So was war aber auch zu erwarten, da es ja der CSD war. „So viel Haut und so wenig Stoff“ dachte ich mir beim Anblick von kurzen Tops, Shirts, Röcken und Hosen und vertiefte mich immer mehr und mehr in meine “schmutzigen“ Gedanken, was fast mit einer Begegnung mit einer Straßenlaterne endete, wenn mich Michi nicht vorher zur Seite gezogen hätte. „Vielleicht ist es besser wenn du wenigstens Einbisschen aufpasst wohin du gehst, denn träumen kannst du auch in der Nacht“, sagte Tom und grinste mich dabei total frech an. Ich lächelte ihm nur zurück, da mir keine passende Antwort in dem Augenblick einfiel. Obwohl ich es versuchte zu verdrängen, dachte ich doch an das unbekannte Mädchen und hoffte ihr irgendwo hier in München ganz zufällig zu begegnen, was leider aber nicht der Fall war.

 

Am Abend beschlossen wir zu einer Party zu gehen. Beim betreten des Clubs merkte ich schon das es sehr voll war. Da die meisten natürlich auf der Tanzfläche oder an der Bar waren, gab es noch ein paar freie Plätze. Also machten wir es uns in einer etwas dunkleren Ecke gemütlich. Es wurde sehr coole Musik gespielt, die Tanzfläche füllte sich und ich beobachtete die ganzen Leute, die sich zum Rhythmus der Musik kreativ, schlicht, lustig oder irgendwie Bewegten. Einigen von denen konnte man schon sehr deutlich ansehen, dass sie wahrscheinlich mehrere Cocktails hatten, manche küssten sich beim tanzen und andere fielen schon regelrecht übereinander her. Plötzlich richtete sich mein Blick auf die Bar, wo eine junge Dame mit mittellangen dunkelblonden lockigen Haaren, einer umwerfend schöner Figur und einem charmanten Lächeln saß. „Nein ich träume. Dass kann doch wohl nicht war sein?“, fragte ich mich und schloss für einen kurzen Moment meine Augen, öffnete sie wieder und schaute an die Bar. „Also habe ich es mir nicht eingebildet, sie ist es tatsächlich.“, dachte ich wieder. In diesem Moment wurde mir heiß, sehr heiß ich wusste nicht was ich machen sollte. Sie saß nicht mal 10 Meter von mir entfernt und unterhielt sich mit irgendeiner anderen Frau…… WAS? Erst jetzt fiel es mir auf, dass sie ein, wie ich feststellen musste sehr vertieftes und höchstwahrscheinlich interessantes Gespräch mit der Frau führte und es schien so, als kannten sie sich schon länger. „Ist es ihre Freundin? Bestimmt, denn sie wartet doch jetzt nicht über drei Monate bis ich mich melde. So wie sie aussieht laufen ihr bestimmt doch die Frauen Gruppenweise hinterher“, überlegte ich mir. Dieser Gedanke brachte mich fast zum Heulen, doch dann sah ich wie die andere Frau auf die Uhr schaute und wie es aussah vorhatte zu gehen. So war es dann auch. Sie verabschiedete sich mit einer Umarmung und ging in Richtung Ausgang. „Nein die kann nicht ihre Freundin sein“, beruhigte ich mich. „Aber bestimmt wartet eine auf sie zu Hause“, versuchte ich mir einzureden. So langsam wurde ich nervös, denn ich traute mich nicht aufzustehen und zu ihr rüber zu gehen aber ich hatte auch sehr große Angst, dass sie jeden Augenblick aufstehen und weggehen würde, was für mich eine absolute Katastrophe bedeuten würde. Auch Tom ist es nicht entfallen, dass mich etwas sehr beunruhigte „hey, was ist den mit dir?“ fragte er mich etwas besorgt. „siehst du das Mädchen in dem verdammt sexy blauen eng anliegenden Shirt, die an der Bar sitzt?“ fragte ich ihn mit einer verschwärmten Stimme. Er nickte und schaute mich nun fragend an. „das ist SIE“, seufzte ich. „Wer SIE?“ „Ja weist du noch ich habe dir doch von einer total süßen Frau erzählt, von der ich ihre Nummer bekommen hatte, die dann mit der Jeans gewaschen wurde? Das ist SIE“ erklärte ich Tom. Nun schaute er mich total irritiert an und fragte warum ich dann noch bitte hier rum sitze und nicht sofort zu ihr rüber gehe. Bevor ich ihm irgendeine Antwort geben konnte, schnappte er meine Hand und zerrte mich hinter sich her zu der Unbekannten.

 

Bei der Bar angekommen, verpasste er mir noch einen leichten Schubst in ihre Richtung und setzte sich etwas weiter links um meine weiteren Aktionen zu beobachten. Da stand ich nun und mein Herz klopfte wie verrückt. Sie hatte mich noch nicht bemerkt, da sie zu mir mit dem Rücken saß, doch dann drehte sie sich langsam um und schaute mich mit einem sehr überraschten Blick an, der jedoch schnell zu einem gleichgültigen wurde. Das versetzte mich nun in ein Staunen. „Habe ich was falsch gemacht? Erkennt sie mich etwa nicht mehr, oder mag sie jetzt keine Frauen mehr, ist sie vielleicht blind?“ solch kuriosen Gedanken überfielen mich in diesem Moment. Ich starrte das süße Mädchen immer noch an und brachte nur mit sehr viel Mühe ein „Hallo“ raus. Sie schaute kurz zu mir rüber, machte einen letzten Schluck von ihrem Cocktail, stand plötzlich auf und ging, ohne mir wenigstens hallo oder tschüss zu sagen. So was hatte ich nun nie im Leben erwartet und wusste nun absolut nicht was ich tun sollte bis Tom zu mir kam und seine Hand auf meine Schulter legte. „Los, auf was wartest du den noch? Lauf ihr hinterher!“ fügtet er noch hinzu. Das tat ich auch, drehte mich sofort um und drängte ich durch all die tanzenden und küssenden Leute, auf der suche nach einer etwa 165 cm großen Frau in einem hellblauen Oberteil und einer dunkelblauen Jeans. Nach einigen Minuten suchen und keinem Erfolg blieb ich stehen und schaute mich noch mal um, doch nirgends war die Unbekannte zu sehen. „Das kann doch wohl nicht war sein. Warum bin ich so dumm und hab sie nicht aufgehalten. Da stand ich nicht mal 30 cm von ihr entfernt und lass sie einfach so davon gehen.“ Dabei blickte ich in Richtung Ausgang und stelle mir in meinen Gedanken vor, wie sie da vor wenigen Minuten bestimmt raus ging, als ich plötzlich eine Frau mit lockigen Haaren, einem hellblauen Shirt und einer dunkelblauen Jeans bei der Tür bemerkte, die gerade raus ging. Da mir natürlich sofort klar war wer sie ist, rannte ich hinter ihr raus, die Treppen runter, wobei ich fast stolperte, was mir aber zu dem Zeitpunk vollkommen egal war. Hauptsache ich schaff es noch sie einzuholen!

„Hey, Warte, bleib mal stehen“ rief ich schließlich. Die Unbekannte Lady blieb stehen und drehte sich zu mir um. „Warum hast du mir nicht mal hallo gesagt?“, fragte ich. „Warum hast du dich den nicht gemeldet?“, erwiderte sie. „Ich konnte nicht“ „Ach na jetzt bin ich mal gespannt welcher Grund dafür verantwortlich war. Sag mir jetzt aber bloß nicht, dass deine Handykarte war leer.“, anschließend verschränkte sie ihre Arme und schaute mich nun mit einem erwartungsvollem Blick an. „Ich konnte echt nicht, weil meine Mutter meine Jeans mit der Nummer gewaschen hatte. Ich war dann paar Mal In dem Lokal drin aber hab dich leider nicht mehr getroffen“, stotterte ich vor mich hin. Auf ihrem Gesicht erstrahlte ganz unerwartet ein bezauberndes Lächeln, welches mich fast in den Wahnsinn trieb. Sie nahm mich an der Hand und ging mit mir rein, direkt zur Bar. „Entschuldigung, haben sie vielleicht einen Edding oder einen Kugelschreiber?“ fragte sie den Barkeeper. „Also einen Edding habe ich jetzt nicht da aber einen Kugelschreiber schon“, antwortete er und überreichte ihr den Stift. Wir ginge Einbisschen zur Seite, dann nahm sie meinen Arm und schrieb gut sichtbar ihre Handynummer auf meine Haut. Eigentlich hatte ich auch mein Handy dabei aber dafür, dass sie so nah bei mir war und ihre zarten Hände mich berührten, hätte sie mich auch von Obern bis Unten voll schreiben können, mir hätte es nichts ausgemacht, denn ich war so was von glücklich, dass ich sie nach all der Zeit tatsächlich wieder getroffen hatte und jetzt nun schon zum zweiten mal ihre Nummer bekommen hatte. „Muss du jetzt weg?“ fragte ich sie, während sie ihre letzte Ziffer auf meinen Arm schrieb. „Ja leider, sonst verpass ich meinen Zug“ sagte sie und lächelte mich wieder mit ihrem verdammt süßen Lächeln an. Nach dem sie fertig war brachte ich den Kugelschreieber zurück und begleitete sie raus. Sie blieb noch kurz stehen und schaute mich an, „Ich erwarte doch ich muss dieses mal nicht mehr so lange warten und hoffen, dass du dich meldest?“ Ich lächelte und schüttelte meinen Kopf. „Nein ich schreibe dir gleich morgen früh“ nach einer kurzen pause fiel mir noch ein, dass ich immer noch nicht wusste wie die wunderschöne Frau neben mir hieß. „Wie heißt du eigentlich?“ „Alex“, war ihre kurze antwort. „Und du?“, fragte sie. „Julia“.
Ich merkte wie sie einen schritt auf mich zuging und schon spürte ich ihre süßen Lippen auf meiner Wange, dann grinste sie mich frech an, drehte sich um rief noch, dass sie auf eine Nachricht von mir, dann morgen früh warten würde und schon war Alex um die Ecke gebogen.

 

Nachdem ich sie nicht mehr sehen konnte, ging ich wieder zurück in den Club zu unserem Tisch, setzte mich hin und speicherte als erstes die Nummer von Alex in meinem Handy ab. Ich sah Tom und Michi auf der Tanzfläche und versank anschließend langsam in meinen Gedanken. Ich spielte die letzten 2 Stunden noch Mal in meinem Kopf durch, wie ich sie an der Bar sitzen sah, wie ich sie überall gesucht hatte und schließlich fand. Aber vor allem ging mir der Kuss nicht mehr aus dem Kopf. Okay für irgendjemanden wäre es vielleicht nix besonderes, nur ein normaler Kuss auf die Wange aber für mich war es das aller Schönste an diesem Abend, weil er von einer ganz besonderen Frau kam, die allein schon mit ihrem Lächeln mich vollkommen verrückt machte. Diese Szenen spielten sich an diesem Abend noch mehrmals in meinem Kopf ab und jedes Mal schaute ich kurz auf meinen Arm um sicherzugehen, dass ich das Ganze nicht bloß geträumt hatte. Natürlich sah ich bei jedem Blick ihre Nummer.

 

Erst beim nach Hause gehen kamen die ganzen Fragen von Tom, der immer sehr neugierig ist. „Na, erzähl doch was. Was hat sie noch zu dir gesagt? Trefft ihr euch jetzt? Wie heißt sie den?“ ich grinste, kam zu ihm rüber und umarmte ihn „Danke Tom. Wenn du nicht wärst, hätte ich höchstwahrscheinlich nie so einen wunderschönen Abend gehabt.“ „Das habe ich gern gemacht. Ab Heute kannst du mich Tom der Date Doktor nennen“, erwiderte er und lächelte mich an. Michi musste ebenfalls lächeln und flüsterte ihm dabei irgendwas ins Ohr und küsste ihn anschließend. Was genau er ihm geflüstert hatte, wollte ich gar nicht wissen, da das sehr errötete Gesicht von Tom schon mehr als genug sagte. Nachdem ich den Beiden alles erzählt hatte, dachte ich den restlichen Weg nur an die süße Unbekannte. Nein ich dachte an die süße Alex.

 

Als ich am nächsten Tag aufwachte, erinnerte ich mich an den letzten Abend „Ist es wirklich alles passiert? Oder hab ich vielleicht nur alles geträumt?“ sofort schaute ich auf meinen Arm, um mich erneut zu überzeugen, dass es alles nicht nur ein schöner Traum war. Klar konnte ich noch einige Ziffern, die sich Gestern nicht wegwaschen leisen, erkennen. Ich stand auf, zog mich an und nahm mein Handy, denn ich war fest entschlossen Alex anzurufen, weil ich so sehr ihre Stimme hören wollte. Doch ich stellte sehr schnell fest, dass es nicht so einfach war. Ich wusste weder was ich ihr sagen sollte noch hatte ich den Mut dazu, den ich aber noch vor einigen Minuten geglaubt hatte zu haben. So rannte ich die ganze Zeit im Zimmer auf und ab und versuchte mir einen Text zu überlegen und bemerkte dabei natürlich nicht, dass Tom schon einige Minuten in der Tür stand und mir mit einem interessierten Blick zusah. „Guten Morgen. Was machst du den da?“. Fragte er mich schließlich. „Morgen. Ich will Alex anrufen“, war meine kurze Antwort. „Ach so na dann aber beschwer dich nicht danach, wenn dein Frühstück kalt ist“ und schon war er wieder in Der Küche verschwunden. Nach einigen Minuten kam ich nach, setzte mich hin und legte mein Handy neben mir. „Und hast du sie jetzt angerufen?“ fragte Tom und grinste mich dabei an. „Nein ich habe mich doch für eine SMS entschieden“ erwiderte ich und merkte dabei wie beide anfingen zu schmunzeln. „Ja was? Nicht jeder kann so einfach zu einem rüber gehen und einander abschlecken wie ihr“, murmelte ich vor mich hin und schaute auf mein Handy, das gerade Klingelte. Ich nahm es und las die gerade eben eingetroffene Nachricht durch. Mir wurde sofort heiß und kalt zugleich und ich konnte meine Freude nur sehr schwer unter Kontrolle halten. Sie wollte mich tatsächlich am Abend anrufen, wenn ich wieder zu Hause bin. Aber das aller Beste war, dass sie aus meiner Stadt kam. Nach dem Frühstück fuhr mich Tom zum Bahnhof. Wir redeten noch einige Minuten bis mein Zug endlich kam. Ich verabschiedete mich von ihm, stieg ein und suchte mir noch ein freien Platzt am Fenster. Die ganze Zeit bei der Fahrt fragte ich mich, wie konnte es sein, dass ich ihr noch nie begegnet bin? So eine hübsche Frau kann man doch überhaupt nicht übersehen.

 

Zu Hause angekommen fragte meine Mutter mich erstmal aus. Was ich so alles gemacht habe und wo ich überall war. Da sie natürlich nicht wusste, dass ich am CSD war, sagte ich ihr, dass ich mir München angeschaut hatte, nahm das Telefon und verschwant mit diesen Worten in meinem Zimmer. Ganz aufgeregt schrieb ich Alex eine Nachricht, dass ich schon zu Hause sei und wir jetzt telefonieren können. Nicht mal eine halbe Minute später klingelte mein Festnetztelefon. Ich wunderte mich wie leicht es mir auf einmal fiel, mich mit ihr zu unterhalten. Wir redeten nicht lange, da ihre Mutter das Telefon brauchte aber in dieser kurzen Zeit erfuhr ich, dass sie erst seit einem Monat in meiner Stadt wohnte, weil ihre Mum hier eine Arbeit gefunden hatte, dass sie nur mit ihrer Mutter hier lebte und das Wichtigste, dass sie mich an dem allerersten Abend total süß fand uns sich total darüber gefreut hatte, dass ich sie nach ihrer Nummer gefragt hatte. Am Ende des Telefonats vereinbarten wir ein Treffen für das nächste Wochenende, auf was ich mich die ganze Woche über tierisch gefreut hatte.

 

Schließlich war es soweit. Der lang ersehnte Tag, auf den ich mich die ganze Woche gefreut hatte, würde endlich kommen. Am Samstag um 13 Uhr würde ich Alex treffen. Die ganze Zeit überlegte ich mir schon, über was ich wohl mit ihr reden könnte, was wir so alles machen würden, ob ich überhaupt ein Wort in ihrer Nähe rausbekommen werde aber wie es sich rausstellte war mein größtes Problem WAS ZIEHE ICH NUN AN???? Ein Tag vor dem Treffen kam, wie ich zumindest dachte, meine Rettung Steffi. Ich rief sie an und fragte ob sie für mich mal kurz Zeit hätte, mir bei einem sehr wichtigem Problem zu helfen. Weniger als eine halbe Stunde später saß sie bereits auf meinem Bett und schaute mich mit einem erwartungsvollen Blick an. „Und was ist nun los, wo ist dein Problem?“, fragte sie mich schließlich. „Nun ja, du weist ja ich treffe mich morgen mit Alex und…..und ich kann mich einfach nicht entscheiden, was ich anziehen soll?!“, erwiderte ich, öffnete anschließend mein Schrank und holte Zwei Hemden heraus. „Was denkst du welches von den beiden sieht besser aus?“ Steffi schaute mich einen kurzen Augenblick an und grinste dabei bis über beide Ohren, was mich natürlich total irritierte. „Was ist los? Sieht es den so schlimm aus, wenn ich ein Hemd anziehe?“, fragte ich sie. Als antwort bekam ich von ihr nur ein kurzes NEIN. „Und was heißt es nun genau?“, fragte ich Steffi erneut. „Dir ist schon klar, dass die beiden Teile absolut identisch sind oder?“ „Nein nicht ganz eins von den Beiden ist hellblau und das Andere ist weiß!“ erwiderte ich und brachte mit meiner Antwort sie endgültig zum lachen, wobei ich selber daran nichts lustig empfand. Nach dem Steffi sich wieder beruhigt hatte, stand sie auf und ging zu mir. „Nimm dieses. Ich finde es sieht besser aus“, sagte sie und tippte dabei auf das weiße Hemd. „So und nun wo dein GROßES Problem gelöst ist, hast du Lust auf eine Pizza ich hab nämlich einen Riesenhunger!?“, fragte sie. Ich nickte und so machten wir uns auf den Weg in die Stadt zu einer Pizzeria.

 

Am nächsten Tag wachte ich auf, blickte kurz auf meine Uhr und drehte mich wieder zur Seite. Plötzlich sprang ich auf und starrte erneut die Uhr an, welche mir genau 11:38 anzeigte. Die nächste halbe Stunde rannte ich wie verrückt in der Wohnung rum, föhnte meine Haare, putzte meine Zähne, machte mir anschließen ein schnelles Frühstück und zog mich nebenbei an. Dabei verwechselte ich die beiden Hemden, was mir natürlich erst auffiel als es schon zu spät war. Auf dem Weg in die Stadt überlegte ich mir die ganze Zeit wie ich Alex begrüßen sollte und meine Aufregung wurde immer größer und größer. Als ich den vereinbarten Treffpunkt sah, schaute ich überall rum und versuchte sie irgendwo zu erblicken, doch leider war nirgends Alex zu sehen. Sofort überfielen mich wieder meine absurden Gedanken. „Hat sie es sich vielleicht anders überlegt? Hat sie das Treffen vergessen, oder ist ihr vielleicht was passiert?“ Tief in meinen Gedanken und Vorstellungen versunken, bemerkte ich Alex natürlich nicht und erst als sie ihre Hand auf meine Schulter legte und ganz außer Atem Hallo sagte, kehrte ich in die Realität zurück. „Hey! Was ist den los? Bist du gerannt?“, fragte ich und blickte sie dabei etwas verwundert an. „Ja schon, weil ich meinen Bus verschlafen habe und mein Handy hab ich nicht mitgenommen und da ich nicht wollte, dass ich dich auch noch verpasse, hab ich mich beeilt.“, klärte sie mich auf und blickte mir dabei in die Augen. Ich lächelte sie an. „Na dann bin ich wenigstens nicht die einzige, die zu lang geschlafen hat“. Als antwort bekam ich von ihr ein verdammt süßes lächeln und die Frage „Was machen wir jetzt? Hast du vielleicht ein Vorschlag?“

Da ich auch nicht wirklich wusste was wir sonst machen könnten, fiel unsere Entscheidung schnell auf ein Café in der Nähe, wo wir wahrscheinlich mehr als Zwei Stunden verbrachten und über alles Mögliche redeten oder besser gesagt redete sie die meiste Zeit, was mir aber absolut nichts ausmachte, da ich ihr verdammt gern zuhörte und sie dabei betrachtete. Erst jetzt fiel mir auf, dass sie in paar Sommersprossen auf der Nase hatte, was sie noch süßer in meinen Augen machte. Auch, wenn ich mich bemühte anständig zu bleiben, machte da mein Kopf nicht wirklich mit vor allem machte es mir ihr Ausschnitt verdammt schwer, welchen man nun wirklich nicht übersehen konnte bei so einem Top.

 

Nach dem Café gingen Alex und ich in der Stadt rum, schauten in ein paar Geschäfte und machten die vielen Gassen in der Stadt „unsicher“. Dabei entdeckte ich einen Laden, den ich schon seit einiger Zeit gesucht hatte. Am Ende landeten wir beim Fluss, der durch unsere Stadt fließt, suchten uns einen schattigen Platz am Ufer, genossen das schöne Wetter und schauten den ganzen Kanufahrern hinterher, die an uns vorbeischwammen. Am anderen Ufer konnten wir sogar ein paar mutige Schwimmer erkennen die wohl keine Angst von der schnellen Strömung hatten. „Ich liebe hellblau“, sagte sie plötzlich und unterbrach die Stille, die uns umgab. Dabei blickte sie auf mein Hemd. Ich lächelte sie an und erzählte ihr, dass ich eigentlich vorhatte ein weißes anzuziehen. „Ich finde hellblau sieht besser aus“, antwortete Alex, grinste mich kurz an und schaute wieder auf den Fluss.

Es wurde wieder still, weil werde sie noch ich was erzählte, wir schauten uns nur immer wieder gegenseitig an und jedes Mal trafen sich unsere Blicke. Aber es dauerte nicht lange bist sich nicht nur unsere Blicke trafen. Als Ihre Lippen meine berührten, wusste ich in dem Augenblick, dass dieses Treffen nicht unser letztes sein würde. So war es dann auch. Gleich am nächsten Tag trafen wir uns erneut, verbrachten den ganzen Tag miteinander und gingen am Abend in die Bar, wo wir uns zum ersten Mal begegneten und die Suche nach meiner Lady X begann.

 

ENDE

(18.06.2007)

Impressum

Texte: AJ Fox
Bildmaterialien: AJ Fox
Tag der Veröffentlichung: 03.06.2010

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