Thetos
3.Kapitel - Flucht vor der Dunkelheit
"Man nennt uns die Gilde der Dunkelheit," sagte einer der Männer hinter ihnen. Eigentlich war es keine Stimme, sondern eher ein Geräusch, ein Kistern, als würde ein Stein anfangen zu sprechen.
Und sie klang kalt, fühlte sich sogar kalt an.
Eloan drehte sich in die Richtung um, aus der die Stimme kam, und sah, wie einer der Vermummten aus dem Kreis vortrat.
Ihm fiel sofort auf, dass dieser etwas anders aussah als die anderen dunklen Gestalten, und er wusste auch, was.
Sein Schwert war nicht grau - blau wie die der anderen Männer, sondern glänzte schwarz - golden und war am Griff verziert, doch Eloan konnte selbst im hellen Licht des brennenden Hauses nicht erkennen, was die Verzierungen zeigten.
Außer dem Schwert war noch etwas anders :
Auf der Brust des Gildenmitgliedes prangte, blutrot, ein Zeichen.
'Die Rune für Dunkelheit,' wie Bai richtig erkannte.
Eloan stützte sich mit der linken Hand ab, um nicht auf dem unebenen Waldboden das Gleichgewicht zu verlieren.
Dabei griff er in etwas Weiches, Zotteliges.
"Und die Männer, die ihr hier seht, sind die Verkünder unserer ehrwürdigen Gilde."
Die roten Punkte unter der Kapuze des Mannes schienen plötzlich irre zu werden, sie flackerten wie das Feuer, das hinter Eloan brannte.
"Denn die Dunkelheit wird kommen und euch, den Wald, das Meer, die Berge, alles beherrschen. ALLES !"
Die knirschende Stimme schien so zu flackern wie seine Augen.
' ... beherrschen ...' Die Worte hallten in Bais Kopf
wie das Echo in der Kathedrale von Lak'kan, der Klosterstadt.
Mol.
Mols Fell war es, da war Eloan sich jetzt sicher.
Hastig tastete er weiter, plötzlich war seine Hand mit einem flüssigen Zeug beklebt, das auf dem weichen Waldboden lag.
" Nennt mich Serlon, Dakk Serlon.
Übrigens, für das bedauernswerte Missgeschick, das die Beschädigung ihres, ähm, Hüttchens zur Folge hat, " - die Männer lachten mit verschieden hässlichen Stimmen - "... , bin ich verantwortlich."
Blut.
Diese Mistkerle !
Eloan tastete weiter.
Dann spürte er Holz, dick und fest, ein Ast.
Hatte er da etwa eine potentielle Waffe gefunden ?
Doch der Stock lag nicht, er steckte im Boden.
Verwirrt sah er hinter sich, woraufhin einer der Vermummten neben den Körper von Mol trat und mit einem verächtlichen Lacher seine Fackel hinhielt, damit Eloan im Schatten der Männer etwas sah.
Dann, als er Eloans von Angst geweiteten Augen sah,
lachte noch einmal.
Der Kopf.
Mols Kopf.
Sie hatten Mol geköpft !
Mol, tot.
Für einen Moment war Eloan nur noch müde und gleichgültig, doch dann flammte Hass in ihm auf.
Reiner Hass.
Er sah sich um und entdeckte, dass die Schwertklinge Serlons blutig war.
Dann war dieser Serlon Mols Mörder.
Hass erfüllte Eloan nocheinmal, diesmal stärker.
Hass auf Serlon.
Der Hass durchzog wie eine aufstachelnde Hitze Eloans Körper und erfüllte ihn bis in die Haarspitzen.
Mörder
, dachte er immer wieder. Mörder !
Ich hasse euch ! Könnte ich euch doch nur alle töten !
Ein lauter Knall folgte, ein blauer Blitz zwischen dem jungen Schmied und dem Gildenunterführer, gleichzeitig wurde letzterer zwanzig Meter weit nach hinten in den Wald geschleudert und blieb dort totenstill liegen.
Alle Vermummten sahen ihm hinterher, hier und da hörte man Ausrufe des Erschreckens.
Bai nutzte die Ablenkung und stupste seinen Freund an, der ebenfalls mit offenem Mund und aufgerissenen Augen dasaß.
Eloan verstand und rannte mit seinem Freund aus
dem Kreis der Brandstifter hinaus, bevor diese sich von ihrem Schrecken erholt hatten und sie aufhalten konnten.
Hinter sich hörte er, wie die ersten sie bemerkten
und anfingen, ihnen verunsichert hinterherzulaufen.
An einem Baum angebunden, fanden sie etwa zwanzig schwarze Pferde.
Bai blieb kurz stehen und zückte sein Messer.
Mit einer kurzen Bewegung trennte er zwei Stricke durch und sprang auf eines der befreiten Pferde.
Dann wendete er das Pferd und ritt durch den Wald los.
Eloan tat es ihm nach und stieg auf das andere Pferd.
Auch er verschwand im Wald.
Als sie den Weg zur Stadt erreichten, wurde ihm übel.
" Bai ... ich werde bewuusss ... " Ihm wurde schwarz vor Augen.
Er sah gerade noch, wie sein Freund nach seinen Zügeln griff und mit beiden Pferden sicher weiterritt.
Dann fiel er in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Texte: copyright 2009 by thetos.theghost
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Tag der Veröffentlichung: 04.05.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für die Mediothek Krefeld und für den Penner aus Duisburg, der meinte, ich müsste mal Autor werden.