Cover

O Israel –
du Wurzelstock,
aus dem Europas süße Rebe bricht,
als Wein gekeltert und gelagert,
bringst Labsal du dem Eingeweihten,
der geistig stark
und guten Willens ist.


EUROPA –

dein Name?
Kein Name!
Ein Begriff, erdacht
von jüdischen Patriarchen,
die etwas erahnten im Westen,
wo Sonne sich, sinkend,
zum Schlafe einschmiegt.
Der Abend, auf Hebräisch
heißt´s EREW…

So wurde Europa als Ahnung
geboren, noch eh es bekannt,
im Denken weißhaar´ger Männer,
die über Tenach und Thora
gebeugt, sich abmühten,
im Dämmer das göttliche Wort
zu studieren.
Sie tauften Europa
mit Tränen entzündeter Lider,
erhofften ein Wunder,
verfielen zum Opfer…

Es sollte Europa
seiner Taufpaten gedenken.


DER JUDE NUR

Nicht Byzanz und auch nicht Rom
sind die Wiegen uns´rer Blüte.
Was uns selbstverständlich ist,
fußt auf weit entfernt´rer Mythe.
Und von jener fernen Spur
zeugt der Jude nur.

Die Kultur und auch der Geist,
die uns heut so hoch erhoben,
sind eine Erbe dess´ , der heißt,
uns den ew´gen Vater loben.
Und es bringt auf richt´ge Spur
uns der Jude nur

Mit dem Leiden eng vertraut,
durch Jahrtausende erhalten,
oft verloren, was gebaut,
durch unmenschliches Verhalten.
Und vielleicht bleibt einst die Spur
von den Juden nur.


SCHWERE LASTEN
nahm der Jude mit sich,
als man ihn des Lands verwies.
Nicht auf Schultern, nicht in Händen,
nur - was er im Kopf besaß.
Und es griffen Geistes Finger
nach des Nordens leerem Raum,
wo die Wilden noch mit Fellen,
Bronzeschnallen und mit hellen Haaren,
wo Germanen Primitive waren.
Schwere Lasten
nahm der Jude mit sich,
als man ihn des Lands verwies,
nahm des Geistes Bürde, um sich
daraus eine Burg zu bau´n.
Mochten auch der Schatten Finger
nach des Juden höchstem Gut
greifen, packen, um mit Schmähen,
Mord und Totschlag und mit Bränden
Für den Juden das Verderben säen.


Schwere Lasten
nahm der Jude mit sich,
als er in die Heimat kam.
Bracht´ der Völker Herz und trug es
klopfend in der eig´nen Brust.
Mochte er mit harten Händen,
mochte er sich selbst durchwühl´n,
spürt er nun in seinen Grenzen,
wie das Herz der Welt ihn rüttelt,
um die Last noch zu ergänzen.


CHRISTEN
sind Träger des Todes
für die Juden,
deren einer von ihnen
- Jesus –
für sie die Sünde überwand.

JUDEN
sind Träger des Leides,
gebracht von Christen,
deren einer von ihnen
- Jesus -
ihr eigener Sohn gewesen.


JESUS VON NAZARETH

Ist es denn nicht jedem klar,
dass der liebe Heiland Jesus
nur ein frommer Jude war?

Paulus erst, der Weitgereiste
brachte Religion den Christen,
tränkte sie mit seinem Geiste.

Jesus aber war n u r Jude,
und man nennt ihn Jesus Christ,
der heute für die halbe Welt
die Waffe gegen Juden ist.


Wenn nun Jesus in den Himmel
tritt, vor seines Vaters Thron,
so spricht dieser: „Solltest sie versöhnen, -
hast zerspalten sie, mein Sohn!
Uneins wurden meine Kinder,
die du durch des Wortes Macht
einen solltest, und nun sieh,
welches Leid du hingebracht.“

Ich seh Jesus niederknien,
wie er nach dem Kelche fasst…
und auf seinen schmalen Schultern
ruht des Fluches schwere Last,
die dem Juden aufgebürdet.

Wird es denn nicht jedem klar,
dass der liebe Heiland Jesus
nur ein frommer Jude war?


BEKENNTNIS

DU b ist Jude? ICH war Christ!

Weißt du, was viel wichtiger ist?

Dass wir uns lieben –

ich und du!

Mehr Kommentar gibt’s nicht dazu.


MARRANE

Er nennt sich halb Jude,
doch darüber redet er nie,
denn er fürchtet,
dass man nicht nur
seine jüdische Hälfte erschlägt,
sondern ihn ganz und gar.

Und – um den Christen tät es ihm leid!


TOLERANZ

Auf einem Feste
parlierten die Gäste.
Und zwischen zwei Tänzen
ließ man den Geistreichtum glänzen.
Man sprach, um Toleranz zu erfassen,
müßt´ man jeden seiner Fasson überlassen.
Drum ließ man nun jeden
seine eigene Meinung bereden.
Da rief einer aus seiner Ecke:
„Hauptsache ich – Juda verrecke!“
Sie lächelten leise
und blieben ganz still.
Es konnt´ nach seiner Weise
jeder sagen, was er will.

Das schließlich ist das Prinzip der Toleranz
und dann – begann von neuem der Tanz!


DIE ANTISEMITEN SIND AUFGEWACHT?
Sie haben noch niemals geschlafen!
Sie hockten in Winkeln,
in Kellern, im Loch.
Sie haben gewartet und haben gehofft,
dass ihre Stunde einst schlüge.

Die Antisemiten sind aufgewacht?
Sie waren nur leise und hielten zurück
das laute Gebrülle,
das irre Geschrei..
Sie haben erst Nachwuchs gedrillt,
ihn gespickt, Juden verbrennen zu müssen.

Die Antisemiten sind aufgewacht?
Sie kommen aus Höhlen und Schluchten
gleich Ratten, Hyänen,
Schakalen und Ghul´n –
berauscht von der Blutlust,
verseucht und entmenscht…
Ihr dachtet, es gäb´ sie nicht mehr?

I h r waret die Einz´gen, die schliefen!


URTEIL DES PATRIARCHEN

zum Schauspiel „Nathan der Weise“
von Gotthold Ephraim Lessing
* * *
Welch ein großer, güt´ger, weiser,
welch ein wunderbarer Mann,
der ein armes Waisenmädchen
unter seine Obhut nahm.

Welch ein wahrhaft edles Wesen,
das nicht Müh und Plage scheut
und ein Kind von Säuglingsbeinen
bis zur Jungfrau hin betreut.

Diesem einzig guten Menschen
würd´ ich, wenn ich ihn nur sähe,
meine Achtung laut bekunden,
und ich suchte seine Nähe.

Sag mir, wo kann ich ihn finden,
wo ist dieser gute Christ? –
Wie - ? Du willst mich wohl verhöhnen,
sagst, dass er ein Jude ist?

Nein, an einem solchen find ich
auch nicht die geringste Spur
von der Güte, von der Weisheit…
da packt mich Entsetzen nur.

Und ein Solcher hat das Kindchen
einst gepackt mit böser Hand?

Nun, mein Urteil ist gesprochen:
- dieser Jude wird verbrannt!


DIE AUSCHWITZ-LÜGE

Es leben Milliarden Menschen in dieser Welt,
obwohl ich sie niemals geseh´n.
Es starben Millionen Menschen
den Auschwitz-Tod,
obwohl ich es damals nicht wusst´.
Darf etwas nicht geschehen sein,
nur – weil ich es nicht sah?

Ein Blinder kann das Licht nicht sehn –
und trotzdem ist es da!


VON ISRAEL IST ES NICHT WEIT
bis zu mir, wo ich grad steh.
Ich spür das Zucken meines Herzens,
das - einer Wünschelrute gleich -
höher schlägt,
wenn Yeruschalayims Bild erscheint.
Mögen tiefe Schluchten
mich vom heil´gen Lande trennen –
sieh, mein Fuß ertastet Brücken,
die geschlagen sind
durch sechs Millionen,

sechs Millionen Naziopfer.


ISRAEL IST ÜBERALL,
wo sie Menschen foltern, schänden,
wo sie ihre Würde knebeln
und mit Füßen treten.

ISRAEL ist überall,
wo sie G´tt beim Namen nennen,
um sich mit ihm auszureden,
wenn sie seine Kinder morden.


THEODOR HERZL

Ich möchte eine Zuflucht sein
für alle, die zerschlagen sind.
Ich möchte eine Heimat sein
für alle, die verloren sind.
Und wenn du meinst,
dass Häscher dich verfolgen,
um mit einem Griff den Sack
dir über´n Kopf zu werfen drohn,
dann ruf, damit ich dich auch hör.
Der Weg ist weit,
ich steig erst auf... aus tiefster Tiefe,
um das Meer mit einem Ruck
- so wie ein Weib sein Kind gebiert –
entstehend aus der Welten Keime,
des Wassers Fluten zu durchstoßen.
NEULAND werd ich, bin kein Märchen,
weil mein G´tt mich schuf und sprach:
Sei Insel denen, die da flüchten –
nimm an dein Herz die Judenheit!


DEN ANTIZIONISTEN
INS STAMMBUCH

Die jungen Juden
wollen nicht mehr leiden.
Sie wollen leben, so wie alle anderen.

Die alten Juden –
Liebten sie, zu leiden?
Waren sie vor´m Altsein
denn nicht auch mal jung?

Wer Leiden kennt, muss sie nicht lieben.
Wer Leiden liebt, kennt sie wohl kaum.
Man kann nur Fähigkeit entwickeln,
im Leiden G´ttes Lieb´, zu sehn,
um so sich einen Stab zu schaffen,
an dem man bis zum Grabrand wankt.


Doch Leiden lieben???
Wer solches sagt,
hat nie gelitten.
Und – wer nicht litt,
der darf nicht predigen.


ISRAEL
( ein Tanka = fernöstl. Verskunst)

Ich kam in das Land
und gedachte zu finden
den mystischen Geist -

aber ich fand nur Menschen
gleich mir, bestimmt zum Vergehn.


BOMBE IN NABLUS
(26. April 1978)

Dich traf, mein Sohn, in Israel
der Hass mit voller Wucht.
Du hast trotz Tod und Schmerz und Blut
den Mördern nie geflucht.

Du trägst viel Narben und das Mal –
und zweien ward es Nacht –
doch hast gerade du, mein Sohn,
die Antwort drauf erbracht.

Heb der Versöhnung Fackel hoch
und mach dein Herz ganz weit.
Du bist ein Licht, du zeigst ein Ziel
in uns`rer dunklen Zeit.


( Zum 31. Jahrestag den Opfern von Nablus
getötet: Susanne Zahn - Christoph Gaede
verwundet unter drei anderen:

AVIGDOR BEN-TROJAN s.A (Ben shelli )


WISSEN

O Israel – du Dorn in meinem Herzen,
aus dem das Blut in Tropfen quillt…
ich weiß, ermattet nun, am Ende –
es hat sich bald erfüllt,
dass du das Ziel des Lebens warst.


JERUSALEM AUF SIEBEN HÜGELN

Der Wind nimmt mir den Atem!

Wo will er damit hin?

Er trägt ihn zu den Bergen,

um mit den Steinen dort zu spielen,

die einmal Menschenherzen waren.


Die vorliegende Textauswahl wurde entnommen dem Buch:
O ISRAEL – SIE WOLLEN DICH VERDERBEN
Erschienen 2001 / MUN Berlin-Haifa
Alle Rechte beim Verlag und der Autorin

Impressum

Texte: Entnommen dem Buch: "Oh - Israel, sie wollen dich verderben" erschienen 2001 MUN Berlin-Haifa
Tag der Veröffentlichung: 05.04.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Einem besonderen Menschen zu einem besonderen Tag an einem besonderen Ort

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