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Romane:

 

Jack Harvsterton: Misstrauisch und schlecht gelaunt

 

Mord in Trilariant City

 

Die gefährliche Suche nach der Legende

 

 

 

Kurzgeschichten:

 

Der geheimnisvolle Panda

 

Captain Little Sunshine: Piratin unter Piraten

 

Duell in der Parallelwelt

 

Destiny

Info

Diese Geschichte wurde für einen Wettbewerb geschrieben. Sicherlich ausbaufähig, aber für mich eine Übung.

Revenge

Was wäre das Leben ohne ein Quäntchen Spannung? Eine Frage, die sich viele Menschen stellen. Das ganze Leben besteht nur aus der Frage, was die Zukunft bringen wird. Für einige ist es rosig. Geld wird ihnen hinterhergeworfen, etwas anderes als Erfolg kennen sie nicht. Und das leben sie auch aus. Aber es gibt dabei auch einen Nachteil. Viele vergessen, dass andere Menschen nicht so viel Glück haben und darum kämpfen, dass ihr Leben so verläuft, um es Leben nennen zu können. So schauen die Reichen auf die Armen herab und behandeln sie wie den letzten Dreck. Aber es gibt auch welche, die zum Mittelstand gehören und andere schikanieren, und das nur zum Spaß. Umgangssprachlich wird dieses als Mobbing bezeichnet. Ein schlimmes Wort für eine schlechte Tat. Eine unmenschliche Handlung. Auch ihm blieb dies nicht erspart. Sicherlich, auch er hatte in seinem bisherigen Leben Fehler begangen. Dinge, welche er später bereute und wünschte, sie ungeschehen machen zu können. Aber nie in einem solchen Ausmaße, wie es ihm widerfahren war. Jugendlicher Leichtsinn. Doch alles hat seine Konsequenzen.

Ohne sich zu bewegen blickte er auf das Haus. Hier sollte es stattfinden. Und hier sollte es auch enden. Zu lange verfolgten ihn die Qualen der Vergangenheit.

Ein Wagen fuhr vor und parkte in der Garage. Die Scheinwerfer gingen aus, bevor der Motor ausgeschaltet wurde. Mit einem leichten Knurren stieg ein Mann aus und begab sich zum Haus. Die Person war ihm nicht unbekannt. Selbst in der Dunkelheit konnte er ihn erkennen. Bei dem Mann handelte es sich um Miles.

Es konnte beginnen.

Viel los war nicht auf der Straße oder dem Gehweg. Kein Wunder, war es doch schon nach Mitternacht. In den Nachbarhäusern brannte kein Licht mehr. Entweder war keiner da, oder die Leute waren schon längst schlafen gegangen. Allzu lange wollte er sich hier auch nicht aufhalten. Nur endlich etwas ins Reine bringen und dann verschwinden. Sein Herz hämmerte wie verrückt in seiner Brust. Nicht das erste Mal, dass ihm dies widerfuhr. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Langsam ging er zu dem Haus in Richtung Garage. Der Mann drehte sich nicht um und holte eine Tasche aus seinem Kofferraum. Als er diesen schloss und sich umdrehte, blickte er in die Mündung einer Pistole mit Schalldämpfer.

»Viel Spaß auf der Party gehabt?«, ertönte die raue Stimme des vor ihm stehenden Mannes.

Erst bekam sein Gegenüber kein Wort über die Lippen. Aber dann schien er sich wieder gefasst zu haben.

»Was wollen Sie? Geld? Das kann ich Ihnen geben, aber erschießen Sie mich nicht. Ich bitte Sie!«

»Geld interessiert mich nicht. Aber der andere Punkt, welchen du angesprochen hast. Los, ins Haus. Und keine Tricks.«

Langsam gingen beide zur Haustür. Er blickte sich um, doch niemand war zu sehen. Weiter hinten bewegte sich ein Licht.

Ein Auto.

Sein Herz schien nun noch schneller zu schlagen als zuvor.

»Mach schon die Tür auf!«

»Ich bin ja schon dabei!«

Als die Tür sich öffnete, stieß er den Mann hinein und war selbst kurz darauf auch drin. Schnell schloss er die Tür und blickte kurz hinaus. Das Auto fuhr vorbei. Keiner schien etwas bemerkt zu haben. Sofort blickte er wieder auf seine Geisel.

»Nach hinten, los!«

»Verdammt, was wollen Sie?«

Keine Antwort. Das Miles ihn nicht erkannte, ließ seine Wut steigern. Am Liebsten hätte er den Abzug jetzt schon betätigt, aber es war noch zu früh.

Sie begaben sich ins Wohnzimmer. Nur das Mondlicht spendete Licht und ließ die Umrisse der Möbel erkennen.

»Schatz, bist du das?«, durchbrach plötzlich eine Frauenstimme die Stille.

Kurz darauf tauchte jemand von der Seite auf. Seine Geisel packte auf einmal die Person und schleuderte sie in seine Richtung. Beide stießen zusammen. Ein Schuss löste sich, gedämpft durch den Schalldämpfer und einen menschlichen Körper. Miles lief in Richtung Schreibtisch, doch er bekam seine Waffe frei und schoss. Mit einem Schrei ging der Mann zu Boden und hielt sich sein linkes Bein.

Langsam ließ er die Person in seinen Armen zu Boden gleiten. Er fand einen Lichtschalter und betätigte diesen. Mit offenen Augen lag die Frau vor ihm. Blut breitete sich unter ihr aus und bildete eine rote Pfütze. Ihre Augen blickten ihn an, doch schien sie durch ihn hindurchzusehen.

So war es nicht geplant gewesen. Im Grunde sollte seine Frau gar nicht hier sein, sondern auf einer Reise. Anscheinend hatte sich alles geändert. Verdammt, warum war er nicht früher hergekommen?

Ein Schrei riss ihn aus seinen Gedanken, und er fluchte, für einen Moment so unachtsam gewesen zu sein.

Miles hielt sich noch immer mit schmerzverzerrtem Gesicht sein Bein. Zwischen seinen Fingern rann Blut und tropfte auf den Teppich.

»Was bist du doch für ein Arschloch«, sagte er ohne jegliche Emotion.

»Sie...haben sie getötet!«

»Das war nicht ich, sondern du, Miles. Nicht ich habe sie getötet, du warst es. Und was kümmert es dich? Du treibst es doch mit deiner Sekretärin. Woher kommen sonst die vielen Überstunden im Büro? Sicherlich nicht durch die viele Arbeit.«

»Wer zur Hölle sind Sie?«

Der Fremde kam langsam auf ihn zu. Er blickte ihn mit eiskalten Augen an. Augen, in denen der Hass loderte wie ein Fegefeuer. Schussbereit in seiner Hand die Pistole.

»Eigentlich solltest du dies wissen. Habe ich mich so sehr verändert? Oder hast du alles vergessen? Sieh mich an.«

Ein weiterer Schritt.

»Sieh mich genau an.«

Im Licht der Lampe, welche der Fremde zuvor eingeschaltet hatte, starrte Miles in das Gesicht, aber sein Gedächtnis ließ ihn im Stich. Für ihn war dieser Kerl immer noch ein Fremder, der seine Frau getötet hatte.

Ohne etwas zu sagen schüttelte er den Kopf.

»Nun bin ich aber enttäuscht, Miles C. Smith. Fünfundzwanzig Jahre sind es zwar, die vergangen sind, doch deine Freunde von der High School konnten sich noch an mich erinnern. Hast du diese auch vergessen?«

Miles versuchte, sich zu erinnern. Die High School. Ja, er konnte sich an seine beiden besten Freunde zu dieser Zeit erinnern und hatte sie auch niemals vergessen. Jason und Andrew. Mit der Zeit brach der Kontakt zu beiden aber ab.

»Nein, ich habe sie nicht vergessen. Doch wir haben keinen Kontakt mehr zueinander.«

»Ich weiß. Und dazu wird es auch nicht mehr kommen.«

»Wie meinen Sie das?«

Der Fremde blickte kurz aus dem Fenster. Alles schien ruhig. Keiner von den Nachbarn schien etwas bemerkt zu haben. Er zog die Vorhänge zu und wandte sich an Miles.

»Nun gut, anscheinend bin nur ich es, der in Vergessenheit geraten ist. Damals war ich an der gleichen Schule wie ihr drei. Miles, Jason und Andrew. Anscheinend Freunde fürs Leben, die sich für die größten hielten und sich einen Dreck um ihre Mitschüler scherten.«

Miles zog sich zu einem Sessel und lehnte sich an eine der Seiten an. Bei jeder Bewegung schmerzte sein Bein. Eine Blutspur hatte sich auf dem weißen Teppich gebildet. Nur mit zusammengebissenen Zähnen waren die Schmerzen erträglich.

»An diesen Teil kann ich mich nicht erinnern.«

»LÜG MICH NICHT AN, MILES. Ihr wusstet, was ihr getan habt und zeigtet keine Reue. Schlägereien, das Einsperren in den Spint. Nur zwei von vielen eurer unrühmlichen Taten. Und was gab es dafür? Verwarnungen über Verwarnungen, gepaart mit Nachsitzen. Mehr nicht. Nichts, was ich als gerechte Strafe akzeptieren würde.«

Stille. Für einen kurzen Augenblick schauten sich beide in die Augen. Keine Reaktion in ihren Gesichtern, bis Miles plötzlich seine Augen weit aufriss.

»John Harin.«

Sein Gegenüber lächelte.

»Hat ja lange genug gedauert.«

»Du bist damals schon fett gewesen, und daran hat sich, wie ich sehe, bis heute nichts geändert.«

Harin zielte auf ihn und drückte ab. Die Kugel traf seine Hand. Schmerzverzerrt schrie er auf, bekam aber sofort einen Schlag ins Gesicht.

»So freundlich wie damals. Hast dich auch nicht verändert. Unverständlich, wie du eine Frau hast finden können.«

Blut lief durch das Loch in der Hand. John schien das nicht zu kümmern. Im Gegenteil: Ihm gefiel es, sein Gegenüber leiden zu sehen. Genauso, wie es vor fünfundzwanzig Jahren umgekehrt der Fall gewesen war, als Miles und die anderen beiden ihn schikanierten.

»Das ich so dick wurde, ist auch eure Schuld gewesen. Vor lauter Frust habe ich alles in mich hineingestopft und habe zugenommen. Niemand hat sich für das, was ihr mir oder anderen angetan habt, interessiert. Immer hieß es, dass Kinder so sind und es später in Vergessenheit gerät. Lüge! Eine verdammte Lüge! Ich habe es niemals vergessen! Und es hat mich mein ganzes Leben begleitet. Immer wenn ich versuchte euch drei Arschlöcher zu vergessen, wurde es schlimmer. Und mein Hass ließ sich nicht mehr stoppen.«

»Und was können wir dafür, dass du nicht genauso viel Spaß dabei hattest wie ich, Jason und Andrew?«

John trat auf sein blutendes Bein, was den Schmerz durch den ganzen Körper von Miles fahren ließ. Unerträgliche Schmerzen, wie es schon bei seinen beiden Schusswunden der Fall war. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn, und er begann schnell und heftig zu atmen, um einigermaßen den Schmerz zu ertragen.

»Ihr wart die einzigen Leute, die Spaß daran hatten! Keiner hat es als Spaß angesehen! Erinnerst du dich an Kyle Hickox? Ein paar Monate nach Beendigung der High School hat er sich erhängt, weil er es nicht mehr ertragen konnte, eure Schikanierungen sein ganzes Leben lang mit sich herumzuschleppen! Sein Leben habt ihr ruiniert! MEIN LEBEN HABT IHR RUINIERT!«

Miles blickte ihn an, seine noch heile Hand zur Faust geballt. Am Liebsten hätte er sich auf ihn gestürzt und zu Tode geprügelt.

»Was willst du hören? Das es mir leid tut? Schön, es tut mir leid, was ich dir angetan habe! Zufrieden? Dann verschwinde und lass dir auch eine Entschuldigung von den beiden anderen geben!«

Lächelnd schüttelte John Harin den Kopf.

»So einfach ist dies nicht. Deine Entschuldigung akzeptiere ich nicht. Genausowenig war es bei Jason bei der Fall. Und von Andrew ist in dieser Richtung auch nichts zu erwarten gewesen.«

Miles wurde aufmerksamer.

»Was meinst du damit, John?«

»Jason hat sich erhängt. Und Andrew ist vor ein paar Jahren bei einem Unfall ums Leben gekommen. An ihm kann ich mich nicht mehr rächen.«

»Erhängt?«

Miles konnte es nicht glauben. Aber dann kam ihm ein Gedanke.

»Hast du ihn umgebracht?«

Sein Gegenüber schwieg und blickte ihn nur an, die Pistole schussbereit in seiner Hand.

»Hast du es getan?«

»Wie schon gesagt: Er hat sich erhängt. Die Polizei teilte mit, dass es Selbstmord war. Vielleicht wegen der vielen Schulden, die er besaß und nicht zurückzahlen konnte. Ist nicht schade um ihn. Jason besaß sowieso nicht das Recht zu leben. Genauso wie Andrew. Und du.«

Eine Antwort bekam Miles nicht auf seine Frage. Nicht mit Worten. Aber er wusste es, nein, er konnte an Johns Augen erkennen, dass dieser etwas damit zu tun hatte. Zwei von drei waren tot. Nur er fehlte noch. Aber es gab eine Frage, die ihn beschäftigte.

»Warum jetzt? Ich meine, es sind fünfundzwanzig Jahre vergangen. Und nun willst du Rache für Dinge nehmen, die schon lange ein Teil unserer Vergangenheit sind?«

»Ein Teil, den ich weder als Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft zu meinem Leben haben möchte. Aber so etwas kannst du nicht verstehen. Doch um deine Frage zu beantworten: Es war Jason, welcher den Ausschlag für dies alles gab. Nach der Schule konnte ich mich im Leben nicht zurechtfinden. Nach der Ausbildung bekam ich keinen Job. Ich konnte mich nicht durchsetzen, da ich auch mit unkontrollierten Wutausbrüchen zu kämpfen hatte. Die Folge von eurem sogenannten „Spaß“, weil ich alles in mich hineingefressen hatte. Somit begann ich mich abzukapseln und keinem Menschen mehr zu vertrauen, da ich ab und an auch auf Leute traf, die genauso waren wie ihr, nur eben älter. Aber ohne die Weisheit, welche man angeblich im Alter erreicht. Mit Worten umzugehen, fiel mir schwer, die Fäuste nicht einzusetzen noch schwerer. Also blieb es dabei: Ich fraß alles in mich hinein und ließ es über mich ergehen. Innerlich kochte ich aber vor Wut. Und dann eines Tages sah ich ihn. Nervös den Gehweg entlang schlendernd. Wahrscheinlich wieder mehrere Dollars verspielt beim Pokern. Die Karten. Sein größter Schwachpunkt, wie ich später herausfand. Als ihm jemand entgegen kam, schlug er auf diese Person ein. Ohne Grund und ohne eine Warnung. Das Resultat war eine gebrochene Nase und ein Mann, der sich seiner Tat bewusst wurde und davon lief. Wie war das damals noch? Jason war einer der Besten beim Football. Und das Laufen beherrschte er immer noch. In diesem Moment kam es wieder hoch. Der Hass von damals, der mein stetiger Begleiter war und mich nicht losließ. Erneut musste ein Unschuldiger leiden. Und da hatte ich genug und fasste den Entschluss, allem ein Ende zu bereiten, ohne dabei an die Konsequenzen zu denken, die mich ereilen könnten. Also fand ich heraus, wo ihr euch alle aufhaltet. Und da nur noch du übrig bist, bin ich mit meiner Mission fertig, sobald ich dich getötet habe und erhalte dann das befriedigende Gefühl, Abschaum wie dich beiseite geräumt zu haben.«

Miles stemmte sich langsam auf und nahm auf eine der Armlehnen des Sessels, an welchen er sich bisher gelehnt hatte, platz. John ließ ihn dabei nicht aus den Augen.

»Weißt du eigentlich, was du da redest? Deine Mission, was ist das für ein Quatsch? Kann ich etwas dafür, dass du im Leben nicht klar kommst? Als Kind macht man viele Fehler. Jeder muss daraus lernen. Einige schaffen es, andere nicht.«

John erwiderte nichts. Die herrschende Stille schien nicht Sekunden, sondern Stunden anzuhalten, bis er sie unterbrach.

»Eine Entschuldigung wäre ein kleiner Anfang gewesen. Aber diese ist nie von dir gekommen.«

Miles blickte ihn an.

»Hättest du sie denn akzeptiert?«

»Nein, da sie nicht ehrlich gemeint von dir gewesen wäre. Und das, was du und die Anderen mir angetan habt, ist unentschuldbar.«

»Etwas anderes hatte ich auch nicht erwartet.«

Noch bevor er seinen Satz beendete, schnellte eine der Hände von Miles nach vorne und warf eine Vase nach John. Ein Schuss löste sich und traf den fliegenden Gegenstand, welcher in tausend Stücke zerbrach. Doch verfehlte die Kugel seinen Gegner, welcher sich zur Seite gedreht hatte nach dem Wurf, und traf den Sessel. Miles packte ihn an den Armen und drückte sie nach oben, noch bevor ein weiterer Schuss sich aus der Pistole lösen konnte. Er biss die Zähne zusammen, um den Schmerz in seiner Hand zu unterdrücken. Beide Männer kämpften nun im Wohnzimmer um die Waffe, die nun, nachdem Miles sein Knie in den Bauch von John gerammt hatte, zu Boden fiel. Er ging mit schmerzverzerrtem Gesicht darauf zu, aber John riss ihn zu Boden und schlug auf sein verletztes Bein ein. Der Schmerz war mörderisch und ging durch den ganzen Körper. Miles schrie wie verrückt, aber sein Gegner machte weiter, schlug nochmal zu und ihm dann ins Gesicht. Schließlich erreichte er die Waffe und richtete sie auf Miles.

»Verdammter Bastard.«

Ohne zu zögern betätigte John den Abzug. Nicht einmal, nicht zweimal, sondern mehrmals. Bilder aus der Vergangenheit drangen in seinen Kopf, schreckliche Bilder, welche er nie vergessen hatte. Schläge, Schikanierungen, in einem Wort: Mobbing. Der Hass gewann die Oberhand, und so bemerkte er auch nicht, dass sich keine Kugeln mehr im Magazin befanden und die Pistole nur noch ein Klicken von sich gab. Es dauerte eine Weile, bis er es registrierte. Tränen liefen ihm über sein Gesicht. Vor Freude und vor Schmerz, wobei letzteres durch die Erinnerungen ausgelöst worden waren.

Miles, der letzte seiner drei Peiniger, lag vor ihm. Das Gesicht war blutüberströmt. Aus mehreren Löchern, verursacht durch die Kugeln, lief Blut über sein Gesicht und auf den Boden. Eine Kugel hatte ihn am Hals getroffen, eine andere in die Schulter. Doch nichts war verstörender als das zerschossene Gesicht von Miles. Innerlich freute sich John, aber gleichzeitig machte sich auch Enttäuschung breit. Sie alle hatten einen zu schnellen Tod erhalten. Sie hätten Leiden müssen, genauso wie ihre Opfer es hatten. Wie er gelitten hatte.

»Polizei, keine Bewegung!«

Die Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Er hatte nicht bemerkt, wie die Tür eingetreten und zwei Polizisten hereingekommen waren. Nun zielten sie mit ihren Waffen auf ihn, bereit, abzudrücken, wenn es erforderlich werden sollte.

»Legen Sie die Waffe beiseite!«

John blickte die beiden Männer nur an, bis er kraftlos seine Hand öffnete und die leere Waffe aus seiner Hand glitt. Wie konnte die Polizei hier sein? Eine Frage, die er sich selbst stellte und zugleich auch selber beantwortete. Höchstwahrscheinlich hatten die Nachbarn die Schreie gehört. Miles hatte förmlich gebrüllt, als ihn die Kugel ins Bein getroffen hatte. John war unvorsichtig gewesen und hatte zu lange mit seiner Rache gewartet. Doch es kümmerte ihn nicht mehr. Wozu auch? Er hatte sich gerächt. Keiner kam ihm damals zu Hilfe. Allein und im Stich gelassen. Nur er konnte sich selbst einen Ausweg aus dieser Sache schaffen. John ärgerte sich nur, dass er nicht schon damals den Mut gehabt hatte, die ganze Geschichte zu beenden. Alles wäre anders gekommen, und die Frau, welche tot in ihrem eigenen Blut lag, wäre jetzt noch am Leben. Was mit ihm geschehen worden wäre? Keine Ahnung, es interessierte ihn auch nicht. Genausowenig was jetzt mit ihm passieren würde. Über seine Zukunft hatte John sich keine Gedanken gemacht. Selbst wenn die Polizei ihn nicht mitnehmen würde, er wusste nicht wohin. Rache war alles, was ihm geblieben war.

Die beiden Polizisten führten ihn mit Handschellen aus dem Haus und brachten ihn zu ihrem Fahrzeug. Nur bruchstückhaft vernahm er die Worte eines der Männer, der in sein Funkgerät den Status durchgab. Alles was er wollte, war nur noch schlafen. In ruhe schlafen, was ihm jetzt möglich sein sollte nach der Befreiung. Und von einem angenehmen und gerechten Leben träumen.

Impressum

Texte: Thomas Tralantry
Tag der Veröffentlichung: 07.12.2017

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