Leicht benommen kam ich zu mir und öffnete meine Augen, das Brennen auf meiner Netzhaut war unerträglich, die Iris verengte sich… Sonnenlicht, im Einklang mit der Morgenröte der aufgehenden Sonne erstreckte sich vor mir die Weite der Unendlichkeit…
Unter mir ein Bett aus Watte, leicht grau meliert, Kumulus… die Regenwolke, hierzulande zu dieser Jahreszeit kein Sonderfall. Manchmal regnet es Wochenlang in Strömen und die Natur versinkt im kühlem Nass. Ein Geruch bahnt sich den Weg durch meine Atemwege um schließlich analysiert zu werden, es ist Öl ….
Jetzt wurde mir bewusst wo ich war, der erste Einsatz nach meiner Grundausbildung als Späher über Saigon. In einem monotonem Rhythmus schraubten sich die einzelnen Rotorenblätter durch die Luft und durchschnitten die Himmlische Ruhe. Das Gebäck und die zu fest angezurrten Halteriemen meines Fallschirmes rauben mir den Atem, mein Gewehr liegt friedlich kein Wässerchen trübend auf meinen vibrierenden Oberschenkeln, formvollendende Mechanik…so leicht und doch so Machtvoll.
Noch 10 Minuten bis zum Absprung, ich überprüfe zum wiederholten male die Halteriemen und checke die Ausrüstung, ist auch alles da… Habe ständig das Gefühl etwas übersehen zu haben, die Geschichte über Schirme die sich nicht öffnen oder Abschüsse in der Luft sind allgegenwärtig. Der Puls erhöht sich…meine Adern an den Schläfen schreien förmlich nach mehr Freiraum unter meinem Helm, die Hände zittern und ich umgreife mein Gewehr mit festem Griff, der Druck ist so stark das sich das weiß der Knochen unter meiner Haut, einen sichtbaren weg an die Oberfläche bahnt.
Aus dem Augenwinkel sehe ich den General zu mir rüberschielen… In seinem Gesicht zeichnet sich die Kampferfahrung ab, Narben zieren seine Lederne Hülle…und einem Blick den selbst den König der Löwen vor Neid erblassen, lassen würde.
Ein leicht verhohlenes Grinsen machte sich in seinem Erfahrenem, kaltem Gesicht breit. Wird schon schief gehen ….Grins…, hab vertrauen in dich selber… Wenn Sie es sagen Sir… Seine Mimik erstarrt und er wendet sich Richtung Fenster von mir ab und starrt fast schon letagisch, kalt in den Himmel.
Noch ein paar Minuten bis zum Absprung, der Hubschrauber Typ Bell senkt sein Anglitz Richtung Erde um auf optimale Höhe zu gelangen. Ein Meer aus Gedankenansätzen zirkuliert durch meinen Kopf, ich Atme durch und versuche mich zu Sammeln… Dann ein Lichtblitz, eines meiner Trommelfelle platz sofort, sie hatten getroffen, direkt in den Antrieb… Es riecht nach verbranntem Fleisch, im Lichtschein des Brandnebels sehe ich den verkümmerten Rumpf des Piloten…. Angst und ein unbeschreiblicher Schauer, in einem Cocktail aus Hormonen bahnten ich in einem Bruchteil von Sekunden ihrem Weg… Es lief mir kalt den Rücken runter, aber nicht nur Kalt…vom momentanen Schockzustand berauscht, bemerke ich nicht das Stück Metall, welches in meiner rechten Schulter steckt…
Der Hubschrauber verliert stetig an Höhe und ich vernehme, im akustischem Wechselspiel , ein leises wimmern… Für einem kurzen Moment war ich der Meinung, im Chaos des Getöses, die Stimme des Generals zu hören, …Spring… Seine Schattengestalt verschwand im Nebel des Morgens.
Ich spürte wie die Kette der Angst die Kehle schnürte, meine Kapillaren der Augen schienen förmlich zu platzen, unter dem Druckabfall des zu Erde stützendem Stählernen…ich springe und strecke alle viere von mir, um die Fallgeschwindigkeit zu mindern… Unter mit ein immer kleiner werdender Feuerball….
Ich schaue auf meinen Höhenmesser, höchste Zeit die Leine zu ziehen… warten auf den erlösenden Ruck doch er kommt nicht… Metallsplitter hatten den Hauptschirm beschädigt… Panik macht sich breit… ich ziehe den Notschirm, Bruchteile von Sekunden kommen mir vor wie Stunden …es Ruckt… meine Gelenke schmerzen unter der Überdehnung der Ausbremsung … Der Regen verschleiert meine Sicht, mir ist kalt… über mir die Decke des Himmels, die mir die Wärme der Sonne raubt… es knallt und ich sehe einige vom Feuer versenkte Halteschnüre des Schirmes von dannen ziehen… meine Fallgeschwindigkeit nimmt zu und ich fange an zu taumeln …Warum… Ein kurzer Blick nach unten, noch cirka 100 Meter … dann verschwinde ich im Dickicht des Dschungels.
Benommen unter Schmerzen, aber am Leben komme ich zu mir, ein mooriger Geruch steigt mir in die Nase, es ist kalt und nass.
Das Dach des Dschungels muss meinen Aufprall erheblich ausgebremst haben… denke ich mir und hebe meinen Kopf .
Meine Augen öffnen sich und erblicken vor mir am Boden zwei nicht sehr gepflegte, vom Leben geprägte schlammige Füße, in Bast Sandalen.
Ich stutze kurz und mache die Angstvolle Bekanntschaft, mit dem Blick in den Lauf einer Ak-47...
Da ist sie, die Angst die mich lähmt…
Texte: Illustrationen by Schomberg
Tag der Veröffentlichung: 24.03.2009
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