Cover

Vorwort


Das ist die erste Geschichte die ich seit drei Jahren geschrieben hab, von der ich überzeugt bin das sie wirklich gut ist und ich hoffe euch geht es genau so.

Lest es
Lebt es
Liebt es

11 Jahre zuvor ...


„Komm schon, beeil dich, sonst kommen wir noch zu spät!“, Mark schrie die Treppe hinauf „Wenn du nicht gleich da bist dann fahre ich ohne dich, du kannst ja dann zu Fuß nachkommen! Verdammt Carry, das ist mein Abschluss ich brauch dich da dabei.“
„Ich bin ja schon da! Nur keinen Stress, denn wenn du mich stresst dann bin ich nicht mehr hübsch und du möchtest doch nicht mit einem dieser 0-8-15 Mädchen zu deiner Abschlussfeier gehen sondern mit mir …“
Damit erschien sie lächelnd auf der Treppe und Mark blieb das Herz stehen, ja sie war definitiv kein normales Mädchen. Vor ihm stand eine wunderschöne Carry, ihre Haare hatte sie locker hochgesteckt und das schwarze Kleid umspielte ihren Körper mit dem fliesenden Stoff so gut, das es zwar alles verdeckte man aber ihren wundervollen Körper darunter erahnen konnte. „Ich hab es mir anders überlegt, wir lassen die Party ausfallen …“, flüsterte er ihr ins Ohr als sie vor ihm stand. Sie war so wunderschön und sie war sein. Mit gespielter Entrüstung sah sie ihn an „Sehe ich wirklich so furchtbar aus?“. „Ja, Schatz du siehst furchtbar heiß aus. Ich hab Angst das dich einer der anderen entführen könnte.“, sagte er und hauchte ihr dabei einen Kuss auf ihre Lippen. „Also ich denke nicht das sich das einer von ihnen trauen würde, es wissen doch alle das ich zu dir gehöre und keiner legt sich mit dem Kapitän der Football Mannschaft an. Außerdem Liebe ich dich und will heute feiern also lass uns gehen!“ „Zu Befehl.“, er salutierte vor ihr und griff dann nach ihrer Hand. Nach zwei Schritten blieb er noch einmal stehen, drehte sie zu sich um und sagte: „Übrigens ich Liebe dich auch.“. Dann küsste er sie und legte all seine Gefühle mit in den Kuss, Carry erwiderte ihn mit genau so viel wie er. Löste sich aber dann von ihm und sagte „Jetzt komm schon, sonst fahre ich ohne dich und du kannst dann zu Fuß nachkommen.“
Damit griff sie nach seiner Hand und zog ihn aus der Tür hinaus zum Auto, kaum saß sie auf dem Beifahrersitz zog sie den Spiegel herunter und sah sich ihr Gesicht an. „Du hast meinen ganzen Lipgloss verschmiert.“, beschwerte sie sich. Er sah sie von der Seite aus an, ihre Rosa Lippen die noch leicht schimmerten „Du siehst so noch viel hübscher aus und kein anderer wird dich ansprechen wenn du so aussiehst als währe gerade jemand über dich hergefallen.“, stolz auf sich selbst grinste er in sich hinein. Da boxte sie ihn in den Arm und sagte, mit einem Ton in der Stimme bei dem ihm immer warm ums Herz wurde „Ich schwöre dir hiermit feierlich, dass ich keinen anderen Mann heiraten werde außer dir, wenn ich mir nur meine Lippen nachschminken darf.“ „Okay, aber nur wenn du mich wirklich heiratest und mir versprichst mich immer zu lieben.“ „Aber das tue ich doch schon du Idiot, ich habe keinen vor dir so sehr geliebt und nach dir wird es auch keinen geben.“, damit griff sie nach dem Lipgloss und schminkte sich die Lippen nach.
Sie war sein Mädchen und sie würde seine Frau werden, das allein machte Mark schon zum glücklichsten Menschen auf der Welt, sie dann auch noch jeden Tag an seiner Seite zu wissen machte ihn zum glücklichsten Menschen im Universum.
In dieser Nacht schwor er sich das er sie niemals aufgeben würde und sie eines Tages seine Frau sein würde, und wenn es das letzte war das er tat.

Kapitel 1


Leise schlich sich Corry aus dem Zimmer und zog die Schlafzimmertür hinter ihr zu, sie hasste diese peinlichen Szenen am Morgen danach einfach viel zu sehr um sie freiwillig ertragen zu wollen.
Als sie durch die Gänge des großen alten Hauses schlich, versuchte sie die Vergangene Nacht noch einmal Revue passieren zu lassen und gleichzeitig sich daran zu erinnern wo in diesem Haus die verdammte Eingangstür war. David war wirklich nett und charmant gewesen und hatte sie den ganzen Abend über sehr zuvorkommend behandelt und nicht darauf bestanden das sie zu ihr gingen, wodurch man schließen konnte das er wirklich Single war und nicht noch irgendwo eine Frau und zwei Kinder hatte. Dennoch hatte es zwischen ihnen nicht gefunkt, nicht so wie bei Mark, auch wenn sie eine wirklich angenehme Nacht hatte war es nicht wie ein Feuerwerk gewesen und diese vollkommene tiefe Entspannung danach hatte auch nicht eingesetzt es war viel mehr als hätte sie eines ihrer Bücher beendet – es hatte spaß gemacht und die Arbeit war es wert gewesen aber dennoch war sie den Druck tief in ihr noch nicht los.
Mark dagegen war in jeder Hinsicht perfekt gewesen, auch wenn es schon zehn Jahre her war, er hatte ihr gezeigt was es hieß sich zu Lieben und komplett fallen zu lassen, damit hatte er sie für alle Männer nach ihm nachhaltig verdorben. Nie wieder hatte sie eine ähnliche Leidenschaft oder ähnlich starke Höhepunkte erlebt und das obwohl er der erste Mann war mit dem sie körperlich aktiv geworden war. Natürlich konnte es aber auch daran liegen das er der einzige war den sie wirklich mit Haut und Haaren und all seinen Fehlern geliebt hatte, bis er ihr dann das Herz gebrochen hatte und darauf herumgetrampelt war als eine Kakerlake die Tot sein musste. Denn genau das hatte er geschafft er hatte ihr Herz auf dem getötet und weggeschmissen.
Selbst heute zehn Jahre später hatte sie immer noch nicht alle Teile ihres Herzens wiederbeleben können oder, Gott behüte, einen anderen Menschen mit der gleichen Intensität und hingabe geliebt.
Als sie endlich eine Tür gefunden hatte, durch die sie nach draußen kam war sie erleichtert und schuldbewusst zugleich. Carry hasste sich selbst dafür all diese Männer nur dafür auszunutzen sich selbst wieder etwas lieber zu haben, besonders da sie wusste, dass sie keinen von ihnen jemals lieben würde.
Leise zog sie nun die Hintertür zu und suchte, in ihrer viel zu großen Handtasche, nach dem Schlüssel für ihren alten blauen Käfer. Carry liebte dieses Auto mehr als alles andere in ihrem Leben, sie hatte ihn von ihren ersten Ersparten gekauft und selbst restauriert, hatte den blauen Lack liebevoll aufgetragen und war mit ihm schon durchs ganze Land gezogen. Die meisten Ortschaften im Umkreis von hundert Kilometer hatte sie durch und auch in Teilen von Europa war sie schon mit Kerbie gewesen. Auch wenn normalerweise nur Männer ihren Autos Kosenamen gaben, hatte sie nicht anders gekonnt, dieses Auto war ihr bester Freund und hatte mit ihr Freud und Leid geteilt und sie mehr als nur einmal vor dem Leben auf der Straße gerettet. Sie war wirklich immer gerne Schriftstellerin aber dieser Beruf war gerade zu beginn nicht gerade einfach. Doch Kerbie war immer für sie da gewesen nicht so wie die Männer in ihrem Leben, dafür hatte er sich einen Namen mehr als verdient.
Doch genau an diesem Morgen machte Kerbie ihr einen Strich durch die Rechnung.
Als Carry den Schlüssel ins Zündloch steckte und umdrehte, gab Kerbie nur ein lautes ächzen von sich und war dann wieder ruhig. „Kerbie, Schatz tu mir das BITTE nicht an.“, flüsterte Carry und drehte den Schlüssel dabei noch einmal um, aber Kerbie wollte nicht er stotterte kurz und war dann wieder still. „Okay, und was soll ich jetzt bitteschön machen?“, fragte sie in den leeren Innenraum ohne ernsthaft eine Antwort zu erwarten.
Da saß sie nun, in den Partyklamotten vom Vortag in ihrem kleinen blauen Käfer vor dem Haus ihres One- night Stands. Den sie eigentlich nie mehr wieder sehen wollte und zu allem Überfluss war das ganze auch noch in ihrer alten Heimatstadt, in der es ein Wunder gewesen war einen Mann zu finden der noch nicht die tragische Liebesgeschichte zwischen ihr und Mark kannte, an einem Samstagmorgen um sechs Uhr sprechend mit ihren Auto. Also wenn die Leute jetzt nicht dachten, dass sie verrückt war dann wusste sie auch nicht mehr weiter. Seufzend lies sie die Hände auf das Lenkrad fallen und den Kopf dann darauf sinken, Carry schloss die Augen und ging ihre derzeit etwas begrenzten Möglichkeiten durch:
1. sie schlich zurück ins Haus, weckte David auf und fragte ihn ob er ihr Starthilfe geben konnte, damit Riskierte sie jedoch das er erfuhr das sie sich wegschleichen wollte.
2. Sie schlich zurück und tat so als währe das alles nie passiert
3. sie rief mit ihrem Handy die einzige Werkstatt im Umkreis von zehn Kilometern an – die von Mark
4. oder sie lies Kerbie stehen und ging zu Fuß zu dem Haus ihrer Großmutter oder besser gesagt zu ihrem neuen Haus

Carry wusste das Möglichkeit vier nie in die engere Auswahl kommen würde, einfach schon deshalb weil sie Kerbie einfach zu sehr liebte um ihn vor einem Fremden Haus, bei einem Fremden Mann, stehen zu lassen. Möglichkeit zwei würde auch niemals Realität werden, ganz einfach aus dem Grund weil sie nicht lügen konnte ohne rot zu werden, also blieben nur noch eins oder drei übrig und so schwer diese Entscheidung auch war konnte sie nicht mehr zurück in dieses Haus, allein schon deshalb weil sie gar keinen Schlüssel hatte und sie diese Gespräche und Fragen wie „Wann sehen wir uns wieder?“ nicht leiden konnte. Sie lies die gesamte Luft aus ihrer Lunge, kniff die Augen noch einmal zusammen und fischte ihr Handy aus der Handtasche, mit ein bisschen Glück würde er sie ja vielleicht gar nicht erkennen und sie konnte einfach so tun als währe dieser grauenvolle Morgen nur ein Traum gewesen.

Mark wurde von einem schrillen klingeln geweckt, gleich danach setzten heftige Kopfschmerzen ein und als er dann auch noch versuchte die Augen auf zu machen drehte sich alles. Er hätte gestern Abend wirklich nicht mehr mit zu Joe in die Bar gehen sollen, oder wenigstens nicht so viel trinken sollen …
Als sein Blickfeld aufgehört hatte sich zu bewegen versuchte er zu erkennen wo er sich gerade befand, dadurch das es unter ihm eiskalt war tippte er auf das Badezimmer, doch wie er hier hin gekommen war wusste er nicht mehr, er musste ganz eindeutig Greg anrufen und fragen was gestern los gewesen war. Da drang das schrille klingeln wieder an sein Ohr und erinnerte ihn daran was ihn eigentlich geweckt hatte. Also lies er langsam seine Hände um sich schlagen bis er das Telefon fand. „Hallo?“, fragte er, da klingelte es wieder und Mark erinnerte sich daran das er zuerst den grünen Knopf drücken musste bevor er sprechen konnte. Den Knopf verfehlte er zwei Mal bevor er ihn endlich traf und noch einmal „Hallo?“, sagte. Seine Stimme hörte sich an als würde er geradewegs aus dem Reich der Toten kommen so heißer krächzend war sie. „Ähmm Hallo – Mr. Jones?“, drang nun eine wirklich hinreisende und verwirrend bekannte Stimme aus dem Telefon, aber er konnte sie einfach nicht richtig zuordnen, vielleicht war es ja Katie, die Frau aus der Bar die er gestern angesprochen hatte. Auch wenn die ihn vermutlich nicht Mr. Jones nannte.
„Ja genau der bin ich, wie kann ich Ihnen um …“, schnell blickte er auf seine Armbanduhr und stöhnte innerlich auf „sechs Uhr an einem Samstag morgen behilflich sein?“. Die Stimme an seinem Ohr atmete langsam aus, anscheinend war ihr bis dahin nicht klar gewesen das andere Mensch um die Uhrzeit noch schliefen, besonders nach einer so durchfeierten Nacht wie der die er hinter sich hatte.
„Mein Auto hat den Geist aufgegeben, ich vermute das es die Batterie ist, ich hätte sie schon vor zwei Wochen auswechseln sollen und jetzt brauche ich ganz dringend Starthilfe. Den im Moment steckte ich hier vor dem Haus eines fremden Mannes fest, auch wenn er mir gar nicht mehr so fremd ist. Ich weis wirklich nicht wie ich ihm erklären soll das ich einfach so abhauen wollte, nicht das ich das besonders oft machen würde – abhauen meine ich. Aber ich hasse einfach nur diese komischen Abschiedsszenen …“. Noch verwirrter als zuvor setzte Mark sich auf und lehnte sich mir dem Rücken an eine der Badezimmerwände fast augenblicklich durchzuckte ihn ein kalter Schauer deswegen. Er kannte diese Stimme und auch diese Monolog Artige Sprechweise kannte er, es gab nämlich nur eine Frau die so redete. „Carry?“, fragte er, die andere Leitung blieb ewig lang still bis das Freizeichen zu hören war. Was hatte das alles verdammt noch einmal zu bedeuten? Mark stieß ein paar heftige Schimpfwörter in den Himmel und gab ihm gedanklich selbst einen Tritt in den Allerwertesten, wie konnte er es zulassen das sie einfach auflegte? Endlich nach über zehn Jahren hatte sie wieder ein Lebenszeichen von sich gegeben und er hatte alles kaputt gemacht. Doch eins wusste er jetzt ganz genau, seine Carry war wieder hier, in seiner Stadt und das war alles was im Moment für ihn zählte. Erschöpft stand er auf und legte sich noch ein paar Stunden ins Bett, wenn sie ihm ihre Adresse gesagt hätte währe er sofort losgefahren, aber so wusste er einfach nicht wo er suchen sollte. Er würde später mit Greg darüber sprechen und entscheiden was er tun sollte.

Carry hatte sich so erschreckt das er sie an der Stimme erkannt hatte das sie das Telefon einfach von sich geworfen hatte, dieser Typ hatte in seinem Leben vermutlich mehr Frauen gehabt als Hugh Haffner persönlich und dennoch konnte er sich an ihren verdammten Namen erinnern? Und was hatte das alles verdammt noch mal zu bedeuten?
Wie konnte er es überhaupt wagen ihren Namen auch nur auszusprechen, nachdem sie die letzten zehn Jahre versucht hatte die Scherben ihres Herzens wieder zusammen zu setzen, die er hinterlassen hatte!
Die Wut die sie jetzt fühlte war viel besser als diese verdammte Hilflosigkeit die sie während des Telefonats noch gespürt hatte. Dennoch konnte Carry vor sich selbst nicht verheimlichen das sie sich freute, dass er ihre Stimme immer noch so genau kannte und sich an ihren Namen erinnerte. Carry hasste sich in diesem Moment wirklich sehr für ihre Weichheit und Ehrlichkeit, besonders wenn es um Mark ging, jedem anderen Typen konnte sie sofort sagen was sie dachte ohne sich gleichzeitig wie so ein verdammte kleine Teenagerin anzuhören, die gerade zum ersten mal bei einem Jungen anrief. Sogar der bloße Gedanke an ihn verursachte schon heftige Reaktionen bei ihrem Körper wenn sie ihn sich außerdem nicht mehr als diesen 19 Jährigen schlaksigen Jungen vorstellte sondern als gut gebauten Mark Johnson, wurden ihre Knie sofort weich, mit diesen fabelhaften blauen Augen in denen kleine grüne Sprenkeln zu sehen waren wenn ihm etwas oder jemand gefiel oder dieses hinreisende pazifikblau das sie förmlich verschlungen hatte als er über ihr lag und ihr sagte wie sehr er sie liebt und dann das anspannen seines Körpers über ihr wenn sein Orgasmus nur noch wenige Sekunden dauern würde …
Ein klopfen an der Fensterscheibe lies sie von dieser kleinen, sehr Intimen, Reise in die Vergangenheit auftauchen und sofort noch ein bisschen mehr erröten. Vor ihrem Fenster stand David mit nichts weiter an einer Boxershorts und einem T-Shirt und diesem unverschämten grinsen das ihr schon gestern Abend so gut gefallen hatte, besonders wenn dann auch noch diese wirklich tollen Grübchen zum Vorschein kamen. Innerlich fluchend kurbelte sie das Fenster der Fahrerseite runter.
„Morgen!“, sagte sie dann in einem Ton der, so hoffte Carry, sich anhörte als währe es ganz normal sich aus dem Haus zu schleichen und sich in sein Auto zu setzten und von seiner ersten Liebe zu träumen und das bei einem Typen in der Auffahrt von dem sie nicht mehr wusste als den Vornamen, ach ja und jetzt auch die Adresse und das er einen sehr feinen Einrichtungsgeschmack hatte. „Kaffee?“, David reichte ihr eine Tasse Kaffee durchs Fenster und lächelte dabei so verschmitzt das seine Grübchen noch deutlicher zu sehen waren. „Danke …“, entgegnete sie nur und versuchte dabei seinen Blick auszuweichen.
„Kann ich dir irgendwie helfen? Du sitzt jetzt schon eine halbe Ewigkeit in diesem Auto.“, fragte er sie besorgt, woraufhin Carry noch mehr errötete, dann fing er wieder an zu grinsen „oder soll ich wieder ins Haus schleichen und so tun als würde ich schlafen bis du entweder verschwunden bist oder mich um Hilfe bittest?“. Wenn es nach ihrem Gefühl ging dann würde sie diese Möglichkeit vorziehen dennoch wusste sie, dass es nicht richtig war und sie ihn sowieso um Hilfe bitten musste wenn sie nicht noch einmal bei Mark anrufen wollte. Carry wartete noch ein paar Sekunden bis sie ihm antwortete weil sie immer noch hoffte das sich der Erdboden auftun würde und sie diesen ganzen Morgen vergessen konnte, doch leider hatte das Universum andere Pläne mit ihr und so antwortete sie: „Du kannst mir Starthilfe geben, meine Batterien sind im Eimer und ich kann sie erst zuhause austauschen, danach könntest du dich einfach noch ein Weilchen ins Bett legen und wir tun so als währe diese Peinlichkeit nie passiert – okay?“, fragend und ein wenig Hoffnungsvoll sah sie David direkt in die Augen. Er kniff seine Augen zusammen und schien endlose Minuten darüber nachzudenken bevor er endlich mit einem leichten Schulterzucken „Okay.“, sagte und in seine Garage trottete um die Starterkabel zu holen. Carry wusste nicht womit sie dieses Glück verdiente und stieß ein schnelles „Danke!“ in den Himmel bevor sie aus dem Wagen ausstieg und David dabei half Kerbies Motor zu starten.

„Und du bist dir wirklich zu hundert Prozent sicher das du heute früh wirklich mit Cathrin Thompson gesprochen hast? Mit DER Cathrin Thompson und es war ganz sicher keine Einbildung?“, fragend starrte ihn Greg Wilson, einer seiner besten und ältesten Freunde an, „immerhin hattest du gestern Abend mehr als deine üblichen zwei Biere …“
„Ja Greg, verdammt, ich bin mir sicher, dass sie es war, keine andere Frau hätte einfach so aufgelegt wenn ich einen falschen Namen gesagt hätte sondern hätte mich korrigiert. Außerdem kenne ich ihre verdammte Stimme aus tausenden von Stimmen heraus – sie war es definitiv!“. Greg nahm noch einen Schluck aus seiner Flasche bevor er ihn mit diesem typischen Wilson „Ich weis was du denkst“ – Blick anstarrte, den er bei seiner Polizeiausbildung perfektioniert hatte und Mark damit zwang ihm die die Wahrheit zu sagen. „Ja du hast Recht, ich mag sie noch immer – aber Mann sie hat sich in den letzten zehn Jahren bestimmt stark verändert und vermutlich hat sie jetzt auch schon einen anderen gefunden der ihr Starthilfe gibt.“, das traf den Kern genau. Er hatte Angst, Angst davor, dass sie sich verändert hatte und das machte ihn auf eine gewisse Art und weise unglaublich neugierig. Er hatte die junge, schüchterne Carry schon geliebt. Hatte ihren Körper und diese wundervollen fast schon wasserstoffblonden Locken die sich so schön über ihren Kopf drapiert hatten als sie unter ihm lag und ihm mit diesen grünen Augen ansahen, in denen er sich mehr als einmal verloren hatte. Ja, Mark hatte sie geliebt mehr als alles andere in seinem Leben und ein kleiner Teil von ihm liebte sie vermutlich immer noch das wusste er, sonst würde er nicht so viel über sie und dieses kurze Telefonat nachdenken.
Dennoch hatte er damals ihr Herz gebrochen und seines gleich mit, aber er hatte keine andere Chance gehabt sie dazu zu bringen die Stadt zu verlassen ohne das sie 1000 Fragen gestellt hätte.
„Jap Mann, du bist noch so was von in sie verschossen ...“, schoss es aus Greg heraus, da erst merkte Mark das Greg ihn die ganze Zeit beobachtet hatte „Was willst du jetzt machen?“
Mark wusste es nicht genau und das versetzte in wirklich in echte Panik. Was wenn sie ihn immer noch hasste oder er alles nur noch schlimmer machte als ohnehin schon vor zehn Jahren?
Greg schien die unausgesprochenen Fragen in seinem Blick genau zu sehen „Du könntest bei dem Haus ihrer Großmutter vorbei fahren und nachsehen ob sie gut nachhause gekommen ist.“, schlug er vor. Mark dachte einen Augenblick darüber nach und entschied sich dann dagegen, einfach weil er nicht wusste was er ihr sagen sollte oder wie er überhaupt auf sie reagieren sollte. Er wusste nur das er definitiv ein wirklich großes Problem hatte, allein schon deshalb weil sie die wahren Gründe für die Trennung damals herausfinden könnte und das obwohl er schon damals nicht gewusste hatte wie sie darauf reagieren würde, andererseits sollte sie es von niemand anderem erfahren als von ihm, das war das mindeste das er ihr schuldig war und trotz all seiner widersprüchlichen Gefühle zu der Frau wusste er das auch.
„Du hast recht Mann, ich sollte mal Hallo sagen und ein paar Dinge mit ihr Besprechen bevor sie es von jemand anderen erfährt.“ Greg schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter, „Du packst das schon …“, dann hob er seine Flasche Limonade wieder an die Lippen, doch bevor er trank sagte er noch „Vielleicht hast du Glück und sie ist erwachsen geworden und versteht warum du das damals tun musstest – und hey vielleicht ist sie ja noch genau so scharf wie damals …“
Mark musste sich wirklich zusammenreisen um seinen besten Freund nicht eine zu knallen, auch wenn Greg es nicht böse meinte wussten sie doch beide das damals einfach jeder scharf auf Carry war und das er mehr als nur Glück war das sie Mark ausgewählt hatte, so gern er die Zeit auch zurück drehen wollte wussten sie doch beide das das nicht ging und das er Carry niemals wieder in den Arm nehmen konnte, nicht so wie damals wenigstens, besonders nicht wenn sie endlich die Wahrheit erfahren hatte.
Seufzend lies er sich auf den Stuhl, an der Terrasse sinken und schloss die Augen um sich noch einmal dieses wunderhübsche, schüchterne Mädchen in Erinnerung zu rufen, mit ihren blonden Locken die ihr so schön über die Schulter vielen und diese Moosgrünen Augen die jedes Mal leuchteten wenn sie ihn sah und dazu dieser perfekte Körper an dem nicht eine Stelle falsch war und der genau den richtigen Grad an Sanftheit hatte ohne das er korpulent wirkte oder zu zerbrechlich und dazu dieser Duft nach Vanille, bei dem er bis heute nicht genau wusste wie sie es anstellte so einen süßen natürlichen Duft zu haben, ja Carry hatte er schon immer gerne berührt und ihre sanften Lippen geküsst bis sie leicht geschwollen und einen wundervollen rosa Ton hatten.
Und ja, er liebte sie immer noch und das machte die Sache mehr als nur ein bisschen komplizierter für ihn, weil sie nach wie vor immer noch beschützen wollte, vor dem wahren Grund warum er sie damals belogen hatte. Er war schon einmal schwach geworden und hatte ihr versucht die Wahrheit zu sagen, hatte es aber nicht über sich gebracht und ihr nur einen Teil des Briefes gegeben, der zweite Teil des Briefes hätte sie vermutlich zerstört und umso mehr hasste er es jetzt die Wahrheit zu erzählen und sie dann irgendwie dazu zu bringen ihm zu verzeihen. Denn das was das einzige das er wirklich wollte – eine zweite Chance bei der Frau die er über alles liebte und immer geliebt hatte und die ihn so sehr hasste das sie sich nicht mal das Auto von ihm abschleppen lies.

Kapitel 2


Als Carry Stunden später endlich zu ihrem neuem Domizil einbog knurrte ihr Magen so laut das sie einen Bären locker allein durch das knurren ihres Magens in die Flucht hätte schlagen können. Das Haus das sie nun wieder ihr Zuhause nennen durfte, war das einzige, das ihre Jugend halbwegs angenehm gestaltet hatte. Es war viktorianisch angehaucht mit einer Veranda die um das ganze Haus herumführte und so einen noch imposanteren Eindruck hinterließ, dieses Haus war das einzige gewesen bei dem sie sich mit ihrer Großmutter Greta einig war – es war einfach wunderschön. Umso erschrockener hatte sie reagiert als sie vor zwei Wochen von einem Notar erfahren hatte, dass der gesamte Nachlass ihrer Großmutter, inklusive des Hauses, an sie übergegangen war. Ihre Großmutter und sie hatten sich nie sonderlich gut verstanden was wohl daran lag das Carry, das uneheliche Waisenkind war und das einzige, dass ihre Tochter auf der Welt zurückgelassen hatte, außer einem Haufen voll Schulden natürlich.
Sie konnte sich noch genau daran erinnern wie die alte Frau eines Tages zu ihr ins Zimmer gekommen war und ihr gesagt hatte, „Cathrin ich muss dir leider mitteilen das deine Eltern niemals mehr wiederkommen werden.“ Carry war damals sieben Jahre alt gewesen und hatte noch nicht genau verstanden warum sie nicht mehr wiederkommen würden, doch ihre Großmutter gab ihr nie eine Antwort auf die Fragen die sie ihr stellte. Als sie jedoch alt genug war ging sie zum Stadteignen Zeitungsarchiv und besorgte sich alle Artikel über den Unfall die sie finden konnte, dort las sie dann nach was genau passiert war. Und das schenkte ihr, so schwer es im Zusammenhang mit tot zu glauben war, unendliche Erleichterung, besonders als sie las das ihre Eltern nicht selbst schuld waren sondern jemand von der gegenüberliegenden Fahrbahn abgekommen war und sie frontal gerammt hatte, beide waren auf der Stelle tot gewesen. Seitdem bevorzugte Carry es selbst zu fahren, was ganz nebenbei noch den Effekt hatte einen Einblick in die männliche Psyche zu bekommen. Die meisten Männer wollten sich nicht das Runder aus der Hand nehmen lassen, wenigstens die nicht die etwas zu kompensieren hatten oder einfach nur herrschsüchtig waren, die jedoch die sie fahren ließen waren auch die die eine Beziehung wirklich wert gewesen waren und die andere Dinge hatten mit denen sie positiv auffallen konnten. Mark für seinen Teil hatte sie immer schon fahren lassen und war auf sie und ihre Probleme eingegangen, vermutlich hatte sie sich auch deshalb in ihn verliebt. Er hatte nie nur so getan als würde er ihr zuhören sondern hatte es stets auch ernst gemeint und in ihr den Eindruck erweckt als würde er durch all die Probleme gemeinsam mit ihr gehen.
Als sie die Tür hinter sich gelassen hatte und die, nun moderne Küche, betrat griff Carry sich schnell eines der bereits fertig gekauften Sandwichs, aus dem Kühlschrank, und lies sich auf einen der Küchenstühle fallen. Genussvoll biss sie zwei bissen ab und dachte dabei wieder an ihr Lieblingsthema seit der Highschool – Mark.
Auch nach zehn Jahren konnte sie sich noch immer an seinen Duft erinnern und die Ölflecken auf seiner Hose sehen wenn er wieder den ganzen Tag an einem Auto geschraubt hatte. Sie hatte ihn so unglaublich intensiv geliebt wie sonst niemanden vor oder nach ihm in ihrem Leben, fast von der ersten Sekunde an hatte sie sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen können. Umso entsetzter war sie als er sie zuerst fortgeschickt und in diesem Zusammenhang auch noch belogen hatte und nie auch nur versucht hatte Kontakt zu ihr aufzunehmen – es war doch nicht so gewesen als hätte er nicht gewusst wo sie war. Dabei hatte alles so schön angefangen, obwohl er zwei Jahre älter war, hatte er ihr in der Highschool richtig kitschig den Hof gemacht, ihren Stundenplan auswendig gelernt und ihre Bücher von A nach B hinterher getragen, ein ganzes Semester hatte er das gemacht bis Carry sich ans Herz gefasst hatte ihn um ein Date gebeten hatte. Doch das warten hatte sich mehr als gelohnt, er hatte sie Zuhause abgeholt und sie waren dann zu Fuß um den See spaziert der gleich hinter dem Haus lag, dort hatte er einen Tisch und Essen bereitgestellt und sie hatten die halbe Nacht lang geredet und gelacht. Dann hatte er sie Nachhause gebracht und ihr auf dem Weg zur Hintertür nur einen leichten Kuss gegeben, er hatte nicht mehr von ihr erwartet, nicht wie die anderen Jungs in seinem alter die alle nur darauf aus wahren so viele Eroberungen wie möglich zu machen.
Da hatte sie gewusst das er es wirklich ernst mit ihr meinte und hatte das ganze Wochenende darüber nachgedacht wie sie ihn dazu bringen konnte noch einmal so einen wundervollen Abend mit ihr zu verbringen. Montag war sie dann direkt auf ihn zugesteuert, hatte ihm einen Kuss vor all den anderen gegeben, ihre Hand in seine geschoben und war Händchenhalten mit ihm zur ersten Stunde gegangen, seit diesem Augenblick hatten sie bis zu ihrer Trennung jede freie Minute zusammen verbracht. Hatten zusammen neue Dinge entdeckt, hatten Dinge unternommen und über alles gesprochen, sie hatten zusammen Kochen gelernt und zusammen geheult, als sein Vater starb, hatten zusammen die Werkstatt neu aufgebaut und noch so vieles mehr.
Drei Jahre lang hatten sie die perfekte Beziehung geführt ehe er alles kaputt gemacht hatte. Er hatte gern an Autos geschraubt also hatte Carry das auch gelernt, sie hatte gern geschrieben also hatte er sich zu einem Kurs an der Uni für Schriftstellerei eingetragen. Das er an die Uni gegangen war tat ihrer Beziehung nicht eine Sekunde lang einen Abbruch, als es dann aber darum ging das sie auch auf die Uni gehen sollte fingen die beiden zum ersten mal an zu streiten, sie wollte die gleiche Uni wie er besuchen, er jedoch wollte das sie die beste Ausbildung des Landes bekam und an eine der Eliteunis ging. Als Harvard und Yale sie dann auch noch annahmen war für ihn völlig klar das sie tausende von Kilometer wegziehen musste, sie jedoch wollte lieber bei ihm bleiben. Als er merkte das er damit nicht weiterkam sie einfach nur zu bitten entschied er das es das Beste sei sie mit anderen Mitteln zu ihrem Glück zu zwingen, und so sagte er ihr eines Abends als sie sich gerade die Sterne ansahen das er sie mir Amber aus einem seiner Kurse betrogen hatte. Er machte, dass mit einer solchen Überzeugung das sie nicht anders konnte als ihm zu glauben, gab ihm eine Ohrfeige und rannte ins Haus.
Kaum hatte sie jedoch die Tür zugeschlagen kam die Kälte über sie, sie zog sich über ihren Rücken nach oben und nahm ihr die Luft zum atmen und lies die Tränen nur so in strömen fliesen. Zwei Tage dauerte dieser Heulkrampf an, zwei Tage in denen sie mit keinem Menschen sprach oder einen bissen zu sich nahm, selbst Greta machte sich schon sorgen um sie, sprach sie aber kein einziges Mal darauf an. Am dritten Tag hatte Carry sich dann selbst dazu gezwungen aufzustehen, sich hübsch zu machen und zu ihrer Abschlussfeier zu gehen, jedoch hielt sie es nach zwei Stunden nicht mehr aus und flüchtete wieder Nachhause. Vor der Eingangstür fand sie einen Brief und eine Schachtel, sofort erkannte sie Marks Handschrift und abrupt wusste sie nicht mehr was sie davon halten sollte, wegwerfen konnte sie den Brief allerdings nicht, er war schließlich von Mark, auf dem Umschlag stand das sie ihn erst öffnen durfte wenn sie in ihrem Zimmer auf der Uni saß, also trug sie ihn noch zwei weitere Tage mit sich herum bevor sie ihn öffnete und las. Kaum hatte sie jedoch all ihre Kisten in dem Zimmer, in Yale, konnte sie nicht mehr anders und öffnete den Brief, darin stand in seiner fein säuberlichen Handschrift:


Liebste Carry,
ich weis ich bin der letzte von dem du im Moment etwas hören oder lesen willst,
aber ich kann dich einfach nicht mehr länger anlügen, denn genau das habe
ich die ganze Zeit getan - dich angelogen.
Amber und ich sind nichts weiter als Kollegen und auch wenn du es im Moment
nicht war haben willst, könnte ich dir niemals so sehr wehtun. Mein Ziel war
Lediglich dich dazu zu bringen das du die Stadt verlässt und die best Möglichste Ausbildung
erhältst die es für Geld zu kaufen gibt.
Ich weis du hasst mich weil ich dich belogen habe und weil ich zu feige bin dir das alles
Persönlich mitzuteilen, jedoch bitte ich dich auch meinen Standpunkt zu verstehen und mir
eines Tages all das verzeihen zu können.
In der Schachtel ist noch ein Geschenk für dich, ich habe sie schon seit Monaten Zuhause liegen und ich denke du solltest sie nun auch bekommen und sie als das ansehen was sie ist – ein Geschenk. Aber sieh dich nicht dazu gezwungen sie zu tragen wenn du mich dafür zu sehr hasst kann ich das Nachvollziehen.
Bitte versuch mir zu vergeben, du weist das ich dich Liebe und nur beschützen will.
Mark



Carry kannte den Brief auswendig und das seit dem sie ihn in ihrem Zimmer in Harvard das erste Mal gelesen hatte. Die Schachtel die dabei gelegen hatte enthielt eine feine Silberkette mit einem aus Saphir gearbeiteten Schmetterling daran, die Kette trug sie jeden einzelnen Tag – seit zehn Jahren. Dennoch hatte er ihr Herz gebrochen und sie wusste immer noch nicht wie viele Scherben davon noch herumlagen, nicht damit das er sie angelogen hatte sondern aus dem einfachen Grund das er nicht genug vertrauen darin gehabt hatte das sie selbst wusste was richtig und was falsch war oder wenigstens genug vertrauen in ihre Beziehung gehabt hätte, zwei Jahre hatte sie darauf gewartet das er doch noch zur Besinnung kam und merkte was für einen Fehler er gemacht hatte, aber nichts geschah …
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Das tiefe läuten der Haustür brachte sie aus ihren Gedanken, dabei merkte sie das sie noch immer nicht mehr als die zwei bissen ihres Sandwichs gegessen hatte, also biss sie noch zwei weitere male schnell ab und eilte dann, mit vollem Mund, zu der Eingangstür. Als sie sie jedoch öffnete wollte Carry sie am liebsten ihrem Besucher gleich wieder vor der Nase zuschlagen, jedoch stockte ihr bei seinem Anblick der Atem und ihr Körper hörte auf ihren Gedanken zu gehorchen. Vor Carry stand kein anderer als ihr Lebender Traum, Mark Johnson. Viele male hatte sie sich diesen Augenblick ausgemalt, besonders als sie noch jünger gewesen war, aber in keiner einzigen Sekunde ihres Traum war sie wie gelähmt gewesen oder hatte ein halbes Gurkensandwich in ihrem Mund und ihren alten Pulli an der schon so abgewetzt war das ihn nicht einmal mehr die Kleidersammlung wollte – sie hatte es versucht. Schnell schluckte sie hinunter und sagte dann, so wie sie hoffte, vollkommen cool „Hey, was kann ich für dich tun?“. Mark jedoch starrte sie einfach nur an und brachte kein einziges Wort heraus. „Ähm – Mark?“, fragte sie vorsichtig nach. Doch er starrte sie weiter einfach nur an, er musterte sie nicht wie früher oder blickte ihr in ihre Augen sondern viel mehr sah er an ihren Hals hinab. Als sie an genau die stelle griff die er anstarrte, wurde ihr schlagartig bewusst was er da sah, seine Halskette oder besser gesagt die die er ihr geschenkt hatte. Beschützend schlang sie die Hand um den Stein, so als könnte er sie ihr wegnehmen wenn er nur lange genug einen Blick darauf werfen konnte.

Mark konnte nicht fassen das Carry die Halskette immer noch hatte und sogar trug. Natürlich konnte das viele Gründe haben, aber das sie ihr Outfit komplimentierte konnte es allerdings nicht sein. Er konnte sich sogar noch an den Pulli erinnern, den sie vor zwölf Jahren in einem dieser Touristenshops gekauft hatte, also musste es eine andere Bedeutung haben das sie die Kette immer noch trug. Warum sie sie trug wusste er zwar immer noch nicht aber das interessierte ihn im Moment wenig, denn als er die Augen endlich von ihrem Hals nahm konnte er endlich Carry ansehen, und auch wenn er es nicht für möglich gehalten hatte war sie in den letzen zehn Jahren noch schöner geworden. Eigentlich hatte er sich nur kur mit ihr Unterhalten wollen, um zu sehen ob sie noch sauer auf ihn war, das sie aber so viel schöner als damals war und seine Halskette immer noch trug, brachte ihn komplett aus der Fassung. Als er jedoch merkte das sie immer noch eine Antwort von ihm erwartete, riss er sich zusammen, schaute ihr in die Augen und sagte einfach nur das was er in dem Moment dachte „Ich hab mir immer vorgestellt das du sie tragen würdest, aber in der Realität bringt sie deine Augen noch viel schöner zur Geltung.“ Kaum hatte Mark die Worte ausgesprochen, da taten sie ihm auch schon wieder leid. Leider kann man die Worte die man einmal ausgesprochen hat nicht mehr zurücknehmen. „Ich hab damit nicht gemeint, dass ich viel an dich gedacht hab – natürlich hab ich an dich gedacht, aber …. Mist, können wir bitte noch mal von vorn anfangen, bevor ich mich endgültig hineinreite und nicht mehr rauskomme?“, fragte er sie Hoffnungsvoll und auch mit ein wenig Angst in der Stimme, er wusste das er alles verbockt hatte.
„Also, du bist hier her gekommen, zwei Wochen nach dem meine Großmutter gestorben ist, und hast dich einfach so vor meine Tür gestellt und einfach mal geklingelt. Mindestens fünf Minuten kein Wort gesagt und das erste das dir dann nach zehn Jahren einfällt ist – das ich deine verdammte Kette trage und du an mich gedacht hast, aber das auch nicht wirklich getan hast? Bist du betrunken, Mark?“, abschätzend musternd sie ihn und wusste dabei nicht was genau sie jetzt fühlen sollte, oder besser nicht fühlte. Er hatte recht gehabt, es war Mist, Mist das er an sie gedacht hatte und Mist das er jetzt hier vor ihrer Haustür stand und keine Ahnung hatte was er eigentlich noch von ihr wollte.
„Ich denke es ist am besten wenn du jetzt gehst und mich nicht mehr besuchen kommst, schon gar nicht in diesem komischen Zustand in dem du jetzt gerade bist. Ich bin gekommen um zu bleiben und wieder in dieser Stadt zu wohnen, und ich Wünsche mir wirklich sehr das es Funktionieren kann ohne das du hier vor meiner Tür auftauchst.“, mit diesen Worten drängte sie ihn so weit auf die Veranda hinaus das sie mit einem lauten Knall die Tür schließen konnte und dann den Riegel vorschieben konnte. Wer wusste schließlich was dieser „andere“ Mark tun würde? Auch wenn sie zugeben musste das ihm diese männlichen und leicht kantigen Gesichtszüge wirklich gut standen und der Ausdruck in seinen Augen wirklich die ganze Zeit ehrlich und genau so verwirrt war wie sie sich fühlte.
Dennoch war es Mark gewesen, Mark der nicht wusste was er wollte oder eben nicht wollte. Er war heute nur zu ihr gekommen weil er wie ein kleiner Junge immer das wollte, dass er nicht haben konnte und sie war eben das neue Spielzeug das er unbedingt haben musste.
Und diese Tatsache machte sie trauriger als sie es jemals zugegeben hätte, was sie wiederum wütend machte. Wie kam ausgerechnet SIE darauf, dass dieser Mann sich ändern könnte? Hatte sie nicht schon einmal daraus lernen müssen, dass er alles bestimmen musste? Wie konnte sie ohne schlechtes Gewissen sich selbst gegenüber noch einmal zulassen das er ihr so etwas auch nur Ansatz weise noch einmal antat?
All diese Fragen in ihrem Kopf machten sie nur noch verwirrter und mit den Fragen kamen auch die Gefühle von damals wieder hoch, ehe sie sich versah saß sie also in ihrem neuen Haus, in einer Stadt die sie nicht mehr kannte oder eben zu gut kannte und dessen Bewohner sie entweder vergessen hatten, hassten oder irgendwas dazwischen für sie fühlten, und heulte einfach so. Und es fühlte sich so gut an, endlich nach all der Zeit einmal loszulassen und sich so richtig gehen zu lassen, ohne das sie jemand kritisierte oder ihr nur dabei zusah – es war einfach nur gut.
Ein gutes hatte die Sache wenigstens, sie hatte ihm nicht gesagt wie sehr sie ihn geliebt hatte und das sie seine Entscheidung durchaus nachvollziehen konnte. Ihre Knie begannen zu schmerzen und so legte sie sich einfach dorthin wo sie gerade noch gekniet hatte, rollte sich zusammen und zog ihre Knie bis fast unters Kinn und heulte einfach all die angestauten Gefühle aus sich heraus. Die Freude das er sie aufgesucht hatte, das Glücksgefühl das sie ihm immer noch die Sprache verschlagen konnte und auch diese verdammte kleine Stimme in ihrem Kopf die ihr während des ganzen Gesprächs gesagt hatte das sie zu ihm hin gehen sollte und sich einfach in seine Arme sinken lassen sollte. Ja, besonders diese Stimme musste sie verdrängen, es gab mehr als einen Grund sich nicht noch einmal auf Mark einzulassen, der einzige Grund der dafür sprechen würde währe die Tatsache das sie damals mit ihm ein so viel besserer Mensch gewesen war als jemals ohne ihn. Sie war so viel glücklicher gewesen und als das weg war hatte sie nichts mehr gehabt. Klar konnte sie sich einreden, dass sie heute eine Erwachsene Frau war, aber im Endeffekt waren die Gefühle immer noch die gleichen wie schon vor zehn Jahren. Diese Gedanken wiederum machten Corry wütend, wütend auf diesen Mann der es schaffte mit nur zwei Sätzen ihre Welt ins wanken zu bringen, und noch wütender wurde sie als sie merkte das sie immer noch auf dem verdammten Fußboden lag und sich die Augen aus dem Kopf heulte, wegen etwas das schon so lange Geschichte war.
Jetzt war sie sauer, richtig sauer auf diesen Arsch der es immer noch schaffte sie so zu beeinflussen das sie wieder dieses kleine Mädchen von der Highschool wurde das kein Wässerchen hatte trüben können. Verdammt noch mal sie war eine erwachsene Frau, sie brauchte Mark nicht um glücklich zu werden, schließlich gab es Höhlenmenschen an jeder Straßenecke.
Schnell stand sie auf, lief ins Badezimmer und sprang unter die Dusche, ihr letzter Gedanke hatte sie auf eine Idee gebracht und sie wollte diese Idee lieber schnell Umsetzen, bevor sie zu viel Angst bekam und sich nicht mehr traute. Sie würde heute in die Bar gehen und einen der Anwesenden Herren dazu bringen mit ihr mit Nachhause zu gehen und einfach alles vergessen das in den letzen 24 Stunden passiert war.
Bevor sie jedoch dazu kam, läutete das Haustelefon. Die Nummer dafür hatte jeder Mensch in dieser Stadt, so war das schon immer gewesen, aber keiner ihrer Freunde. Gespannt wer in dieser Stadt etwas von ihr wollte, ging sie ans Telefon. „Hallo?“ „Hey! Hi! Ich hab gehofft das du noch in der Stadt bist, ich brauch unbedingt einen Mädels Abend …“ „Ähm, mit wem spreche ich eigentlich?“, fragte Carry dazwischen. Sie hatte seit zehn Jahren mit keiner Menschenseele mehr gesprochen und auch wenn ihr Kopf die Stimme erkannte so wusste sie doch den Namen oder gar das Gesicht dazu nicht. „Oh sorry, ich dachte ich hätte meinen Namen gesagt – ich bin’s Emma, deine beste Freundin in der Highschool, einer der Menschen die du ohne ein Wort verlassen hast nur um nicht mehr bei Mark sein zu müssen.“ Da machte es klick in ihrem Kopf und sie war wirklich sprachlos, wie konnte es sein das Emma kein Stück weit wütend auf sie war? „Carry? Bist du noch dran?“ „Ja klar, ich bin noch da, es ist nur das ich nicht verstehe warum du noch mit mir sprichst und nicht wütend auf mich bist wie der Rest der Stadt …“ „Warum soll ich wütend auf dich sein? Du hast keinen Mord begangen sondern einfach nur die Stadt verlassen, und ich denke das zehn Jahre des Schweigens lange genug waren. Besonders da du doch nicht wegen mir gegangen bist sondern wegen Mark. Also was ist jetzt – heute Abend? Joes Bar?“ „Ja klar, ich wollte mich sowieso gerade fertig machen …“ Damit verabschiedeten sie sich und Carry war noch verwirrter als vorhin schon. Wie konnte es sein das Emma nicht sauer auf sie war, sie sogar noch verstand? Die beiden waren schon immer beste Freunde gewesen, Emma war dabei gewesen als sie ihren ersten Zahn verloren hatte, als sie ihren ersten Kuss bekommen hatte und als sie sich das erste Mal wegen zu viel Alkohol übergeben hatte. Emma war die erste gewesen die die Geschichte mit Mark gekannt hatte und die die sie nach ihrem ersten Date angerufen hatte. Und jetzt verzeihte sie ihr einfach so, dass sie sich zehn Jahre nicht gemeldet hatte? Der Tag wurde von Stunde zu Stunde immer ereignisreicher.

Kapitel 3


Fünfzehn Minuten später – ein eigener Rekord wie sie erfreut feststellte, stand sie vor ihrem Schrank und überlegte was sie anziehen sollte. Sie entschied sich dann für den sportlich, eleganten Lock der ihr in letzter Zeit immer besser und besser gefiel. Sie zog also eine dunkelblaue Jeans an und dazu trug sie ein hellblaues Wasserfall- Top das ihre kleinen Brüste etwas größer wirken ließen als sie in Wirklichkeit waren. Dazu trug sie klassische High Heels die nicht sonderlich verziert waren oder anderen Schnick Schnack oben hatten, schließlich ging sie nur in eine Bar und in keinen der Szene Clubs in der Stadt.
Sonst trug sie nichts, mit Ausnahme der Halskette, auch wenn sie wusste, dass sie sie nicht in einer Stadt tragen sollte in der vermutlich alle wussten von wem diese Kette stammte, so war dieses Stück doch zu so etwas wie ihrem Markenzeichen geworden. Sie hatte sie schon bei schon bei ihren Einstufungstests getragen und auch bei sonst jedem Test und jeder Prüfung die wichtig für sie gewesen war, eigentlich hatte sie sie noch nie von ihrem Hals entfernt und es jetzt zu tun, nur weil sie wieder in der Stadt war, kam ihr mehr als nur etwas falsch vor. Sie war einfach ein Teil von ihr, genau wie der Schmetterling mit dem kleinen M den sie sich hatte stechen lassen, kurz nach dem sie gewusst hatte das er niemals wieder zu ihr zurück kommen würde.
Prüfend betrachtete sie sich noch ein letztes Mal im Spiegel und kam dann zu dem Entschluss, dass sie toll aussah und so bestimmt nicht zu fein angezogen war für die Bar und so fuhr sie zu Joes. Der einzigen Bar in der ganzen Stadt und stellte ihr Auto auf den nur schwach beleuchteten Parkplatz ab.
Sie hatte jedoch nicht damit gerechnet das, wenn sie die Bar betrat, sie alle anstarren würden als währe sie ein Eindringling in die Privatsphäre der Stadt. Schnell ging sie zur Bar und lies sich auf einen der freien Hocker, in der Ecke, fallen. Joe kam zu ihr rüber sah sie mit schief gelegtem Kopf an und fing dann an zu grinsen „Carry, schon lange nichts mehr von dir gehört, wie geht’s dir so?“. Eigentlich wollte Carry nicht quatschen, aber Joe hatte so eine gewisse Ausstrahlung an sich, bei der sie einfach nicht anders konnte als ihm all ihre Probleme zu erzählen. „Ganz ehrlich? Es ging mir tausendmal besser als ich noch nicht in der Stadt war und ich noch keinen Besuch von meinem Ex bekommen hatte, da war die Welt noch in Ordnung und keiner hatte mich angestarrt nur weil ich wieder da bin. Auch wenn alle wissen das meine Großmutter gestorben ist hab ich doch wohl das Recht dazu einen Mädels Abend mit einer alten Freundin zu verbringen …“ Joe starrte sie weiterhin einfach nur an, sah ihr ganz fest in die Augen und sagte dann „Was hältst du von einem spezial Drink, geht aufs Haus, ich denke den brauchst du jetzt wirklich dringend.“, ohne eine Antwort ihrerseits abzuwarten, schüttete er verschiedene Flüssigkeiten in den Shaker und schüttelte das ganze einmal ordentlich durch, danach gab er das ganze in ein großes Glas und kippte noch etwas darüber, so das sich die Flüssigkeit orange verfärbte und zu sprudeln begann. Joe setzte noch einen Strohhalm rein und servierte Carry das ganze dann mit einem seiner besonders schönen Lächeln. „Mit den besten Wünschen des Barmanns – auf deinen ersten Mädels Abend, mit wem eigentlich?“, fragte er sie. „Emma, sie hat vorhin angerufen und mich gefragt ob ich Zeit hab.“ „Emma, wie schön.“, grinste er „Die hab ich schon echt lang nicht mehr gesehen …“, damit zwinkerte er ihr zu und wandte sich zu einem anderen Gast zu. Kaum hatte Carry den ersten Schluck getrunken, war sie sofort viel lockerer und besser drauf, sie hatte zwar keine Ahnung was da drin war, aber es schmeckte und das war das einzige das im Moment für sie zählte. Mit Schwung drehte Carry sich zur Tür um und hielt Ausschau nach Emma doch wie es aussah war sie noch nicht da also machte sie sich einen Spaß daraus und sah was die Stadt so an Männern zu bieten hatte.
Die Auswahl war jedoch mehr als dürftig, entweder sie hatten beginnende Bierbäuche, trugen Eheringe oder waren mit ihr zur Schule gegangen.
Da ging die Tür auf und Carry wünschte sich Augenblicklich verschwinden zu können, leider hatte die Bar keinen Hinterausgang. Den hätte sie bestimmt noch von früher gekannt, zudem war sie verabredet und sie konnte nicht einfach so verschwinden nur weil Mark die Bar betreten hatte, Kaum hatte er sie jedoch gesehen kam er direkt auf sie zu.
Er fixierte sie regelrecht, plötzlich wirkte die Ecke in der sie saß wie eine Falle, aus der es keinen Ausweg mehr gab. Er ließ den Blick von ihren Augen, über ihr Gesicht. Ihre Brust zu ihren Beinen wandern. Sie hatte nun den Wunsch wieder den alten Schlabber Pulli anzuziehen, denn dieses Outfit war nicht gerade ein Schutz vor einem Mann wie Mark. Dann stand er vor ihr, er hatte noch nicht einmal Angefangen zu sprechen, da verriet sich ihr verdammter Körper auch schon. Ein Schauer nach dem anderen ging über ihren Rücken und hinterließ ein angenehmes kribbeln über all dort wo er sie ansah und sich dann langsam in ihre Bauchgegend zog. Als sich dann auch noch ihre Brustspitzen aufstellten wusste sie, dass sie in der Falle saß. Mark sah das offenbar genau so, denn sofort fixierte er wieder ihre Augen, mit diesem unglaublichem Blick der ihr verriet, dass sie ihn nicht loswurde.

Sie wollte ihn bloßstellen. Das war Mark sofort klar geworden als er sie da hinten in der Ecke gesehen hatte. Als würde sie ihn magisch anziehen konnte er nicht anders als auf sie zu zugehen und sich ihren Körper wenigstens mit den Augen einzuprägen. Als er dann vor ihr stand und sie leicht erschauderte, wusste er das es ihr genau so ging wie ihm und das machte sein vorhaben leichter, denn nach dem sie ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen hatte, hatte er den Entschluss gefasst das das nächste mal wenn er vor ihrer Tür stand, er die Tür von innen zuschlagen wollte. Auch wenn er wusste das sie niemals einfach so zugeben würde das es einfach das beste für sie beide war, wenn sie ihrem Verlangen nachgaben und zusammen waren.
„Was machst du hier?“, die Worte waren schroffer aus seinem Mund gekommen als beabsichtigt, aber die Blicke der anderen waren ihm nicht entgangen. „Ich wollte in eine Bar gehen, was trinken und mich mit einer Freundin treffen, auch wenn du es vielleicht nicht weist – ich bin erwachsen und kann den ganzen lieben Tag lang tun und lassen was ich will …“, entgegnete sie mit diesem blitzen in den Augen das sie immer hatte wenn sie wütend wurde „ … oder mit wem ich will.“ Setze sie Honigsüß nach und lächelte dabei Joe an. Joe, nicht ihn und dieser Mistkerl zwinkerte auch noch zurück. „Nein kannst du nicht, hier in dieser Stadt wenigstens nicht. Jeder weis das du mit mir zusammen warst und keiner wird einen Krieg mit mir beginnen wollen.“ „Oh komm schon Mark du bist nicht Gott, du bist Mechaniker. Ich kann auch Autos reparieren also lass das Macho gehabe einfach – okay?“
Damit trank sie den letzen Schluck aus ihrem Glas und gab Joe ein Zeichen das sie Nachschub brauchte. „Brauchst du auch was Mark?“, rief Joe. Mark starrte immer noch Carry an und machte nur eine wegwerfende Handbewegung Richtung Bar. „Im Übrigen, waren wir in der Highschool zusammen, das ist schon so lange aus das es nicht mehr zählt, und auch wenn es dein Ego jetzt vielleicht killt. Aber es gab Männer nach dir, ich bin nicht zur Nonne geworden nur weil du beschlossen hast das wir nicht mehr zusammen sein sollten.“
Das hatte gesessen. Mark musste einsehen das er zum Rückzug ansetzen musste, sonst würde es noch tote geben, so wie ihre Augen blitzten. „Okay, ich hab es verstanden. Ich will einfach nur nicht das dich einer von ihnen schlecht Behandelt.“ „Reg dich ab Mark, ich will einfach nur spaß haben.“ Das genügte Mark, bevor er noch etwas sagte wie „Mit mir kann man auch spaß haben …“ drehte er sich lieber um und ging in die entgegen gesetzte Richtung der Bar. Auch wenn er es wollte würde er so nicht weiterkommen und das wusste er, er musste sich ernsthaft etwas anderes überlegen um wieder an sie ran zu kommen. Er lies sich an einen der Tische fallen und gab Joe ein Zeichen dafür das er jetzt doch etwas zu trinken vertragen konnte. Als Joe mit einem Bier an seinem Tisch auftauchte war und dabei so dämlich grinste, verging Mark alles. „Na, das lief aber nicht gut mit Carry, ich hab noch nie mitgekriegt das besonders dich jemals eine so abblitzen hat lassen.“ „Weist du was Joe, halt einfach deine verdammte klappe und sie zu das Greg nachher vorbeikommt und mich Nachhause bringt, ich hab nämlich nicht vor heute selbst zu fahren.“ Abschätzend blickte Joe ihn an, als er dann jedoch seinen Gesichtsausdruck sah entgegnete er einfach nur ein schnelles „Okay“ und war wieder weg.

Als die Tür das zweite Mal aufging, hob sich ihre Laune. Emma sah noch genau so aus wie vor zehn Jahren und winkte ihr schon von weitem zu. „Hey, ich bin so froh, dass du wirklich gekommen bist.“ Stürmisch umarmte sie die andere Frau, Carry konnte einfach nicht anders als zu grinsen „Und ich bin froh, dass du mich angerufen hast, auch wenn es jetzt vielleicht total heuchlerisch rüberkommt aber ich hab dich echt vermisst.“ Emma lies sich auf den Stuhl neben ihr fallen. „Nein überhaupt nicht, ich hab dich schon vor zehn Jahren verstanden. Ich weis warum du gegangen bist und auch das du nicht wolltest das dich einer dazu bringt wieder hier her zu kommen, besonders nicht nach diesem Mark Debakel. Die ganze Stadt hat deine Entscheidung verstanden und ich kann dir versichern, dass keiner von ihnen sauer ist. Nicht auf dich wenigstens.“ Verwirrt sah sie Emma an. „Wie meinst du das keiner ist auf mich sauer – auf wen sind sie dann sauer?“ Emma sah sie an als hätte sie gefragt ob die Erde rund war. „Auf Mark natürlich, er hat dich aus der Stadt gebracht und die Entscheidung für dich übernommen. Er hat es geschafft, dass die Stadt eine der Top- Bestseller Autorinnen durch die Lappen gegangen ist. Die ganze Stadt kennt doch die Geschichte wie er dich belogen hat und dir dann diesen Brief geschrieben hat.“
Diese Information machte Carry jetzt wirklich baff, wie konnte es sein das eine ganze Stadt auf ihrer Seite stand und sie nichts davon mitbekommen hatte, oder wenigstens nicht mitbekommen wollte? Denn wenn sie ehrlich zu sich selbst war, wollte sie es gar nicht wissen. Ganz in Gedanken versunken merkte Carry die Blicke zwischen Joe und Emma erst als sie schon fast vorbei waren und Joe sich schon wieder dem nächsten Gast zuwandte. Dankbar für den Themenwechsel der sich ihr bot, wandte sie sich wieder Emma zu und fragte sie: „Okay, raus mit der Sprache – was läuft da zwischen dir und Joe?“. Kaum hatte sie die Frage gestellt, errötete Emma sofort. „Nichts, wir sind nur Freunde die sich gut verstehen …“, meinte sie, blickte aber die ganze Zeit, während sie das sagte, auf ihr, sehr unruhigen, Hände. „Ja klar und mein Name ist Hase.“, erwiderte Carry grinsend und starrte zu Joe. „Okay ich sag dir die Wahrheit wenn du mir verrätst warum Mark dich schon den ganzen Abend über beobachtet.“, erwiderte Emma grinsend. Nun war es an Carry so zu tun als wüsste sie nicht wovon sie sprach und sah auf ihre Hände, nach wenigen Minuten jedoch fingen sie beide an zu lachen. „Okay keine Gespräche mehr über Männer heute Abend.“, entschieden sie beide und lachten so laut weiter das sich einzelne Gäste schon nach ihnen umdrehten und Joe ihnen einen schiefen Blick zuwarf – von dem die beiden nur noch lauter lachen mussten. Und genau in dieser Form ging es noch Stunden weiter, die beiden lachten fast die ganze Zeit und schlürften einen Cocktail nach dem anderen, wobei auch Emma nicht wusste was genau Joe ihnen da überhaupt zu trinken gab, aber es schmeckte und die beiden waren sich einig das es das einzige war das zählte. Als es immer später wurden, gesellten sich auch immer mehr Männer zu ihnen an die Bar, doch die beiden hielten alle immer höflichst auf Abstand, schickten aber keinen von ihnen weg, besonders da es unheimlich komisch war Abwechselnd die Blicke von Joe und Mark zu sehen, was die beiden zu erneuten Lachkrämpfen verhalf. Gegen drei Uhr Nachts beschlossen die beiden dann Nachhause zu gehen und am kommenden Tag wieder miteinander zu telefonieren.

Den ganzen Abend über spürte Carry seine Blicke auf sich, sie wusste, dass er sauer war. Aber sie war es auch, also warum hatte sie dann Schuldgefühle? Seufzend drehte sie sich wieder zu der Bar um, trank noch den letzen Schluck aus und bedeutete Joe dann, dass sie bezahlen wollte. Eigentlich hatte sie sich heute Abend ursprünglich anders ablenken wollen, aber der Abend mit Emma war doch sehr unterhaltsam geworden und sie nahm sich vor sie bei Gelegenheit noch einmal nach Joe auszufragen, auch wenn sie selbst nicht über Mark reden wollte.
Joe kam auf sie zu „Die gehen aufs Haus. Du musst mir dafür nur einen winzig, kleinen Gefallen tun …“ Sofort wusste Carry das es ihr nicht gefallen würde. „ … kannst du Mark Nachhause fahren, Greg kann ihn nicht hohlen und ich kann die Bar nicht einfach so verlassen. Bitte, Carry, tu mir diesen einen Gefallen.“ Auch wenn sie wusste das es eine schlechte Idee war, allein mit Mark in einem Auto zu sitzen und ihn dann Nachhause zu bringen, so wusste sie doch das sie es tun würde, allein schon um sich selbst zu beweisen das sie es tun konnte ohne das unangebrachte Gefühle in ihr hoch krochen. Außerdem wollte sie wissen ob er immer noch diesen grauenhaften Möbelgeschmack hatte. Also stand sie auf und ging zu seinem Tisch. Als sie so vor ihm stand, wirkte er nicht mehr groß und von dem charmanten Mann war auch keine Spur mehr, viel mehr wirkte er klein und hilfsbedürftig mit seinen glasigen Augen und diesem traurigem Gesichtsausdruck. „Komm schon Mark, ich bring dich Nachhause.“, sagte sie mit sanfter Stimme und zog ihn von seinem Stuhl auf. „Nein, nein ich warte noch auf Greg. Der kommt mich bestimmt bald abholen. Und ich will deine Abendpläne nicht durcheinander bringen.“ „Was meine Abendpläne angeht, hab ich dich angelogen und Joe hat mir eben gesagt das Greg nicht kommen kann, er musste die Nachtschicht übernehmen.“, schnell winkte sie Joe herbei damit er ihr half Mark auf seine Füße und in ihr Auto zu bringen, allein würde sie es nicht schaffen und Mark war nicht mehr in der Verfassung allein auf seinen beiden Beinen zu stehen. „Komm schon Mann, es ist Zeit für dich Nachhause zu fahren, glaub mir du wirst mir morgen dafür danken.“, Joe legte Marks Hand um seinen Hals und stütze ihn mit seinem eigenen Körper. So verließen sie die Bar, Carry und hinter ihr zwei Männer die hin und her schwankten. Auch wenn Joe nichts getrunken hatte so war Mark doch so schwer, dass es den Eindruck erweckte als würden sie beide nicht mehr geradeaus gehen können.
„Setz ihn auf die Rückbank, ich hab keine Lust das er während der Fahrt auf mich fällt oder so.“ Joe nickte zustimmend und schob Mark auf die Rückbank. Der Anblick eines betrunkenen Marks hätte sie zum lachen bringen müssen, ihr war aber nicht danach.
„Danke, und komm gut Nachhause.“, sagte Joe noch zu ihr, umarmte sie kurz und war dann wieder in die Bar verschwunden, noch bevor Carry etwas hatte sagen können. Die Umarmung hatte sie etwas verwirrt auch wenn sie nicht genau wusste warum. Schnell wischte sie den Gedanken wieder weg und stieg in ihren Wagen. „Wohnst du immer noch in dem alten Haus neben der Werkstatt?“, wollte Carry wissen. „Jap, neben an – in unserem Haus ..“, gab ein lallender Mark von sich „Ich hab mir immer vorgestellt wie wir beide da zusammen wohnen würden und konnte das Haus nicht verkaufen – wie dumm ich doch war. Besonders da du mich hasst wie die Pest oder wenigstens noch immer sauer bist wegen dieses blöden Brief, genau wie die Restliche Stadt …“. Auch wenn Carry nur die Hälfte verstanden hatte war es genug gewesen um zu wissen was er gesagt hatte. „Ich hasse dich nicht, das hab ich nie und die Stadt hasst dich auch nicht. Du hast mir mein Herz gebrochen, deshalb mag ich dich nicht besonders, aber hassen? Nein, hassen tue ich dich wirklich nicht. Nicht mal heute wo ich eigentlich andere Pläne gehabt hätte.“ „Oh ja, deine großen Pläne für heute Abend, also das tut mir echt leid – sagt man doch so oder? Auch wenn es eigentlich nicht die Wahrheit ist.“ Carry wusste, dass er betrunken war, und das sie seine Situation nicht hätte ausnutzen sollen, aber er würde sich am nächsten Tag nicht daran erinnern können und sie musste es einfach wissen.
„Hast du mich jemals wirklich geliebt, Mark? Oder war das alles nur ein Spiel gewesen?“, durch den Spiegel beobachtete sie ihn ganz genau währen seiner Antwort. „Es war nie ein Spiel, ich habe dich immer geliebt und ein Teil von mir liebt dich immer noch. Du bist die einzige Frau für die ich jemals so empfunden habe.“ Auch wenn Carry es gerne verneint hatte wusste sie doch, dass es die Wahrheit war. „Warum dann? Warum hast du dann diesen bescheuerten Brief geschrieben und mich aus der Stadt geekelt?“, fragte sie weiter und stellte dabei den Motor ab, da sie sich schon vor dem Haus befanden, dadurch das es nur einen Block von Joes Bar entfernt war. „Weil ich dich zu sehr geliebt habe um dich für immer an diese Stadt ketten zu wollen, du warst immer schon für mehr bestimmt als nur Hausfrau und Mutter zu werden, das wusste ich immer und dann war da noch diese andere Sache, über die ich jetzt nicht reden kann.“ Mit diesen Worten stieg er aus und wankte zur Tür, Carry wusste nicht was sie jetzt machen sollte. Der schock seiner Worte saß noch tief, aber im Auto sitzen zu bleiben kam ihr feige vor, auch wenn sie nicht genau wusste was genau sie eigentlich erwartete wenn sie das Haus betrat das er für sie beide gebaut hatte.
Ihr Traumhaus, das sie sich immer genau so vorgestellt hatte, mit der Glasfront auf der Rückseite die nur von einem dichten Wals aus einsehbar war. Auch wenn sie noch nie darin gewesen war, wusste sie, dass er alles genau so gebaut hatte wie sie es sich damals vorgestellt hatte.
Langsam stieg sie aus und ging zu Mark, der immer noch versuchte den Schlüssel ins Schloss zu bekommen und dabei die halbe Haustür zerkratzte. Sie nahm im den Schlüssel aus der Hand und drehte ihn drei Mal herum, bis die Tür mit einem leisen klicken aufsprang. „Gute Nacht, Mark.“, sie legte den Schlüssel wieder in seine Hand, konnte diese aber nicht loslassen. Sie hatte all die Jahre von diesen flüchtigen Berührungen geträumt. Es war schon immer so gewesen das eine Berührung, ein Blick ausgereicht hatte um sie schweben zu lassen. Anders konnte man es nicht ausdrücken. Schnell wandte sie sich ab um zu gehen, doch Mark hielt ihre Hand weiterhin fest und zog sie damit zurück zu ihm, zurück zu seinen Körper und zurück zu seinen fantastischen Lippen. Die jetzt nur noch wenige Sekunden von ihren entfernt waren, selbst wenn sie es gewollt hätte, hätte sie sich nicht bewegen können. Sie war wie erstarrt. Als ihre Lippen endlich aufeinander trafen, hatte sie das Gefühl Nachhause zu kommen und dann dachte sie gar nichts mehr. Eine seiner Hände hielt noch immer ihre, währen die zweite sich um ihre Taille schlang und sie näher zu sich heran zog. Ihre freie Hand machte sich dabei auch selbstständig, sie schlang sich wie selbstverständlich um seinen Hals und bogen ihn noch ein wenig tiefer zu sich herunter. Eng umschlungen, Brust an Brust, Hüfte an Hüfte standen sie da und gaben sich ganz ihren Empfindungen hin. Als er dann auch noch ihre Hand los lies und anfing seine Freie Hand, langsam auf ihrem Rücken auf und ab gleiten zu lassen, war es um Carry geschehen und sie lies mit einem leisen Stöhnen ihre Zunge in seinen Mund gleiten. Sie wusste nicht genau wie lange sie so dastanden bevor sie sich von ihm löste, so sehr sie lieber weitergemacht hätte, wusste sie doch, dass es nicht möglich war. Nicht mit diesem Mann, nicht in dieser Stadt und schon gar nicht so.
„Gute Nacht, Mark, schlaf deinen Rausch aus.“, mit diesen Worten rannte sie praktisch zu ihrem Auto und fuhr weg. Das alles war ein verdammter Fehler gewesen, sie hoffte nur, dass er sich morgen nicht mehr daran erinnern konnte. Auch wenn sie selbst diesen Kuss wahrscheinlich nicht mehr vergessen konnte. Als sie Zuhause ankam hatte sie immer noch den Geschmack seines Bieres im Mund und spürte noch immer seine Hand auf ihrem Rücken und ihrer Taille. Da sie wusste, dass sie sowieso nicht schlafen konnte, startete sie ihren Laptop und begann zu schreiben. Eine Geschichte über einen einsame Frau, die ganz allein in die Berge zog um dort ihre Vergangenheit zu vergessen und dann einen Mann traf der ihr Leben veränderte und ihr zeigte das nicht alles im Leben schlecht war.
Carry schrieb die ganze Nacht lang, erst gegen sechs Uhr morgens war sie so müde das sie ins Bett ging.

Mark wachte, genau wie am Vortag, in seinem Badezimmer auf, doch dieses Mal waren seine Kopfschmerzen noch schlimmer als den Tag zuvor. Er wurde alt, auch wenn er es niemals freiwillig zugegeben hätte war es genau so. Zudem kam das er sich an nichts vom Vortag erinnern konnte, das letzte das er wusste war das Joe ihm ein Bier brachte und er ihm gesagt hatte das er Greg anrufen solle, damit der ihn dann Nachhause fahren konnte. Also griff Mark zu dem Telefon, das komischerweise wieder neben ihm lag und drückte die drei auf dem Kurzwahlspeicher. Kaum hatte Greg abgehoben sagte er auch schon „Hey, danke Mann fürs Nachhause bringen gestern, ich hab echt einen totalen Filmriss …“ „Nichts zu danken Mann, besonders weil ICH dich nicht Nachhause gebracht habe, aber schön wenn du es geschafft hast das dich jemand anders mitnimmt.“ Greg hatte ihn nicht Nachhause gefahren? Aber wer war es dann gewesen? Verschwommen konnte er sich daran erinnern das Carry vor ihm gestanden hatte und das er in ihr Auto geschoben wurde …
„Verdammt!“, stieß Mark aus „Ich weis jetzt wer mich gestern Nachhause gebracht hat, wenigstens denke ich das ich es weis. Carry hat mich Nachhause gebracht … und dann kann ich mich noch daran erinnern das sie mir die Schlüssel aus der Hand genommen hat und aufgesperrt hatte und dann - …“ Mark sagte die schlimmsten Kraftausdrücke die er kannte und merkte erst das er immer noch Telefonierte als Greg anfing zu lachen. „Ja, Mark und dann??“, kam es unter lachen aus dem Hörer. „Dann hab ich mich wie ein Vollidiot aufgeführt und sie praktisch dazu gezwungen, dass sie mir ordentlich Gute Nacht sagt.“ „Also das mit dem zwingen hab ich jetzt nicht gehört, sonst müsste ich die Festnehmen und in deinem Zustand will ich dich nicht in eine meiner neuen Zellen einsperren.“ „Das ist jetzt echt nicht sehr hilfreich, was soll ich den machen? Ich kann nicht schon wieder bei ihr vor der Tür auftauchen, außerdem denke ich das sie mir das sowieso verboten hat …“ „Naja, ich denke du solltest sie in Ruhe lassen und dich mal nicht bei ihr melden und wie der Eifersüchtige Ex herumlaufen. Auch wenn du das definitiv bist – eifersüchtig und der Ex.“ Auch wenn Mark es hasste, wusste er doch, dass sein Freund damit recht hatte und das er sie so auf keinen Fall wiederbekommen würde. Was nach seiner gestrigen Aktion schon mehr als Unwahrscheinlich war. „Ich denke du hast Recht, sag mal wie spät ist es eigentlich?“, fragte er nun, nur um vom Thema abzulenken. „Es ist halb elf an einem Sonntag und ich hab gestern Doppelschicht geschoben, also können wir bitte damit aufhören zu telefonieren und beide weiterschlafen? Du brauchst den schlaf nämlich genau so dringend wie ich.“ Damit legte er einfach so auf, ohne auch nur noch ein Wort zu sagen. Mark wusste, dass Greg Recht hatte und erhob sich langsam von den kalten Fliesen.
Dann viel ihm plötzlich ein das wenn Carry ihn gestern Abend Nachhause gebracht hatte, sie auch das Haus gesehen haben musste. Das Haus das er für sie, vor zehn Jahren, begonnen hatte zu bauen. Er hatte all ihre Vorstellungen berücksichtigt und alles genau so gemacht wie sie es haben wollte, sogar die verdammten Wände hatte er in ihren Lieblingsfarben gestrichen und das obwohl sie nur den Rohbau gesehen hatte und noch nie in dem fertigen Haus war.
So hatte er sich das nicht vorgestellt, nie hatte er sich gedacht, dass sie so das erste mal das Haus sehen würde – indem sie ihn betrunken Nachhause brachte. Und nie hatte er sie dazu zwingen wollen, dass sie ihn küsste, doch er hatte es gebraucht, er hatte sie gebraucht. Ihren Duft nach Vanille und ihren Körper der so schön zu ihrem gepasst hatte. Wenn sie ihn bis gestern noch nicht gehasst hatte, dann hasste sie ihn spätestens jetzt abgrundtief. Langsam ging er in Schlafzimmer und lies sich auf das große Bett fallen. Er war einfach so ein Idiot und hatte eine Frau wie Carry nicht verdient. Vermutlich hatte er das damals schon nicht und heute noch viel weniger.

Carry wachte von dem knurren ihres Magens auf, das war nicht das erste Mal das das passierte. Sie war eben keine von diesen Autorinnen die streng nach einer Schreibzeit agierten, sie war eher so das sie dann anfing zu schreiben wenn sie die Muse küsste und erst dann aufhörte wenn die Geschichte ein Ende hatte oder ihr Körper „Stopp“ schrie. So wie gestern Abend, sie war so vertieft ins schreiben gewesen das sie nicht bemerkt hatte wie draußen langsam die Sonne aufgegangen war, erst als der Sekundenschlaf zu Minutenschlaf geworden war hatte sie die Bremse gezogen und aufgehört. Aber als sie sich nun mit ihrem Frühstück oder Mittagessen, einer Schüssel Cornflakes, an den Schreibtisch setzte, war ihre Muse verschwunden. Sie hatte keine Idee mehr wie ihre Geschichte weitergehen sollte. Auch wenn ihr das nicht zum ersten Mal passierte, war es bei dieser Geschichte doch anders. Sie fühlte sich zu den Charakteren so sehr hingezogen das sie ihnen unbedingt ein Happy End schenken wollte, sie wusste nur nicht wie. Und das war so komplett anders, denn normalerweise hatte sie immer schon eine Grobe Geschichte im Kopf, sie wusste wie sie Anfing, was für Schwierigkeiten es geben würde und auch wie sie Endete.
Weil sie so nicht weiterkam, nahm sie ihr Frühstück mit ins Badezimmer und aß die Schüssel in der Badewanne fertig, während sie sich die neuesten Charts anhörte. Als das Wasser allmählich Anfing kalt zu werden und ihre Finger schrumpelig wurden, stieg sie wieder aus der Wanne und zog sich an. Es war ein warmer freundlicher Sommertag und Carry entschied sich für pinke Shorts und einem Blümchentop, das sie wirken lies als währe sie noch Studentin dazu trug sie einfache Turnschuhe. Dann war sie auch schon aus der Tür. Sie wusste nicht genau wo sie eigentlich hinging, sie ging einfach nur um sich zu bewegen und ihren Gedanken freien Lauf zu lassen.
Wenigstens bis sie vor dem Haus stand. Dem Haus ihrer Träume. Sie war durch den Wald gegangen so das sie es dieses Mal von hinten sehen konnte und nicht nur von vorne so wie gestern Abend. Es war noch viel schöner als sie es sich jemals vorgestellt hatte. Die große Fensterfläche ließ viel Licht in den offenen Wohnbereich der sich über zwei Etagen hinzog. Er hatte sogar die Wände so gestrichen, wie sie es gern gehabt hätte. Gelb für die seitlichen Wände, rot für die Wand hinter dem Kamin und ein sattes grün das den Wald widerspiegeln sollte. An der grünen Wand hätten schon Familienbilder hängen sollen, Bilder ihrer Hochzeit, ihrer Kinder und ihrer Freunde, stattdessen hang dort nur ein Bild. Carry konnte nicht mit Bestimmtheit sagen das es das Bild war, aber durch den grad der Abnutzung war zu erkennen, dass es das Bild seines Abschlusses war. Das war der Abend gewesen an dem sie beschlossen hatten zu heiraten und Kinder zu bekommen, es war der Abend gewesen an dem sie beschlossen hatten dieses Haus zu bauen und sich für immer zu lieben.
Sie wusste nicht was sie davon halten sollte das er in ihrem Haus wohnte und ihr Bild das einzige war das hängte. Zudem kam noch das sie sich gestern Abend geküsst hatten und das er ihr gesagt hatte das sie die einzige Frau gewesen war für die er jemals so empfunden hatte und das er sie immer noch liebte, wenigstens ein Teil von ihm.
Sie liebte ihn immer noch. Diese Erkenntnis traf sie wie ein Schlag, direkt in die Magengrube.
Also warum konnte sie nicht einfach all ihren Empfindungen nachgeben und einfach wieder mit ihm zusammen sein? Sie wusste, dass er sie begehrte, das hatte sie jeden einzelnen Augenblick des gestrigen Abends in seinen Augen gesehen. Dennoch traute sie sich nicht zu ihm sondern stand stattdessen, geschützt hinter Bäumen, im Wald und starrte sein Haus an. Sie war verrückt – eine andere Erklärung gab es dafür nicht.

Kapitel 4


Wieder Zuhause, griff Carry sofort nach dem Telefon und rief ihren Verleger an. Sie musste jetzt einfach mit einem Menschen reden der die Carry – Mark Geschichte nicht kannte und der nur über die Arbeit reden wollte, auch wenn es ein Sonntag war. Einfach nur um wieder auf andere Gedanken zu kommen und sich nicht mehr ihr Leben mit Mark in diesem Haus vorstellen zu müssen.
„Parker.“, meldete sich eine Stimme aus dem Hörer kurz nach dem sie Daniels Nummer gewählt hatte. „Hey, hier ist deine Lieblingsautorin.“, begrüßte sie ihn mit einem lachen. Schon allein der Klang seiner Stimme machte sie so viel glücklicher als sie vorher gewesen war. „Oh, Nicole du sollst das doch nicht immer sagen.“, meinte Daniel lachend. „Nicole? Pah …“, erwiderte Carry mit gespielter Entrüstung. „War doch nur ein Scherz meine Liebe, also wie kann ich dir an einem Sonntag helfen, Liebling?“ „Gestern Nacht hat mich meine Muse geküsst und heute früh war sie wieder weg – wie bekomm ich sie zurück?“, fragte sie ohne umschweife. „Du bist eine meiner Top Bestseller Autorin, aber du hast mich vorher noch nie gefragt wie du eine Muse zurückbekommst. Also was ist wirklich los? Du weist das du mir alles erzählen kannst oder?“, meinte er mit einem Tonfall der dafür sorgte das Carry sich gleich wieder schuldig fühlte weil sie nicht sofort die Wahrheit gesagt hatte. „Okay, ich erzähl dir jetzt eine Geschichte, kannst du dich noch an mein erstes Buch erinnern?“, fragte sie ihn, sie wusste nicht wie sie es ihm sonst erklären sollte was gerade bei ihr los war.
„Ja klar, es hat mich gefesselt und zum weinen gebracht und ich hab sofort gewusst das ich dich und deine Bücher brauche, aber ich hab immer noch keinen Plan auf was du hinaus willst.“ „Ich hab damals behauptet, dass das Buch, genau wie alle anderen, nur erfunden ist. Das war es aber nicht. Ich hab im Grunde nur die Namen geändert und die Geschichte ein bisschen weitergesponnen. Und jetzt holt mich Mark, in dem Buch Steve, wieder ein und ich weis nicht wie ich damit umgehen soll.“ „Stopp. Du willst mir also sagen, dass es all die Jahre einmal einen Steve in deinem Leben gegeben hat und du hier bei mir warst als bei ihm? Das er dir wirklich ein Haus gebaut, eine Kette geschenkt und dir diesen Brief geschrieben hat? Und das er jetzt vor deiner Tür steht und dich zurück haben will? Warum redest du dann mit mir?“, Carry sah förmlich vor sich wie Daniel nachdenklich und zugleich schockiert das Telefon anstarrte und dabei eine Hand in die Hüfte gestemmt hatte. Es stimmte wirklich was man in all diesen Frauenfilmen sagte, jede Frau brauchte einen Schwulen Freund der mit ihr shoppen ging und sie dann begleitete wenn sie keinen Mann dafür hatte und der mit fünf Litern Eis vor ihrer Tür steht wenn sie wieder frisch auf den Single Markt war. Auf eine gewisse Art und weise war Daniel die einzig beständige Männerbeziehung in ihrem Leben, immerhin hatte sie ihn schon auf der Uni kennen gelernt, nächstes Jahr würden sie ihr zehnjähriges Feiern.
„Schatz könntest du bitte wieder mit mir reden und nicht mit deinem Kopf?“, Daniels Stimme brachte sie in die Wirklichkeit zurück. „Entschuldige, ich hab nur gerade darüber nachgedacht das du meine beständigste und längste Männerbeziehung bist.“ Hörbar atmete Daniel am anderen Ende aus „Na ja, ich fühle mich zwar geehrt aber du hast was Besseres verdient als nur einen Schwulen Verleger am anderen Ende des Landes. Und um zurück zum Thema zu kommen – warum bist du nicht bei dem Mann deiner Träume sondern bei mir am Telefon?“ Carry dachte einen Moment nach sagte dann alles vollkommen ungefiltert „Weil ich Angst habe und weil wir nicht mehr in der Highschool sind und weil ich nicht weis wie ich das verdammt noch mal anstellen soll ohne mein ganzes Leben nach ihm auszurichten und ich weis auch nicht wie ich damit umgehen soll das er in diesem Haus lebt – in unserem Haus. Er hat sogar die Wände nach meinen Vorlagen gestrichen, die hab ich vor zehn Jahren ausgewählt. Damals wollte ich den Rest meines Lebens mit ihm verbringen und ein kleiner Teil von mir will das immer noch. Aber verdammt er verschweigt mir etwas und ich weis nicht was und ich kann meine Beziehung nicht wie damals darauf aufbauen was er denkt was das beste für mich ist, er denkt nicht an uns sondern nur an mich und das ist so verdammt erdrückend und schwer zu verstehen …..“, Carry holte tief Luft „Und was ist wenn alles wieder genau so ist wie damals und er mich wieder verlässt? Noch einmal schaff ich das nicht Daniel. Du hast mich beim letzen mal nicht gesehen, ich war ein Wrack, ich hab nichts gegessen, hab mich nicht gewaschen und hab den ganzen Tag wie ein Schlosshund geheult, ich hab einfach so verdammt viel Angst.“ Am anderen Ende der Leitung blieb es eine ganze weile lang Stumm, doch dann sagte Daniel etwas das Carry einen Gänseschauer über den Rücken jagen lies und das sie noch mehr aus der Bahn warf. „Hör mal Süße, wenn du ihn Liebst dann gibt es bestimmt eine Lösung dafür, denn das Leben ist viel zu kurz um es nicht mit Liebe zu leben. Versprich mir das du jetzt nicht zusammenbrichst, aber er ist zurück.“
Carry wusste sofort von was er sprach und es nahm ihr die Luft zum atmen, Daniel hatte vor einigen Jahren einmal einen Leberfleck der operativ entfernt werden musste, bei der anschließenden Untersuchung hatte sich dann herausgestellt das es sich um Krebs handle und Daniel hatte sofort mit der Strahlentherapie angefangen. Es war eine lange und harte Chemotherapie gewesen die sie beide noch stärker zusammen geschweißt hatte, sie hatte ihm sein erstes Haartuch gekauft und hatte ihm die Augenbrauen nachgezeichnet als dies durch die aggressive Bestrahlung auch verschwanden. Sie waren zusammen beim Arzt gewesen als er ihnen versichert hatte das die Chemotherapie ein Erfolg war, sie hatten die letzten fünf Jahre gefeiert das er nicht wieder da war und jetzt im sechsten Jahr war er doch zurück gekehrt.
„Carry hörst du mir noch zu? Schatz ich werde keine Chemotherapie mehr machen. Ich werde sterben.“ Dieser Satz machte Carry wieder klar wo sie gerade war. „Was soll das heißen du willst keine Chemotherapie? Natürlich willst du die, verdammt Daniel du wirst nicht sterben!“ „Doch genau das werde ich, der Krebs ist schon viel zu weit fortgeschritten, ich würde einen aussichtslosen Kampf kämpfen und das will ich nicht. Ich will noch ein paar Monate mir Rene verbringen, ich will dir noch beim heiraten zusehen und ich will auch noch diesen Urlaub in Irland machen von dem ich schon so lange Träume. Ich weis, ich weis du sagst jetzt bestimmt das du nicht heiraten wist, aber ich hab da so ein Gefühl das es doch wird und das will ich auf keinem Fall verpassen.“ „Wie lange noch??“ Carry konnte sich nicht vorstellen jemals ohne Daniel zu leben. „Ein Jahr wenn ich mich gesund Ernähre und alles genau so mache wie es die Ärzte sagen.“ Ein Jahr noch, ein Jahr noch in dem sie ihren besten Freund hatte. Carry versuchte locker zu klingen und sich nichts von den Tränen anmerken zu lassen die in ihren Augen schon brannten. „Hey, da hab ich ja noch genug Zeit für eine Juni Hochzeit. Ich fand schon immer das das die besten Hochzeiten sind.“, als Daniel zu lachen anfing wusste sie das sie nur für ihn weiterhin stark bleiben musste, den brach sie jetzt zusammen dann würde auch er es tun und das wollte sie nicht. Also blieb sie stark und tauschte noch ein paar Tratschgeschichten mit ihm aus bevor sie sich von ihm verabschiedete. „Daniel, ich hoffe du weist das ich dich liebe. Und alles was du willst für dich tun werde.“ „Ja, das weis ich und das einzige das ich mir Wünsche ist eine Hochzeit im Juni mit dem Mann den du Liebst.“ „Mal sehen was ich da tun kann und wehe die Hochzeit wird nicht schön. Wir hörn uns bald wieder, ja?“ „Natürlich doch.“ Damit legte er auf.

Carry hatte ihn nicht gesehen, sie hatte so sehr mit diesem Daniel gelacht, dass sie nicht mitbekommen hatte das er vor dem offenen Fenster stand. Mark wusste das es falsch war sich einfach so vor ein Fenster zu stellen, aber er liebte diese Frau einfach zu sehr. Er hatte erst zehn Minuten da gestanden als sie die einen Worte sagte, die sein Herz noch ein Stücken mehr durchbohrten. „Ich hoffe du weist das ich dich Liebe …“, als Mark das aus ihrem Mund gehört hatte und dabei auch noch ihre Tränen in den Augen sah, wusste er das er verloren hatte. Er sah den Schmerz in ihren Augen, sah wie sehr sie den anderen Mann, diesen Daniel, vermisste. Doch das aller schlimmste für sein Herz das danach aus ihrem Mund kam, war das Wort Hochzeit. Da hatte er gewusst, dass er sie verloren hatte, sie würde einen anderen Mann heiraten, einen anderen Mann lieben und mit einem anderen Mann ein Haus bauen und Kinder bekommen. Die Tatsache das er sie endgültig verloren hatte, lies sein Herz zu Eis erstarren. Also drehte er sich um und ging, er konnte nicht mehr länger in der Nähe dieser Frau bleiben, diese Frau die er so sehr liebte.

Kaum hatte Carry den Hörer Aufgelegt kamen auch schon die Tränen, sie brannten glühend heiß auf ihren Wangen. Sie wurden nicht weniger, sogar mehr wenn Carry an all das dachte das sie mit Daniel erlebt hatte. An all die Witze die sie sich um drei Uhr nachts erzählt hatten und diese endlosen Telefonate die ihre Telefonrechnung noch heute manchmal sprengten. Er war es gewesen der sie dazu brachte Autorin zu werden und er hatte auch all ihre Bücher verlegt, die sie seitdem geschrieben hatte. Inklusive ihres ersten Buches, der Geschichte über sie und Mark, die einzige die kein Happy End hatte. Da viel es ihr wie Schuppen von den Augen – ihr Buch! Daher hatte die ganze Stadt gewusst was zwischen ihnen passiert war. Sie hatte es ihnen im Grunde selbst erzählt.
Von dieser neuen Tatsache völlig getroffen, rief sie sofort Emma an um ihren Verdacht bestätigen zu lassen, doch ihre alte Freundin ging nicht ans Telefon.
Von einer plötzlichen Einsamkeit gepackt, beschloss sie noch einmal spazieren zu gehen und vielleicht in der Stadt einen Kaffee zu trinken. Als sie jedoch die Haustür aufmachte sah sie gerade noch den schwarzen Jeep wegfahren, den Jeep bei dem sie selbst schon geholfen hatte ihn zu reparieren. Mark war gerade hier gewesen. Aber was hatte ihn davon abgehalten bei ihr auch anzuklopfen? Von einem plötzlichen Bauchgefühl gepackt, stieg sie in ihren Wagen und fuhr im nach. Carry wusste selbst nicht so genau warum sie das machte, aber es fühlte sich einfach richtiger an als zuhause zu sitzen oder in die Stadt zu fahren. Also verfolgte sie ihn weiterhin, fuhr über verschiedene Schleichwege aus der Stadt hinaus. Verfolgte ihn über Berge und Täler, durch Wälder und vorbei an Hütten die immer einsamer da standen. Erst knapp eine Stunde später hielten sie an, Carry wusste nicht was genau sie jetzt tun sollte. Sollte sie aussteigen und zu ihm gehen? Oder sollte sie doch lieber in ihrem Auto sitzen bleiben und ihn einfach nur beobachten?
Carry musste zugeben das der Ort an dem sie nun waren, einfach nur wunderschön war. Sie standen an einer art Klippe, hinter ihnen nur Wald und vor ihnen diese unglaubliche Klippe die den Blick auf einen wunderschönen, reisenden Fluss freigab. Sie war noch immer ganz fasziniert von dem Ausblick als Mark die Tür ihres Autos aufmachte. Carry erschrak völlig als seine eiskalte Hand sie packte und aus ihrem Auto zog, seine Augen waren gerötet, fast so als hätte er gerade geheult und sein Blick war starr auf sie gerichtet. Wenn sie diesen Menschen nicht schon Jahre gekannt hätte, hätte sie wirklich Angst gehabt das er einer dieser Axtmörder war, die ihr Opfer zu einem weit Abgelegenen Stück Land brachten, in dem einen keine Menschenseele schreien hörte.
Aber es war kein Axtmörder, es war Mark. Der Mark, den sie über alles liebte und der sie mit so hasserfüllter und trauriger Miene ansah, dass ihr das Herz dabei fast in zwei helfen brach. Carry hatte sofort das Bedürfnis ihn in die Arme zu nehmen und so lange zu küssen bis all seine Schmerzen wieder vergessen und die Traurigkeit aus seinem Blick verschwunden waren.
Mark zerrte sie währenddessen zu einer Bank, die Carry bis dahin noch nicht bemerkt hatte, und deutete ihr an sich dort hin zu setzten. Sie wusste nicht was mit Mark los war, spürte aber das er genau das jetzt brauchte. Seine Hand war noch immer mit ihrer verschlungen und er machte auch keine Anstalten sie wieder loszulassen. Sofort tauchte vor Carry das Bild von gestern Abend wieder auf, als sie sich an ihn angelehnt hatte, wie seine Lippen die ihren berührt hatten und wie sofort alles in ihr explodiert war. Seine Haare unter ihren Fingern hatten sich so gut angefühlt und auch seine Hand auf ihren Rücken, die immer tiefer sank. Sie hatte all diese Berührungen so schmerzlichst, an jedem einzelnen Tag, vermisst, das allein das schreiben ihrer Bücher sie dazu brachte einen Teil davon wieder zu bekommen und in Gedanken noch einmal durchzugehen und zu fühlen.
„Wenn es um gestern Abend geht, ich bereue nichts …“, sie musste es ihm einfach sagen, musste einfach wissen das sie es ihm gesagt hatte, auch wenn er vielleicht nicht so fühlte. Da sah er sie das erste Mal wirklich an. Nicht wie sonst, diese Oberflächlichen Blicke, sonder wirklich sie, Carry.


Da fing Mark an zu denken, gestern Abend hatte er sie geküsst. Und heute sprach sie mit einem anderen Mann über Hochzeit. Die Carry die er gekannt hatte, hätte so etwas nicht getan. „Warum nicht?“, Mark wusste selbst nicht warum er die Frage laut ausgesprochen hatte, doch jetzt wo es heraus war wusste er das es die richtige Entscheidung war. „Weil es mein schönstes Erlebnis seit zehn Jahren war, deshalb.“ Sie sagte, dass mit einer solchen Bestimmtheit, dass ihm sofort leichter wurde, was er aber noch immer nicht wusste war was mit diesem Daniel dann ab ging. „Aber wenn das wirklich so ist, warum redest du dann über Hochzeiten im Frühling mit einem anderen Kerl?“, Mark sah ihr in die Augen und wusste sofort das es ein Fehler gewesen war, was hatte er sich nur dabei gedacht es laut auszusprechen? Immer noch fragend und ein bisschen Bestürzt sah sie ihn an. „Na, ich hab an deinem Fenster das Telefonat mit Daniel belauscht. Aber nur den letzen Teil mit der Hochzeit und das du ihn liebst.“ Da sprang sie auf und sah ihn mit so wütendem Blick an, wie schon lange nicht mehr. Das letzte Mal hatte sie ihn so angesehen als er sie auf der Uni nicht sofort seinen Freunden vorstellen wollte.
„Du hast was??? Geht’s dir noch gut? Wie kannst du es wagen meine Gespräche zu belauschen? WIR …“, Carry deutete mit dem Finger zwischen ihm und ihr hin und her „… sind NICHT zusammen, und auch wenn wir es währen, würde es dir noch nicht das recht geben meine Telefonate zu belauschen, schon gar nicht von einem der Fenster aus!“ Bestürzt stürmte Carry zu ihrem Wagen. Jetzt war auch Mark wütend. Er war wütend darauf das er diese Frau in jeder einzelnen Sekunde ihre Wutausbruchs für schön gehalten hatte und er war wütend darauf das sie Recht hatte, aber ein kleiner Teil von ihm war auch verletzt das sie nicht abstritt das sie diesen Daniel liebte. „Du liebst ihn wirklich, nicht war?“, die Frage kam aus seinem Mund, noch bevor er darüber nachdenken konnte. „Du liebst diesen Daniel wirklich, hast dich aber dennoch gestern Abend an mich geschmiegt als währe ich das Beste das dir je passiert währe. Ich weis ja nicht was genau da in dir vorgeht, aber eins kann ich dir gleich sagen, es ist nicht schön betrogen zu werden.“ Kaum hatte er den letzen Teil des Satzes heraus gebracht, drehte sie sich auch schon um und ging auf ihn zu, ganz nah kam sie zu ihm, stand ihm Auge um Auge gegenüber. Mark konnte ihren Atem spüren und auch die Hitze die von ihr ausging. Doch gerade als er etwas sagen wollte, knallte es laut auf seiner Wange. Zuerst wusste er nicht genau was passiert war, bis er merkte, dass sie ihn geschlagen hatte. „Ich weis genau wie es ist wenn man denkt das man betrogen wird, Mark, denn du hast mir das schon mal angetan – schon vergessen? Und zu deiner Information, ja ich liebe Daniel, er ist mein Verleger, und stock Schwul, wie man so schön sagt. Und heute morgen hab ich mit ihm Telefoniert und ihm alles über dich erzählt und er meinte ich soll dir noch eine Chance geben und vielleicht wird ja sogar eine Hochzeit im Juni daraus. Ach so und Daniel hat außerdem noch Krebs und hat höchstens noch ein Jahr zu leben, du Hornochse. Also wenn du das nächste Mal ein Telefonat belauscht dann zapf das Telefon an und hör dir auch die zweite Seite noch an!“, wütend stampfte sie weg, stieg in ihren Wagen und fuhr zurück in Richtung Zivilisation.
Mark hingegen stand einfach nur da, mit einer Hand noch immer an der Wange an der sie ihn geschlagen hatte, und starrte ihr nach.
Mark dachte, nicht zum ersten Mal seit dem Carry wieder in seinem Leben war, daran was für ein Idiot er doch war.
Langsam ging er zu seinem Auto, doch kurz bevor er einsteigen wollte, kam ein Auto aus dem Wald. Mark traute seinen Augen kaum, sie war es, sie war wirklich noch einmal zu ihm zurückgekommen. So viele Gefühle waren in seinem Kopf das er sich für den ersten Augenblick für keines Entscheiden konnte. Da war Glück, Hoffnung, Wut, Liebe, Trauer und noch so vieles mehr das er noch nie zuvor in dieser Art Gefühlt hatte. Als er jedoch ihren Gesichtsausdruck sah, war es mehr Verwirrung die er fühlte.

Carry war in den Wald gefahren, und hatte schon eine der befestigten Straßen unter ihren Reifen als ihr wieder einfiel, das er gestern Abend gesagt hatte das es noch einen Anderen Grund gab warum er sie damals aus der Stadt haben wollte. Sie konnte nicht schon wieder einfach vor ihm flüchten ohne die Wahrheit zu kennen. Also war sie zurück gefahren. Sie hatte sich die Tränen aus dem Gesicht gewischt und ihre Wut hinuntergeschluckt. Sie wollte einmal in ihrem Leben ein normales Gespräch mit Mark führen, ohne ihre Hormone oder den Alkohol. Sie wollte einmal aus seinem Mund die reine Wahrheit wissen, den auch wenn sie ihn Liebte so wusste sie doch das sie ihm nie genug vertrauen können würde, wenn jetzt nicht bald die Wahrheit kam. Sie wollte nicht mehr beschützt werden, sie war achtundzwanzig Jahre alt und eine selbstständige Frau. Sie würde es schon verkraften, und wenn nicht dann hatte sie noch immer die Möglichkeit sich Katzen zu kaufen und allein mit denen in dem alten Haus zu wohnen. Sie würde dann eben diese schrullige alte Autorin werden die ihr Haus nicht mehr verlies außer um sich Lebensmittel zu holen.
Als Carry Mark da so stehen sah wusste sie im ersten Augeblick nicht was sie denken sollte, er anscheinend auch nicht. Er war verwirrt das konnte sie ihm genau ansehen, und auch nicht übel nehmen. Ihre Hand brannte immer noch von der Ohrfeige die sie ihm gegeben hatte.
„Es tut mir Leid, Mark. Ich hab kurz mal die Nerven verloren. Können wir bitte noch einmal von vorne Anfangen?“ Mark starrte sie einen Augenblick einfach nur an. „Mir tut es auch Leid, Carry, ich hab Voreilige Schlüsse gezogen und das tut mir wirklich leid, und du hast Recht ich habe kein Recht mehr mich in dein Leben einzumischen. Vermutlich hatte ich das nie.“ Die Ehrlichkeit und die Traurigkeit die sich in seiner Mimik und seinen Worten widerspiegelten nahmen Carry fast die Luft zum atmen. Sie durfte jetzt nicht schwach werden, sie musste weiterhin stark bleiben, wenigstens bis sie geredet hatten und alles zwischen ihnen beiden geklärt war.
Er deutete mit der Hand auf die Bank an der sie vorhin schon gesessen hatten. „Komm lass uns reden …“

Kapitel 5


Carry wusste nicht wie sie anfangen sollte, tausende von Fragen schwirrten in ihrem Kopf herum, da war dieses Gespräch von gestern Abend, der Kuss, ihr Beziehungs- ende und die Tatsache das er heute gelauscht hatte.
Carry atmete noch einmal tief durch und starrte dann auf den Fluss, der sich vor ihr erstreckte. „Erzähl mir von damals, sag mir warum du nicht wolltest, dass ich in der Stadt bleibe.“ Mark sah sie an und schüttelte dann den Kopf. „Ich war damals noch jung und dumm, ich habe gedacht das ich dich beschützen könnte, wenn du nur weit genug von uns allen weg währst. Das du ein neues Leben aufbauen könntest, aber dazu musstest du dich zuerst von mir lösen. Ich wollte dich nicht eingrenzen, dich nicht an eine Stadt ketten die dein Talent nicht richtig hätte fördern können.“ „Gestern Abend hast du gesagt, dass es da noch einen anderen Grund gegeben hat.“ „Ja den gab es, gibt es noch – verdammt Carry ich kann es dir nicht sagen, wenn du das weist dann zerbrichst du daran, das dachte ich damals und das denke ich heute auch noch …“, flehend das sie es darauf beruhen lassen würde, sah er sie an. Carry sah den Schmerz in seinen Augen und auch wenn sie sich vorhin noch geschworen hatte, dass sie eine erwachsene Frau war und mit allem umgehen konnte, so war es jetzt in dieser Situation doch etwas vollkommen anderes.
„Okay, dann sag mir was du in den letzten zehn Jahren gemacht hast:“ Mark lächelte sie dankbar an und begann dann zu erzählen. Er erzählte von der Uni und darüber, dass er seine Firma aufgebaut hatte und, dass er heute sogar drei Angestellte in der Werkstatt beschäftigte. „Das ist toll Mark, aber was ist mit dir? Komm schon du lebst in diesem großen Haus doch nicht allein, oder hast darin immer allein gewohnt.“ Mark sah sie überrascht an, bis sich ein leises Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete. „Stimmt ich hab nicht immer allein gewohnt, aber damals hab ich auch noch in einem anderen Haus gewohnt. Das Haus das du gestern Abend gesehen hast, steht so in der Form erst seit knapp einem Jahr da. Es war seit dem du gegangen bist ein Rohbau.“ Überrascht über diese Information sah sie ihn an. „Wo hast du dann gewohnt? Entschuldige, wenn dir diese Frage zu persönlich ist, du musst sie auch nicht beantworten.“ „Nein, nein. Ich war bis vor zwei Jahr noch verheiratet. Jena und ich haben gemeinsam in dem Haus ihrer Eltern gewohnt. Dann starb Jena vor einem Jahr und ich hab das Haus verkauft und das andere fertig gebaut. Die Werksatt dort oben hab ich nie benutzt, jetzt ist sie nur für mich da und dient als Lagerraum für all das Zeug das ich nicht in die eigentliche Werkstatt packen kann.“
Carry war überrascht, er war verheiratet gewesen. Ein Teil von ihr spürte Trauer für den Mann der seine Frau verloren hat, aber die Frau in ihr war Eifersüchtig darauf das eine andere es geschafft hatte ihn zu heiraten. Innerlich hasste Carry sich dafür, dass sie Eifersüchtig war, sie konnte es jedoch nicht ändern. „Hast du sie geliebt?“, Carry wusste das sie die Frage nicht hätte stellen sollen, aber sie musst einfach die Wahrheit wissen. Auch wen sich ihr Herz dabei unnatürlich verkrampfte. Mark sah ihr genau in die Augen als er ihr Antwortete. „Ja, ja ich hab sie geliebt. Aber nicht so wie ich dich geliebt habe. Mit ihr war es anders, Jena war anders. Sie war wunderschön und hat jedem Mann die Augen verdreht, und das hat sie auch gewusst. Sie war klug und witzig und bei ihr hat das Leben spaß gemacht. Sie hat mich wieder zu einem ganzen Menschen gemacht und mein Herz geheilt.“
Ihr Herz krampfte sich noch ein bisschen mehr zusammen. „Wie ist sie gestorben?“ Carry war wirklich eine kleine Masochistin. „Sie hatte einen Autounfall als sie eines Abends vom Flughafen kam, sie war Auslandsreporterin, spezialisiert auf Nah-Ost Gebiete, sie hatte über sieben Sprachen fließend Gesprochen und noch mehr Dialekte. Ich hab mich lange Zeit gefragt wie es sein kann das ein Mensch, der wöchentlich in ein anders Kriegsgebiet fliegt, auf den Weg Nachhause von einem Auto erfasst werden kann und dann tot ist. Bis heute hab ich keine Antwort darauf gefunden.“ Die Traurigkeit in seiner Stimme lies stille Tränen über ihre Wangen fließen. Sie konnte nichts dagegen tun, aber sie hatte soviel Mitleid mit dem Mann der diese Frau verloren hatte und noch mehr Mitleid mit der Frau die viel zu jung, bei einer so banalen Tätigkeit wie Autofahren gestorben war.

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Tag der Veröffentlichung: 07.10.2012

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