Seit Anbeginn allen Seins existierte ein namenloser Ort, fernab von der Welt der Lebenden, doch stets und untrennbar mit ihr verflochten.
Es war ein mystisches Heiligtum, zu dem nicht einmal Götter Zutritt gehabt hätten.
Zahllose Geschichten drehen sich darum, die mit der Begrenztheit menschlicher Vorstellungskraft nicht annähernd die Wahrheit beschreiben können.
Zu überirdisch und unvorstellbar war sein Geheimnis, als dass man es mit Worten gänzlich zu fassen vermag.
So bleibt dem Erzähler nichts anderes übrig, als sich mit seinen bescheidenen Mitteln zu begnügen, um ungefähre Ahnungen davon herauf zu beschwören, wie das Jenseits ausgesehen haben mochte.
Letztendlich mag ein jeder seine eigene Vorstellung bekommen, denn es ward nie ein tatsächlicher Blick darauf geworfen.
Dieser Ort befand sich in einer anderen Ebene, in der die Materie losgelöst von seinen Grenzen frei durch den Raum schwebte.
So etwas wie Zeit, Licht oder Absicht hingegen würde sich in seiner Existenzlosigkeit nicht ausbreiten können.
Im Grunde war es ein Ort des Nichts und gleichzeitig die Quelle aller Möglichkeiten; ein Vakuum angefüllt mit der Ursubstanz 'prima materia'.
Als ein Pendant gehörte er auf unerklärliche Weise zur wirklichen Welt und veränderte sich gleicher- maßen mit ihr.
Wenn jemand etwas neues tat oder etwas neues dachte, das zuvor noch nie dagewesen war, dann krümmte sich der dunkle Kosmos und erzeugte eben jenes "etwas", ging in Resonanz damit und gebar es aus sich selbst heraus in die Realität.
Er bot den Stoff, aus dem der Akt des Entstehens seine Vielfalt bezog; ein Stoff, aus dem sprichwörtlich die Träume waren.
Jeder Schritt auf neuen Wegen, fand hier seine sinnbildliche Entsprechung und hinterließ unsichtbare Spuren im Weltgedächtnis.
Wie ein negatives Abbild, konnte es das eine Universum nicht ohne das andere geben.
In einem Leben der Dualität, brauchte die Welt selbst ein Gegenstück, um im Gleichgewicht zu bleiben.
Bis eines Tages etwas unvorhersehbares geschah, als ein Mensch einen Gedanken zu formen wagte, der alle Existenz in Frage stellte.
In diesem Moment schrumpfte die Unendlichkeit des Raumes auf einen winzigen Punkt zusammen und konzentrierte sich im Kern purer Energie.
Das Allbewußtsein erzitterte in seinen Grundfesten.
Aber der Gedanke ließ sich nicht aufhalten. Er explodierte ungebremst in die Leere hinein und breitete sich in einem bloßen Atemzug über beide Universen aus.
In der Folge dessen Hitze verschmolzen sie zu einem großen Ganzen.
Seither birgt jedes Wesen den Umfang sämtlichen Potentials in sich und wird damit zum eigenständigen Quell schöpferischer Macht.
Eine große Verantwortung lastet auf uns, wo nun das Nichts stets in uns schwingt und darauf wartet, seine Kraft zu entfalten.
Wir sind der Ursprung unserer eigenen Wirklichkeit geworden; sind der Grund und das Ergebnis von Veränderung; ein jeder für sich selbst und für die Gesamtheit.
Bedenke also,
wenn du das nächste Mal in den Spiegel blickst,
dass du Gott direkt ins Gesicht schaust.
Texte: Die Rechte der Bilder liegen nicht bei mir. Die Texte hingegen sind mein geistiges Eigentum, jedwede Verwendung (auch von Ausschnitten) nur nach Rücksprache!
Tag der Veröffentlichung: 12.01.2012
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Aller Ursprung ist das Nichts.
Es ist Schöpfung, ist Geist, ist Gott, ist Seele,
ist all dies und nichts davon.