Ein kleiner Eisbär entdeckt die Welt
Es war ein mal ein kleiner Eisbär, er lebte glücklich mit seinen Eltern am Nordpol und ernährte sich von Fisch und Robben. Tagsüber spielte er immer mit den anderen Eisbärjungen und nachts schlief er nah ans warme Fell seiner Mutter geschmiegt in einer kleinen Höhle. Eines Tages saß der kleine Eisbär am Wasser und starrte angestrengt hinein. Er hatte einen riesigen Fisch entdeckt, der ganz tief unten im klaren Wasser hin und her schwamm. Plötzlich schoss der Fisch nach oben. Der kleine Eisbär erschrak fürchterlich als er bemerkte, wie groß dieser Fisch war und was er für weiße Buckel überall hatte. Der Fisch sah ihn an und begann zu lächeln. „So was wie mich hast du wohl noch nie gesehen in deinem kleinen Leben?“, fragte er und lachte. Der kleine Eisbär schüttelte verlegen den Kopf. „Wer bist du?“, fragte er neugierig. „Ich bin ein Buckelwal und ich bin hierher gekommen, weil ich das schon seit Jahrzehnten tue. Du musst wissen, ich bin schon sehr alt und ich heiße Boa!“ „Boa? Ich heiße Samu!“, sagte der kleine Eisbär. Da wurde er von seiner Mutter gerufen, denn es wurde langsam Nacht.
Doch am nächsten Tag war er wieder da um sich mit Boa zu unterhalten. Boa erzählte ihm die tollsten Abenteuer, die er schon erlebt hatte und er erklärte ihm, dass es auch Orte gab, an denen lebten ganz andere Geschöpfe wie Papageien. Samu wurde immer neugieriger und stellte Boa viele, viele Fragen und Boa erfreute sich an seinem Wissensdurst. Doch eines Tages meinte Boa: „Meine Zeit ist gekommen. Ich muss wieder los und die anderen Gegenden besuchen. Schließlich habe ich auch da Freunde und die erwarten mich schon ungeduldig. Ich werde dich vermissen, aber wir werden uns sicher wiedersehen!“ Damit tauchte Boa unter und verschwand.
Samu lief noch eine ganze Weile am Wasser entlang und dachte über all das nach, was Boa ihm erzählt hatte. Wie Papageien wohl waren? Boa meinte bunt, aber was bedeutete das? Samu kannte schließlich nur die Farben Weiß, Grau, Blau und Schwarz und Braun. Viel mehr hatte er noch nie gesehen. Angestrengt starrte er in den Himmel. Und da bemerkte er erst, das es schon Nacht geworden war! Samu war jetzt schon etwas älter und es machte ihm nichts aus, draußen allein zu schlafen. Er suchte sich einen kleinen Hügel, hinter dem er windgeschützt war, und legte sich dort hin um zu schlafen.
Die Sonne ging auf und Samu öffnete die Augen, doch wo war er? Überall wo er hinsah nur Wasser! Samu sah sich um und starrte angestrengt ins Wasser, das war hier aber nicht so wie da, wo er herkam. Hier war das Wasser viel heller und er erkannte die Silhouetten einzelner sehr großer Fische. Plötzlich schoss einer aus dem Wasser mit einer kleinen Robe im Maul. Überall war Blut und die Augen waren schwarz und glänzten gefährlich und erst die Zähne!!! Samu bekam richtig Angst und achtete nun darauf, dass er nicht über das Ende der kleinen Scholle hinausragte.
Eines Nachts wurde es plötzlich ganz warm um ihn und er spürte, wie sein Fell nass wurde. Erschrocken riss er die Augen auf und sah, dass sich seine Eisscholle aufgelöst hatte. Verzweifelt begann er zu schwimmen und schwamm bis in den Morgen hinein, bis er eine kleine Insel erreicht. Erst wusste er nicht Recht was es war, denn der Boden sah ganz anders aus. Er bestand aus vielen kleinen Körnchen, war allerdings so weiß wie Schnee. Ermattet ließ er sich darauf nieder und schloss die Augen. Doch dann hörte er ein merkwürdiges Geräusch. Behutsam öffnete er die Augen wieder und da saß etwas direkt vor seiner Nase, dass er noch nie gesehen hatte. Es hatte ganz komische Farben und Flügel wie ein Vogel. „Tag auch!“, sagte dieses Tier und stellte sich vor. „Ich bin Momo, ein Papagei! Und was bist du?“ Samu traute seinen Augen nicht, so sah also ein Papagei aus? „Ich bin Samu!“, sagte er leise. Momo sah ihn neugierig an. „Du bist aber kein Vogel oder?“ Samu schüttelte den Kopf. „Ich bin ein Eisbär!“ Momo krächzte laut auf. „Ein Eisbär?! Ein Eisbär, hier!!! Das ich endlich einmal einen zu Gesicht bekomme.“ Momo lief aufgeregt um Samu herum und betrachtete ihn genau. Samu sah ihm dabei zu. „Was das hier eigentlich für Boden?“, fragte er Momo. „Das? Das ist Sand. Den gibt es hier überall auf der Insel. Komm ich zeig dir das hier alles einmal ganz genau!“ Er fing an mit den Flügeln zu schlagen, erhob sich in die Luft und flog ins Gebüsch. Samu folgte ihm. Immer wieder blieben sie stehen und Momo zeigte ihm andere Tiere, die es auf dieser Insel gab. Außerdem erklärte er ihm viel über Pflanzen, denn Samu kannte das alles ja nicht! Letztendlich wusste er am Ende des Tages was Affen, Echsen, Bäume, Blumen und Insekten waren. Das war schon ganz schön viel und Samu hätte sich das alles nicht einmal in seinen größten Träumen vorstellen können! Und weil er so erschöpft war, schlief er natürlich sofort unter einer Palme am Strand ein.
Am nächsten Tag erwachte er dadurch, das er nass gespritzt wurde. Langsam öffnete er die Augen und sah sich um. Etwas weiter weg vom Strand im Meer erkannte er einen großen Wal mit weißen Buckeln. Er stand auf und lief ins Wasser. Und wirklich, es war Boa! „Hallo kleiner Freund!“, begrüßte Boa ihn. „Hallo Boa!“, rief Samu begeistert. „Wie bist du denn hierher gekommen. Du wohnst doch gar nicht hier!“, fragte Boa. Samu sah ihn lächelnd an und erzählte ihm die Geschichte und am Ende erklärte er ihm sogar, was er alles gesehen und gelernt hatte. Boa war sehr beeindruckt. „Das alles hast du gelernt? Das ist ja toll! Aber jetzt musst du doch wirklich wieder nach Hause, nicht war?“ Samu nickte. Und in diesem Moment kam Momo angeflogen. „Hallo Samu, hallo Boa!“, krächzte er von weitem. „Hallo Momo!“, begrüßte ihn Boa. „Ich habe gerade erfahren, wie du Samu die Insel gezeigt hast und nun will ich ihn wieder nach Hause bringen, schließlich gehört ein Eisbär einfach nicht auf diese Insel! Willst du mit mir kommen?“, fragte er Samu. „Natürlich!“ „Gut, wir brechen morgen auf!“
Am nächsten morgen verabschiedeten sich Boa und Samu schon vor Sonnenaufgang von Momo. Boa ließ sich etwas tiefer ins Wasser sinken und Samu konnte ohne Probleme auf ihn hinauf klettern. Und dann ging es auch schon los. Mit Boa war die Reise viel schneller, als auf der Scholle und es machte Samu richtig Spaß.
Und schon nach ein paar Tagen sahen sie die weißen Eisküsten des Nordpols. Boa schwamm ganz nah heran und Samu kletterte hinunter. „Danke, dass du mich mitgenommen hast!“, sagte er und verabschiedete sich, weil er ja nach hause musste, damit sich seine Mutter keine Sorgen mehr machen musste. „Gern geschehen!“, rief Boa. „Wir sehen uns morgen wieder und dann kannst du mir vielleicht auch noch ein paar mehr Sachen erzählen, die du gesehen hast!“ Damit tauchte er unter und Samu lief nach hause um allen seinen Freunden und seiner Familie davon zu erzählen, was er auf der Insel alles gesehen hatte.
Tag der Veröffentlichung: 14.09.2010
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