Menschen gehen vorüber und werden von ihren Betrachtern sofort analysiert. Aussehen, Verhalten und Mimik scheinen die Hauptfaktoren für den ersten Eindruck zu sein. Ein Eindruck dessen Wirkung wir kaum zu ignorieren vermögen.
Eine erwachsene Frau schlurft an mir vorbei. Kurze Jeans, ein lachsfarbenes, ausgeleiertes Trägershirt, welches die Annahme, dass diese Person einen BH trägt, stark in Frage stellt. Die fettigen, khakibraunen Haare unprofessionell nach hinten gebunden, ein übermässig verpickeltes Gesicht, gut gebräunt und eine Zigarette in der Hand.
Sie erscheint mir sofort absolut unsympathisch - unter anderem wegen ihrem verbissenen Gesichtsausdruck, welcher durch ein krampfhaftes Lächeln auch nicht fröhlicher wirkt.
Sie steht verloren an die Mauer gelehnt, in der dringenden Versuchung freundlich und gut gelaunt zu wirken. Einen Schreibblock in der Hand, mich unglaublich kritisch betrachtend. Argwöhnisch folgen ihre Augen meinem Schritt, wobei deren Abschätzigkeit kaum zu übersehen ist. Zögernd beginnt sie etwas auf ihrem Block zu kritzeln, was darauf hindeutet, dass sie entweder durch mich hindurch geblick hat oder mich ansonsten gerade - bestimmt in negativem Sinne - in ihren Text einbindet. Mir anscheinend einen guten Abend wünschend erwidert sie mein Lächeln, was jedoch ziemlich miserabel gelingt und ihrem dahingenuschelten Satz definitiv keine Wirkung verleiht.
Da fragt man sich doch wirklich, welche dieser beiden Personen sympathischer wirkt..
Die ungepflegte, verbissene Raucherin, die ansonsten einen phantastischen Charakter besitzt oder die einem extrem kritisch betrachtende Person, welche eigentlich nur gerade enorm konzentriert alle Details aufnimmt und im Übrigen eine absolut offene, vorurteilslose Person ist.
Hinzu kommt dieser grässlich erzwungene Gesichtsausdruck beiderseits. Wie soll man seinem Gegenüber denn ein ehrliches Lächeln schenken können, wenn dieser einem auf Anhieb vollkommen unsympathisch erscheint?
Fakt ist doch, dass dadurch erst das Gehirn von dem gewünschten Gefühl vollkommen überzeugt werden muss und dies ist nun mal vorwiegend die Stärke dieser glaubhaften Menschen, auch Politiker oder Schauspieler genannt - was bei einigen ja grundsätzlich das Selbe zu sein scheint.
Wie gelingt es diesen Kreaturen, ihre Glaubwürdigkeit so souverän zu vertreten? Die Antwort könnte Talent lauten, was aber nur ein kleiner Faktor unter dutzend Weiteren darstellt. So erfordert es wie in so vielen Bereichen in erster Linie Training - mentales Training.
Mentales Training kann mit Kopfkino verglichen werden. Bestimmte Abläufe oder Situationen werden in Gedanken abgespielt und somit die Verknüpfungen im Gehirn gefestigt. So ist es verblüffenderweise möglich, einen Rückwärtssalto ausschliesslich mit mentalem Training zu erlernen.
Da ich gerade bemerkt habe langsam in eine Dokumenation zu verfallen, breche ich meinen Text an dieser Stelle ab. Zudem habe ich sowieso immer meine Problem damit einen Schluss zu finden und wie ihr merkt, fällt er des Öfteren ziemlich unpassend und abgehackt aus...;-)
Tag der Veröffentlichung: 21.01.2012
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