Cover




MAFIA

© by ThrillerKiller (2010)


Beitrag zum BookRix Schreibwettbewerb 12/2010


Coverdesign by ThrillerKiller
Bild: © Klicker/pixelio.de und Merle Stechow/pixelio.de


Es war ein grauer Tag im November. Über dem ganzen Land lag seit Tagen eine heftige Sturmfront die von Norden her eine Menge Regen und heftigen Wind im Gepäck hatte. Man konnte schon seit Tagen keinen einzigen Fleck des blauen Himmels erkennen und laut Wetterbericht sollte das in den nächsten Tagen auch weiterhin so bleiben.
Marc Evans, erfolgreicher Manager, hatte es bisher weit gebracht, was sich nicht nur an seiner verschwenderischen Art zu leben, sondern auch an dem großen Haus, den teuren Möbeln und dem riesigen Kamin zeigte.
Es war bereits nach 20 Uhr als ich Marcs Wagen die Auffahrt herauf fahren hörte. Es war ein Aston Martin DBS in Carbon Optik, eine Spezialedition, die sich Marc zum Geburtstag kurzerhand selbst geschenkt hatte. Ein Meisterstück englischer Automobilherstellung mit einem 6-Liter V12 Motor mit 517PS, der einen unglaublichen Sound hatte, sodass man den Wagen schon von Weitem hören konnte.
Er fuhr in die Tiefgarage des dreistöckigen Hauses, das etwas abseits einer größeren Stadt direkt an einen kleinen See und einen Wald grenzte. Durch einen Fahrstuhl war die Tiefgarage mit dem restlichen Haus verbunden. Mit einem sanften Glockenton öffnete sich die Fahrstuhltür in der zweiten Etage. Hier waren das Wohnzimmer und diverse Schlafzimmer und Bäder. Im Untergeschoss waren die Küche, das Esszimmer und eine Bibliothek, mit dunklem Holz, einem kleineren Kamin und einem Humidor, alles im Stil eines alten Herrenzimmers. Im Obergeschoss befand sich eine Art Studio, in dem sich Marcs Frau Marcy auf Leinwänden austoben konnte.
Marcy Evans war noch nicht zu Hause. Sie war hauptsächlich Ehegattin von Beruf, malte gerne und stellte ihre Bilder bei diversen Ausstellungen aus, wodurch sie das ein oder andere Exemplar bereits verkaufen konnte. Ich habe keine Ahnung von Kunst, daher kann ich nicht beurteilen, ob es sich dabei wirklich um sehenswerte Bilder handelte oder lediglich um irgendeinen künstlerischen Schrott der einer Mittdreißigerin als Ausdruck ihrer zwanghaften Selbstverwirklichung diente. Vielleicht waren die Käufer sogar von Mr. Evans beauftragt worden die Gemälde zu erwerben, um so seiner Frau eine Freude zu bereiten. In Wahrheit hingen sie wahrscheinlich nicht an den Wänden der Käufer, sondern im Firmensafe von Marc Evans' Firma.
Außerdem trieb sich Marcy oft auf allen möglichen Benefizveranstaltungen herum und gab Marcs Geld für hungernde Kinder in Afrika aus. Wenigstens in dieser Hinsicht konnte man Marcy nichts vorwerfen.
Heute Abend allerdings, traf sie sich mit ihren Freundinnen zu ihrer wöchentlichen Klatschrunde.
Das gab Marc endlich Zeit sich zu entspannen. Er liebte seine Frau, da war ich ganz sicher, doch man konnte ihm manchmal ansehen, dass es von Zeit zu Zeit doch verdammt lästig war sich dieses Weibergewäsch und ihre ewigen Klagen über die unkreativen Künstler anzuhören, die sie auf ihren Ausstellungen kennen lernte. Diese Kulturbanausen hätten doch überhaupt keine Ahnung von wahrer Kunst und überhaupt wäre sie als Künstlerin einfach nur missverstanden. Kurzum: blablabla.
Ich hörte Marc den Flur entlang laufen, wobei die Dielen aus feinstem, dunklem Nussholz leise bei jedem Schritt knarrten, als wollten sie sich darüber beschweren, dass man auf sie getreten war. Er betrat das Wohnzimmer, ging zu der kleinen Bar in der Ecke und mixte sich einen Drink. Ich vermutete, dass es sich um seinen Lieblingsdrink, einen Wodka-Lemon handelte. Er drückte einen Knopf der Fernbedienung, die auf dem Wohnzimmertisch lag und mit einem leisen Geräusch verpuffenden Benzins entzündete sich der riesige Kamin. Ich selbst befand mich in einem kleinen dunklen Raum, der genau an das große Wohnzimmer grenzte und sogar auf die geschätzte Entfernung von 5 Metern konnte ich noch die angenehme, sanfte Wärme spüren die durch das Kaminfeuer verbreitet wurde. Durch den Druck auf einen weiteren Knopf der Fernbedienung, öffnete sich oberhalb des Kamins die Wand und ein riesiger LCD-TV kam zum Vorschein. Ein Börsenanalyst verkündete gerade in sachlichem Ton die Gewinner und Verlierer des heutigen Börsentages und die freundlich lächelnde Nachrichtensprecherin gab ihren Kommentar dazu ab und leitete zum nächsten Thema über. Die Fusion zweier großer Pharmakonzerne würde vermutlich durch das Kartellamt gestoppt werden, was erhebliche Kursverluste beider Unternehmen zur Folge hätte.
Marc lockerte seine Krawatte und ließ sich auf das weiche, einladende Sofa sinken, das so breit war, dass ein durchschnittlich großer Mann ohne die vielen Kissen im Rücken nicht mal mehr mit den Füßen hätte den Boden berühren können.
Draußen tobte der Sturm nun noch heftiger. Der Wind pfiff um das riesige Haus, wodurch Marc den Wagen, der in diesem Moment in die Auffahrt einbog, nicht hören konnte. Er hörte auch nicht wie im Erdgeschoss die Tür aufgebrochen wurde und drei Männer das Haus betraten. Erst als die vermummten Gestalten bereits die Treppen hinaufgestiegen waren und nun den langen Flur entlang gingen hörte Marc das Geräusch von Schritten.
»Schatz? Bist Du schon wieder zu Hause?«
Langsam drehte er den Kopf um über seine Schulter zur Tür zu schauen. In diesem Moment betraten die Männer den Raum. Marc sprang erschrocken auf und ging rückwärts auf den Kamin zu. »Was soll das? Was wollen Sie? Wie kommen Sie hier herein verdammt?«, stammelte er.
»Maul halten! Hinsetzen!«, schrie einer der Männer Marc entgegen, riss ihn am Arm herum und drückte ihn grob zurück auf das große Sofa.
Entsetzt beobachtete ich die Szene durch die, einen spaltbreit geöffnete Tür, unfähig mich zu rühren.
»Wo ist Ihr Safe?«
Der Größte der drei maskierten Männer stand nun bedrohlich vor Marc. »Ich habe keinen Safe hier im Haus«, antwortete Marc trotzig. Das bescherte ihm einen kräftigen Hieb in die Magengegend. Stöhnend vor Schmerz krümmte er sich auf dem Sofa, ehe er wieder nach oben blickte und wiederholte »Es gibt hier im Haus keinen Safe!«.
»Reden Sie keinen Scheiß«, erwiderte einer der Männer die nun hinter Marc Stellung bezogen hatten. »Wo bewahren Sie sonst Ihre ganzen wichtigen Dokumente auf?«
»Das ist alles im Firmensafe. Ich schwöre ich nehme nichts mit nach Hause!«
Wütend holte der große Mann vor Marc mit der Faust aus und schlug ihm ins Gesicht. Der Schlag war so heftig, dass Marcs Kopf nach hinten geschleudert wurde. Sofort trat Blut aus seiner Nase und verteilte sich auf dem teuren weißen Teppich vor dem Sofa. »Hören Sie zu«, sagte der Mann »Sie haben etwas, das ich will und ich will es jetzt!«
»Und was zur Hölle soll das sein?«
Marcs Stimme klang als hätte er einen furchtbaren Schnupfen.
»Ihre Firma hat Unterlagen über gewisse Personen, die zu meiner Organisation gehören. Ich möchte nicht, dass diese Unterlagen in falsche Hände gelangen, also will ich sie zurück!«
»Hören Sie, wovon reden Sie? Meine Firma berät andere Firmen. Wir haben keine Dokumente über Leute wie Sie.«
»Was denken Sie denn was Leute wie ich mit Leuten wie Ihnen anstellen? Sagen Sie mir wo der Safe ist und nennen Sie mir die Kombination um ihn zu öffnen. Und versuchen Sie keine blöden Tricks, denn das wäre nicht besonders gesund für Sie, wenn Sie verstehen...«
Er ließ den Satz unvollendet und funkelte Marc nur bedrohlich an aber an Marcs Gesichtsfarbe konnte man deutlich erkennen, dass dieser die Warnung verstanden hatte.
»Okay.«, sagte er. »Der Safe befindet sich hinter dem einzigen Gemälde in meinem Büro. Die Kombination lautet 074591«, brachte Marc heraus.
»Und Sie sind sich ganz sicher, dass dies die korrekte Kombination ist?«
»Selbstverständlich!«
Krachend landete erneut eine Faust in Marcs Gesicht. Marc heulte auf und hielt schützend die Hände vor sich. Wimmernd lag er nun auf dem vollgebluteten Teppich.
»Verdammt! Sie haben doch alles was sie wollten! Nun verschwinden Sie schon!«
Der große Mann nickte den beiden anderen Männern zu. Sie griffen Marc unter die Arme und setzten ihn wieder auf die Couch. Einer der Beiden drückte Marcs Kopf nach hinten, sodass dessen Hals frei lag. Verzweifelt versuchte er sich gegen die Beiden zu wehren, doch er hatte keine Chance.
Die Klinge blitzte kurz im Licht des Kaminfeuers auf ehe Marcs Körper kurz darauf erschlaffte.
»Okay macht sauber und dann nichts wie weg von hier«, kommandierte der Anführer.
Die beiden anderen machten sich auf die Suche nach geeigneten Utensilien. Einer kam nun direkt auf die kleine Kammer und damit auf mich zu. Er schaltete das Licht ein und blickte kurz durch den Raum. Dann sah er mich.

****



Detective White war schon seit vielen Jahren Ermittler beim Morddezernat. Das hatte durchaus seine Spuren an ihm hinterlassen. Die Haare auf dem Kopf wurden immer weniger, dafür wurde das Übergewicht immer mehr, was er auf den Stress und die unregelmäßigen Mahlzeiten zurückführte. Er hatte gerade seinen Bademantel angelegt, nachdem er eine ausgiebige Duschen genommen hatte und freute sich heute auf einen netten und ruhigen Abend. Den ersten seit einigen Wochen. Zuerst war da dieser Fall mit der ermordeten Nutte der ihm keine ruhige Minute mehr ließ und dann der Mord an einem Taxifahrer, der sich allerdings als Selbstmord herausgestellt hatte. Er hatte vor, den Abend zu genießen. Erst die Dusche, dann ein ausgiebiges Mahl, das aus einer Tiefkühlpizza und einem Bier bestand, denn kochen konnte er nicht und auf den Lieferservice hatte er keine Lust. Danach wollte er sich ein Football-Match im Fernsehen ansehen und früh ins Bett.
Er hatte gerade das erste Stück Pizza in sich hineingestopft, als sein Handy klingelte und auf dem Display erschien die Anruferkennung der Zentrale.
»Detective White? Es tut mir leid, dass ich Sie so spät noch stören muss aber im Haus von Mr. Evans, draußen am See, gab es einen Zwischenfall. Sie sollten besser herkommen!«
Das war ja mal wieder klar. Hätte der Anruf nicht ein paar Minuten später kommen können? Hastig zog er sich wieder an, stopfte noch zwei Stücke Pizza in sich hinein und eilte zu seinem Wagen.

Als er am Haus der Evans ankam, war schon ein Großaufgebot an Polizeiwagen vor Ort. In der langen Einfahrt konnte er auch den Wagen des Gerichtsmediziners ausmachen und am Eingang stand ein Streifenpolizist mit einer Liste, die jeder Ermittler am Tatort unterschreiben musste.
»Im 1. Stock, den Flur entlang und dann rechts.«, sagte der Polizist, als White auf der Liste unterschrieb.
»Hey Malcolm was hast Du für mich?«, sagte White als er das Zimmer betrat.
Malcolm Smith war der Gerichtsmediziner der Polizei. Sie kannten sich schon eine halbe Ewigkeit und hatten bereits einige Fälle zusammen gelöst.
»Hey White altes Haus! Wie läuft's? Siehst etwas gestresst aus!«
»Danke Malcolm. So ist das eben wenn man sich auf einen gemütlichen Abend eingestellt hat und dann um diese Uhrzeit zu einem Tatort gerufen wird.«
»Tja White, Verbrecher haben eben nie Feierabend und Mörder schon gar nicht!«
»Lass die dummen Sprüche«, sagte er mit einem Grinsen, »und sag mir lieber was Du für mich hast.«
»Marc Evans, bekannter Manager einer großen Consulting-Firma hier aus der Stadt. Wurde durch einen sauberen Schnitt von einem Ohr zum anderen getötet. Der Todeszeitpunkt kann nicht lange zurück liegen. Mehr kann ich Dir allerdings wie immer erst nach genauerer Untersuchung sagen.«
»Wie immer.«, entgegnete White.
Langsam ging er um den Toten herum und zog sich dabei seine Latexhandschuhe über. Am Hals des Toten klaffte ein großer Spalt und im Gesicht hatte er schwere Treffer abgekriegt.
»Sieht aus, als hätte unser Toter vor seinem Ableben noch einen kleinen Kampf gehabt.«
»Ja, mehrere Schläge ins Gesicht, sowie eine gebrochene Nase und Abwehrverletzungen an den Händen«, sagte der Gerichtsmediziner.
White schaute sich im Raum um. Ganz offensichtlich war gründlich geputzt worden. Normalerweise wären im näheren Umfeld einige der teuren Möbel und vor allem der Boden in Mitleidenschaft gezogen worden, doch hier war scheinbar alles was man irgendwie reinigen konnte gereinigt worden. Außer auf dem teuer wirkenden Teppich und dem Sofa fand sich nirgendwo nur ein Tropfen Blut.
»Schlechte Chancen hier noch Fingerabdrücke zu finden schätze ich.«, bemerkte White. Malcolm nickte stumm und erhob sich.
»Okay White, ich bin hier fertig und werde unseren Freund nun für weitere Untersuchungen mit ins Labor nehmen.«
»Meldest Du dich sobald es was Neues gibt?«, fragte White. »Aber sicher, das weißt Du doch.«, entgegnete Malcolm und verließ den Raum.
»Ach Malcolm, warte! Wer hat den Toten gefunden?«, rief White ihm hinterher. »Seine Frau. Sie sitzt unten in der Küche und wartet auf Dich.«

Marcy Evans saß weinend in der Küche und wurde von einer Polizistin betreut, die ihr bereits einige Fragen gestellt hatte nun gab sie ihre bisherigen Ergebnisse kurz und knapp an Detective White weiter.
»Mrs. Evans ist gegen 23 Uhr von einem Treffen mit Freundinnen nach Hause gekommen und hat Ihren Mann im Wohnzimmer vorgefunden. Sie hat direkt den Notruf gewählt ohne irgendetwas anzufassen. Die Freundinnen bestätigen, dass Sie den ganzen Abend bei Ihnen war.«, berichtete die Polizistin.
»Vielen Dank«, sagte White und bedeutete mit einer Kopfbewegung, dass die Polizistin nicht weiter gebraucht wurde und er sich nun um die Frau kümmern werde.
»Mrs. Evans mein aufrichtiges Beileid. Tut mir leid, dass ich Ihnen nun diese Fragen stellen muss, aber hatte Ihr Mann irgendwelche Feinde?«
Marcy Evans schluchzte. »Nein, nicht dass ich wüsste. Alle mochten Marc und seine Geschäfte liefen gut. Wer zur Hölle ist denn zu so etwas fähig?«
Erneut brach sie in Tränen aus.
»Bitte beruhigen Sie sich Mrs. Evans.«, sagte White. »Wir werden herausfinden wer dafür verantwortlich ist. Können Sie fürs erste woanders unterkommen? Wir werden Ihr Haus sicher noch ein paar Tage belagern müssen.«
»Sicher. Ich werde mir ein Hotelzimmer in der Stadt nehmen.«, sagte sie nun etwas ruhiger und nickte.
»Das ist eine gute Idee. Hier haben Sie meine Karte. Unter dieser Nummer können Sie mich jederzeit erreichen, falls Ihnen noch etwas einfällt oder ich Ihnen irgendwie helfen kann.« Er reichte ihr seine Karte und verabschiedete sich mit einem knappen Nicken.
Auf dem Weg nach draußen kam ihm einer der Polizisten entgegen.
»Mr. White? Sir, ich suche Sie bereits überall. Wir haben da etwas!«

****



Sie hatten mich mitgenommen. Einfach so. Sie hatten Marc getötet und mich mitgenommen. Ich konnte es kaum fassen, dass Marc tot war und ich jetzt hier. Doch es war leider kein böser Traum, aus dem ich jeden Moment schweißgebadet aufwachen werde. Sie hatten mich hinten in den Laderaum des großen schwarzen Lieferwagens geworfen in dem allerlei Müll und Werkzeug herum lag, aber ich konnte genau sehen wo die drei hinfuhren. Kurz nachdem wir das Haus verlassen hatten und wieder auf der Straße zurück in die Stadt fuhren konnte ich Marcys Wagen erkennen, der uns entgegen kam. Marcy hatte sicher bereits die Polizei alarmiert denn ein paar Straßen weiter fuhren mehrere Streifenwagen mit Blaulicht und Sirene in Richtung See. Wir fuhren weiter ohne, dass sich irgendwer für den schwarzen Lieferwagen interessiert hätte, direkt zur Firma von Marc. Dort brachen sie durch die Hintertür in das Gebäude ein, um dann Marcs Büro zu suchen.
»Aha hier haben wie es ja«, sagte der Große. Auf einem modernen, schicken Schild aus Milchglas war zu lesen MARC EVANS, CEO.
Sie betraten den Raum und direkt hinter Marcs riesigem Schreibtisch konnte man das einzige Gemälde im ganzen Raum sehen. Es war eines von Marcys Meisterwerken, das Marc wahrscheinlich aus Mitleid und natürlich zur Tarnung des Safes dort aufgehängt hatte. Was die drei nicht wussten war, dass sie beim Betreten automatisch einen stillen Alarm auslösten, der direkt zur Zentrale der städtischen Polizei weitergeleitet wurde.
In diesem Moment waren gerade zwei Polizeiwagen auf dem Weg, um nach dem Rechten zu sehen.


****



»Sir, wir haben gerade einen Anruf von der Zentrale erhalten. Im Firmengebäude von Mr. Evans wurde eingebrochen. In der Zentrale ist Alarm gegeben worden und sie haben zwei Wagen zur Kontrolle hingeschickt. Die Kollegen dort haben 3 Männer festgenommen und aufs Revier gebracht. Könnte vielleicht etwas mit unserem Mord zu tun haben.«, sagte der junge Streifenpolizist.
»Vielen Dank.«, sagte White und mit einem Kribbeln im Bauch machte er sich auf den Weg zum Revier. Er spürte, dass es kein Zufall sein konnte, dass kurz nach dem Mord an Marc Evans in dessen Firma eingebrochen wurde.
Die Täter waren im Haus der Evans sehr geschickt vorgegangen. Es waren keinerlei Fingerabdrücke gefunden worden, das heißt sie hatten die Zeit und das Wissen den Tatort so zu reinigen, dass die Polizei nichts finden würde. White glaubte kaum, dass sie sich beim Einbruch in die Firma einen Fehler erlaubt hatten und dort Beweise zurückgelassen hatten die eine Verbindung zum Mord an Marc Evans ermöglichten, aber vielleicht brachte er einen der Drei dazu gegen die anderen auszusagen.

****



Die drei Männer wurden von den Polizisten in Handschellen zum Revier gebracht und auch mich nahm man ebenfalls mit. Während die Einbrecher und Mörder in getrennte Zimmer gesteckt wurden, wurde ich in einen anderen Raum gebracht. Er war bis unter die Decke vollgestopft mit allen möglichen Dingen, fein säuberlich eingeräumt in Regale die fast den ganzen Raum in Anspruch nahmen. Hier untersuchte mich eine junge Frau. Sie sah nicht aus wie eine Polizistin, eher wie eine Ärztin.

****



Als White auf dem Revier eintraf waren die drei Männer bereits in drei verschiedene Zimmer gebracht worden, wo sie auf ihre Vernehmung warteten. Die Beamten, die sie verhaftet hatten, hatten bereits Fingerabdrücke genommen und sie durch die Datenbanken der Polizei gejagt. Alle drei gehörten zur Mafia und waren keineswegs unbeschriebene Blätter. Der Große hieß Luca Mossino. Er gehörte zu einem großen Clan der seine Wurzeln in New Orleans hatte. Die beiden anderen waren Jeff Kozlowski, ebenfalls aus New Orleans und Carl Carnetti, der zu einer New Yorker Mafiafamilie gehörte. Ihre Vorstrafen waren zusammen länger als eine Rolle Klopapier und beinhalteten alles, von einfachen Diebstählen bis hin zu Mord und Vergewaltigung.
Als White den ersten der drei Vernehmungsräume betreten wollte, sah er Lisa Summers. Sie war die Leiterin des forensischen Labors der Polizei, das sich ebenfalls in diesem Gebäude befand.
Lächelnd kam sie auf ihn zu. Sie war eine atemberaubend schöne Frau. Ihr Gesicht war voller Sommersprossen, ihre Haare hatten einen dezenten Rotton und ihrem Körper konnte man deutlich das tägliche Training ansehen. Wäre White nicht so unzufrieden mit sich selbst und seinem eigenen Körper, hätte er vielleicht all seinen Mut zusammen genommen und sie zum Essen eingeladen, aber so rechnete er sich absolut keine Chancen bei einer Frau wie Lisa Summers aus.
»Hallo Summers!«, begrüßte er sie, »Was gibt’s?«
»Hallo Detective! Ich habe gehört ihr habt weder im Haus noch in der Firma von Marc Evans Fingerabdrücke gefunden?«
»Ja, leider. Wird verdammt schwer den dreien mehr zu beweisen, als den Einbruch in Mr. Evans Firma.«, gab White enttäuscht zu.
Summers grinste über beide Ohren und ihre tiefblauen Augen begannen zu leuchten. »Vielleicht hab ich da was für Dich.«, sagte sie schließlich.

****



»Mr. Mossino, hatte ich Ihnen bei unserem letzten Treffen nicht geraten so schnell und so weit wie möglich zu verschwinden?« Detective White saß nun im Verhörraum I gegenüber einem der meist gefürchtetsten Mafiamitgliedern von New Orleans.
»Lecken Sie mich am Arsch White! Was wollen Sie von mir? Mich wegen dem Einbruch einbuchten? Machen Sie doch. Sie werden sehen, keine 24 Stunden und ich bin wieder draußen.«
Mossino sprach in einem ruhigen, fast abfälligen Ton.
Im gleichen Ton antwortete ihm White »Sind Sie sicher? Wo waren Sie bevor Sie in die Firma von Mr. Evans eingebrochen sind?«
White blickte dem Mörder fest in die Augen, doch dieser blickte nur herausfordernd zurück. »Das geht Sie einen Scheißdreck an.«, entgegnete er bissig.
»Nun ja.«, sagte White »Ihr Kumpel Kozlowski war da schon etwas gesprächiger nachdem er das hier gesehen hatte.«
Mit einem dumpfen Knall landete eine große schwarze Mag-lite auf dem Tisch zwischen den beiden.
»Stellen Sie sich vor Mossino, wir haben auf der Taschenlampe einen wunderschönen Fingerabdruck von Mr. Kozlowski gefunden und nicht nur das, der Fingerabdruck befand sich in Gesellschaft des Blutes von Marc Evans. Ihr Kumpel hat Sie verraten Mossino.«


Ich konnte die Überraschung in den Augen des Großen deutlich erkennen. Nachdem man mich in den Raum mit den Regalen gebracht hatte, wurde ich mit einem schwarzen Pulver eingerieben und auf Fingerabdrücke untersucht. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass der Typ der mich mitgenommen hatte noch Blut an den Fingern hatte, das nun auf meiner Hülle klebte gemeinsam mit seinem Fingerabdruck. Die Frau, die wie eine Ärztin aussah, packte mich in einen kleinen Plastikbeutel auf den Beweismittel geschrieben war und überreichte mich an Detective White.
Als dieser Kozlowski mit den Beweisen konfrontierte brach er zusammen und gab den Mord an Marc Evans zu. Er erklärte außerdem, dass Mossino und Carnetti dabei waren. Sie wollten Unterlagen über zwei ihrer Capos die sich angeblich in Evans' Besitz befunden hätten. Nachdem Evans ihnen den Standort und den Code zum Tresor gegeben hatte, hätten sie von Mossino den Befehl bekommen Evans zu töten. Kozlowski hatte mich auf der Suche nach Reinigungsmittel und Tüchern entdeckt und für den Einbruch in Marcs Firma mitgenommen.
Ich hätte seine Geschichte sofort bestätigen können, allerdings hatte noch niemand sprechende Mag-Lites erfunden.

Nun sah ich wie zwei Beamte den Verhörraum betraten und auch Mossino abführten. Sein Gesicht war rot vor Wut und er benutzte ziemlich hässliche Schimpfwörter und versprach White, dass er sich um ihn kümmern würde wenn er wieder aus dem Knast kam.
White schien das ganze eher zu amüsieren als zu ängstigen.
»Das nächste mal sollten Sie ihre Handlanger vielleicht besser im Auge haben. Es ist schon selten dämlich sich die Mühe zu machen einen Tatort derart gründlich zu reinigen, um dann von einer Taschenlampe überführt zu werden«, sagte er. Mossino warf ihm einen verächtlichen Blick zu und wenn ich es gekonnt hätte, hätte ich ihm mit vor Stolz geschwellter Brust einen ebenso verächtlichen Blick zurückgeworfen, denn ich, eine kleine Taschenlampe, hatte mitgeholfen einen der größten Verbrecher New Orleans' dingfest zu machen und ihn für lange Zeit hinter Gitter zu bringen.

Impressum

Texte: Bild: © Klicker/pixelio.de und Merle Stechow/pixelio.de
Tag der Veröffentlichung: 29.12.2010

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