Eine Hochzeitsreise ist ein komplexes Gespinst. Rührst du an einem Faden, gerät das ganze Netz ins Wanken. Deshalb muss alles möglichst genau durchdacht und geplant werden. Sie sollte romantisch sein, unvergesslich, aufregend, leidenschaftlich, dem Anlass würdig. Da kann man den Dingen nicht einfach ihren Lauf lassen. Ein letztes Mal checkte Franziska deshalb ihre Reiseunterlagen und blätterte die Notizen im Reiseführer durch.
„Schau, man sieht schon etwas“, lenkte sie Mario dann doch von den letzten Reisevorbereitungen ab. Der Landeanflug auf den Flughafen Charles de Gaulle hatte tatsächlich bereits begonnen, das verriet auch das leichte Knacken im Ohr.
„Siehst du den Eifelturm?“ Franziska lehnte sich, so weit es angeschnallt ging, über ihren herzallerliebsten frisch Angetrauten, um die Aussicht selbst zu überprüfen.
„Nein, zu viele blonde Locken im Weg“, witzelte Mario.
Am Flughafen wimmelte es nur so vor Zielstrebigkeit zelebrierenden, französisch parlierenden Menschen.
„So, wo müssen wir hin?“ Typisch Ehemann überließ Mario pflichtbewusst das Denken seiner Frau.
„Wir nehmen den RER B bis Gare de l´Est und von dort die Metro 7 bis Louis Blanc, genauso, wie wir es geplant haben, falls du dich erinnerst“, erklärte Franziska ihm die weitere Vorgehensweise.
Gesagt, getan und VOILA, bald darauf standen sie vor ihrem Hotel.
Im Gegensatz zu der doch modern wirkenden Hotelfassade erwartete sie im Inneren ein altmodischer Empfangstisch. Rezeptionist war keiner zu sehen. Mario hieb deshalb sogleich fest auf den antik wirkenden Klingelknopf, sogar der Klingelton hörte sich antiquiert an. Immerhin kam nun ein alter, weißhaariger Concierge in zu seinem Alter passender Hoteluniform aus einem Nebenraum herbei. Mario rollte bedeutungsschwer mit den Augen. Du hast das Hotel ausgesucht, wollte er ihr damit wohl sagen.
„Bonjour – Madame, Monsieur. Bienvenue á Paris. Sie müssen Monsieur et Madame L. sein, wir haben Sie bereits erwartet!“
Der alte Herr trug ihre Passdaten in ein riesiges, dickes, ledergebundenes Gästebuch ein und händigte ihnen ihren Zimmerschlüssel aus.
„Voila. La No. 9! Unsere Suite LUNE DE MIEL. Ich wünsche Ihnen einen unvergesslichen Aufenthalt in Paris.“
Sie fuhren mit dem Aufzug in den 3. Stock. Mario öffnete mit der KeyCard die Zimmertüre. Ganz frisch Vermählter, ließ er sich sofort auf das Bett fallen und testete die Federn.
„Das quietscht gar nicht – wie fad!“, bemerkte er.
„So, wir dürfen uns nicht schon am ersten Tag mit unseren Kräften verzetteln – steh auf. Wir wollten uns doch heute gleich zuerst den Louvre ansehen!“ Unsanft zog Franziska Mario vom Bett hoch.
„Es stimmt also doch, was mir schon alle verheirateten Männer gesagt haben, ist man erst verheiratet, ist es vorbei mit dem Sex!“
„Du Armer! Los jetzt!“
Mario brachte einen sagenhaft gequälten Gesichtsausdruck zustande.
Sie ließen die Koffer unausgepackt stehen und zogen die Zimmertüre hinter sich zu. Mit einem typischen Klack verschloss sie sich automatisch.
„Wir können gleich wieder die Linie 2 nehmen bis Palais Royale, das ist die 9. Station – lustig: Zimmer 9, die 9. Station …“
„Und warum müssen wir dort hin?“
„Das ist das Zentrum von Paris, da haben früher die Könige residiert!“
„Pst, pass auf, was du sagst, das Wort König hören die Franzosen, was ich weiß, nicht gerne. Die machen uns gleich einen Kopf kürzer.“
„Heute ist langer Museumstag, das müssen wir ausnutzen.“
„Ja. Unbedingt.“ Mario war die Freude direkt anzusehen. „Wir sollten lieber das schöne Wetter ausnutzen.“
„OK. Dann bummeln wir zuerst durch die Tuilerien zum Place de la Concorde.“
„Was? Die haben der Concorde hier ein Denkmal gebaut?“
„Ha. Ha. Der Platz heißt wegen dem riesigen ägyptischen Obelisken so. Da fällt mir ein, es gibt vier Plätze in Paris, an denen man sich küssen muss, und einer davon ist der Brunnen vor dem Obelisken! Man kann von dort bis zum Triumphbogen sehen.“
„Und wo sind die anderen drei Plätze?“
„Das wirst du schon noch sehen.“ Sie schlenderten durch den Park und absolvierten ihren ersten Kuss-Stopp. Beim Rückweg zur Pyramide vor dem Louvre, dem Haupteingang, entdeckte Franziska noch die Shopping-Meile in der unterirdischen Ladenstraße, kurz Carrousel genannt.
„Ma, da finden immer die Shows in der Fashion-Week statt!“, meinte sie verträumt.
„Ah ja, lauter Schnäppchen.“ Mario hatte eines der Auslagenfenster betrachtet.
„Aber ein Café au lait ist schon drin, oder?“ Sie nahmen Platz in der Auslage eines typischen Lokals und betrachteten die vorbeigehenden Menschen.
„Lauter Leute, die sich anscheinend hauptsächlich damit beschäftigen, sich im Spiegel nicht ähnlich zu sehen“, meinte plötzlich ein älterer Herr am Nebentisch zu ihnen gewandt.
„Ich habe gehört, Sie sprechen deutsch, entschuldigen Sie, dass ich sie anspreche. Woher kommen Sie?“ Mario antwortete ihm und sagte, sie seien auf Hochzeitsreise.
„Hochzeitsreise – natürlich hier in dieser Stadt, wo jeder Stein von einer Geschichte oder einer Legende erzählt und wo es so viele berühmte Verliebte gegeben hat, dass es mir, wollte ich sie aufzählen, so ginge wie in dem Lied „Je ne sais lequel prendre“ (Ich weiß nicht welchen ich nehmen soll), aber es ist auch eine hochmütige Stadt, die Stadt von Victor Hugo, von Boudolaise, die Stadt der Könige und Revolutionen, der alten Maler. Interessieren Sie sich für Geschichte?“
„Ja, wir wollten gerade in den Louvre gehen, die Mona Lisa ansehen und so“, erzählte ihm Franziska.
„Die Mona Lisa! Die Leute meinen, sie verkörpere Glück und Leidenschaft, doch je nach Lichteinfall wechselt die Leidenschaft zur Unruhe, und aus Glück werden unerfüllte Träume“, teilte ihnen ihr Tischnachbar ungefragt mit.
„Nichts auf diesem Bild wirkt real greifbar! Durch nichts zu erschüttern schenkt sie dem Betrachter in distanzierter Höflichkeit durch den Augenkontakt ihre Aufmerksamkeit. Es scheint, sie trage das Geheimnis des Lebens in sich. Das ist es, was die Leute so an der „La Joconde“ fasziniert. Die unwirkliche Felslandschaft mit ineinanderfließenden Flüssen und Wegen im Hintergrund müssen Sie sich ansehen. Säße die Mona Lisa nicht dazwischen, die linke und die rechte Hälfte würden nicht zusammenpassen. Man sagt, Da Vinci wollte damit eine Urlandschaft andeuten.“
Da er nicht gerade den Eindruck machte, aufzuhören seine Geschichten zum Besten zu geben, verabschiedeten sich Franziska und Mario kurze Zeit später. Sie hatten ja noch mehr vor.
„Der Louvre liegt zwischen dem rechten Seine-Ufer und der Rue de Rivoli. Mit den Tuilerien bildet er das Zentrum von Paris. Von hier aus erstreckt sich die Champs Élysées bis zum Grand Arche nach La Defense“, gab Franziska die Informationen aus ihrem Reiseführer an Mario weiter. Sie schlenderten zum Haupteingang des Louvre.
Über die Pyramide wurde man unterirdisch in die verschiedenen Richtungen dirigiert. Sie nahmen ihre Audio-Guide Kopfhörer entgegen und machten sich auf den Weg.
Allerlei interessante Informationen erfuhren sie über die Kopfhörer. Francois I – Le Roi Chevalier plante den Louvre als Residenz Königsburg.
„Ha. Der kommt in Thoras Buch auch vor!“, erinnerte sich Franziska.
Erst 1682 wurde der Hof nach Versailles verlegt. Nach der Französischen Revolution wurde der einstige Palast zum Zentralmuseum der Kunst in Frankreich und dem Volk übereignet und zugänglich gemacht. Der Louvre umfasst 19 Hektar auf 4 Etagen und beherbergt 300.000 Exponate, erfuhren sie. Er ist das größte Museum der Welt – jährlich kommen mehr als 5 Millionen Besucher um seine weltberühmten Kunstwerke zu sehen.
Sie begannen im Untergeschoß, der Krypta der Sphinx, in der ägyptischen Abteilung, dem ältesten Teil des Louvre. Staunend betrachteten sie die riesigen, aufwändig verzierten Sarkophage und Reliefs.
„Aber wir können nicht den ganzen Tag hier im Keller verplempern!“, stöhnte Franziska, „Die Mona Lisa ist im 1. Stock, Raum 6.“
Zuvor leitete sie der Audio-Guide noch im Erdgeschoß zur Venus von Milo. Die Statue stellt angeblich die Göttin Aphrodite dar und gilt als eine der vollkommensten Darstellungen weiblicher Schönheit. Man hatte die Venus von Milo 1820 auf der Insel Melos ausgegraben.
Sie kamen bei Amor & Psyche vorbei. Anmutig und liebevoll beugt sich der geflügelte Amor über die erwachende Psyche, um sie zu küssen.
„Maa scheen, so romantisch“, säuselte Mario und gab Franziska einen Kuss.
„Schön ist eigentlich alles, was man mit Liebe betrachtet“, meinte eine alte Dame, die neben ihnen stand und zwinkerte ihnen zu.
Endlich erreichten sie den Raum, in dem die Mona Lisa gezeigt wurde. Wäre nicht eine riesige Menschentraube davor gestanden, hätten sie das Bild vielleicht übersehen. Es war viel kleiner als erwartet und auf Holz gemalt. Fasziniert blieb Franziska einige Zeit vor dem Glaskasten stehen und vertiefte sich in den vielbeschriebenen Anblick. Mario schlenderte währenddessen im Saal weiter und betrachtete die anderen Gemälde. Als Franziska keine Anstalten machte, es ihm gleichzutun, ging er zu ihr zurück, um sie zu holen.
„Die hat mir gerade zugezwinkert!“, erzählte Franziska, als er sie erreichte. Ihre Augen waren ungläubig aufgerissen. „Kein Schmäh. Die hat mir gerade zugezwinkert!“
„Ja, Schatzi! Das weiß man eh. Leonardo da Vinci hat einen Code in ihre Augen gemalt. Angeblich kann man mit Hilfe der Mona Lisa sogar Zeitreisen unternehmen. Das war einmal bei Galileo Mystery. Es hat irgendwas mit der Relativitätstheorie zu tun.“ Mario redete sich den Mund fusselig, aber Franziska beharrte darauf, er müsse solange vor der Mona Lisa stehen bleiben, bis er auch das Zwinkern gesehen hätte. Nach 3 Minuten sagte er deshalb:
„Ha! Ja wirklich. Jetzt habe ich es auch gesehen. Sie hat mir zugezwinkert, nur mir alleine!“
„Du bist blöd.“
„Danke.“
Im Souvenirshop suchte Franziska vergeblich ein Buch über die Mysterien der Mona Lisa. Sie entschied sich, als Andenken daher für eine kleine weiße Pyramide als Schlüsselanhänger und befestigte ihn an dem Anhänger für die Hotel KeyCard.
Sie waren in einem netten Bistro in der Nähe des Hotels noch etwas essen. Schließlich war es bereits dunkel, als sie in ihr Zimmer kamen. Sie fanden alles so vor, wie sie es verlassen hatten.
„Geh. Der Butler hat noch nicht einmal unsere Koffer ausgepackt. Was hast du denn da für ein Hotel gebucht?“, nörgelte Mario. Aber als gute Ehefrau ließ sich Franziska sofort etwas einfallen, um ihn schnell auf andere Gedanken zu bringen. Zuvor legte sie ihren neu erstandenen Schlüsselanhänger auf das Nachtkästchen.
Als am nächsten Morgen die ersten Sonnenstrahlen ihren Weg durch einen Spalt im Vorhang fanden und die beiden aufweckte, dachte keiner daran, dass sich draußen vor der Zimmertür irgendetwas verändert haben könnte.
Und doch war es so.
Nichtsahnend öffneten sie die Zimmertür und betraten den Gang davor.
„Was ist jetzt los?“, fragte Mario ungläubig. Die schwere Sicherheitstür hatte sich in eine zwar massive, aber altmodische Holztüre verwandelt. Anstatt des modernen Türgriffs, in den sich die KeyCard stecken ließ, gab es nur eine schwere Eisentürschnalle. Er zog die Tür zu und sie hörten das bekannte klackende Geräusch. Er versuchte, die Türe wieder zu öffnen, aber sie rührte sich keinen Millimeter.
„Ich hoffe, du hast nichts drin vergessen“, bemerkte er resignierend zu Franziska.
„War da noch eine Türe im Zimmer? Da schaut es ja jetzt überall total anders aus. Und wo ist der Lift?“ Die beiden sahen sich verwirrt an. Das war schon mehr als sonderbar.
Sie nahmen die Treppe. Bei jedem Schritt knarrte es unter ihren Füßen.
„So alt habe ich das Hotel von gestern her gar nicht in Erinnerung!“, bemerkte Franziska.
Der Empfang sah aber dann doch so aus, wie sie ihn in Erinnerung hatten und da war auch wieder der ältere Herr.
„Bonjour!“, wurden sie sogleich freundlich von ihm begrüßt. „Darf ich Ihnen den Weg zum Frühstückraum zeigen?“ Er öffnete eine Tür und der Duft nach gebratenem Speck und Baguette stieg ihnen in die Nase. Franziska und Mario verschoben daher ihre Reklamation auf die Zeit nach dem Frühstück.
Sie gingen in eine sehr altmodisch eingerichtete Holzstube. Eine Frau in einer bodenlangen Kleiderschürze fragte sie, was sie gerne frühstücken würden.
„Gibt es Omelette?“, erkundigte Mario sich.
„Für mich bitte Baguette, und haben Sie Orangensaft?“ Die Frau starrte sie an, als ob sie nur Bahnhof verstanden hätte.
„Juice d´Oranges“, wiederholte Franziska deshalb. Doch der ungläubige Blick der Frau änderte sich nicht.
„Non, je regrette. Nous avons du lait.“
Franziska bekam Gänsehaut bei dem Gedanken an warme Milch.
„Non, merci. Dann bitte Tee“, bestellte Franziska.
„Na ja. Im Reisebüro wurden wir ja schon vorgewarnt, aber nicht einmal Kaffee und Orangensaft?“, beschwerte sie sich bei Mario. Der kostete gerade von dem Becher, den ihm die Frau vor die Nase gestellt hatte. „Schmeckt wie Most, koste einmal. Andere Länder, andere Sitten halt.“
Sie verspeisten ihr Frühstück und suchten danach den Concierge auf, um ihn über den Verbleib ihres Zimmerschlosses zu befragen.
„Es tut mir sehr leid. Ich werde mich sogleich darum kümmern. Was wollten Sie heute unternehmen? Bis Sie wieder zurück sind wird alles zu Ihrer Zufriedenheit arrangiert sein!“
„Wir wollten nach Versailles fahren. Aber ich würde noch dringend meinen Fotoapparat aus unserem Zimmer brauchen!“, drängte Franziska auf eine schnellere Lösung ihres Problems.
„Madame, darf ich sie darauf hinweisen, wir schreiben das Jahr 1685. Ein Fotoapparat würde da zu viel Aufsehen erregen.“ Er sagte es, als wäre es sein voller Ernst. Franziska verkniff sich daher vorerst eine schnippische Bemerkung, der alte Mann litt womöglich unter einer Art von Demenz. Sie wollte ihn nicht bloßstellen.
„Nun, aber wir haben leider auch unsere „Paris Visite“ Karten auf dem Zimmer vergessen, wir können doch nicht schwarz nach Versailles rausfahren!“
„Das wird nicht nötig sein. Ich kümmere mich darum. Gleich gegenüber gibt es einen Mietstall. Bitte sagen sie Pierre, dass ich sie schicke. Er wird ihnen zwei Pferde satteln und den Weg erklären.“
Nun vollends am Verstand des Mannes zweifelnd riss Franziska die schwere Eingangstüre auf. War da nicht gestern eine automatische Schiebetüre gewesen?
Sie traute ihren Augen nicht. Das Paris vor ihrer Nase sah tatsächlich aus wie vor über 300 Jahren! Sie mussten im falschen Film gelandet sein.
„Das gibt´s doch nicht!“, stieß sie aus. Ungläubig tauschte sie einen Blick mit Mario.
„Jo. Eh cool. Wie im wilden Westen, oder so. Schau, da drüben: EUROPECHEVAUX. Das muss der Mietstall sein. Wahrscheinlich drehen sie hier gerade „Versteckte Kamera“! Spielen wir halt einfach einmal mit.“
Soweit sie sehen konnten sah die gesamte Umgebung aus wie ein Dorf aus einer anderen Zeit.
Pierre aus dem Mietstall begrüßte sie freundlich. Er versprach ihnen, zwei gut eingerittene folgsame Pferde aufgezäumt zu haben. Sie würden den Heimweg von alleine finden, machte er ihnen den Ausflug schmackhaft. Auch den Weg nach Versailles erklärte er ihnen sorgfältig.
„Ihr werdet sehen. Es ist viel schöner dort als im alten Tuilerienhof.“
Franziska und Mario stiegen auf ihre Rösser und folgten Pierres Wegbeschreibung. Es war ein schöner warmer sonniger Herbsttag. Die Luft roch ungewohnt sauber. Auf den Feldern arbeiteten viele Menschen. Sie sahen Arbeitspferde und Ochsenkarren. Kinder rannten ihnen nach und glotzten sie mit großen Augen an.
Sie ritten einige Zeit entlang der Seine und kamen durch mehrere malerische Dörfer. Mario fotografierte mit seinem Handy die Häuser und Menschen. Überall wurden sie neugierig aber freundlich gemustert. An einer von Pierre gut erklärten Weggabelung schlugen sie die Richtung durch ein langes Waldstück ein und erreichten so nach einiger Zeit Versailles.
Ein riesiger Torbogen markierte den Eingang zur Residenz des Sonnenkönigs. Sein Gesicht prangte als Mittelpunkt einer großen goldenen Sonne über dem eisernen Gittertor.
„Hast du gewusst, der Sonnenkönig soll ein photographisches Gedächtnis gehabt haben“, merkte Mario an.
Hier herrschte wieder rege Betriebsamkeit. Es wimmelte plötzlich nur so von Leuten. Die meisten sahen wie Handwerker aus. Auch Soldaten patrouillierten auf den Wegen. Sie waren gekleidet wie die 3 Musketiere. Je näher sie dem Schloss kamen, umso mehr wurde das bunte Treiben. Es sah aus, als ob jeder freien Zutritt zum Schloss bekam. Händler hatten am Wegesrand ihre Verkaufsstände errichtet, oft waren die Sachen auch einfach auf dem Boden ausgebreitet.
Franziska versuchte auf gut Glück so nahe wie möglich an das Schloss heranzukommen. Sie passierten einige Sicherheitskontrollen und gaben sich als Reisende aus Österreich aus. So erreichten sie schließlich die weltberühmte Gartenanlage. Doch auch hier wurde an allen Ecken und Enden gearbeitet, da wurden Wege angelegt, Hecken geschnitten, Gärtner kümmerten sich um die vielen Blumenbeete. Alle möglichen Arten geometrischer Figuren wurden hier künstlerisch bepflanzt. Mit dem riesigen barocken Palast im Hintergrund bot sie einen pompösen Anblick.
„Glaubst du, wir können bis rein zum Spiegelsaal?“, wandte sich Franziska, überwältigt von den vielen Eindrücken, an Mario.
„Einen Versuch wäre es wert. Immerhin tut mir schon ganz schön der Hintern weh von der beschwerlichen Anreise. Dann hätte sich der Weg noch mehr gelohnt. Vielleicht sehen wir sogar den Sonnenkönig!“ Er schwang sich ächzend vom Pferd und führte es am Zügel zu einem nach Stall aussehenden Gebäude. Sogleich kam ein Bursch auf ihn zu und nahm sie ihm aus der Hand. Franziska folgte ihm und zu Fuß gingen sie auf den riesigen Palast zu. Mario fragte einen der dort Wache stehenden Soldaten: „Dürfen wir in den Spiegelsaal?“
Der Angesprochene erkundigte sich nach ihrer Empfehlung.
„Wir kommen aus Österreich“, versuchte Mario sein Glück.
Eine Frau in einem schönen langen Kleid ging soeben an ihnen vorüber, plötzlich wandte sie sich um. „Ihr wollt in den Spiegelsaal? Seid Ihr die erwarteten Tanzlehrer, die Madame de Montespan herbestellt hat?“
„Ja, wir bringen die neuesten Modetänze vom österreichischen Hof.“ Mario schnappte Franziska und deutete ein paar Walzerschritte an. Gut, dass sie für die Hochzeit noch extra viel geübt hatten. Die Dame starrte sie mit offenem Mund an.
„Nun, das soll die Marquise selbst entscheiden, aber es wirkt doch ziemlich anzüglich.“
Der Soldat ließ sie schließlich im Gefolge der eleganten Dame passieren.
„Bringst ihnen halt einen Line Dance bei!“, raunte Mario Franziska zu.
So kamen sie tatsächlich ins Schloss. Das Innere des Palastes verriet unglaublichen Luxus, überall sah man nur die teuersten Materialien wie Marmor, Gold und Alabaster. Der Spiegelsaal war bereits gut gefüllt. Viele Leute starrten sie wegen ihrer ungewöhnlichen Kleidung unverhohlen an. Franziska kam sich unangenehm unpassend gekleidet vor, sie trug Jeans und ein gestreiftes T-Shirt, und erkundigte sich bei der Dame, ob sie nicht zu unschicklich gekleidet war für eine Tanzstunde.
„Aber nein! Die Marquise mag am liebsten ungewöhnliche Künstler und Menschen in ihrer Umgebung. Sie wird entzückt sein. Und für das Zeigen der Tanzschritte ist Eure Kleidung doch überaus passend. Non?“ Sie führte sie zu einer strahlend schönen vornehm gekleideten Dame mit stolzer Haltung und stellte sie als die Tanzlehrer aus Österreich vor.
„Nun, was für eine Überraschung. So viel Kreativität würde man zwei Abgesandten der Habsburger eigentlich gar nicht zutrauen.“ Sie zog belustigt ihre Augenbrauen hoch und musterte Franziska von oben bis unten. Schließlich schlich sich ein verschmitztes Lächeln um ihren Mund und sie machte mit ihrem Fächer eine einladende Bewegung. „Bitte führt uns den Tanz doch vor. Ich bin schon sehr neugierig. Musik bitte!“, befahl sie einigen bereitstehenden Musikern.
Franziska überlegte fieberhaft und probierte aufgeregt ein paar Tanzschritte aus. Erfreut stellte sie fest, dass sie einen passenden Line Dance gefunden hatte. Sie tanzte einfach die viel geübten Schritte und schließlich verstummte die Musik und die neugierig herbeigeeilten Zuseher applaudierten kultiviert. Die Marquise fragte Franziska nach ihrem Namen.
„Francoise! Wir haben denselben Namen. Das gefällt mir.“ Sie wandte sich an eine schwarz gekleidete, zurückhaltend wirkende Frau, offensichtlich die Kinderfrau, denn zwei Kinder hingen an ihren Rockzipfeln. „Das ist Madame de Maintenan – meine Kinderfrau – noch eine Francoise, haben sie gehört, Marquise? Los, lehrt uns die Schritte, Madame“, wandte sie sich wieder an Franziska.
Franziska begann langsam die Schritte vorzuzeigen. „Vigne à droite. Pause. Vigne à gauche. Pause. Trois pas du pied derrière…“ das lief ganz gut. Bald beherrschten fast alle Anwesenden die einfache Schrittfolge. Madame de Montespan gab den Musikern den Befehl zu spielen und schon tanzte der gesamte Saal den Electric Slide zu altfranzösischer Kammermusik. Sogar Mario machte mit.
Die Marquise lud Franziska und Mario noch zum anschließenden Mahl ein. Die Tafel war lang und nicht alle anwesenden, offensichtlich Adligen, wirkten so elegant wie die Marquise. Viele waren in alten abgetragenen Kleidern gekommen und verhielten sich ruhig und unterwürfig im Beisein der Marquise. Im Laufe des Gesprächs erwähnte Franziska, erst seit einigen Tagen mit Mario verheiratet zu sein, und fragte ihre Tischnachbarin, ob sie ebenfalls verheiratet wäre. Es war die in schwarz gekleidete, zurückhaltende Madame de Maintenan. Die andere Francoise. Sie sagte zu Franziska: „Mein Mann ist leider bereits verstorben. In dieser ruhelosen Umgebung dieses Palastes, wo Liebe endet, bevor sie begonnen hat, will ich mich, wenn überhaupt, nur für immer verlieben oder niemals mehr.“ Sie zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Aber Ihr seid jung. Ich wünsche Euch viel Glück in Eurer jungen Ehe!“
Ein Verweilen zum abendlichen Fest lehnten Franziska und Mario dankend ab. Etwas suspekt war ihnen die ganze Geschichte hier dann doch. Ihr Hotelzimmer erschien im Vergleich mit den ungemütlichen hohen und zugigen Räumen des Palastes direkt komfortabel. Außerdem gab es keine einzige Toilette im ganzen Schloss, wie Franziska mittlerweile festgestellt hatte. Man verrichtete sein Geschäft in bereitgehaltenen Nachttöpfen hinter einem Paravent und Dienstmädchen trugen die Hinterlassenschaften hinaus.
Müde erreichten Franziska und Mario kurz nach Einbruch der Dunkelheit das Dorf, in dem ihr Hotel lag. Der Concierge teilte ihnen mit, ihre Zimmertüre sei bereits geöffnet worden und wünschte eine gute Nacht. Vom langen, ungewohnten Ritt erschöpft, genossen sie noch die Annehmlichkeiten ihres Badezimmers und schliefen danach sofort ein.
Noch ein wenig verschlafen tapste Franziska am nächsten Morgen gleich nach dem Aufstehen zum Fenster ihres Hotelzimmers. Vorsichtig, damit sie Mario nicht vorzeitig aufweckte, lugte sie durch einen Spalt des Vorhangs auf die Straße hinunter. Mario, der gerade selbst aufgewacht war, meinte verschlafen: „Du errätst nie, was ich heute Nacht geträumt habe.“
„Ich glaube, ich träume noch immer“ meinte Franziska hingegen vor dem nun offenen Vorhang. „Schau dir das bitte an, diese Stadt macht mich total verrückt.“
Mario kletterte aus dem Bett und kam zu ihr ans Fenster. „Hm. Zumindest gibt es heute schon eine Straßenbahn, auch wenn sie von Pferden gezogen wird. Gilt die Paris Visite Card für die Pferde-Straßenbahn?“
„Ich möchte wissen, was wir verbrochen haben, dass gerade uns so etwas passieren muss! Ich wollte doch nur eine ganz normale Hochzeitsreise nach Paris machen.“ Franziska war den Tränen nahe.
„Ist doch so ganz interessant. Abenteuerurlaub einmal anders. Du kannst dem Reisebüro das Hotel für Kunden empfehlen, die was ganz Besonderes buchen wollen.“
Die beiden zogen sich an. Franziska stand ratlos vor dem Schrank. „Ich weiß nicht, was ich anziehen soll, ich will doch nicht schon wieder aussehen wie von einem anderen Stern.“
Sie wählte schließlich eine dunkle Hose und ein unauffälliges Oberteil.
„Schaust halt im Hotelshop, ob die etwas in deiner Größe haben, was zu dieser Zeit passt“, schlug Mario ihr vor.
„Dass du mir einmal vorschlägst, ich soll mir neues Gewand kaufen, muss ich mir glatt im Kalender notieren!“ Franziska grinste zufrieden.
Gleich nach dem Frühstück stöberte sie die Kleiderauswahl des kleinen Ladens neben der Lobby durch. Sie wählte ein schlichtes, bodenlanges dunkelblaues Kleid und probierte es sofort an. Es passte. Mario hatte sich seine schwarze Lederjacke angezogen. Lederjacken waren immerhin zeitlos. Der Concierge hatte ihnen anstatt ihrer Paris Visite Tickets zwei aktuelle Besuchergutscheine ausgehändigt, damit sie sich frei in der Stadt bewegen konnten.
In der Pferde-Tram wurde Mario dann trotzdem von den anderen Fahrgästen unverhohlen gemustert. Ein Mann neben Franziska las eine Tageszeitung. 5. September 1889 las sie das Datum ab.
„Ha. Darin steht etwas von einer Veranstaltung am Eiffelturm. Also gibt es ihn schon! Da wollten wir heute ohnehin hin. Und wir haben Glück. Die Straßenbahn-Kutsche fährt bis zum Trocadero. Da sind das Marsfeld und der Eiffelturm praktisch schon in Gehweite.“
Der Mann mit der Tageszeitung hatte interessiert ihr Gespräch verfolgt. Jetzt sprach er Franziska und Mario zwar fehlerfrei auf Deutsch, aber mit französischem Akzent, an:
„Sie sind extra aus Autriche, wenn ich ihren Akzent richtig deute, angereist, um den Eiffelturm zu sehen?“, erkundigte er sich interessiert.
„Ja, nicht nur das“, antwortete Franziska bereitwillig, „wir waren auch schon im Louvre und in Versailles.“
„Ja, und eigentlich wollten wir auch noch ins Eurodisneyland“, mischte sich Mario in die Konversation ein. Franziska warf ihm einen giftigen Blick zu.
„Aber der Eiffelturm ist natürlich ein Höhepunkt für eine Städtereise nach Paris“, versuchte sie abzulenken.
„Nun, ich bin ebenfalls unterwegs dorthin. Wenn Sie möchten, kann ich Sie bis ganz nach oben bringen. Auf die Spitze des Turms darf man als normaler Besucher der Weltausstellung sonst nicht.“
Franziska warf Mario einen triumphierenden Blick zu.
„Das wäre toll, wirklich, wenn es ginge! Wir sind auf Hochzeitsreise hier. Es wäre natürlich für uns ein ganz besonderer Moment.“
„Darf ich mich vorstellen, mein Name ist Alexandre Gustave Bönickhausen, genannt Eiffel, weil meine Vorfahren aus der Eifel kommen. Ich bin verantwortlich für dieses Ungetüm aus Stahl.“ Franziska starrte ihn verzückt mit offenem Mund an.
„Sie haben doch auch die Freiheitsstatue in New York gebaut, oder?“
„Nun, das wäre dann doch ein wenig übertrieben. Der Künstler, Auguste Bartholdi, hat mein Architekturbüro mit der Entwicklung einer Eisenkonstruktion beauftragt. Entwurf und Vorgaben stammen von ihm. Ich und mein Mitarbeiter, Maurice Koechlin, haben nur geholfen, seinen Vorstellungen den nötigen Rahmen zu geben.“
„Wie sind Sie auf die Idee für den Eiffelturm gekommen?“, wollte Franziska neugierig wissen.
Sie waren inzwischen am Trocadero angekommen und stiegen gemeinsam aus der Pferde-Straßenbahn.
„Wie Sie sicher wissen, ist diese Weltausstellung für uns Franzosen etwas ganz Besonderes. Wir feiern den 100. Jahrestag der Französischen Revolution. Turmbauwerke spiegeln den Zeitgeist wieder und die technischen Möglichkeiten der Industrialisierung bieten erstmals die Möglichkeit, so hohe Bauwerke zu errichten. Die Kommission hatte eine Ausschreibung für ein Eingangsportal und einen Aussichtsturm für die Weltausstellung gemacht. Und ich habe den Auftrag erhalten, weil ich ihnen beides in einem anbieten konnte. Außerdem musste ich den Mythos des EISENZAUBERERS am Leben halten, der mir schon seit geraumer Zeit anhängt. Sie müssen wissen, ich war früher nur als Konstrukteur von Eisenbahnbrücken bekannt, aber dieser Turm ist wohl die Krönung meines Lebenswerkes.“
Gustave Eiffel erzählte ihnen auf dem Weg durch das Palais de Chaillot und über die Seine einiges über sein bewegtes Leben. Durch sein Durchhaltevermögen, diplomatische Menschenkenntnis und vor allem großes Organisationstalent, gelang es ihm immer, die geeignetsten Fachleute für seine Projekte zu gewinnen und zu beschäftigen. Von 1857 bis 1860 oblag ihm die Errichtung der 500 Meter langen Eisenbahnbrücke von Bordeaux. Dieser erfolgreich vollendete, anspruchsvolle Auftrag begründete seinen guten Ruf in der Branche. Danach folgte sein Prestigeobjekt, die mit 160 Metern längste frei tragende Brücke der Welt über den Douro in Oporto.
Kurz darauf heiratete er. Seine Frau hieß Marie. Er hatte fünf Kinder, drei Mädchen und zwei Jungen. Seine Frau starb jedoch vor 12 Jahren. Auf die Frage Franziskas, ob er denn keine andere Frau heiraten wollte, antwortete er:
„Mein Leben war einsam, bevor ich meine Frau traf. Dann kam sie, sagte meinen Namen und plötzlich schien die Sonne durch den Regen. Das erste Mal fühlte ich mein Herz schlagen. Verstehen sie? Dieses Feuer, das sie in mir ausgelöst hat, ist eine Flamme, die ewig brennt.“ Ein melancholisches Lächeln lag auf seinem Gesicht.
„Sie begleitete mich auf all meinen Reisen. War mit mir in Ägypten, wo ich den Bau des Suezkanals studierte. War mit mir in Chile, Bolivien, Peru, Panama und Ungarn, wo ich den Westbahnhof gebaut habe. Eine Frau wie sie habe ich nie wieder getroffen. Meine älteste Tochter hat viel von ihrer Mutter. Sie zeigt ebenfalls großes Interesse an meinen Ideen und Arbeiten. Sie ist an meiner Seite letztes Jahr nach Panama gereist, ich bin dort am Bau des Panamakanals beteiligt.“
Inzwischen waren Sie am Fuß des Eiffelturms angelangt. An der Seite ihres berühmten Begleiters standen ihnen alle Tore offen. Während sie mit dem Fahrstuhl nach oben fuhren, erzählte Gustave Eiffel weiter: „Die Eisenfachwerkkonstruktion ist so entwickelt, dass die Streben durch ihren Neigungswinkel Seitenwinden möglichst geringen Widerstand bieten. Sie leiten den Wind nach unten ab, was dem Turm eine extrem hohe Standsicherheit verschafft. Trotzdem werden sie ganz oben das Gefühl haben, der Turm wiege sich im Wind. Mein Architekt, Stephen Sauvestre, hat die ursprüngliche Form des Turms überarbeitet, um die Akzeptanz zu erhöhen. Die Pariser Intellektuellen, allen voran Prominente, wie Alexandres Dumas und Charles Gounod und Guy de Montpassant versuchten, die Errichtung mit allen Mitteln zu verhindern, und ließen Schlagzeilen in der Le Temps gegen mich drucken. Hier, möchten sie lesen? Ich trage den Artikel immer bei mir, sozusagen als kleine Schadenfreude.“ Er überreicht Franziska einen vergilbten Zeitungsartikel.
„Wir Schriftsteller, Maler, Bildhauer, Architekten und leidenschaftliche Liebhaber der bisher unangetasteten Schönheit von Paris protestieren im Namen des verkannten französischen Geschmacks mit aller Kraft gegen die Errichtung des unnötigen und ungeheuerlichen Turms im Herzen unserer Hauptstadt, den die oft vom gesunden Menschenverstand und Gerechtigkeitsgefühl inspirierte Spottlust der Volksseele schon den Turm zu Babel getauft hat. […] Um zu begreifen, was wir kommen sehen, muss man sich einen Augenblick einen schwindelerregenden, lächerlichen Turm vorstellen, der wie ein riesiger, düsterer Fabrikschlot Paris überragt, muss sich vorstellen, wie alle unsere Monumente gedemütigt, alle unsere Bauten verkleinert werden, bis sie in diesem Alptraum verschwinden. […]“
„Auch jetzt hört man noch immer an allen Ecken und Enden die ewig gestrigen Nörgler, die bereits wieder vom Abriss meines Turmes schwafeln. Seine Bedeutung für die Meteorologie, Astronomie und die Aerodynamik ist ihnen egal.“
„Ich glaube, darüber brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen. Ihr Turm steht in über 100 Jahren noch am selben Fleck und wird als Wahrzeichen von Paris weltberühmt sein!“, versuchte Mario ihn zu beruhigen.
Sie standen nun auf der oberen Aussichtsplattform und sahen am unter ihnen liegenden Ausstellungsgelände soeben zwei Fesselballons aufsteigen.
„Wir haben alle notwendigen Einzelteile in meinem Stahlwerk im Baukastenprinzip vorproduzieren lassen und in Paris vor Ort zusammengesetzt“, beantwortete er eine Frage Mario´s.
„Die Teile wurden exakt berechnet, geschnitten und mit den Löchern für die Nieten versehen. Ein Stab von 40 technischen Zeichnern, Architekten und Ingenieuren hat in etwa 700 Gesamtansichten und 3.600 Werkzeichnungen das gesamte, aus 18.038 Einzelteilen bestehende Bauwerk errechnet. Bei unserem Verfahren waren alle Löcher im Voraus mit exakter Genauigkeit gebohrt worden, die Montage durch die Löcher selbst reguliert und durch Zusammenheften, d. h. durch gewaltsames Eintreiben einer großen Zahl von Stahldornen in die Löcher, führte man die Zusammenfügung herbei. An den Bauarbeiten waren bis zu 250 Personen beteiligt. Zimmerleute und Schornsteinfeger haben beim Bau geholfen, da sie das Arbeiten in großen Höhen gewohnt waren.
„Gab es Unfälle beim Bau?“, erkundigte sich Franziska.
„Während der gesamten Arbeiten kam es zu keinem einzigen tödlichen Unfall. Ein italienischer Arbeiter verunglückte aber leider beim Einbau der Aufzüge nach der offiziellen Eröffnung.“
Sie waren nun an der 3. Aussichtsplattform angekommen. Gustave Eiffel sprach einen Aufseher an und dieser öffnete ihnen eine Türe, die sie noch weiter nach oben führen würde.
„Außer Ihnen waren hier schon der britische Kronprinz, Georg von Griechenland, der Schah von Persien, der russische Zar, Sarah Bernhardts, der japanische Kaisersohn und Mahatma Gandhi, ein besonders beeindruckender junger Mann aus Indien. Noch für diese Woche hat sich der Erfinder Thomas Edison angekündigt.“
„Es ist wirklich eine große Ehre für uns, Sie kennengelernt zu haben und dass Sie uns bis hier oben mitgenommen haben.“ Vorsichtig spähte Franziska über das dünne Geländer der Wendeltreppe, die bis zur obersten Spitze führte, hinab. Ganz Paris lag ihr zu Füßen.
„Was ist das dort unten?“, erkundigte sie sich bei ihrem Führer.
„Das müssen Sie sich unbedingt auch noch ansehen. Buffalo Bill zeigt dort seine überaus beliebte und erfolgreiche Wild West Show“ antwortete ihr Eiffel.
Erfreut riss Franziska Augen und Mund auf und blickte sich zu Mario um.
„Ja. Vielen Dank auch, dass Sie uns darauf aufmerksam gemacht haben“, sagte dieser resignierend, aber mit einem Zwinkern zu Eiffel.
Sie stiegen wieder hinab zur offiziellen Aussichtsplattform, dort verabschiedete sich Gustave Eiffel von ihnen: „Ich wünsche ihnen noch alles erdenklich Gute für ihre Ehe in Zukunft!“
Dankend verabschiedeten sie sich und absolvierten ihren Eiffelturm Kuss-Stopp.
Die Weltausstellung bot noch allerhand Kurioses, die meisten Besucher bestaunten die neuesten Erfindungen in der „Galerie des Machines“, wo Franziska und Mario sich vorkamen wie in einem Museum für längst in Vergessenheit geratene Dinge.
Aber es gab auch viele Köstlichkeiten zum Probieren und Verkosten und natürlich Buffalo Bill´s Wild West Show. So ging neuerlich ein ereignisreicher Tag zu Ende.
Zurück im Hotelzimmer spielte Franziska mit dem Schlüsselanhänger mit der weißen Pyramide.
„Was glaubst Du, was der Grund für diese sonderbaren Zeitreisen ist? Sind die bei Stargate nicht auch unter einer Pyramide in andere Universen gereist? Vielleicht hat der Schlüsselanhänger etwas damit zu tun?“
„Ich glaube nicht, du hast ihn ja nicht dauernd bei dir. Das wäre schon sehr weit hergeholt.“
Franziska blieb am nächsten Morgen nach dem Erwachen schweigend im Bett liegen.
„Bleiben wir heute den ganzen Tag im Bett?“, erkundigte Mario sich vorsichtshalber.
„Ich will nicht sehen, wie womöglich wer geköpft wird!“, stöhnte Franziska mit weit aufgerissenen Augen. „Hast Du schon aus dem Fenster gesehen?“
„Ja. Schaut aus wie gestern. Sogar die Pferde-Straßenbahn ist schon vorbeigefahren.“
„Und wenn wir jetzt gestrandet sind. Im Jahr 1889? Ich will wieder in unsere ganz normale Zeit. Ich will mit meinem Handy Fotos machen und das Bild vom Fernseher heimschicken können. Alle werden sich schon voll die Sorgen um uns machen!“
„Das kann ich mir nicht vorstellen. Wir sind auf Hochzeitsreise. Hallo? Hast Du nie den Film gesehen? Mit Adriano Celentano und Ornella Muti? Die sind nach ihrer Hochzeit eine Woche gar nicht aus dem Schlafzimmer rausgegangen.“
„Ok. Du hast mich überredet.“ Franziska hatte sich nun doch fürs Aufstehen entschieden.
„Aber wenn die heute keine frischen Croissants zum Frühstück haben!“
Ein wenig ratlos runzelte Mario die Stirn. Da soll noch einer die Frauen verstehen.
Das Hotel sah wirklich fast genauso wie am Vortag aus. Aber irgendetwas war doch anders. Franziska fragte den Concierge nach einer aktuellen Tageszeitung. Der alte Herr zwinkerte ihr verschwörerisch zu. „Wir haben heute den 06. September 1872“, klärte er sie auf.
„Louis Napoléon Bonaparte, der III., hat im vergangenen Jahr den Deutsch-Französischen Krieg verloren.“
„Napoleon-Zeit also!“, stellte Franziska mit einem kurzen Seitenblick zu Mario fest.
„Ja Madame. Er wurde zum Präsidenten der Zweiten Republik gewählt. Danach ließ er sich aber selbst zum Kaiser krönen und unterdrückte fortan gewaltsam jegliche Opposition. Allerdings gelang es ihm zu seiner Amtszeit, die Kolonialgebiete beträchtlich zu erweitern und er baute den Suezkanal in Ägypten. Nach dem Kampf mit dem preußischen König Wilhelm I um die Vorherrschaft in Europa und der Niederlage, die diesem folgte, lebt er nun in Großbritannien im Exil. Im Moment schreiben wir die Dritte Republik und die Industrialisierung schreitet voran.“
„Also können wir uns gefahrlos in der Stadt bewegen“ schloss Franziska aus den Erklärungen des sonderbaren Alten.
„Natürlich. Die Sicherheit unserer Gäste ist uns immer das Wichtigste!“ Nun klang er ein wenig empört.
„Gibt es übrigens heute Croissants zum Frühstück?“, erkundigte Franziska schon wieder einigermaßen versöhnt.
„Sehr wohl Madame. Seit Marie Antoinette diese Spezialität aus Österreich in Frankreich publik gemacht hat, haben wir Franzosen es sozusagen veredelt und zu einer unserer Spezialitäten erkoren.“
„Aber wer hat´s erfunden?“ Mario mischte sich nun ins Gespräch ein.
„Ja. Und wer hat Nutella erfunden? Und vor allem, wann?“ Franziska zog ihn bereits Richtung Frühstücksraum.
Nach dem Frühstück fuhren Franziska und Mario mit einer vom Concierge für sie bestellten Droschke bis zur Pont Neuf. Sie wollten heute endlich die Ile de la Cité und die Kathedrale Notre Dame besichtigen.
„Die beiden Türme sind 69 Meter hoch, das Kirchenschiff im Inneren 130 Meter lang, 48 Meter breit und 35 Meter hoch. Bis zu 10.000 Personen finden in der Kirche Platz“, erzählte ihnen ein weißhaariger älterer Herr, der beobachtet hatte, wie sie die Kathedrale beeindruckt umrundet hatten und nun staunend davor standen.
Der alte Herr hatte ein gewandtes Auftreten und kam Franziska ein wenig bekannt vor. Sie überlegte, wer er sein könnte.
„Sie sind …?“, versuchte sie, ihm den Ball zuzuspielen.
„Entschuldigen Sie, Madame. Ich vergaß, mich Ihnen vorzustellen. Mein Name ist Victor Hugo. Ich war lange nicht im Lande, Sie verstehen. Differenzen mit Kaiser Napoleon.“
Franziska war beeindruckt. Sie stellte Mario und sich ebenfalls vor und erzählte, dass sie auf Hochzeitsreise in Paris waren.
„Wie Sie vielleicht wissen, ist diese Kathedrale maßgeblich verantwortlich gewesen für meinen beruflichen Erfolg“, erzählte Victor Hugo leutselig. „Ich war immer schon ein glühender Bewunderer dieser beeindruckenden Baukunst. So begann auch meine Geschichte mit der Erzählung, wie die Menschheit ihre eigene Geschichte durch den Bau von Kathedralen geprägt hat. Wie sie für Obdachlose und Flüchtlinge Hilfe und Asyl boten. Und natürlich darf die Liebe nicht fehlen. Übrigens, wussten Sie, dass das erste Anzeichen wirklicher Liebe bei einem jungen Mann Schüchternheit ist und bei einem jungen Mädchen Kühnheit? Meine Esméralda war so eine kühne Schönheit. Und mein, leider nicht besonders gut aussehender Glöckner, schämte sich seines Aussehens wegen und war sehr schüchtern.“
„Mögen Sie Liebes- und Abenteuerromane?“, wandte er sich, seinen Monolog unterbrechend, an Franziska und Mario.
„Ja!“ - „Nein!“ Die beiden waren sich nicht ganz einig.
„Nun, sie sind verheiratet, mein Lieber – und in der Ehe zählte das Wort der Frau immer mehr!“ Bedauernd zuckte er seine Schultern. „Hätte ich diese Erkenntnis schon früher gefunden, hätte ich mich vielleicht nie von meiner ersten Frau scheiden lassen.
Es gibt nichts Schöneres, als geliebt zu werden, geliebt um seiner selbst willen oder vielmehr trotz seiner selbst. Meine zweite Frau lernte ich erst kennen, als ich bereits reich und berühmt war. Sie war Schauspielerin, aber zumindest hat sie mir nie offen gezeigt, dass sie mich nur des Geldes wegen geheiratet hat!“ Er zwinkerte ihnen zu, aber aus seinem Blick sprach leise Wehmut.
„Kennen Sie schon mein neues Werk? Die Elenden?“
„Les Miserable – natürlich“, sagte Franziska, „es ist weltberühmt!“
Victor Hugo schlenderte an ihrer Seite weiter. Den Quai St. Michel folgend erreichten sie den Boulevard St. Michel und somit das Quartier Latin. Er zeigte ihnen die Universität, die Sorbonne, und das Panthéon. Hin und wieder hörte man tatsächlich noch einige Studenten, die Latein miteinander sprachen und so plausibel zeigten, woher das Viertel seinen Namen bekommen hatte.
Schließlich beendeten sie ihren gemeinsamen Stadtbummel in einem der typischen Pariser Cafés. Victor Hugo wurde sogleich von vielen Besuchern erkannt und umzingelt. Teilweise waren es wohl Schriftsteller wie er, aber mit der Zeit drehte sich, wie in so vielen Kaffeehäusern der Welt, alles um die Politik. Franziska und Mario winkten ihrem neuen Bekannten zum Abschied zu, er war wohl zu sehr in einer lautstarken Diskussion vertieft, um sich persönlich verabschieden zu können.
„Wahnsinn! Victor Hugo!“ Franziska stieß Mario in die Seite.
„Ja. Und du wolltest heute früh gar nicht aufstehen!“, kehrte er seine Rolle bei diesem Ereignis gekonnt hervor.
„Dafür hast du dir wieder einen Kuss-Stopp verdient!“, lobte Franziska ihn. Sie hatten soeben den Jardin des Luxembourg erreicht und genossen die wunderschöne Parkanlage.
„Ich bin schon gespannt, was uns morgen erwartet.“ Franziska schien wieder versöhnt mit ihrer abenteuerlichen Hochzeitsreise.
Franziska und Mario öffneten zaghaft die spießende Türe ihres Hotelzimmers.
In welcher schauderhaften Vergangenheit dieser verrückten Stadt mochten sie heute bloß landen?
Natürlich gab es wieder keinen Aufzug, und so stiegen sie die breite Steintreppe mit dem verschnörkelten Stiegengeländer hinab zum Empfang des Hotels. Der alte Concierge zwinkerte ihnen verschwörerisch zu und fragte mit verräterischem Funkeln in den Augen: „Und, was werden sie heute unternehmen?“
„Wir wollten heute einen Ausflug nach Montmartre machen!“, antwortete Franziska ihm etwas verunsichert. So viel Arbeit hatte sie in die genaue Vorbereitung ihrer Hochzeitsreise investiert und doch war bisher noch nichts nach Plan verlaufen.
„Sie haben Glück!“, antwortete der Alte vergnügt, „wir schreiben das Jahr 1900!“ Diesen Sommer findet die „Fünfte Pariser Weltausstellung“ statt. Der gesamte Champ de Mars, die Esplanade des Invalides und das angrenzende Seineufer sowie der Bois de Vincennes zählen zum Ausstellungsgelände. Diese Ausstellung ist etwa zehnmal so groß wie die erste Pariser Weltausstellung von 1855, müssen sie wissen. Am Höhepunkt der Belle Époque lautet das offizielle Motto: „Bilanz eines Jahrhunderts. Im extra dafür errichteten Petit Palais und dem Grand Palais werden allerlei neueste Erfindungen präsentiert. Zu den Attraktionen zählen unter anderem ein Rollteppich als Straße der Zukunft und Großprojektionen der Brüder Lumière. Ebenso ein Riesenrad mit 100 m Durchmesser in der Avenue de Suffren und die Brücke Pont Alexandre III, ein Symbol der französisch-russischen Allianz. Im Zusammenhang mit der Weltausstellung wurde auch unsere manchmal wohl etwas chaotische Infrastruktur modernisiert. So wurde nach langen politischen Diskussionen um die Route und den Bau der Strecke, die erste Linie der Metro am heurigen Nationalfeiertag, dem 14. Juli, eröffnet. Um nach Mont Martre zu kommen steigen sie also einfach in die Metro und fahren bis zur Station Blanche. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen!“, damit wandte er sich einer alten Dame mit Hut, an dem eine riesige Feder befestigt war, zu. Sie war soeben mit einem Pudel an der Leine durch die Eingangstüre geschritten und aufgeregt auf den Alten zugelaufen.
Schnell machten Franziska und Mario sich auf den Weg zur nächsten U-Bahn-Station. Die Metro war erwartungsgemäß überfüllt, war sie doch eine der neuen Attraktionen der Stadt. Franziska hatte heute wieder ihr im Jahre 1889 erworbenes Kleid angezogen und wurde von den mitreisenden Damen neugierig tuschelnd beobachtet. Sie konnte schwer einschätzen, ob der Schnitt ihres Kleides zu altmodisch oder bereits wieder als modern beurteilt wurde, also beschloss sie, sich nicht weiter um die Blicke der anderen Frauen zu kümmern.
Sie verließen die Metro, wie vom alten Consierge empfohlen, in der Station Blanche. Kaum wieder ans Tageslicht getreten, stolperte Mario über einen Zwerg und stieß ihm dabei die Melone vom Kopf. „Excuse moi“, stammelte er in bereits fast perfekten Französisch.
„Oh – zwei Herrschaften aus der Fremde, woher kommen Sie, wenn ich fragen darf?“, quasselte der Zwerg drauf los.
Franziska erklärte ihm, sie wären extra aus Österreich angereist. „Oh – Autriche! Fantastique! Und, was führt sie ausgerechnet hierher? In das Mekka der Sünde, den Mittelpunkt der Bohéme, den Mont Martre?“ Das meinte er wohl nicht ganz ernst. „Sie müssen wissen, ich bin selbst Maler. Am Mont Martre treffe ich mich mit anderen Künstlern, Musikern und Schriftstellern. Wir sind die Kinder der Revolution.“ Verschwörerisch zwinkerte er ihnen zu. „Die Welt ist erfasst von der Revolution der Bohéme, und sie sind extra aus Autriche angereist, um daran teilzunehmen, formidablé. Übrigens, mein Name ist Henri Marie Raymond de Toulouse-Lautrec-Monfa. Uraltes französisches Adelsgeschlecht. Die Mitglieder meiner Familie heiraten nur noch innerhalb der Verwandtschaft, um einer Minderung des Familienbesitzes entgegenzuwirken. Wohin das führt sehen sie ja nun an mir: Pyknodysostase – Kleinwüchsigkeit, eine Erbkrankheit. Tja, sie möchten mich nicht zufällig aus Mitleid auf ein Gläschen Absinth einladen? Ich wüsste da ein sehr nettes Lokal, es nennt sich das MOULIN ROUGE, ein Tanzlokal, für das ich Plakate entwerfe.“
„Wir könnten uns ja am Abend dort treffen, wir haben auch schon Eintrittskarten!“ Franziska wedelte dem Zwerg mit ihren Gutscheinen vor der Nase herum. „Sie wissen nicht zufällig, ob diese Karten heute gültig sind?“
„Mais qui, das sind durchaus akzeptable Eintrittskarten!“
„Wissen sie, wir wollten vorher noch zur Sacré-Coeur – wir sind auf Hochzeitsreise hier!“, entschuldigte Franziska sich dafür, nicht sofort mit ihm ins Moulin Rouge zu kommen. „Mon Dieu!“, rief der Zwerg aus „Hochzeitsreisende, möglicherweise auch noch eine Liebesheirat? Absolut lächerlich, diese sich ständig wiederholende Liebesbesessenheit, wohin soll das nur führen, wenn das um sich greift!“ Er zwinkerte Mario verschwörerisch zu und flüsterte: „Das Moulin Rouge ist nicht nur ein Tanzlokal, manche behaupten, es wäre auch ein Nachtclub und Etablissement.“
In dem Moment kam eine wunderschöne junge Frau vorbei und erkundigte sich: „Dieser Zwerg hier belästigt sie doch nicht etwa?“ Und zu ihm gewandt: „Henri, du Schlingel! Du kannst doch diese beiden jungen Verliebten nicht so unverschämt anlügen!“ Sie beugte sich zu Franziska und flüsterte ihr ins Ohr: „Il n’y a qu’un bonheur dans la vie, c’est d’aimer et d’être aimé. – N´est-ce pas?“ (Das Beste das man jemals lernen kann, ist einfach zu lieben und zurückgeliebt zu werden – nicht wahr?“) Damit verschwand sie in der Menge.
„Wer war das?“, wandte sich Mario an den Zwerg.
„Das war Santine – der funkelnde Diamant des Moulin Rouge!“, antwortete er ihm, lüftete seine Melone und verschwand ebenfalls in der Menge.
„Das glaubst Du nie!“
Franziska räkelte sich verschlafen im Bett, während Mario bereits neugierig durch einen Spalt des Vorhangs lugte.
„Oh. Oh. Was ist da?“ Sie gähnte ein letztes Mal und kraxelte dann selbst zum Fenster.
„Die Zukunft – schätze ich!“
„Ohh. Es gibt gar keine Straße mehr!“
„Doch. Schau einmal nach oben!“ Mario deutete in den Himmel. Dort herrschte reger Flugverkehr. Doch es waren keine Flugzeuge, sondern kugel- und tropfenförmige kleine Ufos, die wie von Geisterhand, so lautlos, ihre Bahnen zogen.
„Komm, schnell. Zieh dich an. Das müssen wir uns ansehen.“ Mario konnte es gar nicht erwarten.
Die Hotelzimmertüre schloss sich geräuschlos hinter ihnen. Die Türe hatte weder Klinke noch Schlüsselloch oder KeyCard-Schloß. Ratlos blickte Franziska Mario an.
„Darum kümmern wir uns, wenn wir heimkommen.“
Der Flur wirkte nicht wie ein Hotelflur. Doch offensichtlich war es einer. Franziska und Mario sahen zwischen den verschiedenen Zimmertüren Projektionen weitläufiger Landschaften, die so echt wirkten, dass sie beinahe den Geruch dieser Küstenlandschaft zu riechen vermeinten. Nein, es roch tatsächlich nach Strand, Meer und Sonne.
„Wahnsinn! Da braucht man ja gar nicht mehr auf Urlaub fahren.“
An der Stelle des Aufzugs fanden die beiden einen mit Lichtpartikeln beleuchteten Schacht. Die rechte Hälfte dieser Minilichtpfeile zeigte nach oben, die linke nach unten. Mario streckte vorsichtig einen Arm in den Schacht. Sofort zog etwas daran ihn nach oben. Gerade noch machte er einen Schritt zurück, um nicht hineinzufallen.
„Ich steig da nicht ein!“ Franziska stellte sich auf die Zehenspitzen und versuchte in den Schacht zu schauen. Im nächsten Moment schwebten zwei sich unterhaltende Mädchen an ihnen vorbei nach unten.
„Ich steig da nicht ein!“ Franziska hatte sich bereits umgedreht und auf die Suche nach der Treppe gemacht. Sie fand sie an der Stelle, wo sie auch die letzten Tage war. Eine durchsichtige Schwingtüre führte in ein helles Stiegenhaus. Franziska blickte sich nach ihrem Göttergatten um, doch dieser beäugte noch immer skeptisch den sonderbaren Aufzug.
„Ich glaub, ich probier es einfach aus – wir sehen uns unten, Schatz!“ Sprachs, und verschwand etwas wackelig im Schacht. So schnell wie sie konnte stürmte Franziska die Treppe nach unten, um sich um Mario zu kümmern, falls er sich verletzt hätte. Als sie die Lobby erreichte, sah sie ihn nirgends. Sie stellte sich vorsichtig vor den modernen Lift und rief Marios Namen.
„Hallo. Da bin ich.“ Schon schwebte er von unten kommend herbei. „Habe den Ausstieg verpasst, das ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber toll. Magst du es nicht auch ausprobieren?“
„Vielleicht, wenn wir heimkommen“, vertröstete Franziska ihn.
„Bonjour!“, begrüßte sie ihr Concierge. Er hatte seine gewohnte Uniformjacke an. Doch dieses Mal wusste Franziska endlich, woran sie diese erinnerte. Es ist eine moderne Imitation einer alten Uniform, schoss es ihr durch den Kopf. So was hatte doch auch Michael Jackson seinerzeit immer getragen.
„Madame. Monsieur, ich habe mir erlaubt, bereits einen Gleiter für sie zu bestellen, er müsste in den nächsten drei Minuten im 2. Untergeschoß für sie bereitstehen.“
„Ein Gleiter? Wo wird er uns hinbringen?“, erkundigte sich Franziska.
„Ich habe ihren Reisememos entnommen, dass sie heute einen Ausflug ins Disneyland machen wollten. Dieses Ziel habe ich dem Gleiter also bereits übermittelt, aber falls sie ihre Pläne noch ändern möchten ...“
„Nein. Super. Disneyland hört sich gut an. Bekommen wir heute kein Frühstück?“
„Sie können Ihren Wunsch am Speiseautomaten in der Gleitergarage eingeben. Sie haben die Wahl zwischen: Französischem Frühstück, Wiener Frühstück, Amerikanischem Frühstück, Englischem Frühstück, Chinesischem Suppenfrühstück, Vegetarischem Frühstück, Veganem Frühstück, …“
„Danke“, unterbrach ihn Mario, “ich glaube, wir wissen schon, was wir nehmen. Nicht wahr, Schatz?“ Der Concierge machte den Eindruck, die Frühstückliste noch endlos weiter aufzählen zu können, und wirkte etwas konsterniert darüber, dass man ihm nicht die entsprechende Aufmerksamkeit zollte, wo doch vor allem die außerirdischen Touristen…..
„Wie kommen wir in die Gleitergarage?“
„Fahren sie mit dem Antigraf-Lift bis Level -2“, bekamen sie zur Antwort.
„So, jetzt probierst du es aber auch aus!“ Mario duldete keine Widerrede mehr und zog Franziska am Arm in den Schwebe-Lift. Sie kreischte einen Moment ängstlich. Doch im nächsten Augenblick fühlte sie sich so sicher, als stünde sie auf einem normalen festen Boden.
„Das geht ja eh“, stammelte sie verwirrt.
Sie wählten beide ein Fitness-Frühstück am Speiseautomaten und nach wenigen Sekunden bekamen sie jeder ein großes Lunchpaket mit Multivitamin-Saft, Obst und Müsliriegel.
„Dort, das muss unser Gleiter sein!“, machte Mario aufmerksam und deutete auf ein soeben einschwebendes rundes Fahrzeug. Eine Leuchtschrift zeigte die ID-Nummer, die ihnen der Concierge als Ersatz für ihre Paris Visite Karten gegeben hatte. Lautlos entstand eine Öffnung in dem Gefährt. Sie stiegen ein. Das Innere hätte bequem für 4 Personen Platz geboten. Eine runde bequeme gepolsterte Sitzbank erwartete sie. Sie setzten sich, die Öffnung ging zu und in der Mitte fuhr nun ein passender Tisch hoch, auf dem sie praktisch ihr Frühstück auspacken konnten.
„Herzlich Willkommen! Wir begrüßen Sie recht freundlich auf ihrem Weg in das Disneyland Europe Area“, meldete sich eine unsichtbare Stimme. „Nirgendwo auf der Welt erlebt man Action, Technologie und Innovation so hautnah wie hier. In diesem Park feiern wir die menschlichen Errungenschaften durch die Fantasie und durch die Neugier auf das Vorhaben einer Zukunft, die uns neue und aufregende Gewinne für alle Menschen verspricht. Es soll Sie unterhalten, informieren und inspirieren und über dies hinaus soll es Ihnen ein neues Bewusstsein geben für den Glauben an die menschliche Fähigkeit, die Welt nach eigenem Willen zu formen. Bitte wählen sie per Sprachbefehl aus den folgenden Infomöglichkeiten aus!“ Frei in der Luft schwebend baute sich eine Holographie mit einigen Parkinfos und den dazugehörigen Bezeichnungen auf. Mario sagte: “EPCOT!“
Sogleich meldete sich die unsichtbare Stimme wieder: „EPCOT (von Experimental Prototype Community of Tomorrow). Das ist der Name einer utopischen Stadt der Zukunft, die bereits im 20. Jahrhundert von Walt Disney geplant wurde.
Walt Disneys ursprüngliche Vision von EPCOT war eine Modell-Stadt, die 20.000 Einwohner beheimaten kann und so quasi ein Feldtest für moderne amerikanische Stadtplanung und -organisation sein würde. Die Stadt würde kreisförmig angelegt werden, mit Geschäfts- und Verkaufsflächen in der Mitte, Verwaltungsgebäuden, Schulen und Erholungsgebieten in einem zweiten Kreis um diese herum und am Rand würden die Wohnsiedlungen gebaut werden. Verkehr oberhalb der Stadt würde nur über Monorails und so genannte PeopleMover (wie sie als nostalgisches Relikt im Magic Kingdoms Tomorrowland noch immer vorhanden sind) stattfinden. Der Autoverkehr würde in den Untergrund verlagert, um den Fußgängern eine sichere und konfliktfreie Situation auf der Oberfläche zu ermöglichen. Walt Disney sagte dazu: (übersetzt) „Es wird eine geplante und kontrollierte Stadt sein, die als gutes Beispiel für die amerikanische Industrie, Forschung, Schulen und für kulturelle Möglichkeiten dienen soll. In EPCOT wird es keine Slums geben, weil wir nicht zulassen werden, dass sich solche je entwickeln können. Es wird keine Landeigentümer geben und es werden auch keine politischen Wahlen abgehalten. Die Menschen werden keine Häuser kaufen, sondern treten in ein Mietverhältnis ein und bezahlen moderate Mietpreise. Es gibt keine Pensionäre, denn jeder muss ein Leben lang nach seinen Möglichkeiten arbeiten.“ Das Originalmodell von dieser futuristischen Stadt EPCOT kann besichtigt werden in der Tomorrowland Transit Authority-Attraktion im Magic Kingdom Park. Wenn der Parkbesucher sich in den PeopleMover setzt und dieser bei der Attraktion Stitch’s Great Escape eintritt, steht dort das Modell hinter Glas auf der linken Seite.
Dieses EPCOT konnte wegen Ermangelung an Kreativität und einer schrecklichen politischen Misswirtschaft, genannt Lobbyismus, in den Vereinigten Staaten von Amerika nie verwirklicht werden. Erst hier in Paris nahm es, ausgehend vom innovativen Stadtteil LA DEFENSE, Anfang des 21. Jahrhundert seinen Ausgang. Mittlerweile ist ein Großteil von Paris nach dem EPCOT-Modell umgestaltet worden und bekommt jedes Jahr enormen weiteren Zuwachs. Man kann sagen, beinahe ganz Paris ist das EPCOT der Vergangenheit.“
Ihr Gleiter schwebte nun im Landeanflug auf das Disneyland zu. Franziska konnte schon das Dornröschenschloss und Disney Village sehen. Riesige Wasserparks und Seenlandschaften erstreckten sich dahinter. Sie erreichten einen altmodischen Bahnhof, der wie aus dem Film „DIE KLEINE LOKOMOTIVE“ wirkte und der Tisch samt ihren Frühstücksabfällen verschwand wieder lautlos im Boden des Fahrzeuges. Am Bahnsteig erwartete Goofy sie. Verlegen drehte er seine grüne Mütze mit beiden Händen vor der Brust. „Bonjour! Bienvienue á Disneyland! Ich bin Goofy, ihr Avatar.“
Franziska und Mario schauten sich entgeistert an.
„Was bist Du?“, japste Franziska.
„Ich bin Goofy …“
„Ja. Den Teil haben wir verstanden“, fiel Mario ihm ins Wort.
„I bin ihr virtuella Reiseleita!“ Er verfiel in einen breiten Wiener Dialekt.
„I pass mi gern ihrn Winschn an.“ Er drehte sich blitzschnell um die eigene Achse und war plötzlich Minnimaus. Kleine rote Herzchen stiegen von ihr ausgehend in den Himmel.
Franziska starrte sie nur aus weit aufgerissenen Augen an.
Minnimaus drehte sich weiter wie ein Wirbelwind und plötzlich schwebte Nemo vor ihnen in der Luft. Erschrocken bemerke er, dass es kein Wasser um ihn herum gab und stürzte schwer auf den Boden. Ein neuerlicher Wirbelwind und Goofy stand wieder vor ihnen, mit seinen zwei stumpfen Zähnen, der großen runden Schwarzen Nase und den zwei Schlappohren.
„Leider bin ich ein Prototyp, es ergeben sich immer wieder mal kleine Schwierigkeiten bei der Verwirklichung der einprogrammierten virtuellen Identitäten. Ahüa! Ahüa!“, entschuldigte er sich lachend bei den beiden.
„Nein, passt schon. Bleib einfach du!“, riet ihm Franziska.
„Was soll ich euch als Erstes zeigen“, erkundigte Goofy sich bei ihnen.
„Was schlägst du vor?“
„Da wäre zum Beispiel YESTERDAYLAND, das wird von vielen Parkgästen immer wieder gerne besucht. Da könnt ihr alle möglichen Epochen dieser Welt virtuell zum Leben erwecken, als ob ihr eine Zeitreise in die Vergangenheit unternehmen würdet!“
„Nein, danke!“ Franziska und Mario sagten es wie aus einem Mund.
„Wir wollten ein bisschen Rollercoaster fahren“, schlug Franziska vor.
„Also gut. Folgt mir! Wir nehmen am besten den FAST TRACK.“
Er lotste sie zu einer geschlossenen Hochgeschwindigkeitsbahn. Im Inneren des Abteils sah es aus wie in einer alten Dampfeisenbahn. Sie nahmen auf unbequemen Holzbänken Platz. Die Bahn nahm Fahrt auf und Franziska und Mario´s Ohren verschlugen sich. Gebannt verfolgten sie die Landschaft, die im Wahnsinnstempo an ihnen vorbeiraste.
„Das war Future World, hier findet man alle aktuellen technischen Innovationen, intergalaktische Städte und Landschaften“, erzählte Goofy.
„Und dort hinten, diese riesige, silbern schimmernde Kugel ist Spaceship Earth.
Unter uns seht Ihr nun Disney Village. Hier findet man Unterhaltung rund um die Uhr, 3800 Bars, 11.000 Restaurants, 55.000 Shops, 300 Kinos und 2 Discos.
Et voila! Hier steigen wir aus!“
„Rock´n Roller Coaster (Starring Aerosmith – the next Generation)“, las Mario über dem Eingang zu einer gigantischen Achterbahn-Anlage. Lautes Kreischen ertönte, als über ihnen ein gefüllter Waggon mit Menschen hinwegsauste.
Goofy wies ihnen den Weg zum Einstieg. Sie wurden in eine kleine Kammer gebracht, in der sich ein Rollercoaster Wagen befand. Zwei junge Burschen halfen ihnen beim Anschnallen und befestigten die Bauch- und Schulterbügel. Dann verließen sie die Kammer und die Umgebung veränderte sich. Der Wagen schien anzufahren und eine steile Spur in schwindelerregende Höhen zu erklimmen, dann stürzte er nach einem Moment der Zeitlupe in die Tiefe. Franziska und Mario kreischten erfreut. Mehrere Loopings folgten, bis der Wagen wieder still stand und die beiden jungen Männer sie wieder losmachten.
„Wir haben uns gar nicht wirklich von der Stelle bewegt, oder?“, argwöhnte Mario.
Goofy, der bereits auf sie gewartet hatte, mischte sich ein:
„Natürlich ist alles virtuell! Wegen der Unfallgefahr. Dafür könnt Ihr hier sogar einen kurzen Ausflug auf den Mars machen, alles virtuell!“
„Gibt es gar keine richtige Achterbahn mehr?“ Franziska klang enttäuscht.
„Nun, es gibt 2 oder 3 Sachen für die besonders Mutigen!“, erzählte Goofy ihnen im Vertrauen. „Aber es ist eine Unterschrift nötig, mit der man sämtliche Verantwortung für mögliche Unfälle selbst trägt!“, erklärte er weiter.
„Da wäre „The Twilight Zone Tower of Terror“: ein ehemaliges glamouröses Hollywood Luxushotel. Hier geht es um die Frage, was ist an diesem 31. Oktober 1931 passiert, als der Blitz in das Hotel einschlug? Ich persönlich würde aber von einem Besuch abraten. Als besonderes Highlight stürzen die Gäste dieses Hotels mit dem Lift 13 Stockwerke in die Tiefe!“
„Au. Ja! Da gehen wir hin!“
Sie genossen diesen Nervenkitzel der besonderen Art und stolzierten, als Beweis ein dreidimensionales Beweisfoto von ihnen in Händen haltend, danach wieder ins Freie.
„Was gibt es noch?“
Goofy führte sie mittlerweile ein wenig widerwillig (warum, zum Geier, schafft man Avatare, wenn sowieso jeder macht, was er will) zum Big Thunder Mountain. Dort rasten sie mit einem wildgewordenen Bergwerkszug durch die nachgebaute Hochebene von Big Thunder Mountain. Danach probierten sie noch einige der virtuellen Adrenalin-Bahnen wie den Space Mountain: Misson 3. Dort ließen sie sich mit einer Turbolaserkanone mit Warp-Geschwindigkeit ins All schießen. Sie mussten dabei rasenden Meteoriten und schwarzen Löchern ausweichen. Sie hatten dann doch auch dabei einen riesen Spaß.
Goofy wollte ihnen noch den Besuch der Buffalo Bill´s Wild West Show schmackhaft machen, aber beide antworteten wieder unisono:
„Nein. Das können wir uns schenken!“
Sie waren schon ein wenig müde, als Goofy fragte, ob er ihnen noch etwas zeigen dürfe.
„Wie war das noch mal mit dieser besonderen Sensation aus der Vergangenheit?“, erkundigte sich Franziska.
„Können wir uns jede x-beliebige Zeit und den Ort dazu aussuchen?“
„Ja. Wir verfügen über eine riesige Datenbank auf dem Mond. Es sind fast alle Epochen und Plätze der Erde gespeichert!“, klärte Goofy sie mit stolzgeschwellter Brust auf.
„Dann würde ich bitte noch gerne ins Jahr 2012 reisen. Nach Paris. Ich möchte gerne den Grande Arche sehen!“, beschloss sie.
Goofy erfüllte ihnen den Wunsch. Sie kamen sich wie Ameisen vor, als sie zu dem riesigen modernen Triumphbogen hinaufschauten und auch rundum die hohen Bürokomplexe bestaunten.
„Und jetzt noch eine Führung durch das Centre Pompidou!“, wünschte Mario sich. Und auch dieser Wunsch wurde ihnen prompt erfüllt.
Müde verabschiedeten sie sich schließlich von Goofy.
„Wir können dich nicht zufällig mitnehmen?“ Franziska lächelte ihn mit schrägem Kopf an.
„Das ist leider nicht möglich. Meine Projektion ist nur innerhalb der Disneyland Europe Area möglich. Ahüa. Ahüa!“ Ein letztes Mal mussten sie in Goofys lustigen Lacher einstimmen, dann löste er sich vor ihren Augen auf. Sie waren wieder am Bahnhof und ihr Gleiter schwebte soeben herbei.
Müde knotzten sie sich in die bequemen Polstermöbel.
„Wünschen sie eine French Manicure?“, fragte die Gleiterstimme am Rückflug ins Hotel. Doch Franziska waren schon fast die Augen zugefallen. Müde meinte sie zu Mario: „Wir müssen weg aus dieser Stadt, aus diesem Land, aus all diesen Zeiten!“
„Vielleicht bringen wir doch morgen früh den kleinen pyramidenförmigen Schlüsselanhänger zurück in den Louvre, bevor wir zurückfliegen, ich habe den Verdacht, das alles hat etwas mit ihm zu tun! Stell dir vor, wir müssten mit der Kutsche zurück nach Hause!“, meinte Mario nachdenklich.
Tag der Veröffentlichung: 02.02.2013
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für Franziska und Mario