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Vom Tunnel

(Unter den Wolken, als dichte Watte auf den Bergen, dröhnte ein Donnern. )

 

Theo sah das Dämmerlicht nach oben wandern, während der Eisenkäfig sich in den Schacht senkte, der ihn mit seinen Stäben umschloss. Die Erschütterungen die den Käfig wellenartig erfassten, ließen den Affen kreischen als wollte er sein Halsband abwerfen. Theo riss an der Kette, die er fest in seiner linken Hand mit sich führte, um dem Äffchen die Luft abzuwürgen.

Mit einem Krachen rastete der Aufzug in das Ende der Ausschachtung. Er stieg unter das, ihm nur zum Nabel reichende Tor hindurch. Während Theo von kleinen Körperbau war, überragten ihn die anderen Kumpel meist um einen Kopf. Trotz des Spotts verschaffte ihm das in den Tunneln einen Vorteil die meist nur gebückt zu durchqueren sind.

Der Schritt in den mit Gaslampen ausgeleuchteten Raum ließ ihn den stetigen Föhn, der die erstickende Luft durchbrach, schmecken. Eine Turbine sorgte für einen stetigen Luftstrom, was eine stetige Wolke aus Kohlestaub erzeugte. Theo hustete.

 

Der Raum durchmaß vielleicht 10 Schritt gestützt von Balken, die eng gesäumt, mit der Decke zu verschmelzen schienen. Ein Mann stand am Ende der Kammer, nur mit einer Haube und einer Lendenschütze bekleidet, erblickte ihn nun mit scheinbar wenig Interesse.

- „Theo du kommst spät.“ Stellte der rußbedeckte Mann fest.

- „Guten Tag, Herr Zeigen, bei unserer Ankunft schien der Transport voll besetzt, - ich wartete.“

- „Im Aufzug wäre noch Platz gewesen.“

Der Mann wischte dies mit einer Bewegung weg, fingerte einen Bleistift, der in einer Tasche der Schürze steckte hervor und kratzte unverständliches auf einer Tafel. Seine Augen verborgen durch das senkrechte Licht der Lampe, er murmelte.

Theo ergriff eines der aufgereihten Bohrer, die entlang der Wand standen, wohl nummeriert.

-„Nein, nehme Nummer vier.“

- „Warum nicht dieser, Herr Z., dieser tut es auch.“

- „Nein, so steht es hier.“ Der Mann tippte mit seiner Hand auf die Tafel.

 

Der Hals des Tunnels reckte sich weiter in den Berg. Theo schritt hinab zwischen den Spangen der Stützen, die den Gang säumten. Er erinnerte sich an die Worte;

- „Du wirst den vierten Abzweig links nehmen.“

- „Ist die Arbeit alleine nicht gegen die gesetzten Regeln?“

- „Wir haben es nie anders gemacht. Die Anderen sind vollzählig!“

Theos Lampe kreischte in der Fassung des Henkels und der schwere Bohrer riss an seinen Schultern. Der Weg ließ ihn gebückt vorankommen, während der Affe schrie und an seinen Fesseln zog als ob der Weg zurück nach oben führen sollte. Ein plötzliches Ende des Bergwerks, -Zeit für Arbeit. Der Bohrer ließ seinen Körper vibrieren, er zitterte vor Anstrengung. Der Kohlestaub setze sich in die Lunge und unterdrückte schon fast den Husten der stetig in seine Kehle aufstieg. Kreischen und dann Stille, Theo setze den Bohrer ein weiteres Mal an den Fels. Betäubende Stille. Ein benommener Blick in den Tunnel zurück, der Affe schlief. Theo griff die Lampe, stolpern, das Tier durchblickte ihn. Eine Zange legte sich um seine Schläfen. Die Lampe fiel.

 

Der Berg schien vom Donnern eines Gewitters befreit.

 

 

 

 

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Tag der Veröffentlichung: 30.09.2019

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