Cover

Auch wer den Inhalt der Heiligen Schrift verneint oder ihn gar nicht kennt, kann ernsthaft die darin enthaltene Formulierung verneinen:
IM ANFANG WAR DAS WORT.

Durch das Wort wird Gesehenes, Gefühltes sichtbar, es ist Ausdruck für Realität und Kunst, ohne jedoch nur einfach Mittel zum Zweck zu sein. Es ist Ausdruck für alle Sinne, Wurzel der Vernunft und einer imaginären Welt., derer man sonst nicht habhaft werden könnte.

Das Wort wird geliebt, missbraucht, geschändet und häufig leider nicht begriffen. Es kann als Geißel genutzt werden, wenn falsche Jünger es einsetzen. Wenn es in die Tiefe der Kloake gezerrt wird, bis es von Unrat tropft und übel riecht, wird niemand seines eigentlichen Glanzes und seiner Faszination gewahr. Wer es aber vom Schmutz befreit und seiner Größe huldigt, wird an sich selber feststellen, inwieweit es imstande ist, ihn in Höhen zu tragen, die er ohne seine Führung nie hätte erreichen können.

Wer die Würde des Wortes nutzt, kann nie falsch beraten sein.

Dichter, Literaten sind Berufene und stehen voll im Dienst des Wortes. Je nach dem Nutzer wird das Wort zu dessen Spiegelbild und leistet ihm vollen Gegendienst in vielfacher Form: es erhöht, es vermag an die Wand zu drücken und, degradiert , bildet es sich zum Objekt des Negativen aus.

Das Wort ist das Werkzeug der Dichter, durch welches sie ihrer Arbeit nachkommen. Wer kann heute sagen, seinen Beruf aus Lust und Liebe ergriffen zu haben? Aber die Tätigkeit des Dichters ist seine innige Verbundenheit mit dem Wort. Seine Arbeit ist die Folgewirkung einer Berufung. Dieser Berufung Folge zu leisten, bedeutet aber gleichzeitig auch, eine Verantwortung dafür zu übernehmen.

Das Blickfeld auf ein Wort bezogen, ergibt den literarischen Blickwinkel. Das Wort Sicht kann ich als Beispiel anführen:
Ein – Ab – Aus – Um - Vor – Nach – Weit - Durch – SICHT.

Aus dem Wort ergibt sich die Sprache. Dem Dichter bietet sich die Fülle der Idee, welche wiederum der Denkfähigkeit entspringt.

Er erhält eine wunderbare Kram- oder Schatzkiste der vielfältigen Möglichkeiten, ihm offen zur Anwendung geboten, darin herumzuwühlen, sich dieses oder jenes Teiles zu bedienen, damit zu spielen, abzuwägen, inwieweit sich Teile eines Puzzles zusammenfügen oder als Dominosteine aneinanderreihen. Ein Pingpong der Worte! Sie wie Bälle halten, werfen, fangen, halten, das wird zum Rausch, der den Poeten mit sich reißt und nie mehr wieder los lässt. Diese naturgegebene Sucht nach dem Wort und seiner Gestaltung nennt die Welt dann – Talent.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 07.01.2010

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /