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Bob, der mutige Regentropfen

Seit Wochen saß die Regentropfenfamilie Blob auf ihrer Wolke und schaute auf die Erde unter ihnen. Dort sahen sie grüne Wiesen, braune Felder, kleine und große Bauernhöfe, Dörfer und auch riesige Städte. Als sie über eine sehr große, stinkende Stadt schwebten und der Gestank, Abgase und Schadstoffe, zu ihnen hoch drangen, rief der Junior der Regentropfenfamilie erschrocken seinem Vater zu: „Daddy, Daddy, Puuhh... was stinkt denn hier so grausam?“
„Tja mein Sohn, siehst du die großen, grauen Türme da unten, die aus denen der weiße Rauch aufsteigt! Das machen die Menschen, sie versuchen sich dort auch so schöne Wolken zu basteln wie wir sie haben. Nur leider stinken ihre immer so fürchterlich und sie verpesten damit auch unsere! Und jetzt wird es Zeit das wir beide uns mal ernsthaft unterhalten. Komm setz dich mal auf meinen Schoß.“ Bob, der kleine Regentropfen kletterte auf den Schoß seines Vaters.
„Wir müssen nun bald unsere Wolke verlassen! Schau sie dir an, sie wird schon ganz grau! Auf so einer Wolke kann man nicht mehr leben, also müssen wir abspringen, dabei ist es leider nicht möglich das wir zusammen die Reise antreten. Aber wenn du dich daran hältst was ich dir jetzt sage, dann wird dir nichts geschehen und wir werden uns alle wiedersehen! Also, wenn du auf der Erde gelandet bist, läufst du sofort in den nächsten Gully, von dort aus gelangst du in den nächsten Fluss und der begleitet dich dann bis zum Meer und dort treffen wir uns wieder und bekommen auch eine schöne, neue Wolke!“
„Aber, Papi, wie soll ich den Weg dahin finden, ich bin doch noch nie da unten gewesen und da ist alles so groß!“
„Keine Angst, Bob, alle Regentropfen haben das selbe Ziel. Und sie werden dir den Weg weisen!“
Bobs Mutter kam hinzu: „So ihr beiden wir müssen jetzt los, hier kann man schon kaum noch atmen!“
Sie nahm Bob noch einmal in die Arme.
„Bis bald mein Kleiner!“
„Mutti, ich möchte nicht allein sein!“
„Du musst ganz tapfer sein, Bob. Diesen Weg muss jeder Regentropfen einmal gehen. Und du wirst sehen, es wird ein großes Abenteuer für dich werden. Es ist ja schließlich dein erster Sprung.“
Dann nahmen Papa und Mama Blob ihren Sprössling an die Hand und sprangen von ihrer inzwischen dunkelgrauen Wolke. Kaum in der Luft mussten sie sich aber loslassen und so fielen sie alle einzeln der Erde entgegen. Zuerst hatte Bob Angst, weil er seine Eltern aus den Augen verloren hatte. Er fürchtete sich. Aber als er die Menschen sah, die scheinbar Angst vor ihm und seiner großen Familie hatten, da wurde er mutiger und stürzte sich mit lautem Gebrüll hinab. Die Menschen rannten in ihre Häuser, riefen dabei entsetzt Sachen wie: „Igitt, ich werd ganz nass!“ oder „Oh, nein, es regnet!“ Die Menschen ärgern, das machte Bob Spaß. Er sah viele, die mit sogenannten Regenschirmen versuchten sich vor den Tropfen zu schützen. Bob fand das die Menschen ziemlich albern aussahen mit diesen großen, aufgespannten Tüchern, die sie an einem Stock befestigt hatten, über ihren Köpfen. Bob landete auf einem der Schirme, rannte bis zum unteren Rand und klammerte sich dort fest. Die anderen Tropfen sprangen sofort runter auf die Straße.
„Komm Bob, schnell, Spring. Wir müssen Richtung Meer!“
Aber Bob hatte viel zu viel Spaß daran gefunden die Menschen zu ärgern, als das er einfach so runterspringen würde. Er schwang sich direkt von der Kante des Schirms in den Nacken der älteren Frau, die sich an ihren Regenschirm klammerte und versuchte, bisher erfolgreich, den Tropfen auszuweichen. Bob aber landete genau in ihrem Nacken und rannte dann blitzschnell ihren Rücken hinunter. Er hörte den erschrockenen Aufschrei der Frau: „Uuuuhh...!“ Und schon war er über ihren Rocksaum gesprungen und rannte mit dem Strom der anderen Regentropfen dem Gully entgegen. Er konnte sich gar nicht mehr einkriegen. Mann, machte das alles Spaß. Wie auf einer Riesenrutsche ging es ab in die Kanalisation. Bob landete unsanft auf einem Stein, der ein wenig hervorstand. Hier war es alles andere als lustig, hier war es dunkel und ...uuuh... hier stank es fürchterlich.
„Hallo, hallo, wo seid ihr denn alle?“ rief er schüchtern in die Dunkelheit.
„Mensch, Bob, hier kannst du doch nicht so laut rufen!“ flüsterte eine Stimme hinter ihm. Erschrocken drehte er sich um und sah seinen Vetter Tobi.
„Los, Bob, wir müssen schnell den Fluss erreichen. Hier im Kanal ist es gefährlich!“ Tobi lief an ihm vorbei und sprang in den Kanal hinunter. „Warte, Tobi, nimm mich mit!“ Bob rannte Tobi hinterher, da stand plötzlich eine riesige Kreatur vor ihm, versperrte ihm den Weg.
„Na, wer bist denn du und wo willst du denn so schnell hin?“ fragte die Kreatur ihn hinterhältig.
„Ich bin Bob Blob, der Regentropfen!“ antwortete er zitternd. „Und ich bin auf dem Weg zum Meer, weil wir da eine neue Wolke bekommen. Und wer bist du?“
„Ha, ich bin Ratz, die Ratte. Und nun rate mal was ich am liebsten trinke?“
„Ich weiß nicht.“
„Ich trinke am liebsten ... Regenwasser!“ „Aaaaaahhh....!“ erschrocken rannte Bob blitzschnell im Zickzack unter der Ratte hindurch, über ihren langen, dünnen Schwanz hinweg und mit einem großen Satz in den Kanal hinab. Ratz versuchte noch den kleinen Regentropfen zu erwischen und biss sich dabei selber in den Schwanz. Bob hörte im fallen noch den Aufschrei der Ratte als sie sich selber biss. Unten im Kanal traf er dann wieder andere Tropfen. Sie liefen gemeinsam durch die Kanalisation und kamen dann an einen großen Fluss. Oh, war das schön endlich wieder das Tageslicht zu sehen. Ausgelassen tobte Bob mit seinen Freunden im Fluss. Sie ließen kleine Schiffe schaukeln, sprangen in die Luft und ärgerten die Kinder, die im flachen Wasser spielten.
Dann erreichten sie das Meer und Bob brauchte nicht lange um seine Familie zu finden. Seine Eltern nahmen ihren Jüngsten glücklich in die Arme. Bobs Stimme überschlug sich, als er seinen Eltern von seiner abenteuerlichen Reise berichtete.
Als sie später auf ihrer neuen, schneeweißen Wolke über die Erde schwebten, malte Bob sich schon aus, was er beim nächsten Mal wohl alles erleben würde. Was ein Glück das sie immer eine neue Wolke bekamen, wenn die alte von den Menschen verpestet wurde. Ob die Menschen auch eine neue Erde bekommen, wenn sie ihre zu sehr verpestet haben.
Irgendwie wusste er, das das nicht der Fall war...

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Tag der Veröffentlichung: 18.11.2009

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