Kapitel I
Das gleißende Licht brach durch das dunkle Zimmer. Norman öffnete die Augen und blinzelte Richtung Radiowecker, der blinkend 02.34:15 anzeigte. Aus-an-aus-an.
Allmählich glitt der Mann in die Realität zurück und realisierte erst jetzt, dass der gesamte Raum mit dem grellen Licht angefüllt war. Blitzschnell sprang er aus dem Bett und stürzte zum Fenster von wo das Licht hineinströmte, zog die Lamellen der Jalousie ein wenig hoch und schielte dazwischen hindurch. Was er sah raubte ihm den Atem. So etwas hatte er noch nie gesehen. Davon gehört ja, aber live zu Gesicht bekommen, nein. Er schluckte. Die Kehle war trocken. Er rang um Worte, aber seine Stimme versagte.
Wahnsinn. Sein Blick war auf dieses schwebende Ding über der Stadt gerichtete, das die verlassenen Straßen taghell erleuchtete.
Ein Lichtschimmer lag über der ganzen Stadt und tauchte die Straßenschluchten in grün.
Die gewaltige strahlende Wolke hing mindestens tausend Meter hoch im Himmel. An unsichtbaren Fäden hingen mehrere scheibenförmige Objekte am Firmament. Ruhelos schwirrten sie, wie ein Schwarm Mücken unter-, neben- und durcheinander um die Wolke.
Auf einmal erfüllten hohe Summtöne die Luft.
So was kann unmöglich real sein, dachte Norman und knipste mit seiner Digicam, die auf der Fensterbank lag, unaufhörlich Bilder von diesen seltsamen Scheiben und der hellen Wolke.
Das glaubt mir niemand! Das sind Aliens! Verdammt ich hab ´s schon immer gewusst. Sie kommen eines Tages. Die Invasion hat begonnen!
Die Schlafzimmertür schwang knarrend auf. Norman fuhr erschrocken herum, war erleichtert als er seinen vierjährigen Sohn Moritz sah, der schlaftrunken ins Zimmer torkelte und sich dabei die Augen rieb. Sein Vater zog ihn sofort vom Fenster weg und nahm ihn in den Arm.
„Papa, was ist das“, fragte der Junge und zeigte in den Himmel. „Es ist so hell. Ist es schon Morgen?“
„Nein, es ist spät in der Nacht“, sagte Norman und sah besorgt zum Fenster.
„Und warum ist es dann so hell?“ Der Junge war noch im Halbschlaf, aber spürte, dass etwas Seltsames vor sich ging.
„Ist dir kalt?“ Norman legte den Jungen ins Bett und deckte ihn mit der Daunendecke zu. „Versuch zu schlafen, ich komme gleich und leg’ mich zu dir.“ Daran glaubte er zwar selbst nicht, aber er musste Moritz irgendwie beruhigen.
Norman lief zum Fenster, pickte im Vorbeigehen das Handy vom Nachttisch und wählte Doris´ Nummer. Tuuut.Tuuut.Tuuut. Knister. Tuuuuuuuuuuuu. Der schrille Ton bohrte sich in sein Gehirn. Er warf das Handy gegen die Wand, dass es in mehrere Teile zersprang. Dann wurde die Stadt stockfinster, der Strom war ausgefallen. Nacheinander erloschen Straßenlaternen, Ampeln und Neonreklamen, bis die Stadt nach einigen Momenten in tiefster Finsternis ruhte.
Gewaltige Donner zeriss die stille Nacht, drang durch Mark und Bein, die Gebäude bebten, die Straßenlaternen schwangen, Glas zersplitterte und Bücher rutschten aus den Regalen.
Moritz schreckte aus dem Schlaf und hockte kerzengerade und kalkweiß im Bett. „Papa!!“, rief er. Tränen kullerten aus seine blauen Augen, die weit offen standen.
Norman umschlang ihn und sprach beruhigend auf ihn ein. Kawumm. Eine Explosion. Fenster zersprangen klirrend. Glasscherben flogen als gefährliche Geschosse durchs Zimmer. Norman hechtete mit Moritz auf dem Arm in den Flur und verbarg sich hinter der sicheren Flurwand.
„Wir müssen hier raus“, sagte er bestimmt und versuchte dabei so ruhig wie nur möglich zu bleiben. „Geh ins Zimmer und hol deine Sachen, schnell“, wies er seinen Sohn an.
„Und du?“, fragte der Kleine ängstlich.
„Ich bin in der Küche und komme gleich. Los geh schon! Und geh ja nicht in mein Zimmer. Hast du gehört?“ Der Junge nickte und kroch mutig auf allen Vieren in sein Kinderzimmer.
Der Lärm von draußen schwoll an. Surrende und zischende Geräusche. Was war das nun wieder? Norman lugte neugierig um die Ecke und sah die rötlichen Lichtpunkte, die aus der Wolke auf die Erde hinabstürzten. Sie fielen wie Regentropfen vom Himmel und bevor sie den Boden berührten schwärmten sie in alle Himmelsrichtungen aus.
Wie die Drohnen in den Star-Wars-Filmen. Mein Gott, das war doch nur ein Film, aber das hier…
Norman schlich in die Küche nahm den Rucksack vom Haken, packte hastig ein paar Konserven, ein paar Flaschen Wasser, die MacLite mit Batterien, einen Pack Kerzen, ein Feuerzeug und Zündhölzer aus der Schublade zusammen und ging gebückt ins Kinderzimmer. Moritz kauerte verschreckt auf dem Bett und wartete auf seinen Vater.
„Okay, Moritz! Wir spielen jetzt ein wenig Verstecken. Du ziehst dich an, wir schleichen aus dem Haus und besuchen Mama. Okay?“
Der Junge nickte eifrig und schlüpfte in Hose, Pulli, Jacke und Stiefel, während sein Vater das Schlafzimmer keinen Augenblick aus den Augen ließ.
Kapitel II
Kurz darauf standen sie im Treppenhaus, in dem es nur so von besorgten Menschen wimmelte, die panisch nach unten drängten. Angsterfüllte Gesichter. Überforderte Frauen und Männer mit weinenden Kindern in den Armen bahnten sich einen Weg in den Schutz versprechenden Keller.
Norman kämpfte sich durch die Menge zur Haustür durch, während Moritz seine Hand fest umklammerte. An der Haustür stand breitbeinig der Hausmeister, ein Bollwerk der Hausverwaltung. Er versperrte die einzige Tür nach draußen, und lotste die Menschen in den Keller.
„Hier geht es nicht weiter, Mister.“ Der dicke Mann verhinderte, dass die Haustür geöffnet wurde. „Gehen sie bitte in den Keller. Folgen sie mit ihrem Jungen den Anderen.“
„Harvey, was soll der Scheiß’? Lassen sie mich und meinen Jungen durch.“
„Nein diese Tür bleibt zu. Wenn die merken, dass hier jemand is´, dann töten sie uns vielleicht.“ Panische Angst stand in seinem Blick geschrieben.
„Hören sie damit auf, Harvey, und machen sie den Weg frei.“
„Nein und noch ´mal nein!“ Harvey plusterte sich auf wie ein Walross. „Tut mir leid! Das kann ich nicht zulassen.“
„Es tut ihnen leid?“ Norman holte aus, knallte seine Faust in das speckige Gesicht. „Es tut mir leid, mein Freund!“ Volltreffer. Der Dicke klappte wie ein nasser Sack in sich zusammen und gab den Ausgang frei.
Norman hob Moritz hoch und stieg über den menschlichen Koloss. Vorsichtig öffnete er die Tür zum Hinterhof und huschte mit seinem Sohn nach draußen.
Auf der Straße herrschte das reinste Chaos, Trümmer, brennende Autos, flüssiger geschmolzener Teer und eine unerträgliche sengende Hitze. Die Stadt war ein mittlerweile zu einem einzigen Flammeninferno geworden. Polizeisirenen hallten durch die Straßenschluchten. Am Himmel surrten und zischten die scheibenförmigen Objekte, unaufhörlich stürzten sie herab, beschossen Gebäude und Straßen mit roten und blauen Lichtstrahlen. Detonationen erschütterten die Häuserschluchten. Es schien unendlich viele dieser Scheiben zu geben.
Swuirr. Swuirr. Swuirr. Direkt neben Norman knallte eines dieser flachen Dinger in den Asphalt. Es war Basketball groß, hatte die Form einer Frisbee und eine Öffnung, so groß wie eine Billardkugel. Das Ding surrte, quietschte bevor es endgültig den Geist aufgab und die roten Lichter erloschen. Norman hob das Ding vorsichtig auf und musterte es von allen Seiten. Da es scheinbar kaputt und keinen Ton mehr von sich gab, erschien es harmlos. Es glich nur noch einer großen und sehr leichten Frisbeescheibe. Glatt und schwarz. Norman warf es im hohen bogen in einen der Krater, die die Explosionen in den Asphalt gerissen hatten.
Geduckt schliche Moritz und er von Hauseingang zu Hauseingang. Norman plante aus der Innenstadt in die Vororte zu gelangen, wo die größte Gefahr hoffentlich gebannt war.
Kapitel III
Drei Tage lang irrten sie durch die Trümmer der City, immer auf der Hut vor den kleinen roten Frisbees, die vom Jäger und zu Killer wurden.
Wann immer die Scheiben Lebewesen aufspürten brausten sie in Schwärmen vom Himmel und eliminierten Mensch und Tier mit einem roten Lichtstrahl.
Die paralysierten Opfer schrieen erbärmlich, bevor sie bei lebendigem Leib in Fetzen gerissen wurden.
Norman beobachtete das die Scheiben in der Nacht und an garuen Tagen aktiv waren. Sie schienen die Sonne zu meiden, bewegten sich hauptsächlich im Schattend er Wolke.
Darum liefen Moritz und Norman nur an sonnigen Tagen, während sie um schattige Gassen und dunkle Ecken einen großen Bogen gingen. So entgingen sie bislang einer Entedeckung durch die Scheiben. Es war als konnten sie die Menschen bei Tageslicht nicht ausmachen.
Auch andere Flüchtlinge, denen sie begegneten, teilten mit, dass sie die gleichen Erfahrungen gemacht hätten.
Bei Tagesanbruch krochen die Menschen aus ihren Verstecken und Unterschlüpfen. Auf den Straßen herrschte reges Treiben wenn die Flüchtlinge über die Hauptstrasse aus der Stadt flohen. Während nachts die roten Lichter den Himmel bevölkerten.
Die Wolke hing unheilvoll wie am ersten Tag über der Stadt, war nicht weitergezogen und schickte immer noch unaufhörlich die Frisbees zur Jagd in die Stadt.
Am Morgen des dritten Tages erklangen unerwartet und tosend Trompeten- und Posaunenklänge vom Himmel. Ein ganzes Blasorchester erfüllte die Luft mit unerträglichem Krach. Die Musik schrecklich laut, fand ihren Weg durch die Gehörgänge und die Gehirnwindungen in Zentrum.
Norman musste die Ohren mit aller Kraft zupressen. Moritz krümmte sich schreiend auf dem Boden. Norman wollte ihm helfen, zu ihm kriechen, ihn beschützen, aber jedes Mal wenn er die Hände von den Ohren nehmen wollte, schien der Kopf zu platzen. Der Lärm zwang ihn zu Boden, raubte seine Kraft saugte seine Lebensgeister leer. So erlebte er den qualvollen Tod seines Sohnes. Der kleine wimmernde Mensch, zitternd und zuckend. Moritz hatte lange im Todeskampf gelegen. Er war den schrecklichen Schmerzen letztendlich unterlegen. Aus sämtlichen Körperöffnungen wie Augen, Ohren, Nase und Mund sickerte Blut. Die Tortur dauerte mehrere Stunden und endete als die Töne genauso unerwartete, wie sie über die Menschen hereingebrochen waren wieder verstummten. Die Überlebenden atmeten erleichtert auf.
Norman hörte von nun an das unaufhörliche Rauschen, das ihn immer an den schrecklichsten Tag seines Lebens erinnern würde.
Auf allen Vieren kroch er mit letzt er Kraft zum Leichnam seines Sohnes.
„Nein! Nein!“ Norman hielt den toten Jungen eng umschlungen. „Nein, das wollte ich nicht! Moritz, wach auf! Wir gehen heim zu Mama! Komm wach auf!“
Der Junge rührte sich nicht, so sehr Norman ihn auch schüttelte. Er wurde nicht mehr wach.
Irgendwann schlief Norman erschöpft neben Moritz ein.
Das Brausen und der Windzug holten Norman aus dem traumlosen Schlaf zurück. Über seinem Kopf tanzten die rotglühenden Augen im schwarzen Himmel. Schnell rollte Norman unter ein verkohltes Stahlskelett eines Autos und zog den leblosen Körper seines Sohnes hinter sich her. In Sicherheit vor den fliegenden Ungeheuern.
Sein Sohn sollte bei Tageslicht begraben werden. Er hatte es verdient. Aber für diese eine Nacht musste er ihn noch einmal beschützen. Denn die Flugdinger sammelten alle Leichen ein und flogen mit ihnen zur Wolke.
Die Nacht verging zäh und immer wieder wurde Norman von dem Suirren geweckt. Die Scheiben huschten über sein Versteck hinweg auf der Suche nach frischen Körpern.
Als die Sonne im Osten aufging und ihre erlösenden Strahlen in die Stadt schickte, trug Norman seinen vierjährigen Sohn zu Grabe. Mit seinen bloßen Händen schaufelte er ein Grab, bastelte ein Kreuz aus zwei Metallstangen, die er mit einem Draht zusammenband und legte den geschundenen Körper ins Loch. Er murmelte das Lieblingsgebet seines Sohnes. „Jesus Kindlein, geh zur Ruh’“, schluchzte Norman. Tränen rannen über seine stoppligen Wangen. „Schließ deine Augen zu.“ Norman fiel auf die Knie und weinte los.
Vorbeikommende Flüchtlinge sahen das Schauspiel und warfen ihm mitleidige Blicke zu oder ignorierten ihn, denn Trauernde gab es in den Straßen viel mehr als genug. Manch einer kam zu ihm und spendete Trost.
„Was soll das noch bringen?“, fragte ein dicker Mann mit zerrissener Kleidung. „Wir sind alle verloren. Und die werden ihn so oder so ausbuddeln und zur Wolke bringe. Das hab’ ich selbst beobachtet.“
“Weiß jemand, warum sie das machen?“, fragte Norman ohne den Blick vom Grab seines Sohnes zu nehmen.
„Woher soll ich das wissen?“ Der Alte zuckte mit den Schultern und ging weiter. „Aber ich habe gehört, sie experimentieren mit uns, setzen uns wieder zusammen erschaffen neue Lebewesen, á la Frankenstein und Konsorten. Vielleicht ist an diesen Gerüchten ja etwas dran.“
Norman sah dem Flüchtlingstross hinterher der sich durch die Trümmer davon schlängelte.
Nach einiger Zeit folgte er dem Tross.
Er musste zu Doris durchkommen und ihr von Moritz’ Tod erzählen.
Kapitel IV
In die Vorstadt zu gelangen gestaltete sich schwieriger als geplant. Ohne Verkehrsmittel, lag ein erschwerlicher tagelanger Fußmarsch quer durch die in Trümmer liegende Stadt vor ihm. Die meisten Straßen und Gassen wurden von den Wächtern, wie die Überlebenden sie mittlerweile nannten, überwacht und somit unpassierbar.
Der beste Weg führte durch den Untergrund, da die Kanalisation so gut wie unzerstört war und die ganzen Stadtteile miteinander verband.
Und noch waren die Schleichwege fast frei von den fliegenden Scheiben. Er war sehr vorsichtig und wich immer wieder den vereinzelten Wächtern aus, die sich in der Kanalisation herumtrieben.
Im Untergrund traf er Monique. Es musste zur Abendzeit gewesen sein, Norman bereitete sich gerade für die Nacht vor und baute ein sicheres Versteck, das ihn komplett verbarg. Er legte das Kanalisationsrohr mit Pappkartons aus und wollte hineinsteigen, da hörte er den Lärm.
Jemand rannte durch die Tunnel. Die Schritte kamen näher. Tapsch, patsch, patsch.
Da war noch ein anderes Geräusch, etwas folgte. Norman lugte in die finstere Kanalisation. Noch lag das Abwasser still und ruhig zu seinen Füßen. Dann begann die Oberfläche zu schwingen und er erkannte den Schatten, der auf ihn zu kam und drückte sich flach mit dem Rücken an die feuchte Wand.
Heftiges Keuchen und Schnaufen. Norman wartete bis die Person an ihm vorbei war, bevor er sich entschied, ob er sich bemerkbar machen würde oder nicht.
Ein junges Mädchen rannte dicht an ihm vorbei und wenige Meter hinter kamen die roten Augen eines Wächters aus der Dunkelheit geschossen. Swuirr.
Er hatte sie fast erreicht. Das Mädchen stürzte und fiel ins stinkende Brackwasser. Die Frisbee schwebte kurz bewegungslos über ihrem Haupt. Das Mädchen schützte ihr Gesicht mit den Händen, versuchte das rote Licht, das sie einhüllte abzuwehren. Und in diesem Moment.
Bloing-Klonk. Der Wächter schlingerte. Blonk. Dann flackerte das rote Licht. Blong. Der nächste Wurf war ein Volltreffer und holte den Wächter aus der Luft.
Norman warf die faustgroßen Pflastersteine, einen nach dem Anderen. Ein wahres Steingewitter hagelte auf den Wächter nieder, bis er stumm und lichtlos im Wasser der Kanalisation trieb.
„Danke“, stotterte das Mädchen überrascht.
„Komm schon, steh auf. Wer weiß wie viele von denen noch hier sind?“ Norman riss die junge Frau auf die Beine und stieß sie vor sich her. „Hier rein, schnell!“ Er schob sie in den präparierten Tunnel. Dann kletterte er in das Rohr hinterher, versperrte den einzigen Ausgang mit einer großen Holzplatte und vielen dicken muffigen Pappkartons.
„Das hilft?“ Fragend blickte ihn das Mädchen an.
„Bisher hat es mir geholfen die Nacht zu überstehen“, antwortete Norman trocken. „Ich bin Norman.“
„Monique“, sie reichte ihm schüchtern die Hand. „Danke.“, sagte sie schüchtern.
„Keine Ursache.“ Er lauschte und legte die Finger an die Lippen. „Sie kommen“, flüsterte er.
Swuirr. Swuirr. Swuirr. Mehrere Wächter jagten an ihrem Versteck vorbei. Danach wartete Norman eine ganze Weile bevor er, die Taschenlampe anknipste und sie ansprach.
Monique hatte ihre Eltern beim ersten Angriff vor einer Woche verloren. Sie waren alle in den Keller gerannt, als die erste Angriffswelle über die Stadt hergefallen war.
„Ich habe ihnen noch gesagt, nein gebettelt habe ich, dass sie mit nach draußen kommen sollen. Aber nein, meine Mutter hatte Angst und mein Vater, der es besser wusste, wollte sie nicht allein lassen. Kawumm. Ein Volltreffer und das Haus stürzte ein und begrub meine Eltern unter sich.“ Sie vollführte mit ihren Händen eine Kreisbewegung. „Kannst du dir das vorstellen? Er wusste es besser und starb gemeinsam mit ihr.“ Trotz ihrer coolen Fassade, die sie bisher erfolgreich aufrecht gehalten hatte, kullerten Tränen über ihre Pausbacken. „Sie verbrannten im Keller. Ich habe ihre Schreie gehört und höre sie jede Nacht. Scheiße, verdammt. Was ist das bloß für eine Scheiße die hier passiert?“
„Ich weiß es nicht? Aber ich kann deinen Schmerz verstehen?“
„Wie kannst du sagen, du verstehst mich?“, keifte Monique um Haltung ringend.
„Ich habe vor ein paar Tagen meinen Sohn verloren. Er starb während die „Posaunen“ erklangen. Ich saß daneben und konnte nichts tun, wie nur zusehen.“ Norman wischte sich die ersten Tränen aus den Augen. „Am nächsten Tag habe ich ihn begraben. Ich weiß, sie haben ihn wieder ausgegraben, aber ich wollte ihm für eine kurze Zeit ein feierliches Begräbnis gönnen.“
„Das tut mir leid. Ich wollte nicht“, sie schwieg.
„Schon gut! Du kannst nichts dafür.“
„Und wohin willst du nun?“
„Ich muss zu seiner Mutter und ihr von seinem Tod berichten.“
„Wo ist sie?“
„Sie lebt in der Vorstadt.“
„Ich begleite dich, ich kann dir eine große Hilfe sein. Ich kenne mich dort sehr gut aus. Darf ich dich begleiten? Bitte.“
„Das würde mich sehr freuen, Monique.“
Kapitel V
„Kopf runter! Psst!“ Norman legte sich flach auf den Asphalt und schielte unter dem ausgebrannten Autowrack durch. Die Wächter schwirrten in Formation zehn Meter über dem Boden an ihnen vorüber.
„Sie scheinen uns nicht gesehen zu haben“, sagte er beruhigt zu Monique.
Das Mädchen hatte ihre braunen Haare unter der bunten Strickmütze versteckt und nickte stumm.
„Keine Angst, sie sind weg. Sie können uns nicht mehr hören. Außerdem glaube ich nicht, dass sie hören können…“, meinte er lächelnd. „Komm, wir müssen weiter.“
Sie überquerten die Straße, die im Abendrot schimmerte.
„Da vorne geht es in die Kanalisation. Siehst du den Schachtdeckel?“ Monique deutete auf den braunen rostigen Gullydeckel.
Gemeinsam hoben sie den gusseisernen Deckel an und krochen auf allen Vieren in den dunklen Schacht hinab.
„Es wimmelt mittlerweile überall von ihnen“, raunte Norman, während er mit der MacLite die Kanalisation ausleuchtete. „Welche Richtung? Wo geht´s weiter?“
„So weit ich mich erinnern kann, müssen wir geradeaus durch den Tunnel um ins Rathaus zu gelangen.“ Monique überlegte kurz und wischte sich die Haarsträhne aus dem Gesicht. „Und von dort kommen wir dann ins Polizeirevier.“
„Gut, denn dort sind vielleicht Waffen. Die werden wir brauchen.“, sagte Norman leise. „Wieso kennst du dich hier so gut aus?“
„Ich bin hier geboren und…“, antwortete Monique.
„Psst!“, schnitt er ihr das Wort ab. „Hast du das gehört?“ Sie lauschten in die Dunkelheit.
„Nein, was?“, flüsterte sie.
„Psst!“ Norman fuhr herum und leuchtete mit der Stablampe in die Schwärze des Schachts.
Ein Kratzen und ein Swuirr.
„Hörst du das?“
„Ja“, wisperte sie. „Sie kommen.“
„Sie müssen hier unten sein. Ich glaube sie haben unsere Spur entdeckt.“
„Du meinst sie können uns riechen?“, fragte Monique. „So wie Hunde?“
„Nein nicht ganz so, sie können uns nicht riechen, aber irgendwie spüren. Wir müssen hier verschwinden, uns bleibt nicht mehr viel Zeit. Sie werden bald hier sein! Die Dinger sind verdammt schnell.“
Monique und Norman rannten durch die stinkende Kloake, die bis zum Knöchel reichte und sich durch die verwinkelte Kanalisation zog. Die Menschen liefen um ihr Leben. Der einzige Ausweg bestand darin eine Tür oder eine Abzweigung zu finden, um sich vor den Maschinen in Sicherheit zu bringen.
Das Swuirren der Wächter kam unaufhaltsam näher.
„Da siehst du, ich hatte Recht!“ Monique zeigte auf die weiß getünchte Panzertür am Ende des Ganges. „Die führt ins Polizeigebäude.“
Sie schoben die glücklicherweise nur angelehnte Tür nach innen auf, zwängten sich durch den schmalen Spalt und auf der anderen Seite angekommen, stemmten sie sich gemeinsam von dagegen. Die Eisentür schloss sich schwerfällig Zentimeter für Zentimeter.
Die Wächter waren schon im Gang. Extrem lautes Swuirren. Norman drückte mit ganzer Kraft und die Tür donnerte endlich ins Schloss und zerquetschte dabei einen Wächter, der gerade durch den Spalt flog. Es knirschte und blitzte, als die Scheibe zerbarst und die roten Lampen ein letztes Mal aufleuchteten.
Schwer atmend rutschte Norman an der kalten Betonwand in die Hocke.
Der Keller glich einem einzigen Chaos, überall schwammen Möbel, Papier flatterte lose durch die Räume und irgendwo schoss Wasser von einem leckenden Abflussrohr in den Keller und zauberte ein Schwimmbad.
Sie wateten durch das seichte Wasser zur Treppe.
Die verschlossene Kellertür knackte Norman mit einem gezielten Fußtritt.
Sie betraten den unheimlich stillen Flur und die lichte Eingangshalle des Polizeireviers.
„Wir müssen durch das Büro“, sagte Monique und zeigte auf die Mahagonitür hinter dem Empfang. Norman kletterte über den Tresen und ging geradewegs auf die Tür zu.
Er rüttelte an der Klinke, die Tür ließ sich nicht öffnen.
„Scheiße!“ Er trat mit seinem Stiefel dagegen. Nichts. Nur der Lärm hallte durch die Vorhalle.
In diesem Moment summte es und die Tür schwang auf.
„Was war das?“
„Der Türöffner“, sagte Monique grinsend und lief hinter dem Schreibtisch hervor.
„Woher wusstest du das?“
„Meine Mutter arbeitet hier.“ Dann plötzlich verstummte sie und Tränen füllten ihre Augen. „Ich meine sie hat hier gearbeitet.“
„Schon gut“, sagte Norman und legte ihr väterlich den Arm auf die Schulter.
Hinter der Tür lag ein großes Büro und Norman stiefelte schnurstracks zum sperrangelweit offen stehenden Waffenschrank.
Sie hatten in der Eile vergessen ihn zu verriegeln. Aber eigentlich war das auch egal, weil es nichts mehr gab was man einschließen musste. Der Schrank war leer und die Waffen alle weg. Es lagen nur noch ein paar Handschellen und ein paar Walkie-Talkies herum.
Norman nahm die Handschellen an sich, steckte die Schlüssel ein und warf Monique ein Walkie-Talkie zu, die es gekonnt auffing. Dann checkten sie ihre Funktion.
„Gut! Wir müssen sehen, ob es hier noch was Brauchbares gibt.“ Norman betrat das nächste Großraumbüro.
Die Telefone verkohlt, zu unförmigen Plastikklumpen geschmolzen. Es roch nach verbranntem Fleisch und Gummi. Sie durchsuchten Raum für Raum, fanden nichts Nützliches oder Ungewöhnliches. Nach dem sie alle Räume und Büros durchstöbert hatten, beschlossen sie vorerst die Nacht im Revier zu verbringen und am nächsten Morgen ihre Reise fortzusetzen.
Sie fanden doch noch ein paar Batterien für die Funkgeräte und fischten noch etwas Essbares aus den Automaten in der Cafeteria. Chips, Schokoriegel und Kekse. Sie teilten das Essen und die Getränke auf.
Die Wolke hatte sich seit ihrem Auftauchen vor zehn Nächten immer noch nicht verändert. Sie hing noch bedrohlicher über ihren Köpfen.
Die Wächter sammelten weiterhin die Leichname der Menschen ein und lieferten sie ab. Die Scheiben verschwanden im grellen Licht am Himmel und stürzten Augenblicke später wieder zur Erde zurück. Swuirrrr.
Norman und Monique beobachteten das seltsame Treiben jede Nacht aus ihren sicheren Verstecken.
Schon beim ersten Sonnenstrahl führte Monique ihn durch die engen Vorstadtgässchen und auf verschlungenen Wege durch die ordentlichen Hintergärten der Reihenhäuser. Die Stadtteile büssten auch im größten Chaos ihre familiäre Idylle nicht gänzlich ein.
Sie kletterten über Bretterzäune, Steinmauern und schlichen von Terrasse zu Terrasse. Ein Garten glich dem anderen. Selbst das Gras war zentimetergenau an den Nachbarsrasen angepasst.
Ein Leben wie im „Schöner wohnen“, dachte Norman und schmunzelte.
Auf einmal wirkten die Gärten grau und unordentlich. Schwarze Brandflecke überall im saftigen grün. Zersplitterte Fenster und Türen, verkohlte Blumenbeete und Baumstümpfe wo bis vor kurzem alles in voller Farbenpracht geblüht hatte. Gartenzäune gab es keine und türlose Fassaden luden zum Eintreten in die Hausruinen ein. Bilder der Verwüstung. Wo früher Einfamilienhäuser standen, gab es nur noch meterhohe Trümmerberge aus Holz und Steinen. Die Straße ein Schlachtfeld. Ohne Leben. Nach Tod stinkend.
„Das habe ich nicht gewusst“, sagte Monique niedergeschlagen. „Es tut mir wirklich leid.“
„Schon gut, dafür kannst du nichts.“ Norman schlenderte über die Straße und zog das Straßenschild unter den Trümmern hervor. Master-Lane-Straße.
„Hier hat ihr Haus gestanden.“ Norman zeigte zum Grundstück auf dem nun mehr nur noch verbrannte Erde zurückgeblieben war. Norman lief zur geteerten Einfahrt, die früher bis zur Garage geführt hatte. Jetzt endete sie abrupt vor einem Trümmerhaufen.
Ihr Auto war nicht zu sehen. Vielleicht lebte sie noch und war dem Wahnsinn rechtzeitig entkommen? Hoffnung.
„Was ist los?“, fragte Monique.
„Ihr Auto ist weg! Sie muss dem Ganzen Wahnsinn entkommen sein. Ich glaube, sie hat es geschafft und lebt noch.“ Er glaubte an diese Möglichkeit, weil es sonst nichts mehr in seinem Leben gab, dass ihn am Leben hielt. Sein Sohn war gestorben und seine Ex-Frau war der einzige Mensch der ihm noch geblieben war.
„Und wohin ist sie gefahren? Was denkst du?“ Monique saß auf dem Bretterhaufen und baumelte mit den Füßen.
Ihr kindlicher Gesichtsausdruck erschreckte Norman zum ersten Mal. Sie war noch so jung und hatte schon so viele schreckliche Dinge durchgemacht.
Moritz hatte nie die Möglichkeit gehabt in die Pubertät zu kommen. Dieses Scheißding.
„WAS WILLST DU VON MIR??“ Der Schrei kam aus seiner Kehle, seine Halsschlagader groß und dick angeschwollen. „WAS WILLST DU?“
Er ballte die Fäuste, reckte sie gegen die Wolke und als ob sie ihm antworten wollte. Dröhnte es vom Himmel, die ganze Luft erfüllt mit leichtem Zittern.
„Am Tag des Herrn werdet ihr vom Geist ergriffen werden! Und dann sah ich den einen Stellvertreter herabsteigen; auf seiner Hand trug er den Schlüssel zum Abgrund und eine schwere Kette. Er überwältigte den Satan und fesselte ihn für eintausend Jahre!“
Das Wort Gottes dröhnte vom Himmel.
Norman hatte die Bibel nie ganz zu Ende gelesen, aber er kannte doch einige Passagen daraus.
Die Bibelverse tönten vom Himmel. Der Ursprung, die Wolke.
„Hast du das gehört?“
Norman versicherte sich, dass die Worte nicht nur ihm galten. Monique blickte paralysiert in den Himmel.
„Monique, hast du das auch gerade gehört?“
„Was? Was meinst du?“ Sie sah ihn überrascht an und richtete sofort wieder ihren Blick über seine Schultern. Er drehte sich um. Eine Gruppe Menschen rannte auf sie zu. In ihren Augen war kein Leben nur noch der glimmende Wahnsinn trieb sie an.
„Wir müssen weg, schnell“, sagte er, packte ihren Arm und versuchte sie mit zu reißen.
„Nein, lass mich! Ich will hören, was sie sagen.“ Versteinert, mechanisch und kalt kamen die Worte aus ihrem Innersten.
„Nein du kommst jetzt mit.“ Norman spürte die Gefahr, die auf sie zukam und nahm das Mädchen, schwang sie sich über seine Schultern und flüchtete vor der näher kommenden Horde. Er schleppte Monique durch die Hinterhöfe bis zum Stadtrand, wo die Weite der Wildnis Sicherheit versprach.
Kapitel VI
Die Stadt lag nun weit zurück und die Menschen hatte die Verfolgung aufgegeben. Sie waren vorerst den Wahnsinnigen entkommen.
Die Vögel sangen wie eh und je im Sonnenschein. Das Leben hier war jungfräulich, unangetastet, unberührt, vom Schrecken und Chaos der vergangenen Nächte und Tage verschont geblieben.
Monique hatte sich erholt, war zu sich gekommen, als sie die Stadtgrenze passiert hatten.
Die Wolke warf einen Schatten über die Stadt und deckte ein Terrain ab, das genau an der Stadtgrenze endete. Als hätte jemand eine unsichtbare Grenze aufgebaut. Innerhalb dieser Grenze herrschte das Chaos.
Norman fragte sich, wo die Staatsmacht, die Polizei oder das Militär blieben. Normalerweise waren sie bei solchen Ereignissen immer als Erstes zur Stelle, riegelten alles ab, kontrollierten und bekämpften den Eindringling im Staats-Territorium. Aber dieses Mal ließen sie sich nicht blicken, oder waren sie einfach auch nur überrascht worden und von der Situation überfordert?
Die Flüchtigen von überallher, die ihnen in der Wildnis begegneten erzählten dieselbe Geschichte.
Eine dunkle und schwere Wolke war nachts um 02.34:15 Ortszeit am Himmel erschienen, hatte die Nacht zum Tag gemacht, alles in grünes Licht getaucht und nach anschließendem Stromausfall, in der ganzen Stadt ihre Späher, Zerstörer und Wächter ausgesandt.
Jede Region gab den scheibenförmigen Flugobjekten einen anderen Namen, aber jeder war sich ihrer Macht bewusst.
Norman und Monique schlossen sich einer großen Gruppe aus ihrer Heimatstadt an. Es waren um die zweihundert Flüchtlinge, die es aus der Stadt geflohen waren. Männer und Frauen, Alte und Junge, aber kein einziges Kind unter fünf Jahren. Monique und eine handvoll anderer Teenager waren die jüngsten Mitglieder der Gruppe.
„Die Kinder sind alle gestorben, als diese grässlichen Trompeten ertönten“, erzählte eine Frau unter Tränen. „Ich habe mit ansehen müssen, wie meine zwei Kinder, Ralph und Tammy, sich in ihrem Schmerz auf dem Boden wälzten bis ihnen das Blut aus allen Körperöffnungen strömte. Ich konnte nichts tun! Ich war so hilflos! Es war schrecklich! Wer macht so was? Warum lässt Gott zu, dass alle unsere Kinder auf so eine grausame Weise sterben mussten?“ Sie schluchzte und ihr Ehemann legte tröstend den Arm um sie.
„Ist schon gut.“
„Nichts ist gut… sie mussten sterben bevor ihr Leben überhaupt erst beginnen konnte. Diese Dinger kommen aus dem All und zerstören nicht nur unsere Häuser. Nein sie zerstören all unsere Träume mit einem Mal.“
„Ich weiß. Jeder hier, hat ein ähnliches Schicksal erlitten“, sagte der alte Mann mit schlohweißem Haar.
Er hatte sich selbst zum Führer der Gruppe erkoren und die Leute waren ausnahmslos damit einverstanden. Sie brauchten einen Führer, einen Leiter und ein Oberhaupt, der ihnen eine neue Perspektive aufzeigte. Der Mann nannte sich Gregor, war Mathematiklehrer und hatte seine gesamte Familie auf der Flucht verloren.
„Die Wächter haben meine Frau und Kimmy, meine Jüngste in der Nacht grausam getötet. Es war ein bitterer Augenblick zu sehen, wie sie mir das Liebste auf der Welt einfach entrissen. Sie mussten entsetzliche Schmerzen aushalten, ich habe sie gesehen und ihre Schreie hallen noch immer in meinen Ohren. Sie suchen mich jede Nacht heim.“ Und hier machte Gregor jedes Mal eine Pause. Er schluckte und unterdrückte den Kloß, bevor er weiter sprechen konnte. „Sie wurden bei lebendigem Leib gekocht. Die Wächter haben sie mit ihren Strahlen einfach gekocht, nach einigen Minuten platzten sie auf, wie ein Ei in der Mikrowelle. Aber etwas seltsam war es schon zu sehen, dass die Wächter jedes noch so kleine Körperteil einsammelten. So was hab ich noch nie gesehen. Ich sag es euch, sie haben sie wieder zusammengefügt und in wenigen Sekunden sahen die Körper wieder aus wie neu. Nicht das sie lebten, aber sie schienen unversehrt.“
„Und was dann?“ Monique hörte sich die Geschichte immer wieder an und fragte jedes Mal an dieser Stelle, weil sie begreifen wollte was dahinter steckte. Sie wollte hinter das Geheimnis kommen und verstehen was sich hinter der Wolke verbarg.
„Sie flogen die unversehrten Körper hoch zur Wolke.“
Alle Blicke richteten sich zum Horizont, wo die leuchtende Wolke wie ein bedrohlicher Meteorit über der Skyline der Stadt schwebte.
„Warum machen sie das?“ Norman redete mit Gregor nach dem sich die Versammlung aufgelöst hatte. „Was machen die mit den Toten?“
„Ich weiß es nicht. Aber es wird erzählt, dass die Städte mittlerweile von Irren bevölkert sind, die in Gruppen durch die Straßen streifen, auf der Suche nach Überlebenden. Sie bringen sie um und liefern sie den Wächtern aus. Sie sind so etwas wie Handlanger der Wolke.“
„Das würde mein Erlebnis mit der Horde erklären, die Monique und mich aus der Stadt verjagt hat. Aber was macht die Wolke hier? Was will sie von der Menschheit?“
„Wer weiß!? Vielleicht braucht sie uns, um zu experimentieren. Ich habe ja selbst gesehen wie schnell ein zerfetzter Körper wieder zusammengesetzt wurde.“
„Aber warum Tote? Lebend sind wir doch viel nützlicher.“
„Stell´ dir vor, was wenn die da oben den Toten wieder Leben einhauchen“, sagte Gregor. „Was bedeutet das für uns, die hier draußen leben?“
Als eingefleischter Sci-Fi-Fan hatte er solche Möglichkeiten sehr wohl in Erwägung gezogen. Und seit die Wolke ihre Herrschaft aufgebaut hatte und die ganze Welt ins Chaos stürzte, war ihm bewusst hier ging es um weit mehr als einen bloßen Angriff aus dem All. Hier schien etwas viel Größeres im Gang zu sein.
Die Tage und Wochen vergingen und die Gruppe wuchs und wuchs. Immer mehr Flüchtlinge fanden den Weg in den Wald und schlossen sich der Gemeinschaft an. Im Wissen, dass nur in der Gemeinschaft Überleben auf längere Sicht möglich war, bildeten die Menschen eine neue Form des Zusammenlebens.
Sie bauten ein Lager im Wald, dass gut getarnt aus der Luft nicht zu entdecken war. Mit der Zeit vergrößerte sich das kleine Zeltlager und wurde zu einer kleinen Stadt mit Blockhäusern und wetterfesten Unterkünften, die auch dem Winter trotzen konnten.
In der Nacht wachten Horchposten um einem Überraschungsangriff von Wächter oder Horden vorzubeugen. Wochenlang verlief das Leben in ruhigen Bahnen. Die Menschen gewöhnten sich allmählich an die neue Situation und die Solidarität schweißte sie eng zusammen. Das Leben ging auch nach all dem Grauen weiter.
Norman wurde zum Chef der Sicherheit ernannt, weil er mit den Außerirdischen viel Erfahrung gesammelt hatte und sein Wissen auch kundgab. Er sammelte alle Informationen über die Wächter, die ihm zugetragen wurden und fügte sie zu einem einzigen großen Bild zusammen. Er brauchte einen umfassenden Überblick über die Situation und die Eindringlinge. Nur so konnte er ihrem Geheimnis auf den Grund kommen.
Er unterteilte die Frisbees, wie er die Wächter nun nannte, in zwei Kategorien: Jäger und Wächter.
Die Jäger waren nachts aktiv und eliminierten alle humanoiden Lebewesen, die sie aufspüren konnten, sammelten ihre Überreste auf und beförderten sie zur Wolke.
Die Wächter dagegen flitzten den ganzen Tag durch die Luft. Nachts waren sie aktiver als tagsüber. Sie schienen die wachsamen Augen der Wolke, die in allen Winkeln der Stadt vordrangen und nach neuer Beute suchten.
Dann gab es noch die Menschenhorden, die meist in einer Größenordnung von zehn bis zwanzig Zombies durch die Straßen patrouillierten. In diesen Gruppen gab es keine Hierarchie oder Anführer, alle waren gleich gestellt. Eine Einheit. Ein Kollektiv. Sie tauchten meist aus dem Nichts aus und verbreiteten Angst und Schrecken unter den Überlebenden. Wer ihnen in die Quere kam war verloren, denn sie zerfleischten ihre Opfer, bis die Wächter dazwischen gingen, sie auseinander trieben und die Körper wieder zusammenfügten und abtransportierten.
Und über dem allem wachte die grün schimmernde Wolke. Bedrohlich und mächtig. Unbeweglich wie an den Himmel gemalt. Noch konnte sich Norman noch keinen Reim darauf machen, warum sie an manchen Tagen mehr und anderen weniger intensiv leuchtete. Er vermutete hinter dem Leuchten eine tiefere Bedeutung, was aber erst ein anderes Verständnis für die Wolke voraussetzte.
Außerdem gab es nicht nur diese eine Wolke, über jeder Stadt der Welt schwebten Wolken, die Tod und Zerstörung über die Einwohner brachten. Sie waren unbeweglich und überzogen die Stadt mit ihrem Schatten. Sie trotzten Sturm, Orkan und selbst Tornados verschluckte sie unbedenklich. Die Unwetter reichten nur bis an die äußeren Wolkenränder. Es ging eine unheimliche Bedrohung von diesen Dingern aus. Das Leichen vertilgende Gebilde beherrschte ausnahmslos die menschliche Zivilisation.
Niemals war einer der in der Wolke verschwunden war zurückgekommen. Niemand wusste mit bestimmter Sicherheit was sich hinter der Wolke verbarg.
Kapitel VII
Mittlerweile lebten in den zerstörten Städten nur noch ein paar hartgesottene Kämpfer, die sich nicht aus ihrem Zuhause vertreiben lassen wollten. Sie bildeten Widerstandsgruppen, die in Guerillaaktionen gegen die Wächter und Jäger vorgingen. Sie kämpften gegen Horden, zerstörten die Scheiben. Aber sie fügten den ausserirdischen Besatzern nur geringfügig Verluste zu, denn es mangelte ihnen nie an Nachschub. Unerschöpflich folgten neue Wächter und bedeckten die Himmel über den Metropolen.
Der Widerstand stand mit den Waldleuten in Verbindung, rekrutierte hin und wieder freiwillige Männer und Frauen aus ihren Reihen.
Die Waldleute versorgten die Kämpfer mit Nahrungsmittel und als Gegenleistung bekamen sie neue Informationen über den aktuellsten Stand der Lage. Norman wurde über jede kleinste Veränderung informiert. Wobei es seit Wochen so gut wie keine Veränderung gab.
Nur manchmal ertönte die Stimme der Wolke und zitierte Bibelverse und Sutren aus dem Koran. Dabei glänzte sie hellrot und alle Wächter und Jäger pendelten reglos in der Luft. In diesen Momenten war es möglich ziemlich viele von diesen Scheiben einfach vom Himmel zu holen. Mit Steinen und gezielten Schüssen bombardierte der Widerstand die Feinde und holte so viel wie möglich herunter.
Danach hatten die Menschen meist ein zwei Tage Ruhe vor den Wächtern und Jägern. Aber dann fielen sie wie eine Heuschreckenplage über die Stadt her. Der Himmel war dunkel und sie waren zahlreicher denn je. Auch die Horden waren aggressiver und geisterten in großer Anzahl und vermehrt durch die Stadt.
Der Kontakt zum Widerstand wurde durch einen umgebauten Weltempfänger aufrechterhalten, den Norman unter den Sachen fand, die die Menschen aus ihrer zerstörten Heimat mitgebracht hatten.
Alle Andenken die augenscheinlich kaputt, defekt oder verrottete waren brachte man zu ihm. Er entschied, ob man sie irgendwie verwenden konnte oder ob es sich um Schrott handelte. In seinem provisorischen Büro mit den Holzregalen, wurde man vom Aufnahmegerät, über alte Handys bis zu geschmolzenen Telefonapparaten fündig. Alle erdenklichen Elektrogeräte sammelten sich hier.
Norman bastelte Funkempfänger und Funkgeräte mit kurzer Reichweite zusammen, damit die Horchposten untereinander kommunizieren konnten und bei Gefahr der Schutz des Lagers gewährleistet war. Eigens dafür hatte er sich einige Vorkehrungen einfallen lassen.
Falls die Wächter die Siedlung angreifen sollten, woran er selbst nicht glaubte, dann würden sie von einer Reihe Fallen, wie Netzen die zwischen den Bäumen gespannt waren, Leinensäcke voller schwerer Steinbrocken, die in den Wipfel baumelten und nicht zu vergessen Gewehrsalven der Schützen zurückgeschlagen.
Jeden Tag aufs Neue überprüfte und verbesserte Norman täglich, um die Abwehr noch effektiver und undurchdringlicher zu machen.
Kapitel VIII
Eines Tages inspizierte Norman die Sicherheitsbarrikaden und kletterte wie üblich die Bäume hoch und runter, als er von weitem eine kleine bewaffnete Gruppe über die Felder kommen sah. Fünf Personen in zerlumpten Uniformen der Armeeeinheiten stolperten auf den Wald zu.
Er lotste sie an den Fallen und erwartete die Gruppe im Schutz der Tannen. Sicher war sicher.
„Kommt hierher“, sagte Norman und winkte sie in den schützenden Hain. „Kommt ihr aus der Stadt? Mein Gott was ist mit euch passiert?“
Er sah in die fünf erschöpften Gesichter, die über und über mit Schmutz verklebt waren. Schwarze Ringe unter den, roten Augen, die alten Wunden blutverkrustet, die Uniformen hingen zerfleddert an ihren ausgemergelten Körpern.
„Wo ist euer Führer?“, fragte die Blondine und schulterte die M16. „Wir müssen mit ihm sprechen.“
„Was ist los?“ Die fünf waren ein schlechtes Omen, sie hatten keine guten Nachrichten im Gepäck.
„Ich bin der Sicherheitschef! Norman.“ Er streckte ihr seine Hand entgegen.
„Ich bin Col. Matthews. 1. Widerstandsbrigade.“ Sie salutierte und schüttelte dann die Hand. „Also Norman. Bringen sie uns bitte zu ihrem Boss, dann muss ich die Nachricht nicht zweimal überbringen. Geht das?“
„Klar, kein Problem. Folgen sie mir!“
„Sie sind also aus der Stadt. Wie ergeht es euch dort? Wie ist die Lage?“ Gregor saß in seinem Holzstuhl hinter einem Schreibtisch aus einer schweren Glasplatte, die auf vier LKW-Felgen lag.
„Die Lage hat sich verschlimmert!“
„Verschlimmert? Meine Leute erzählen, es seien nicht mehr so viele Wächter im Nachthimmel zu sehen. Und die Wolke hätte sich verkleinert“, sagte Norman überrascht, denn er wusste die Informationen seiner Späher waren immer korrekt. Da konnte er sich auf seine Leute verlassen.
„Ihre Leute haben Recht. Es sind tatsächlich weniger Wächter am Himmel und die Wolke hat sich auch verkleinert und ist geschrumpft. Ein paar Stadtteile, die völlig zerstört sind liegen nun nicht mehr unter ihrer Decke. Aber wie gesagt, diese Gebiete sind total zerstört. Es gibt dort kein Leben mehr. Diese Gegenden wurden wortwörtlich bis auf den letzten Tropfen leer gesaugt. Dort ist nur noch verbrannte Erde zurückgeblieben.“ Col. Matthews machte eine Pause nahm die Mütze ab und strich sich über das Haar. „Die Wolke scheint ihre ganze geballte Kraft auf die Innenstadt zentriert zu haben. Da wimmelt es nur so von Wächtern und wild gewordenen Zombiehorden. Der Widerstand schrumpft stündlich und wir erleiden sehr große Verluste.“
„Warum verlassen sie die Stadt nicht und kommen zu uns? Wie es scheint sind wir hier vor ihnen in Sicherheit. Die Wolke bewegt sich keinen Meter in unsere Richtung, sie bleibt standhaft über der Stadt. Also warum kommen sie und ihre Männer nicht zu uns. Hier im Wald haben wir weit mehr Chancen den Feind abzuwehren.“ Gregor trank einen Schluck aus einer alten Henkeltasse mit der Aufschrift „Who is the Boss?“. „Was macht ihr noch in der verdammten Stadt?“
„Wir können nicht kommen, weil wir fast einen Weg in die Wolke gefunden haben.“
„Was?“, rutschte Norman heraus. „Es gibt einen Weg in die Wolke?“
„Wie das?“ Gregor stützte sich mit beiden Fäusten auf die Platte. „Wie? Ihr habt einen Weg in die Wolke gefunden?“
Col. Matthews gab ein Zeichen und ein glatzköpfiger Mann aus ihrer Gruppe trat vor.
„Erklären sie es ihnen, Sergeant!“
„Okay, also wir haben uns die ganze Zeit über die Wächter gewundert, warum bringen sie die Leichen in die Wolke? Nach längeren Beobachtungen kamen wir zu dem Schluss, die Wolke ist nicht nur eine Wolke, sie ist eine Tarnung für etwas, was sich dahinter verbirgt. Also gingen wir davon aus, es handelt sich um ein großes Objekt, dass mit wie eine Art Kraftwerk ein Schutzschild erzeugen kann, damit es nicht gesehen wird. Also schickten wir einen Heißluftballon mit Kamera hinauf, natürlich fielen die Wächter, wie erwartet über ihn her und zerstörten ihn. Doch zeitgleich ließ eine andere Gruppe außerhalb der „bedeckten Zone“, einen zweiten weit effektiveren Ballon aufsteigen. Er schwebte unbehelligt in den Himmel. Er wurde noch nicht aufgespürt. Der Wind trug ihn über die Wolke und er sendete uns seitdem Bilder von dem was dort oben vor sich geht.“
„Und was geht da vor sich?“, fragte Gregor neugierig.
Der Sergeant kramte unter seiner Camouflage-Jacke einen braunen Briefumschlag mit Bildern hervor. „Hier seht selbst! Ich darf doch?“ Er wandte sich zu Col. Matthews.
„Immer zu. Es ist kein Geheimnis mehr. Nicht mehr.“
Die Bilder zeigten einen riesigen Komplex mit mehreren eckigen, ovalen, zylinderförmigen und runden Gebäuden. Die Straßen und Gassen schimmerten kupfern. Buntgestreifte Zylinder überragten alle anderen Gebäude. Alles war schön säuberlich nebeneinander auf einen grünen Boden platziert, so dass es sehr an Leiterplatten oder Motherboards aus Computern erinnerte. Nur größer, um viele Male größer. Wenn das Leiterplatten waren, dann musste es sich um einen megagroßen Computer handeln.
„Wahnsinn!“ Norman war überwältigt und studierte jede Einzelheit auf den Photos. „Und habt ihr es geschafft jemanden hinaufzuschicken?“
„Noch gar nicht. Wir sind noch am Tüfteln“, erklärte Col. Matthews. „Und darum sind wir hier. Wir brauchen dringend die Hilfe euerer besten Wissenschaftler und Ingenieure. Und von jedem der sich mit der Materie auskennt.“
„Und wann?“, fragte Gregor.
„Am besten gestern!“ Die Blondine antwortete knapp und mit fester Miene. „Trommeln sie ihre Leute zusammen und fragen sie wer mitmacht!“
„So einfach geht das aber nicht! Sie können nicht einfach herkommen und uns befehlen, was wir zu tun haben. Das braucht Zeit, wir müssen die Leute erst einmal ausfindig machen und ihnen selbst überlassen ob sie sich auf dieses Abenteuer einlassen wollen.“ Gregor saß wieder in seinem Stuhl und demonstrierte ganz staatsmännisch seine Macht, in dem er sich gelassen zurücklehnte.
„Was soll das?“ Col. Matthews warf ihm einen finsteren Blick zu. „Das geht uns alle an! Die Wächter zu vernichten muss die oberste Priorität haben! Finden sie nicht?“
„Ich rufe meine Leute zusammen, sie sollen die dafür in Frage kommenden aufspüren und herbringen!“ Norman verließ den Raum und gab über Funk die Order, die Wissenschaftler und Ingenieure in Gregors Büro zu schaffen.
Zwanzig Minuten später standen alle Wissenschaftler und Ingenieure der Siedlung vor Gregors Schreibtisch, während Gregor vor der Gruppe auf und ab ging und eine Erklärung abgab. Er wollte von ihnen wissen, wer sich freiwillig meldete und helfen wollte die Eindringlinge empfindlich zu schwächen.
„Man kann ja nicht sicher sein, was sie machen wenn die Städte radikal leer geräumt sind, vielleicht kommen sie dann zu uns.“ Er holte mit seinen Armen weit aus und deutet über die Siedlung, die sich in den letzten Wochen immens vergrößert hatte. „Wir müssen ihnen zuvorkommen! Vielleicht können wir sie vernichten. Also wer meldet sich freiwillig?“
Sein Blick ging in die Runde. Norman hob als Erster die Hand. Dann gingen zögerlich ein paar Hände in die Höhe.
„Nur so wenige? Ihr enttäuscht mich“, sagte Gregor und wandte sich an den Colonel. „Hier sind ihre Leute.“
„Fünf! Na ja, besser als nichts.“
Norman überraschte mit seiner Offerte, er würde mit der Hälfte seiner Sicherheitsleute den Widerstand unterstützen und mit in die Stadt gehen. Er hatte die Hoffnung Doris zu finden noch nicht aufgegeben und außerdem wollte er die Möglichkeit nutzen, um dem Geheimnis der Wolke auf die Spur zu kommen. Nur so würde er erfahren, was mit der Leiche seines Sohnes geschehen war.
Gregor protestierte entschieden gegen Normans Angebot. Er war nicht damit einverstanden, dass die Hälfte seiner Sicherheitsleute ihn verließ. Aber als Norman ihn beruhigte und erklärte, die Sicherheitsvorkehrungen seien schon so weit ausgereift, dass man nur halb so viele Männer zur Verteidigung der Siedlung benötigt werden, war Gregor beruhigt und ließ Norman und seine Leute ziehen.
Kapitel IX
Drei Tage kämpften sie sich durch die Stadt zum Zentrum vor. Das Hauptquartier des Widerstands lag im untersten Stock einer Tiefgarage.
Von den fünfundzwanzig Männern und Frauen, die den Wald verlassen hatten, waren noch zwanzig übrig, nach dem sie sich schwere Scharmützel mit Zombiehorden und Wächtern geliefert hatten. Drei Mann wurden Opfer von Wächtern, weil sie unachtsam gewesen waren. Während die anderen zwei Männer einer Horde in die Hände liefen und sich gegen die Übermacht nicht wehren konnten. Es war schrecklich mit anzusehen, wie die Zombies die Menschen brutal zerfleischten. Aber Norman wurde klar, dass die Zombies keine normalen Menschen waren. Denn bei genauerem Hinsehen stellte man erstaunt fest, das die Körper meist unproportional und deformiert waren. Wobei es nicht an äußerlichen Verstümmelungen oder anders bedingten Beschädigungen lag, sondern daran dass die einzelnen Körperteile irgendwie nicht zusammenpassten. Diese zombieähnlichen Menschen waren in ihren Bewegungen behäbig und im Aussehen skurill. Wie willkürliche zusammengenähte Puppen. Der Sergeant bezeichnete sie treffenderweise als „Frankensteins Brut“. Dieser Ausdruck gefiel Norman und er übernahm ihn sofort in sein Repertoire.
Die Gruppe erreichte mit neuen Vorräten und Munition das Hauptquartier, wo alles sehr diszipliniert und militärisch geordnet ablief.
„Hier sind die meisten von der Polizei oder ehemalige Militärangehörige“, meinte Colonel Matthews. „Also gewöhnen sie sich gleich an den ruppigen Ton. Aber vergessen sie nicht, es wird nichts so heiß gegessen wie es gekocht wird.“ Sie grinste und lief zu einem mit einer Plane abgeschirmten Bereich, vor dem zwei bullige Militärpolizisten wachten.
Die Wachen öffneten die Plane und sie verschwand im Zelt.
„Die Einsatzzentrale“, raunte Sergeant. „Komm´ ich zeig´ dir den Platz, wo du und deine Männer euch erst einmal ausruhen könnt bevor es weitergeht.“
Als er seine Leute zu sich winkte, erkannte er Monique. „Was zum Teufel machst du hier? Könntest du mir das mal erklären?“ Norman stand beide Fäuste in die Hüften gestemmt vor ihr. Ein Teenager hatte hier nichts zu suchen. „Ich habe dir nicht erlaubt uns zu folgen, oder?“
„Nein das hast du nicht, aber ich konnte dich doch nicht allein ziehen lassen, du bist doch der einzige Mensch den ich noch habe. Und den werde ich nicht allein lassen!“, erwiderte sie trotzig. „Du kannst mich ja zurück schicken!“ Er liebte diese biestige Teenagerin, sie war ihm wirklich ans Herz gewachsen. Auch für ihn war sie zu seiner Familie geworden. Aber es war eindeutig zu gefährlich für sie.
„Ab sofort tust du was ich sage und hältst dich zurück, haben wir uns verstanden?“, fauchte er.
„Ja“, sagte sie.
Sergeant wies ihnen einen Platz in einer Nische zu und ließ die Gruppe allein zurück. Plötzlich schrillten Alarmsirenen in der ganzen Tiefgarage herrschte plötzlich wildes Durcheinander.
„Auf bald mein Freund“, sagte Sergeant und verschwand in dem Gewühl. „Vielleicht nur ein Alarm.“
Kapitel X
Colonel Matthews trabte mit ihrem Platoon durch die Gänge und winkte Norman heran. „Norman wollen sie uns begleiten und sich die Wolkenstadt mal genauer ansehen?“
„Na klar!“ Norman war Feuer und Flamme, griff nach seiner Shotgun und folgte den Soldaten.
„Bleiben sie immer schön hinter mir! Verstanden?“, sagte ein G.I. mit einem Lederband um den kahlen Schädel.
Sie liefen durch die hell erleuchtete Kanalisation.
„Die Wächter mögen das grelle Licht nicht, darum meiden sie diese Tunnel! Gut für uns, somit können wir sie im wahrsten Sinne des Wortes unterwandern.“ Der G.I. grinste und zeigte dabei seine schmutzige Zahnreihe.
„Woher habt ihr den Strom für die Beleuchtung?“ Norman wunderte sich, dass in der Stadt überhaupt noch Elektrizität vorhanden war.
„Alte Benzingeneratoren. Du würdest dich wundern wie viel davon hier unten einfach nur so rumsteh´n. Das sind die Überbleibsel aus dem Atomzeitalter, als die Menschen noch Angst davor hatten, dass die großen Pilze in den Himmel schießen und alles vom Erdboden wischen würden. Und heute sind wir froh darüber, dass sie damals so verdammt ängstlich waren. Die ganze Stadt ist untertunnelt und bietet im Notfall Platz für über dreitausend Personen. Wobei die Vorräte nicht einmal für fünfhundert reichen. Da fragt man sich, was die damals gemacht hätten, wenn tatsächlich dreitausend Menschen Zuflucht gefunden hätten.“ Der Glatzkopf kaute auf einem Zahnstocher und blinzelte Norman schelmisch zu. „Wahrscheinlich hätten die restlichen 2500 den Fleischvorrat aufgestockt.“ Jetzt grinste er breit.
„David hör´ auf, so einen Scheiß zu erzählen“, sagte der Sergeant. „Der Hinterwäldler bekommt sonst Schiss.“
„Wenn ihr meint, ihr könnt mich damit erschrecken, dann seid ihr falsch gewickelt. Ich habe zu viel gesehen um mich von diesem zweitklassigen Gruselmärchen zu fürchten. Oder meint ihr ich bin auf einer rosa Wolke in die Stadt geschwebt“, erwiderte Norman wütend und ging an den beiden vorbei.
„Ihre Leute sind ziemliche Kotzbrocken“, sagte er zu Colonel Matthews.
„Da haben sie wahrscheinlich Recht, aber sie sind verdammt harte Kotzbrocken, wenn’s ums Kämpfen geht. Das werden sie noch sehen.“
Sie signalisierte den beiden Männer, was sie zu tun hatten. Dann drehte sie sich zu Norman, legte die Finger auf die Lippen und zeigte den dunklen Tunnel hinauf. Norman sah die roten Punkte die wie ein Fliegenschwarm wild umher flogen. Es waren Hunderte, die in diesem Abschnitt der Kanalisation nach Beute suchten. Ab und an flog eine der Scheiben in die hell beleuchtete Kanalisation, verlor die Orientierung und knallte blechern gegen die Betonwände.
„Das ist künstliches Tageslicht. Irgendwas verstört die Wächter und sie werden orientierungslos.“, raunte Matthews.
Norman beobachtete die G.I.s ,die in den dunklen Tunnel schlichen und in ihn eintauchten.
Augenblicklich verharrten die Scheiben in ihrer Bewegung und blieben in der Luft stehen. Dann stürzten sie, wie auf Kommando in dieselbe Richtung davon. MG-Salven. Ein zerstörerisches Stakkato. Taktaktaktak…taktaktaktak.
Die Feuerblitze erhellten die Dunkelheit für Momente.
„Los jetzt!“ Matthews klopfte Norman auf die Schulter und rannte in den Tunnel. Norman blieb ihr dicht auf den Fersen, als sie um die Ecke bog und die schwere Eisentür aufschob. Die Männer drängten geordnet durch die Tür und verriegelten sie hinter sich.
„So das war der gefährlichste Teil.“ Col. Matthews führte die Gruppe eine Eisenleiter hinauf in einen Raum der vollgestopft mit Computern, Digi-Cams, Überwachungs-monitoren und kilometerlangen Kabeln überquoll.
Der Korporal plumpste auf den Drehsessel und begann wie wild auf die Tastatur einzuhämmern. Die Bildschirme ploppten nacheinander auf, zeigten verschiedene Zahlenreihen, kleine Fenster mit Webcamaufnahmen aus der zerstörten Stadt und eine Bilderserie von der Wolkenstadt, die den Aufnahmen ähnelten, die Norman bereits gesehen hatte.
“Ist sie das?“, fragte Norman und berührte den Bildschirm, als könne er sie so greifen und fühlen.
„Ja das ist sie. Fünftausend Meter über uns. Unbeweglich, als hätte sie jemand an eine Schnur aus dem Weltall heruntergelassen. Sie produziert mehr Energie als das halbe Land. Der Nebel besteht aus mehreren Schichten. Die unterschiedlichen Farbtöne zeigen ihre momentanen Stimmungen an.“
„Was?“ Norman war überrascht. „Stimmung?“
„Ja sie haben richtig gehört, sie zeigt uns ihre emotionale Verfassung durch die Farbtöne, die sie aussendet. Wir haben lange gerätselt was die Farben bedeuten könnten. Aber wir sind sicher, dass sie sich immer dann verändert wenn, neue Leichen oder lange Zeit gar kein Nachschub mehr geliefert wird. Wir folgern daraus, die Farben weisen auf die Verfassung hin, die von unterschiedlichen Ereignissen hervorgerufen werden. Es handelt sich also um einen lebenden Organismus oder um eine Art künstliche Intelligenz. Diese Stadt, wie wir sie nennen, sieht nur künstlich aus, sie ist es aber nicht. Es gibt keinen einzigen Bewohner. Selbst die Wächter sind ein Teil von ihr. Sehen sie selbst!“
Auf dem Bildschirm waren Wächter zu sehen, die auf den ovalen Objekten landeten und sich deren Formen und Farben anpassten. Sie verschmolzen mit den Gebäuden bis sie nicht mehr von ihnen zu unterscheiden waren. Erst als wenige Sekunden später ihre roten Lichter wieder aufflammten und sie sich vom Objekt loslösten wurden sie wieder zu Individuen.
„Was machen die da?“, wollte Norman wissen.
„Keine Ahnung! Das wissen wir noch nicht, wir vermuten, sie tanken auf oder sie tauschen Informationen. Aber Genaues können wir zurzeit nicht mit absoluter Sicherheit sagen.“
„Aber eins wissen wir“, erklang die bekannte Frauenstimme hinter Norman. „Die Stadt wird stärker, größer und gefährlicher mit jeder Ladung die die Wächter liefern.“
„Doris?“ Norman drehte sich um und sah seiner Ex-Frau direkt in die Augen. „Doris!“
Sie umarmten sich und hielten einander festumschlungen.
„Mein Gott, Norm. Ich dachte ihr wärt tot!“ Freudentränen liefen über ihr lächelndes Gesicht. „Aber ihr seid in Sicherheit. Ich bin so froh dich zu sehen.“ Sie küsste sein Gesicht und er ließ es geschehen. Es war so schön in all dem Chaos wieder einen vertrauten Menschen um sich zu haben. Er wusste, das Schlimmste stand ihm noch bevor, er musste ihr von Moritz´ grausamen Tod erzählen.
Glücklicherweise kam der Colonel und unterbrach die Wiedersehensfreude.
„Ich unterbreche ja nur ungern euere Wiedersehensfeier, aber wir sind hier am Arbeiten. Also Doris was haben sie bisher herausgefunden?“
Zum Glück verschaffte ihm das etwas Aufschub! Er grübelte über die richtigen Worte nach.
Doris war so etwas wie eine wissenschaftliche Koryphäe und kannte sich mit den Wächtern und den Verhaltensweisen der Swuirrer sehr gut aus.
„Folgendes“, sie putzte sich die Tränen aus dem Gesicht und grinste Norman zu, bevor sie ihrem Vortrag fortsetzte. „Die Wächter docken sich an die Zylinder an, nehmen ihre Farben an und verschmelzen mit ihnen für eine gewisse Zeit.“ Doris strich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Sie sah immer noch schön aus. Norman konnte seine Augen nicht von ihr lassen. Sie deutete mit dem Finger auf den Bildschirm, auf dem die Wiederholung des Andockvorgangs zu sehen war.
„Sehen sie hier, die Scheiben fügen sich perfekt an das Objekt, wie ein fehlendes Puzzleteil ins Puzzle. Es passt verschmilzt mit ihm zu einer Symbiose, wird eins. Wie das geschieht können wir noch nicht mit bestimmter Sicherheit sagen. Aber wir gehen davon aus, unsere Wolke verfügt über Sensoren mit denen sie die Schwingungen der Wächter erkennt. So wie eine Mutter ihr Kind erkennt.“
„Du willst damit andeuten, die Wächter sind die Kinder der Stadt?“, fragte Norman verblüfft.
Doris nickte. „Genau das vermuten wir.“
„Das ist doch Wahnsinn, das entbehrt jeder Grundlage“, mischte sich der Glatzkopf ein.
„Es ist ein Teil von ihr, den sie immer wieder erkennt“, konterte Doris.
„So ein Quatsch.“, sagte der G.I..
Wo kam der denn her? Norman war überrascht ihn und seinen Kameraden zu sehen, sie waren doch im dunklen Tunnel vor den Wächter geflüchtet.
„Dieses Ding in den Wolken mag vielleicht intelligent sein, aber es kann kein Leben hervorbringen. Das ist nicht möglich. Keine Maschine, kann neue Maschinen hervorbringen, ohne dass sie vorher programmiert wurde. Irgendwer muss sie doch programmiert haben.“
Der Glatzkopf legte sein Maschinengewehr ab, schüttelte ungläubig den Kopf und steckte eine Zigarette in den Mund.
„Stopp! Soldat! Hier ist absolutes Rauchverbot. Sehen sie das Equipment? Ein Funken zu viel und die Generatoren fliegen uns um die Ohren!“, sagte der Colonel barsch. Der Glatzkopf steckte die Zigarette missmutig wieder ein.
„Und ist es so, wie der G.I. sagt? Gibt es jemand der dieses Ding über uns lenkt?“
„Wir wissen es nicht? Wir vermuten nur. Um genaue Daten auszuwerten müssen wir unbedingt nach oben. Die zerstörten Wächter, die wir bisher untersuchen konnten geben zu wenig von ihren Geheimnissen preis.“
Doris zog unter einem Stoß Akten eine braune Mappe hervor, öffnete sie und breitete Diagramme und Auswertungen aus.
„Das sind die wichtigsten Ergebnisse, die wir bisher zusammenstellen konnten. Sie helfen uns die Frequenzen zu analysieren, über die Wächter und die Wolke miteinander kommunizieren. Sie helfen uns…“
In diesem Moment gab es eine Detonation, die den Raum erbeben ließ, die Generatoren explodierten, Bildschirme implodierten, Einzelteile flogen wie Schrapnelle durch den Raum und verursachten schwere Verletzungen. Das Licht fiel aus, die Generatoren schwiegen und kleine hellblaue Flämmchen züngelten an verschmortem Plastik entlang.
„Was war das?“ Jemand warf die Frage in den Raum und schon zerschellte die schwere Panzertür. Die Wächter drangen in den Raum.
„Wie ist das möglich?“
„Sie haben uns verfolgt! Diese Scheißdinger“, schrie der Glatzkopf und ließ sein Maschinengewehr sprechen. Das Stakkato erfüllte den kleinen Raum. Die Hölle brach aus. Schwefelgeruch, das donnernde MG und die Lichtblitze der Leuchtspurmunition.
Norman duckte sich hinter einem umgekippten Schreibtisch und sah Doris unter den Trümmern der Panzertür liegen. Er kroch im Stahlgewitter zu ihr, zog sie aus dem Gefahrenbereich und drehte sie auf den Rücken. Ihre Augen waren geschlossen, aus dem Mund rann Blut und in der Brust klaffte ein großes Loch. Norman stand unter Schock. Wie in Trance drückte er sie an seine Brust und schaukelte sie vor und zurück. Sein letzter Anker zu seiner Vergangenheit war abgerissen. Sein Halt verloren. Leere.
„Oh mein Gott! Jetzt habe ich so lange nach dir gesucht und nun bist du fort“, schluchzte er, während um ihn herum der Kampf tobte. Er wusste nicht wie lange er so dasaß und sie wiegte, aber Matthews schüttelte ihn am Arm in die Realität zurück. Schüsse. Swuirrende Wächter. Kampfschreie und kleine Explosionen.
„Kommen sie, Norm. Wir müssen hier schleunigst verschwinden!“ Matthews lief voran und Norman folgte ihrem Schatten durch den Nebel, nach dem er die Mappe mit den Unterlagen Doris aus der verkrampfen Hand gerissen hatte.
Die Überlebenden durchquerten den dunklen Tunnel und rannten ins gleißende Licht, gefolgt von den Wächtern, die sich noch zwei Männer krallten bevor diese in den rettenden Tunnel gelangen konnten.
Kapitel XI
Im Hauptquartier zog sich Norman in eine dunkle Nische zurück und studierte Doris Aufzeichnungen. Er musterte die Auswertungs-Diagramme und Tabellen, hoffte etwas zu finden das ihm weiterhalf, die mysteriöse Stadt in der Wolke zu verstehen.
„Na?“ Monique hatte sich von hinten angeschlichen und schaute neugierig über seine Schultern. „Was machst du da?“
„Nichts!“, raunte er böse und verdeckte die Unterlagen in dem der die Mappe einfach darüber schob.
„Was ist passiert? Seit du zurück bist, hockst du in deiner Ecke und kauerst über den geheimnisvollen Unterlagen. Deine Männer und ich werden nervös. Wir fragen uns, ob du dem Druck noch Stand hältst.“
„Was soll das?“
„Dein Ausflug mit den Militärs hat dich verändert. Wir haben gehört, dass du sie gefunden hast.“
„Wen?“
„Doris“, sagte Monique.
„Ja, das stimmt. Aber leider hab ich sie auch wieder verloren, genau wie Moritz.“ Norman schluckte.
„Ich habe es gehört. Es tut mir leid.“
„Du kannst nichts dafür. Was ist mit den Jungs? Wollen zurück nach Hause?“
„Nein!“, beschwichtigte Monique. „Nein, davon redet niemand. Sie wollen dir helfen. Was ist los?“
„Nichts.“ Norman richtete seinen Blick kurz auf und widmete sich dann wieder den Unterlagen. „Es ist nichts.“
„Ach weißt du was, Norm, leck mich. Du bist ein emotionsloses Arschloch und ein verkappter Eigenbrötler. Was auch immer vor zwei Tagen geschehen ist es interessiert mich nicht.“ Monique winkte ab und schlenderte zu den anderen, die ihren Boss skeptisch musterten.
Seit zwei Tagen schenkte er seinen Männern keine Beachtung mehr, für ihn gab es nur noch die Aufzeichnungen.
Was hatte Doris zwischen all den Zahlen und Diagrammen gesehen, was entdeckt? Ach Doris. Seine Gedanken schwenkten zu Moritz, wie er in seinem blauen Anorak lachend vor ihm gesessen hatte und ihn aus den strahlend blauen Augen anhimmelte. Dann kam die Wolke und verwischte die schönen Erinnerungen und tauschte sie mit dem Schrecken. Norman dachte, sie vergessen zu haben, doch das Bild von Moritz, der zusammengekauert auf der Erde saß, mit seinen kleinen Händchen die Ohren zuhielt und das Blut das den Fingern hervorquoll. Dieser Anblick ließ ihn nicht mehr los.
Er machte sich Vorwürfe, obwohl er wusste, er hatte nichts dagegen unternehmen können. Tief im Innern wusste Norman das, aber der Stachel des Schmerzes bohrte sich gnadenlos aufs Neue ins Herz. Tiefer und tiefer.
Tränen tropften auf die Unterlagen und verwischten die Diagramme. Norman wischte den Tropfen weg und hörte auf einmal Doris´ Worte: „…müssen wir nach oben.“
Es musste einen Weg geben unbemerkt von den Wächtern in die Wolkenstadt zu gelangen. Er überlegte lange und studierte die Pläne der defekten Frisbees, die man abgeschossen hatte. Manche dienten zum Transport für die Leichen. Schließlich hatte er eine Idee.
Norman klemmte die Unterlagen unter den Arm und machte sich auf die Suche nach Colonel Matthews.
Man schickte ihn von einer Ecke des Hauptquartiers zur anderen. Seine Leute blieben treu wie seine Leibgarde an seiner Seite.
Schließlich endete seine Odyssee vor dem weißen Zelt vor dem die zwei hünenhaften Militärpolizisten mit weißer Armbinde und gewichsten Stiefeln den Zugang bewachten.
Selbstbewusst ging Norman geradewegs auf den Eingang zu. Sofort traten die beiden Soldaten ihm breitbeinig entgegen und versperrten den Zugang ins Zelt.
„Was kann ich für sie tun, Sir?“ Der Schwarze Zwei-Meter Gigant baute sich in seiner vollen Größe auf und streckte seinen muskulösen Arm entgegen.
„Ich will sofort zu Colonel Matthews“, sagte Norman bestimmt und richtete den Blick auf den kurz geschorenen Kopf des Mannes. „Lassen sie mich sofort durch!“
„So einfach ist das nicht, Sir!“ Bestimmt und höflich antwortete der zweite Wachmann. „Bitte legitimieren sie sich zuerst.“ Er trat von der Seite auf Norman zu.
„Was soll ich?“ Norman schäumte, sein Herz klopfte bis zum Hals, erhöhte Mengen von Blut wurden durch die Venen gepumpt und sein Kopf wurde hochrot. „Was soll der Scheiß? Ich denke, wir kämpfen für dieselbe Sache. Ich habe keine Legitimation, was immer das auch sein soll? Verstehen sie mich! Ich will einfach nur hier durch, Colonel Matthews sprechen. Ist das so schwer zu verstehen ihr Idioten?“
„Sir es gibt keinen Grund ausfallend zu werden“, versuchte ihn der Schwarze zu beruhigen. „Bitte beruhigen sie sich!“
„Beruhigen?! Da draußen herrscht das Chaos und diese Wolke und ihre Scheiben rotten die ganze Menschheit aus und sie reden von Ruhe bewahren. Wie können sie den nur so ruhig dastehen und ihre unsinnigen Befehle ausführen! Sind sie überhaupt noch ein Mensch? Oder nur eine Maschine?“
Norman schrie, spuckte feinen Fäden Speichel aus, die das versteinerte Gesicht des Soldaten trafen, der ohne eine Miene zu verziehen die Spucke mit einer Handbewegung wegwischte.
Die Wachen sahen einander kurz an und ergriffen Norman unter den Armen, hoben ihn hoch und trugen ihn weg. Norman tobte, strampelte mit den Füssen in der Luft, wie ein kleines Kind und belegte die Soldaten mit derben Flüchen. Monique und seine bewaffnete Crew legten an und zielten mit ihren Waffen auf die Wachen.
„Halt! Lassen Sie den Mann sofort runter!“ Monique brüllte und plötzlich schien alles zu verstummen, alle Blicken lagen auf ihr. Die Stimmung bedrohlich und schneidend. Die Soldaten ließen Norman runter und zogen blitzschnell ihre Waffen.
Norman schnaubte wütend, allmählich entspannte er sich und realisierte in welcher gefährlichen Situation er sich und seine Männer gebracht hatte. Um ihn herum standen Leute mit gezogenen Waffen, die aufeinander zielten.
„Hey Jungs entspannt euch“, sagte er. „Monique leg dein Waffe nieder.“
„Erst wenn die beiden Hornochsen ihre Knarren wieder einstecken und dich zum Colonel lassen.“, zischte das Mädchen.
„Und was nun?“ Er blickte die beiden MP.S erwartungsvoll an. „Wollen wir es auf eine Schießerei ankommen lassen? Ich denke keiner von uns wäre glücklich darüber.“
„Mag sein, aber wir werden unsere Waffen erst runter nehmen wenn die kleine Göre das gewehr auf den Boden legt.“, zischte der Schwarze. „Und wenn wir sie verhaftet haben.“
„Das glaubst auch nur du.“, sagte Monique. „Bevor du mich berührst blasen meine Jungs dir den Kopf vom Hals.“
Für Moment war die Spannung förmlich zu spüren und niemand der Beteiligten ahnte, wie es weitergehen sollte.
„Was ist hier los?“ Col. Matthews trat als Retter in der Not aus dem Zelt. „Waffen runter!“, befahl sie ihren Männern. Widerwillig und vorsichtig steckten die MP’s ihre Pistolen in die Holster. Nun senkten auch Normans Leute die Waffen.
„Was geht hier vor, Sergeant?“, fragte der Colonel den Schwarzen Riesen.
„Der Mann hier wollte ohne sich auszuweisen in die Kommandozentrale eindringen, Ma´am“, antwortete er. „Wir haben nur getan was nötig war, um ihn daran zu hindern.“
Matthews musterte Norman, der mit Doris’ Unterlagen vor ihr stand und nur sagte: „Ich weiß wie wir unbemerkt in die Stadt kommen können, Colonel.“
„Woher haben sie die Unterlagen, Norm?“
„Von Doris.“
„Und warum habe sie die Unterlagen nicht erwähnt, als wir zurückgekommen sind?“
„Warum sollte ich?“
„Norman, sie befinden sich hier auf militärischem Terrain. Sie wissen hoffentlich, was das bedeutet.“
„Ja, absolut, Colonel.“
„Sie sind hier nur geduldet. Haben wir uns verstanden?“
„Ja!“, antwortete Norman.
„Gut! Also was haben sie?“
„Wie ich schon sagte, ich weiß eine Möglichkeit in die Stadt zu gelangen.“
Alle Umstehenden fixierten neugierig Norman.
„Und wie?“
„Geben sie mir ein paar Minuten und ich erkläre es ihnen.“
„Okay, kommen sie mit zum General! Lassen sie ihn durch Sergeant!“
„Jawohl, Ma´am.“
Mit einem Siegerlächeln auf den Lippen passierte Norman die beiden Wachen und betrat die Kommandozentrale des Widerstandes.
Hinter den weißen Planen verborgen, arbeiteten zwanzig bis dreißig Männer und Frauen rund um die Uhr daran, den Code der Wolke zu knacken.
„Unsere Leute leisten hier gute Arbeit. Also halten Sie sich zukünftig etwas im Zaum.“, wies ihn Matthews zurecht.
„Okay, ich habe verstanden.“
„Vor zwei Tagen ist unser letzter vorgeschobener Posten verloren gegangen. Wir arbeiten mit Hochtouren an einer Möglichkeit den Code anderweitig zu entschlüsseln.“
Drucker spuckten Papierbögen mit endlosen Zahlenreihen aus, Computer errechneten alle möglichen Szenarien und Hunderte von Flatscreens blinkten, piepsten, flimmerten, dudelten und zeigten unscharfe Bilder der Wolke aus unterschiedlichen Blickwinkeln.
„Ich bin erstaunt“, sagte Norman. „Hier wird wirklich High-Tech aufgefahren.“
„Wir tun was wir können und zu was wir in der Lage sind.“ Sie lächelte und führte ihn an den Schreibtischen vorbei zum verglasten Container inmitten der Kommandozentrale.
Matthews klopfte an die Glasscheibe und trat ohne eine Antwort abzuwarten ein.
Norman erblickte die große Weltkarte die die ganze Wandbreite bedeckte, überall steckten rote und grüne Stecknadelköpfe wild verstreut, wie auf einer bunten Blumenwiese.
„Die Roten stehen für die Städte über denen eine Wolke schwebt und die Grünen für wolkenlose Städte, die es aber auch nicht mehr gibt.“ Ein breitschultriger Mann mit akkuratem Militärhaarschnitt stand mit hinter dem Rücken verschränkten Armen vor der Karte. „Verrückte Welt, was Colonel?“
„Ja Sir“, antwortete Matthews zackig.
Der Offizier drehte sich um. „Was will der hier, Matthews? Können sie mir das erklären? Wie oft habe ich schon gesagt, dass Zivilisten keinen Zutritt haben?“
„Ich weiß, Sir. Aber der Mann ist kein einfacher Zivilist, er ist Sicherheitschef der Wäldler.“
„Ja und?“
„Er behauptet zu wissen, wie man unbemerkt in die Wolkenstadt kommt.“
Der General musterte Norman von Kopf bis Fuß, ging auf ihn zu. Wenige Zentimeter vor seinem Gesicht stoppte er und musterte ihn mit stechendem Blick.
Norman roch das herbe Rasierwasser und den Atem der alten Kaffee und Tabak ausströmte.
„Sie behaupten also, ihnen sei das gelungen an dem wie schon seit Wochen rumexperimentieren.“
„Ja“, sagte Norman. Er hielt dem Blick stand. „Ich weiß wie ich da oben reinkommen kann. Was mir fehlt ist die Ausrüstung. Dazu brauche ich ihre Hilfe.“
„Und sie meinen ich helfe ihnen einfach so? Guter Mann, hier sind schon einige hereinspaziert und haben gedacht, uns gute Ideen zu verkaufen. Einige waren recht interessant, während andere echter Müll waren, aber keine hat letztendlich zum Ergebnis geführt, das uns weitergebracht hätte. Wenn ich ihnen helfen soll, dann überzeugen sie mich!“ Der General ließ sich in den Sessel plumpsen, drückte einen Knopf auf der Schreibtischplatte und die Scheiben verdunkelten sich. „Los Mann, überzeugen sie mich!“
Norman legte die Diagramme und Tabellen mit den Berechnungen auf den Tisch, erklärte die Statistiken und Diagramme, die Doris und ihr Team erstellt hatten.
„Nach den Unterlagen hier, haben die Wissenschaftler herausgefunden, dass die Wächter so etwas wie ein Teil der Wolke sind. Sie kommunizieren in einer bestimmten Ultrahochfrequenz miteinander.“
„Gut und schön“, sagte der General. „Aber wie soll uns das weiterhelfen?“
„Wir müssen uns nur das Verhalten der Wächter zu nutzen machen.“
„Wie meinen sie?“
„Wir müssen ihr Verhalten nachahmen. Wie kennen die Frequenz, wir müssen sie nur nachahmen und fliegen getarnt in die Wolke.“
Der General war neugierig geworden und lauschte interessiert Normans Ausführungen.
„Wenn wir eine Hülle hätten in der ein Mensch sitzen kann. Könnte er zur Wolke fliegen, sich unter die Wächter mischen und die Stadt untersuchen. Wir könnten endlich sehen was da oben vor sich geht.“
„Warum sind sie sich so sicher das das klappt?“, fragte Matthews.
„Hier sehen sie selbst. Die Wissenschaftler gingen davon aus, dass die Hülle der Scheiben und die Funkfrequenz die Schlüssel sind. Man optisch angepasst sein, die Hülled der Scheiben schleudern die Ultrahochfrequenz wellen zurück und niemand wird den Unterschied merken.“
„Aber die Größenunterschiede“, gab Matthews zu bedenken.
„Ein kleines Restrisiko gibt es immer“, erwiderte Norman.
„Ein Mann nach meinem Geschmack“, sagte der General. „Und woher bekommen wir das material zum Bau dieses Gefährts?“
„Aus dem ganzen Schrott der hier herumliegt können wir ein Flugobjekt bauen, das groß genug ist für einen Menschen.“
„Und wer soll das sein?“ Der General. „Haben sie eine Idee wen man schicken könnte, Colonel?“
Sie richtete ihren Blick auf Norman, der die Aufzeichnungen zusammenraffte.
„Natürlich bin ich bereit zur Wolkenstadt zu fliegen.“, sagte Norman, bevor sie etwas sagen konnte. „Immerhin ist es meine Idee.“
Der General schaukelte im Ledersessel, faltete die Hände und überlegte bevor er etwas sagte.
„Sie sind also bereit an diesem Himmelfahrtskommando teilzunehmen? Sehr mutig.“
„Ich bin bereit und werde sie nicht enttäuschen, General. Sie kriegen ihre Daten und vielleicht schaffen wir es zusammen das Ding in den Weltall zurückzupusten.“
„Sie gefallen mir, mein Junge“, lächelte der General, erhob sich aus dem Ledersessel und reichte Norman seine breite Pranke. „Ich mag Leute wie sie. Tapfer und visionär. Solche Leute wie sie brauchen wir viel mehr.“ Er klopfte Norman auf die Schulter. „Ich verspreche, sie bekommen jegliche Unterstützung, um dieses Flugding zu bauen.“
„Danke, Sir!“ Norman atmete erleichtert auf, endlich konnte er in die Wolke fliegen und sehen, was mit Moritz geschehen war. Alles lief nach Plan.
„Matthews beschaffen sie dem Jungen, alles was er benötigt. Verstanden?“
„Ja, Sir!“
Der Colonel verließ mit Norman das verglaste Büro.
„Gratuliere, Norm, sie haben den Alten beeindruckt. Ich hoffe, sie behalten Recht mit ihrer Theorie.“
„Ich auch“, murmelte Norman.
Keine zwei Stunden später hatte Norman das nötige Material zum Bau der Scheibe vor sich liegen. Man stellte ihm Techniker und Wissenschaftler zur Seite, die nach seinen Vorgaben den Wächter zusammenbauten. Er überwachte die Arbeit genau und machte sie auf die kleinsten Fehler an der Außenhaut aufmerksam. Die Frequenz und die Außenhülle mussten hundertprozentig mit denen der Wächter übereinstimmen. Die kleinste Abweichung das ganze Vorhaben vereiteln und ihn sein Leben kosten. Er wollte so lange wie nu möglich unentdeckt bleiben während er mitten unter ihnen in die Wolke flog. Oberstes Gebot war die Flugscheibe exakt mit den Frequenzen der Wächter zu synchronisieren.
Drei Tage und Nächte tüftelten die Leute im verlassenen Teil der Tiefgarage über den Bauplänen. Norman tat kein Auge zu und überprüfte andauernd die gefertigten Bauteile. Wenn etwas nicht stimmte oder Veränderungen ausgeführt werden mussten war er immer selbst vor Ort.
Dann nach vier Wochen endlich war die Flugscheibe starbereit.
„Und mit dem Ding willst du fünftausend Meter hoch fliegen?“, fragte Monique fassungslos, als sie das Flugobjekt begutachtete. „Ist das wirklich dein Ernst?“
„Ja“, antwortete Norman und klopfte auf die Flugscheibe, die groß genug war einem Menschen Platz zu bieten. „Mit diesem Ding fliege ich unerkannt in die Wolke und erkunde sie.“
„Du bist verrückt!“
„Ich weiß, aber ich muss es tun. Ich komme nicht zur Ruhe bevor ich nicht weiß was da oben vor sich geht. Was mit den Leichen passiert.“
„Darum geht es dir? Sie sind tot, verdammt noch mal. Ausgelöscht.“
„Ich brauche Gewissheit“, erwiderte Norman kühl. „Ich habe meinen Sohn begraben. Aber warum haben sie ihn ausgegraben und mitgenommen?“
Monique stierte ihn ungläubig an. „Er ist nicht mehr! Also was willst du da oben?“
„Ich weiß, Kleines. Es ist für mich, es geht um mich. Ich will wissen was sie mit ihm gemacht haben.“
„Das wirst du nicht erfahren. Es ist zu lange her. Oder erwartest du ernsthaft, dass er noch da oben umhergeistert?“
„Nein.“ Norman senkte traurig den Blick. „Wie sollst du mich verstehen?“
„Ich kann dich sehr gut verstehen. Ich habe auch meine Familie verloren. Und du bist der einzige der mir noch geblieben ist.“
Monique hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Sei vorsichtig und komm an einem Stück zurück, du Dummkopf. Ich brauche dich doch.“
Norman war über die ungewohnte Zärtlichkeit ihrerseits überrascht und bemerkte erst jetzt wie sie in den letzten Monaten zur jungen Frau herangereift war.
Kräftig drückte er sie. „Wir sind eine Familie und werden es immer sein.“
Monique genoss die Umarmung und vergoss eine einzelne Träne zum Abschied. Dann löste sie sich aus der Umarmung drehte sich wortlos um und verließ ihn.
Kapitel XII
Fünf Männer mussten die Flugscheibe in ihre Einzelteile zerlegen, in Schubkarren und Leiterwagen durch die Kanalisation transportieren und sie außerhalb der Wolkengrenze zusammenbauen.
Norman setzte sich in den Liegesitz und zwei Männer schoben das Dach, das aus zwei Teilen bestand über ihm zu. Er saß abgeschottet von der Außenwelt im Dunkeln, sah und hörte nichts mehr. Er lauschte einen Moment lang seinem Atem, dachte noch einmal an Moritz und Doris bevor er per Knopfdruck startete. Der überdimensionale Wächter erhob sich summend in die Lüfte. Er verursachte dasselbe Swuiiren wie die andern Scheiben auch. Mit einem Joystick steuerte er die Scheibe. Er orientierte sich am Piepsen, das sein Flugobjekt von sich gab, wurde der Ton höher kam ein Hindernis auf ihn zu. Es funktionierte nach dem Prinzip des Fledermausgehörs.
Norman hatte wochenlang ununterbrochen am Simulator geübt. Mit einem leichten Druck nach vorne stieg das Gefährt auf und gewann an Geschwindigkeit. Eine seltsame Erfahrung blind, nur nach Gefühl und Gehör zu fliegen.
In einem Höllentempo flitzte er in den Himmel. Als er in den ersten Wächterschwarm eintauchte, piepste es wie verrückt. Norman betete, dass die richtige Frequenz kalibriert war und sein Theorie auch in der Praxis Erfolg hatte.
Die Wächter ließen ihn durch und fielen auf die Täuschung herein. Er flog im Schwarm mehrer Wächter in die Wolke. Er spürte wie sie ihn abscannten und sein Herz schlug dabei bis zum Hals. Sie nahmen Kontakt auf und erkannten die Frequenz als die ihre. Erleichtert stieß er die Luft durch die Zähne aus.
„Mann, Mann, Mann. Die erste Hürde ist geschafft.“
Nun stand ihm die schwierigste Aufgabe bevor, er musste irgendwo auf der Wolkenstadt landen, eventuell sogar an einem der Zylinder andocken. Er hatte sich die Videoaufzeichnungen von den Andockmanövern der Wächter immer und immer wieder angesehen. Er wusste wo der beste Platz war, aber im realen leben sahen viele Dinge plötzlich anders aus. Die Wolkenstadt schien viel größer, als er gedacht hatte. Sie erstreckte sich über mehrere Quadratkilometer in alle vier Himmelsrichtungen. Überall wimmelte es von umherfliegenden Wächtern.
Norman hatte alle Hände voll zu tun, um nicht mit ihnen zu kollidieren. Aber irgendwie, wichen sie immer haarscharf vor ihm aus. Präzise, genau berechnet und mit sehr hoher Geschwindigkeit.
„Das Ding ist riesig“, flüsterte er ehrfurchtsvoll ins Mikro, durch das er Verbindung zum Boden hielt.
Die Leute in der Kommandozentrale konnten ihn hören, aber er konnte nicht empfangen. Er hatte sich für den Sender entschieden, der im Minutentakt Bilder der Wolkenstadt in die Zentrale schickte. Ein Empfänger wäre zu gefährlich gewesen.
Tüüüttüüüütüüüütüüüütüüüt.
Norman steuerte direkt auf Hindernisse zu, er wollte abdrehen doch die Lenkung funktionierte nicht mehr. SEIN Wächter wurde plötzlich langsamer und schwebte vorsichtig an das Gebäude.
Was nun? Er ging noch einmal alles durch, was er in der Simulation geübt hatte und beschloss am Fuß des Zylinders zu landen. Er setzte sanft zum Andockmanöver an. Mit einem leichten Ruck fügte sich die Scheibe in den Zylinder.
„Ich habe angedockt und verlasse jetzt die Flugscheibe“, meldete er an die Kommandozentrale.
Als er die Kuppel der Scheibe öffnete entdeckte er die Ballons mit den Digitalkameras, die vor Monaten losgeschickt worden waren und nun über der Stadt schwebten und Bilder zum Hauptquartier sandten.
Erst auf den zweiten Blick registrierte er, dass die Ballons sich keinen Deut bewegten und sie hingen bewegungslos in der Luft. Nicht einmal die vorbei fliegenden Wächter warfen sie aus der Bahn. Über der Stadt schienen nur die Wächter frei agieren zu können. Sie schwebten im Tiefflug über die Gebäude und die Straßenschluchten, die Norman jetzt viel kleiner und enger vorkamen, als auf den Videobotschaften, die er im Hauptquartier auf den Bildschirmen gesehen hatte.
Norman schulterte den Rucksack, stieg aus der Scheibe und versank bis zu den Knöcheln in dem grünen Bodenbelag. Ihm kam der Vergleich mit dem Plüschteppich bei seiner Mutter Zuhause in den Sinn.
Er stapfte zum größten Zylinder, der glänzend, kühl, glatt, einfach makellos in die Höhe ragte. Von Nahmen schimmerte der Lack in allen erdenklichen Farben. Norman schoss Aufnahmen mit der Kamera, auf dem Display erkannte das die Farbe aus kleinen einzelnen Farbklecksen bestand, die sich sehr schnell vermischten, und das Schwarz vortäuschten.
Auf der gegenüberliegenden nahm er eine schemenhafte Bewegung wahr. Norman drückte sich schützend an die Wand.
Er wollte von den startenden Wächter die ihre Andockstation verließen nicht entdeckt werden.
Ein breiter Spalt blieb übrig, wo der Wächter sich gerade vom Zylinder abgekapselt hatte. Langsam schloss er seine Pforten bevor er sich donnernd schloss, sprang Norman hindurch und landete im Inneren des Gebäudes.
Totale Dunkelheit umschloss ihn. Seine Augen mussten sich an die Lichtverhältnisse gewöhnen. Dann nahm er undeutliche Konturen und den Geruch von verschmortem Plastik und verbranntem Gummi wahr. Der intensiv stechende Gestank vernebelte die Gedanken. Norman verlor die Orientierung, sein Kreislauf sackte in den Keller. Das Rauschen in den Ohren schwoll bis zur Unerträglichkeit an, der Magen rumorte und gluckste. Norman fiel auf die Knie und übergab sich auf den Boden, der sofort die menschliche Ausscheidung aufsaugte, wie ein Schwamm.
Nach dem er sich wieder erholt hatte, drang er an die glatte Tunnelwand gepresst in die Finsternis vor.
Nach einigen Schritten fühlte er die leichten Vibrationen die vom Boden in seinen Körper drangen. Norman spreizte seine Hand auf den Boden und spürte den rhythmisch pochenden Puls. War es sein eigener Puls? Oder täuschte er sich? Oder? Ja. Das war sie.
Das Ding lebte. Also hatte Doris Recht behalten, die Wolkenstadt, oder wie man das Ding auch immer nennen wollte, war ein lebender Organismus. Norman holte die Maclite aus dem Rucksack und knipste sie an.
Der Lichtstrahl fraß sich durch die Dunkelheit und erhellte den breiten Gang. Die grün glänzende Wände bildeten eine Allee aus Lichtpunkten und Blitzen. Je weiter er ins Innere vorstieß, desto mehr vermischte sich die Gerüche zu einem Brei aus metallischem, gummiartigen und menschlichen Duftnoten, die sich auf seine Lunge legten und das Atmen erschwerten, dass ihm jede Bewegung anstrengte, als wäre er auf einer Bergtour zum Mount Everest.
Was er in ihrem Innersten finden würde? Die Wahrheit? Den Beweis, was sie mit den Menschen machte, nach dem sie sie in den Fängen hatte?
Der Tunnel zog sich unendlich in die Länge und fiel langsam ab. Somit ging es nach unten ins Herz der Stadt
Licht. Flimmern am Ende des Tunnels. Norman knipste die Mac aus, behielt sie aber als Schlagwaffe in der Hand. Sie gab ihm Sicherheit, wobei er nicht einmnal wusste vor wem. Angezogen vom hellen Licht wie eine Motte, tapste er weiter aus der Finsternis in die Helligkeit.
Zuerst nur Flecken. Schwarze flirrende Punkte. Dann gewöhnten sich die Pupillen an die neuen Verhältnisse und er blickte in das Zentrum der Stadt. Ein ungeheuerlicher Schlund öffnete sich vor seinen Füssen. Tiefer und dunkler, als er je einen gesehen hatte.
Bedrohlich und verschlingend. Bodenlos und unendlich. Wer hineinstürzte wurde von der Stadt für immer verschlungen.
Hier an diesem Ort pochte ihr Herz, der Kern des Übels und die Schaltzentrale des Wahnsinns der letzten Wochen. Feine Vibrationen stiegen aus ihrem Abgrund auf und spendeten der Stadt die Kraft.
Norman ging an den Abgrund heran, lugte über die steil abfallende Kante.
Urplötzlich erbebte der Boden unter seinen Füßen. Norman krallte sich krampfhaft mit beiden Händen in den weichen Boden.
Kurz darauf öffnete ein Durchgang seine Pforten. Wo zuvor eine grüne Wand den Weg versperrt hatte, lud nun ein riesiges Loch zum eintreten ein.
Norman folgte dem neu entstandenen Gang und begab sich immer tiefer ins verworrene Labyrinth der Wolkenstadt.
Im Moment war ihm egal, ob er jemals wieder einen Weg herausfinden würde. Neugier und Forscherdrang hatten ihn gepackt. Er wollte den Ursprung kennen lernen.
Kapitel XIII
Automatisch zerlegten die mechanischen Tentakel die menschlichen Körper in Einzelteile. Die Körperteile wurden feinsäuberlich abgetrennt und nach Größe und Alter sortiert.
Menschliche Köpfe aufgespießt auf langen Stahlspitzen aufgereiht, schienen in den Regalen zu schlafen.
Im nächsten Schritt griffen andere Tentakel nach den einzelnen Körperteilen und setzten sie wahllos ohne erkennbares System zusammen.
Dünne Laserstrahlen klebten Arme und Beine an die Torsos. Haut, Haare und Knochen verschmolzen wieder makellos zu einer Einheit. Köpfe wurden mit einigen Drehungen auf Wirbelsäulen geschraubt, als würde man Glühlampen in Fassungen schrauben.
Der dadurch entstandene Körper machte mehrere Phasen der Wiederbelebung durch. Zuerst bekam er eine Transfusion mit verschiedenen Flüssigkeiten, dann folgten Elektroschocks für das Herz und zu guter Letzt für das Gehirn. Waren Gehirn und Herz stimuliert, erwachten die „neuen“ Menschen. Nackt, wie Gott sie erschuf, standen sie in Reih und Glied, weder Narben noch Verletzungen verunzierten sie. Ihre Körper waren makellos und perfekt. Neugeborene in einer neuen Welt.
Norman beobachtete, wie die Tentakel Kinder in Moritz Alter, zerlegte und zusammenfügte. Ein Junge wurde zu einem Mädchen, dünne Kinderarme an einem fetten Torso befestigt.
Instinktiv wollte Norman eingreifen und den Vorgang stoppen, aber was hätte es bewirkt? Nichts. Nur dass sie auf ihn aufmerksam geworden wären und seine Mission hätte ein vorschnelles Ende genommen.
Eine unüberlegte Aktion hätte ihn nur in Schwierigkeiten gebracht.
Nun da er wusste, was sie mit den Leichen taten, beschloss Norman den Rückzug anzutreten. Er hatte genügend Material gesammelt, um zu wissen woher die Horden kamen , wie sie entstanden und wie die Wolke ihre eigene Armee erschuf.
Ihm wurde schmerzlich bewusst, auch Moritz hatte dieses Schicksal der unzähligen Leichen geteilt.
Jetzt musste Norman den Rückzug antreten und den Weg aus dem Labyrinth finden.
Doch er war einfach zu lange im Dunkeln gelaufen, hatte zu viele Gabelungen gekreuzt und war irgendwo irgendwelchen Durchgängen gefolgt hinter. Er wusste nicht mehr wo er war, geschweige denn wusste er wie er hier herauskommen sollte.
Er hatte sich in einem Labyrinth mit Abermillionen Möglichkeiten verirrt. Wenn er dachte, er wäre an einem neuen Ort entdeckte er sofort etwas das ihm bekannt vorkam. Bald konnte er nicht mehr unterscheiden, ob er im Kreis oder in einem neuen Tunneln umherstreifte.
Nach unendlicher Odyssee durch die Gänge, Gabelungen und Abzweigungen gelangte er wieder in die Halle, in der unentwegt Menschenkörper zusammengesetzt wurden.
Irgendwie mussten die doch auch zur Oberfläche gelangen, dachte Norman.
Im Schatten der Greifer reihte er sich in die Gruppe der neu erschaffenen Menschen ein und marschierte gemeinsam unter ihnen aus dem Labyrinth.
An der Oberfläche warteten bereits unzählige Wächter, um die Neuen in Gruppen zur Erde zu transportieren, wo sie der Stadt dienen würden.
Als Norman eine Chance sah, entfernte er sich unauffällig aus der Reihe und versteckte sich hinter einen der dunklen Zylinder. Er suchte panisch den Landeplatz seiner Flugscheibe, aber er fand sie nicht mehr.
Man muss sie entdeckt und weggeschafft haben. Also wussten sie, dass er hier war. Aber warum suchten sie nicht nach ihm?
Warum sollten sie? Er befand sich auf ihrem Terrain, saß 5000 Meter über der Erde fest. Ohne fremde Hilfe kam er hier nicht fort. Früher oder Später würden sie ihn aufspüren. Und wenn nicht würde er verhungern oder verdursten. Seine Optionen standen wahrlich nicht sehr gut.
„Scheiße! Wie konnte ich so naiv sein und denken, sie bemerken meine Ankunft nicht.“
Es gab nur einen Ort wo sie ihn nicht erwarten würden und das sie vielleicht nicht in Erwägung zogen, er musste zum Kern. Ins Herz.
Also ging er erneut ins Labyrinth, drang viel schneller zum Kern vor. Die Durchgänge standen noch weit geöffnet und wiesen ihm ohne Umschweife den Weg. Es schien als würde er erwartet. Sein Magen verkrampfte, das Herz schlug schneller, alle Sinne auf Gefahr gestellt.
Dann kam er erneut zum Höllenschlund und setzte sich behutsam an den Rand auf den feuchtwarmen Boden, sog die stinkende Atemluft ein und spürte das leichte Zittern das seine Körper durchfuhr. Die Vibrationen wurden stärker und aus der unergründlichen Tiefe des Abgrunds grollte die bedrohliche Stimme herauf.
„Du wagst es mich zu stören, Menschenkind.“ Jedes einzelne Wort hämmerte auf ihn ein und drang bis in jede Zelle seines Körpers vor. „Wer bist du, dass du es wagst mein Reich zu betreten? Willst du mich herausfordern?“
„Ich will dich herausfordern“, schrie Norman in den Schlund. „Ich will verstehen, wer du bist und was du von uns willst!“
„Das wollten schon viele vor dir!“
„Und was hast du ihnen geantwortet?“
„Schlaues Bürschchen! Ich bin hier weil ihr meine Schäfchen seid und mich verärgert habt“, antwortete die Stimme.
„Sprich deutlich und nicht in Rätseln.“ Norman erwartete klare Antworten. „Wieder dieses religiöse Geschwafel. Was soll das?“
„Du bist wie alle! Immer dieselben Fragen!“
„Und was hast du ihnen geantwortet? Wo sind sie jetzt?“
„Sie sind in meinem Reich. Sie wollten ins Antlitz Gottes sehen und konnten es nicht ertragen“, posaunte die Stimme bedrohlich und dabei leuchtete der Schlund in grünen unbd blauen Farbtönen. „Sie wollten mein Antlitz schauen und zerfielen zu Asche.“
„Was soll das über Gott?“
„Denk nach du Wurm. Tief in dir weißt du es.“
„Willst du damit andeuten, du seiest Gott?“ Norman fand diese Frage absurd, aber wie absurd war eine Unterhaltung mit einer außerirdischen Wolke, die Tod und Vernichtung über die Menschen brachte?
Es dauerte einige Minuten bis die Antwort aus dem Schlund hinauf grollte.
„Nein“, entgegnete die Stimme. „Ich bin nicht nur ein Gott, ich bin euer Gott! Der Gott der Menschen! Ich bin das Alpha und das Omega! Der Anfang und das Ende!“
Schon wieder Bibelzitate. Die Wolke schien die Bibel auswendig zu kennen? Aber warum gerade die Bibel? Norman versuchte das unbekannte Wesen mit Fragen zu verwirren, Schwächen zu finden.
„Wenn du der Gott der Menschen sein willst, warum bist du böse?“
„Ich bin nicht böse auf euch. Ich nehme nur das was mir so wieso gehört.“ Es schien als ob die längere Pause bewusst einlegt war um die Spannung zu steigern. Quatsch. Es war nur ein biomechanischer Organismus, also künstliche Intelligenz, die kann nicht spüren oder fühlen. Sie konnte nichts über Rhetorik wissen. „Ich hole euer Leben, um es neu zu erschaffen.“
„Aber die Menschen welche du neu erschaffst, das sind seelenlose Killer. Sie bringen ihre Mitmenschen um.“
„Ich weiß, ich mache nichts anderes, als das was ihr schon seit Jahrtausenden macht. Ihr seid Menschen und darauf programmiert zu töten. Und das wird sich niemals ändern. Das ist euere Quintessenz. Auch wenn ihr eueren animalischen Trieb unterdrücken wollt. Und an ein neues utopisches Zeitalter glaubt. Der tierische Trieb wird unweigerlich ausbrechen.“
Die Stadt bebte heftiger und das Orchester erschallten. Norman hörte die Posaunenklänge nur gedämpft.
„Das sind die Posaunen von Jericho! Sie zerstören alles und jeden. Über deine Stadt wird nun der letzte Angriff kommen. Meine Heerscharen stehen zum Sturm bereit, in wenigen Augenblicken ist alles vorbei.“
Norman erinnerte sich an Moritz, der wimmernd im Dreck starb, die hübsche Doris, die unter der schweren Panzertür vergraben war und die jugenhafte Monique, die ihm einen Abschiedkuss auf die Wangen gehaucht hatte. Sein Versprechen wiederzukommen würde er wohl nun nicht mehr einhalten können.
„Daraus wird wohl nichts“, murmelte er und holte aus seinem Rucksack den schweren Sprengsatz hervor, den er für alle Fälle mitgebracht hatte.
Das war der Deal mit dem General gewesen, wenn er keine Möglichkeit sah in nach Hause zurückzukehren, hatte er versprochen das C4, das über einen Fernzünder mit der H-Bombe im Wächter verbunden war zu zünden. Der Zeitpunkt war gekommen.
Norman saß in der Falle, die Wolke blies im wahrsten Sinne des Wortes zum letzten Gefecht auf die Stadt. Norman würde seiner Familie folgen.
„Gut wenn du es nicht anders willst werde ich dich zurückschicken wo du herkommst. Geh´ zum Teufel!“ Norman lachte lauthals. Welche Ironie?
Er nahm Anlauf und sprang in den dunklen Abgrund, stürzte, wirbelte um die Achse und schlug Saltos.
Während sein Leben vor seinen Augen rückwärts ablief drückte er den Knopf. In Zeitraffer rasten die Bilder seines Lebens vor seinem geistigen Auge vorbei. Noch bevor er am Ende seines Lebens ankam, zerriss der Feuerblitz die Dunkelheit und hüllte ihn in strahlendes Licht.
Die gewaltige Detonation zerfetzte den Kern. Das Funksignal zündete die H-Bombe im Wächter und ein übermächtiger Atompilz wuchs kilometerweit in den Himmel.
Kapitel XIV
Der Widerstand hatte die Stadt geräumt und das Hauptquartier aufgegeben, nachdem die Zeit verstrichen war und die Bilder von der Entdeckung von Normans Flugscheibe über die Schirme flimmerten. Die Nachricht von Normans chancenloser Rückkehr verbreitete sich schnell. Der General führte die letzten Überlebenden durch die Kanalisation aus der Stadt in den Wald.
Monique und Matthews spähten durch ihre getönten Brillen und betrachteten den bedrohlich schönen Anblick des Atompilzes der sich vom Nachthimmel abhob.
Die Wächter stürzten schlagartig wie Schneeflocken vom Himmel und knallten scheppernd auf den Boden. Ihre Lichter erloschen und ihre Macht war zerschmettert.
Die Menschenhorden blieben wie angewurzelt stehen und starrten gleichzeitig in den Himmel, als die Stadt gigantische Wolkenstadt vom Himmel fiel und sie unter sich begrub. Die Staubwolke war gewaltig und selbst bei den Waldbewohnern schmeckte die Luft tagelang nach Staub. Das Krachen und Donnern hallte über die Ebenen der Wildnis und erschütterten die Erde noch ein letztes Mal.
Monique schaute gebannt in den Atompilz und Tränen liefen über ihr Gesicht. Er hatte sein Versprechen nicht eingelöst und war nicht zurückgekehrt. Nun war sie allein und auf sich gestellt in dieser neuen Welt. Sie spürte die warme Hand auf den Schultern.
„Du bist nicht allein. Ich werde auf dich aufpassen. Jetzt wo die Wolke weg ist, bin ich kein Soldat mehr! Ich habe meine Tochter in den Trümmern verloren! Aber ich habe eine Neue gefunden!“
Monique lächelte und ging mit Matthews in den Wald.
E N D E
Texte: Michael F. Zeh
Bildmaterialien: Michael F. Zeh
Tag der Veröffentlichung: 11.02.2012
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