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Gedankenspiele

 

 

 

 

 

 

Gedankenspiele für Freidenker

 

Eine Philosophie mit Sinn für Humor

 

von

Joachim Ross

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Inhalt

Der geschlechtsspezifische Knalleffekt

Über Ursache und Wirkung in der Beziehung

Vom Wunsch nach Freiheit

Weisheiten

(Haben) Wollen oder nicht wollen, das ist hier die Frage

Vom Wesen der Vorfreude

Vom Wesen der Deregulierung

Kopfspiel oder die Kunst des Schönredens

Der altruistische Handlungsgrund aus energetischer Sicht

Über den Restwert der Geselligkeit

Über den Vorzug des juvenilen Schmerzes

Über die Philosophie als Entschleunigerin der Zeit/ Besondere Relativitätstheorie

Echte Liebe

Die zweite Garnitur

Teilchen oder Nichtteilchen, das ist hier die Frage

Es ist nichts

Die selbstunsichere, ängstlich vermeidende Persönlichkeit vor dem Hintergrund der Eudämonologie Schopenhauers

Die Überlegenheit der Ungeselligen und Außenseiter

Was hätte Schopenhauer wohl zur Suche nach der Weltformel gesagt?

Ethik und Wesen der Welt – Versuch einer Annäherung

Nachtrag 1 (Der Satz vom Streben nach dem Gegensatz)

Nachtrag 2 (Der Tod)

Licht-/Farben-Wahrnehmung als Beweis des a priori

Zum Charakter des Menschen

Zeigt sich im Menschen das Bestreben der Natur zur Selbstüberwindung hin zu einem Gegensatz?

Das Sein und das Nichts

Das Wesen des Verzichts

Die Eudämonologie im Lichte der Evolution

Was ich mir gar nicht vorstellen will

Die Singularität träumt (neue Fassung)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der geschlechtsspezifische Knalleffekt

 

In der Menschenwelt hat die Natur die Weiber mit einem Knalleffekt ausgestattet und in der Tierwelt die Männchen. Worauf beruht dieser Unterschied?

In der Menschenwelt waren die Weiber noch fast bis in die erste Hälfte des letzten Jahrhunderts so gut wie nicht in der Lage, sich selbst zu versorgen. Denn das Weib bestand ausschließlich in seinem Sexualverhältnis. Seine Versorgung musste daher vom Mann übernommen werden. Vor diesem Hintergrund entwickelte sich die sogenannte Sexualmoral, welche in der geschlechtlichen Hingabe an den Mann (mit ihren möglichen Folgen) nur gegen Versorgung durch den Mann bestand. Indes ist der Trieb des Mannes - jedenfalls des geistig höher stehenden - durch seine Vernunft begrenzt und diese sagt ihm, dass die Lust kurz, die Last dagegen lang ist. Wirft er beides in die Waagschale, muss er vernünftigerweise von der Inanspruchnahme der Hingabe absehen. Oder anders ausgedrückt: das Weib hat alle Veranlassung, der Mann keine. Dies hätte allerdings den Fortbestand der Art - und zwar gerade der höherwertigen - gefährdet. Deshalb hat die Natur der Menschenwelt den Knalleffekt des Weibes gegeben, um Vernunft und Verstand des Mannes zu vernebeln.

 

In der Tierwelt konnten sich die Weibchen immer schon selbst versorgen. Ihre Versorgung und selbst die Versorgung des Nachwuchses wurde und wird nicht zwangsläufig vom Männchen, immer aber von ihnen selbst übernommen. Die Entwicklung irgendeiner Art von - tierischer - Sexualmoral war nicht erforderlich. Auch ist der Trieb des Männchens von keiner Vernunft begrenzt. Hier ist die Lust zwar ebenfalls kurz, aber häufig ohne jede Last. Oder anders ausgedrückt: das Männchen hat alle Veranlassung, das Weibchen keine. Deshalb hat die Natur der Tierwelt den Knalleffekt des Männchens gegeben, um das Weibchen zu verlocken.

 

Über Ursache und Wirkung in der Beziehung

 

An dieser Stelle soll nochmals untersucht werden, warum möglicherweise so viele Beziehungen scheitern.

Vom Verlust einer gemeinsamen Wertebasis in einer Zeit der zunehmenden Entwertung von Werten als eine Ursache war an anderer Stelle schon die Rede.

 

Um einer möglichen weiteren Ursache auf die Spur zu kommen, ist zunächst vorauszuschicken, dass die meisten Menschen ganz allgemein eine große Leere und Langeweile in sich selbst verspüren (es heißt meist nicht umsonst: mir ist langweilig; aussagekräftig in diesem Zusammenhang ist auch der englische Begriff to enjoy himself), weil sie sich selbst nicht genügen. Noch ausgeprägter ist dies sicherlich, wenn die Menschen aus einer gescheiterten Beziehung kommen.

Lernen diese dann einen (neuen) Partner kennen, so ist augenscheinlich die beschriebene Lücke gefüllt, das daraus resultierende Hochgefühl ist grenzenlos und was häufig mit Liebe zum anderen bezeichnet wird, ist vor dem beschriebenen Hintergrund oft nur erfüllte Liebe zu sich selbst. Jedem geht es zuvörderst um die Schließung seiner Lücke, der andere ist hierzu das nützliche Objekt. Nicht umsonst lautet übrigens ein Sprichwort: wo eine große Lücke klafft, sollte man nicht eintreten.

Und die Menschen glauben, alles werde jetzt immer so bleiben. Aber sie nehmen dabei nur die Wirkungen in Betracht und lassen die Ursachen außen vor. Es sind aber immer die Ursachen, die – und das gilt ganz allgemein – den Keim der Veränderung in sich tragen:

Leere und Langeweile können, weil sie nur in uns selbst entstehen und bestehen, auch nur in uns selbst und damit von uns selbst beseitigt werden. Wer es nicht schafft, sich selbst zu genügen, dem kann nichts und niemand anderes helfen. Nur wir selbst und für uns selbst können die Lücke in uns schließen. Und wem das nicht gelingt, dem wird es zumeist nie gelingen, zumal die Menschen ihren Charakter in aller Regel nicht ändern.

Und so wird die Zeit den in die gegenseitige Lücke getretenen zeigen, dass der Partner die Lücke nicht füllen kann. Leere und Langeweile werden wieder sichtbar, sobald die Nebel der Euphorie verzogen sind.

Da die Menschen aber nur die Wirkungen sehen, werden sie glauben, es sei nicht der richtige Partner oder nicht die große Liebe gewesen, die Beziehung, die im Übrigen keine allgemeine oder übergreifende, eo ipso verbindende Wertebasis hat, zerbricht und der Kreislauf beginnt von neuem. Die wahren Ursachen können die meisten schon nicht erkennen, geschweige denn ändern. Sie kommen gar nicht auf den Gedanken, dass ihr eigenes Selbst ihnen im Wege steht. Die Sache ist infaust.

 

Conclusio:

 

Im Grunde kann nur der eine Beziehung aussichtsreich führen, der ihrer überhaupt nicht bedarf. Am Wegfall des Bedürfnisses gilt es also – wie so oft - zuvörderst zu arbeiten. Und es gilt wieder eine Verankerung in einer tiefer gründenden, der Wandelbarkeit nicht unterliegenden Wertegemeinschaft zu finden. Die Gründung einer GmbH zur gegenseitigen Bekämpfung der Leere und Langeweile wird nicht genügen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Vom Wunsch nach Freiheit

 

Die Freiheit ist ein seltsames Ding. Denn nicht selten bewirkt sie ihr eigenes Gegenteil.

Der überwiegend im Äußeren Verhaftete, und das ist der gemeine Mensch wohl, wird seiner Natur entsprechend - weil er sich nämlich selbst nicht genügt - und mangels besserer Einsicht die äußere Freiheit, so er sie überhaupt hat, in erster Linie dazu gebrauchen, zu mehren, was er hat und was er vorstellt. Dabei wird er seine diesbezüglichen Ansprüche stets zu erweitern und deren durch die bloße Möglichkeit des Erreichbaren gesteckte Begrenzung in einem wahren Wettbewerb mit seinen Zeitgenossen hinauszuschieben versuchen. Dass er von der Eigendynamik der hierdurch in Gang gesetzten Prozesse gleichsam aufgesogen und bei zutreffender Betrachtung die Freiheit der Entscheidung und des Handelns dadurch gerade einbüßt, ist solchem Lebenswege immanent.

 

Denn wer mangels anderer Erkenntnismöglichkeit alles, was ihm im Äußeren möglich erscheint, eo ipso glaubt, machen zu müssen, z.B. um ja nichts unversäumt zu lassen bzw. gleichsam einem Herdentriebe zu folgen, bindet sich in Wirklichkeit selbst. Der eingebildete Zwang, das in äußerer Freiheit Mögliche machen zu müssen, führt tatsächlich in die Unfreiheit.

Wer aber die Erkenntnis besitzt, dass er das ihm Mögliche zwar machen kann, aber nicht eo ipso machen muss, weil er z.B. ohnehin weiß, dass er wohl nichts Wesentliches versäumen werde, oder, weil er sich nicht mit allen gemein machen muss, besitzt die wahre Freiheit.

Dabei ist die Unfreiheit des ersteren sogar ebenso eine zwiefache wie die Freiheit des letzteren.

Denn während ersterer in seinem Zwange zunächst die Handlungsfreiheit und durch die Befriedigung immer weitergehender Ansprüche auch seine Resourcen und dadurch wiederum noch weiter seinen Spielraum einschränkt, erhält letzterer seine Freiheit und seine Resourcen, wodurch er letztlich seine Möglichkeiten immer erweitert.

Wahre Freiheit kann demnach nur geistige Eminenz erlangen, nämlich nur, wer die Geisteskraft besitzt, die Zwangsläufigkeit oben beschriebener Abläufe der Welt des Äußeren zu erkennen, und sich gleichsam in einem Akt der Befreiung dem Gefängnis falsch verstandener Freiheit zu entziehen.

 

 

  

 

Weisheiten

 

Reisen

Reisende soll man nicht aufhalten. Manchmal sollte man sie aber darauf hinweisen, dass jede Reise bestenfalls an ihren Ausgangspunkt zurückführt.

 

Des Menschen Wille

Des Menschen Wille ist sein Himmelreich. Gerade deswegen wird er auf Erden das Ziel seines Wollens ein Leben lang verfehlen.

 

Der Ausflugs- und Urlaubswahn

Die meisten Menschen verlassen gerne ihren Alltag, um sich vorübergehend an andere Orte und in andere Lebensumstände zu begeben. Es dürfte sich dabei um Orte bzw. Lebensumstände handeln, die sie als besser empfinden als die, die sie verlassen. Denn sonst wären sie ja schlecht beraten, wenn sie diese überhaupt verlassen.

Wie groß muss deshalb ihr Schmerz sein, wenn sie wieder in ihren Alltag zurückkehren? Man kann doch sicher sagen, dass der Schmerz umso größer ist, je schöner der Ausflugs- bzw. Urlaubsort und die dortigen Lebensumstände waren. Sind die Menschen also alle Masochisten? Und um wie viel gescheiter wäre es, wenn die Menschen ihre - häufig begrenzten - Ressourcen darauf verwenden würden, ihren Alltag zu verbessern bzw. im Sinne der Erlangung von Gemütsruhe angenehmer zu gestalten?

 

 

  

 

(Haben) Wollen oder nicht wollen, das ist hier die Frage

oder: der Weg zum Glück

 

Wenn Glück - wovon hier ausgegangen werden soll - die Abwesenheit von Unglück bedeutet, dann besteht der Weg zum Glück allein in der Abwendung von Unglück.

Dieser Weg hat also nichts damit zu tun, etwas (haben) zu wollen, sondern richtigerweise damit, etwas nicht (haben) zu wollen.

Anders ausgedrückt könnte man somit sagen, dass dem Erlangen von Glück eine passiv meidende und nicht eine aktiv suchende Komponente eigen ist. In diesem Sinne wäre dann also Tätigkeit Silber und Untätigkeit Gold.

Denn mit dem ständig das Glück in der Welt Suchenden verhält es sich ähnlich wie mit einem Goldsucher. Er setzt sich nicht nur den häufig schmerzlichen und darüber hinaus seine Ressourcen schädigenden Entbehrungen und Unwägbarkeiten der Suche, sondern mit größter Wahrscheinlichkeit auch der Frustration des nicht Findens und ansonsten der Sorge des Habens sowie der Angst des Verlierens aus.

Der andere hingegen weiß um die Wurzel des Glücks in sich, seine Ressourcen sind ihm Mauer und Graben um dieses prächtige Schloss. Warum sollte er es verlassen?

 

 

 

 

 

Vom Wesen der Vorfreude

 

Der Volksmund sagt, Vorfreude sei die schönste Freude.

Dass er damit die Freude (übrigens wohl eine wesentliche Voraussetzung für das Glück) zum einen am Ideellen festmacht (weil man das Objekt dieser Freude ja noch gar nicht hat) und dieser zum anderen unter allen auch noch den ersten Platz einräumt, zeigt dessen Lebensweisheit und lädt deshalb ein, ihm zunächst zu folgen.

Ist nun aber die Vorfreude die schönste Freude, so folgt daraus zwanglos, dass die Freude am Haben des Begehrten jedenfalls weniger schön, vielleicht sogar gar nicht mehr vorhanden ist.

Dies mag entweder daran liegen, dass man das Begehrte, was man noch nicht hat, über das natürliche und ihm zukommende Maß hinaus idealisiert und stilisiert. Dann wird nämlich zwangsläufig schon aus diesem Grunde später schmerzhafte Ernüchterung und mindestens eine deutliche Minderung der Freude folgen.

Oder bereits die

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 25.04.2017
ISBN: 978-3-7438-0964-2

Alle Rechte vorbehalten

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