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Die Schatten der Vergangenheit





Eines war sich Bella sicher. Wenn Gott meinte ihr das Leben schwer machen zu müssen, dann würde sie ihm hinterher ordentlich die Meinung geigen. Jedenfalls hoffte sie dazu noch einmal Gelegenheit zu haben, während sie immer weiter stolpernd vor sich hinlief. Die an der Anzahl steigenden Wunden an ihren Knöcheln ignorierte sie gekonnt, genauso wie den Schmerz der jede neue Wunde begleitete. Es gab selten Momente in denen Bella meinte etwas wirklich falsch gemacht zu haben, doch eins musste sie sich nun selbst eingestehen – noch nie musste sie einen derart hohen Preis für ihre Dickköpfigkeit bezahlen.
Falls sie es jemals wieder aus diesem verfluchtem Wald rauskomme sollte, sie würde sie nie wieder einen gut gemeinten Rat ihres Bruders missachten. Völlig außer Atem blieb sie stehen, denn das Brennen ihrer Lunge machte es beinahe unmöglich vernünftig zu atmen. Sie hustete, schaute ihre Hand an und vermutlich würde sie anfangen vor Angst zu weinen – wenn dies jedenfalls nicht zusätzlich Kraft kosten würde die sie zurzeit einfach nicht besaß. So blieb ihr nichts anderes übrig als einmal kräftig zu Schlucken während sie ihren mit Blut vollgehusteten Arm betrachtete.
Flüchtig – wie ein wildes Tier – streifte sie ihre Umgebung mit ihrem Blick ab, auf der Suche nach dem kleinsten Anzeichen das ER in der Nähe war. Auch wenn sie ihn nicht sehen konnte, so spürte sie deutlich seine Anwesenheit und den Blick mit dem er sie durchbohrte. Verdammt

, fluchte sie leise in ihren Gedanken. Eine mächtige Welle der Übelkeit bewirkte, dass sie sich an einem Baum abstützen musste und anfing zu würgen. Wie die Male zuvor stieg aus ihrem Magen eine seltsame gelbe Flüssigkeit hoch, die einen sehr bitteren Nachgeschmack in ihrem Mund hinterließ. Die Welt drehte sich vor ihren Augen und für einen kurzen Augenblick erschien ein kurzes Nickerchen unter einem der Bäume wie die beste Idee die ihr überhaupt einfallen konnte, doch schon im nächsten Augenblick ermahnte sie sich selbst: „… werd bloß nicht ohnmächtig!“ Ihre Stimme hörte sich fremd, erschöpft und trotzig an. Obwohl die Welt immer noch einen seltsamen Tanz vor ihren Augen vorführte, entschied sie sich langsam einen Schritt nach dem anderen zu setzen. Wie weit sie wohl nun von der Hütte entfernt war? Obwohl Bella ihre Flucht stundenlang vorkam, so schätzte sie nicht länger als 5 Min unterwegs zu sein. Kam sie überhaupt voran? Oder drehte sie lächerliche Runden um das alte in sich zusammenfallende Haus?
Dann hörte sie es. Das verräterische Knacken das ihr das Blut gefrieren ließ und das bewirkte dass ihr ganzer Körper sich anspannte und sie zu keinem weiteren Schritt fähig war. Er entschied sich das Spiel zu Beenden. Das war das Ende. Sie hatte verloren. Tränen drängten sich auf und sie war bemüht ihre Augen lächerlich weit offen zu halten~ sie durfte nicht zulassen das er sie sah. Sie durfte nicht zulassen dass er ihre Angst spürte. Je mehr sie ihm davon zeigte, desto mehr geilte es ihn auf. Sie drehte sich um und ihre Augen erfassten sofort das Gesicht ihres Peinigers. Perfekte und sehr anziehende Züge, eine grade Nase, eisblaue Augen und kurze blonde Haare die wohl mit etwas wie Gel in Form gebracht wurden. Ein kleines Veilchen unter dem linken Auge und die Schrammen auf der rechten Wange störten das ideale Bild und dennoch erschien der Mann wie ein Engel. Ein furchtbarer Engel. Würde sie nun sterben? Mama, Papa? Wo seit ihr? Wieso seit ihr nicht hier?


Der Mann vor ihrer fing an rau zu lachen. Bella stolperte ein paar Schritte rückwärts, fiel fast hin. Schließlich blieb sie stehen und ihre Lippe bebte verräterisch. „Was willst du von mir?!“, schrie sie ein wenig zu schrill für ihren Geschmack. Er machte einen Schritt vorwärts. „Komm…. Komm mir nicht näher!“, rief sie und bemerkte selbst das ihre Selbstbeherrschung immer mehr schwand. Gleich würde sie platzen, anfangen um ihr Leben zu flehen. Oder darum das er es ihr schnell nimmt. Noch einmal in diese Hütte wollte sie nicht. Der Mann vor Bella heb seine helle Augenbraue und lächelte sie spöttisch an, unaufhörlich sich ihr nähernd. „Was willst du?“, fragte Bella, leiser und ängstlicher. Sie wollte seine Nähe nicht. Sie wollte nicht, dass er ihr näher kam. Sie noch einmal berührte. Ihr die Unschuld raubte. Bella schaute sich um, überall Geäst, aber nichts das sich tatsächlich als Waffe benutzen ließe. Was würde ihr das überhaupt bringen? Sie war geschwächt, könnte wahrscheinlich nicht einmal mehr vernünftig mit dem Knüppel ausholen. Der Mann ihr gegenüber war so viel stärker als sie… Schließlich stand er vor ihr. Ein Exemplar von einem Mann, einen für den andere Frauen töten würden. Mit gefährlichen eiskalten Augen und diesem spöttischem Lächeln. Für Bella stand nun fest, sie würde sterben. Ob es an den kalten Händen des jungen Mannes lag, die sich sanft um ihren Hals legten oder auch an ihrem verlorenem Lebensmut. „Wer bist du?“, fragte sie ein letztes Mal ehe er ihr die Luft abschnüren würde und es ihr für immer unmöglich machen würde diese Frage zu stellen. Sie schloss ihre Augen, wollte nicht das Gesicht ihres Mörders als letztes sehen. Er musste sich zu ihr hingebeugt haben, denn sie spürte seinen heißen Atem auf ihrem Gesicht.

„Ich bin dein Tod…“, hauchte er ihr dann leise ins Ohr. Er war ihr Tod.

Mein persönlicher Todesengel…



Was danach passierte, sah Bella im Nachhinein als ein Wunder. Rechts von sich hörte sie ein lautes, aufdringliches und regelmäßiges Piepen, dass sie aus ihrem Albtraum befreien würde. Tatsächlich – der schaurige Wald um sie herum fing an sich aufzulösen und das Gesicht des Todesengels fing an im Nebel der Erinnerungen zu verschwinden. Auch als der Rest ihres Albtraums verschwand, blieb in Bella trotzdem das seltsame Gefühl beobachtet zu werden. Doch ehe sie sich diesem Gefühl näher widmen konnte, drehte sie ihren Kopf zur Seite um den Wecker auszumachen. Ein uraltes Ding das selbst Tote aufwecken konnte und ein Geschenk ihrer Großmutter war. Ein grauenvolles Ding, dass ihr allerdings diesmal sehr gelegen kam. Blind tastete sie nach dem Ding um es endlich ausmachen zu können, ehe es sie in den Wahnsinn trieb, doch statt ihres Weckers erfühlte sie nur ihre Lesebrille die sie daraufhin auch unvorsichtig vom Nachschränkchen riss.
„Verdammt…“, flüsterte sie sich selbst zu als sie sich aufrichtete und langsam ihre Augen öffnete. Da ihre Augen sehr Lichtempfindlich waren, war es für Bella immer wieder eine Folter sie morgens aufzuwachen. Die Helligkeit überwältigte sie und so wartete sie wie üblich ein paar Atemzüge lang bis sie sich an diese gewöhnt hatte um dann ihren Wecker zu suchen. Bei dem Versuch über die Bettkante zu spähen lehnte sich das Mädchen ein Ticken zu weit nach vorne und landete prompt auf dem Boden. Manch einer mag jetzt schon erkennen – Bella gehört nicht zu den frühen Vögeln die gleich nach dem Aufstehen top fit ins Leben starteten. Gereizt tastete sie unter ihrem Bett nach dem Wecker und drückte dann mit roher Gewalt auf den großen Ausschaltknopf. Das nervige Piepen verstummte und Bella genoss die Stille. Endlich Ruhe. Endlich alles still. Oder zumindest halbwegs still, denn kaum war der Lärm verschwunden, hörte sie auch schon die Geräusche die der Rest des Haushaltes verursachte. Marcy, ihre jüngere Schwester, würde jetzt bestimmt das Badezimmer besetzen. Welchen Sinn würde es machen vor der Badezimmertür zu stehen und zu quengeln die Jüngere solle Hinne machen? Genau, keinen. Sie konnte ja auch noch für 5 Min die Augen zumachen und ganz faul auf dem Boden liegen bleiben. Es war nicht so gemütlich, also würde sie bestimmt nicht so schnell einschlafen, oder?

Die Antwort bekam sie als sie eine halbe Stunde später auf den Wecker schaute. Zuerst realisierte die Blondine gar nicht das sie spät dran war, doch als die Einsicht kam passierten mehrere Sachen gleichzeitig. Bella sprang hektisch auf und stieß dabei mit ihrem Kopf an der Kante ihres Nachtschränkchen an, ließ einen Schmerzensschreie ertönen und ließ sich wieder auf den Boden fallen. Es gibt Tage, da weiß

man einfach, dass alles schief gehen wird. Dieser Tag schien auch so einer zu werden. Vielleicht lag es an der anstrengenden Nacht oder auch an dem für Bella anstrengendem Tagesablauf. Zu einem war da die Schule, auf die Bella im übermüdeten Zustand ganz gut verzichten könnte, dann die Sitzung des Abschlussjahrgangs, die Sport AG, der Geburtstag ihrer kleinen Schwester und zu guter Letzt noch das ermüdende Training mit ihrem Vater. Alles in Bella schrie förmlich daran sich wieder ins Bett zu befördern und einfach nur den ganzen Mist zu verschlafen. Allerdings wusste sie, dass all dies kein guter Grund war um ihre Pflichten zu missachten. Also stand sie wieder auf, zog sich eilig an und verzichtete diesmal auf das Zähneputzen. Ihr langes Haar band sie zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammen, wo einzelne Strähnen wirr vom Kopf abstanden. Doch Bella achtete nicht auf diese kleinen Mängel – im Gegenteil, Bella war der Ansicht, dass dies fast schon zu ihrer Erscheinung gehörte. Sie bevorzugte praktische Aufmachungen - Sweatshirt und eine gemütliche Jeans im Alltag, Schuluniform ohne jegliche Veränderungen in der Schule. Natürlich könnte sie sich auch fein herausputzen, wie die anderen Mädchen, doch das tat sie nur zu besonderen Gelegenheiten. Im Alltag sah sie es einfach als unnötig an 2 Stunden oder mehr vor dem Spiegel zu verbringen. Beim Verlassen ihres Zimmers schnappte sie sich ihren Rucksack und düste die Treppe nach unten. Noch ehe sie die Küche betrat, hörte sie ihre Schwester maulen. „Aber Muuuuum~ heute ist mein Geburtstag!“ Michelle, Marcy genannt (sie findet diesen Namen wohl cooler), stand mit in den Hüften gestammten Händen und blickte trotzig zu ihrer Mutter hinauf. Bella setzte sich schleunigst an den Tisch, denn viel Zeit zum Essen hatte sie nicht mehr aber dafür einen Mordshunger. Während sie 3 Pfannkuchen auf ihren Teller packte, wanderte die Augenbraue ihres Vaters anerkennend in die Höhe. „Du scheinst heute viel Appetit zu haben.“, bemerkte er und ließ seinen Blick wieder auf der vor ihm ausgebreiteten Zeitung wandern. „Lass sie doch, Adam. Ist doch schön dass sie einmal ihr Frühstück überhaupt anrührt“, entgegnete seine Frau und lächelte Bella frech an. Wenn man Mutter und Tochter ansah, sah man sofort die verblüffende Ähnlichkeit zwischen beiden Frauen. Bella besaß dieselben Gesichtszüge und dieselben Grübchen wenn sie lächelte, dieselben vollen Lippen sowie die langen geschwungenen Wimpern. Ihre Haarfarbe erbte Bella allerdings nicht von ihrer Mutter sondern von ihrem Vater. Wobei es Bella doch erstaunte dass ihre Haare heller waren als die ihres Vaters. Könnte auch an ihren Großeltern liegen, doch diese lernte Bella nie kennen. Ihre Schwester, Marcy, kam mehr nach dem Vater. Sie legte allerdings ziemlich schnell Pfunde an, was sie ziemlich ärgerte und was sie eindeutig von der Mutter geerbt haben musste. Obwohl Lillianne Phelps Figur dem Durchschnitt aller Frauen entsprach, war der Rest ihrer Familie doch meist stark übergewichtig. Marcy schaute Bella leicht angewidert an und fragte sich wie viele Kalorien das wohl wären, während Bella ihren Vater angrinste. „Genau, Dad. Lass mich doch!“ Marcy hörte dem nicht lange zu, denn bevor beide Elternteile die Gelegenheit bekommen würden über Bella zu reden, galt es ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Immerhin war sie das Geburtstagskind und wollte wenigstens einmal im Mittelpunkt stehen. Bella bekam durch ihre Zahlreichen Krankheiten, Allergien und sonstigen ja genug Aufmerksamkeit an den restlichen Tagen. „Wie kannst du dir nur das ganze Zeug reinstopfen? Irgendwann wirst du dadurch Fett… Wie dem auch sei~ Mama~ Papa~ Wie lange dürfen wir heute feiern?“ Bella machte sich nichts aus der Bemerkung ihrer kleinen Schwester. „Mit 15 solltest du eher an Algebra und Erdkunde denken, anstatt darüber wie man die eigene Wunschfigur behält.“, bemerkte Bella spöttisch, wohlwissend das ihre kleine Schwester in beiden Fächern große Defizite aufweist. An Marcys giftigen Blick hatte sie sich längst gewöhnt, denn nur weil Bella davon wusste hieß es noch lange nicht dass ihre Eltern dies auch taten. Doch Bella erinnerte ihre kleine Schwester mit kleinen unverfänglichen Sätzen gerne an all das gesammelte Wissen, dass sie gegen Marcy verwenden könnte. Lillianne schien auch diesmal keinen Verdacht zu schöpfen, denn anstatt auf Marcys Schulleistungen ging sie gleich auf die Frage ein. „Nun, da heute Freitag ist, denke ich das 19 Uhr eine angemessene Uhrzeit wäre, nicht wahr Adam?“ Sie blickte ihren Mann lächeln an, während sie zwei Jacken aus dem Flur holte und davon eine ihrem Mann rüber reichte. „Findest du nicht, dass es viel zu lang ist? Bedenke das da fast ausschließlich minderjährige anwesend sind. Ich möchte nicht das die Eltern einen falschen Eindruck von uns gewinnen…18 Uhr reicht meines Ermessens nach aus.“ Bei jedem weiteren Wort entgleisten die Gesichtszüge Marcys mehr. Adam hatte Mühe sich zusammen zu reißen, doch seine Frau eilte ihm zu Hilfe indem sie seine Jackenkragen glatt strich und damit zwang sie anzukucken. 3,2…

„NEIN!“ … mist, sie wird schneller

, dachte Bella amüsiert als sie sich die letzten Happen ihres zweiten Pfannkuchens verschlang. „Das könnt ihr nicht machen! Nein! Ihr könnt mich nicht zum Gespött meiner Freunde machen. Muuuum~!“, kreischte Marcy aufgeregt, die ihr Pech kaum fassen konnte. Zur Freude Adams und Lilliannes, nahm Marcy ihre Späße jedesmal furchtbar ernst. Vielleicht war das der Grund wieso beide ihre jüngste Tochter so gerne aufzogen? Bella warf einen Blick auf die Uhr. Sie hatte noch ganze 10 Min Zeit, also sollte sie sich nun auch langsam auf den Weg machen falls sie rechtzeitig zu ihrem Kurs kommen wollte. „Lassen wir Bella entscheiden, immerhin wird sie auf die ganze Bande aufpassen müssen.“, warf Lillianne ein während sie nach ihrer Tasche griff. Drei Augenpaare richteten sich auf Bella, die gerade ihr Glas mit Milch füllte. Als sie die Blicke auf sich spürte, hob sie beide Augenbrauen fragend in die Höhe. „Wie bitte?“, fragte sie verwirrt nach. „Adam und ich müssen heute zu einer Versammlung der Firma und das dürfte länger dauern.“, klärte ihre Mutter sie auf. Das erste woran Bella dachte war, dass heute Gott-sei-Dank! Das Training ausfallen würde. Sie schaute zu ihrer Schwester, dann zu ihren Eltern und blickte wieder ins Gesicht ihrer Schwester. „Na gut. Um 10 ist Schluss…“, meinte sie zu ihren Eltern und erntete dafür böse Blicke von ihrer Schwester, die sich einen längeren Abend wünschte.
Adam und Lillianne nickten und gingen zur Küchentür. Adam verließ die Küche als erster und verabschiedete sich mit einem knappen aber freundlichen „Bis morgen!“, doch Lilli drehte sich noch einmal zu ihren beiden Töchtern um. Ihr Blick ruhte auf Bella. „Vergiss deine Medikamente nicht, Bella. Hast du deine Spritzen eingepackt?“ In ihrem Blick schwang ein Hauch von Besorgnis, ein Anblick an den sich Bella mittlerweile gewöhnt hat. Bella verdrehte die Augen und zeigte auf einen Behälter der auf der Arbeitsplatte in der Küche lag. Das weiße Plastikgehäuse hob sich stark von der glänzenden Stahloberfläche ab. Drinnen befanden sich Bellas Pillen. „Ja, Mama. Die Spritzen sind schon im Rucksack. Nun geh schon, sonst kommt Papa wieder als Erster an und flirtet mit der neuen Angestellten.“ Lilli lächelte Bella erleichtert an und verschwand aus der Tür. Kaum war sie weg, drehte sich Marcy auch schon zu Bella um. „Um 12 wird Schluss sein.“ Es war keine Bitte, sondern eher ein Befahl woraufhin Bella eine Augenbraue hob und ihre Schwester spöttisch ansah. „Sicher? Das wollen wir ja mal sehen…“ Für sie war das Thema eigentlich erledigt, also drehte sie sich zum Waschbecken um damit sie ihr Glas mit Wasser füllen konnte. „Isabella! Heute ist mein 16ter Geburtstag. Ich bin kein Kind mehr!“ Bella, die übrigens 3 Jahre älter war, belächelte diese starken Argumente. „Wir reden später da..“, weiter kam die Blondine nicht, denn ehe sie ihren Satz beenden konnte, unterbrach sie ein lautes Klopfen an der Tür. Marcy hatte einen kleinen Wutanfall, doch Bella störte sich nicht dran. Obwohl die Jüngere tobte und kreischte, schien die Blondine das unreife verhalten ihrer Schwester ganz gut zu ignorieren. Soweit zum Thema erwachsen sein… Bella schnappte sich ihre Jacke und ihren Rucksack und steuerte auf die Tür zu. „Ich muss zur Schule. Wir sehen uns um halb drei wieder.“ Ihre Freundin Mischa stand bereits in der Tür und tippte ungeduldig auf ihre Uhr. „Wieder zu spät, Isabella Phelps!“ Danach streckte sie ihren Kopf leicht nach Innen, um einen besseren Ausblick auf die hysterische Marcy zu bekommen. Bella schob ihre Freundin sanft aus der Tür und beide Mädchen eilten zur Schule. Während Marcy tobte und die Mädchen überlegten ob sie noch pünktlich zur Schule kommen würden, starrten die vergessenen Medikamente Bella vom Küchentisch hinterher. Zum ersten Mal in ihrem Leben nahm Bella sie nicht ein…

„Pass doch auf, Finnigan!“, rief Bella wütend als ihr Kursmitglied ihre Tasche beim Vorbeigehen vom Tisch wischte. „Seuchenopfer!“, warf Mischa ihm hinterher doch er störte sich nicht wirklich dran und beachtete beide Mädchen nicht. Noch hoffte Bella das leise Knirschen hätte sie sich nur eingebildet, doch als sie ihre Tasche hochhob und an der einen Ecke einen nassen Fleck entdeckte, schwand die Farbe aus ihrem Gesicht. Sie griff ins Innere der Tasche und schnitt sich an den Scherben zwei kaputter Spritzen den Finger auf. Vorsichtiger holte sie dann die restlichen Scherben raus. „Das sind doch nicht deine Diabetes Spritzen, oder?“, fragte Mia überflüssigerweise. „Nein, ich bin nicht unter die Drogendealer gegangen, falls du mir das unterstellen möchtest…“, antwortete Bella und schaute ihre Spritzen ratlos an. Dann schaute Bella ihre Freundin ernst an. „Und was machst du nun? Hälst du es ohne die Dinger überhaupt aus?“, fragte Mia unsicher. Bella überlegte kurz, schüttelte dann allerdings ihre Haupt. „Hast du etwa etwas mit ganz viel Zucker?“ Mischa prustete bei der Frage los und Bella konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Zucker gehörte zu den teureren Gütern in ihrer Stadt. Da Mias Eltern nicht zu der reicheren Bevölkerungsschicht gehörten, konnten sie sich dieses nicht leisten. Mias Lachen war so laut das man es bis in den Gang hörte. „Ich glaube, dann muss ich wohl nachhause laufen müssen. Nicht das ich noch einen Anfall bekomme oder ähnlich.“ Bella war sich ja nicht einmal sicher, wie so ein Anfall bei ihr aussehen würde und wenn sie ehrlich sein sollte – so wollte sie es auch gar nicht wissen. Trotzdem seufzte sie so schwer als hätte sie einen Weg quer durch die Stadt vor sich und nicht einen Weg denn sie joggend in 5 Min hinter sich bringen würde. „Das schaffst du schon, Blondi.“, tröstete Mischa sie auf ihre eigene Art und Weise. „Naja… ich weiß nicht so recht… bei meiner schlechten Ausdauer!“, witzelte Bella und wedelte dabei theatralisch mit ihren Händen durch die Luft. Diesmal fingen beide Mädchen an zu kichern. Nachdem sie sich beruhigt haben, stand Bella endlich auf um das Klassenzimmer zu verlassen. Sie meldete sich an der digitalen Tafel ab, denn ein Lehrer war gerade weit und breit nicht ausfindig zu machen. Wenn sie sich beeilen würde, würde sie es vielleicht vor Ende der Pause wieder zurück schaffen.
„Ich bin in 10 Min wieder da.“, sprach Bella während sie auf die automatische Tür zusteuerte. „Was hast du denn vor so lange zu machen? Noch nebenbei ne Runde Schach spielen?“ Bella grinste matt „Vielleicht!“, war ihre Antwort ehe die Tür sich aufschob und Bella den Klassenraum verließ. Eilig lief sie die Rolltreppen hinunter, die sie von dem vierten Stock ins erste beförderten.
Bellas Schule befand sich in einem ziemlich großen Gebäude, wenn man bedachte das nur 98 Schüler sie derzeit besuchten. Doch für Bella gehörte dies zum Alltag. Gut, man sollte wohl erwähnen das man diese Schule seit dem Kindergarten bis zum Abschluss der Universität besuchen musste. Die Benedict Stiftung – auch genannt „die Firma“ - bildete nun mal ihre Mitglieder von klein auf für sich aus. Das Bridgetown Komplex – so hieß deren aktuelles Programm und in dieser riesigen Anlage wohnte Bella. Ausgerüstet war sie wie eine richtige Stadt. Alle Erwachsenen (mal abgesehen von den Putzfrauen, Gärtnern und ähnlichen „niedrigen“ Berufen) arbeiteten für die Benedict Stiftung in der Forschung. Ohne es zu wissen, ist ihre alleinige Anwesenheit schon ein Teil eines weitaus älteren Versuchs. Zuerst war diese Anlage für die Verhaltensforschung geplant. Wie würden sich die Superhirne eines ganzen Landes in einer gleichgestellten Gesellschaft so anstellen? Vielen war das damals nicht klar, auch Bella begriff dies erst viele Jahre später. Der zweite Grund für das Leben in dieser Stadt, war das die Wissenschaftler von der Firma so besser geschützt werden konnten. Im Gegenzug sollten diese nur weiter an ihre tollen Erfindungen arbeiten, damit die Firma diese in den vielen anderen „Kuppelstädten“ verbreiten konnten.
Das ganze Gelände wurde von unzähligen Patrouillen bewacht, die darauf achten sollten das kein „Abschaum“ in die Anlage eindrang. Als Abschaum wurden alle Menschen bezeichnet, die nach dem dritten Weltkrieg aufs Land strömten um nicht ein Opfer der in den Städten stattfindenden Kämpfen zu werden. Im Jahr 2016, wo der dritte Weltkrieg ausbrach, starben die europäischen Länder fast vollkommen aus, als sie sich den Amerikanern anschlossen die – wieder einmal – gegen die asiatischen Länder kämpften und vor allem Russland stürzen wollten. Der Krieg dauerte zwar nur 8 Monate, doch der Einsatz moderner Waffen machte es zu dem bestialischsten Krieg den die Menschheit bis dato erlebt hat. Allein bei dem Angriff auf Paris – das sich und Umgebung in ein riesiges Flüchtlingslager verwandelte – starben bei einem Streich über 100 Millionen Menschen, die Opfer einer neuen und verheerenden Atombombe. In einer Minute waren all die Menschen tot, verbrannt, erstickt, zerquetscht~ je nachdem wie weit sie sich von dem Kern entfernt befanden. Zwar bewirkte dieser Vorfall das die Zivilbevölkerung die aktuell regierenden Politiker stürzte, doch lang wahrte der Frieden nicht. Nach nur 5 Jahren entfachte der Krieg auf Provokation Russlands im Jahr 2022 neu. Durch mehrere Atombomben starben in einem Zeitraum von 3 Monaten 70% der übrig gebliebenen Weltbevölkerung. Ungefähr 20% der Menschen, die wie durch ein Wunder überlebten, fanden Zuflucht in speziell gebauten Städten, die Großteils unter der Erde lagen und die von riesigen Kuppeln geschützt wurden, die selber einen 2000 Tonnen Bombenangriff standhalten würden. Die Großmächte Europa, Russland und Amerika löschten sich fast vollständig aus. Was danach einkehrte war Chaos. Es gab keine Länder mehr, es gab nur noch diese Kuppelstädte die sich mit Rohstoffen austauschten. Trotz der atomaren Verseuchung um die meisten Städte herum, schienen viele Menschen „draußen“ überlebt zu haben. Wissenschaftler schätzen den Anteil auf 5% der Gesamtbevölkerung der Erde. Bei immerhin 1,8 Milliarden Menschen waren 5% knapp 90 Millionen Menschen. Die meisten lebten in kleinen „Rudeln“, wie die Kuppelbevölkerung zu sagen pflegte. All diese Informationen waren Bella zwar bekannt, doch sie schienen so weit entfernt zu sein. Dass sie jedoch ein wahres Luxusleben führte, konnte sie damals nicht ahnen…

Während Bella durch die Straßen lief, bemerkte sie das etwas anders war. Sie wurde zwei Mal von der Patrouillier angehalten und die ganzen Männer schienen in heller Aufregung zu sein. Bellas Fragen wollten oder konnten sie nicht beantworten, also musste sich die Blondine wohl damit abfinden das sie nicht erfahren würde wieso sie ihre Präsenz in den Straßen so drastisch verstärkt haben. Bella beließ es zu rennen, weil sie so nur häufiger aufgehalten werde würde und ahnte schon, dass sie es nicht rechtzeitig schaffen würde zum Unterrichtsbeginn wieder in der Klasse zu sein. Irgendwann erreichte sie schließlich ihr Reihenhaus auf Ebene 9, mit einem kleinem Hintergarten, 8 Zimmern und Keller. Ebene 9 war die bestgeschützte Ebene mit solaren Lichtquellen, die sich bemühten das natürliche Sonnenlicht bestmöglich zu imitieren. Das echte Sonnenlicht hat Bella in ihrem Leben noch niemals zu Gesicht bekommen. 8 Zimmer waren in dem engen Ebenen komplex der Benedict Anlage ein wahrer Luxus, von dem Mia nur Träumen dürfte. Sie bewohnte zusammen mit ihren Eltern die unterste Ebene und Bella war sie nur einmal dort besuchen. Die Lüftung funktionierte viel schlechter dort unten und es wimmelte nur so von suspekten Gestalten. Mias Mutter war Putzfrau und ihr Vater Wärter im Eingangsbereich der Firma. Das sich beide Mädchen befreundet haben, gleicht schon einem gesellschaftlichem Wunder. Für Mia war es außerdem die Gelegenheit etwas von einem besseren Leben zu schnuppern und somit motivierter beim Lernen zu sein. Wie dem auch sei~ Bellas Haus war ein solch großer Luxus, wie man den nur den reichsten der Reichen zutrauen konnte.
Bella benutzte nicht die Fronttür, sondern ging um das Haus herum und nahm die Küchentür, die eh immer offen stand. Mag unverständlich klingen, doch wer würde in Bridgetown schon klauen wollen? Wo man es so schnell herausfinden würde, wer es war? Diebe kamen höchstens in den untersten Schichten vor und selbst dort war die Anzahl eher gering~ Wer gegen die Regeln verstoß, würde Bridgetown verlassen müssen.
Doch irgendwas war diesmal anders, das spürte Bella schon als sie die Tür leicht offen stehen sah. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus, denn obwohl die Tür nie verschlossen war, so war diese doch immer zu. Selbst wenn die Besitzer im Haus waren. Die Lüftungsanlagen im Haus waren nun mal besser als die draußen und man bevorzugte es die Anlagen so arbeiten zu lassen das der Druck und die Temperatur in den Häusern immer gleich blieb. Blieb die Tür offen, wehte nur die frische Haus aus dem Haus nach draußen. Wer war als letztes zuhause? Marcy – die würde die Tür allerdings nie offen lassen. Während Bella die drei Stufen zur Tür hinaufkletterte, überkam sie eine immer schlimmere Vorahnung. Sie betrat die Küche und wusste nicht, was der Anblick der sich ihr bot bedeuten sollte. Alle möbel waren wild durcheinander geworfen, die Schubladen und Schranktüren waren offen und deren Inhalt lag auf dem Boden. Der Schrank mit dem Kennwortschutz wurde gewaltsam aufgebrochen, das Schloss sah verbrannt aus. Das erste was Bella tat, war es die Augen stark zuzukneifen um sie dann wieder weit aufzureißen. Hätten Gewaltfilme dieselbe Popularitäten wie in den 10 und 20ern, dann würde Bella sich wissen das jemand bei ihnen eingebrochen war. Bella war nicht dumm, das war sie keinesfalls, doch für sie war diese Geschichte viel zu unrealistisch, fast so wie ihre ganze Lebensgeschichte für den herkömmlichen Leser. Sie betrat die anderen Zimmer und überall bot sich der gleiche verwüstete Anblick. Einige der Elektrogeräte schienen sogar Kurzschlüsse bekommen zu haben. Speisezimmer, Elternschlafzimmer, Wohnzimmer: Überall waren die Möbel umgeschmissen worden und deren Inhalt lag zerstreut auf dem Boden. Vermutlich hätte Bella rausgehen sollen um einen der vielen Patrouille Männer aufzusuchen und ihnen von ihrem Fund zu berichten. Doch gesunde Neugier führte sie stattdessen ins zweite Geschoß. Die Tür von Oscars Zimmer, ihrem 23jährigem Bruder, war eingetreten. Seit Oscar 21 geworden ist, verschloss er das Zimmer vor der restlichen Familie. Seit dieser Zeit konnte Bella nicht einen einzigen Blick ins Zimmer werfen also genoss sie diese Möglichkeit nun umso mehr. Das Zimmer sah weder erwarten ganz normal aus. Es wurde nicht so demoliert wie die restlichen Zimmer, vielleicht weil sich nur ein Schreibtisch und ein Bett drin befanden? Den automatisierten Kleiderschrank der hinter der Tapete versteckt war, schien der Einbrecher nicht gekannt zu haben. Als Bella fertig damit war sich das Zimmer ihres Bruders einzuprägen, wer weiß wann sie dazu wieder Gelegenheit haben würde!, ging sie über zu Marcys Zimmer. Das Badezimmer überging sie – was sollte dort groß passiert sein? Das Zimmer Marcys war in pink-weiße-Streife gestrichen und überall lagen Plüschtiere herum. Für die sonst so „erwachsen“ wirkende Marcy war das doch ziemlich widersprüchlich. Was Bella sorgen bereitete, war der Fakt das die Stofftiere Großteiles zerfetzt in der Gegend lagen – als wäre jemand neugierig gewesen ob Stofftiere ähnliche Gedärme wie die Menschen besitzen. Kurz tat Marcy Bella leid, denn sie wusste um den emotionalen Wert der Stofftiere für ihre kleine Schwester, doch wegen des Wutanfalls am Morgen hielt sich dieses Mitleid in Grenzen. Schließlich blieb nur noch ein Zimmer übrig, denn das Gästezimmer beachtete die Blondine überhaupt nicht mehr, nämlich das ihre eigene. Während sie voller Anspannung auf ihre Zimmertür zuging, geschah etwas seltsames mit ihr. Ihr war etwas flau im Kopf und irgendwie~ schien ihre Sehkraft tatsächlich etwas ausgeprägter zu sein als morgens. Ohne jegliche Sehhilfen konnten sie das feine Muster der Nanotapete erkennen – die so konstruiert war das ein mögliches Feuer löscht, anstatt es ausbreiten zu lassen. Vielleicht war Bellas Aufregung zu groß, jedenfalls fand sie es nicht besonders seltsam dass sie nanomicrometer große Muster erkennen konnte. Mit bloßem Auge erkannte man sonst nur eine glatte Oberfläche, doch Bella konnte sie alle sehen! Allerdings war sie von anderen Dingen abgelenkt, so dass sie keine großen Gedanken daran verschwendete. Viel wichtiger war der ekelerregende Gestand der aus ihrem Zimmer kam. Er war so stark, dass Bella sogar daran dachte umzukehren und ihre Eltern anzurufen ohne in ihr eigenes Zimmer zu schauen. Als eine kleine Hilfe erwies sich diesmal ein Taschentuch, dass Bella aus ihrer Hosentasche zog. Für gewöhnlich hatte Bella nämlich Dauerschnupfen. Ihr Arzt meinte, dass wäre einfach nur eine weitere Krankheit mit der sie sich herumschlagen musste. Doch jetzt – jetzt war Bellas Nase staubtrocken, sie konnte wahrscheinlich zum ersten Mal seit sehr langer Zeit Gerüche anständig wahrnehmen, drum reagierte ihre Nase wohl empfindlicher als sost. Nichtsdestotrotz – auch für normale Menschen war der Geruch einfach nur furchtbar. Vor ihrer Zimmertür blieb Bella stehen. Sie war zu – was sie bedrohlicher wirken ließ als die anderen Zimmer. Was würde sie hinter der Tür erwarten? Der übliche Chaos? Oder mehr? Ihre Hand zitterte leicht als sie ihren Knauf berührte und dann umdrehte. Nachdem sie sich etwas etwas Mut zugesprochen hatte, stieß sie die Tür auf und sprang ins Zimmer. Drinnen war derselbe Chaos wie in den restlichen Räumen. Allerdings blieb hier kein einziges Möbelstück ganz. Das bett war umgeworfen und zwei Füße waren abgebrochen. Der Kleiderschrank lag ebenfalls auf dem Boden und es fehlt ihm der Rücken. Die festgemauerten Regale an den Wänden waren zwar ganz geblieben, dafür waren alle Bilder runtergeschmissen worden. Das ein Foto fehlte, würde niemandem auffallen. Sie lief zu den Regalen und suchte den Boden nach einem kleinem Buch ab, konnte es aber nicht finden. Erst jetzt kam ihr die Wut, beim Verschwinden ihres Tagebuchs, und sie fühlte sich als könnte sie die dafür verantwortliche Person eigenhändig in der Luft zerreißen. Sie konnte sich nicht lange an ihrer Wut erfreuen, ein äußerst beängstigendes aber gleichzeitig sehr angenehmes Gefühl, denn ihr Geruchsorgan meldete sich wieder und empfiehl eine möglichst rasche Entfernung aus diesem Raum. Noch ehe Bella die Tür erreichen konnte, übergab sie sich auf den flauschigen Teppich. Sie wischte über ihre Lippen und fühlte sich von sich selbst angeekelt. Schließlich rannte sie die Treppe nach unten und rannte aus dem Haus, raus auf die Straße. Zwei uniformierte Männer gingen gerade die Straße entlang und Bella lief auf sie zu, während ein seltsamer Druck sich in ihrem Kopf anstaute. Sie erreichte die Männer und obwohl das nur ein kleiner Sprint war, hämmerte ihr Herz wie wild und sie bekam kaum Luft. Sie griff nach dem Ärmel des Mannes und zeigte auf ihr Haus. „Da.“ Die Männer, fragten das verwirrte Mädchen ob es ihr gut ginge, doch diese schrie fast schon hysterisch „DA!“. Beide tauschten vielsagende Blicke aus und zogen ihre Waffen. Bella sah nie das diese Männer jemals in Anwesenheit der Zivilisten ihre Waffen zogen, doch irgendwann kam wohl immer das erste Mal. Die Männer schlichen sich an das Haus, einer ging drum herum um durch die Küchentür ins Haus zu gehen. Währenddessen stand Bella hilflos vor dem Haus und fasste sich an den Kopf. Sie hatte schreckliche Kopfschmerzen und ihr war so furchtbar schlecht. Als sie ein paar Schritte auf das Haus ihres Arztes und Nachbarn machte, fing die Welt vor ihren Augen an sich zu drehen. Ihr Herz hämmerte und alle Reize die von außen auf sie einströmten wirkten beinahe verstärkt. Da fiel es ihr ein. Ihre Pillen! Ihre Spritzen! Sie hatte an diesem Tag noch keine Medikamente zu sich genommen. War das ein Anfall? Sie fing an zu zittern und atmete immer hektischer, fast so als würde sie einen Panikanfall haben. Der Doktor. Der Doktor würde ihr helfen. Ihr war heiß und kalt zugleich und das Zittern wurde schlimmer. Bella verstand all dies nicht. Was geschah da mit ihr? Kam das wirklich von ihren Krankheiten? Schließlich erreichte sie das Haus des Doktors, schließlich war es nicht weit entfernt. Sie hob ihre Hand und hämmerte gegen. Bei jedem Schlag zuckte sie furchtbar auf, denn alle Geräusche erschienen ihr stärker denn je. War er überhaupt da? Die Tür ging kurze Zeit später auf, denn Dr.Goldmann befürchtete man würde seine Tür eintreten wollen. Dr.Goldmann öffnete die Tür im Morgenmantel und mit einer Zeitung bewaffnet und schien zu vergessen das anständige Leute um die Mittagszeit herum längst fertig angezogen waren. Dr.Goldmann schaute hingegen, als ob er der Meinung war das anständige Leute nicht einfach ungefragt reinplatzten und dabei noch seine Tür zu zertrümmern versuchten. Doch nachdem er Bellas seltsamen trüben Blick sah und das Beben ihres jungen Körpers stärker wurde, riss er die Augen weit auf und sah aus als wäre er dem Tod persönlich begegnet.
„Isabella! Was ist mit dir los? Hast du deine Medikamente genommen?!“, rief er und seine Stimme wirkte dabei seltsam schrill. Vielleicht kam es Bella auch nur seltsam schrill vor, weil ihr Gehör so empfindlich war, doch selbst wenn, sie achtete nicht besonders darauf. Sie war zu sehr damit beschäftigt zu verarbeiten was sie sah. Dr.Goldmann hatte auch allen Grund um hysterisch zu sein, denn als Projektleiter von B.Dakota wusste er Dinge, von denen Bella nichts ahnte. Er griff nach ihrem Arm und führte sie ins Wohnzimmer, was länger dauerte als es ihm lieb wäre, denn Bella zeigte sich sehr stur und wollte zuerst gar nicht weiter gehen. Schließlich schaffte der ältere Mann es jedoch das Mädchen auf sein Sofa zu verfrachten. „Was ist passiert, Bella? Was machst du hier?“, fragte er, während er versuchte die Blondine zu zwingen ihn anzukucken. „Jemand war in unserem Haus…“, gab sie leise von sich. ‚Jemand ist bei uns eingebrochen‘ oder ‚Jemand demolierte unser Haus‘ wären wohl passendere Ausdrücke gewesen, doch Isabella konnte in dem Moment kaum noch klar denken. Sie fühlte Schmerzen und diese überwältigten sie. Sie schaute Dr.Goldmann kurz an, wandte ihren Blick allerdings gleich erschrocken ab. Jede einzelne Hautzelle in ihrem Gesicht erschien ihr riesengroß, als wäre seine Haut eine Vulkanlandschaft. Ihr Arzt runzelte die Stirn und fragte mit einem ruhigeren Ton in der Stimme. „Kind… hast du deine Medikamente genommen?“ Ihm wäre lieber sie würde verneinen, dann würde er zumindest wissen was ihr fehlte. Hätte sie diese doch genommen und es wäre zu sowas gekommen…. Dr.Goldmann wollte lieber nicht dran denken. Zu seiner Erleichterung schüttelte Bella den Kopf und so drehte er sich zum Gehen um. „Warte hier! Rühr dich nicht vom Fleck!“ Der Mann eilte in sein „Behandlungszimmer“ und fing an nervös in einem der Schränke an zu kramen. Dr.Goldmann war nicht nur ein bekannter und geschätzter Arzt, er war vor allem Bellas persönlicher Arzt. Schließlich fand er das wonach er suchte und als Bella ihn das nächste Mal ankuckte, näherte er sich ihr mit drei Spritzen. Den Inhalt konnte das Mädchen nicht identifizieren, denn für gewöhnlich schien sie dieses Zeug nicht zu nehmen. Sie nahm weder Flüssigkeiten in der Farbe noch in den Mengen ein. Da Bella allerdings Fieber bekam und generell zu erschöpft wegen ihres „Anfalls“ war, konnte sie sich nicht wehren. Ihr Arzt legte sie auf dem Sofa hin während sie weiter zitterte und dann löste er das breite, dunkle Band um Bellas Handgelenk. Darunter befand sich ein Ventil für den Tropf, den Bella alle zwei Tage verabreicht bekam. Er war dauerhaft angebracht, da Bella sowohl den Tropf regelmäßig bekam, wie auch täglich mehrere Spritzen nehmen musste. Damit sich das Mädchen nicht immer wieder selbststechen musste, wurde einfach alles über dieses Ventil eingeflößt. Einmal alle 3 Wochen wurde das Ventil gewechselt, da die Flüssigkeit die in ihre Adern gelang den Kunststoff auf die Dauer wegätze. Bella fragte nicht wie es dazu kam das sie die Flüssigkeit einnehmen konnte ohne dass sie ihr schadete, während die Flüssigkeit gleichzeitig bewirkte das so hartes und widerspenstiges Kunststoff zerstört wurde. Sie nahm es als gegeben hin, denn sie kannte es gar nicht anders. Seit ihren frühen Kindertagen war sie auf ihre Medikamente angewiesen. Bella hielt die Augen geschlossen, während der Arzt die erste Spritze zur Hand nahm und sie Bella spritzen wollte. Doch Bella erbebte so stark, dass er innehielt und stattdessen vorsichtig ihr Lid anhob. Darunter befand sich eine leicht glänzende und silbrige Flüssigkeit. Der sonst so höfliche Dr.Goldmann fluchte laut und verpasste Bella eine Ohrfeige, aus einem reinem Impuls heraus, gelenkt von seiner Wut über das Mädchen. Wie konnte sie es nur wagen ihre Medikamente nicht zu nehmen?! Seine Arbeit in Gefahr bringen?! Der Ohnmacht nahe war Bella nicht fähig sich zu wehren oder gar zurück zu schlagen. Während der Doktor die Spritze wieder ansetzte, drehte sie ihren Kopf zur Seite und öffnete ihre Lieder halbwegs. Zuerst spritzte er ihr eine rosarote Flüssigkeit die seltsam blubberte. Bella würde es lustig finden~ wenn es ihr nicht gerade so furchtbar schlecht gehen würde. Nach dieser Spritze wurde sie furchtbar müde und es fiel ihr immer schwerer die Augen aufzuhalten. Als nächstes kam eine klare Flüssigkeit zum Einsatz, das Bella für Insulin hielt. Sie war so müde, dass sie sich fragte ob sie die letzte Spritze überhaupt noch mitbekommen würde. Sie ließ ihre Augen zufallen und sie wäre beinahe weggedöst wenn die andere Spritze nicht ganz anders gewesen wäre. Plötzlich fühlte es sich an als würde man ihr Feuer einspritzen. Sie riss ihre Augen auf und starrte die Spritze an, die der Doktor ihr noch nicht zu Ende verabreichen konnte. Sie hatte einen silbernen Schimmer und in ihr herum schwammen Millionen von kleinen schwarzen hässlichen Käfern. Jedenfalls dachte Bella es wären Käfer. Woher sollte sie auch wissen, dass es kleine Nanoroboter waren, die ihren Körper säubern sollten? Bella bekam Panik denn die Schmerzen wurden immer schlimmer. Es fühlte sich an, als würden die kleinen Käfer sie von Innenheraus auffressen. Sie fing an zu zocken und setzte sich plötzlich auf, wodurch Dr.Goldmann gezwungen war die Injektion zu unterbrechen. Ihr wurde übel und sie übergab sich auf Dr.Goldmanns Teppich. Dieser war anscheinend nicht ganz so froh darüber das sein Teppich mit Blut besudelt war, doch er hatte andere Sachen im Kopf als Bella anfing wie am Spieß zu kreischen. Er hielt ihr den Mund zu, doch sie versuchte ihn zu beißen. Bella war wahnsinnig, versuchte sich loszureißen und aufzustehen. Würden Blicke töten können, so wäre Dr.Goldmann tot umgefallen. Das war der Augenblick indem der alte Mann Angst bekam. Angst um sein Leben. Bella schüttete sich, die Nanoroboter taten ihre Arbeit. Der ratlose Doktor tat das einzige was ihm noch einfiel um sie ruhig zu stellen: Er holte aus und verpasste ihr seinen bestmöglichen Faustschlaf. Bella gingen sofort alle Lichter aus, ihre Umgebung zerschmilz zu einer undurchdringlichen schwarzen Masse und so bemerkte sie nichts mehr von dem was danach kam…

Impressum

Texte: Die Rechte zu den verwendeten Bildern liegen bei den jeweiligen Machern. Die Geschichte Bellas entspringt ganz meiner Phantasie.
Tag der Veröffentlichung: 13.02.2011

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