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Blutige Tränen
(Zeilen einer Liebe)

Blutige Tränen rollen über mein Gesicht
ich schreibe diese Zeilen hier für dich.
Die Sehnsucht bringt mich um den Verstand,
es ist als sein wir Seelenverwandt.
Nicht bei dir zu sein bedeutet Schmerz,
als zerspringe gleich mein Herz.
Zusammen jede Hürde nehmen,
um deine Liebe niemals flehen.
Den Weg der Ewigkeit zusammen gehen,
gemeinsam für sich einzustehen.
Diesen Wunsch ein jeder hat,
der liebt mit Herz und geht Hand in Hand
in Tages Träume sich hat nicht verrannt.
Doch des Alltags Mühlen oftmals
dein Gefühl dir nehmen.
Drum schließ die Augen in solchem Moment
und schrei herraus ganz ungehemmt,
den Schmerz der sich ins Herz einbrennt.
Verschenk dein Herz bringt es auch Schmerz
den nur wer voll Vertrauen liebt
der nimmt aber auch gibt,
wird finden seinen Mittelpunkt.
Im Lebensspiel passiert sooo viel.
Das Gute behalt auf ewig dir im Herzen
und lerne aus erlebten Schmerzen.
Niemals vergiß gemeinsames lachen
die schönen Dinge die man hatte.
Manchmal muß man erleben ohne zu lenken.
Dann wird das Leben dir viel schenken.
Denkst du zurück an dein Leben
war vieles doch ein Meisterstück,
und manches kam nie mehr zurück.


Prolog


Im Jahre 2050 am Ende des dunklen Krieges gaben wir uns zu erkennen.
WIR Wesen der Nacht...
WIR Wesen der Dunkelheit...
WIR Wesen der Angst...
WIR Vampire...

Die dunkelsten Stunden für uns begannen. Die Menschen fingen an uns zu jagen wie verachtenswerte Tiere. Sie verbreiteten Lügen, Angst und Schrecken, wo keiner sein dürfte.

... Tagebuchauszug des einstigen Präsidenten


§1 Kein Vampir darf töten
Mit einer Ausnahme: wenn sein Leben oder das eines anderen bedroht wird
zuwider handelnde werden mit dem Tode bestraft.

...aus dem Gesetzbuch der Vampire


Wir schreiben erst das Jahr 2060 und doch mein Freund sind wir zum Untergang verdammt.
Unsere Rasse stirbt aus und wir können nichts tun.
Ich höre sie schon unten am Tor sie versuch herein zu kommen, lange kann ich keinen Widerstand mehr leisten, es sind zu viele.
Kümmere dich um meine Familie, ich bitte dich, ich werde jetzt meinen letzten Weg gehen und in Gedanken bei euch sein.
Auf Wiedersehen geliebter Freund.
Sie kommen näher ich höre sie schon auf der Treppe.
Ich habe Angst, aber ich werde nicht als Forschungsobjekt enden!
Was haben wir nur getan?


1. Julia
Schule! Es gab wenig, dass ich mehr verabscheute!
Aber das lenkt vom eigentlichen Thema ab.
Also, noch mal von vorne:
Hallo mein Name ist Julia Parker, Vampir, Gelegenheitsjobber, Einzelkind, Waise seit etwa 300 Jahren und siebzehn Jahre alt.
Ich würd sagen, dass gibt euch schon einmal einen groben Überblick über das, was ich bin, dennoch müsst ihr wissen, dass die Menschen mittlerweile zwar wissen, dass es Wesen wie mich gibt, aber ich rate euch, solltet ihr einmal in einen Vampir verwandelt werden, sagt keinem Menschen etwas davon, denn dann könntet ihr eine Uhr stellen bis sie aufbrechen um euch zu fangen.
Hat ein bisschen was von der Vampirverfolgung im Mittelalter (hihi hab auf gepasst in Geschichte).
Nur das die Leute heute nicht mehr in einer aufgeschreckten Menge mit Mistgabeln hinter einem her laufen, sondern dass sie versuchen auf “wissenschaftlicher Basis” etwas über unsere Fähigkeiten herauszufinden.
Niemand weiß genaues darüber, denn alle, die es erzählen könnten, liegen mittlerweile im Grab, aber auf jeden Fall sagt man, dass die “Wissenschaftler” eine Maschine entwickelt haben, die es irgendwie schafft
alles, auch unsere noch so kleinen privaten Geheimnisse aufzudecken.
Der Nebeneffekt soll nur sein, dass es wohl ziemlich schmerzhaft ist. Betonung liegt bei NUR.

Zum Glück hatten wir gerade Pause ich hatte echt keinen Bock auf Vampirkunde oder sonst irgendeinen Scheiß.
Ich hielt Ausschau nach meiner besten Freundin Nina und meinem besten Freund Nick.
Nick ist so schwul wie es nur geht, aber echt der beste den es gibt. Mit ihm kann man besser über persönliche Probleme reden als mit sonst jemandem. Als ich vor ein paar Jahren mal Probleme mit Jägern hatte habe ich ihm gesagt, dass ich ein Vampir bin und man muss sagen, er hat es extrem gut aufgefasst.
Seitdem wahrt er mein Geheimnis.
Und Nina, nun Nina kann man nicht beschreiben, sie ist der Typ Mensch, der sich über die Nacht die Haare färbt, oder sonst etwas machte, was “normale” Menschen niemals machen würden. Ich hab ihr jedoch nie gesagt, was ich bin. Es hat sich irgendwie nie ergeben und wenn ich ehrlich bin, ich habe auch ein bisschen Angst vor ihrer Reaktion.
Da entdeckte ich sie.
Stürmisch lief Nina mir entgegen, wusste ich es doch!? Pink mit blauen Strähnen.
Grinsend schlang sie mir die Arme um den Hals.
“OH MEIN GOTT!”
“Was so schlimm ist es nun auch wieder nicht!” sie schaute mich mit ihrem Schmollmund an. Aber zu meiner Verteidigung es waren nicht nur die Haare, nein, auch die Klamotten.
Nina hatte es doch tatsächlich wieder geschafft ihren Rekord zu brechen, der Rekord des schlimmsten Outfits.
Sie trug ein leuchtend pinkes Kleid, lila Strumpfhosen und wahrscheinlich um ein bisschen seriöser zu wirken schwarze Stiefel, die bis zu den Knien hoch gingen.
Hinter uns lachte jemand.
Mit entsetztem Gesichtsausdruck drehte ich mich um, da stand Nick und lachte sich halb schief.
“Julia, dein Geschichtsausdruck ist echt Gold wert!”
“Danke, echt, aber du hättest mich durchaus vorwarnen können! Ich hätte tot umfallen können!”
“Oh, nein!!! Julia was sollen wir denn dann ohne dich machen?!”
“Blödmann”
Tja so waren die beiden eben, aber ich hatte sie auch echt ziemlich lieb.
“Schon gehört, wir haben einen neuen in der Klasse, soll ein richtig heißer Feger sein, wenn ich unsere Lästertanten vom Dienst richtig verstanden habe!”
Ich stöhnte.
Nina grinste mich an und stieß Nick den Ellenbogen in die Rippen. Seit ich Nina kannte versuchte sie mich zu verkuppeln.
Aber, wenn man unsterblich ist und jeden überlebt ist das extrem ätzend!
Also blieb ich lieber mein untotes Leben lang die einsame Jungfer.
Ich tat so als würde ich mir die Ohren zu halten und da sah ich ihn.
Groß, schlank, braune Haare und einfach der süßeste Typ, den ich je gesehen habe.
Langsam lies ich die Arme sinken.
Ich hatte das Gefühl als wäre ich in einem Film gelandet und dies einer der Momente, die in Zeitlupe abliefen, damit man auch ja nichts verpasste.
Er schaute mir direkt in die Augen und ich dachte der Moment würde ewig anhalte, doch dann winkte Nina mit einer Hand vor meinem Gesicht.
“Hallo, jemand zuhause?”
Ruckartig kehrte alles in seine richtige Geschwindigkeit zurück und ich schaute auf Nina, die sich mittlerweile umgedreht hatte und grinsend dem Rücken des Jungen hinter herschaute.
“Tja Julia, ich würde sagen, du hast gerade den Neuen entdeckt!” meinte Nick und grinste mich dabei verschwörerisch an.
Ich schnaubte “ Wir müssen zum Unterricht.”

“So meine Lieben darf ich euch einen neuen Kameraden vorstellen?
Das hier ist Enric
Enric würdest du dich bitte da hinten auf den freien Platz setzten?”
Enric so hieß er also. Man seine Mutter musste ganz schön Fantasie gehabt haben, als sie sich diesen Namen aussuchte.
Vom Nahen sah er noch besser aus als vorhin auf dem Pausenhof das musste man ihm ja lassen. Dennoch war es ein bisschen übertrieben, wie ihn alle, wirklich ALLE, auch die Jungs mit Blicken verschlangen.
Ich wandte mich ab.
Ich hatte echt keine Lust auf einen Kampf um einen Jungen.
In meinem Kopf entstand ein Bild von mehreren aufeinander losgehenden Affen.
Plötzlich bildete sich ein Lächeln auf meinen Lippen, jaja Fantasie war echt was Tolles!!
Schade war nur, dass er hinter mir saß und ich ihn so nicht sehen konnte. Ach Menno!
Ich stütze den Kopf in meine Hände und versuchte Nina zu ignorieren, die mir unter Garantie erzählen wollte, was der Typ gerade machte.
Die Zeit schlich dahin wie sonst was und dann endlich oh lieber Gott ertönte mein allerliebstes Geräusch die Klingel!
Wochenende!!
Nina und ich packten unsere Sachen zusammen und warteten auf Nick und da sagen alle immer Frauen wären so langsam. Tss
“Und was machen wir das Wochenende?”
“Ich kann nicht ich hab euch doch erzählt, dass meine Eltern mit mir wegfahren wollen. Ich zitiere “Nina, Schatz du musst auch einmal an die Familie denken und dein Vater und ich brauchen eine Auszeit von dem ganzen Stress hier!” jaja und ich selbstsüchtiges, egoistisches Wesen muss jetzt mit!”
Sie zog wieder einmal ihren berühmten Schmollmund.
Ich nahm sie tröstend in den Arm und verabschiedete mich von ihr.
Als Nina weg war schaute Nick mich an.
“Und wir? Lust auf einen DVD-Abend?”
“Aber klar doch solange ich mir keine Schnulzen angucken muss!”
Meinte ich warnend zu ihm.
“Aber nein, meine Süße, für dich gibt es extra was mit vieeeel Biss”
Schnell drehte ich mich um und guckte ob irgendwer die Anspielung auf mein Doppelleben verstanden hatte.
Aber der einzige der Nick und mir Beachtung schenkte war der Neue, ob er was ahnte?
Mir lief ein Schauer den Rücken runter. Ich würde es nie zu geben, aber ich hatte eine höllische Angst davor entdeckt zu werden.
“Hey Kleine was ist denn los?” fragte Nick besorgt, er hatte offensichtlich meinen Stimmungswandel mitbekommen.
Ich zwang mich ihn wieder anzusehen und zu lächeln.
“Also morgen um sieben bei dir?”
“Ne, lieber bei dir! Bei dir sind keine Eltern, die uns auf die Hände schauen und überlegen, ob der Film nicht eine Altersbeschränkung braucht!”
Tja aus dem Grund war meine kleine Wohnung Anlaufstelle Nummer 1 für Partys oder sonstige Treffen.
“Alles klar.”
Nick warf mir noch eine Kusshand zu und lief zu seinem Bus.
Seufzend machte ich mich auf den Weg zu meiner Wohnung, die zum Glück nicht so weit weg war.
“Hey, warte mal!” Suchend blickte ich mich um, war ich gemeint?
Plötzlich stand Enric vor mir.
“Julia, richtig?”
“Ja” abwartend sah ich ihn an erwartete er jetzt, dass ich genauso heiß auf ein Gespräch mit ihm war wie alle anderen? Dann konnte er mich mal am liebsten würde ich ihm sein selbstgefälliges Grinsen aus dem Gesicht wischen.
Wenn ich anfangs noch gedacht hatte er wäre ganz nett zieh ich alles zurück stell mich in eine Ecke und schäme mich.
“Ich wollte fragen, ob du Lust hast am Wochenende mit mir auszugehen? Am Samstag um neun?”
Vor Empörung schnappte ich nach Luft der hatte sie ja wohl nicht mehr alle!
Enric hatte sich schon weggedreht offensichtlich interessierte es ihn gar nicht, ob ich auch wollte.
“Hey Enric, du nimm es nicht zu tragisch und pass auf, dass dir das nicht auf deinen männlichen Stolz schlägt, aber leider leider habe ich weder Lust noch Zeit also nein danke!” so das war mein sarkastischster Ton er konnte froh sein, dass es nicht mehr war.
Die Schüler die noch auf ihre Busse warteten oder noch nicht weggefahren waren und das eben Gesagte gehört hatten brachen in schallendes Gelächter aus.
Kurz sah ich in Enrics Augen Zufriedenheit, aber dann wich sie einem zornigen Blick. Fragend blickte ich ihm in die Augen irgendwas stimmte nicht und meine Vampirinstinkte sagten mir ganz deutlich “LAUF” also fackelte ich nicht lange, drehte mich um und ging schnell ohne zu laufen nach Hause.


2
Ring, ring
ohhh menno! Ich hatte noch keine Lust aufzustehen!
Aber ich musste, ich musste unbedingt noch jagen gehen bevor Nick kam sonst würde es extrem gefährlich für ihn werden.
Vielleicht noch fünf Minuten? NEIN, später wäre im Wald mehr los.
Also auf auf Julia sei nicht so eine Schlafmütze!

“Du hast WAS zu Enric gesagt?”
Er lachte. Nick lachte schon die ganze Zeit er kriegte sich gar nicht wieder ein.
Er holte tief Luft, beruhigte sich, sah mich an und....... lachte.
“Nick, ich hab dir das erzählt, damit du mir sagst “Gutes Mädchen, brav gemacht, schieß den Scheißkerl auf den Mond” und nicht damit du mich auslachst!!” ich versuchte das so würdevoll wie möglich raus zu bekommen, aber wenn Nick erst einmal lachte musste ich auch immer lachen. Fies!
“Dabei hatte ich die feste Hoffnung, dass er schwul ist!” er seufzte übertrieben
“Ohhhh kleiner Junge hmmm was können wir denn machen, damit es dir besser geht?”
“Wie wärs, wenn du mir etwas von dem Mousse au chocolat gibst?”
Lachend gab ich es ihm.
“Also welche DVD soll es denn sein?”
Nick schloss die Augen und deutete blind mit dem Finger auf eine.
“P.s. Ich liebe dich.. Hatten wir nicht gesagt keine Schnulzen?”
Ich war entsetzt in solchen Sachen tauschten Nick und ich immer die Rollen, dann war er das Mädchen und liebte Komödien, Liebesfilme und was es da sonst noch so gibt.
Tja und ich, wenn mindestens einmal geschossen wird, konnte ich mit dem Film leben. Auf in den Kampf nicht verzweifeln Rettung naht.. leider nicht.
Er schaute mich mit seinem Dackelblick an. Echt so etwas gehörte verboten!
Ergeben seufzte ich und hob die Hände.
“Na gut” Nick sprang auf und gab mir einen dicken Kuss.
Er schmiss die DVD rein und kam wieder zu mir aufs Sofa.
So begann mein ganz persönlicher Albtraum von einem Abend.

“Nina Scott”
“Hey Süße, ich bins”
“Julia! Du bist meine Rettung, ich glaube ich werde vor Langeweile hier sterben! Hier gibt es nur einen halbwegs gut aussehenden Typen! Das ist der Horror!” das Wort einen betonte sie so, als wäre sie der festen Überzeugung Gott hätte mit Absicht veranlasst, dass sich auf dem Flecken Erde, wo sie sich befand, kein einziger gut aussehender Junge befand.
Und so wie ich Nina kannte glaubte sie das wirklich.
Die folgende Stunde verbrachte ich damit Nina so gut es eben ging zu trösten und ihr zu erzählen, was alles in ihrer Abwesenheit schon geschehen war.
Nachdem wir uns von einander verabschiedet hatten, überlegte ich, was ich nun machen könnte.
Es war doch echt ein Elend die Schule fand ich ätzend aber das Wochenende war genauso langweilig.
Ich dachte an die letzten Tage zurück und unweigerlich kam mir wieder Enric in den Kopf.
An seine braunen Haare, die ich nur zu gerne einmal verwuscheln würde, an seine wundervollen dunkle Augen und.... STOPP, Notbremse.
Gedanklich haute ich mir mit meiner Nachtischlampe immer wieder auf den Kopf. Was dachte ich da eigentlich?! Julia Parker, du reißt dich jetzt mal zusammen und hältst an deinem Vorsatz den Kerl nicht zu mögen.
Ja genau dieses fiese, arrogante, mit einem extrem heißen Hintern...
Ok jetzt nahm ich nicht nur die Lampe.
Ich raufte mir die Haare und beschloss mich abzulenken. Ich würde jagen gehen.
Verzweifelt suchte ich meine Schuhe, bis ich einen unter meinem Bett und den anderen im Wohnzimmer fand. Wie kamen die dahin? Mentale Notiz: Zimmer aufräumen. Jetzt aber los.
Mit dem Gedanken an die Jagd machte sich auch ein Brennen in meiner Kehle bemerkbar.
Bevor ich in den Wald lief schaute ich mich noch einmal um.
Niemand zu sehen.
Dann rannte ich los, meine Bewegungen glichen nun eher einer Raubkatze als einem Menschen. Den primitiven Gedanken nach Beute immer im Hinterkopf.
Als ich am Ende eines Pfades ankam, streckte ich die Nase in den Wind und suchte Wild.
Etwa zwei Kilometer vor mir musste sich eine Herde Rehe aufhalten. Mein ganzer Körper war auf die Jagd ausgerichtet. Ich lief schnell und geduckt, meine Füße berührten kaum den Boden.
Zwischen zwei dicken Bäumen hindurch auf einer Lichtung grasend sah ich die Rehe.
Langsam pirschte ich mich näher an die Rehe heran. Sie bemerkten mich nicht. Mit einem riesen Satz sprang ich auf das mir am nächsten stehende Reh zu. Jetzt bemerkte die Herde mich und versuchte zu fliehen, aber ich war schneller.
Genüsslich saugte ich das Blut aus einem der Rehe. Rehe schmeckten nicht annähernd so gut wie Fleischfresser, aber um den Durst zu stillen reichten sie völlig. Geschmeidig stand ich auf und schaute mir zum ersten Mal meine Umgebung richtig an. Die Lichtung war wunderschön, sie war fast kreisrund und über und über mit Blumen bedeckt. Es sah so aus als hätte ein Künstler einfach ganz viele Farben auf einen Pinsel gemacht und dann rumgespritzt.
Das Einzige, was dieses kleine Paradies störte war das tote Reh neben mir.
Ein Kribbeln lief meinen Körper herab es sah ein wenig aus wie das Leben:
einerseits die schönste Pracht andererseits die geballte Hässlichkeit der Welt.
Ich hasste es zu töten. Rechtfertigte das eigene Überleben einen Mord? Auch wenn viele Menschen sagen würden, nur einen Menschen umzubringen wäre Mord, aber tot ist tot oder?
Ruckartig wandte ich mich ab und ging diesmal in menschlicher Geschwindigkeit und mit vielen Gedanken im Kopf zurück nachhause.

Montage sind die schlimmsten Tage der Woche, besonders da ich in der ersten Stund Spanisch hatte und das ganz alleine bzw. nur mit unseren Lästertanten.
Gelangweilt lies ich mich auf meinem Stuhl direkt am Fenster nieder und bereitete mich seelisch auf die langweilige Stunde vor.
Etwas fröhlicher ging ich zum nächsten Klassenraum, es war zwar Vampirkunde, was sollte man machen? Aber ich hatte dieses Fach wenigstens mit Nick zusammen und wir hatten meistens unheimlich viel Spaß.
Meine Laune sank als ich sah, mit wem wir noch dieses Fach hatten. Enric.
Das war doch zum kotzen, wo man auch hinguckte lief der Scheißkerl einem mit seinem `ich-bin-der-tollste-Typ-der-Welt-Lächeln` über den Weg.
Aber egal, neuer Vorsatz für die nächste Schulzeit: Enric gekonnt ignorieren.
“Hey Süße”
Ich drehte mich mit einem dicken Lächeln im Gesicht um.
“Hey Nick. Alles klar?”
“Aber klar doch!” und dann legte er los mir von einem Kerl zu erzählen, den er im Internet kennen gelernt hatte. So ging das weiter bis die Lehrerin reinkam.
“Setzt euch bitte!” notgedrungen hielt Nick endlich die Klappe. Er war echt der Beste, aber wenn er erst einmal über seine neue `große Liebe’ berichtete konnte man entweder so schnell wie möglich weg laufen, sich schreiend die Ohren zu halten oder ihn ignorieren und nur an angebrachten Stellen ein “mhhh...” oder “ahh...” oder “oh mein Gott....” von sich geben. Ich tat meist das Letzte.
“Also meine Lieben. Heute wollen wir über die besonderen Fähigkeiten von Vampiren sprechen. Weiß jemand schon etwas?”
Ich erwartete nicht, dass jemand sich melden würde, diese Klasse wusste so viel über Vampire wie Ochsen ein Segel setzten konnten, also gleich null.
Also schaute ich nicht hoch da ich mal wieder eine von Frau Huntes Ausbrüchen erwartete.
“Ja, Enric?” aber hallo das war interessant sogar Frau Hunte schaute überrascht drein. Ich drehte mich zu ihm um, er schaute mich an und antwortete dann.
“Schneller und klüger als Menschen, das beste Gehör und den besten Geruchsinn, die bis jetzt auf der Welt gefunden wurden und dann selten aber vorhanden die sehr ausgeprägten mentalen Fähigkeiten.”
Das Erschreckende war, er hatte mit allem recht.
Plötzlich musste ich an eine frühere Freundin denken, sie war auch ein Vampir, allerdings wurde sie entdeckt. Sie hatten jemanden bei ihrer Arbeit eingeschleust, der sie ausgekundschaftet hat und dann war sie von einem Tag auf den Anderen verschwunden. Ich erstarrte. Ahnte er etwas? Nein das war unmöglich. Das ging nicht! Immer wieder wiederholte ich den Satz, bis Nick mir auf den Fuß trat.
“Julia geht es dir nicht gut?” fragte Frau Hunte.
Ich musste hier raus, perfekte Gelegenheit.
“Mir ist etwas schwindelig, darf ich eventuell einmal an die Luft?”
“Ja, natürlich geh nur. Nick würdest du sie bitte begleiten?”
Mit Nick an meiner Seite und den Blicken der gesamten Klasse im Rücken verließ ich den Raum.

Draußen lehnte ich mich erst einmal an die Wand und holte tief Luft. Fragend schaute Nick mich an, ich hob die Hand um ihm zu verstehen zu geben, dass ich es ihm gleich erklären würde.
Langsam richtete ich mich wieder auf und ging auf den Ausgang zum Pausenhof zu.
Ich schwieg immer noch.
Ich schaute zum Himmel und überlegte, wie ich Nick etwas erklären sollte, was ich selbst nicht verstand.
Ich räusperte mich.
Und dann sprudelten die Worte nur so aus mir heraus, ich erzählte ihm von meiner damaligen Freundin und meinen Befürchtungen bezüglich Enric.
“Also ich fasse alles einmal zusammen, hauptsächlich hast du Angst, dass Enric ein Jäger ist, der auf dich angesetzt ist?” erschöpft nickte ich.
“Hmm, das verstehe ich, aber wenn du jetzt wegläufst zeigst du ihm, dass du Angst hast und war nicht dein bisheriges Motto immer ‘Angriff ist besser als Verteidigung’? Außerdem seien wir mal ganz ehrlich , wenn er ein Jäger wäre mit einem würdest du ja wohl locker fertig werden. Und falls er Verstärkung oder was auch immer rufen sollte, die würdest du doch vorher hören oder nicht?”
ich schämte mich daran hatte ich vorhin gar nicht gedacht, ich war so auf meine Angst fixiert, dass ich das Offensichtliche übersah.
Entschlossen stand ich auf, seit 300 Jahren hatte mich niemand eingeschüchtert und so würde das auch bleiben,
“Ich glaube wir sollten wieder rein gehen. Nicht, dass wir noch zu viel vom Unterricht verpassen!”
“Das ist die Julia, die ich kenne!” zusammen gingen wir wieder in den Unterricht. Seit dieser Stunde versuchte ich Enric so gut es eben ging zu ignorieren. Leider sollte ich später feststellen, dass meine Vermutungen gar nicht so verkehrt waren.
3.
Es war mittlerweile ein Jahr her seit Enric in unsere Klasse gekommen war.
Mein Leben, falls man es so nenne wollte, verlief fast wieder ganz normal.
Fast. Ich war vorsichtiger geworden, verschlossener, doch niemandem war es sonderlich aufgefallen außer natürlich Nick und Nina.
Nick verstand mich, Nina wiederum nicht, doch glücklicherweise akzeptierte sie es, dass ich ihr nichts sagen wollte und tat einfach so, als wenn nichts passiert wäre.
Ich schlenderte gerade durch die Stadt und sah mir die bunten, herbstlich gestalteten Schaufenstern an.
Ich hob den Kopf, zwischen all den Gerüchen der normalen Menschen nach Schweiß, Essen und künstlichen Duftstoffen roch ich noch etwas anderes.
Etwas anderes, was definitiv nicht menschlich war und mir irgendwie bekannt vorkam.
Ich schaute mich um und erblickte einen wunderschönen Jungen.
“David!” jubelnd fiel ich ihm um den Hals.
Völlig überrumpelt stand David da, doch dann plötzlich realisierte er, wer ich war und schloss mich auch in die Arme.
David war ein Mensch. Ich hatte ihn vor etwa 2 Jahren das letzte Mal gesehen. Er müsste jetzt etwa 17 Jahre alt sein. Auf meiner alten Schule sind wir zusammen in eine Klasse gegangen, doch nachdem ich vier Jehre dort war und mich nicht verändert hatte, musste ich fortgehen.
David war auch einer der wenigen, die von meinem Geheimnis wussten, wenn ich genau darüber nachdachte mit Nick der einzige.
“Was machst du hier?”
“Hey, ich msch Urlaub, weißt du noch in England haben wir jetzt schon Ferien.” er grinste mich breit an.
Ich schlug mir mit der flachen Hand an den Kopf.
“Das hatte ich ja total vergessen. Komm.” ich packte ihn am Arm und zog ihn in das nächstbeste Cafe mit.
Wir suchten uns einen Tisch und bestellten uns beiden eine heiße Schokolade.
“Und warum hat es dich ausgerechnet nach Deutschland verschlagen?”
“Vielleicht wollte ich dich einfach einmal besuchen kommen?”
Er grinste mich schief an.
“Warum habe ich das Gefühl, das das nicht der einzige Grund ist?”
“Ok ich bekenne mich schuldig ich hab mir Sorgen gemacht. Inmoment ist überall so viel los, mir begegnen immer mehr Vampire und Vampirjäger und ich wollte einfach sehen, wie es dir hier in Deutschland ergeht.”
“David. Es wurde ein Vampir gefangen genommen oder?”
Er schluckte schwer und auf einmal war sein Gesicht gar nicht mehr fröhlich.
“Jared” er sagte nur dieses eine Wort, aber es genügte um mir die Sprach zu verschlagen. Jared und ich sind vor vielen Jahren zusammen auf Wanderschaft gewesen. Wir hatten uns prima verstanden, aber dann beschloss ich, wieder unter den Menschen zu leben und damit konnte er sich überhaupt nicht anfreunden, also trennten sich unsere Wege wieder.
Es war irrational, ich hatte ihn so lange nicht mehr gesehen aber dennoch trauerte mein totes Herz um ihn.
David nahm meine Hand in die seine. Leblos hing sie dort. Meine alte Freundin die Angst kroch wieder langsam auf mich zu.
Tatsache war, erstens die Vampirjäger wurden immer aktiver und zweitens, ich wusste nicht ob und wenn ja wie nah sie mir auf den Fersen waren. Alles in allem nicht gerade die rosigsten Aussichten.
Mein Telefon klingelte.
“Willst du nicht ran gehen?” wie in Trance griff ich die Tasche und holte es heraus.
“Hallo..”
“Julia ist alles in Ordnung?” die besorgte Stimme von Nick klang deutlich aus dem Telefon.
“Ich weiß nicht..”
“Wo bist du?”
Ich fasste einen Entschluss.
“Auf dem Weg zu dir. Wir müssen reden, ich bringe noch einen Freund mit.”

Was David und ich beide nicht wussten, wir wurden beobachtet.
“Chef? Ich bin mir jetzt sicher, dass sie ein Vampir ist. Aber sie muss einer von den ganz alten sein. Außerdem scheint sie Freunde zu haben, die Bescheid wissen.”
“....”
“Alles klar.” seufzend schlug die Person das Handy zu. Er jagte zwar Vampire, aber dennoch waren sie ihm lange nicht so zu wider wie vielen seiner Kollegen und diese Parker schien eigentlich ein nettes Mädchen zu sein. Sie hatte nicht einmal, seit er sie beobachtete, versucht einem Menschen auch nur ein Haar zu krümmen. Vielleicht gab es ja auch freundliche Vampire? Nein die Person riss sich zusammen sie hatte einen Auftrag und der war eindeutig.

Nick war nicht halb so besorgt wie ich. Auch David meinte, dass mir wohl so schnell nichts passieren würde. Tja, wie sie sich doch irrten.
Aber zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht was in der Zukunft geschehen würde, also vertraute ich auf mein Glück und beobachtete lieber Nick und David.
Ich hatte nie gedacht, dass David auch schwul war, aber so wie er die ganze Zeit Nick anschielte, war das nicht so unwahrscheinlich.
Ich grinste in mich hinein. Vielleicht sollte ich die beiden Turteltauben mal alleine lassen? Wenn zwischen den beiden etwas war, wurde ich es spätestens in der Schule erfahren.
“Leute, ich mach mich dann mal auf die Socken.”
Pflichtbewusst stand David auch auf.
“Du kannst ruhig noch etwas hierbleiben, ich hab sowieso noch etwas vor” das war zwar eine faustdicke Lüge, aber was tat man nicht alles für den besten Freund?
Ich umarmte erst Nick und dann David. Während ich ihn umarmte flüsterte ich ihm noch etwas ins Ohr.
“Wehe du verletzt ihn!” verlegen schaute David mich an.
“Tschüss ihr Süßen” und weg war ich.

Ich schlenderte die Straße entlang und kickte hier und da einen Kiesel vor mir her.
“Hallo”
ich hatte ihn schon lange bemerkt, tat aber dennoch überrascht.
“Hallo Enric. Was machst du denn hier?”
“Spazieren gehen”
Ah alles klar er spazierte mitten durch die Walachei. Ich glaub dir aufs Wort, mein Lieber. Ironie lässt grüßen.
“Was hast du gegen mich?” fragte er plötzlich. Ich schaute ihm in die Augen, es sah aus als sei die Frage ernst gemeint.
Ich überlegte.
“Ich weiß nicht. Eigentlich gar nichts, aber du hattest schlechte Erinnerungen in mir geweckt.”
Er nickte. Und hielt mir seine Hand hin.
“Freunde?”
Ich beäugte die Hand und...... schlug ein.
“Freunde!”


April

David und Nick waren endlich zusammen. David hatte, wie er mir erzählt hatte die Schule abgebrochen und begann nun seine Ausbildung.
Ich hingegen führte Enric langsam in unseren Freundeskreis ein.

Mai

Der wahrscheinlich schönste Monat in meinem Leben. Wir verstanden uns alle gut und Nina hatte ihre große Freude daran, dass Enric und ich uns immer näher kamen.


Juni

“Hallo.”
“Haben sie ihren Auftrag vergessen? Es ist in letzter Zeit sehr still bei ihnen.”
“Nein” die Person legte auf und vergrub den Kopf in ihren Armen. Er wollte nicht. Warum musste er das tun?

Juli

Enric wurde wieder komisch. Er zog sich zurück und wenn er glaubte ich würde es nicht merken, schaute er mich komisch an. Was war nur los mit ihm? Alles war doch so schön gewesen.


4.
Zu schön wahrscheinlich. Vielleicht war das die bekannte Ruhe vor dem Sturm, die alles noch schöner erscheinen lies?
Mitte August bekamen wir noch eine neue Schülerin in die Klasse. Ihr Name war Nadia. Nadia war einer dieser Menschen, die nicht sonderlich auffielen, sondern einfach da waren.
Was mich nur verwirrte war, dass Enric nicht gerade glücklich darüber war Nadia nun in der Klasse zu haben. Ich hatte immer wieder den Eindruck, sie würden sich kennen, aber nie verfestigte sich der Eindruck, bis zu einem wunderschön sonnigen Tag.

Ich holte gerade meine Bücher aus meinem Schließfach und ging einen kleinen Umweg, um möglichst viel Unterricht zu verpassen, zurück.
“Was hast du nun vor” halt, die Stimme kannte ich doch. Das war Nadia!
Also, ich hatte es ja echt nicht mit Lauschen, aber, wenn man so gute Ohren hatte und praktisch geflüsterte Worte zu flogen und man zusätzlich auch noch neugierig ist. Tja, dann wurde das Lauschen auf einmal sehr interessant.
Ich drückte mich in die Ecke und versuchte in den Raum zu schielen.
“Keine Ahnung!” antwortete eine unwirsche Stimme. Scheiße, das war Enric!
“Der Boss hat den Auftrag vor extrem langer Zeit gegeben. Normalerweise arbeitest du sehr schnell. Man zweifelt an deiner Zuverlässigkeit!”
Boss?? Aufträge?? Was sollte der Mist? Enric hatte mir nie erzählt, dass er noch einen Job hatte und vor allen Dingen, hatte er nie auch nur Anzeichen gemacht, dass er Nadia schon kannte, bevor sie in unsere Klasse kam.
Stopp- das stimmte nicht, er wirkte am Anfang nicht sehr begeistert von ihr...
“Ich bin Zuverlässig! Ich bin mir nur nicht sicher, was die Zielperson betrifft.
Ich glaube, wir haben uns die ganze Zeit geirrt, es gibt auch gute!!” das war wieder Enric. Aber Zielperson? Ich verstand nur noch Bahnhof.
“Nette... das ist wie ein pflanzenfressender Hai, das geht einfach nicht, es gibt keine NETTEN Vampire!”
Oh Scheiße! Ich zuckte so stark zusammen, dass ich mit dem Kopf an die Wand knallte. Verflucht. Sie hatten es gehört. Ich hörte leise Schritte auf mich zukommen. Meine Instinkte übernahmen. Laufen.
Hinter mir hörte ich jemanden nach Luft schnappen. Dann war ich auch schon aus der Schule raus. Ich rannte in Vampirgeschwindigkeit nach Hause. Ich rannte durch den Park, ignorierte rote Ampeln und Fußgänger. Was sollten sie mich auch stören? Das Einzige, was sie wahrnehmen würden wäre ein starker Luftzug.

Mir kam es vor, als hätte der Weg gerade eine Ewigkeit gedauert.
Dass sie über mich gesprochen hatten, war mir klar. Es gab keinen weiteren Vampir an der Schule. Meine Gedanken rasten. Warum, das war jetzt die wichtigste Frage. Warum jetzt? Warum ich? Warum Enric? Warum nur er? Die Frage beschäftigte mich am Meisten und das wiederum machte mir erheblich Sorgen! Ich sollte mir eher Sorgen darum machen, dass ich über ein Jahr täglich mit einem Vampijäger in einem Raum war und absolut nichts mitbekommen habe!
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er so grausam war.
Enric war immer so nett zu mir gewesen. Warum hatte er mich dann nicht schon früher umgebracht oder zu seinen Auftraggebern gebracht?

Ich bin mir nur nicht sicher, was die Zielperson betrifft.
Ich glaube, wir haben uns die ganze Zeit geirrt, es gibt auch gute!

Dieser Satz geisterte mir die ganze Zeit im Kopf herum, während ich ein paar Sachen zusammenpackte. Hatte Enric eventuell durch unser Zusammensein seine Meinung über Vampire geändert? Wollte er mich gar nicht umbringen?
War er deswegen so unglücklich über Nadias Ankunft gewesen?

Okay, ganz ruhig Julia. Du hast größere Probleme du musst dich mit ZWEI oder MEHR Jägern in einer Kleinstadt rumschlagen. Kein Problem, das machst du doch mit links!!
Ja, klar ich würde einfach meine Tasche nehmen, aus dem Haus gehen, für die nächsten Tage untertauchen und dann den nächsten Flieger auf einen anderen Kontinent nehmen.
Vielleicht Asien? Dann könnte ich endlich mal mein Chinesisch ausprobieren.
Oder Amerika, da war ich auch sehr lange nicht mehr....

Was würden Nick und Nina denken? Zumindest Nick musste ich eine Nachricht dalassen, das hatte er verdient!
Also los erst zu Nick.
Ich rannte durch ein paar kleine Straßen zu dem Haus seiner Eltern.
Ob er wohl schon da war? Klingeln oder Fenster?
“Hallo, Julia” Nicks Mutter klang leicht verwirrt.
“Hallo, ehmm ich hab hier etwas für Nick, darf ich kurz in sein Zimmer und es ihm hinlegen?” zum Glück stellte seine Mutter keine Fragen und lies mich so ein, sie musste wohl gesehen haben, dass ich etwas verwirrt war.

Ich versuchte einen Stift und einen Zettel in seinem Wuhling zu finden, das war gar nicht so einfach!

Hallo Nick,
Ich muss verschwinden, wir haben uns geirrt.
Enric ist nicht so harmlos, wie er zu sein scheint.
Tu mir einen Gefallen und lass die vor ihm nichts anmerken, als Mitwisser bist du genauso dran!
Die Stadt scheint nur so zu wimmeln vor Jägern. Ich versuch heil hier raus zu kommen, erzähl David von dem Brief, aber nicht Nina. Ich glaube es ist sicherer so für sie. Lass die was Gutes für sie einfallen. Vielleicht hab ich ja meine Eltern gefunden oder so?
Verbrenn den Brief und alle anderen Spuren, die darauf hindeuten, dass du irgendwas wissen könntest!!!!
Ich hoffe, dass wir uns irgendwann wiedersehen!
Du warst mir der allerbeste Freund seit einer Ewigkeit!
In Liebe
Julia

So müsste es gehen.
Ein letztes Mal schaute ich mich in diesem, mir so vertrautem, Zimmer um und ging.


5.Enric
Verdammt, wie konnte das nur passieren? Eben war die Welt noch in Ordnung, er versuchte Nadia zu verklickern, dass die allgemeine Moral der Vampirjäger eventuell ein klitzekleines bisschen neu überdacht werden müsste und dann steht plötzlich Julia da.
So etwas konnte echt nur ihm passieren! Kurz überlegte er, ob er ihr nachrennen sollte, aber wozu? Er wäre sowieso nicht schnell genug und was sollte er ihr auch sagen? „Sorry Julia, ich hab einige Vampire, vielleicht ein paar deiner Freunde auf dem Gewissen, sollte auch dich umbringen, aber irgendwie mag ich dich dafür viel zu sehr“ das wäre so ziemlich das idiotischste, was er tun konnte.
Was dann? Das war wohl die Frage aller Fragen.
Seufzend drehte er sich um und marschierte zurück in seine Klasse. Die Lehrerin blickte nur einmal kurz auf, aber sie schien es gewohnt zu sein, dass die Schüler rein und raus spazierten, wie es ihnen gerade passte.
In der Mitte des Raumes saß Nadia und schaute Enric mit einem zu friedenden Grinsen an.
Nachdenklich runzelte er die Stirn. Sollte Nadia diese Situation absichtlich herbeigeführt haben, oder warum grinste sie so?
Er setze sich hin schielte zu seinem Nachbarn und schlug sein Buch auf der entsprechenden Seite auf. Doch wirklich konzentriert war Enric nicht. Alles war schief gelaufen, schon vom ersten Moment, als er Julia gesehen hatte. Damals hatte er es auf die besondere Anziehungskraft eines Vampires zurückgeführt, aber in Wirklichkeit war es wohl mehr gewesen.
Angespannt dachte er nach, hatte er sich etwa in einen Vampir verliebt?
Und wenn ja, was dann. Sie war ein Vampir, er der Jäger, so einfach war das, sollte es jedenfalls sein. Aber dennoch, er war ihr lange Zeit gefolgt, sie hatte Tiere gejagt keine Menschen. Durfte er sie dann verurteilen, dafür, dass sie das gleiche aß, wie er nur anders zu bereitet?
Aber all dies war nicht mehr von Belang, Enric hatte sie angelogen und sie würde mittlerweile, wenn sie schlau wäre, über alle Berge sein.
Wütend spielte er mit dem Bleistift in seiner Hand, mit dem er eigentlich idiotische Mathe Aufgaben lösen sollte.
Hinter ihm kicherte jemand und er drehte sich um, doch niemand schaute hoch. Trotzdem blieb sein Blick an Nadia haften, er musste unbedingt mit ihr sprechen. Warum war sie eigentlich da? Das alles ergab absolut keinen Sinn!
Aus dem Augenwinkel sah er Nick, wie er immer wieder von der Tür zur Uhr schaute. Was würde er sagen, wenn Julia nicht mehr zurückkehrte? Wusste er, was sie war, würde er die Schuld bei ihm suchen?
Warum war sein Leben nur so kompliziert? Angefangen hatte es damit, dass seine Eltern ermordet wurden. Enric selber bekam nichts mit, er war gerade bei einem seiner Freunde, als es passierte. Dennoch war es schlimm genug seine toten Eltern zuhause zu sehen, wie sie dalagen und in die Luft starrten. Nirgendwo war Blut, sie sahen nur erstaunlich blass aus, aber damals hatte er nicht darauf geachtet, sondern war zu ihnen gelaufen, hatte sich zwischen sie gelegt und geweint wie ein kleiner Junge, der er damals ja auch noch war.
Irgendwann rief er den Krankenwagen und der wiederum die Polizei. Alles endete damit, dass ein fremder Mann zu ihm kam, ihm sagte, er würde sich ab sofort um Enric kümmern und ihm beibringen, gegen das, was seine Eltern umgebracht hatte, anzukämpfen. Ab da änderte sich sein Leben, er wurde zum Kämpfer ausgebildet und nichts war mehr so wie vorher, er durfte nicht einmal seine alten Freunde wiedersehen.
Jetzt spürte er deutlich, dass er von damals bis zum heutigen Tag mehr funktioniert als gelebt hatte.


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 16.10.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch allen, den es gefällt Aber besonders all meinen Freunden!

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