"Ihnen noch einen schönen Heiligabend", sagte ich zu einer älteren Dame, schloss die Kasse und erhob mich von dem Stuhl, auf dem ich die letzten Stunden verbracht hatte. Ich rieb mir die Augen und schaute auf meine Armbanduhr. Meine Güte, es war ja schon halb sechs!
Nachdem die Ladentür verschlossen und alle Lichter ausgeschaltet waren, schlenderte ich allein durch das Einkaufszentrum. Ich wunderte mich, dass kein weihnachtliches Gefühl in mir entstand, obwohl auf jedem Quadratmeter des Kaufhauses Dekoration verteilt war. Vielleicht, weil alle Lichter aus waren? Richtig überzeugt war ich davon aber nicht. Die Menschenmassen und der unterbezahlte Weihnachtsmann fehlten mir auch nicht.
Als ich weiter darüber nachdachte, fiel mir das Mondlicht auf, was durch das Glasdach strömte. Es war Vollmond. Fasziniert von dem hellen Licht lief ich weiter, bis ich plötzlich vor dem großen Weihnachtsbaum stand, der in der Mitte des Einkaufscenters aufgestellt worden war. Und davor - eine Krippe.
Sie war umzäunt, und ein paar Leute hatten anscheinend Kerzen angezündet. Und als ich auf die Statue der Maria schaute, wie sie auf das Jesuskind blickte und ihre Hände faltete, wusste ich, was mir gefehlt hatte.
Ich blieb vor der Krippe sitzen, bis die Teelichter ausgingen. Danach ging ich nach Hause und feierte Weihnachten allein - wie immer. Doch das Gefühl der Leere und Einsamkeit war verschwunden.
Texte: Titelbild von http://stockvault.net
Tag der Veröffentlichung: 13.12.2011
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Widmung:
An den Glauben