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Das Traumpaar

Gehören Sie, verehrte Frau Müller, auch zu den, von meinem Chef hoch geschätzten Kundinnen, die für ein neues Paar Schuhe morden würden? Scheuen Sie sich nicht es zuzugeben, denn sie befinden sich in bester Gesellschaft.
Welcher Schuh-Typ sind sie? Der, die in breiten hühneraugen - schonenden Entenschuhen daher schlurft, oder sind Sie eher die Frau, die sich in hohen Stöckelschuhen, durch gepflasterte Innenstädte quält?
Meinem Chef ist es völlig egal, zu welchem Schuh-Typ Sie gehören, denn er will nur eines, - Ihr Geld!
Dafür wird er Sie belügen und betrügen. Trotzdem werden Sie, meine Liebe, unseren Laden, glücklich und zufrieden verlassen. Sie glauben mir nicht? Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich vor, Sie betreten unser kleines, aber sehr elegantes Geschäft.
Das zumindest, ist der Teil, in den Sie Einblick haben werden, sobald sich die Ladentür hinter Ihnen schließt, denn unser Lager, in dem sich der für Sie so kostbare Schatz befindet, ist alles andere als elegant.
An diesem Tag kommen Sie, in Ihrer kurzen Mittagspause abgehetzt zu uns, um schnell ein Paar neue Pumps, für die bevorstehende Hochzeit Ihrer Tochter zu erwerben.
Bei Ihrem letzten Friseurbesuch, haben Sie das optimale, gerade aktuelle Paar Ihrer Begierde, auf dem Titelblatt einer angesagten Frauenzeitschrift entdeckt. Genau diese Pumps Schuhe wollen sie haben, und mit der entsprechenden Zeitschrift unterm Arm, lassen sie sich in einem der bequemen Sessel unserer Boutique nieder.
Mein Chef wird Sie freundlich lächelnd begrüßen und zunächst, mit einem Kaffee, Tee, oder wenn Sie mögen, Prosecco, verwöhnen.
Dass der Kaffee, schon seit Stunden, auf unserer alten Kaffeemaschine vor sich hin brodelt und der Prosecco eigentlich ein Sekt ist, dem schon seit Tagen die Kohlensäure entwich, wird Sie nicht weiter stören. Nein, - Sie werden es noch nicht einmal bemerken, denn mein Chef wird Ihnen, geschätzte Frau Müller, das Gefühl geben, für etwa eine Stunde, die Königin unseres kleinen Ladens zu sein. Der Sessel, wird für Sie zum Thron, von dem aus Sie herrschen werden.
Doch Vorsicht, Frau Müller, alles ist nur Illusion!
In dem Augenblick, in dem Sie meinem Chef Ihre Schuhgröße anvertraut haben und das Hochglanzfoto Ihrer heiß begehrten Pumps zeigen, wird er Sie vollkommen in seinen Bann ziehen.
Die Pumps auf dem Titelblatt glänzen in einem, in diesem Jahr angesagten, Lila, und mein Chef wird Ihnen überzeugend versichern, dass er genau diese Schuhe in unserem Lager, extra für Sie aufbewahrt, verehrte Frau Müller.
Während er Sie, mit einem zufriedenen Gefühl erwartungsvoll, in Ihrem Sessel zurücklässt, um, wie er Ihnen vorgaukeln wird, die begehrten Pumps zu holen, wird er für einige Minuten in unserem kalten, staubigen Lager, zwischen den wackeligen, altersschwachen Regalen verschwinden, um schnell nachzusehen, welches Paar Schuhe die letzten zwei Schlussverkäufe überlebt hat und seitdem darauf wartet, veräußert zu werden.
Meine Kollegin und ich, werden in Windeseile Kartons aus den verstaubten Regalen herunterholen, die Ihrer Schuhgröße entsprechen. Sagten Sie 39? Wir werden Ihnen Modelle in den Größen 37 bis 40 präsentieren, denn Ihre Größe, haben wir nicht mehr so zahlreich am Lager.
Mein Chef, wird anschließend wieder zu Ihnen zurückkehren und sich zu Ihren Füßen, auf einen kleinen Hocker setzten, an dem es eine Vorrichtung gibt, auf der Sie einen Fuß bequem abstellen können.
Nun beginnt ein perfekt inszeniertes Schauspiel.
Meine Kollegin und mich, werden sie kaum bemerken, denn wir halten uns diskret im Hintergrund und sind für den perfekten Ablauf zuständig, während mein Chef Sie eifrig und sehr galant umgarnen wird.
Wann hat man schon mal einen gut aussehenden Mann zu Füßen, so wie es gerade bei Ihnen der Fall ist? Sie rutschen noch tiefer in den Sessel, während ich die ersten drei Kartons, zu Ihren Füßen stelle.
Mein Chef sieht Ihnen tief in die Augen, nimmt einen der Kartons in seine gepflegten Hände und öffnet ihn vorsichtig, wie eine Schatztruhe.
Ihre Augen, wohlwollende Frau Müller, blicken erwartungsvoll auf den Inhalt, doch zunächst sind Ihre Pumps noch in zartem Seidenpapier verhüllt, so dass Sie noch keinen Blick darauf erhaschen können.
Nun wird, der Ihnen scheinbar unterwürfige und ergebene Mann erzählen, dass er, bevor er Ihnen das Paar Schuhe zeigt, welches auf Ihrer Hochglanzzeitung neben Ihnen prunkt, die gesamte, in diesem Jahr angesagte, lila Kollektion präsentieren wird.
Von diesem, scheinbar großzügigen Angebot, werden Sie begeistert sein.
Dieser Mann, werden Sie denken, ist ein ganz besonders nettes und zuvorkommendes, Frauen - verstehendes Exemplar. Ihr eigener Mann, hätte schon bei dem zweiten Paar, das Sie sich angesehen hätten, genervt und ungeduldig, mit den Augen gerollt.
Ihr, von Ihnen innig geliebter Mann, schafft es gerade so, den Kaffeebecher auf die Spülmaschine zu stellen. Um Ihn dort hinein zu befördern, fehlt ihm scheinbar die Kraft, denn schließlich ist er ja auch nur ein Mann.
Etwas verschämt befreien Sie nun Ihre Füße, von den weißen, etwas verwaschenen Socken, die Sie am Morgen eilig unter die Stiefeletten angezogen haben.
Mein Chef, wird dabei keine Miene verziehen. Auch dann nicht, wenn er das Hühnerauge auf Ihrem mittleren Zeh sieht und die nicht mehr ganz frisch lackierten Fußnägel. Schnell verstecken Sie Ihre Füße, in den von mir hingehaltenen seidenen Probiersöckchen.
Endlich sind die ersten Pumps ausgewickelt, und Sie schlüpfen erwartungsvoll hinein. Während Sie unsicher zu dem bereitstehenden Spiegel stöckeln, werden sie von uns angehimmelt, und wir werden Ihnen versichern, wie wunderbar sie in Ihren Schuhen aussehen.
Einen klitzekleinen Augenblick glauben Sie meinem Chef nicht und sehen zweifelnd zu meiner Kollegin hinüber, deren Aufgabe es sein wird, Ihnen anerkennend zu zulächeln und bestätigend zu nicken.
Dass eine Naht, genau über Ihrem Hühnerauge drückt, ignorieren Sie mit dem Wissen, dass Sie noch viele wunderbare Paare, aus der zauberhaften lila Kollektion, an Ihren Füßen bewundern dürfen, bevor Sie sich endgültig für Ihr Traumpaar entscheiden.
Sie können ja auch nicht wissen, dass mein Chef schon längst beschlossen hat, Ihnen genau diese Pumps, die seit zwei Jahren in unserem Lager schlummern, zu verkaufen.
In der nächste halben Stunde, probieren Sie unzählige Schuhe, in allen möglichen und unmöglichen Lilatönen an.
Inzwischen habe ich, die von meinem Chef für Sie auserkorenen Schuhe, ohne dass sie es bemerkt haben, verschwinden lassen und in unsere Werkstatt gebracht.
Unser Schuster, wird schnell aufgedruckte Größe 38, mit Aceton entfernen. Dann bearbeitet er die Naht, die an Ihrem Hühnerauge so sehr gedrückt hat, mit einem Hammer, so dass sie etwas flacher und weicher werden wird. Schließlich zieht er Ihre Pumps auf einen Leisten, in der von Ihrer eigentlichen Größe 39. Die Nähte sind kurz davor zu bersten, doch sie halten den Widerstand des Leistens gerade so aus.
Als sie zwischendurch einmal auf die Uhr sehen, liebe Frau Müller, bemerken Sie, nervös, dass Ihre Mittagspause schon fast vorbei ist.
Auch meinem Chef entgeht Ihr Blick auf die Uhr nicht, denn er hat schon lange darauf gewartet. Unauffällig nickt er meiner Kollegin zu. Sie verschwindet in unsere Werkstatt, um die Pumps von dem viel zu großen Leisten zu befreien und sie dem Chef unauffällig zu bringen.
Wieder bekommen Sie von ihm die Pumps an Ihre, inzwischen vom anprobieren, gestressten Füße gesteckt.
Sie werden nun begeistert sein. Die von dem Leisten geweiteten Schuhe, fühlen sich nun scheinbar an, wie für Ihre Füße maßgeschneidert. Dass es das erste Paar ist, das sie anprobiert hatten, bemerken sie nicht, nach den unzähligen Prachtexemplaren, die Sie inzwischen an Ihren Füßen hatten.
Völlig begeistert und glücklich, lassen sie sich, die für Sie fantastischen Pumps einpacken und während sie eine beträchtliche Summe auf die Ladentheke legen, ,sind Sie meinem Chef unsagbar dankbar, da er so geduldig mit Ihnen war.
Sie verlassen glücklich und zufrieden unseren Laden und begrüßen eilig, im Vorbeigehen, Frau Maier, die gerade mit einer Zeitung unter dem Arm, unseren eleganten Laden betritt und von meinem Chef, mit einem strahlenden Lächeln, empfangen wird, und kehren eilig zu Ihrem Arbeitsplatz zurück.
Abends, kommen Sie abgehetzt, aber immer noch glücklich über den Kauf Ihrer Pumps, Heim zu Herrn Müller.
Während Sie den Kaffeebecher, den Ihr Mann auf der Spülmaschine deponiert hat, dort hinein räumen, erzählen Sie Ihm stolz von Ihrer Errungenschaft. Er zuckt nur gleichgültig mit den Schultern, denn für Mode hat er nicht viel übrig.
In Gedanken, sehen Sie meinen Chef, der Sie charmant anlächelt, während Sie das Abendessen für Herrn Müller zubereiten und lächeln vor sich hin.
Nach dem Abendbrot stellen Sie, immer noch bester Laune, die neuen Schuhe zu den Fehlkäufen, die sorgsam aufgereiht in Ihrem Schuhschrank stehen.
In den nächsten Tagen wird noch sehr viel, für die bevorstehende Hochzeit Ihrer Tochter zu tun sein, während die lilafarbenen Pumps geduldig, auf ihren ersten Auftritt warten.
Am Morgen des großen Tages, sitzen Ihre Frisur und Ihr neues Kostüm perfekt. Nach einem Blick in den Spiegel, aus dem Ihnen eine noch durchaus attraktive Frau Müller entgegen lächelt, schlüpfen sie gut gelaunt und mit frisch lackierten Fußnägeln, in Ihre wunderschönen, neuen Schuhe.
Nun, bei Tageslicht, bemerken Sie enttäuscht, dass die Farbe doch nicht so passend zu Ihrem Kostüm ist. Leider, liebe Frau Müller, ist es für einen Umtausch nun zu spät.
Während Sie eilig die Krawatte Ihres Mannes binden, drückt eine Naht der Prachtstücke auf Ihr Hühnerauge. Sie ziehen gequält Ihre Zehen ein, um dem Druck zu entgehen.
Die Zeit eilt. Sie preschen, mit den ungewohnt hohen Absätzen, über das Kopfsteinpflaster des Kirchplatzes, um kurz darauf zwischen den Pflastersteinen stecken zu bleiben und umzuknicken.
Gerade so, können Sie es verhindern, dass Sie in Ihrem neuen Kostüm, kopfüber auf die Nase fallen und fühlen, während sie weiter humpeln, wie Ihr Knöchel langsam anschwillt.
Als Sie endlich, arme Frau Müller, die für die Eltern des Brautpaares angedachte Kirchenbank finden, lassen Sie sich erleichtert darin niedersinken.
Ergriffen lauschen Sie nun den Worten des Pfarrers, während Sturzbäche von Tränen Ihnen die Wangen hinunter rinnen.
Es sind Tränen der Rührung, aber auch Tränen der Schmerzen, die Ihnen der angeschwollene Knöchel verursacht.
Ihrem Göttergatten erzählen sie lieber nichts von Ihrem schmerzenden Knöchel.
In dem zauberhaften Restaurant angekommen, ziehen Sie während des Hochzeitsmahles, heimlich unter dem Tisch, Ihre Schuhe aus. , Dankbar empfinden Sie dies als Wohltat.
Leider ist auch das festlichste und schmackhafteste Essen irgendwann vorbei. Nachdem die üblichen Hochzeitsansprachen vorüber sind, kommt es zu dem traditionellen Hochzeitswalzer der Brautleute, bei dem Sie als stolze Brautmutter wohlwollend zusehen. Als die letzten Töne des Schneewalzers erklingen, wird Ihnen, unbeugsame Frau Müller, bewusst, dass Sie schnell wieder in Ihre lila Folterinstrumente schlüpfen müssen, denn Ihr frisch gebackener Schwiegersohn, wird Sie nun zum Tanz auffordern.
Während er Sie, Brautmutter Müller, zur Tanzfläche führt, lächeln Sie gequält.
Ihr Lächeln, wird, Monate später, als Sie sich mit ihr die Hochzeitfotos ansehen, Ihre beste Freundin als verklärten Gesichtsausdruck deuten.
Natürlich werden Sie, sie nicht korrigieren und in dem Glauben lassen.
Als wolle Ihr Mann Sie für Ihre liebreichen Gedanken an meinem Chef bestrafen, holt er Sie ständig auf die Tanzfläche, obwohl er doch eigentlich ein Tanzmuffel ist. Da Sie ihm gegenüber niemals zugeben würden, das Sie wieder mal einen schmerzenden Fehlkauf getätigt haben, halten Sie, leidende Frau Müller, tapfer durch, was dazu führt, dass sich Ihr Hühnerauge nun auch noch entzündet.
Als eine alte, verhasste Schulkollegin leichtfüßig an Ihnen vorübertanzt, schwungvoll ein Bein in Ihre Augenhöhe schwingt und Sie laut, quer über die Tanzfläche hinweg, fragt, ob Sie Ihre Schuhe auch beim letzten Schlussverkauf günstig erstanden haben, verfärbt Sich Ihr Gesicht vor Wut, in der gleichen Farbe wie Ihre, inzwischen verhassten, Pumps.
Entsetzt sehen Sie Ihrer Schulkollegin auf die Füße und entdecken, dass sie die gleichen Pumps wie Sie, enttäuschte Frau Müller, anhat.
Am nächsten Morgen, nachdem Sie Ihren Kater mit einem Aspirin vertrieben und Ihr entzündetes Hühnerauge mit einem Pflaster versorgt haben, beschließen Sie, gleich am Montag zu meinem Chef zu gehen, um sich zu beschweren.
Wütend betreten Sie, missgelaunte Frau Müller, wieder unser Geschäft.
Nachdem das dezente Klingen der Glöckchen an unserer Ladentür verhallt ist, kommt mein Chef lächelnd auf Sie zu und spricht seine Glückwünsche, zu der gelungenen Hochzeit aus. Sie werden sich höflich, aber reserviert bedanken und gleich darauf Ihre Beschwerde vortragen.
Mit einem Engelsblick wird mein Chef Sie ansehen und Ihnen sein Bedauern ausdrücken. Er hätte ja auch wissen müssen, dass eine attraktive Frau wie Sie, begehrenswerte Frau Müller, die Nacht durchtanzen würde, gibt er Ihnen scheinheilig zu verstehen und entschuldigt sich heuchlerisch!
Meine Kollegin und ich, werden inzwischen, die bequemsten Schuhe, die wir auf Lager haben, mit butterweichem Leder und ohne eine einzige Naht im Zehenbereich, in Größe 39 bereitstellen.
Nur fünf Minuten später, werden sie einen Prosecco schlürfen. Schließlich muss das Glück Ihrer Tochter begossen werden!
Mein Chef, wird Ihnen vorsichtig die bereitgestellten, butterweichen Schuhe, über das Hühnerauge streifen und Ihnen dabei offerieren, dass dies genau die richtigen Schuhe nach einer durchtanzten Nacht sind.
Das wird der Moment sein, in dem Sie meinen Chef, am liebsten vor Freude und Dankbarkeit umarmen würden.
Sie werden, in Ihren neuen Schuhen, zur Kasse schweben, um wieder eine beachtliche Summe auf die Ladentheke zu legen. Mein Chef wird Sie, glückliche Frau Müller, freudestrahlend zur Ladentür begleiten und herzlich verabschieden, um kurz darauf, die nächste Kundin glücklich zu machen … ...
Ihre lila Pumps, an denen der linke Absatz vom Pflasterstein etwas ramponiert ist und sich vorn, für Sie aus unerklärlichen Gründen, eine Naht etwas löst, werden Sie, achtbare Frau Müller, zu den anderen Fehlkäufen in Ihrem Schuhschrank stellen.
Sagten Sie nicht, geschätzte Frau Müller, dass auch Ihr Sohn bald heiraten wird? Wir freuen uns, Sie wieder in unserem Fachgeschäft für Schuhmoden begrüßen zu dürfen!
Oder fühlen Sie sich, desillusionierte Frau Müller, von uns belogen und betrogen?
Aber nein!
Glauben Sie mir, wir haben es nur gut mit Ihnen gemeint! Sicher, mein Chef, hat sich von dem Ertrag Ihrer, bei uns erstandenen Schuhe, seine heiß ersehnten Golfschläger gegönnt.
Auch haben, meine Kollegin und ich, einen, wenn auch nicht besonders gut bezahlten, Job in diesem edlen Laden.
Und Sie, geschätzte Frau Müller, tragen dazu bei, dass es auch in Zukunft, für uns so bleibt!
In der heutigen Zeit, ist man doch um jeden Arbeitsplatz froh, oder?
Sicher, Sie haben nicht die Traumschuhe, vom Titelblatt Ihrer Zeitung, bekommen, aber das heißt doch noch lange nicht, dass die Pumps, die Sie doch so glücklich mit nach Hause genommen haben, schlechter sind, als die ursprünglich Auserwählten.
Die vom Titelblatt, hätten Sie sowieso nicht, in unserem kleinen Städtchen bekommen. Außerdem wären die viel teurer als Ihre gewesen!
Sie haben also, ohne es zu wissen, ein Schnäppchen gemacht!
Ist das nicht hervorragend, liebe Frau Müller?

Und glauben Sie mir, in unsere Schuhboutique verkaufen wir ausschließlich beste Qualität!
Oder denken Sie, ungläubige Frau Müller, jedes x-beliebige Schuhwerk übersteht weitgehend unbeschädigt das Weiten auf einem, Leisten in einer kompletten Nummer größer? Bestimmt nicht!
Und sind denn die Fotos, während Sie mit ihrem frisch gebackenen Schwiegersohn tanzten, nicht besonders schön geworden?
Glauben Sie wirklich, dass Sie so verklärt ausgesehen hätten, wenn Sie das Hühnerauge und der geschwollenen Knöchel nicht so gepiesackt hätten?
Na gut, ich gebe zu, die Sache mit Ihrer alten und verhassten Schulfreundin, war nicht so prickelnd.
Aber mein Chef kann ganz sicher nichts dafür, dass Sie nicht zur Stelle waren, als die Schuhe im Sonderangebot waren.
Und überhaupt, - warum haben Sie auch nicht ehrlich Ihrer Tochter gesagt, dass Sie diese Frau nicht mögen?
Ich bin mir sicher, Sie hätte die alte Hexe, Ihnen zuliebe, nicht zu dem Fest eingeladen!
Und haben Sie, geliebte Frau Müller, nicht einen wunderbaren Mann?
Obwohl er eigentlich ein Tanzmuffel ist und Sie beide schon so lange verheiratet sind, hat er den ganzen Abend mit Ihnen geschwoft und Ihnen seine Aufmerksamkeit geschenkt!
Da kann man doch mal wohlwollend, einen stehen gelassenen Kaffeebecher übersehen, denke ich!
Warum haben Sie Ihm auch nicht gesagt, dass Ihnen die Füße wehtun?
Hatten Sie etwa Angst, vor dem lieb gemeinten, und ja nicht unbegründeten Spott, den Sie kurz ertragen hätten, wenn Sie Ihrem geliebten Mann die Wahrheit gesagt hätten?
Ich bin mir sicher, dass er Rücksicht auf Sie genommen hätte!

Wie Sie nun bemerkt haben, nehmen Sie es mit der Wahrheit auch nicht so ganz genau.
Und gerade Sie, Frau Müller, haben kein Verständnis für meinen Chef?
Und dies, obwohl er Ihnen dieses Traumpaar von Schuhen, dass nicht eine einzige Naht über Ihrem empfindlichen Hühnerauge hat, verkaufte, in dem Sie immer noch wie auf Wolken schweben?

Ende

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 10.09.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Allen Männern, die geduldig einen Einkaufsmarathon ihrer Frau ertragen ...

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