Cover

Prolog

„ Großmutter warum hast du so große Augen?“

„ Damit ich dich besser sehen kann.“

„ Und warum hast du so große Ohren?“

„ Damit ich dich besser hören kann.“

„ Aber Großmutter warum hast du zwei so große Knarren?“

Die mutmaßliche Großmutter grinste und sprach knurrend:

„ Damit ich dich besser erschießen kann“,

Und das ferne Donnern eines Schusses hallte durch die Nacht.

Schreiend fuhr Ian aus dem Schlaf hoch. Verwirrt blickte sich der junge Mann in dem kleinen Zimmer um, versuchte krampfhaft den Übergang zwischen Traum und Realität zu finden. „ Scheiße“, fluchte er als er sich wieder halbwegs gefangen hatte, „ was zur Hölle war das denn für´n bescheuerter Traum!“

Fluchend wanderte sein Blick in Richtung Nachtisch; fixierte sich auf das Zifferblatt, des dort thronenden Weckers. Erst drei Uhr! Er fluchte erneut. Er musste erst in spätestens vier Stunden aufstehen um pünktlich zu seinem Nebenjob im Café Grode zu sein!

Verdammter Traum!

Wie kam es das ihn so etwas Bescheuertes wie dieser Märchenverschnitt ihm so den Schlaf raubte? Er hielt doch sonst so viel mehr aus, dachte er und berührte sacht sein rechtes Augenlied.

Murrend drehte er sich zur Seite, schloss die Augen und versuchte wieder einzuschlafen.

 

Kapitel 1

„ Schnee, wach auf!“

Der Junge auf dem Bett wälzte sich auf die andere Seite, drückte seinen Kopf in die Kissen und versuchte die nervtötende Stimme zu ignorieren, welche aus dem Flur zu ihm schallte.

„ Schnee steh jetzt auf“,

Die Stimme hinter der Tür wurde langsam Ungehalten.

„ …-wittchen,“

Grummelte der Schwarzhaarige leise, aber anscheinend Laut genug, dass der Mann hinter der Tür es verstanden hatte.

„ Was sagst du?“

Fragte es verwirrt von außerhalb des Raumes.

Der Junge im Bett seufzte, richtete sich halb in diesem auf und fauchte: „ Verdammt Cinderella, ich heiße Schneewittchen du Megamaso!“

Dabei rappelte er sich auf, streckte sich noch einmal herzhaft und schlurfte zur Tür, vor der besagter Störenfried immer noch stand und sich wunderte, dass der schwarzhaarige Dämon so früh am Morgen überhaupt schon ansprechbar war.

Schließlich war dieser bis in die späten Abendstunden unterwegs gewesen und erst gegen halb drei wieder hier im Anwesen aufgeschlagen.

„ Was willst du?“

Giftete Schneewittchen, wobei er die Zimmertür aufriss und den Langhaarigen böse anfunkelte.

Er hatte höllische Kopfschmerzen, würde sich liebend gerne wieder hinlegen um den Kater, den er sich gestern angefüttert hatte auskurieren und in der vergangenen Nacht verpassten Schlaf nachhohlen. Aber nein, er stand hier im Flur, halb nackt, und unterhielt sich mit diesem Sasomasoverrückten, mit dem er grundsätzlich nichts zu tun haben wollte.

Was für´n super Morgen. Dachte er genervt während er weiterhin den Putzteufel anstarrte. Ey, sagt der mir endlich was der von mir will oder soll ich hier bis Walpurgis rumstehen?

Gerade als der Märchendämon überlegte ob es hilfreich wäre, einen seiner giftigen Lieblinge auf den Silberhaarigen loszulassen schien sich dieser endlich aus seiner Starre zu lösen.

 „ Grimm will mit uns gleich in die Stadt, Frühstücken“, sofort setzte der Schwarzhaarige zu einer Ausrede an, war er doch nicht in der Stimmung den Vormittag mit dem Grimmerben und den anderen Irren zu verbringen. Aber bevor er sich irgendwie herausreden konnte, ließ Cinderella all seine Hoffnungen doch noch davon zu kommen zerplatzen.

„ Er erwartet übrigens dass du uns begleitest“,

Und das war´s. Der Märchenbändiger hatte ein Machtwort gesprochen, was für ihn so viel bedeutete wie vergiss es adieu Schlafen aufstehen, stylen und Frühstücken stand jetzt auf dem Programm.

Der Märchendämon seufzte, schlug dem Anderen die Tür vor der Nase zu, vernahm noch ein „ in einer Stunde in der Eingangshalle“ durch die Tür und machte sich daran sich sein Outfit zusammen zu suchen.

Man ihm ging es jetzt schon echt beschissen und er glaubte das dieser Tag nur noch schlimmer werden konnte. 


 

Kapitel 2

Ian´s Sicht

„Ian verdammt, beeil dich Tisch neun wartet schon seit fünfzehn Minuten auf die Getränke!“

„ Das ist nicht mein Tisch“, brüllte der Angesprochene seinen Schichtleiter an.

„ Egal mach du den trotzdem, Chantie macht grad noch Pause“, kam es von Julian Wagner, dem Juniorchef des Cafés, der sich gerade durch die Durchreiche nebenher mit dem Koch über den Nachschub für die Kuchentheke stritt, der schon seit einer halben Stunde überfällig war.

„ Okay, okay, gib schon rüber“,

und schon nahm der junge Mann mit einem großen Tablett in der Hand Kurs auf Tisch neun.

… Und blieb kurz vor diesem ruckartig stehen.

Was zur Hölle sind das denn für Freaks!

An Tisch neun, dem größten Tisch des Cafés saßen insgesamt sieben Personen drei Frauen und vier Männer, … nein halt zwei Frauen und fünf Männer, die gelangweilt wirkende Modetusse mit den kurzen, schwarzen, gewellten Haaren, war wohl trotz der stark femininen Zügen männlich.

Von den anderen Personen in der Runde sahen drei, zwei Jungs und ein etwas Großbusiges Mädchen, aus wie ganz normale Schüler so ca. neunte oder zehnte Klasse, die anderen waren eine langhaarige Blondine, die jesusmäßig ne Dornenranke um die Stirn trug, das gerade schon erwähnte Modepüppchen, n Typ mit blonden, kurzen Haaren und ner Augenklappe und ein Kerl  mit langen silbernen Haaren, der fast schon Unterwürfig zu einem der Schüler, einem Jungen mit hellbraunen Haaren, blickte.

So Zähne zusammen beißen, Augen zu und durch.

„ So die Herrschaften, für wen waren welche Getränke?“

 

 

Schneewittchen´s Sicht

Oh Gott ist das Langweilig!

Schneewittchen saß in diesem Café Grode, eingekeilt zwischen der Bärin und Rotkäppchen und wünschte sich möglichst weit weg, am liebsten in die Armen einer Schönheit, genau wie er.

„ Wann kommen denn endlich die Getränke, Grimm bekommt bestimmt schon langsam Durst, “ lamentierte Rapunzel und versuchte, mal wieder, praktisch auf den Schoß des Märchenbändigers zu kriechen.

„ Hey lass die Finger von Grimm“, beschwerte sich die Bärin, was den schwarzhaarigen Märchendemon dazu brachte seine Augen zu verdrehen.

„ Die beiden Tussen streiten sich um den Bändiger,…, die gleiche Laier wie jedes Mal“, nuschelte er tonlos.

Wenn es so weiter geht haben wir hier bald das gleiche Theater wie immer zu Hause. Ich bin zwar dankbar dafür, dass Grimm mir einen Ort zum Bleiben gegeben hat aber dieser Stress da nervt nun  mal riesig!

Ich wünschte…

„ So die Herrschaften, für wen waren welche Getränke?“

Die plötzlich erklingende fremde Stimme riss Schneewittchen aus seinen Gedanken.

Ruckartig hob er den Kopf und blickte in das einig sichtbare, giftgrüne, Auge eine jungen Mannes in Kellneruniform.

„Wow“, stieß der Überraschte unbewusst laut hervor.

Kapitel 3

Kapitel 3                            

Schneewittchens Sicht

Der schwarzhaarige Dämon konnte  es nicht glauben. Da wurde er einmal vom Märchenbändiger mit in ein Café geschleift und dann begegnet hm in eben diesem ein solcher Kerl.

Schicksal ich danke dir dafür, dass ich mich heute nicht wieder mit Händen und Füßen dagegen gewehrt habe mitzukommen, sonst hätte Grimm mich womöglich noch zu hause gelassen.

„ Der Vanillefrapochino?“

Er hatte eine wunderbare Stimme, irgendwie rauchig und samtig zu gleich.

„ Entschuldigung für wen war der Vanillefrapochino?“

Ein Ellenbogen traf Schneewittchen in die Seite, erschrocken blickte der Märchendämon auf, nur um zu bemerken, dass der Mann, den er die ganze Zeit über anhimmelte mit nur noch einem Getränk, nämlich seinem, vor ihm stand und ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue anblickte.

Na toll jetzt hält er mich für einen totalen Idioten, schoss es der Verkörperung des Märchens Schneewittchen durch den Kopf.

„ Ähm ja, das ist meins“, versuchte sich der Schwarzhaarige unsicher zu retten, was ihm mehrere  überraschte Blicke der anderen einbrachte.

Na super, wenn selbst die anderen seine Unsicherheit bemerkt hatten wie musste er dann erst auf den Kellner wirken.

 

Ians Sicht

Na klasse, das Modepüppchen versucht den Tag zu retten, dachte der junge Mann und ließ seine Mine bewusst seinen unterdrückten Spott ausdrücken, als er sich nach vorne beugte um auch noch das letzte Getränk zu seinem Besitzer zu stellen.

Schwungvoll richtete er sich wieder auf drehte sich auf den Absätzen um und schlenderte betont lässig zu einem meiner Tische, um die Bestellungen aufzunehmen.

 

Grimms  Sicht

Was war denn nun schon wieder mit Schneewittchen los?

Seit dieser junge Kellner ihn wie Luft  behandelt und mit diesem spöttischen Ausdruck bedacht hatte benahm sich der sonst so vorlaute, fast schon divenhafte Märchendämon wie ein schüchternes Schulmädchen das gerade vom absoluten Schwarm der Schule blamiert worden war.

Wieso ist der Kerl denn plötzlich so unsicher?

Konnte es etwa sein, dass Schnee auf  den Typen  stand?

Nein, dass war ausgeschlossen!

Natürlich hatte der junge Kellner schon gerade zu außergewöhnlich gut ausgesehen und natürlich konnte der Märchenbändiger nicht ausschließen, dass Schnee nicht mindestens bisexuell Veranlagt war aber in der Regel hatte der Schwarzhaarige nur Augen für ein einziges männliches Wesen und das war zufälliger Weise dessen eigenes Spiegelbild.

Trotzdem blieb der Märchendämon während des Essens ruhig und bestand danach darauf nicht mit den anderen zum Anwesen zurück zu kehren, sondern erst einmal noch in der Stadt zu bleiben.

Fünf Stunden später.

Schneewittchens Sicht

„ Man, endlich Feierabend“, gähnte das Objekt seiner Begierde als er  die Ausfahrt zum Hinterhof hinab schlenderte und sich dabei streckte.

Oh Gott, in seiner Alltagskleidung sah er sogar noch besser aus als in der Uniform, schoss es dem Märchendämon durch den Kopf, während er hinter seinem Versteck, einem Stapel  alter Holzpaletten hervor trat um langsam die Verfolgung aufzunehmen.  

 

 

Kapitel 4

Schneewittchens Sicht:
,, Hier wohnt er," stieß Schneewittchen ungläubig hervor und betrachtete den riesigen Wohnklotz, in dem das Objekt seiner Begierde vor wenigen Augenblicken eingetreten war.
Es ist schon fast eine Sünde, dachte sich der Schwarzhaarige, ein solch vollkommenes Geschöpf lebt ausgerechnet in einer solchen Gegend, in der sich die Leute ansiedeln, die es gerade so vom Bordstein runter geschaft hatten.
Der Märchendämon schritt langsam auf das Klingelbrett zu, legte die Stirn in Falten und betrachtete die geschätzten einhundert Namensschilder.
Na ganz toll jetzt weiß ich wo er wohnt aber ich weiß weder wie er heißt noch wo genau seine Wohnung liegt.
Schneewittchen hörte das quitschen der Eingangstür, drehte sich zu dieser um und sah eine alte, gebrechlich wirkende Frau mit ihrem Rolator mühsam auf den Gehweg schlurfen.
Der Schwarzhaarige blickte die Dame einen Moment geistig mit sich ringend an, dann nahm er all seinen Mut zusammen und...
,, Entschuldigen sie bitte," fragte der Märchendämon und versuchte dabei krampfhaft seine Stimme daran zu hindern so nervös zu klingen wie er sich in diesem Augenblick fühlte, ,, hier ist gerade ein Kolege von mir rein gegangen: jung, gut eine
Handbreit größer als ich, schwarze, mittellange, stark zerzauste Haare, einem violetten Augen und eins, das unter den Haaren nicht zu sehen ist. Können sie mir bitte sagen, wo genau ich ihn finden kann er hat nämlich seine Uhr im Café liegen lassen und ich sollte sie ihm vorbei bringen?"
Die alte Dame blickte darauf hin den in ihren Augen jungen Mann einige Sekunden forschend an, schien aber dann nichts an seiner Vertrauenswürdigkeit auszusetzen.
,, Du meinst sicher Ian, mein Junge," schnarrte die Alte nun, ,, netter Junge wohnt wohnt soweit ich weiß in der 306, nicht zu verfehlen das ist die Wohnung gleich neben dem Fahrstuhl."
Nummer 306, dass ist ja schon mal etwas, dachte sich der Märchendämon glücklich, bedankte sich noch einmal herzlich bei der alten Frau und betrat, denn in seinen Augen grässlichen grauen
Wohnklotz.

Kapitel 5

Schneewittchens Sicht

„ Ian“, jubelte der Märchendämon durch den Fahrstuhl, „ sein Name ist Ian!“

Oh Gott konnte dieser verdammte Fahrstuhl nicht etwas schneller sein, dachte der Augenscheinlich junge Mann, drückte zum wiederholten Mal auf den Knopf mit der eingravierten drei und stieß, ganz untypisch für ihn, einen ziemlich derben Fluch aus.

Verdammt, er wollte doch nur zu Ians Wohnung!

Ian, wie gut es sich anfühlte den Namen des Mannes zu kennen, dem der Märchendämon… die schöne Stirn von Schneewittchen zog sich in Falten und er überlegte nun fast schon fieberhaft was der junge Mann für ihn bedeutete.

War er ihm verfallen?

Wollte er mit ihm ins Bett oder…

Oder hatte er sich gar in den jungen Mann… verliebt?

Schneewittchen wurde von dem ruckartigen Anhalten des Liftes und dem öffnen der Schiebetür aus diesen Gedanken gerissen.

Unschlüssig blickte er sich in dem ziemlich heruntergekommenen Korridor um, entdeckte die von ihm gesuchte Tür und blieb unentschlossen davor stehen.

Mann, was war bloß los mit ihm? Er war doch sonst nicht so schüchtern!

Er benahm sich ja schon fast wie ein verliebtes Mädchen!

VERLIEBT!

Schon wieder dieses Wort!

Aber das war doch unmöglich!

Märchendämonen verlieben sich nicht in Menschen und er, Schneewittchen, schon gar nicht!

Um sich von seinen Gedanken los zu reißen ließ der Schwarzhaarige seinen Blick über die Tür und die Wand daneben Schweifen.

Was ist denn das?

Der Märchendämon blickte noch einmal zurück und betrachtete das kleine Metallplättchen neben dem Klingelknopf. Ein Namensschild?

„ Kaiser,“ laß der Schwarzhaarige  laut.

Ob das Ians Nachname war?

Plötzlich wurde die Tür vor Schneewittchen geöffnet und als der schwarzhaarige Märchendämon nach oben blickte starrte er direkt auf den nackten, muskulösen und mit schwarzen Flammen tattoowierten Oberkörper des Mannes, dem er seit dem Café gefolgt war.

„ Hallo Ian,“ stotterte Schneewittchen

Kapitel 6

Ians Sicht:

Ian schritt durch die Straßen der Stadt und regte sich in Gedanken darüber auf, dass er sich trotz seines Jobs und der staatlichen Förderungen kein Ticket für die öffentlichen Verkehrsmittel leisten konnte und so jeden verdammten Tag von seiner Wohnung zur Uni, zum Café und zurück laufen durfte.

Warum zur Hölle habe ich noch gleich  eine Wohnung zehn Kilometer von meinen beiden Hauptbeschäftigungen gemietet, fragte sich der junge Mann, während er gegen eine auf den Gehweg liegende Dose trat. Ach ja! Weil ich mir nur diese Bruchbude leisten kann, dachte er grimmig und vor seinem inneren Auge zogen immer wieder Szenen die er durch die anderen Hausbewohner erlebt hatte. Da war zum Beispiel die Sache damals als er von der Spätschicht wieder gekommen war und zwei der beiden Kinder aus der 620 dabei erwischt hatte die mit Hilfe eines Chemiebaukastens; Alkohol ihres Vaters und einem Feuerzeugs versucht hatten den Keller in die Luft zu sprängen und von der Feuerwehr gerettet werden mussten.

Oder das damals mit dem Hobby Dealer aus der 1003, dessen Mutter ihn Nachts um drei aus dem Bett geklopft hatte um ihn unter Tränen darum zu bitten ihren Sohn zu Helfen, der von einem seiner                „ Kunden“ bei einem Deal ein Messer in den Oderschenkel gerammt bekommen hatte, weil besagter Suchti sein Koks nicht bezahlen konnte. Es hatte ihn eine Weile gedauert der armen Frau klar zu machen, dass er kein Medizin studierte (ja klar ein angehender Arzt würde auch gerade in so einer Gegend wohnen!), sondern Mythologie und Geschichte. Er hatte sich trotzdem noch die Wunde eines Hausgenossen angesehen, ihn so gut es ging verbunden um dann doch noch Schlafen gehen zu können.

Sollte er je genug von seinem Fachgebiet haben könnte er ein Buch, ach was eine ganze Reihe, mit seinen Erinnerungen an sein Leben hier im Wohnklotz schreiben und bei seinem glück würde das sich sogar noch verkaufen.

Wenn man gerade an diesen scheiß Wohnblock denkt, schoss es ihm durch den Kopf und blickte an den Mauern seiner „ Heimat“ hinauf.‘‘

Kapitel 7

Ians Sicht:

Ian schloss die Tür zu seiner kleinen Zweizimmerwohnung auf, knipste die Deckenbeleuchtung an und trat in seine schäbigen Vierwände.

Ohne den nackten weißen Wänden im Flur auch nur ein Fünkchen Beachtung zu schenken schritt er durch den kurzen Fensterlosen Abschnitt öffnete die ebenfalls weiße,  leicht vergilbt wirkende Tür zu seinem spärlich eingerichteten Bad und wollte jetzt einfach nur noch eins und zwar unter die Dusche. Langsam pellte sich der junge Mann aus seiner Dienstuniform, warf die nach einer Schicht und guten zwanzig Kilometern Fußmarsch schweißgetränkten Klamotten in den Wäschekorb und verfrachtete seinen müden Körper in die schmale Duschkabine.

Der Violettäugige schloss genießerisch die Lieder, als die ersten Tropfen warmen Wassers aus der maroden Leitung auf seinen Körper prasselten und ließ, wie immer,  die Ereignisse seines Tages  noch einmal Review passieren.

Eigentlich alles wie immer: stress mit dem Chef und der Kollegin, nervige Kunden, die einfach nicht einsehen konnten das man für ein Baguette und eine Latte  wirklich fünfzehn Minuten warten musste und die Kellner sie sich wirklich nicht aus den Fingern saugen konnten, Typen die entgegen aller Forderungen und Schildern in der Eingangstür ohne zu bezahlen die Toilette benutzen mussten…

Aber heute war tatsächlich etwas Abwechslung in die stressigen aber auch routinierten Abläufe ins Café gekommen.

Ian schmunzelte leicht, als er an dieses transenhafte Modepüppchen und seinen Begleitern zurück dachte. Man war der Kerl seltsam! Allein durch sein schüchternes und irgendwie nicht zu ihm passendes Verhalten war er dem Schwarzhaarigen Studenten schon aufgefallen. Und dann die Sache mit dem Frappochino!

Nur mit Mühe konnte sich der junge Mann sich ein Lachen verkneifen und es zu einem Grinsen umwandeln. Ach ja der Junge oder doch das Mädchen, so sicher war er sich noch immer nicht, war schon ne Nummer für sich.

Ein Lächeln stand noch auf seinem Gesicht, als er das Wasser abdrehte, sich ein Handtuch um die Hüften band und in das kleine von Nebelschwaden durchzogene Badezimmer trat. Fast schon reflexartig wanderte sein Blick in den trotz des leichten Beschlags noch einsetzbaren Spiegel und seine noch bis eben gute Laune verflüchtigte sich. Wie in Trance wanderte seine Hand an seine Rechte Gesichtshälfte, tastete über die schmalen Narben, die diese durchzogen und seufzte unglücklich.

Sind es schon vier Jahre seit dem Unfall, schoss es ihm durch den Kopf, dann riss er sich von seinem Spiegelbild los und machte sich auf den Weg in sein Schlafzimmer.

Kapitel 8

Ians Sicht:

Ian war gerade auf dem Weg in sein Schlafzimmer, als ihm in seinem Flur das ungute Gefühl überkam, dass etwas oder jemand vor seiner Wohnungstür stand und sich an der Tür zu schaffen zu schaffen machte.

Zuerst wollte der junge Mann das Ganze nur schulterzuckend abtun entschied sich aber doch noch nach dem Rechten zu sehen und stapfte auch die Tür zu.

Kurz blieb der Schwarzhaarige noch lauschen vor der Eingangstür stehen, atmete noch einmal tief durch und riss dann die Tür nach innen auf.

Nur um im gleichen Augenblick entsetzt auf die schwarzhaarige  Modetusse aus dem Café  hinab zu blicken, der (oder die) wohl gerade sein Namensschild gelesen hatte.

„ Hallo Ian“, sagte nun auch besagte Tusse nach einigen Schocksekunden.

Der Typ hatte sich wohl um einiges schneller erholt als der violettäugige Student, der immer noch ungläubig in das Gesicht des anderen blickte und sich immer noch fast schon panisch fragte was der Irre denn bitte schön vor seiner Haustür zu suchen hatte.

 

Kapitel 9

Ians Sicht:

Immer noch blickte Ian auf den nun wieder gerade vor ihm stehenden aber trotzdem weiterhin seine Tattoos anstarrenden Jüngeren und konnte nicht fassen dass ausgerechnet diese Modetussi aus dem Café sich hier vor seiner Wohnungstür herum trieb.

Was machte diese Möchtegern Transe hier!

Das war seine Wohnung!

Ok er gab ja zu, dass er an dieser schäbigen Bruchbude selbst nie ein gutes Haar ließ aber sie war trotzdem noch sein Rückzugsort und er war nicht dazu aufgelegt jedem daher gelaufenen Irren ihren Standort zu verraten, geschweige denn, dass die besagten Spinner seine Wohnung belagern durften!

Und dann stand ausgerechnet dieser seltsame, mädchenhafte Kerl aus dem Café vor dem Eingang zu seinem Heiligtum und redete ihn auch noch mit seinem Vornamen an!

Hatte die Welt denn so viel gegen ihn!

Hatte er denn in  Zeit vor dem Unfall so viel schlechtes Karma angesammelt, dass die letzten vier Jahre noch nicht gereicht hatten um es abzubauen?

Er wollte doch nur allein sein, das war doch der einzige Wunsch neben seinem Studium, den er sich noch gönnte.

Er wollte doch nicht einmal Freunde, da er schon relativ schnell nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus bemerkt hatte, dass ihn so genannte Freunde fast sofort nachdem sie von seinen Narben erfahren hatten anfingen ihn zu bemitleiden.

Und genau das war das Problem, der junge Mann wollte nicht das man nur die Narben, nicht aber ihren Träger betrachtete. Deswegen hatte er sich auch zu seinem achtzehnten Geburtstag die Flammentattoowierung auf seinen Oberkörper stechen lassen, damit so die schlimmsten Narben verdeckt wurden und man wieder anfing den Menschen zu sehen.

Aber da hatten bereits alle in seiner Heimatstadt von seinem Unglück erfahren gehabt und für einen Neuanfang, den er sich so gewünscht hatte, musste er erst sämtliche Kontakte abbrechen und zum Studium in eine andere Stadt ziehen müssen.

Selbst das Geld seines Vaters, das dieser im immer noch überwies rührte er nicht an, auch wenn das bedeutete in einer solchen heruntergekommenen Wohnung leben zu müssen

Aber das Alles hatte sich für ihn gelohnt!

Er hatte ein ruhiges Leben geführt, hatte es genossen und plötzlich wurde dieses Leben durch einen  Stalker aus den Bahnen geworfen.

Einem Stalker, der ihm immer noch, nun allerding in seinen Augen beinahe schon sabbernd, auf den fast nackten Körper glotzte.

Ian verdrehte die Augen, also entweder doch ein Mädchen oder aber Schwul.

Am liebsten würde er dem Kerl einfach die Tür vor der Nase zu schlagen und ihn im Hausflur verrotten lassen aber er kannte seine Nachbarn: Wenn er hier einen wildfremden Mann/ Frau oder was auch immer draußen stehen ließ würde spätestens am nächsten Morgen sich das ganze Viertel darüber das Maul zerreißen.

Also Augen zu und durch, dachte sich der Student und sagte in ziemlich genervten Tonfall: „ Na gut wenn du schon hier stehst dann komm rein.“

Kapitel 10

Schneewittchens Sicht:

Der Märchendämon konnte nicht fassen, dass er jetzt wirklich in der Wohnung des Mannes stand, dem er heute schon durch die halbe Stadt gefolgt war. Eine unnatürliche Wärme breitete sich kribbelnd in seinem Bauch aus und rief das Gefühl in ihm wach fliegen zu können.

Ja gut, zugegeben Ian hatte nicht sonderlich begeistert gewirkt als er ihm gesagt hatte, dass er rein kommen sollte.

Aber das war jetzt nicht wichtig!

Wichtig war jetzt nur, dass er in der nähe von Ian seien durfte, dass er ihn nicht weg gejagt hatte!

Ein strahlendes Lächeln schlich sich in seine Gesichtszüge als er von dem Größeren in dessen spartanisch eingerichtetes Wohnzimmer bugsiert wurde.

„ Warte hier, “ die Stimme des Anderen riss Schneewittchen aus seiner Glückseligkeit und brachte ihn in die schäbige Wohnung des Kellners zurück, „ ich geh mich anziehen.“

Und schon war Ian verschwunden und ließ einen sich irgendwie einsam fühlenden Märchendämon zurück.

 

Ians Sicht:

Der junge Mann warf noch einen letzten Blick auf seinen unfreiwilligen Gast, packte sicherheitshalber das Handtuch fester um es am herab rutschen zu hindern und verschwand so schnell wie möglich in seinem Schlafzimmer.

Er konnte es immer noch nicht fassen, dass sich dieser schwarzhaarige Stalker jetzt in seinem aufhielt und er sich auch noch mit ihm unterhalten musste.

Na ja unterhalten wäre wohl zu viel gesagt, wahrscheinlich würde Ian den Jüngeren einfach kurz ausfragen, ihn dann anschreien und anschließend aus seiner Wohnung schmeißen.

Eine gewisse Genugtuung stieg in dem Studenten hoch als er sich das Gesicht des Anderen vorstellte, wenn er ihm die Tür vor der Nase zuschlug.

 

Schneewittchens Sicht:

Wo bleibt er denn?

Nervös rutschte Schneewittchen auf dem harten aber trotzdem an einigen Stellen bereits durchgesessenen Sofa hin und her.

Ian war mittlerweile vor gut einer halben Stunde aus dem Raum gegangen und in dieser Zeit waren dem Märchendämon alle möglichen Gedanken durch den Kopf geschossen und trotz seiner momentanen Hochstimmung hatte er sich immer wieder gefragt ob er wirklich eine so gute Idee gewesen war dem Anderen zu folgen.

Ein leises Seufzen kämpfte sich seine Kehle hoch während er seinen Kopf langsam in die Hände sinken ließ.

„ Wenn du dich gerade fragst ob ich vielleicht abgehauen bin lautet die Antwort nein,“ riss ihn die spöttisch klingende Stimme Ians aus seinem Grübeln und wie von der Tarantel gebissen zuckte der bis eben noch auf dem Sofa hockende Märchendämon in die Höhe.

„ Natürlich nicht“, versuchte sich Schneewittchen aus dieser Situation heraus zu reden, merkte aber wie sich seine Wangen verräterisch röteten, „ was hast du überhaupt … WOW!“

Während er vergeblich zum Gegenschlag aushohlen wollte war der Blick des Schwarzhaarigen zum Besitzer der Wohnung gewandert, der noch immer im Türrahmen lehnte.

Und was der Dämon dort sah ließ sein Herz schneller schlagen.

Das der junge Kellner keine schlechte Figur hatte, davon hatte er sich spätestens an der Tür überzeugen können aber so in diesen Klamotten von denen Schneewittchen niemals, wirklich niemals gedacht hatte, dass sie jemanden, selbst sich selbst, nicht so verdammt gut stehen konnte.

 

Kapitel 11

Schneewittchens Sicht:

Zum was weiß wie vielten Mal an diesem Tag starrte Schnee den jungen Mann vor ihm an und musste die gefühlten fünf Liter Speichel herunterschlucken, die ihm beim Anblick des Anderen im Mund zusammengelaufen waren.

War das überhaupt eine Hose, die er da anhatte  oder doch schon eine Leggins? Nein eindeutig ne Hose, eine tiefschwarze, auf den Hüftknochen sitzende, verdammt eng anliegende Jeans!

Alleine diese Hose war in den Augen des Märchendämons schon mehr als eine Sünde wert aber dann auch noch in Kombination mit den anderen Sachen, glaubte der Schwarzhaarige ernsthaft daran das Ian mit solchen Kleidungsstücken nicht in die Öffentlichkeit gehen sollte, wenn er nicht von der nächsten Frau oder dem nächsten bi- beziehungsweise homosexuellen Mann angefallen werden wollte.

Schwarze Jeans, rotes so stark durchscheinendes Shirt, sodass man die schwarze Flammentattoowierung darunter durchsehen konnte, eine schwarz-weiß karierte Weste in dessen schwarzen Rauten  rote Totenschädel abgebildet waren und schwarze bis zum Wadenbein reichende Springerstiefel  mit weißen Schnürsenkeln.

Erneut sammelte sich Speichel im Mund Schneewittchens, wie zur Hölle konnte jemand in solchen überhaupt nicht trendigen Klamotten nur so verdammt heiß aussehen!

Ein gewisses Ziehen in seinem Unterleib riss ihn vom wirklich sehenswerten Anblick vor ihm los und lenkte seine Gedanken in seine eigene Unterwäsche, wo sich gerade ein nicht gerade angenehmes Problem anbahnte.

Na super, aufsteigende Erektion, er selbst in einer engen Hose und das Objekt seiner Begierde in verdammt heißem Outfit direkt vor seiner Nase: klasse Kombination!

Er hoffte inständig das er es irgendwie schaffte seinen Zustand vor Ian zu verbergen, wenn nicht hatte er ein ganz schönes…

Ians warmes, fast schon sanftes Lachen ließ den Märchendämon in seinen Gedanken innehalten, beschämt den Kopf senken und dunkelrot anlaufen.

Oh Mist!

 

 

Kapitel 12

Schneewittchens Sicht:

Langsam trottete der Märchendämon hinter Ian her, in die fast schon genau so spartanisch wie das Wohnzimmer eingerichtete Küche.

Ich Perspektive:

Ich konnte es nicht fassen! Ian ließ mich tatsächlich, trotz der Sache im Wohnzimmer, weiterhin in seiner Wohnung und lud mich sogar auf einen Kaffee ein.

Also entweder schien ich auf ihn irgendwie den Eindruck zu erwecken vertrauenswürdig zu sein, oder aber der Kerl war geistig so durch, wie Cinderella, die Bärin und der Gestiefelt Kater zusammen!

Ich zuckte zusammen, als ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter spürte, blickte nach schräg oben und traf den fast schon besorgten Blick aus dem Violetten Auge des jungen, und verdammte heißen, Kellners.

„ Alles in Ordnung mit dir, du bist so blass“, fragte er mich mit einer Spur Sorge in der Stimme und schickte mir durch seine Worte einen angenehm anregenden Schauer die Wirbelsäule herab.

Oh Gott, wenn er wüsste was diese kleine, für ihn wahrscheinlich noch nicht einmal wahrnehmbare Berührung und die Art wie er mit mir sprach bei mir auslöste! Er würde mich höchstwahrscheinlich sofort loslassen und mir nie wieder so nahe kommen.

„ Setz dich erstmal, vielleicht wird es dann besser“, meinte er dann, als er wohl vergeblich auf eine Antwort von mir gewartet hatte, aber ich noch immer von seiner Hand auf meiner Schulter abgelenkt war.

Sacht schob mich Ian  auf einen der beiden Stühle zu, drückte mich sanft auf ihn herab und wandte sich dann der Kaffeemaschine zu.

Wie hypnotisieret hefteten sich meine Augen auf den Rücken des Jüngeren, schienen all seine Bewegungen verschlingen zu wollen.

Verdammt, was war bloß mit mir los!

Ich war doch nicht irgendein sexuell ausgehungerter Schwuler, der jedem halbwegs passabel aussehenden Kerl hinter her steigen musste, ich war Schneewittchen, verflucht!

Normalerweise wurde ich von allen Kerlen bekniet mit ihnen ins Bett zu steigen, und nun?

Nun saß ich hier in der heruntergekommenen Küche einer verwahrlosten Wohnung und benahm mich selbst wie ein kleines, bis über beide Ohren verliebtes Schulmädchen.

Oh verdammt noch mal, was hatte dieser Ian Kaiser nur mit mir angestellt!

Schon als ich ihn vor wenigen Stunden das erste Mal im Café gesehen hatte, war es mir, als hätte er mich in seinen Bann gezogen, doch nun konnte ich mir kaum noch vorstellen ihn nie wieder zu sehen.

„ Hier dein Kaffee“, Ian zog die beiden Tassen unter der schon ziemlich altersschwach wirkenden Maschine hervor und setzte sich zu mir an den Küchentisch.

„ Danke“, erwiderte ich und versuchte krampfhaft das Strahlen, welches sich auf meine Züge zu stehlen versuchte, irgendwie zu einem einfachen Lächeln herunter zu stufen.

 

Ians Sicht:

Der junge Mann blickte auf den ihn anlächelnden Kleineren herab und stellte die Tasche vor ihn hin.

„ Also jetzt mal raus mit der Sprache“, meinte der Student nun, während er sich langsam auf dem Platz gegenüber seines Stalkers… Gastes… was auch immer… setzte, „  wer bist du und was willst du überhaupt von mir?“

Schlagartig wich das Lächeln aus dem Gesicht des anderen und Ian beobachtete leicht amüsiert wie sein Gegenüber verlegen die Augen niederschlug und sich eine dezente Röte auf dessen Wangen ausbereitete.

„ Ähm...also ich, “ fing der ebenfalls Schwarzhaarige an herum zu drucksen, schien dann aber all seinen Mut zusammen zu nehmen und antwortete , „ ich bin dir gefolgt, weil ich wissen wollte wer du bist! Ich wollte wissen, welcher Charakter sich hinter diesem perfekten Aussehen verbirgt!“

Ich Perspektive:

Ich soll Perfekt sein, schoss es mir nach den Worten des Kleineren ungläubig durch den Kopf, gerade ICH soll perfekt sein! Dieser Satz war zu viel für mich und ich begann zu lachen, kein fröhliches oder schadenfrohes Lachen, sondern ein hartes, hohntriefendes Lachen.

„ W, was hast du, hab ich was Falsches gesagt, “ fragte mein nun wieder unsicherer Stalker und blickte mit einem unsicheren Welpenblick zu mir auf.

„ Ich soll perfekt sein, meinte ich immer noch lachend,  während ich mich zu dem Kleineren hinüber beugte und mir das Haar von meinem rechten Auge weg strich.

„ Ist das für dich etwa perfekt,“ brüllte ich den jungen Mann an, der geschockt auf mein Gesicht, genauer gesagt dort  hin wo eigentlich ein funktionstüchtiges rechte Auge seien sollte, starrte, an.

 

Kapitel 13

Schneewittchens Sicht:

Mit vor entsetzen weit aufgerissenen Augen starrte der Märchendämon in das Gesicht Ians. Das perfekte Gesicht des jungen Mannes wurde durch einige ziemlich hässliche Narben senkrecht durchzogen und was auch immer für diese Verschandelung verantwortlich war hatte dem jungen Kellner auch sein rechtes Auge genommen.

Zitternd atmete Schneewittchen durch, versuchte das vernarbte Gewebe auszublenden und sich, gegen seine sonstigen Gewohnheiten nicht auf das Äußere, sondern die Seele hinter den vernarbten Zügen zu konzentrieren.

„ W-was ist da passiert“, fragte der Schwarzhaarige stotternd, hob die Hand und deutete damit auf das so schöne und zugleich so vom Schicksal gezeichnete Gesicht des Mannes zu dem er sich immer mehr hingezogen fühlte.

 

Ians Sicht ( Ich Perspektive)

„ Ich hatte einen Autounfall“, sagte ich und spürte, wie sich Verbitterung in den Tonfall meiner Stimme schlich. Wieso hatte ich diesem Kerl bloß mein Gesicht gezeigt, warf ich mir selber vor, während ich beobachtete, wie in den Augen meines Stalkers Entsetzen auftauchte, dieser aber krampfhaft versuchte die Emotion aus seinem Blick zu verbannen.

Nein, bitte nicht, schoss es mir durch den Kopf, als ich den anderen weiterhin betrachtete, nicht schon wieder jemand, der von meinen Narben zurück schreckt aber trotzdem meint Mitleid haben zu müssen.

„ Ian“, riss die Stimme meines Stalkers meine Aufmerksamkeit an sich, „ was hast du? Geht’s dir gut?“

Ich könnte ihn erwürgen!

Ich könnte ihn wegen diesem geheuchelten Mitleid erwürgen!

Diese Sätze zogen immer wieder in meinem Gehirn herum, bis sie sich schließlich mit einem Aufschrei entluden!

„ Sei still! Ich brauche dein falsches Mitleid nicht, “ fauchte ich den kleineren an, wurde aber danach in eine gerade zu abgrundtiefe, depressive Stimmung gezogen…

Aus der ich aber ruckartig auftauchte, als ich eine schmale, fast schon feminine Hand auf meiner, sich auf dem Tisch verkrampfenden, spürte.

Ungläubig suchten meine Augen den Kontakt mit denen meines Gegenübers und war überrascht, als ich in den ebenfalls violetten Seelenspiegeln weder Mitleid noch Entsetzen, sondern reine Zuneigung sah.

 

Kapitel 14

Ians Sicht ( Ich Perspektive)

Ich blickte in die ebenfalls violetten Augen meines Gegenübers und konnte es nicht fassen, dass jemand trotz meiner Narben noch solche Gefühle für mich haben konnte.

„ W-wie kannst du mich noch so ansehen“, fragte ich den augenscheinlich Jüngeren, während in mir langsam Verzweiflung aufstieg, „ wie kannst du mich nur so ansehen, alle anderen sehen mich, sobald sie das mit den Narben mitkriegen entweder mit Mitgefühl oder Entsetzen warum, tust du das nicht?!“

Ich wollte eine Antwort, ich brauchte eine Antwort auf diese Frage!

All meine Freunde, meine Bekannten, meine Familie hatten mich nachdem mir das erste Mal die Verbände abgenommen wurden mit diesen, von mir so gefürchteten und gehassten, Blicken gemustert, wie konnte es also sein das ein mir vollkommen Fremder es schaffte es nicht zu tun?

Wie schaffte es ein Typ, dessen Namen ich noch nicht einmal kannte mir trotz meiner Entstellung mir durch seine Augen eine solche Zuneigung entgegen zu bringen.

„ Weil ich versuche nicht die Narben sondern den Menschen dahinter zu sehen“, kam es nach einer, meiner Meinung nach, unerträglich langen Pause.

 

Schneewittchens Sicht (Ich Perspektive)

Wie gefesselt starrte ich in die Augen Ians und konnte, trotz meiner mangelnden Empathie, den Sturm der Gefühle in den wundervollen und verletzten Irden erkennen. Langsam sickerten die Worte des jungen Kellners zu mir durch und eine, selbst für mich, abnormal starke Wut fing an in mir zu brodeln. Ich selbst war zwar nicht gerade jemand, der seine Mitlebewesen gut behandelte, ok eigentlich gingen sie mich überhaupt nichts an, aber selbst so ein egoistischer Mistkerl wie ich wusste, dass es absolut widerwärtig war jemanden falsches Mitleid vorzugaukeln oder die ganze Zeit mit einer Mischung aus Entsetzen und Mitleid auf eine Person herab zu blicken. Und das musste bei mir schon was heißen, immerhin war ich nach Aussage meiner gesamten Mitbewohner ein egoistischer, selbstsüchtiger, selbstverliebter Schönheitsfanatiker!

Ich schluckte meine Wut gegenüber all denen, die Ian so verdammt mies behandelt hatten herunter, immer hin erwartete er noch eine Antwort von mir. Ich schloss für wenige Sekunden die Augen, legte mir meine Worte mit bedacht zu Recht und Antwortete mit ruhiger Stimme: „Weil ich versuche nicht die Narben sondern den Menschen dahinter zu sehen.“

 

Ians Sicht ( Ich Perspektive)

Konnte es wirklich sein?

Konnte es sein, dass mein Stalker es schaffte mich so zu sehen wie ich wirklich war, trotz Narben und vielleicht auch meiner Vergangenheit? Sollte ich vielleicht versuchen nach all der Zeit wieder soziale Kontakte oder sogar eine Freundschaft zu zulassen?

Na los Ian, redete ich mir selber zu, ich weiß der Kerl ist ein Stalker und du hast keine Ahnung was er überhaupt von dir will, aber wenn du es jetzt nicht schaffst wieder unter Menschen zu gehen wirst du es nie wieder schaffen.

Also nahm ich all meinen Mut zusammen und fragte den anderen: „ Wie ist dien Name?“

 

Kapitel 15

Schneewittchens Sicht:

Der schwarzhaarige Dämon blickte seinem Gegenüber in das gesunde Auge und ließ seinen Kopf jede nur erdenkliche Reaktion Ians auf seinen Namen durchspielen. Natürlich hatte der Märchendämon mit dieser Frage gerechnet aber wie sollte er dem jungen Mann bitte sehr erklären, dass er ein Jahrhunderte alter narzisstischer Dämon und Ursprung des Märchens Schneewittchen und die sieben Zwerge war?

(Ich- Perspektive)

Eine geschätzte Ewigkeit war vergangen, seit dem mich Ian nach meinem Namen gefragt hatte und noch immer hatte ich keine Ahnung wie ich ihm antworten konnte.

Sollte ich Lügen?

Nein, dass war keine gute Idee!

Ich wollte Ian von Anfang an, an meiner Seite, selbst die Narben, die mich gerade noch ganz schön geschockt hatten, machten mir, dem wahrscheinlich schlimmsten Narzissten der Welt ( wenn es nach den Anderen ging), mittlerweile nichts mehr aus, im Gegenteil!

Sie sorgten dafür, dass ich ihn nicht mehr als Gesicht, sondern als Mensch sah.

Wenn ich die Beziehung zu ihm mit einer Lüge beginnen sollte, währe sie überhaupt nichts wert.

Autsch, hatte ich das gerade wirklich gedacht? Am liebsten würde ich mir gegen die Stirn schlagen! Ich werde wegen dem Kleinen noch weich! Der jungen Mann schien für mich wirklich was Besonderes zu sein, wenn er es schaffte mich, Schneewittchen, zu verändern, und wie hatte sich Grimm damals noch mal Ausgedrückt: für bestimmte Personen sollte man in den sauren Apfel beißen?

Zitternd atmete ich einmal tief durch, griff haltsuchend nach der Hand des jungen Kellners und sagte dann: „ Lach bitte nicht aber mein Name ist Schneewittchen.“

 

Ians Sicht:

Ungläubig starrte der junge Mann seinen Gegenüber an, suchte Augenkontakt und fragte sich, was für ein kranker Scherz das seien sollte. Umso überraschter war Student als er kein Anzeichen Lüge ihm Gesicht seines Stalkers erkennen konnte.

„ Du heißt wirklich Schneewittchen“, stieß Ian erstaunt hervor, sah wie der kleinere beleidigt das Gesicht verzog und brach in schallendes Gelächter aus!

 

Schneewittchens Sicht:

„ Ey, ich hab gesagt du sollst nicht lachen“, fauchte der beleidigt wirkende Märchendämon den Jüngeren an, während er sich innerlich selbst ein Grinsen verkneifen musste. Der Schwarzhaarige blickte in das Gesicht des Kellners das gerade von innen heraus zu strahlen schien und kam zu dem Schluss, das er für dieses Bild ruhig mal sein Ego zurück stellen konnte.

„ Also nur damit wir uns richtig verstehen,“ begann Ian die Ereignisse für sie beide zurecht zu legen, während er sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln wischte, „ du und einige deiner Bekannten haben in dem Café, in dem ich arbeite, gefrühstückt, dann bist du mir irgendwie gefolgt, hast meinen Namen rausbekommen, ich Verrückter hab dich in meine Wohnung gelassen und nun sitzt du mir gegenüber und sagst du heißt Schneewittchen,“ fragend blickte der junge Mann in die Augen des Dämons, zog die  Braue über seinem gesunden Auge nach oben, „ hab ich irgendwas vergessen?“

 

Ich Perspektive:

„ Ja, dass ich nicht Schneewittchen heiße, sondern Schneewittchen bin“, rutschte es mir, nach Ians frage heraus, bevor ich mir selbst den Mund zuhalten konnte.

Scheiße, hoffentlich hat er das jetzt nicht mitbekommen, schoss es mir durch den Kopf aber, wie das nun mal heute mit mir war schien das Schicksal der Meinung zu sein mich ins nächste Fettnäpfchen stolpern zu lassen.

Der junge Mann blickte mich erneut fragend an und irgendein mir bis dahin unbekannter Teil meines Gehirns riss die Kontrolle an sich: „ Ich bin Schneewittchen und damit meine ich das Schneewittchen aus dem Märchen“, versuchte ich es ihm zu erklären, was mir allerdings erneut eine hochgezogene Augenbraue einbrachte.

 

Ians Sicht ( Ich Perspektive):

Ok und ich dachte die Frage ob der Kerl weiblich ist hätte ich seit der Sache mit dem Ständer geklärt und jetzt behauptet er doch tatsächlich eine Märchen Figur, eine weibliche Märchenfigur, zu sein. Wenn man glaubt einen Typen langsam zu verstehen…, wie in einem schlechten Cartoon zog dieser Satzfetzen vor meinem inneren Auge vorbei. Mir war zwar von Anfang an klar, dass mein Stalker nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte aber Schneewittchen, das echte Schneewittchen, ernsthaft der Kerl musste eher zum Psychodock als ich! 

Also wirklich behauptet der Kerl doch wirklich eine fiktive Person der Gebrüder Grimm zu sein, eigentlich sollte ich ihn dafür auslachen und aus meinem Loch von Wohnung schmeißen aber irgendwas hielt mich davon ab, als hätte mir irgendwer, den ich kenne schon einmal etwas ähnliches erzählt…

„ Ok ich versuch es noch mal zu erklären“, riss mich die Stimme meines Gegenübers aus meinen Gedankengängen und aus mir unbekannten Gründen entschloss ich mich dazu ihm weiterhin zuzuhören.  „Ich bin das ursprüngliche Schneewittchen, durch das, was ich in meinem Leben alles erlebt habe wurde ich zu einem Dämon der ein jahrhundertelanges Dasein gefristet hat, bis mich die Gebrüder Grimm damals herauf beschworen, mich dazu gebracht haben ihn meine Geschichte für ihre Märchen zu überlassen und mir im Gegenzug das Herz ihres Nachfahren versprachen!“

Nach dem ich das gehört hatte, machte irgendwas in meinem Kopf klick, und ich begann mich an ein Gespräch mit einem meiner Kommilitonen zu erinnern, der mir damals von einer Theorie eines dänischen Literaten aus dem späten neunzehnten Jahrhundert erzählt hatte, die besagte, dass die Gebrüder Grimm ihre Geschichten angeblich nicht von Menschen, sondern von Dämonen erhalten hatten. Damals hatte ich das Ganze als absolut Hirnrissig eingestuft und einfach ignoriert aber nun…?

Sollte an dieser These wirklich etwas dran sein?

„ Kaum zu glauben,“ murmelte ich so leise, dass ich es selbst kaum mitbekam aber meinem Stalker schien es keines falls entgangen zu sein, denn plötzlich verstärkte sich sein Griff um meine Hand, ich hatte gar nicht gemerkt, dass er sie noch immer hielt, ein fast schon bettelnder Blick schlich sich in seine Augen, während er ohne Luft zu holen zu sprechen begann: „ Ich weiß, dass es dich schocken muss aber bitte,“ begann er, bevor ich ihm einen Finger auf die Lippen legte um ihn zum Schweigen zu bringen.

Mit einer Mischung aus Hoffnung und Angst blickte er in meine Augen…

 

Schneewittchens Sicht ( Ich Perspektive):

Gebannt blickte ich in die Augen des Jüngeren, innerlich von der Frage zerrissen, was er von meiner Gesichte halten, wie er auf sie reagieren würde. Würde er mich auslachen und im hohen Bogen aus der Wohnung schmeißen, oder würde er mir nur ein Fitzelchen seines Glaubens überlassen, mich erklären lassen was ich bin, wer ich bin?

„ Ich kann kaum glauben, dass an dieser Theorie über die Existenz von Märchendämonen wirklich was dran seinen soll“, meinte Ian möglichst gelassen, lächelte mich kurz an und betrachtete meine wahrscheinlich mehr als nur geschockten Gesichtsausdruck.

Er weiß von uns, schoss es durch meinen Geist, während den jungen Mann ungläubig anstarrte. Immer wieder versuchten sich einige Gedanken zu bilden um der Sache auf den Grund zu gehen, doch kamen sie nicht gegen die vollkommene Konfusion an die gerade meinen Kopf beherrschte. Auch wenn er es kaum glauben konnte hatte er irgendwann einmal von uns erfahren, konnte er uns dann auch akzeptieren, uns als, nun ja eigentlich standen wir ja in der Nahrungskette weit über den Menschen nur Grimm bildete die Ausnahme  aber bei Ian würde ich auch meine eigenen Ansprüche runter kurbeln und ihn, wenn er es bei mir auch tat, als gleich wertiges Wesen ansehen?

Ich würde es vielleicht herausfinden aber zuerst musste ich wissen woher er von uns erfahren hatte.

„Wo-woher weißt du von uns“, fragte ich ihn immer noch  mit Unsicherheit in der Stimme, die aber sofort verflog, als mir Ian erneut eines seiner Lächeln  schenkte.

„ Ein Kommilitone hat mal von einer Theorie erzählt, nach der die Gebrüder Grimm ihre Märchen nach den Lebensgeschichten von Dämonen geschrieben haben, ist ein ziemlich verrückter Kautz sogar noch schlimmer als wir beide zusammen, deswegen hab ich ihm damals nicht geglaubt,“ antwortete mir der junge Mann und irgendwas in seiner Stimme ließ mich aufhorchen und nach fragen.

„Aber mir glaubst du?“

Eine Zeit lang geschah nichts, sodass ich schon anfing mich selbst für diese dumme Idee Ian zu hinterfragen anfing zu schellten, als ich meinen Gegenüber plötzlich zögernd nicken sah.

 

Kapitel 16

 Schneewittchens Sicht (Ich-Perspektive):

Völlig sprachlos blickte ich in Ians Gesicht und musste mich riesig zusammen reißen um den Studenten nicht quietschend um den Hals zu fallen. Ich konnte nicht glauben, dass mir der Jüngere einfach so glauben konnte! Am liebsten wollte ich den anderen darum bitten seine Antwort zu wiederhohlen, sie laut auszusprechen, mich nicht nur mit einem Nicken abzuspeisen. Doch im nächsten Augenblick war es mir aber schon wieder egal, der Mann, der es in wenigen Stunden geschafft hatte mein Herz zu erobern glaubte an meine Existenz! Ich konnte mich weiter mit ihm treffen ohne mich verstellen zu müssen, ohne ständig Lügen über mich und mein Leben, meine Vergangenheit erfinden zu müssen! Oh man, wenn ich nicht Angst hätte ihn total abzuschrecken würde ich gleich hier und jetzt bis zur Bewusstlosigkeit küssen!

Doch dann schlich sich die Furcht durch meine Euphorie: was wenn er zwar akzeptierte, das ich ein Dämon bin mich so aber nicht als ein normales, mit ihm gleichgestelltes Wesen betrachten konnte? Was wenn er mich als höheres oder, was für mich noch schlimmer wäre, als etwas Niederes?

Immer schneller kreisten diese Gedanken durch meinen Kopf, sorgten dafür, dass meine Freude sich langsam wieder in Angst zurück verwandelte und mein Innerstes sich wie ein zitterndes kleines Tier zusammenkauerte. (Hätten die anderen mich so gesehen hätten sie mich wahrscheinlich nicht erkannt.)

„ Ähm Schneewittchen, “ riss mich Ians Stimme aus meiner stummen Panik, „ wie ist das jetzt? Soll ich dich irgendwie als höheres Wesen sehen oder wie?“

 

# Zeitsprung

 

Mit sich selbst und der Welt vollkommen zufrieden und mit einem ich bin ein kunterbuntes-Regenbogenpony-und-egal-was-noch-passiert-es-interessiert-mich-einen-Scheiß-Lächeln im Gesicht schlenderte Schneewittchen die lange Auffahrt zu Grimms Anwesen über der Stadt hinauf.

Er konnte es einfach nicht glauben, dass Ian ihn nicht nur nicht aus seiner Wohnung geworfen oder ihn wegen seiner Geschichte in die Geschlossene eingewiesen, sondern ihm sowohl seine Telefonnummer als auch etwas namens E-Mail-Adresse gegeben um mit ihm in Kontakt zu bleiben.

Emotional auf einem totalen Höhenflug erreichte der Schwarzhaarige das Eingangsportal, kramte seinen Schlüssel aus der Tasche seiner Röhrenjeans und trat in das riesige Herrenhaus.

Der Schwarzhaarige trippelte durch den Flur, stieß die Tür zu seinem Zimmer mit der Hüfte auf und warf sich auf sein Bett, wo er sich eines seiner Kissen schnappte und sich mit diesem in dem Armen über die Laken wälzte…

… Dass er bei seinem Weg durchs Gebäude von seinen Mitbewohnern abschätzend und fragend gemustert worden war, war ihm gar nicht aufgefallen.

Bei den Anderen 

„ Sagt mal weiß einer von euch was mit unserer Primadonna los ist“, fragte Yuma in die Runde, bekam aber nur hilflose Blicke als Antwort.

„ Die letzten beiden Male das ich ihn auch nur annährend so gut gelaunt gesehen habe hatte er entweder den Sex seines Lebens oder eine bisher unbekannte giftige Fischart beim Planschen im Meer gefunden“, meldete sich nach einigen Minuten Rotkäppchen zu Wort, zuckte dann aber mit den Schultern und meinte dann aber:

„ Ich bezweifle aber das eins von beidem zutrifft, immerhin sind wir weder am Meer noch wird er Sex gehabt haben, der Kerl im Café hat auf mich nicht gerade den Eindruck gemacht mit ihm in die Kiste zu wollen.“

„ Aber was hat er dann, soviel gute Laune bei ihm ist unheimlich“, wollte nun auch Hiyori wissen während sie sich, mal wieder, mit Rapunzel mit Blicken darum stritt wer sich denn jetzt Grimm um den Hals werfen durfte.

„ Egal was es ist,“ fing Grimm an zu überlegen und versuchte gleichzeitig Rapunzel von seinem Arm los zu lösen, „ es muss in den letzten Stunden passiert sein beim Frühstück war er ja noch genauso drauf wie…“

Das Klingeln des Telefons setzte der Unterhaltung ein jähes Ende.

Knurrend entfernte sich Cinderella von seinem Posten hinter dem Märchenbändiger, stapfte auf die Quelle des störenden Geräuschs zu.

„ Wenn das schon wieder einer von Schnees Verehrern oder Möchtegern Freundinnen ist kann ich für nichts mehr garantieren“, knurrte der silberhaarige Masochist, schnappte sich den Hörer und fauchte ein „Was“ in die Leitung.

„ Entschuldigen sie die Störung mein Name ist Ian Kaiser könnte ich bitte mit Schnee sprechen, “ fragte ein nach der Stimme ein junger Mann und tat dabei etwas was bisher noch keiner außerhalb von Grimms Haushalt gewagt hatte, er nannte den giftmischenden Märchendämon bei seinem, von ihm ungeliebten Spitznamen!

„ Ja einen Moment bitte“, meinte der Silberhaarige nun total unsicher legte die Rechte auf die Sprechmuschel, drehte sich um und fing an zu brüllen: „ Hey Schnee hier ist ein Ian f…“

Wie aus dem Nichts stand gewünschter Dämon neben dem Supermaso, riss ihm den Hörer aus der Hand und fragte, gerade so ein quietschen unterdrückend: „ Ja?“

Kapitel 17

Schneewittchens Sicht Ich-Perspektive

„ Ja“, meldete ich mich und hoffte, dass Ian das unterdrückte Quietschen in meiner Stimme nicht mitbekam.

Ich hatte mir bei ihm in der Wohnung schon mehr als genug Peinlichkeiten geliefert, da musste er mich nicht auch vor Aufregung quieken hören!

„ Hallo Schnee ich bin´s Ian, “ kam die wunderbare Stimme aus dem Hörer und allein sie zu hören hätte mir fast zum zweiten Mal an diesem Tag einen Ständer verpasst.

So samtig-rauchig zu gleich; wie es sich wohl anhörte wenn er stöhnte?

Nein, aus, pfui Schneewittchen!

Böse Bilder, böse Bilder!

Lenk dich irgendwie ab!

Genau ich hab´s, denk an Grimm als Domina, Grimm als Domina!

Und schlagartig war meine Erregung genauso schnell weg, wie sie sich in mir geregt hatte.

Ok wo war die Realität gerade, bevor ich in mein persönliches Erotikkino abgerutscht war?

Ach ja der Typ mit der geilsten Stimme aller Zeiten war gerade am Telefon…

… und wartete darauf, dass ich mich endlich dazu durchrang mit ihm zu sprechen!

„ Hi Ian“, schaffte ich schließlich in den Hörer zu stottern, „ w-warum rufst du denn an… n-nicht das ich was dagegen hätte, a-aber ich bin doch erst seit einer Stunde weg? O-oder hab ich was bei dir vergessen?“

Ich hatte doch nicht gerade wirklich gestottert, oder?

Am liebsten würde ich im Erdboden versinken!

Verdammt war das peinlich!

Bevor ich noch weiter mit der Idee liebäugeln konnte, mir eine Schaufel zu schnappen und mich selbst im Garten zu vergraben, drang mir das leise Lachen dieses wunderschönen Mannes an mein Ohr und sorgte dafür, dass ich mich sofort auf direkten Weg aus der Hölle der Peinlichkeiten in den siebten Himmel befand. 

Auch wenn ich es früher nie für möglich gehalten hatte, aber ich würde alles tun um diesen Menschen so zum Lachen zu bringen.

„ Nein, du hast nichts bei mir vergessen. Meine Vorlesungen für Morgen sind gestrichen worden und ich wollte dich fragen, ob du Lust hättest mit mir in die Stadt zu gehen. Du kannst auch gerne die Leute mitbringen, mit denen du heute im Café warst.“

Oh!

Mein!

Gott!

Er wollte sich mit mir treffen!

Klar, war es kein Date, aber er konnte Ian wiedersehen!

Und das Beste, er musste sich noch nicht einmal eine fadenscheinige Ausrede ausdenken um bei ihm im Café oder vor seiner Wohnung aufzutauchen.

„ Na klar komm ich“, stieß ich voller Euphorie hervor und merkte auf einmal merkwürdige Blicke in meinem Rücken.

Langsam wandte ich den Kopf und sah mich auf einmal den fragenden Blicken der sieben anderen Anwesenden gegenüber.

„ Klar komme ich wann wollen wir uns denn treffen“, antwortete ich schnell und wappnete mich schon innerlich schon auf die gleich folgende Fragenrunde.

„ Um eins vor dem Café.“

Und schon hatte Ian aufgelegt und ich wurde von Grimm und Cinderella in die Zange genommen.

Kapitel 18

 Schneewittchens Sicht Ich-Perspektive

„ Wer zur Hölle ist Ian“, fragte mich der Megamaso „höfflich“, während er mich am Ärmel hinter sich her zu einem der Sofas zog.

Na klasse, ausgerechnet Cinderella muss mich darauf ansprechen, schoss es mir durch den Kopf und ich fing an fieberhaft zu überlegen was ich alles sagen wollte und was ich vor dem Silberhaarigen doch noch lieber verheimlichen wollte, der Kerl würde so lange bohren, bis er die Antworten bekam die er haben wollte.

In dem Augenblick in dem mich der Langhaarige auf die Polster schubste, fiel mir auf einmal auf, dass ich mir bis jetzt noch gar keine Sorgen um mein Shirt gemacht hatte, das mir unsere Möchtegern Putzfrau, wie ich nach einem kurzen Blick auf meinen Ärmel leider feststellen musste, völlig ausgeleiert hatte.

Moment mal: Ausgeleiert?

Mein Oberteil?

DAS WAR MEIN LIEBLINGSSHIRT!

Oh Gott wenn es möglich wäre würde ich den Kerl töten!

Obwohl… lieber doch nicht. 

So wie ich den Masochisten kenne würde ihn alles was ich ihn antuen könnte nur erregen. 

Und das wäre ein Anblick den ich mir lieber nicht antuen wollte!

„ Na los raus mit der Sprache Schnee“, wurde ich unsanft von dem Ziel meiner Mordfantasien aus meinen Gedanken gerissen.

„ Nenn mich nicht so“, knurrte ich den Ordnungsfanatiker an und schenkte ihn meinen besten Todesblick, „ ich heiße Schneewittchen! S-c-h-n-e-e-w-i-t-t-c-h-e-n!“

„ Dieser Ian darf dich auch so nennen“, warf diesmal Grimm trocken ein, während er sich umständlich auf dem Sessel mir gegenüber niederließ. 

„ Das ist doch was vollkommen anderes“, flüsterte ich in der Hoffnung, dass es keiner der Anderen mich gehört hatte,… oh Gott ich will mit den anderen jetzt nicht über meine Gefühle reden! 

„ Wie ist es denn“, na toll, ich war nicht leise genug.

Warum musste Rotkäppchen noch gleich das Gehör eines Wolfes haben?

Ach ja wegen dem bescheuerten Fluch!

Wie sollte ich bitte den anderen erklären, dass ich mich ausgerechnet in einen Menschen verliebt hatte und das auch noch so, dass sie mir glauben würden immerhin hielten sie mich für den größten Narzissten aller Zeiten nicht in der Lage etwas anderes als sich selbst zu lieben.

„ Na los sag schon Schneewittchen“, drängte mich jetzt auch noch die Bärin und klopfte mir mit all ihrer Kraft aufmunternd auf die Schulter, was mich fast auf den Boden beförderte.

„ Ok, ok, “ nuschelte ich nun und setzte mich, da ich eh fast darauf gelandet war, auf den Teppich, „ Ian ist der Kellner von heute Morgen und ich…,“ ich stockte kurz wusste nicht wie ich weiter machen sollte.

„ Und was, na los raus mit der Sprache Schnee,“ forderte mich Grimm von seinem Sessel aus auf.

Ich atmete einige Male tief durch und flüsterte dann, den Blick zu Boden gewannt: „ Ich liebe ihn.“

 

Grimms Sicht:

Geschockt starrten er und die anderen den schwarzhaarigen narzisstischen Märchendämon, der ihnen soeben gestanden hatte verliebt zu sein, an.

Das konnte das nicht wahr sein!

Schneewittchen war, wie schon gesagt, narzisstisch, ach was er war der Inbegriff eines Narzissten!

Wie konnte sich ein Typ wie er in jemanden verlieben, noch dazu in einen Menschen, einer Spezies von der der Dämon immer behauptet hatte, dass sie ihm, Anwesende ausgenommen, absolut unwürdig sind!

Nein, entschloss der Märchenbändiger, während er sich schüttelte um aus seiner Schockstarre zu erwachen, nein sowas war einfach nicht möglich!

Als hätte Schnee seine Gedanken gelesen, sprang er auf, wirbelte zu ihm herum, funkelte ihn wütend an und fauchte: „ Ja ich bin verliebt auch wenn ihr es nicht glauben wollt!“

Dann wandte sich der Schwarzhaarige ab und rannte aus dem Zimmer.

Er ließ eine Gruppe verwirrter oder betrübt zu Boden starrende Personen zurück.

Mehrere Minuten schwiegen sich Grimm und seine Mitbewohner betroffen an, dann meldete sich nach mehrmaligen räuspern Rotkäppchen zu Wort, meinte „Ich seh mal nach ihm“ und verließ den Raum um nach dem Dämon des Märchens Schneewittchen zu suchen.

Erneut schwiegen sich alle Anwesenden an, sahen alle in verschiedene Richtungen aber dachten trotzdem über das Gleiche nach: war es wirklich möglich das sich Schnee verlieben, in einen Menschen verlieben konnte?

Rotkäppchens Sicht:

Zuerst war er noch langsam durch das Haus gegangen, hatte sich auf direkten Weg zu Schneewittchens Zimmer gemacht, doch als er seinen Freund dort nicht angetroffen hatte war er schlagartig unruhiger geworden. 

Wo war Schnee? 

Normaler weise rannte er doch immer in sein Zimmer wenn er mit den anderen Streit gehabt hatte, nur jetzt?

Der blonde Mann hob die Nase in die Luft und witterte, versuchte den Geruch des anderen Dämons aus den verschiedenen Düften heraus zu filtern, fand ihn und machte sich auf den Weg der Spur zu folgen.

Mehrere Minuten später war er verwirrt vor dem Haus aus der Welt der Gerüche aufgetaucht, fragte sich einen Augenblick wie er denn jetzt hier her gekommen war, erinnerte sich dann daran den versiegelten Instinkten seines Wolfsfluchs bei der Suche nach dem Schwarzhaarigen eine Chance gegeben zu haben und konnte nun auch einen feinen Nachhall dessen Duftes in der Luft in Richtung Straße wahrgenommen zu haben.

Wo wollte Schnee denn hin?

Langsam machte er sich wirklich sorgen!

Schneewittchens Sicht, Ich-Perspektive:

Ohne wirklich zu wissen wohin ich wollte, rannte ich durch die Straßen der Stadt, rempelte mehrmals irgendwelche Menschen an und wurde einmal sogar fast von einer Straßenbahn überfahren.

Immer wieder sah ich die Reaktion der Personen, denen ich zu vertrauen gelernt hatte vor meinen Augen als ich ihnen gestanden hatte in eines dieser, früher für mich nur als nutzlos gehaltenen, Wesen verliebt hatte und jedes Mal wenn ich es sah rannte ich weiter.

Ich wusste nicht wie lange ich gerannt war, als ich mich plötzlich in einer mir unbekannten Gegend wiederfand und es auf einmal anfing zu regen, als wolle die Welt mich davon spülen.

Schutzsuchend stellte ich mich an eine der grauen Wände eines der Hochhäuser, ließ mich daran herab sinken, zog die Knie an die Brust und fing an stumpf ins lehre zu starren.

Kapitel 19

 Ians Sicht: 

Mit seinem viel zu kleinen Regenschirm über dem Kopf rannte Ian, seine beiden Einkaufstüten in der Hand, in der er gerade keinen Schirmgriff befand durch den Platzregen und freute sich fast schon auf seine Wohnung, als er auf einmal eine zusammengesunkene Gestalt an einer Hauswand aufmerksam wurde.

Der junge Mann wusste nicht woher, aber die Person kam ihm irgendwoher bekannt vor, vorsichtig nährte er sich…

und erkannte einen völlig aufgelösten Schneewittchen!

Schneewittchens Sicht:

Tränen und dicke Regentropfen flossen dem Märchendämon gleichzeitig über sein Gesicht, tränkten und durchnässten seine Kleidung.

Schneewittchen wusste nicht wie lange er schon da saß, als er plötzlich merkte, dass jemand neben ihm stand und den Regen aufhielt.

Langsam hob er den Kopf…

und erblickte Ian vor sich, der ihn mit seinem Schirm schützte und deswegen selbst im Wolkenbruch stand!

„Ian“, krächzte der Schwarzhaarige leise, hustete unterdrückt und verlor sich erneut in dessen einem, sichtbaren Auge, „ was… machst du denn hier?“

„ Du liegst praktisch vor meiner Haustür,“ gab der Student mit einem unterdrückten Grinsen auf den Lippen zurück und hielt ihm eine Hand hin, „ na los komm mit rein, du bist zwar kein Mensch aber ich bin mir nicht sicher ob du dir nicht trotzdem den Tod hohlen kannst.“

Zögernd ergriff die Märchenpersonifaktion die dargebotene Hilfe, ließ sich auf die Beine ziehen und folgte ihm in seine kleine Wohnung.

Ich-Perspektive:

Ian hatte mich ohne ein Wort mit einer seiner, mir zu großen Boxershorts, ins Badezimmer geschoben und so stand ich jetzt hier, musterte die Dusche und schaffte das alte Model auf heißes Wasser einzustellen. 

Zögernd trat ich unter den leise röhrenden Wasserstrahl, ließ ihn auf mich niederprasseln und schnupperte probehalber an der Shampooflasche des Größeren und bemerkte so gar nicht wie die Tür des Bads aufging und ausgerechnet die Person bei dessen Anblick ich schon einen Ständer bekam betrat den Raum, und fing an sich auszuziehen!

Ich starrte und erstarrte!

„ Was dagegen wenn ich mit runter komme, die Heizung funktioniert nicht richtig und in dem nassen Sachen wird mir langsam saukalt“, fragte mich diese Versuchung auf zwei Beinen und alles was ich hinbekam war mit trockenem Mund zu nicken.

 

Ians Sicht Ich-Perspektive:

Ich spürte die Blicke des Märchendämons auf meiner Haut und musste mich zusammenreißen um meinen neutralen Gesichtsausdruck beizubehalten.

Nachdem ich Schneewittchen ins Bad geschoben hatte, hatte ich lange mit mir gehadert, ob ich das, was mir schon seitdem der Kleinere meine Wohnung verlassen hatte durch den Kopf gegangen war wirklich tuen sollte, immerhin wäre es eine enorme Veränderung in meinem Leben, außerdem stand ich ja normalerweise nicht auf Männer. Aber irgendwas hatte der andere Schwarzhaarige in mir berührt, wie er mich trotz meiner Narben angesehen hatte, auf einmal hatte ich mich wieder so lebendig wie vor dem Unfall gefühlt. Dann war der Dämon gegangen und das Gefühl war von jetzt auf gleich verschwunden, dafür war eine Sehnsucht in mir zurück geblieben, die mich fast dazu gebracht hätte Schnee hinterher zu laufen.

Woran liegt das, fragte ich mich die ganze Zeit über bis ich den Märchendämon dann fast vor meiner Haustür wieder gesehen hatte, war ich einfach nur einsam? Hatte ich schon so lange keinen Sex mehr gehabt, dass ich schon mit einem Kerl ins Bett wollte? Oder hatte ich mich aus unerklärlichem Grund in einen Mann, einen Dämon, verliebt?

Um das heraus zu finden, stand ich also hier, im meinem eigenen Bad und war kurz davor zu Schneewittchen mit unter die Dusche zu steigen. Noch einmal atmete ich tief durch, steifte meine Boxershorts ab, trat sie in die Ecke und stieg dann in die Duschkabine, wo sich der Kleinere bereits fast schon in den Seifenhalter hinein drückte.

Schneewittchens Sicht:

Der schwarzhaarige Dämon presste sich in die an der Wand verankerten Seifenschale und glaubte schon fasst einen Herzstillstand zu bekommen, als der Student tatsächlich zu ihm unter den Wasserstrahl trat. Verdammt Ian wusste doch spätestens seit der Sache mit seiner Erektion wie er auf seinen Körper reagierte, warum tat er ihm denn nun das hier an, schoss es dem Giftspezialisten durch den Kopf, während er versuchte noch enger mit der Wand zu verschmelzen.

Ian aber auf diese Weise auszuweichen gelang ihm nicht, denn schneller als er kucken konnte fand er sich auf einmal gegen die tätowierte Brust des Aushilfskellners gedrückt, während der Größere an ihm vorbei nach seinem Duschgel angelte.

Schlagartig stieg dem Märchendämon die Röte ins Gesicht, er schluckte schwer, bemerkte, dass er seitdem Ian ins Bad gekommen war die Luft angehalten hatte und zog fast keuchend die Luft ein…

… was sich als großer Fehler herausstellte!

Der Geruch seines Gegenüber, verstärkt durch das heiße Wasser stieg ihm in die Nase, eine Mischung aus dem billigen No-Name Duschgel, Kaffee, Moosen und verschiedenen Wildkräutern. 

Langsam begann sich in seiner Lendenregion etwas zu regen.

Kapitel 20

 Sanft drängte sich der junge Student gegen den makellosen Rücken des Märchendämons legte zögernd seine Hände auf die glatte Haut an dessen Seiten und begann sanft darüber zu streicheln.
„Ian, was machst du…,“ keuchte der schwarzhaarige Dämon gegen die alten Fliesen der Dusche, während seine Hände über diese glitten, versuchten dort halt zu finden.
Einen Augenblick schwieg Ian, schien sich zu sammeln, dann strich er durch die nassen Strähnen des Kleineren beugte sich zu dessen Ohr nach unten und flüsterte in dieses: „ Ich wage mich das erste Mal seit Jahren Gefühle für jemanden zu hegen.“
„Meinst du, du begehrst mich“, fragte die Märchengestallt leise und schien nicht zu wissen ob er darüber erfreut oder enttäuscht seien sollte. Dass Ian ihn nun doch begehrenswert findet, nach dem er ihn doch noch am selben Morgen abgewiesen hatte fand er zwar wunderbar, aber eigentlich wünschte sich Schnee doch etwas ganz anders von ihm. 
„ Nein, das meine ich nicht“, flüsterte der Kellner weiter, drückte seine Nase sacht in den Nacken des anderen Mannes und hauchte kaum hörbar, „ ich glaube ich liebe dich!“

Schneewittchens Sicht
Stumm und vor Überraschung steif stand der Märchendämon in der kleinen, leicht modrigen Duschkabine und konnte nicht fassen, was Ian gerade gesagt hatte. 
Ian sollte ihn lieben?
Natürlich er tat es auch aber, wieso eigentlich?
Sie kannten sich doch gerade einmal einen Tag und dann standen sie auch noch kurz davor es unter der Dusche miteinander zu treiben?
Anders gesehen: warum nicht?
Er war schon nach wenigen Minuten mit seinen Errungenschaften in die Toiletten irgendwelcher Discos verschwunden. 
Der Märchendämon atmete einmal tief durch, dann lehnte er sich nach hinten gegen die Brust des jungen Kellners. 
Egal wie es heute Abend mit ihnen ausgehen würde er würde es genießen.

 

Allgemeine Sicht

 

Vorsichtig dirigierte Ian sich und den schwarzhaarigen Dämon in sein Schlafzimmer, lies sie beide sanft auf die weiche Matratze hinab gleiten und versuchte sich fieberhaft an das zu erinnern, was ihnen ihre Biologielehrerin mit hochrotem Kopf und Stotternd über den Sex zwischen Männern erzählt hatte.

Was musste er alles berücksichtigen?

Wie ging diese Vorbereitung noch Mal und musste er nicht irgendein Gleitmittel benutzen damit Schnee keine Schmerzen bekam?

Er war kurz vorm Verzweifeln!

„ Mach dir nicht so nen Kopf“, kam es auf einmal leise vom Märchendämon, „ du musst nicht so sanft mit mir umgehen ich halt einiges aus.“

„ Ich will aber sanft zu dir sein, später kann ich dich gerne auf der Küchenzeile ficken aber jetzt …,“

murmelte der Student in die samtig weichen Haare des Kleineren, ließ seine Hände über die noch feuchte Brust wandern und strich wie zufällig über die bereits stein harten Nippel. 

Ein leises Stöhnen entwich dem Dämon, er drückte den Rücken durch, schmiegte seinen Hintern so noch stärker gegen das bereits erigierte Glied des Menschen. „ Verflucht noch mal, “ knurrte der Ältere nun mit Lustschleiern in den Augen, „ gib mir zwei Minuten dann bereit ich mich selbst vor aber dann nimm mich endlich!“

Und ehe sich Ian versah hatte ihn Schneewittchen bereits zum Zuschauer seiner eigenen privaten Peepshow gemacht!

Unter den überrascht aufgerissenen Augen des Studenten erhob sich Schnee auf die Knie und begann sich langsam mit beiden Händen über Brust und Bauch zu streicheln, jeden Millimeter seiner Haut, jede Erogene Zone zu necken und sich so selbst zum Stöhnen zu bringen. Mit immer trockener werdenden Mund und einer immer stärker Pochenden Erregung zwischen den Beinen sah Ian dabei zu wie sich der Märchendämon insgesamt drei Finger in den Mund gleiten ließ, leicht stoßende Bewegungen vorführte und mit seiner Zunge umspielte. Sie sich schließlich selbst entzog und sich vorsichtig selbst einführte…

… und das war der Moment in dem es dem Kellner zu viel wurde!

Ian wusste nicht was in ihn gefahren war als er sich auf einmal auf Schnee warf und ihn tief und innig zu küssen begann!

Sacht drang seine Zunge in den Mund des Dämons ein strich über die geraden Reihen der perlweisen Zähne, fand den Herrscher der anderen Mundhöhle, verwickelte ihn in einen heißen Kampf, während seine Hände den Körper des anderen Mannes erkundete, sich immer weiter in Richtung Süden vor tasteten, bis seine Finger schließlich auf das steil aufgerichtete Glied des anderen stießen, das ihm bereits gegen die Bauchdecke drückte.

Epilog

 Verschlafen blinzelte Ian gegen das ihm in die Augen scheinende Sonnenlicht an, versuchte seinen rechten Arm zu heben, um sich so vor der ungewollten Lichtquelle zu schützen…

… und merkte auf einmal, dass dort ein ziemliches Gewicht drauf lag!

Mit vor Müdigkeit noch kleinen Augen wandte der junge Kellner seinen Kopf, erblickte den ebenfalls schwarzen Schopf von Schneewittchen und ließ seinen Schädel wieder zurück in die Kissen fallen.

Hatte er die letzte Nacht also doch nicht geträumt!

Er hatte wirklich mit dem Märchendämon geschlafen und nun lag dieser Mann neben ihm im Bett und kuschelte mit seinem Arm, krallte sich so stark daran fest als hätte er Angst das sich der Student heimlich aus dem Staub machen würde. 

Naja, musste sich der Tätowierte eingestehen, es war schon schön neben jemanden Aufzuwachen, der nicht sofort beim Anblick seiner Narben schreiend weg laufen würde.

Immerhin hatte ihn Schnee gestern bereits nackt gesehen und seine Narben bewundern „dürfen“.

Eine gute halbe Stunde genoss er es noch vom Dämon geknuddelt zu werden, dann drehte er sich vorsichtig zu Seite erhaschte einen Blick auf seinen Digitalwecker und wäre fast panisch hochgeschnellt!

Er hatte seine erste Schicht im Kaffee verschlafen!

Hastig angelte er nach seinem Uralt Nokia auf den Nachtisch, wählte panisch die Nummer seines Arbeitgebers, nur um sofort von ihm zusammen gestaucht zu werden!„ Ian wo zur Hölle bist du“, wurde er von seinem Vorgesetzten angefaucht und riss seine Hand samt Handy fast einen Meter von seinem Ohr weg, „ du braucht gar nicht erst hier auftauchen, und das nie mehr! Du bist gefeuert!“

Ian starrte noch auf das tutende Ding in seiner Hand, als ihm Schnee vorsichtig eine Hand auf die Schulter legte.

„ Hast du meinetwegen deinen Job verloren“, fragte der Jüngerwirkende fast schon schüchtern und drückte seinen Kopf fast schon schutzsuchend gegen die Schulter des größeren.

Beschwichtigend schüttelte Ian den Kopf, strich ohne nachzudenken über den dunklen Schopf des Kleineren: „ Keine Sorge, ich fand es dort sowieso zum Kotzen! Und da ich heute nun nichts mehr zu tun habe, was hältst du von Frühstück in der Schlosspassage und dann eine Runde Bummeln? Ich bräuchte wirklich mal wieder neue Klamotten!“

Und schon war der Märchendämon aus dem Bett verschwunden und war ins Bad verschwunden.

Ian lächelte, da schien er ja genau den richtigen Vorschlag gemacht zu haben.

Langsam hob er den Kopf, betrachtete die fleckige, ehemals weiße Zimmerdecke und überlegte: ja, er könnte versuchen wieder unter die Lebenden zu finden. 

Und Schneewittchen schien ihm dort der Ideale Führer zu sein und vielleicht, ganz vielleicht war er sogar in der Lage eine wirkliche Beziehung mit ihm zu führen.

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Tag der Veröffentlichung: 28.02.2014

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