Hey, Toni, der Einfachheit halber werde ich jeden Leser „Toni“ nennen. Warum? Weil dies der einzige Vorname ist, auf den Männchen und Weibchen gleichermaßen reagieren. Und Toni – ich duze Dich, weil Du mich auch duzen darfst.
Meine Reiseberichte sind von der etwas anderen Art. Denn ich erzähle das, was wir wirklich gesehen und erlebt haben und nicht dass, was in Hochglanz-Reiseprospekten steht oder sogar in Reiseführern mit ihren tausenden von Daten, die keinen interessieren.
Du wirst mächtig schöne und prachtvolle Fotos zu sehen bekommen, die ich alle selber geknipst habe.
Für die Technikfreaks: mit einer Nikon W35 (ca. 20 Jahre alt) – also eins von diesen Teilen…draufhalten und abdrücken. Ich hab nämlich absolut keine Ahnung von diesen 15 Rädern, die an einer teuren Kamera einzustellen sind, um Belichtungszeiten, Verschlusszeiten und was auch immer noch exakt hinzukriegen.
Letztendlich kommt es auf das Ergebnis an, wie alles im Leben. Und Toni …das kann sich sehen lassen, wovon Du Dich im Folgenden selbst überzeugen kannst. Solltest Du gerne mal eines oder auch mehrere Fotos davon für Dich nutzen wollen – klar, Toni, wir sind Freunde und Freunde zahlen nichts dafür.
Es wäre aber nett, wenn Du mir je Foto einen Backlink geben könntest – das sollte schon sein.
Noch ein Hinweis: auf allen Reisen hat mich meine angetraute Göttin begleitet, die ich im Folgenden „Püppi“ nennen will und sie wird daher auf dem ein oder anderen Foto erscheinen, was diesem dann noch einen besonderen Glanz verleiht.
Und nun: auf mit der Aida ins westliche Mittelmeer:
Der Gedanke, einmal eine Kreuzfahrt zu unternehmen, war bei uns zunächst überhaupt nicht aufgekommen. Zu teuer, zu mondän, zu Etepetete, nur alte Leute und und.
Die landläufige Meinung war auch die unsere. Immer geschniegelt in Frack und Abendkleid zum Essen. Nur nichts versauen. Immer den kleinen Finger abspreizen. Sonnenbaden nur in Hemd und Hose und auf dem Landausflug klug aus der Wäsche gucken. Man will ja nicht als Dummie auffallen und hochziehende Augenbrauen riskieren.
Alle halten die Hand auf und das Geld schmilzt dahin, wie Butter in der Sonne. Nee, Toni – nix für uns. Unser Ziel war klar definiert und hieß: Sri Lanka. Wir wollten schon immer mal nach Ceylon, aber als wir das nicht auf der Landkarte finden konnten, dachten wir: Sri Lanka tut’s auch.
Also – rein in das nächste Reisebüro und für das Wochenende alle Kataloge unter den Arm, die uns weiter helfen konnten. Übrigens ohnehin die Lieblingslektüre von Püppi – weit vor den ganzen Frauenzeitschriften.
Nach ausgiebigem Studium der Hochglanzangebote hatten wir uns auf ein tolles Hotel geeinigt. Somit sollte einer Buchung am kommenden Montag nichts mehr im Wege stehen. Haha, Toni – haste aber nur gedacht.
Voller Vorfreude sitzen wir am Sonntagabend vor dem Fernseher und müssen mit Entsetzen registrieren, dass justemang an diesem Tag ein schwerer Guerilla-Angriff stattgefunden hatte. Dreimal darfst Du raten, wo.
Klar – in Sri Lanka. Jetzt war uns im Urlaub so überhaupt nicht nach kämpfen und peng peng zu Mute und wir hatten auch nicht den geringsten Bock darauf, unser Hotelzimmer selbst zu verteidigen. Was also machen? Natürlich wieder ins Reisebüro und einfach mal den Überblick verschaffen.
Irgendwie blieb mein Blick dann auf dem Titelblatt eines Reiseprospektes hängen, wo ein Schiff mit einem Mund und Augen zu sehen war. Sah schon lustig aus. Wer mit solch einem Teil durch die Gegend schippert, der kann eigentlich nicht so steif daher kommen.
Also schnappte ich mir den Katalog und ab ging es damit. Püppi hatte einige andere Angebote in Augenschein genommen. Ich glaube es war Algarve oder so – wo wir schon acht Mal gewesen waren. Ist schön da, aber wir wollten doch mal was anderes erleben.
Aida – hatten wir schon mal gehört. Mein Kumpel Willi war damit schon mal unterwegs gewesen. Und der, soviel wusste ich, verfügt nicht über einen Frack. Also Willi angerufen und mal nachgefragt, wie es denn so war. Erstaunlicherweise überraschte er mich mit der Ansage, dass alles prima war und er einen Film über die Reise besitzt, den ich mal ausleihen könne. Also auf zu Willi, Film abgeholt und sofort in den Videorekorder (DVD war ihm wohl zu teuer gewesen).
Und Toni – was soll ich sagen – Willi selbst erschien einige Male in dem Film. Da war ich aber von den Socken. Schöner Streifen, viel Musik und eigentlich alles Wissenswerte über die Reise. Also – die Sache war gebongt.
Wir fahren mit der Aida durchs westliche Mittelmeer. Kein Kleiderzwang, keine steifen Kragen, sonnenbaden in normaler Schwimmbekleidung, Fünf- Sterne-Essen, Tischgetränke im Preis und ein Ausflugsangebot, was Lust auf Meer machte.
Nach Buchung der Reise erhielten wir zusammen mit den Reiseunterlagen auch ein kleines Heftchen, in dem wir schon mal nachlesen konnten, wo uns die Reise hinführen sollte und welche Möglichkeiten es jeweils für den Landausflug gab.
Großes Angebot, aber auch große Preise. Nun, wir studierten die jeweils etwa 5-10 Möglichkeiten pro Reiseziel und grenzten immer weiter ein, bis Püppi und ich uns einig waren, was wir vor Ort dann jeweils unternehmen wollten – oder auch nicht.
Eigentlich war so für jeden was dabei. Für Wanderer, für Sportler aller Art – vor allem Radfahrer und Taucher, für Unternehmungslustige und auch für Kulturinteressierte.
Wir wollten weder Radfahren, noch tauchen oder anderen Sport treiben – sollte doch ein Urlaub zum Ausruhen und genießen werden.
Apropos: „Kreuzfahrt“: Eine hübsche junge Buchhalterin hat sehr lange eisern gespart um sich Ihre Traum-Kreuzfahrt zu leisten. Sie schrieb in ihr Tagebuch:
Montag: Ich habe die große Ehre gehabt, zum Abendessen an die Kapitänstafel gebeten zu werden.
Dienstag: Ich habe den Vormittag mit dem Kapitän zusammen auf der Brücke verbracht.
Mittwoch: Der Kapitän hat mir Anträge gemacht, die eines Offiziers und eines Mannes von Welt unwürdig sind.
Donnerstag: Der Kapitän drohte, er werde das Schiff versenken, wenn ich nicht nachgebe.
Freitag: Ich habe 1.600 Menschenleben gerettet.”
Der Flug nach Palma de Mallorca war ruck zuck vorbei ob der Vorfreude auf ganz neue Erfahrungen und Erlebnisse.
Nach der Landung fuhren wir mit dem Bus vorbei an der Küste und bewunderten die stolze Kathedrale von Palma oberhalb der Küstenstraße. Natürlich suchte der Blick fortwährend nach dem Schiff mit dem roten Mund. Und endlich… in einiger Entfernung machten wir es aus, wie es einem riesigen weißen Wall gleich, sich lächelnd am blauen Horizont erhob. Noch ein paar Kurven und wir waren eingetroffen.
Das Entgegenfiebern hatte ein Ende und wir reckten unsere Hälse dermaßen in die Höhe, dass man der Gefahr eines Nackenkrampfes nur schwer entgehen konnte.
Was soll ich sagen, Toni – so enorm und riesig hatten wir uns das Teil nun wirklich nicht vorgestellt.
Zunächst staunten wir mit offenem Mund ein wenig über ein solches Gebirge, dass auch noch auf dem Wasser fahren konnte, ohne gleich zu versinken.
Man führte uns in eine Art Halle, wo bereits
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Jürgen Reintjes
Bildmaterialien: Jürgen Reintjes
Tag der Veröffentlichung: 30.04.2012
ISBN: 978-3-86479-609-8
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