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VORWORT

Hallo, Toni,

wenn Du meine anderen Reiseberichte von Dubai und einer AIDA-Kreuzfahrt bereits gelesen hast, dann weißt Du, warum wir uns duzen.

Für alle neuen Freunde lustiger Reisebeschreibungen sei nochmal erwähnt, dass ich alle Leser/innen mit Toni anspreche, weil das ein Name ist, der für Frauen und Männer gültig sein könnte.

Meine Frau, die mich auf allen meinen Reisen begleitet hat und die somit maßgeblich in den Erzählungen immer wieder Teil des Ganzen ist, nenne ich zärtlich Püppi.
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Ich habe keine Ahnung, wer es erfunden hat, aber zu einem runden Geburtstag muss immer irgendetwas Besonderes passieren. So waren auch unsere Gedanken, denn ich feierte im Januar des Jahres 2012 einen fetten runden Jahrestag.

Jetzt ist der Januar nicht gerade der Monat, in dem man nach Spanien oder Italien fährt, um sich in die Sonne zu legen oder wo man sich des schönen Wetters sicher sein kann.

Selbst die Kanarischen Inseln zeigen sich um diese Zeit nicht mehr so stabil, wie man es vor Jahren noch erwarten durfte.

Ägypten ist eventuell vom Wetter her sicher, aber nicht in anderen Bereichen und unser Hotelzimmer selbst zu verteidigen lag nicht in unserem Sinne.

Unser Freund Bernd hatte insgeheim gehofft, dass wir uns seiner bereits vor Jahren gebuchten AIDA-Reise ins Amazonasgebiet und der Karibik anschließen würden, aber die Karibik kannten wir schon und auf einem bis zu 25 Kilometer breiten Fluss herum zu schippern ähnelte doch zu sehr einem Seetag nach dem anderen.

Außerdem sieht man da nur Indianer, die in Röhrchen blasen. So was kennen wir von zu Hause auch, nur das unsere Polizei nicht im Baströckchen rum läuft.

Was soll ich sagen, Toni?

Ich möchte diese AIDA-Tour nicht schlecht reden. Sie hatte auch ihre Reize, wie wir nach Rückkehr unserer Freunde von dort erfahren konnten.

Was aber sollten wir machen?

Als Kind träumen die meisten kleinen Mädchen davon, einmal Prinzessin in einem wunderschönen Palast zu sein.

Die kleinen Jungs sind da etwas pragmatischer, aber gegen einen Palast in dem man als Sultan oder Pascha mit vielen Dienern herrschen und residieren kann, hat man doch nichts einzuwenden. Man erkennt das doch auch an den einschlägigen Verkleidungen zum Fasching.

Da wir bereits einige Male in Dubai weilen durften und uns die Gastfreundlichkeit und die überaus luxuriösen Hotels immer wieder total begeistert hatten, kam schlussendlich nur eine Destination in Frage:

Der Emirates Palace in Abu Dhabi.

Und da ich kurz zuvor das Formel1-Rennen mit aller Schwiegermütter Liebling Sebastian Vettel begeistert verfolgt hatte, wollte ich noch ein paar Tage in eben diesem Yas-Hotel dran hängen, wo die Rennstrecke durch das Gebäude führt und die Ferrari-World in unmittelbarer Nähe lag.

Es kam also zwar nicht zur Buchung von Tausendundeiner Nacht, aber 14 davon sollten es schon sein.
Püppi beschäftigte sich bereits Wochen vorher mit der Beobachtung des Wetters vor Ort und dem Countdown bis zur Abreise.

Du weißt, Toni: Noch acht Wochen…, noch sechs…, noch vierzehn Tage…, noch dreimal schlafen…, Morgen!

FLUG MIT EMIRATES NACH DUBAI

Unser Freund Klaus brachte uns zum Flughafen und wir starteten pünktlich gegen Abend in Richtung Morgenland mit der Fluggesellschaft Emirates, die wir ja schon einige Male genießen durften.

Es ist auf alle Fälle etwas komfortabler als andere Gesellschaften, da man mehr Beinfreiheit hat und einem auf den Sitz bereits Kopfkissen, Decke und verpackte Kopfhörer erwarten. Das gibt’s ja nicht überall.

Das Essen wird vorab per Menü-Karte angekündigt, man erhält richtiges Besteck und kann auch mal ein Fläschchen Wein dazu ordern.

Da die Flugzeit immerhin sechs Stunden beträgt, ist man ganz dankbar für das großzügige Entertainment-Programm.

Im Sitz des Vordermannes eingebaut findet man den Monitor mit einer Fern- und Spielebedienung, mit der man sein Wunschprogramm einstellen kann. Dies geht über neue Spielfilme, Comedy-Serien etc., die auf mehreren Kanälen in allen Genres laufen (vorwiegend in englischer Sprache), über Videospiele und den Außenkameras des Fliegers.

Das ist deshalb schon spannend, weil man bei Start und Landung ein fantastisches Livebild erhält und selber rechtzeitig auf die Bremse treten kann (imaginär, Toni. Hihi).

Wir haben selten einen so ruhigen Flug gehabt und konnten tatsächlich einen so genannten Sekundenschlaf über mehrere Minuten genießen.

Leider flogen wir nicht direkt nach Abu Dhabi, da die dortige Fluggesellschaft Etihad Airways noch nicht von allen Flughäfen in Deutschland abhebt.

Somit hatten wir nach der Landung noch etwa 180 Kilometer bis zum eigentlichen Ziel.

Da wir aber frühmorgens in Dubai ankamen, war das nicht so tragisch und wir erhofften uns vom eineinhalbstündigen Privattransfer eine entspannte Tour zum Palast.

Dachten wir, Toni.

VON DUBAI NACH ABU DHABI

Die Passkontrolle hatten wir schon mal anders erlebt – nämlich voller – also mit einer Wartezeit von etwa vierzig Minuten. Diesmal standen wir bereits etwa nach fünf Minuten vor dem jungen Mann, der uns das Visum in den Pass stempeln sollte. Er fragte woher wir kommen, wohin wir gehen und wann wir wieder verschwinden. Nach befriedigender Antwort verpasste er uns den Einreisenachweis und wir waren „drin“! Drin in den Vereinigten Arabischen Emiraten – der Region der Zukunft und Moderne.

Der ewige Kampf am Gepäckband startete und verlief eigentlich wie immer.
Wir starrten auf das „schwarze Loch“, das die Gepäckstücke wie aus einem großen Maul ausspuckte und auf die sich schlängelnde Zunge des Förderbandes schob.

Nach einiger Zeit wuchs in Püppi – wie immer – der Verdacht, dass unsere Koffer irgendwo in Aserbeidschan gelandet seien, als letztlich doch der erste erschien und sie ein wenig beruhigte. Aber wo war der andere? Da sind auch noch alle Schuhe drin! Was machen wir ohne Schuhe? Dann müssen wir jede Menge neue kaufen! Wäre kein Problem, denn bei Emirates darf man 30 kg Gepäck pro Person mitnehmen.

Was soll ich sagen, Toni?

Einerseits erfreut es jede Frau besonders, wenn sie neue Schuhe kaufen kann, was wir Männer übrigens nie verstehen werden; andererseits erschien dann doch noch der Koffer und der Tag war gerettet.

Da wir Privattransfer gebucht hatten, erwarteten wir einen Chauffeur, der mit einem Schild in der entsprechenden Reihe stand, wo unser Name drauf zu lesen sein sollte.

Tja, das war leider nicht der Fall und so gingen wir sämtliche Schilder etwas genauer durch, fanden aber keines, was nur annähernd auf uns hindeuten konnte.

Erfreulicherweise gab es in unmittelbarer Nähe der ganzen Schilderträger einen Infostand.

Mit meinem perfekten Englisch fragte ich den beschäftigten Menschen hinter dem Tresen:

„Can you please help me? We are searching the driver of our car to Abu Dhabi.”

Für alle, die kein perfektes Englisch (hihi) – so wie ich – beherrschen, schreibe ich auch immer die Übersetzungen dahinter:

„Können Sie bitte helfen mich? Wir sind suchend den Fahrer von unserem Auto nach Abu Dhabi.“

Der weitere Dialog war nicht sonderlich spannend, hatte aber den Erfolg, dass uns ein deutsch sprechender Mitarbeiter der Reisegesellschaft weiterhelfen wollte.

Er brachte nach einigen Telefonaten in Erfahrung, dass unser Fahrer auf dem Weg sei und in etwa zehn Minuten eintreffen müsste.

Tja, Toni – in Arabien ist das mit der Pünktlichkeit so eine Sache. Aber so schlimm war es dann auch wieder nicht, denn kurze Zeit später steuerte ein junger Mann direkt auf uns zu.

Boah! Der Typ war schlichtweg atemberaubend. Ich bin jetzt nicht gerade derjenige, der sich um das Aussehen von Männern schert, aber das war hier eine andere Kategorie. Bei dem gingen die Damen von ganz alleine auf die Knie und auch Püppi musste tatsächlich erst mal Luft schnappen. Ich fragte mich bei seinem Anblick, wieso der Taxifahrer ist und nicht von großflächigen Plakaten lächelt, in Filmen mitspielt oder zumindest in einem Katalog aufschlägt. Komisch. Muss er letztendlich dann selber wissen. Trotzdem denke ich, dass der irgendwann von irgendwem entdeckt wird.

Nun gut. Er nahm sich unseres Gepäckes an und führte uns zum Auto.
In Dubai gibt es – so denke ich – keine Autos, die klein sind und älter als 3 Jahre. Wir durften in einem Lexus Platz nehmen. Juhu!

Nachdem wir den Airport passiert hatten, ging es Richtung Abu Dhabi quer durch die City von Dubai.
Natürlich kannten wir aus früheren Reisen etliche der bekannten Hochhäuser wie Emirates Towers (die man schon fast suchen musste), den riesigen Burj Khalifa, das höchste Gebäude der Welt mit über 800 Metern und viele andere.

Die Monorail scheint ebenfalls soweit fertig zu sein und dennoch sieht man überall gigantische Baustellen. Es hat den Anschein, jede Firma auf der Welt muss unbedingt in Dubai präsent sein, da denen wohl sonst wichtige Einnahmen flöten gehen.

Entlang am berühmten Creek erspähten wir schon von weitem das Sieben-Sterne-Hotel Burj Al Arab, dass immer noch majestätisch am Jumeirah Beach thront neben der riesigen „Welle“ – dem Jumeirah Beach Hotel.

Vom Hotel Atlantis oder den anderen dort mittlerweile auf der künstlich im Meer geschaffenen „The Palm“ konnten wir ebenso wenig sehen, wie vom Luxushotel Min A Salam, das wir schon mal besuchen durften, denn es waren schon zu viele neue Bauvorhaben zwischen Autobahn und Aussicht in Arbeit.

Jetzt aber zurück zu unserem hübschen Chauffeur.

Als wir die Stadt hinter uns ließen und auf der vielspurigen Autobahn entlang fuhren, fiel mir auf, das die einzelnen Spurmarkierungen mit runden Erhebungen versehen waren, die beim Darüberfahren laute Fahrgeräusche verursachten.

Warum das so war, erschloss sich mir nach etwa zwanzig Minuten Fahrzeit auf der schnurgeraden Strecke, auf der links und rechts der Fahrbahn nicht mehr viel Interessantes zu entdecken war. Nun – ist ja immerhin auch noch Wüste da.

Plötzlich machte es: Radamm – Radamm – Radamm

Ich bemerkte, wie der Fahrer wieder auf die gerade Bahn einlenkte und beobachtete ihn im Rückspiegel.

Kennst Du das auch, Toni?

Wenn man übermüdet ist, dann reißt man die Augen ganz weit auf, worauf die Lider sehr schnell wieder der Erdanziehung nachgeben und nach unten fallen. Sobald man das bemerkt, kneift man dann ganz schnell zwei- oder drei Mal die Augen fest zusammen und meint sich wieder wach zu fühlen.

Irrtum!

Genauso erging es unserem bildschönen Fahrer. Ich konnte im Spiegel beobachten, wie er krampfhaft versuchte wach zu bleiben, was ihm natürlich nicht immer gelang und sich seine Augen schlossen.

Radamm – Radamm – Radamm

Noch wirkte die natürliche Aufwacheinrichtung der Straße, aber er hatte bereits festgestellt, dass ich ihn im Auge behielt, was ihm sichtlich peinlich wurde. Andererseits konnte ich ihn nicht mehr unkontrolliert lassen, denn wir hatten unseren ganzen Urlaub noch vor uns und ich wollte diesen nicht im Graben starten.
Mittlerweile war Püppi die Sache auch aufgefallen und ich gab ihr per Zeichen zu verstehen, was los war und sprach etwas lauter mit ihr, um den Driver eventuell auf diese Weise vom Schlafen abzuhalten, selbst wenn er den Weg vielleicht sogar im Schlaf kannte. Hihi

Nach etwa einhundert tatsächlich ermüdenden Kilometern trat der Model-Mann unvermittelt auf die Bremse, lenkte den Wagen an den rechten Straßenrand und gab uns zu verstehen, dass er zwei Minuten anhalten wollte.

Jetzt konnte ich weder glauben, dass er in so kurzer Zeit wieder richtig wach werden konnte, noch dachte ich, dass ein wenig frische Luft so schnell weiter helfen konnte.

Aber was machte er?

Er ging zum Kofferraum, holte eine Flasche Wasser raus und goss sich das kühlende Nass voll in seine Augen.

Tja – auch eine Methode.

Diese Maßnahme reichte allerdings für die nächsten zwanzig Kilometer, bis wir erneut das bekannte Geräusch vernahmen:

Radamm – Radamm – Radamm

Irgendwie haben wir es dann in einer Gemeinschaftsarbeit geschafft, die ewige gerade Strecke zu bewältigen bis die ersten Anzeichen von Besiedlung auftauchten, die dem Auge wieder Arbeit gaben.

Am Corniche vorbei, wie das sich durch die Stadt Abu Dhabi schlängelnde Gewässer, wie auch die Promenade dort nennen, fuhren wir durch diese schnell wachsende Metropole des führenden Emirates.

Überall Baustellen, so auch die komplette Zufahrt zum Emirates Palace. Die Prachtstraße durch das überwältigende Eingangstor des Palastes, das nachts in wechselnden Farben strahlt und nur für die Palasteinfahrt des Präsidenten gebaut wurde, ließen wir auf der rechten Seite liegen und umfuhren zahlreiche Umleitungen, die uns schließlich zur Haupteinfahrt leiteten.

Was soll ich sagen, Toni?

Der erste Eindruck ist schon mal absolut umwerfend und wir fuhren im gemächlichen Tempo die Hoteleinfahrt hinauf, die ich vorher genauso in einem Video zu Hause gesehen hatte.

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Jürgen Reintjes
Bildmaterialien: Jürgen Reintjes
Tag der Veröffentlichung: 07.05.2012
ISBN: 978-3-86479-664-7

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