Die vergessene Weihnachtskugel
Neugierig näherte sich die schwarze Katze dem geschmückten Weihnachtsbaum. Ihr Körper streifte die untersten Äste leicht, sodass sie leicht in Bewegung gerieten und die Weihnachtskugeln an diesen Ästen leicht wippten. Weihnachtskugeln, das muss man natürlich wissen, halten sich selbst für den wichtigsten Schmuck am Weihnachtsbaum. Sie sind überzeugt, dass ein Weihnachtsbaum ohne Kugeln einfach nicht so schön aussieht. Und hin und wieder behandeln diese Kugeln den restlichen Schmuck deshalb auch schon mal sehr hochnäsig. Manchmal in stillen Weihnachtsnächten hört man die Kugeln untereinander tuscheln und lästern.
„Hast du das Lametta da drüben gesehen. Das sieht ja heute wieder mal so zerknittert aus!“
„Ja da ist aber auch echt nichts dran, hängt das so lang und dünn über dem Ast!“
Und auch die Katze empfand wohl die Kugeln als besonders schön, denn sie tippte leicht mit einer Pfote an eine. Diese schöne silberne Kugel war Trixi, eine besonders eingebildete Kugel, die weder das Lametta, noch die Schokoladenkugeln beachten wollte. Sie war überzeugt davon, dass aller Glanz des geschmückten Baums von den schönen glänzenden Kugeln ausging.
Dieses Jahr hatte sie einen Platz ganz unten am Baum bekommen. Erst dachte sie ja die Plätze oben am Baum wären die schöneren, aber Hugo, die dicke Kugel mit der matten Verzierung, erklärte ihr, dass die Plätze hier unten viel besser wären, denn am Heilig Abend wären sie dann ganz nah an den Geschenken und könnten alles aus nächster Nähe beobachten.
Aber jetzt war diese Katze da und ärgerte Trixi. Immer wieder stupste die Katze sie an und ließ sie schaukeln. Und plötzlich geschah es. Trixi konnte sich nicht mehr am Ast halten und viel auf den Boden. Aber das genügte der Katze wohl noch nicht, sie spielte weiter mit Trixi. Ließ sie über den ganzen Boden rollen, bis unter den Schrank. Erst als Trixi in der hintersten Ecke unter dem großen Schrank lag, ließ die Katze sie in Ruhe. Trixi war traurig, denn niemand vermisste sie und sie wurde auch nicht gefunden. So lag die kleine Kugel die ganzen Weihnachtstage dort in der Ecke, bekam nichts mit vom Glanz des Festes. Und auch danach fand niemand die Kugel. So blieb sie unter dem Schrank, als das neue Jahr die Welt beglückte und auch als der Winter sich verzog, um dem Frühling Platz zu machen. Ab und zu bekam sie Besuch von der Katze, die Schuld an ihrer Lage war, aber die hatte jegliches Interesse an ihr verloren. Und so jammerte Trixi vor sich hin.
„Ich Arme, werde nie wieder den Glanz verbreiten dürfen. Ich werde hier liegen und einstauben.“
Auch der Sommer und der Herbst änderten nichts an ihrer Lage. Ab und zu kam mal ein Wischmop oder auch das Staubsaugerrohr vorbei, aber keinem der Beiden gelang es Trixi aus der Ecke zu rollen. Und so näherte sich das nächste Weihnachtsfest. Und Trixi bedauerte sich weiter selber. Und wieder kam die Katze unter den Schrank. Sie spielte mit einem kleinen Gummiball. Und plötzlich schien die Katze wieder Interesse an Trixi zu finden. Trixi spürte wie sie aus der Ecke gerollt wurde und hörte eine kleine Kinderstimme: „Mama, Mama, schau mal was ich gefunden habe!“ Trixi befand sich mit einem Mal in einer kleinen Kinderhand. „Mama, Mama, ich will die Kugel an den Baum hängen!“ Dann spürte die Kugel den Ast, merkte wie sie angehängt wurde. Roch den Duft der Tanne. Langsam schlug Trixi die Augen auf. Sie hing am Weihnachtsbaum. Und dieses Jahr war der Baum in rot geschmückt und Trixi war die einzige silberne Kugel. Und alle Leute, die den Baum betrachteten riefen: „Sieh mal da ist eine einzelne silberne Kugel. Ist die nicht schön!“ Trixi erstrahlte, denn sie merkte das sie in diesem Jahr etwas ganz besonderes war und erlebte ihr schönstes Weihnachtsfest, denn sie hatte befürchtet nie wieder an einem Baum zu hängen und wusste jetzt das sie Teil etwas ganz Besonderem war!
Tag der Veröffentlichung: 17.12.2011
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