Ein Sommernachtstraum
Mein Beitrag zum Kurzgeschichtenwettbewerb im Juli 2013
Titania in der Straßenbahn
The happiest girl
Es waren die letzten Sommerferien in meiner wilden Teenagerzeit. Wir genossen sie jeden Tag bis zum berauschenden Sonnenuntergang und berauscht waren wir auch. Der Sand des Sees klebte unter unseren nackten Füßen während wir braun gebrannt und voller wohliger Sommertags Hitze vom Strand durch den kleinen Wald nach Hause liefen. Wir lachten über alberne Witze und immer, wenn ein nettes Mädel auf dem Fahrrad an uns vorbei fuhr, drehten wir uns wie auf Kommando nach ihr um und riefen ihr nette und anzügliche Worte hinterher. Oft ernteten wir ein Lächeln und dann war unsere Laune kaum noch zu steigern. Zwei Stunden Zeit um zu duschen, mit einer gekonnten Bewegung den Style des Haares zu fixieren und in die frisch gewaschene Jeans zu schlüpfen. Ein duftendes Hemd aus dem Schrank über zu werfen und sich dann, braun gebrannt und unwiderstehlich im Club zu treffen um wieder auf die Jagd zu gehen denn ich und drei meiner besten Freunde, waren immer noch oder wieder einmal Single. Der Abend startete wie geplant, 22.00 Uhr am Südplatz. Als erstes zum „Burgermeister“. Die Hotdogs dort sind die besten der Stadt und Ich gab, der verlorenen Wette wegen, die erste Runde Bier aus.
Gelächter, lautes Gerede über unsinnige Dinge und jede Menge Bekannte, die sich ebenfalls dort trafen um das Leben zu feiern. Niemals wieder gab es eine unbeschwertere Zeit in meinem Leben. Ich erinnere mich zu gern daran.
Der Abend war noch warm vom unendlich sonnigen Tag und die Dunkelheit ließ sich noch Zeit, man ahnte sie gerade ein wenig. Der Duft des Sommers lag in der Luft und die Bässe der Musik aus dem Club waren schon dumpf zu hören. In wenigen Minuten sollten wir sie im ganzen Körper spüren. Das Adrenalin schoss uns durch den jugendlichen Körper und wir fühlten uns unsterblich.
Es waren so viele, so unglaublich schöne Mädchen dort. Viele kannte man, man redete, flirtete und erhoffte sich mehr.
Die Party war gut, wie erwartet. Der DJ war sein Geld wert. Die die jugendliche Südvorstadt tanzte im Takt, das Leben vibrierte. Wir verabredeten uns für die kommenden Tage mit den Anderen und wollten alle gemeinsam noch ein paar schöne, freie Tage miteinander genießen. Am Montag war das Fußballturnier, zu dem uns Eric einlud. Wir sagten natürlich zu.
So langsam leerten sich die Hallen, der Boden war jetzt gefüllt mit Flyern und geleerten Flaschen. Ein paar hatten zu viel, andere wollten noch weiter ziehen. Ich war ein wenig geknickt. Die Mädels waren zwar schön und interessant aber so richtig war heute nichts passiert. Kein Funke, nicht mal ein Fünkchen war übergesprungen. Ich hatte zwar ein paar nette Gespräche und Mia würde sich in der kommenden Woche melden.
Ich nahm meine Jacke, verabschiedete mich und ging zur Straßenbahn. Diese ließ auch gar nicht lange auf sich warten und dankbar ich stieg ein. Es waren kaum andere Fahrgäste in der Bahn. Ganz in Gedanken ließ ich mich, müde und schwer, direkt in den Sitz an der Tür fallen und stierte nach draußen. Die Stadt zog an mir vorbei und die Lichter verschwammen zu farbigen Streifen vor meinem Gesicht. Mir fielen die Augen zu und ich bemühte mich wach zu bleiben um meine Haltestelle nicht zu verpassen. Die Klingel deutete, dass die Straßenbahn weiter fahren und die Haltestelle verlassen würde. Ich sah zur Tür und langes blondes Haar flog plötzlich an mir vorbei. Das Mädchen lief etwa fünf Meter weiter und setzte sich. Sie kramte in ihrer Tasche und ich schaute ihr zu. Ich hatte sie schon gesehen, hier in unserer Gegend, aber ich kannte sie nicht. Leider.
Nach kurzer Zeit fand sie, wonach sie suchte und sie beendete die Unruhe in ihrer Tasche. Jetzt lagen ihre Arme verschränkt auf dem zerknautschten Bündel Ich schaute in ihr schmales Gesicht und ihr Blick traf meinen. Ihr Shirt spiegelte ihre dunkelgrünen Augen wieder und ihre kurze blaue Jeans zeigte schlanke und gleichmäßig gebräunte Beine. Ich sah sie an und war wie versteinert. Da war der Funke. Mit nur einem Blick von ihr war ich plötzlich hell wach. Ich hörte mein Herz schlagen und wahrscheinlich starrte ich sie wie ein Verrückter an. Sie schien bester Laune und noch hellwach zu sein. Ihr Haar fiel ihr luftig auf die Schultern, ein roter Stein hing an der silbernen Kette von ihrem Hals herab. Sie trug weiße Turnschuhe und schien eines von den Mädchen zu sein, die ich gern heute Abend kennen gelernt hätte. Ihre Ausstrahlung war unglaublich, ihr Wesen irgendwie elfenhaft. Ich starrte noch immer. Man, reiß dich zusammen, dachte ich mir. Junge was ist denn mit dir los, du verhälst ich wie ein Blödmann. Wahrscheinlich machst du ihr sogar Angst.
Doch jetzt, ohne jede Spur von Angst, schickte sie mir ein Lächeln. Ihre Augen strahlten mich an, ihr süßer Mund lächelte weiter und ich lächelte vorsichtig zurück. Sollte mir das gerade tatsächlich passieren? Die schönste Frau, die ich seit langem sah, saß mir mitten in der Nacht in der Straßenbahn gegenüber und schenkte mir ihr schönstes Lachen?
Ja, sie tat es. Die Bahn ruckelte und fuhr um die Ecke. Die Haltestelle, an der ich eigentlich aussteigen müsste, war nun nicht mehr weit entfernt. Was sollte ich tun? Weiterfahren, sie ansprechen, ihr meine Nummer geben?
Ich würde wahrscheinlich nie mehr die Gelegenheit dazu haben. Selbst wenn ich sie wieder einmal treffen sollte, würde ich nicht dazu kommen, mit ihr zu reden, ohne dass viele Menschen in unserer Nähe wären und wer weiß, vielleicht würde sie mich dann gar nicht bemerken.
Ich lächelte zurück, schaute ihr geradewegs ins Gesicht. Mein Interesse war jetzt offensichtlich zu erkennen. Die blonde Schönheit hielt dagegen. Sie nickte mir zu und ihr lebhaftes Wesen war jetzt deutlich zu erkennen. Ich war völlig von den Socken. Schnell näherte sich die Bahn der Haltestelle. Aussteigen und sie gehen lassen? Sitzen bleiben und mich vielleicht völlig blamieren? Was?!
Sie entschied für mich. Offensichtlich musste sie auch hier raus und sie lief tänzelnd zu dem Ausgang, an dem ich saß, direkt auf mich zu. Ich stand auf. Noch immer hatte ich den Blick nicht von ihr gelassen und das schien sie nicht zu stören.
Sie lief lachend auf mich zu. Ich stand dort und wartete, was passieren würde. „Hey“ sagte sie heiter, „Ich kenn dich doch“ Ich suchte nach Worten. Die Tür der Bahn öffnete sich jetzt.
Ich schaute direkt in ihre grünen Augen als sie sagte:“ Bist du nicht der kleine Bruder von Oliver?“ Ein Nicken war das einzige, was mir gelang. „Dann grüß ihn mal schön von mir“ rief sie lachend, während sie sportlich nach draußen hüpfte und in der Dunkelheit verschwand.
Tag der Veröffentlichung: 15.07.2013
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für das jüngere der beiden Alien.