THETOS
4.Kapitel : Die Ernennung / Viel Neues
Eloan schlief gut. Er atmete ruhig ein und aus und im Schlaf hatte sich ein Lächeln in sein Gesicht gestohlen.
Als ihn die Geräusche eines pfeifenden Teekessels
weckten, schlug er die Augen auf und sah einem Dachgebälk aus tiefbraunem, gutriechendem Holz entgegen, über dem Schieferziegel ein wasserdichtes, dunkles Steindach bildeten. Ihm stieg ein wohlbekannter, rustikaler Geruch in die Nase.
Er richtete sich herzhaft gähnend auf und strich sich seine feuerroten langen Haare aus dem Gesicht. Dann bemerkte er, dass er in einem Bett lag, das an der Holzwand eines gemütlich eingerichteten Wohnraumes stand. War er hier eingeschlafen ?
Der Raum duftete nach altem Holz, doch war ihm seine Umgebung unbekannt.
Er drehte sich nach hinten um und sah eine große Gestalt mit breiten Schultern, die ihm den Rücken zugewandt hatte und an einem riesigen Holztisch mit bunt gefüllten Flaschen und Säckchen stand.
Die Person nahm den Teekessel vom Ofen und goss das Getränk in eine edle Eisenkanne.
Sie ergriff die Teekanne und drehte sich um - und Eloan sah in die sympathischen braunen Augen Meister Genaths.
"Ah, Eloan ! Schön, dass du wieder unter uns weilst.
Du warst ohnmächtig, oder besser, bist vor Erschöpfung eingeschlafen und zwar für ... hm ... dreißig Stunden, etwas mehr als ein Tag."
" So lange ? Aber wieso soll ich ..."
" ... von ein bisschen Herumgerenne gleich einen ganzen Tag lang schlafen ?," ergänzte der alte Schmied und fuhr mit der freien Hand vergnügt durch seinen Bart.
" Ja, das scheint erst einmal unglaubwürdig, aber dazu kommen wir noch. Du hast etwas viel Anstrengenderes getan, Elo.
Aber das erklärt dir besser mein Bruder."
Die Zimmrtür wurde geöffnet und mit Bai trat ein großer, aber magerer Mann ein, der Eloan erst nicht entdeckte, sondern Meister Genath ansah.
Kohlrabenschwarze Haare hingen am Rücken bis zum Gürtel des Mannes. Er trug über einem weißen Leinenhemd mit Lederweste einen Stein, der so weiß und hell strahlte wie die Sonne, wenn sie nur von einer einzigen transparenten Wolke verdeckt wird.
Aber vor allem faszinierten Eloan die Augen des Mannes.
Das rechte war so beruhigend braun wie die Meister Genaths, das linke hingegen wirkte aufmerksam und war hellblau. Der Mann gefiel ihm.
" Aranik, jetzt ... oh. Unser Patient ist aufgewacht.
Hallo ! Wie geht es dir ? Hast du Schmerzen ?
Nein, ich seh schon, du fühlst dich sehr gut, hast keinerlei Schmerzen und willst nur ein paar Dinge verstehen, die in den letzten Stunden geschehen sind.
Richtig ?"
"Ja.. wenn ihr mir vielleicht euren Namen sagen würdet ?"
"Stimmt, ich vergesse immer, mich vorzustellen ...
Mein Name ist Feom, und ich bin, wie er vielleicht schon erwähnt hat, Araniks Bruder."
Als der Eingetretene Eloans stutzenden Gesichts - ausdruck bemerkte, fügte er noch hinzu :
"Aranik ist der Vorname deines Schmiedemeisters ,"
wobei er auf Meister Genath wies. " Nenn mich einfach Feom, ohne Sonstwas. Und ich denke, meinen verehrten Bruder kannst du von nun an auch mit seinem Vornamen anreden. Was natürlich nicht heißt, dass du vor ihm keinen Respekt haben zu brauchst. Er hat weit mehr Fähigkeiten als selbst die eines überragenden Schmiedes, " fügte Feom mit einem Blick zu seinem Bruder hinzu, der gerade Bai dampfenden Tee in eine Zinntasse eingoss.
" Es gibt viel zu erklären und zu zeigen, mehr, ..." , der neu gewonnene Freund seufzte,"... als du dir vorstellen kannst. Außerdem haben wir etwas vor uns, das nur etwa alle zweihundert Jahre stattfindet ."
Dabei grinste er breit. Nach einer Kunstpause wollte er beginnen weiterzureden, doch das Grinsen verschwand und er sah entschuldigend drein.
" Aber erstmal hast du sicher viele Fragen. Tut mir leid, ich bin immer so voreilig ... "
Eloan rieb sich die Stirn und sagte dann :
" Ja. Vor allem will ich wissen, wer diese Männer ... nein, besser, diese Wesen waren und warum sie ausgerechnet uns angreifen mussten.
Und natürlich, weshalb ich so lang schlafen musste - ohne einen Grund. Das macht mich verrückt."
"Ich verstehe, was du meinst."
Feom räusperte sich nervös und in seinen Augen schienen tausend kleine Feuerfäden herumzuwabern.
"Du wirst die Antworten sogleich erfahren, aber damit du sie verstehst, muss ich dir erst einige andere Dinge erzählen. Eloan, weißt du, was ein Akror ist ? Nein, natürlich nicht, verzeih mir." Wieder räusperte er sich.
"Also ... Akroren sind Magier. Sie haben können Dinge tun, von denen man glaubt es wären Erfindungen der alten Frauen, die ihre Sehnsüchte nach Wundern ausleben. Aber das sind sie nicht. Sie sind echt, diese Wunder, und ... die Akroren genauso.
Das wichtigste ist - Eloan, du bist dazu bestimmt, einer von ihnen zu werden . "
Schweigen.
"Akroren sind seit dem Anbeginn der Zeiten die Schützer des Friedens. Sie verhindern große Katastrophen und läutern böse Menschen, damit sich das Leid von hier möglichst zurückzieht."
Wieder Schweigen.
"Und selbstverständlich verhindern sie nicht alles, was sich negativ auswirkt, zum einen weil sie es einfach nicht schaffen können, überall gleichzeitig zu sein, und zum anderen, weil sie es nicht tun sollen."
Das musste Eloan ersteinmal verdauen.
"Was heißt ... das ? Das ist doch ein Scherz, oder ?!"
Trotz der verwundelichen Aussage Feoms wusste Eloan intuitiv, dass es kein Scherz war. Und doch konnte er es nicht glauben.
"Nein, das ist kein Scherz. Es ist etwas sehr, sehr Seltenes. Es gibt vielleicht einen Magier für drei- tausend nichtmagische Menschen. Und noch dazu
bist du der jüngste Akror, den es jemals gab." Feom runzelte die Stirn.
"Nein, doch nicht. Aber davon werde ich dir gleich erzählen."
Ein drittes Mal räusperte sich Feom, dann begann er, mit angespannter Stimme zu erzählen.
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So, bald gehts weiter, aber vorher gibt es noch andere Dinge zu lesen ...
Euer Enico
Tag der Veröffentlichung: 24.11.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für Pascal, Gabriel, Datzke und die anderen aus Dangast.
War eine schöne Zeit mit euch !
Und für Opa Heinz, der immer da ist, wenn ich ihn nicht brauche. Ich wünsche dir noch viele schöne Apfelbrote !