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Trixie

 

 

Trixie

 

Wir waren irgendwie schon immer zu dritt unterwegs. Alex, Johannes und meine Wenigkeit, Trixie. Vielleicht ist es für viele ungewohnt, dass ich zwei beste Freunde, statt Freundinnen habe. Aber viele verstehen mich auch, wenn ich sage, dass diese beiden Kerle nicht im Ansatz mit anderen weiblichen Wesen zu vergleichen sind. Ich meine, es gibt genügend Mädchen die einen besten Freund haben.

Und ihn hoffentlich nicht insgeheim lieben. Wie ich. Und so kommen wir zu meinem, oder unserem Drama. Meines, Alexanders und Johannes'.

 

Ich wohne mit meiner Mutter und meiner jüngeren Schwester in einer kleinen, recht schmucken Wohnung mitten in der City über dem Friseur und Kosmetikladen meiner Mutter.

Wir sind vor paar Jahren umgezogen, da meine Mutter sich von meinem Vater scheiden lassen hat. Vorher wohnten wir auf einem Bauernhof, der gehörte meiner Großmutter. Dort wohnten die Familien der Kinder meiner Großeltern. Nach der Trennung, wollte meine Mutter verständlicherweise, nicht mehr dort wohnen. Mein Vater gründete mit meiner Tante eine neue Familie. Ja, also ich kann sagen, hier war was los. Aber tiefer in die Sache einzugehen, würde auch nicht viel bringen.

Also sind wir weggezogen, meine Mutter machte sich selbstständig und lernte ihre neue Liebe kennen. Amanda. Sie teilen sich den Laden unter uns, und obendrein ist Amanda auch noch unsere Nachbarin.Sie ist wirklich total in Ordnung, und ich verstehe mich gut mit ihr, meine kleine Schwester nicht so. Aber das liegt viel mehr daran, dass sie nicht nachvollziehen kann, dass unsere Mutter in eine Frau verliebt ist Daran hatte auch ich anfangs zu nagen, aber die Liebe ist und bleibt ein Mysterium. Also warum hinterfragen? Einfach lieben.

Im Moment ist es so normal für mich, dass meine Mama eine Frau liebt, ich kann mich nicht mal mehr erinnern wann Amanda genau in unser Leben hineintrat. Es war so, als hätte sie gefehlt, und wir hätten unbewusst gewartet und dann war sie da... und es war gut so.

Abgesehen davon, dass Amanda manchmal bei uns duschen musste, da ihre Dusche manchmal mit dem warmen Wasser streikt, und sie ihr gesangliches Talent immer wieder unter Beweis stellen will, ist sie wirklich schwer in Ordnung.

Ich war schon wach, da ich gestern Abend vergessen habe, die Jalousien runter zu ziehen, hatte die Sonne mich schon wach bekommen. Schönes im Osten liegendes Zimmer, danke. Ich musste grinsen, als Amandas Stimme zwei Oktaven höher ging und ich befürchtete, dass bald irgendwo in der Wohnung ein Glas zu zerspringen drohte. „Heilige Scheiße.“ murmelte ich und kuschelte mich wieder in mein Kissen, als ich mich auf die rechte Seite drehte.

„Jeden beschissenen Morgen!“ hörte ich meine Schwester rufen. „Jeden beschissenen scheiß Morgen, verfluchte Scheiße!“ ihre Schritte waren im Flur zu hören, als sie aufgeregt Richtung Bad lief. „Amanda!“ sie hämmerte gegen die Tür und der Gesang verstummte. „Verdammt, es ist halb sieben morgens!“ weiteres Hämmern. „Du sollst die Klappe halten wenn du schon in unserer Dusche bist.“ Heidis Stimme wurde schrill und ich konnte sie mir bildlich vorstellen. Ihre Haare noch ganz vom Schlaf verwuselt und die Augen klein und lila Schatten unter ihnen. Ich konnte nicht genau verstehen was Amanda sagte, aber es klang beschwichtigend. „Du kannst mich mal.“ erwiderte Heidi bloß schrill und dann schlug sie die Tür zu, als sie wieder im Zimmer war.

Ich seufzte. Okay, ist wohl Zeit zum Aufstehen.

Ich suchte frische Sachen heraus und schnitt ne Grimasse als ich mein verschlafenes Gesicht im Spiegel sah. Mir fiel auf, dass Amanda wirklich verstummt war. Ich musste grinsen, da hat es Heidi doch wirklich mal wieder geschafft.

Als ich das Fenster geöffnet hatte und mein Badetuch vom Boden aufsammelte, machte ich mich auf den Weg ins Bad. Die Tür stand weit auf, keine Sicht von Singing Amanda.

 

 

 

 

 

 

Meine Mutter war schon in der Küche tätig, mit Lockenwicklern auf dem Kopf, knallrot geschminkten Lippen und einem knallengen Lederoutfit, hüpfte sie mit ihrer Kaffeetasse in der Küche herum und strahlte als ich ihr und Amanda einen guten Morgen wünschte.

„Trixie, mein Schatz.“ sie reichte mir einen Becher und ich roch den wunderbaren frischen Kaffee. „Danke Mam.“ ich drückte ihr einen Kuss auf die Wange und setzte mich neben Heidi, die ganz angestrengt ihren Bagel mit Butter bestrich. „Verdammte Butter, die ist so hart, die lässt sich nicht streichen. Wer zum Teufel steckt die Butter in den Kühlschrank?“ Ja, sie fluchte wirklich oft und stark, aber meine Mutter hat es schon lange aufgegeben, sie zurecht zu weisen.

„Im Kühlschrank bleibt sie doch länger frisch.“ sagte Amanda und schürzte die Lippen. 
Sie hatte langes blondes Haar, dass sie hinter die Schultern geworfen hatte. Paar verlorene Strähnen hatte sie hinter die Ohren gestrichen. Sie war ein wirklich schönes Ding. Ding. Das sagte Alex oft über Mädchen die er mag.

Amanda war im Gegensatz zu meiner Mutter ungeschminkt. Sie hatte auch nur ihren Bademantel um, der ein wenig verrutscht war und ihre blasse Schulter zum Vorschein brachte.

„Das ist Schwachsinn. Wenn sie draußen steht, ist sie weich und wird auch schneller verbraucht, weil man sie einfacher streichen kann.“ Heidi gab es auf die Butter weiter zu verstreichen und legte das Messer laut auf den Tisch. Meine Mutter zuckte zusammen und schaute sie beleidigt an.

„Ja, wir können ja mal sparsamer sein.“ murmelte Amanda und biss in ihren Bagel und zog provokativ eine zurecht gezupfte Braue hoch und blickte Heidi an.

„Verdammte scheiße, willst du mich eigentlich verarschen?“ Heidis Stimme wurde wieder kratziger und höher. Jetzt geht’s los, dachte ich nur und zupfte gespannt an meinem Brot.

„Also jetzt reicht's hier langsam Heidi.“ meine Mutter nahm das Messer in die Hand, dass Heidi so laut auf den Tisch geknallt hatte und bestrich ihren Bagel mit der Butter, die plötzlich gar nicht mehr so hart war, wie vorhin behauptet.

„Hier, ich schmier dir dein Bagel, siehst du? Und so hart ist sie nicht mehr wenn sie ein wenig draußen steht.“ meine Mutter verhaspelte sich. „Ich will nicht, dass ihr so früh morgens herum schreit.“

„Ich will nicht, dass diese blöde Kuh meine Butter in den Kühlschrank stellt.“ erwiderte Heidi und ich hob die Augenbrauen. Wow.

„Was hast du da gerade zu mir gesagt?“ Amandas Wangen röteten sich. „Bist auch noch taub, was?“ Heidi lehnte sich nah an den Tisch und starrte Amanda gerade ins Gesicht.

„Heidi!“ Mama haute auf den Tisch mit der offenen Hand. Niemand zuckte zusammen, außer ich.

„Du sollst so nicht mit ihr reden, wie oft soll ich dir das noch sagen?“ Amandas Mund wurde zu einem Strich und ihre grünen Augen füllten sich mit Tränen als sie meine Mutter ansah.

Oh Gott nein, bitte alles, aber bloß keine Tränen Amanda, dachte ich und versuchte Augenkontakt mit ihr aufzubauen.

„Einen Scheiß werd ich. Wenn sie die Regeln in unserem Haushalt nicht beachtet, hab ich das Recht sie so zu nennen, wie ich will!“ Heidi stand auf und war nun in Augenhöhe mit meiner Mutter die wirklich wütend und sogar etwas enttäuscht aussah.

„Du entschuldigst dich sofort bei Amanda.“ sagte sie und nahm ihre Tasse wieder in die Hand. Amanda schloss die Augen und presste die Lippen fester aufeinander.

„Nein?“ Heidis Stimme überschlug sich. „Ich hau ab... hier bitte!“ sie drückte den Bagel auf Amandas Teller und lächelte sie grausam an. „Lass es dir schmecken du kleiner lesbischer Sparfuchs.“

„Bitte was?“ Mam hielt Heidi an der Schulter zurück, als diese versucht hatte nach den Worten an ihr vorbei zu gehen.

„Was hast du gerade gesagt, Heidi? Sag mal geht’s dir noch gut?“

„Lass mich los, ich muss zur Schule.“

„Wenn du dich entschuldigt hast, kannst du gehen.“ Die Stimme meiner Mutter wurde laut und ich konnte sehen, wie Amanda Gänsehaut an den Armen bekam. Wenigstens musste sie jetzt nicht mehr heulen.

„Einen Scheiß werd ich, kapiert? Und jetzt lass mich los, verfluchte Scheiße.“ Heidi riss sich los und verschwand hinter der Wohnungstür.

„Heidi, du kommst sofort zurück, Heidi, ich rede mit dir, komm sofort zurück!“ meine Mutter lief hinter her und schrie in das Treppenhaus hinein. „Heidi! Komm du mir nach Hause, das gibt ein Nachspiel, junge Dame! Ein Nachspiel hast du gehört?“ Mam knallte genauso wie Heidi vorhin, die Tür zu und kam zurück in die Küche, setzte sich wortlos hin und betrachtete ihren Becher auf dem Tisch, den sie wieder mit den Händen umschloss.

Ihr Blick lag erst auf Heidis verlassenem Platz und dann suchte sie Amandas Blick. „Es tut mir leid, ich-“

Amanda schüttelte wortlos den Kopf und versuchte ein Lächeln. „Quatsch, du musst dich nicht entschuldigen, du kannst ja nichts dafür.“ sie berührte Mamas Hand und dieses Mal gelang ihr ein weiches Lächeln. „Und das wegen Butter.“ fügte Amanda leise hinzu, und zuckte ratlos die Schultern. Ich räusperte mich und steckte mein letztes Stück Brot in den Mund.

„Sie ist noch so jung, du darfst es ihr nicht so übel nehmen, Mandy.“ sagte meine Mama liebevoll und strich eine blonde Strähne aus Amandas Gesicht.

Okay, so viel traute Zweisamkeit, war auch für mich zu viel. Ich räusperte mich noch einmal und dieses Mal war die Aufmerksamkeiten der Beiden bei mir. „Liebes.“ sagte Mama und schickte mir einen Luftkuss.

„Sie beruhigt sich wieder, sie meint es ja nicht so.“ versuchte ich Partei für Heidi zu ergreifen. „Ja, ist schon klar.“ murmelte Amanda nicht gerade überzeugt und zog eine Grimasse.

„Ich muss jetzt auch los, ich hab euch lieb, bis nachher!“ Ich ging einmal um den Tisch herum und küsste Amanda, wie Mama auf die Wangen.

„Bis nachher Schätzchen.“ sagte Mam und winkte mir zum Abschied zu.

 

//Schreibt mir doch, wie es euch gefallen hat, und ob ihr mehr lesen möchtet. Tilda.

 

 

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Tag der Veröffentlichung: 16.11.2014

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