Der Morgen dämmerte, Dunstschwaden waberten durch den dichten Mischwald und verliehen der Landschaft ein geradezu schauriges Aussehen.
Ion öffnete die Augen, richtete sich auf dem Ast auf, auf dem er geschlafen hatte, streckte sich und gähnte hingebungsvoll. Er blickte Richtung Osten, hob die linke Hand mit gespreizten Fingern zum Gruß und raunte ein ehrerbietiges ,,Aalba Aliuna´´. Er hangelte sich zum Ende des Astes vor spannte die Muskeln an und ließ sich fallen. Kurz bevor er auf den Boden aufschlug drehte er sich katzengleich und landete sicher auf Händen und Füßen. Langsam richtete sich der junge Elf auf griff an den untersten Ast seines Schlafbaumes und nahm seinen in einem ledernen Futteral steckenden Langbogen herab.
Heute ist es soweit, freute sich der junge Elf während er den Langbogen aus dem Futteral zog um sicher zu stellen das dieser die Nacht gut überstanden hatte, heute werde ich mein erstes Wild erlegen und in die Klasse der Walino eintreten.
Allerdings regte sich auch furcht in ihm, wenn er heute, am Tag seines zwanzigsten Geburtstags, nicht schaffen würde, dürfte er sich nie einen Jäger nennen und, was in seinen Augen noch viel härter war, er würde für den Rest seines ein Walintia bleiben.
Der Elf setzte sich in Bewegung, lief leichtfüßig durch den erwachenden Wald, wobei seine Füße nicht die geringste Spur auf dem noch taufrischen Waldboden hinterließen.
Nach einigen Minuten erreichte er sein Ziel, den hoheitsvollen Skelonsian, den Spiegelsee, den Ions Volk schon seit Jahrtausenden als Ort der Schöpfung, als Ursprung des Leben verehrte und der mit seinen saftigen Ufern auch als Jagdgebiet des Walino- Ritual diente.
Der junge Elf trat vorsichtig an den See und blickte hinein, direkt in die Augen seines Spiegelbildes und betrachtete sich: er sah einen hochgewachsenen, feingliedrigen, jungen Mann mit einem feingeschnittenen Gesicht, das von Schulterlangen goldblonden Haaren eingerammt wurde. Er hatte eine hohe Stirn, eine aristokratische Nase und mandelförmige Augen von einem bergseefarbenem Blau, die von langen, dunklen Wimpern umramt wurden.
Ein Rascheln im einem Brombeergesräuch ließ Ion hochschrecken. Langsam hob er den Bogen von der Schulter und spannte die Sehne.
Dann wurde er von etwas hartem am Hinterkopf getroffen und er wurde schwarz um ihn…
Es war noch nie leicht gewesen!
Diese Erkenntnis zuckte wie ein Blitz durch ihren Kopf in dem bis jetzt vollkommene Stille geherrscht hatte.
Sie erinnerte sich noch genau an den Tag vor sechs Monaten. Sie war zwar durch einen heimtückischen Plan von Dion ant Toriant aus der Wahlzeremonie ausgeschlossen worden aber niemand hatte ihr untersagt auf der Zuschauertribüne Platz zu nehmen.
Als der Schlüpfling dann die Schale seines Eies durchbrach hatte sie ihren Entschluss doch Anwesend zu sein sofort bereut.
Der Jungdrache war wunderschön, die Schuppen, die seinen Leib bedeckten waren vom selben schwarzgrün wie ein Nachtsmaragd und auf der Stirn des dreieckigen Kopfes prangte ein weißes Mal in Form eines Halbmondes.
Noch bevor sich das Jungtier vollständig aus seiner Schale befreit hatte wurde er auch schon von den Auserwählten umringt, die versuchten das den Kleinen für sich zu gewinnen. Allein die selbstgefällige Art wie sich Dion vor dem sich vor Angst duckendem Schlüpfling aufbaute und die Hand nach dem geschuppten, kleinem Kopf ausstreckte sorgte dafür das Anjubi fast aufsprang.
Doch dann geschah etwas völlig unerwartetes: der Jungdrache spreizte seine Schwingen, die für ein Geschöpf von der Länge eines Armes die unglaubliche Spannweite von knapp zwei Metern hatten und sprang mit einem gewaltigen Satz in die Luft, wo er einige Runden drehte und dann eher ungelenk auf Anjubis Schoß landete.
Damals hatte der kleine Drache sie auserwählt und sie hatte ihm den Namen Darkkrist gegeben. Von da an war ihr bisheriges Leben wie umgekrempelt und jeder Tag voller neuer Herausforderrungen gewesenen.
Anjubi schreckte aus ihren Erinnerungen auf als sie ein ihr nur zu bekanntes Geräusch vor der Tür vernahm. „Euron du weißt doch das ein einfaches Klopfen genügt also hör endlich mit diesem zeremoniellen Blödsinn auf,“ fauchte sie ihren Diener an, der genau in diesem Moment den Raum betrat und wie könnte es anders sein, fast über ihr Reisegepäck stolperte.
„ Entschuldigt Herrin es ist nur so, dass mir der oberste Diener eurer werten Eltern es mir so einbläute,“ erwiderte er kleinlaut als sich die beiden großen Ledersäcke über die Schultern hievte.
Euron hatte keine guten Erinnerungen an seinen Zeit als Diener bei den ant Andorm im Schloss und war nur zu glücklich gewesen als Lady ant Andorm ihn zum Leibdiener ihrer Tochter Anjubi ernannt hatte, da er schon davor von ihrer bevorstehenden Aufnahme an der Akademie gehört hatte.
Allerdings war ihm Anjubi damals noch nicht begegnet und daher hatte er sich auch nicht, wie er leider zugeben musste, Hals über Kopf in seine junge Herrin verliebt. So waren die letzten vier Jahre in denen er schon Anjubi ant Andorm diente zu einer einzelnen Qual geworden aus der er erst dann entrinnen könnte wenn sie ihn irgendwann an ihre Eltern zurückgab. Aber das, so dachte er sich, würde ihm wahrscheinlich sein Herz zerreißen. Also sah er keine andere Wahl um seiner Liebe nahe zu sein, als seiner Herrin weiterhin trotz der inneren Qualen, zu dienen.
„Ich wollte euch übrigens mitteilen Herrin, das Darkkrist bereit für den Aufbruch nach Andorm ist und nur noch auf euch wartet Herrin,“ fügte er mit gesenktem Kopf hinzu.
„ Gut Euron ich gehe jetzt zu ihm. Bring mein Gepäck nach unten und hohl dann unseren Proviant aus der Küche ab. Ich erwarte von dir, dass du in einer Stunde mit deinem Gepäck bei Darkkrist bist,“ antwortete sie ihm als sie sich langsam von ihrem Liegesofa erhob.
Mit meinem Gepäck, fuhr es dem jungen Bediensteten durch den Kopf, sie will doch nicht etwa…
„Herrin ihr wollt doch nicht etwa, dass ich euch begleite,“ stieß der junge Mann voller Panik hervor. „ Doch genau das erwarte ich von meinem Diener oder willst du etwa ungehorsam sein? Du weißt doch noch genau was nach dem Willen des obersten Dieners für Ungehorsam steht,“ Anjubi sah ihren Diener nun so an, das dieser die Wut in ihren grünen Augen sehen konnte.
„Ja Herrin,“ brachte Euron mit belegter Stimme hervor.,, Peitschenhiebe Herrin.“
„ Gut,“ sagte Anjubi mit zuckersüßer Stimme,,, dann solltest du wohl lieber meinem Befehl nachgehen und beeil dich gefälligst.“
Euron nickte stumm und machte sich auf den Weg um seine Befehl zu erfüllen.
Ion öffnete die Augen und bereute es im selben Moment. Sein Schädel fühlte sich an als habe ein Schmied ihn auf seinem Amboss bearbeitet und er konnte sich einfach nicht daran erinnern was am Spiegelsee geschehen war. Stöhnend setzte er sich auf und ließ seinen Blick umher wandern, der junge Elf suchte einen Anhaltspunkt, einen Hinweis darauf wo er sich befand. Aber alles was er sah war absolute Finsternis, eine Finsternis die so vollkommen war das sie unter dem Sternenhimmel nicht erreicht werden konnte.
Ion vermutete das er sich unter der Erde befinden musste wurde aber kurz darauf vom Gegenteil überzeugt, da unter der Erde nicht rhythmisch schwanken sollte, außerdem stiegen ihm die Gerüche von nassem Holz und Salz in die Nase. Wo bin ich hier gelandet, fragte er sich, wie bin ich bloß hierher gelangt. So in seinen Gedanken versunken bemerkte er den Menschen mit der verglasten Lampe erst als sich dieser zu ihm herabbeugte und ihn zu mustern begann wie ein gutes Pferd, welches es sich zu kaufen lohnt. Der Fremde musterte ihn einige Zeit bevor er sich erhob und den Raum den der Elf im Licht der Laterne war nahm durch eine modrige Holztür verließ.
Anjubi schritt über den mit buntem Glas gepflasterten Weg zum Flugplatz auf dessen Gelände sie die Schwingen ihres Drachen schon von weitem gesehen hatte. Ich hätte Euron nicht drohen sollen, fuhr es ihr durch den Sinn.
Er ist immer hin ein sehr treuer und pflichtbewusster Diener, außerdem wusste ich doch wie sehr er sich vor Darkkrist fürchtet. Am Boden erfüllt er bei ihm all seine Aufgaben er bringt ihm sogar sein Futter und hilft mit seine Schuppen zu reinigen aber jedes Mal wenn er Darkkrist aufsteigen sieht oder ich ihn wegtreten lasse ist er froh endlich gehen zu dürfen.
Ich hoffe er verzeiht mir irgendwann.
„ Anjubi, geht es endlich los?“ Die Frage ihres Drachen riss Anjubi aus ihren Gedanken über ihren ängstlichen Diener und ließ sie sie zu Darkkrist Aufsehen. In den letzten Monaten war der süßen, kleinen Schlüpfling zu einem wahren Giganten heran gewachsen, der mit einer Körperlänge von zehn Metern, einem Stockmaß von zwei und einer Spannweite von über zwanzig Metern den besten Beweis dafür lieferte warum die Drachenkämpfer der Akademie von Azam so gefürchtete Gegner waren und jedes Herrscherreich versuchte sich in die Gunst dieser zu stellen. „ Anjubi, geht es endlich los?“ Wiederholte der Drache seine Frage als er bemerkte, das seine Reiterin grade erst aus ihren Gedanken hoch geschreckt war und ihn beim ersten Mal nicht vollständig verstanden hatte.
Die junge Frau schmunzelte als sie den Tonfall ihres Lieblings bemerkte. Wie immer wenn es ums Thema fliegen ging hatte die Stimme des großen Wesen jenen quengelnden Ton angenommen, wie er eigentlich bei kleinen Kindern zu erwarten war und nicht bei über neun Tonnen schweren, von Schuppen bedeckten Geschöpfen, welche mit ihrem Feueratem ganze Städte ausloschen konnten.
Wiederwillig schüttelte sie den Kopf. „ Tut mir leid mein Großer“, sagte sie als sie den enttäuschten Blick ihres Drachen sah, ,, wir müssen noch auf Euron warten immerhin hat er mein Gepäck und die Vorräte.“
„ Warum hat er denn den Proviant? Kommt er etwa mit?“ Fragte der Drache:„ Aber Anjubi das Kaninchen hat doch Angst vor mir, warum will er dann mit?“
„ Kaninchen“, Die Drachenkämpferin schüttelte sich vor Lachen, ,, ja der Spitzname passt zu Euron, schreckhaft mit sandfarbenem Fell und glaub mir er würde wahrscheinlich lieber bis nach Andorm schwimmen als mit zu fliegen aber so geht es nun mal schneller und ich habe keine Lust in Andorm zu warten bis er mit dem Schiff nachkommt vor allem da wir bereits in drei Wochen als Verstärkung für unsere Flotte im Smaragdmeer erwartet werden.“
„ Verstehe,“ sagte Darkkrist ruhig und stellte sich geistig schon mal auf einen recht stressigen Flug mit einem schreienden, Flugkranken Passagier ein. Er blickte seine Reiterin noch einmal durchdringend an um in den nun wieder unlesbaren Minenspiel ihre Gedanken und Gefühle über den Transport ihres Dieners zu erfahren, dann legte sich der Drache flach auf den Boden um Anjubi das Aufsteigen zu erleichtern.
Eine gute Viertelstunde später erschien auch Euron, schwer mit dem Gepäck seiner Herrin und den Vorräten beladen, auf den Flugplatz an. Langsam nährte er sich dem mittlerweile stehenden und unruhig mit der Klaue im Boden scharenden Drachen. Schon von weitem erkannte Anjubi die Furcht im Gesicht des jungen Mannes und machte sich wiederholt vorwürfe ihn dazu gezwungen zu haben sie auf diese Mission zu begleiten. Diese Vorwürfe gingen so weit, dass die junge Frau überlegte den Flug auf morgen zu verschieben um ihrem Diener wenigstens etwas mehr Zeit zu geben sich an den Gedanken fliegen zu müssen zu gewöhnen. Darkkrists hingegen konnte für den jungen Menschen nicht das gleiche Mitgefühl aufbringen wie es seine Reiterin tat. Für ihn war der Diener Anjubis ein Ärgernis das den von ihm lang herbeigesehntem Flug vermiesen würde, ja ihn jetzt schon heraus zögerte und den Drachen auf diese Weise nur noch mehr Nervte. Kurz entschlossen packte Darkkrist deshalb den jungen Mann samt Gepäck mit der Kralle und setzte den panisch kreischenden Menschen zu Anjubi in den breiten Reisesattel.
Darkkrist wartete noch bis Anjubi ihren Diener im Sattel festgeschnallt und das Gepäck verstaut hatte, dann stellte er sich auf die Hinterbeine und katapultierte sich mit einem freudigen Brüllen in den Himmel.
Euron hatte gedacht, dass seine Angst vor dem Drachen seiner Herrin nicht mehr gesteigert werden könnte, allerdings wurde er in dem Moment eines besseren belehrt als die schwarze Bestie ihn mit der Klaue gepackt und hoch gehoben hatte. Der junge Mann schrie vor blankem Entsetzen auf und versuchte panisch sich aus dem Griff des Giganten zu winden. Hätte der Drache ihn nicht bei Anjubi im Sattel abgesetzt, so wäre er höchst wahrscheinlich kurz darauf vor Furcht Ohnmächtig geworden. Als seine Herrin begann ihn mit einer Vielzahl ledernder Gurte fest zu schnallen begriff er endlich warum der Reisesattel im Gegensatz zum um einiges schmaleren Kriegssattel so breit war und mit so vielen zusätzlichen Gürten ausgestattet war. Dieser Umstand hatte den jungen Mann schon immer zum Grübeln gebracht da, die Kriegsdrachen keine Passagiere beförderten und das Gepäck im Rückennetz verstaut wurde. Jetzt endlich verstand er: die Gurte wurden gebraucht um die mitreisenden Bediensteten der Drachenkämpfer zu sichern. Da die meisten dieser Krieger Adlige oder wenigsten aus den oberen Bevölkerungsschichten stammten, hätten viele von ihnen wohl lieber ihren Posten aufgegeben als in den Kriegsgebieten in denen sie eingesetzt wurden ohne den Komfort von mindestens einem Leibdiener ausharren zu müssen.
Kaum war dem jungen Diener diesen Erkenntnis gekommen, als ihm auch schon eine weitere kam. Er war in all seinen Dienstjahren bei Anjubi ant Andorm seiner jungen Herrin noch nie so nahe gewesen wie in diesem Augenblick. Die junge Frau hatte sich um ihn festschnallen zu können soweit über ihn gebeugt, dass der sachte Wind ihm ihre Haare ins Gesicht blies. Der Geruch der von den langen, schwarzen Strähnen ausging sorgte dafür dass sein Atem stockte, bis jetzt dachte er immer sie würde nach einem der verschiedenen Duftölen riechen die sie auf den Märkten von Samar erwarb aber dem war nicht so. Anjubi roch nach einem Wald im späten Frühling, eine Mischung aus Wildkräutern, frischen Blättern und Nadeln und Baumharzen.
Zu gerne hätte Euron diesen Augenblick festgehalten in dem ihm die Frau die er Liebte so nahe war, aber kaum hatte sie ihn festgeschnallt und das Gepäck verstaut da richtete sich dieses verdammte schwarze Ungetüm auch schon auf und schoss brüllend in den Himmel hinauf.
Und erneut fing Euron an zu schreien…
Darkkrists Herz jauchzte vor Freude. Endlich, endlich durfte er wieder fliegen. Seit dem Augenblick in dem Anjubi ihm gesagt hatte dass sie zu ihrem ersten Kampfeinsatz geschickt würden hatte ihn der Gedanke an die langen Flugstunden zum Zielort ihrer Mission und die riskanten Flugmanöver in der Schlacht nicht mehr losgelassen.
Er konnte nicht fassen, dass der Diener seiner Reiterin während des Startes so voller Entsetzen geschrien hatte es gab doch nichts Schöneres als das Gefühl des Flugwindes wenn man von dem Schwung des Startsprunges und der ersten Flügelschläge in den Himmel geschleudert wurde.
Mittlerweile hatte der Mensch, den der Drache in Gedanken den Namen Kaninchen gegeben hatte um seine zirp Schreckhaftigkeit auszudrücken, glücklicherweise mit dem Geschrei aufgehört. Darkkrist wüsste nicht was er sonst getan hätte, wenn er ihm durch dieses Gejammer den Flug vermiest hätte.
Aber nun da er still war sah der Drache keinen Grund mehr böse auf ihn zu sein. Hier über den Wolken des Königreichs Azam blies der Flugwind jede negative Stimmung aus seinen Gedankengängen, ließ ihn sich wirklich lebendig fühlen.
Es gab doch nichts schöneres, als den Wind in den Flügel zu spüren und das beim Flügelschlag verursachte Flapp-Geräusch zu hören.
Anjubi hatte nach ihren Erstflug behauptet, dass sich dieses so von ihm geliebte Geräusch an hörte wie das welche Segel verursachen würden wenn sie sich mit Wind füllten. Der Drache konnte das nicht beurteilen. Er wusste gerade mal was Segel waren aber er hatte noch nie welche gesehen, geschweige denn welche gehört.
Anjubi, seine Reiterin.
Er hatte sofort gewusst dass sie die Richtige war, sie die in der Arena als einzige seine Gefühle zu erkennen schien. Die einzige Person die mit ihm mit fühlte als er als Schlüpfling von den Zeremonie Teilnehmern umringt wurde und nicht wusste was er machen sollte. Hätte er Anjubis Anwesenheit nicht wahrgenommen, wer weiß vielleicht hätte er sich dann sogar an diesen scheußlichen Dion gebunden.
Nun aber war es Anjubi, die voller Stolz sein halbmondförmiges Reitermal auf der rechten Schulter trug und nicht dieses Scheusal der noch am Tag der Zeremonie seiner Reiterin vorgeworfen hatte den Drachen irgendwie manipuliert zu haben.
Darkkrist stieg noch etwas höher und spürte die kühle Frische als sein geschuppter Leib durch eine der Wolken stieß.
Er überlegte.
Sollte er es wagen seine Reiterin um die Erlaubnis für einen Sturzflug zu fragen?
Normalerweise hatte Anjubi nichts gegen Riskante Flugmanöver aber der Drache wusste nicht wie sie heute mit dem Kaninchen als Passagier reagieren würde.
Darkkrist stieß einen hohen Zirplaut aus um Anjubis Aufmerksamkeit zu bekommen und drehte anschließend seine rechte Klaue in die Position die einen Sturzflug anfragte.
Darkkrist wartete einen Moment, als er das OK seiner Reiterin spürte, ein Klopfen gegen seine linke Flanke, presste er die Flügel an den Leib und ließ sich aus den Wolken fallen.
Anjubi betrachtete ihren noch immer totenbleichen Diener und seufzte. Ich hätte mich doch zum Gespött der ganzen Akademie machen und ihn dort lassen sollen, dachte die junge ant Andorm , so wie es jetzt aussieht wird er mir nie verzeihen, dass ich ihn mitgenommen habe.
Das Zirpen ihres Drachen riss die junge Frau aus ihren Gedanken. Sie warf einen Blick auf die Klaue und überlegte einen Augenblick, langsam beugte sie sich zu ihrem Diener hinüber der schräg hinter ihr in sich zusammen gesunken im Sattel saß. Als sie ihm eine Hand auf den schweißnassen Arm legte erschauderte Euron unter der Berührung und hob fragend den Kopf um seine Herrin anzusehen.
Anjubi blickte in seine kastanienbraunen vor Angst weit aufgerissenen Augen und machte sich erneut Vorwürfe an diesem Elend schuld zu sein.
„ Geht es?“ Fragte die junge Frau, wobei ihre Stimme obwohl sie versucht hatte neutral zu klingen deutlich besorgt klang.
Euron der vom Ton seiner Herrin und der Frage im Allgemeinen überrascht war nickte verdutzt.
„ Glaubst du, dass du einen Sturzflug überstehen könntest?“ und da Anjubi meinte ihrem Diener eine Erklärung zu Schulden fügte sie hinzu: „ Darkkrist hat gerade nachgefragt ob ich mit einem Sturzflug einverstanden wäre, nur wollte ich bevor ich antworte wissen wie du dazu stehst.“
Euron überlegte kurz, er wusste das solche Flugmanöver seiner Herrin Freude bereiteten und was konnte ihm im schlimmsten Fall passieren? Mit der schwarzen Bestie und Anjubi auf der Erde zerschmettern, schoss es ihm durch den Kopf aber ignorierte diese Stimme und nickte. Denn für Anjubi würde er auch so etwas überstehen.
Anjubi konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als Euron nach kurzem Zögern nickte. Voller Vorfreude drehte sich die junge Frau nach vorne und klopfte sacht gegen die linke Flanke ihres Drachen dann lehnte sie sich zurück und breitete die Arme aus als Darkkrist sich Richtung Erde fallen ließ.
Die Freude darüber endlich wieder zu fliegen breitete sich in ihrem Herzen aus und gelangte in jeden Winkel. In jeden bis auf einen, denn in Diesem waren bereits andere Gefühle untergebracht, ihre Gefühle für ihren Diener.
Darkkrist schoss mit einer schier Atemberaubender Geschwindigkeit über das Herrscherreich Azam, sodass Euron wenn er es gelegentlich wagte in die Tiefe zu blicken nur eine Fläche aus grünen und braunen Schemen erkennen konnte. Seit dem Sturzflug ertrug er das normale Fliegen viel besser und vor wenigen Minuten war es ihm sogar gelungen etwas von dem mehlig schmeckenden Schiffszwieback zu essen den Anjubi ihm angeboten hatte.
Anjubi, seit dem Aufbruch von der Akademie benahm sie sich seltsam.
Euron konnte es kaum glauben, dass seine sonst so kalte und abweisende Herrin sich nach seinem Befinden erkundigt hatte. Seit er sei vor vier Jahren kennen gelernt hatte er sie noch nie so besorgt in seiner Gegenwart erlebt, im Geiste schwor der junge Diener das er sein Möglichstes tun wollte um seine junge Herrin nie wieder so besorgt sehen zu müssen.
„Wenn Darkkrist dieses Tempo beibehält sind wir in ungefähr drei Tagen in Andorm“, rief Anjubi in diesem Moment über ihre Schulter.
Und obwohl Euron versuchte der Auskunft seiner Herrin Glauben zu schenken, war es ihm unmöglich diese Feststellung als Wahr anzusehen. Zu frisch waren noch die Erinnerungen an die drei Wochen, die die Überfahrt von Andorm nach Azam dauerte.
Einer Überfahrt, die eigentlich recht angenehm hätte verlaufen können, wenn nicht das Schiff schon am Ende der ersten Woche in eine Flaute geraten wäre. Da der Kapitän des mit zusätzlichen Rudern ausgestatteten Reiseschiffes den Einlauftermin in Tarkarer der größten Hafenstadt Azams nicht verstreichen lassen wollte hatte er zusammen mit den Passagieren beschlossen auch alle, sich auf dem Schiff befindenden Sklaven an die Ruderbänke ketten zu lassen. Mit schaudern erinnerte sich Euron daran wie es war, die vier Tage, die es gedauert hatte das Schiff aus der Flaute zu holen, praktisch ununterbrochen an den Rudern zu sitzen und im Takt des Trommlers zu versuchen das Schiff frei zu kriegen. Endlich in Tarkarer angekommen hatte der junge Diener sogar den Pier geküsst nur um sicher zu sein das Schiff auch wirklich verlassen zu haben.
So auf die Seereise bezogen, wurde Euron klar, hatte er es bei dieser Reise nach Andorm doch um einiges angenehmer.
Wäre da nicht seine Herrin.
Seit dem Beginn ihrer Reise vor einigen Stunden hatte sie begonnen sich anders als am Boden zu benehmen, und dieses Benehmen war es was den jungen Mann beunruhigte. Seit dem er als Sklave lebte war er es gewöhnt schlecht behandelt, angeschrien, ignoriert oder, er schlukte, ausgepeitscht zu werden. Das neue, freundliche und mitfühlende Verhalten, welches sie nun an den Tag legte war im unbekannt. Er wusste einfach nicht wie er darauf reagieren sollte.
Nach einer Weile entschloss entschied er sich dafür einfach alles auf eine Karte zu setzten und etwas zu versuchen was er sonst nie gewagt hätte.
„Freut ihr euch auf das Wiedersehen mit euren werten Eltern, Herrin?“ Fragte der junge Mann wohl wissend, dass er normalerweise für so eine Dreistigkeit geschlagen wurde. Da er nicht genau wusste wie die junge Frau reagieren würde, duckte er sicherheitshalber um den eventuell kommenden Schlag besser ertragen zu können.
Aber zu seiner großen Verwunderung drehte sich seine Herrin nur halb zu ihm um und zuckte nur leicht mit den Schultern.
Euron atmete die Luft aus, die er unbemerkt angehalten hatte und nahm sich vor, dass es besser war sich lieber nicht mehr so weit vor zu wagen.
Ion schreckte aus seinem leichten Schlaf auf, als er einen schwachen druck an seinem linken Arm spürte.
Texte: Wie der kleine Rabe Socke " Alles meins"
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Tag der Veröffentlichung: 14.12.2013
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Für meine Großkusine Karin