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1. Lila van Roose

Er nahm meine Hand und berührte sie sachte. Ganz vorsichtig strich er mir über die geöffneten Flächen meiner Hand. Doch der Schmerz verschwand nicht.. Es brannte, ich erlitt Höllenqualen, nur um ihm nah zu sein. Aber er verstand es nicht, keiner verstand es. Er hatte Angst, ich hatte Angst. Jeder hatte Angst. Ich war hilflos, versuchte zu entkommen. Gefangen in seiner Selbst, verspottet, beschimpft und beschmutzt. Das einzige, was einen noch retten kann ist die Sehnsucht. Die Sehnsucht nach dem, was man nicht haben kann, was einem fern ist. Seine Nähe. Man beginnt zu missen, was man einst besaß. Man beginnt zu warten, ewig zu warten, auf das, was nie passieren wird. Man vergisst die Zeit, die Zeit in der man liebte. In der man glücklich war. Das einzige was man sieht ist die Dunkelheit, die Dunkelheit zwischen jenem, was noch Licht ist. Es frisst einen auf, von innen, von außen, von überall. Es schmerzt, es lässt einen bluten. Man findet sich selbst nicht mehr wieder. Man versucht, versucht den anderen zu finden, doch stößt dabei auf ein schwarzes Etwas. Ein schwarzes Etwas, das denjenigen versteckt, denjenigen, den man einst liebte, und immer noch liebt.
Ich fasste an seine Brust und hörte sein Herz schlagen. Das Herz, von dem er behauptete es sei kühl und ohne jegliches Gefühl. Das Herz, das nun schlägt, stark und voller Willenskraft. Das warme Herz, das ich spüre, mit jedem Sinn, den ich besitze. Stark, stark und lebendig. Ich weiß es, ich weiß, dass es nur für mich schlägt, ich weiß es. Auch wenn er es nicht weiß, aber ich weiß es. Und es schlägt nicht wie ein kaltes Herz, das nur aus Stein ist und wie mechanisch in ihn eingemauert wurde. Nein, es ist Gefühl, es ist Leben, es ist Liebe. Auch, wenn er nicht mehr glaubt, nicht mehr glaubt, dass er es hat, das Gefühl, ich glaube fest daran. Und auch wenn er denkt, er wird in ein tiefes Loch voller Hass gezogen, werde ich niemals aufhören daran nicht zu glauben.
Ihm lief eine Träne über die Wange, eine Träne der Furcht. Der ewigen Angst, mir weh zu tun. Der Angst, die er eigentlich vor sich selbst hat. Die Angst sich selbst zu verlieren, in einem Kampf, in dem es sicher Opfer geben wird. In einem Kampf in dem es nur gewinnen oder verlieren gibt. In einem Kampf, seinem Kampf mit sich selbst.
Mit der anderen Hand, die noch nicht von seiner Wärme umfasst war, wischte ich seine Träne weg. Ich wischte sie weg und versuchte ihm die Angst zu nehmen, die Angst vor sich selbst. Denn er ist alles, alles für mich. Ich spürte wie seine Träne begann in meiner Haut zu versinken. Ich spürte wie sie eindrang und ihren salzigen Geschmack in mir verteilte. Immer tiefer drang sie ein.. manche würden sagen sein Geschmack verpestete mein System, aber ich würde sagen, sein Geschmack heilte mein System.
Ich schaffte es dennoch nicht ihm in die Augen zu schauen.. Ich schaffte es einfach nicht. Sein Blick würde mich erstarren lassen. Ich wäre verloren, verloren in seiner Liebe. War es nicht das, was ich wollte? War es nicht das, wonach ich mich solange sehnte?
Ich schaffte es dennoch nicht. Nein. Er würde es schaffen, aber ich? Nein.
„Stef, ich weiß nicht, ob ich das Ganze aushalten kann.. Es ist so eine große Last auf mir. Du weißt nicht wohin mit deinen Gefühlen und ich weiß es sicher. Das passt nicht. Du musst erst stärker sein als du selbst, dann wirst du bereit sein mich haben zu können.“, während ich dies aussprach waren meine Augen gefüllt mit Tränenflüssigkeit, die vorhin noch aus seinen Augen geflossen war und meinen Körper durchdrungen hatte. „Lila, nein bitte, ich brauche dich. Ohne dich werde ich den Fluch niemals los! Ohne dich hat das alles keinen Sinn mehr! Wir müssen uns nicht aufgeben! Es gibt sicher noch einen anderen Weg!“
Als er dies sagte und mich mit seinen traurigen Augen, die nur noch erfüllt von Schmerz waren, ansah, wurde ich fast schwach. Doch ich musste durchhalten, denn das was ich nun tat würde das beste für uns sein. Ich berührte seine Wange und strich ihm noch einmal sein nasses Gesicht trocken.
„Stef, bitte. Ich weiß, dass du mich brauchst, aber du weißt auch, dass es besser ist, wenn du mich gehen lässt.“, während ich das betonte konnte ich meine Tränen nicht mehr halten und blitzartig bildete sich ein ganzer Wasserfall auf meinem Gesicht. Tränen, Tränen der Trauer, Tränen der Sehnsucht, Tränen der Wahrheit.
„Lila.. Aber, ich liebe dich!“, bevor er weitersprechen konnte legte ich sanft meine Lippen auf seine und verlangte so von ihm, meinem Mann, meinem Dämon, einen letzten Kuss, einen Kuss, der nur so vor Liebe brannte. Es war mein letzter Kuss.

2. Steffen De Puis

Ich konnte es ihr nicht verübeln, dass sie mich verlassen hat. Doch meine Welt ohne sie? Das ist wie ein Haus ohne Dach oder ein Herz, das nicht schlägt. Aber ich verstand wieso.. Ich wusste es nur allzu genau. Ich meine, ich war ein Monster! Und das nicht nur beziehungstechnisch! Ich war es einfach. Sie, das hilflose wunderschöne Mädchen, und ich, der dunkle Dämon. Eine Gestalt der Nacht, die nicht fähig ist zu lieben. Angeblich.

Impressum

Texte: Copyright: @ Carla
Tag der Veröffentlichung: 09.01.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme ich allen, die es lieben geliebt zu werden!

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