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AIDA Kreuzfahrt Westliches Mittelmeer

AIDA KREUZFAHRT INS WESTLICHE MITTELMEER

DIE WAHRHEIT ALS LUSTIGER REISEBERICHT

Von Jürgen Reintjes

 

AIDA KREUZFAHRT WESTLICHES MITTELMEER

EINFÜHRUNG

Hey, Toni, der Einfachheit halber werde ich jeden Leser „Toni“ nennen. Warum? Weil dies der einzige Vorname ist, auf den Männchen und Weibchen gleichermaßen reagieren. Und Toni – ich duze Dich, weil Du mich auch duzen darfst.

Meine Reiseberichte sind von der etwas anderen Art. Denn ich erzähle das, was wir wirklich gesehen und erlebt haben und nicht dass, was in Hochglanz-Reiseprospekten steht oder sogar in Reiseführern mit ihren tausenden von Daten, die keinen interessieren. Du wirst mächtig schöne und prachtvolle Fotos zu sehen bekommen, die ich alle selber geknipst habe.

Für die Technikfreaks: mit einer Nikon W35 (ca. 20 Jahre alt) – also eins von diesen Teilen…draufhalten und abdrücken. Ich hab nämlich absolut keine Ahnung von diesen 15 Rädern, die an einer teuren Kamera einzustellen sind, um Belichtungszeiten, Verschlusszeiten und was auch immer noch exakt hinzukriegen.

Letztendlich kommt es auf das Ergebnis an, wie alles im Leben. Und Toni …das kann sich sehen lassen, wovon Du Dich im Folgenden selbst überzeugen kannst. Solltest Du gerne mal eines oder auch mehrere Fotos davon für Dich nutzen wollen – klar, Toni, wir sind Freunde und Freunde zahlen nichts dafür.

Es wäre aber nett, wenn Du mir je Foto einen Backlink geben könntest – das sollte schon sein.

Noch ein Hinweis: auf allen Reisen hat mich meine angetraute Göttin begleitet, die ich im Folgenden „Püppi“ nennen will und sie wird daher auf dem ein oder anderen Foto erscheinen, was diesem dann noch einen besonderen Glanz verleiht.

Und nun: auf mit der Aida ins westliche Mittelmeer:

 

VORGESCHICHTE

Der Gedanke, einmal eine Kreuzfahrt zu unternehmen, war bei uns zunächst überhaupt nicht aufgekommen. Zu teuer, zu mondän, zu Etepetete, nur alte Leute und und.

Die landläufige Meinung war auch die unsere. Immer geschniegelt in Frack und Abendkleid zum Essen. Nur nichts versauen. Immer den kleinen Finger abspreizen. Sonnenbaden nur in Hemd und Hose und auf dem Landausflug klug aus der Wäsche gucken. Man will ja nicht als Dummie auffallen und hochziehende Augenbrauen riskieren.

Alle halten die Hand auf und das Geld schmilzt dahin, wie Butter in der Sonne. Nee, Toni – nix für uns. Unser Ziel war klar definiert und hieß: Sri Lanka. Wir wollten schon immer mal nach Ceylon, aber als wir das nicht auf der Landkarte finden konnten, dachten wir: Sri Lanka tut’s auch.

Also – rein in das nächste Reisebüro und für das Wochenende alle Kataloge unter den Arm, die uns weiter helfen konnten. Übrigens ohnehin die Lieblingslektüre von Püppi – weit vor den ganzen Frauenzeitschriften.

Nach ausgiebigem Studium der Hochglanzangebote hatten wir uns auf ein tolles Hotel geeinigt. Somit sollte einer Buchung am kommenden Montag nichts mehr im Wege stehen. Haha, Toni – haste aber nur gedacht.

Voller Vorfreude sitzen wir am Sonntagabend vor dem Fernseher und müssen mit Entsetzen registrieren, dass justemang an diesem Tag ein schwerer Guerilla-Angriff stattgefunden hatte. Dreimal darfst Du raten, wo.

Klar – in Sri Lanka. Jetzt war uns im Urlaub so überhaupt nicht nach kämpfen und peng peng zu Mute und wir hatten auch nicht den geringsten Bock darauf, unser Hotelzimmer selbst zu verteidigen. Was also machen? Natürlich wieder ins Reisebüro und einfach mal den Überblick verschaffen.

 

Irgendwie blieb mein Blick dann auf dem Titelblatt eines Reiseprospektes hängen, wo ein Schiff mit einem Mund und Augen zu sehen war. Sah schon lustig aus. Wer mit solch einem Teil durch die Gegend schippert, der kann eigentlich nicht so steif daher kommen.

Also schnappte ich mir den Katalog und ab ging es damit. Püppi hatte einige andere Angebote in Augenschein genommen. Ich glaube es war Algarve oder so – wo wir schon acht Mal gewesen waren. Ist schön da, aber wir wollten doch mal was anderes erleben.

Aida – hatten wir schon mal gehört. Mein Kumpel Willi war damit schon mal unterwegs gewesen. Und der, soviel wusste ich, verfügt nicht über einen Frack. Also Willi angerufen und mal nachgefragt, wie es denn so war.

Erstaunlicherweise überraschte er mich mit der Ansage, dass alles prima war und er einen Film über die Reise besitzt, den ich mal ausleihen könne. Also auf zu Willi, Film abgeholt und sofort in den Videorekorder (DVD war ihm wohl zu teuer gewesen).

Und Toni – was soll ich sagen – Willi selbst erschien einige Male in dem Film. Da war ich aber von den Socken.

Schöner Streifen, viel Musik und eigentlich alles Wissenswerte über die Reise. Also – die Sache war gebongt.

Wir fahren mit der Aida durchs westliche Mittelmeer. Kein Kleiderzwang, keine steifen Kragen, sonnenbaden in normaler Schwimmbekleidung, Fünf- Sterne-Essen, Tischgetränke im Preis und ein Ausflugsangebot, was Lust auf Meer machte.

 

EINSCHIFFUNG AUF PALMA DE MALLORCA

Nach Buchung der Reise erhielten wir zusammen mit den Reiseunterlagen auch ein kleines Heftchen, in dem wir schon mal nachlesen konnten, wo uns die Reise hinführen sollte und welche Möglichkeiten es jeweils für den Landausflug gab.

Großes Angebot, aber auch große Preise. Nun, wir studierten die jeweils etwa 5-10 Möglichkeiten pro Reiseziel und grenzten immer weiter ein, bis Püppi und ich uns einig waren, was wir vor Ort dann jeweils unternehmen wollten – oder auch nicht.

Eigentlich war so für jeden was dabei. Für Wanderer, für Sportler aller Art – vor allem Radfahrer und Taucher, für Unternehmungslustige und auch für Kulturinteressierte.

Wir wollten weder Radfahren, noch tauchen oder anderen Sport treiben – sollte doch ein Urlaub zum Ausruhen und genießen werden.

Apropos: „Kreuzfahrt“: Eine hübsche junge Buchhalterin hat sehr lange eisern gespart um sich Ihre Traum-Kreuzfahrt zu leisten. Sie schrieb in ihr Tagebuch:

Montag: Ich habe die große Ehre gehabt, zum Abendessen an die Kapitänstafel gebeten zu werden.

Dienstag: Ich habe den Vormittag mit dem Kapitän zusammen auf der Brücke verbracht.

Mittwoch: Der Kapitän hat mir Anträge gemacht, die eines Offiziers und eines Mannes von Welt unwürdig sind.

Donnerstag: Der Kapitän drohte, er werde das Schiff versenken, wenn ich nicht nachgebe.

Freitag: Ich habe 1.600 Menschenleben gerettet.”

Der Flug nach Palma de Mallorca war ruck zuck vorbei ob der Vorfreude auf ganz neue Erfahrungen und Erlebnisse.

Nach der Landung fuhren wir mit dem Bus vorbei an der Küste und bewunderten die stolze Kathedrale von Palma oberhalb der Küstenstraße. Natürlich suchte der Blick fortwährend nach dem Schiff mit dem roten Mund.Und endlich… in einiger Entfernung machten wir es aus, wie es einem riesigen weißen Wall gleich, sich lächelnd am blauen Horizont erhob. Noch ein paar Kurven und wir waren eingetroffen.

Das Entgegenfiebern hatte ein Ende und wir reckten unsere Hälse dermaßen in die Höhe, dass man der Gefahr eines Nackenkrampfes nur schwer entgehen konnte.

Was soll ich sagen, Toni – so enorm und riesig hatten wir uns das Teil nun wirklich nicht vorgestellt.

Zunächst staunten wir mit offenem Mund ein wenig über ein solches Gebirge, dass auch noch auf dem Wasser fahren konnte, ohne gleich zu versinken.

 

Man führte uns in eine Art Halle, wo bereits einige Menschenschlangen warteten, um einzuchecken und den Schlüssel zu ihren Kabinen in Empfang zu nehmen.

Wir reihten uns ebenfalls ein und schauten uns ein wenig um.

Rechts von uns entdeckten wir ein seltsam anmutendes Pärchen, welches sich intensiv mit seinem Gepäck beschäftigte. Sie – sehr mondän, lange, wellige schwarze Haare, stark geschminkt, bunte Bluse, unglaublich kurzer Minirock und High Heels an den Füßen, allerdings sehr hübsch. Fast ein bisschen unwirklich.

Und dann er – knallbuntes Hawaiihemd, lindgrüne Hose, weiße Socken und als Fußbekleidung diese Cowboyschuhe, die an der Spitze und der Ferse mit Eisen beschlagen sind und wo eigentlich nur noch die Sporen fehlten.

Ein kurioses Paar, von vielen Augenpaaren mal verwundert, mal abschätzig, mal belustigt beobachtet.

Plötzlich hört man ihn etwas munkeln, worauf sie entsetzt zurückweicht, ihn mit großen Kulleraugen anstarrt und mit lauter, spitzer und herablassender Stimme antwortet: „ Isch hab die Wautschers nich – die hast du datt letzte Mal zu Hause jehabt. Isch jlaub, ett jeht los.“

Nun war klar, dass die Beiden wohl aus der Ecke von Köln kamen und anscheinend ihre Reiseunterlagen, also ihre Vouchers suchten, um ebenfalls einzuchecken.

Ein munteres Kichern verbreitete sich unter den Wartenden in Windeseile. Was gibt es Schöneres, als die Missgeschicke anderer Leute so hautnah mit zu erleben?

Wobei ich Einige beobachten konnte, die bei sich selbst noch mal alles genau untersuchten. Man will natürlich nicht ebenso dämlich da stehen.

Mit der Zeit entwickelte sich zwischen den Beiden ein kurioser Dialog, der nun wirklich alle Umstehenden aufheiterte und letztlich dazu führte, dass die Dame sich schluchzend auf ihren Koffer setzte und ihrem Partner demonstrativ den Rücken zukehrte mit den Worten:“ Wenn isch nisch auf datt Schiff komme, dann sinn wa jetrennte Leute, du Döskopp.“

Kurze Zeit später gesellte sich ein Mitarbeiter der Schiffscrew hinzu und versuchte, die Dame zu beruhigen.

Ob es ihm schlussendlich geglückt war, entzog sich meiner Kenntnis, da wir nun zum Einchecken bereit waren.

Die nette Stewardess (nennt man die so?) überreichte uns zwei Karten mit dem Abbild der AIDA, unserem Namen und die Reisedaten. Diese Scheckkarte war unser Zimmerschlüssel und diente gleichzeitig als Zahlungsmittel an Bord.

Die dicke Rechnung kam also zum Ende hin, wie so oft.

Freudig erregt verließen wir die Halle und reihten uns erneut ein.

Jetzt hieß es: lächeln für das erste Foto.

Man stellte uns punktgerecht auf einige Markierungen, zwang uns, freundlich in die Kamera zu grinsen und teilte uns mit, dass wir das Foto abends bewundern könnten.

Na, schön – gehört wohl einfach dazu. Und im Nachhinein sehe ich dieses Foto als wunderschöne Erinnerung, denn dort steht auch der Tag unserer Einschiffung für alle Zeiten zu lesen.

Nun ging es aber endlich an Bord.

Die Scheckkarte bewies am Eingang in das Schiffsinnere bereits ihre Funktionsfähigkeit und man bat uns, freundlichst einzutreten in die große weite Welt der Ozeanriesen, wie man früher spöttisch sagte.

Und Toni – um das Gepäck brauchten wir uns seit dem Flughafen nicht mehr zu kümmern.

Sollte bei Ankunft bereits auf unserer Kabine stehen.

Na das nenne ich mal Service. Wenn’s denn wirklich klappt – genial.

       

WILLKOMMEN AUF DER AIDA

Diesen Willkommensspruch lasen wir auf der Bordzeitung unter einem großen „Hola!“, die wir in unserer Kabine vorfanden.

Der Weg dorthin war eigentlich, wenn man die Liftfahrt betrachtet, nicht anders, als in jedem guten Hotel. Wobei allerdings das Treppenhaus schon etwas Besonderes war.

Alles blitzblank, flauschige, dicke Auslegware und insgesamt ein sehr freundlicher, maritimer Eindruck, der einen dort beschlich.

Die Kabine war wider Erwarten geräumig und nett eingerichtet. Also Toni – zum Schlafen, Duschen und Umziehen konnte man sich hier bequem aufhalten.

Die Bordzeitung, die übrigens täglich in die Kabine flattert, informierte uns über die wichtigsten Leute der Crew, wie Kapitän, Schiffsarzt, Clubchef, Chefkoch, etc. und über die Öffnungszeiten der bordeigenen Geschäfte und und – dazu später mehr.

Unser Gepäck war noch nicht eingetroffen und so beschlich Püppi das bekannte Gefühl, welches man auch immer wieder am Gepäckband im Flughafen verspürt - unsere Koffer sind auf den Weg nach Australien – bis das ersehnte Klopfzeichen erklang und ein philippinischer Mitarbeiter alles herein brachte. Wir konnten wieder aufatmen.

Das ist übrigens wohl auch der große Vorteil einer Kreuzfahrt. Man packt seine Sachen einmal aus und erst am Abreisetag wieder ein, obwohl man im Verlauf der Reise mehrere Länder besucht. Tolle Sache das.

Nach dem üblichen Prozedere ging es flugs zur Schiffserkundung. Dabei wollten wir auch die Landausflüge buchen.

Überall wuselten noch die Crewmitglieder herum, die für das Gepäck zuständig waren. Wir orientierten uns am Lageplan, der auf jedem Stockwerk aushängt, damit man sich nicht verläuft.

Am Buchungsschalter angekommen, mussten wir uns wohl oder übel in eine Menschenschlange eingliedern, die sich bereits vor den vier Buchungstischen gebildet hatte. Ach – andere Leute machen auch Ausflüge. So bereiteten wir uns auf längeres Warten vor.

Mit den Händen in den Hosentaschen, leerem Blick nach oben, von einem Fuß auf den anderen pendelnd und ein fröhliches Lied auf den Lippen, hatte ich die Gelegenheit einem interessanten Dialog zuzuhören, der sich zwischen einem Mitreisenden und einem Stewart entwickelte:

 

„ Wann gibt es denn was zu essen?“ wollte der Gast wissen.

„Oh,“ entgegnete der Uniformierte, „ von 7.00 bis 11.00 Uhr gibt es Frühstück, von 11.30-15.00 Uhr Mittagessen, von 15.30 – 17.00 Uhr Kaffee und Kuchen, von 18.30 ab dann Abendessen. Dazwischen können Sie noch Snacks bekommen.“

„ Schade – ich wollte eigentlich auch mal aufs Sonnendeck.“ war die erstaunliche Reaktion.

Endlich beim Scout (so nennt man die Reiseführer/innen an Bord) angekommen, konnten wir nun endlich die ersehnten Landausflüge buchen. Für jeden Ausflug gab es ein Ticket mit Reiseziel, Treffpunkt, Zeiten und Hinweisen, die ein Drucker im Sekundentakt ausspuckte.

Als wir alles beisammen hatten, traten wir den Rückzug auf unsere Kabine an, um uns für den Abend zu preparieren, galt es doch nach dem Essen für den Welcome-Clubchef-Drink mit anschließender Sail-Away-Poolparty anzutreten.

Frisch gestriegelt und gebügelt nutzten wir als erstes die Happy Hour in der Cocktail-Bar, wo man uns jedes Getränk für die Hälfte anbot. Essen und Trinken sind grundsätzlich im Preis enthalten, was jedoch nicht für die Schirmchendrinks gilt.

Nach einem wunderbaren Snowball spazierten wir zum Karibik-Restaurant. Das erschien uns im ersten Moment interessanter, als das Markt-Restaurant. Wieder etliche Wartende, da die Doppelflügeltür noch nicht geöffnet war.

Dies erledigte der Chefkoch höchstpersönlich und man stürzte ins Getümmel. Nur nicht Letzter sein heißt da die Devise. Warum? Ich weiß es auch nicht. So sind die Menschen – es gibt keine Anderen.

Was soll ich sagen Toni – Da laufen einem schon mal die Augen über. Wunderbar arrangiertes und dekoriertes Essen vom Feinsten war hier aufgetragen worden. Wo sollte man da anfangen? Eines war beim ersten Blick auf die Fressvielfalt sofort klar: Hier kommt niemand ohne einige Kilo Übergewicht von Bord.

Zunächst peilten wir mal die Lage, wo sich für uns ein geeignetes Plätzchen zum Futterfassen anbot. Es gab Tische für zwei, vier, sechs und acht Personen. Um gleich ein Pläuschchen mit Gleichgesinnten zu führen, belegten wir zwei Plätze an einem Achtertisch und begaben uns auf die Suche nach den ersten Köstlichkeiten zur Vorspeise.

Püppi hatte sich, entgegen ihrer Gewohnheit, sehr schnell entschieden. Ich ließ erst alles in Ruhe auf mich einwirken und empfand mich als gequälter Wähler.

Letztendlich hatte auch ich einiges auf meinen Teller bugsiert und steuerte unseren Tisch an. Anstatt ihr Essen zu genießen, befand sich Püppi bereits im Gespräch mit den ersten Tischnachbarn. Unschwer an der Sprache zu erkennen, dass die aus der Ecke von Stuttgart kamen, was sich auf meine Nachfrage sofort bestätigte.

Günther und Brigitte – so hießen die beiden netten Leute. Mitte sechzig, beide gut im Futter, fröhlich, lustig – einfach zum Knuddeln. Der Tischwein in weiß und rot war übrigens ausgezeichnet und das Besteck hing in der Tischmitte an Ständern, die permanent aufgefüllt wurden.

Wir ließen uns alles munden und machten im Laufe des Abends die Runde vom Hauptspeisenangebot zum Nachspeisenangebot und dann auch zum Nach-Nachspeisenangebot. Will heißen - Käse, Toni!

Käse aufgetürmt aus allen erdenklichen Sorten, von allen erdenklichen Tieren, die Milch geben. So etwas hatte ich in dieser Vielfalt nicht mal im KaDeWe in Berlin gesehen.

Und hier war es ja nur für den heutigen Abend aufgetischt. Es war schon Käse, dass man nicht jede Sorte probieren konnte. Da wollte man tausend Mägen haben.

Besonders angetan hatte es mir ein “Löffelkäse”, wie wir ihn nannten, weil man ihn mit dem Löffel aus der Schale befördern musste.

Halbflüssig und zäh, aber ungemein kernig, würzig und wohlschmeckend. Den Namen habe ich vergessen - ist auch besser so, denn er sollte mich später noch gehörig ärgern. Da war ich einfach zu gierig und habe die Verzehrmenge nicht mehr unter Kontrolle gehabt.

Mann, Toni - war aber auch lecker und dazu noch ein angenehmer Rotwein. Die Seereise hatte prima begonnen.

Zu Guter Letzt fanden wir auch genügend Zahnstocher, um uns von den Resten des ansprechenden Dinners stilvoll zu befreien.

Apropos: “Zahnstocher”

Spazieren zwei Zahnstocher durch die City. Plötzlich sehen sie auf der anderen Seite einen Igel. “Komisch“, meinte da der Eine - “Ich wusste gar nicht, dass die hier auch Busse haben.”

Nun wurde es aber Zeit für den Welcome-Drink auf dem Pooldeck, denn die Lautsprecheransage drängte zur Eile.

Auf dem Pooldeck angekommen, servierte man uns einen Sekt, obwohl wir bereits bester Stimmung waren. Man hieß uns seitens der Clubbetreuung willkommen und versprach uns alles Mögliche, was wohl auch irgendwann eingetroffen ist.

Es war an der Zeit, auszulaufen und den Hafen von Palma De Mallorca Richtung Sardinien zu verlassen, denn nach einem geplanten Seetag war dies unsere erste Destination.

Wir standen zu viert an der Reling und bestaunten das Ablegemanöver, welches der Kapitän nur mit zwei kleinen Joysticks regelte.

Tja, Toni, was soll ich sagen - das könnte ich auch. Habe doch am Computer auch mit diesen Teilen operiert, bis mir der Fußschweiß auf der Stirn stand. Aber irgendwie hatte ich die Vermutung, der Kapitän lässt mich nicht ran und zu Püppis Beruhigung ließ ich von diesem Vorhaben ab. Hätte ich Sekunden danach sowieso automatisch, denn der Schreck fuhr uns allen dermaßen in die Glieder, dass man merkte, wie die Knie versagten und man den Eindruck hatte, dass einem die Ohren abfallen.

 

Unbewusst hatten wir uns wohl zu sehr an die Schiffshupe ran gewagt, denn die ertönte jetzt zum Abschied mit einer Lautstärke, als stände man im Lautsprecher bei einem AC/DC-Konzert.

Wieder was gelernt. Da stehen wir beim nächsten Ablegemanöver mit Sicherheit nicht mehr - nur noch in angemessener Entfernung.

Als wir nach einigen Minuten die Hafenausfahrt passiert hatten, legte die Musik los und die Sail-away-Poolparty konnte starten.

Zur Freude der Damen wurde getanzt und mitten im Gewühl schlich immer ein Crewmitglied mit seiner Kamera umher, um alles aufzunehmen. Aha - dachte ich - das kenne ich doch noch von Willi und lavierte Püppi während des Tanzens in diese Richtung.

Nicht, dass ich auch in dem Film mitspielen wollte. Neeeiiiin - ich doch nicht. Es ging mir dabei nur um Püppi. Hihi

Nach dem ganzen Stress des Tages - ich hasse Anreisetage - spürten wir langsam aber sicher ein wenig Müdigkeit hochkommen und verständigten uns mit unseren neuen Bekannten Günther und Brigitte noch einen Absacker in der Bar zu nehmen. Also noch einen Cocktail als Betthupferl und dann ab in die Falle.

Wir nahmen an einem der zahlreichen Tische Platz und ließen uns in die Polster gleiten. Alle orderten einen Caipirinha, nur ich musste aus der Reihe fallen und hatte vor, mich mit einem Planter’s Punch zu vergnügen. Wenn schon - denn schon.

Nachdem die Getränke aufgetischt waren, nippte ich an meinem Drink und stellte enttäuscht fest, dass er zwar einige Rumsorten beeinhaltete, diese aber nicht zu schmecken waren. Also ließ ich die nette Kellnerin antanzen und beschwerte mich darüber, was normalerweise nicht meine Art ist - hatte halt unbemerkt einen Schwips im Nacken, anstatt des üblichen Schalkes. Das hätte ich besser nicht getan.

 

Was soll ich sagen, Toni?

 

Als der Drink erneut eintraf, traf mich der Schlag. Nun hatte ich das  Gefühl, er bestand nur noch aus Rum. War mir in dem Moment aber egal, denn die Stimmung war auf dem Höhepunkt. Hihi - tsss

Im Überschwang des Augenblicks und natürlich auch ein bisschen animiert vom Cocktail nahm ich Püppi bei der Hand und führte sie elegant auf die Tanzfläche.

Im Nachhinein betrachtet muss das wohl ziemlich lustig ausgesehen haben, wie wir am nächsten Tag erfuhren.

Naja - Schwamm drüber. Dass wir beim Tanzen den Halt verloren und dann den Tanzboden gebohnert haben - daran kann ich mich bis heute nicht erinnern und ich glaube, man hat mir da einen gehörigen Bären aufgebunden.

Letztlich überzeugte mich Püppi davon, nun langsam aber sicher die Kabine aufzusuchen, um eine Mütze Schlaf zu nehmen. Willenlos ließ ich mich von ihr abschleppen und fand mich kurze Zeit später im Bett wieder.

 

Das ruhige Wiegen des Bettes von einer zur anderen Seite war mit Sicherheit dem stärkeren Seegang zu verdanken und brachte mich verhältnismäßig schnell in den Schlaf.

Mitten in der Nacht erwachte ich mit Magenbeschwerden und erheblichem Unwohlsein. Da war wohl einiges zuviel für mich gewesen. Somit verbrachte ich den Rest der Nacht auf der Toilette und sinnierte über die Seefahrt nach.

 

SEERETTUNGSÜBUNG

Am nächsten Morgen musste ich leider auf das Frühstück verzichten und ließ mich erst spät von Püppi überreden, zumindest etwas zu trinken. Ein richtig netter philippinischer Kellner hatte von meinem erbärmlichen Zustand ziemlich schnell Kenntnis genommen und bot mir frisch gepressten Orangensaft an, den ich gerne dankend annahm.

Der Mann hieß Renato und wir hatten ihn sofort in unser Herz geschlossen. Man merkte ihm ehrliche Fürsorge an, was bestimmt nicht selbstverständlich ist und wir freuten uns hernach immer, wenn wir ihm auf folgenden Kreuzfahrten wieder begegneten.

Der Tag war deklariert als Seetag, was mir in meinem Zustand entgegen kam, da wir keinen Hafen anliefen und ich mich auf einen Landausflug schleppen musste. Allerdings war die obligatorische Seenot-Rettungsübung angesagt, die in internationalen Gewässern auf jedem Passagierschiff absolute Pflicht ist.

Dazu ertönt ein Warnsignal über den Bordlautsprecher (auch im Zimmer) und man muss mit angelegter Rettungsweste an eine bestimmte Station sprinten, zu denen man von vielen Helferlein geleitet wird.

Hast Du schon mal eine dieser Rettungswesten angelegt, Toni? Das erinnert mich immer an den Song von Mike Krüger. Du weißt - der mit dem Nippel durch die Lasche ziehen.

Nun  - mit ein wenig Nachhilfe von Püppi konnte ich einigermaßen stilgerecht ausgerüstet dieses notwendige Übel durchstehen, war aber froh, danach wieder im Zimmer zu sein, um dieses unförmige ärgerliche Teil abzulegen.

Nun hieß es - Poolparty.

Sonne, Bier und gute Laune bis zum Abwinken - nur für mich nicht. Leider konnte ich nicht. Toilettenbesuch.

Günther und Brigitte bedauerten mich natürlich, nahmen aber Püppi unter ihre Fittiche, damit das Mädchen wenigstens ihr Vergnügen hatte. Recht so. War ja selber schuld.

Der Rest des Tages ist mir nicht mehr so in Erinnerung. Am Abend versuchte ich, etwas zu essen, was mir nur mäßig gelang. Die darauffolgende Nacht war einfach nur miserabel und ich hatte große Bedenken, ob ich am nächsten Tag überhaupt am Landausflug teilnehmen konnte, der uns nach Sardinien an die Costa Smeralda führen sollte.

 

LANDAUSFLUG AUF SARDINIEN - COSTA SMERALDA

 

Hey, Toni,

nachdem ich die Nacht mehr schlecht als recht hinter mich gebracht hatte, ohne Püppi in ihrem Schlummer zu stören, quälte ich mich regelrecht zum Frühstück.

Eigentlich wäre es sinnvoller gewesen, den Landausflug nicht mit zu machen, aber das wollte ich Püppi nun auch nicht antun.

Nachdem wir in den Hafen von Olbia auf Sardinien geankert hatten, versammelte sich unsere Reisegruppe im Bordtheater. Es wurde durchgezählt und als alle zusammen waren, ging es erstmalig von Bord und ab in die bereitstehenden Busse.

Von der Fahrt habe ich leider nicht so viel mitbekommen, da mein Magen mich immer noch piesackte, aber die Landschaft in der Costa Smeralda war schon sehenswert.

Unser Halt war in einem niedlichen kleinen Ort namens Porto Cerro.

 

In diesem Cafe’ auf dem Marktplatz von Porto Cerro erholte ich mich bei einem Mineralwasser und erblickte auf der gegenüber liegenden Seite eine Apotheke.

Was soll ich sagen, Toni.

 

Die verkauften mir nach mehreren Versuchen, meine Beschwerden gestikulierend zu erklären, eine Packung kleiner schwarzer Pillen, von denen ich sofort einige nahm.

Derweil genoss Püppi mit Brigitte und Günther die traumhafte Aussicht auf den Küstenstreifen.

Wenn man

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Jürgen Reintjes
Bildmaterialien: Jürgen Reintjes
Tag der Veröffentlichung: 22.08.2014
ISBN: 978-3-7368-3345-6

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