In Gedanken an A.G
In der öffentlich zugänglichen Bildersammlung gelöscht – in meinem Herzen an der Wand prangend.
Frage: Alles zu Ende? Antwort: Es hatte doch nichts begonnen!
Erst diese große Traurigkeit empfindend, kommt das Bewusstsein von der Größe vorheriger Freude.
Einen Freund verloren? Ohne den Abschied weiß man oft nicht wirklich, dass er ein Freund war.
Du hast meinen Falten eine neue hinzugesellt. Jetzt kann ich Dich nicht mehr vergessen.
Nur wo sich einst ein Hügel gen Himmel erhob, bildet sich nach dem Zusammenbruch die Mulde besonders tief.
An der Tiefe einer Grube ermisst sich die Höhe eines hier gewesenen Berges.
Hätte nicht ein Korn im Boden gesteckt, würde sich nun kein Halm traurig im Winde wiegen.
Stätte der Erinnerung - lass Gras über das Grab wachsen, vielleicht blüht hier einmal eine Rose.
An aufgeweichten Brotkrumen beißt man sich selten einen Zahn aus. Die Härte einer Kruste, eines Knochens baut Stärke auf. Du warst ein harter Brocken. Ich habe noch all meine Zähne.
Allein an der Stärke des Anderen läßt sich ermessen, wie viel eigene Kraft man besitzt.
In deiner Gegenwart brachte ich keinen Ton zustande. Seit du Vergangenheit bist, löst sich der Schrei.
Ich bin ein treuer Mensch. Aber meine Treue beginnt oft erst nach der Trennung.
Das schimmernde Kristallglas genügt dir nicht? Wirf es zu Boden. In tausend kleinen Splittern bricht sich in ihnen das Sonnenlicht. Gib acht, dass du nicht erblindest.
Geschrieben am 5. Januar 2010
Texte: Tilly Boesche-Zacharow
Tag der Veröffentlichung: 05.01.2010
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