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PROLOG



Ich war auf einen Berg gestiegen
und sah die alten Mauern liegen,
von denen viele Mären sungen:
Ein Werk stand hier, dess Bau gelungen.

Hoch oben auf des Berges Rücken
bot ein Meisterstück den Blicken,
was an Harmonie den Geist erhebt,
selbst wenn um ihn die Erde bebt.

Und jeder, der mal drin gewohnt,
wurd mit Erinnerung belohnt.
Die gab dann Kraft und war stets da,
wann irgend Böses ihm geschah.

Doch bot die Tür sich fest verschlossen,
zeigt sich ein Gast darob verdrossen,
dass er so weit erst wandern musst,
um zu erkämpfen Höhenlust.

Der mochte dann an Türen rütteln,
da half auch nicht das kräft´ge Schütteln.
Der Eingang zeigt´ sich eisenfest,
Das gab dem Gast den letzten Rest.


Das Schlimmste kam dann nach paar Stunden,
die Burg war weg, einfach verschwunden.
Er mochte schreien, lange stehn.
Die Burg war weg, nicht mehr zu sehn.

Fragte man dann im Tal ihn an:
"Wie fand´st du´s oben, lieber Mann ?"
Dann konnt vor Zorn er nur noch brummen:
"Bin auf euch reingefall´n, ihr Dummen!"


Doch mitunter kam verklärt
jemand, der die andern lehrt:
"Ich kann nur immer wieder loben
dieses wunderbare Schloß dort oben!"


Was hat sich dort nur zugetragen?
Keiner konnt´s dem andern sagen,
denn jeder kam aus fremdem Reich,
und nur im Schloß war´n alle gleich.


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SCHAU



So bin ich selbst hinaufgegangen,
um dort die Antwort einzufangen.
Im Mauerrest setz ich mich nieder,
saug tief in mich den Duft von Flieder,

fühl mich erwartet - als Besuch -
und plötzlich liegt vor mir ein Buch,
gleich vorgezog´nen Gastgeschenken ...
Jedenfalls ist so mein Denken!

Mir durch die Finger gleiten Seiten,
die chronikhaft die Sicht geleiten ,
um mich im Inneren zu lehren,
und mich Vergang´nem zuzukehren...


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Der Bauherr, der den Plan ersann,
als erstes mit dem Platz begann;
und ihm - gewiß war er kein Tor -
schwebt gleich die Himmelsnähe vor.

Von Engelchen auf Wolke Sieben
ist allerdings nicht viel geblieben.
Und zum Wolkenkukuksheim
fiel ihm auch nichts Rechtes ein.

Jerusalem als Doppelraum,
das war wohl eher schon sein Traum.
So ein Bau aus Sonnenstrahlen,
den begann er aufzumalen.

Und dann setzt er Strahl auf Strahl,
verfugt, fügt an und jedesmal,
sieht er etwas neu gelungen,
ist sein Dankeslied erklungen.

So strebt hinan voll Harmonie
die Burg durch Klang und Poesie
und des Berges höchster Rücken,
konnt vor G´tt und Mensch sich schmücken.


Als "Buchesried" in Stadt und Land
wurd dieser Bau bald weltbekannt,
und an ihres Schmuckes Schätzen
fand ein jeder Gast Ergötzen.

Und jedem wurd dank eignen Raumes
die Erfüllung seines Traumes.
Ein jeder fand zur vollen Fülle
in eigner Zelle heil´ger Stille.

Doch plötzlich kam zum heil´gen Berg,
ich glaub sogar, es war ein Zwerg,
der motzte auf, man hört ihn schrein:
"So´n Kämmerchen ist mir zu klein.

Ich brauche meine Zuhörgruppe,
alles andre ist mir schnuppe,
wo solln denn meine Fans hier sitzen,
wenn meine Kunst sie bringt zum Schwitzen?"

Gesagt - getan, ein Zwerg, ein Schrei,
ein zweiter folgt, dann warens drei -
So kams zur Stunde namens Ix
zur ersten Runde schon sehr fix.


Die erste Wand wurd eingeschlagen,
die erste Gruppe, sie kann tagen...
und wurd im nächsten Raum gehört,
was allerdings den Klausner stört.

Der wiederum kommt erst zur Ruh,
legt er sich selbst Verstärkung zu.
So bandelt jeder Band zu Band,
bis schließlich keine Wand mehr stand.

Es gab nun einen Riesenraum,
und da war´s aus mit jedem Traum.
Man brüllte, raunzte, schrie und stieß;
es entwickelt sich zum Schlossverließ.

Mancher lief nach läng´rem Trauern
fort aus ehmals heilgen Mauern.
Doch die Zwerge, wie berufen -
verschmieren Schmutz auf gold´nen Stufen.

Da plötzlich spinnt sich Schriftzugs Rand
als Menetekel auf die Wand
und es erschallt als dumpfes Muss
der Huf vom Pferde Pegasus.


Der Einheitsdom wird nun gereinigt,
und eh jemand darin gesteinigt,
ist die Burg der Sicht entzogen
aller, die zu leicht gewogen...

Begrüßt jedoch wird jeder Gast,
der behutsam nach der Klinke fasst.
Sie läßt sich ganz leicht niederdrücken;
so entsteht ein Wohlentzücken...


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Epilog



Ich schrecke auf, was ist geschehn:
Ich seh die Burg hoch vor mir stehn,
und Rosen ranken allerwärts.
So freudig klopft mir jetzt das Herz.

Ein Wasserfall - es tönen Lieder -
Die Klinke springt von selbst fast nieder...
Ich trete ein in heil´gen Raum;
bin ich denn wach, leb ich im Traum?

Geliebter du, trittst mit mir ein.
Gleich, ob ´s Sein ist oder Schein...
Im Morgenrot wird sich erweisen,
Burg Buchesried geizt nicht mit Preisen.


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Impressum

Texte: Tilly Boesche-Zacharow
Bildmaterialien: Collage TBZ
Lektorat: selbst
Tag der Veröffentlichung: 01.03.2012

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