Wald
mit tausend Augen leuchtender Gier,
hungrig nach Beute suchend.
Kein Schutz in den tanzenden Schatten der Bäume.
Er hat sie beobachtet,
ihre stillen Sehnsüchte ergründet.
Mäuler
in verzerrten Fratzen,
deren Umrisse in der Dunkelheit glänzen,
verfolgen sie, locken sie tiefer hinein.
Er hat sie getrieben,
der Versuchung entgegen.
Stimmen
aus Angst geboren,
vermischen sich mit dem heißen Atem ihres Jägers im Nacken,
verhöhnen ihr rasendes Herz.
Er hat sie kosten lassen,
das zarte Fleisch Stück für Stück vergiftet.
Wind
in den Bäumen,
wie in ihrem zerzausten Haar,
streichelt ihre kühle Haut, trocknet die feuchte Tränenspur.
Er hat ihr Qualen bereitet,
ihrem Verlangen danach gespottet.
Furcht
die in sie hinein kriecht,
sie vorwärts drängt in einer ausweglosen Flucht,
wird zur sauren Gewissheit in ihrem Mund.
Er hat sie gefangen genommen
in ihren eigenen Abgründen.
Kälte
berührt ihr Antlitz,
wandert streichelnd hinab in eisiger Zärtlichkeit,
lässt ihr Inneres erstarren zu Stein.
Er hat ihre Schreie geschluckt,
sie ihrer Kehle ungehört entrissen.
Blut
verklummt in den Adern,
leuchtend rote Unschuld
voll süßer Verheißung in wilden, unberührten Bahnen.
Er hat sie geliebt,
auf die einzige Art, die er kannte: mit Haut und Haaren.
Stöhnen
nah und weit entfernt zugleich
wecken eine nagende Hoffnung
auf die Erlösung durch den baldigen Tod.
Er hat ihre Seele getrunken,
sie aus dem zerbrochenen Kelch ihres Körpers befreit.
Stille
die sich ausbreitet nach und nach,
wie eine Decke sich über sie legt.
Eine tröstende letzte Umarmung in dieser Welt.
Er hat sie gerettet
vor der Verderbnis des Lebens.
Tag der Veröffentlichung: 22.01.2017
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