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Zwanzig Jahre hatte ich gebraucht, um mir meinen Traum zu erfüllen, zwanzig Jahre, bis ich mir das alte Herrenhaus am Flußufer kaufen konnte. Und weitere zehn Jahre dauerte es, bis es so hergerichtet war, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Als das endlich geschafft war, war ich von unbändigem Stolz erfüllt, und ich hätte gewiß noch eine Reihe glücklicher Jahre vor mir gehabt, - wäre nicht Molly in mein Haus gekommen.
Sie war ein junges Ding aus dem Dorf, kam aus ärmlichen Verhältnissen, ohne jegliche Bildung und mit vorlautem Mundwerk.
Doch sie war schön! Wunderschön! Selbst einem Mann in meinem Alter ließ sie noch das Blut in den Adern rasen.

Eigentlich hätte sie sich nur um den Haushalt kümmern sollen, doch bald kümmerte sie sich weit intensiver um mich, und ich Narr ließ sie gewähren. Um ehrlich zu sein, es schmeichelte mir sogar, und ich vergaß, daß ich ein alter Mann war.
Und schließlich machte ich den schlimmsten Fehler meines Lebens: Ich heiratete sie!
Viel zu spät merkte ich, daß sie nicht mich gewollt hatte, sondern nur mein Haus und mein Geld.
Bald betrog sie mich mit Bertram, einem Jungen aus dem Dorf. Zuerst traf sie ihn nur heimlich in der Scheune, im Garten hinten den Büschen oder auch im nahegelegenen Wäldchen. Doch bald scheute sie sich nicht einmal mehr davor, in meinem eigenen Haus, vor meinen Augen mit ihm herumzuschmusen, hell aufzukreischen, wenn er ihr an den Busen faßte oder sie ins Hinterteil kniff. Sie schaute sogar mit einem spöttischen Blick dabei zu mir herüber, um sicherzugehen, daß ich es auch wirklich gesehen hatte.

Eines Tages stieß sie mich dann brutal die Kellertreppe hinunter. Niemals werde ich das triumphierende Lachen vergessen, mit dem sie von der obersten Stufe auf mich herabsah, bevor sie die Tür schloß und mich einfach liegenließ.
Zwei Tage brauchte ich, um zu sterben, zwei Tage voller Schmerz und Pein, unfähig zu rufen oder mich bemerkbar zu machen. Dann endlich war meine Seele frei.
Doch ich sann auf Rache, und diese Rachegedanken hielten mich im Haus gefangen und hinderten mich daran, den Weg in höhere Gefilde zu finden, wo ich eigentlich längst hingehörte.
Ich beschloß, zu spuken und Molly aus dem Haus, - aus meinem

Haus, - zu vertreiben. Ich nahm all meine Energie zusammen, und in einer dunklen kalten Winternacht gelang es mir tatsächlich. Molly stieß einen schrillen Schrei aus und blieb kreidebleich und entsetzt stehen, als sie mich sah. Ihr Anblick erfüllte mich mit Genugtuung, und ich beschloß, mich nun häufiger zu einer solchen Vorstellung aufzuraffen.
Doch leider gewöhnte sie sich mit der Zeit an mein Erscheinen, und bald gab es kein Erbleichen mehr, kein Zittern, keinen entsetzten Schrei. Im Gegenteil, eines Tages warf sie sogar mit einem Krug nach mir und schrie: “Verschwinde endlich, Alter!”
Schon wollte ich resigniert aufgeben, als ich bemerkte, daß ihr Bertram allmählich auf die Nerven ging. Er hatte sich allzu häuslich bei ihr niedergelassen, seit ich nicht mehr da war. Den ganzen Tag lag er faul herum und lebte von meinen Hinterlassenschaften, und von Molly erwartete er, daß sie ihn von vorne bis hinten bediente. Aber da kannte er sie schlecht!

Eines Abends lauerte sie ihm in der Diele auf, schlich sich von hinten an ihn heran und versetzte ihm mit einem Hammer einen kräftigen Schlag auf den Hinterkopf. Laut polternd brach er auf den Fliesen zusammen. Sie öffnete die Haustüre, zerrte ihn die Stufen hinunter bis auf die Einfahrt und gab ihm zum Abschied noch einen Stups mit der Schuhspitze. Dann verschloß sie die Haustüre und legte die Kette vor. Den Hammer hatte sie für einen Augenblick oben auf dem Schrank in der Halle abgelegt, bis sie mit einem Eimer Seifenwasser die Fliesen gereinigt hatte.
Das war meine Chance! Ich nahm den Hammer an mich, - mit all dem Blut aus Bertrams Kopf und den verklebten Haaren, die daran hängengeblieben waren, und mit ihren Fingerabdrücken.
Sie suchte verzweifelt danach. Sie stieg auf einen Stuhl und sah nach, ob er vielleicht zu weit nach hinten gerutscht war. Sie kroch auf den Knien, weil sie glaubte, er könnte zwischen Schrank und Wand heruntergefallen sein. Sie heulte und fluchte, - aber sie fand ihn nicht.

Später, als die Polizei bei ihr vorsprach, erzählte sie die Geschichte, die sie sich zurechtgelegt hatte: Bertram habe ihr schon seit Wochen nachgestellt, aber sie sei niemals interessiert an ihm gewesen.
An jenem Abend hatte sie ihn gar nicht gesehen. Die Haustüre sei fest verriegelt und die Klingel abgestellt gewesen, und sie hatte sich einen spannenden Film im Fernsehen angeschaut. - Nein, gehört hatte sie nichts, - außer den Schreien des Opfers im Krimi auf der Mattscheibe.

In diesem Augenblick ließ ich den Hammer auf der Rückseite des Schrankes hinunterrutschen, und mit lauten Poltern fiel er auf die Fliesen.
"Was haben wir denn da!" sagte der Kommissar.
Mit seinem Taschentuch griff er danach, betrachtete ihn nachdenklich und schaute dann Molly an.
Sie war weiß wie eine Wand geworden.
“Ich verhafte Sie wegen Mordes,” sagte er zu ihr und fingerte an seinem Gürtel nach den Handschellen.

Während man sie in das Polizeiauto drängte, fühlte ich mich endlich wieder leicht und frei. Die Gerechtigkeit hatte gesiegt. Jetzt konnte ich mich himmelwärts auf den Weg machen, - ich hoffte nur, daß mir der Bertram nicht begegnen würde.

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Tag der Veröffentlichung: 19.03.2009

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