Cover

Es war später Nachmittag in der kleinen Wüstenstadt und die bereits tiefstehende Sonne tauchte alles in ein warmes, goldenes Licht. Der Auserwählte ging langsam die Strasse entlang, als er einen Mann bemerkte der ihn zu beobachten schien. Er war am frühen Morgen hier in Gulch City angekommen, kurz nach Tagesanbruch, wo die Luft noch angenehm kühl war. Schweiß rann von seiner Stirn und sein nasses Hemd klebte an ihm wie eine zweite Haut. Mit der Hand wischte er sich den Schweiß aus seinen brennenden Augen, blieb stehen und sah sich um. Der Mann auf der anderen Straßenseite wirkte nicht gerade harmlos auf ihn. Er trug einen braunen Mantel der bis zu seinen Stiefeln reichte und ein Hut mit breiter Krempe tauchte sein Gesicht in Schatten. Wahrscheinlich wäre er ihm an einem andern Ort gar nicht aufgefallen aber hier in Gulch City beobachteten stand niemand auf der Straße und nahm sich die Zeit andere Menschen zu beobachten. Hier in der grauen Zone war jeder auf sich selbst bedacht, zumal es nicht mehr lange dauern würde bis die Dämmerung hereinbricht und die Nacht anbricht. Der Auserwählte schaute sich um und ging in den kleinen Gemischtwaren laden, dessen zerissene Markise über den leeren Schaufenstern im steten Wüstenwind flatterte. Er trat durch die Tür und blickte durch das schmutzige Schaufenster nach draußen, wo der Fremde immernoch unbewegt auf der anderen Straßenseite stand. „Wir schließen gleich“ ertönte eine Stimme aus dem dunklen Teil des Ladens wo sich ein großer Verkaufstresen befand. „Ich will mich nur umschauen“ sagte der Auserwählte mit einem Blick auf die leeren Regale und bemerkte gleichzeitig, das dies wahrscheinlich die schlecht möglichste Begründung für den Aufenthalt im Laden war. „Wir haben nichts was du brauchen könntest“ sagte die Stimme aus dem Schatten nachdrücklich. „Ich bin auf der Durchreise und brauche etwas zu Essen und suche ein Messer“, erwiderte der Auserwählte und machte ein paar Schritte auf den Tresen zu während sich vor seinen Augen, die immer deutlicher werdende Silhuette einer Frau langsam aus dem Dunkel schälte. Sie schien müde, und obwohl sie nicht sehr alt zu sein schien, auf höchstens fünfundzwanzig schätzte sie der Auserwählte, wirkte sie auf ihn wie eine alte Frau, die ein entbehrungsreiches Leben hinter sich hatte. „Wie ich sagte, begann er, ich habe Hunger und Suche etwas zu Essen. Irgendetwas um meinen knurrenden Magen zum schweigen zu bringen. Ich bin heute Morgen angekommen und möchte die Stadt wieder verlassen haben bevor es dunkel wird.“ DerAuserwählte zog die Augenbrauen hoch, neigte seinen Kopf und lächelte sie an. „Es wäre besser wenn du weit weg bist wenn die Nacht hereinbricht. Dies ist kein sicherer Ort für ein Kind“ antwortete die Frau und griff unter den dunklen Holztresen, holte drei eingepackte Schokoriegel hervor, legte sie auf den Tresen und schob sie zu ihm herüber, so das sie eine deutliche Spur in der dicken Staubschicht, welche den gesamten Tresen bedeckte, hinterließ. „hier kaufen wohl nicht mehr viele Leute ein?“ bemerkte der Auserwählte und malte mit seinem Zeigefinger einen kleinen Kreis in den Staub. „Nein, hier kauft schon lange keiner mehr ein. Früher als die Stadt noch lebte und die Regale voll waren, war der Laden eine Goldgrube. Von überall kamen sie her und erledigten ihre Wocheneinkäufe, doch seit dem großen Unglück leben hier nur noch wenige Menschen hier, die gelernt haben sich selbst zu versorgen, antwortete sie in einem beiläufigen Plauderton und er konnte in ihren Augen soetwas wie Sehnsucht erkennen. „Dies sind die letzten, sagte sie leise und deutete auf die Schokoriegel, ich werde mal nachschauen ob ich noch ein Messer für dich finde. Im Lager sind noch einige Dinge die wahrscheinlich sowieso nicht verkaufen werde. Nach einem kurzen Augenblick kehrte sie mit einer rostigen Machete in der Hand zurück. „Die hab ich noch gefunden, sagte sie, ich denke das ist das was du suchst“ Der Auserwählte nahm die Machete, betrachtete Sie und sah nach draußen, wo der Fremde immernoch stand. „Es ist gut möglich das das genau das ist was ich brauche“, murmelte er. „Kennst du den Kerl dort drüben?“, fragte er im Flüsterton. „Er ist vor ein paar Tagen in die Stadt gekommen. Er ist plötzlich aufgetaucht und niemand weiß wo er hergekommen ist.“ „Vor ein paar Tagen?, frragte er, Wo hat er die Nächte verbracht?“ „Ich weiß es nicht. Er ist immer mit der aufgehenden Sonne aufgetaucht und stand den ganzen Tag, so wie jetzt, vor der Hufschmiede und hat sich nicht gerührt.“ Er schaute weiter aus dem Fenster und versank in seinen Gedanken. Wer war dieser Kerl und was wollte er hier. Ein Zufall? Daran mochte er nicht so recht glauben. Zufällig verirrte sich niemand nach Gulch City. Dies war der letzte Aussenposten vor der Wüste. Vor der Wüste, wo sie damals war, vor dem großen Unglück. Jetzt war die Wüste überall. Gulch City war von ihr eingeschlossen und es war keine Oase. Er verstaute die Schokoriegel in seiner Hosentasche, nahm seinen Rucksack ab, überlegte kurz und setzte ihn wieder auf, öffnete seine Hose und schob die rostige Machete vorsichtig in sein rechtes Hosenbein. Der Auserwählte drehte sich um und ging zur Ladentür. Der kalte Stahl der Machete in seinem Hosenbein versetzte ihm eine Gänsehaut. Sie lag unbeweglich an seinem Oberschenkel und er konnte nur kleine Schritte machen. „Pass auf dich auf Kleiner“, sagte sie als er aus dem dunklen Laden in das blendende Sonnenlicht trat. „Das werd ich..... Das werd ich“ murmelte er. Der Auserwählte trat aus dem Laden, senkte seinen Kopf und ging auf den geheimnisvollen Mann zu. Der Sand der Straße knirschte bei jedem Schritt unter seinen Füßen. Er spürte wie seine Angst mit jedem Schritt größer wurde und er stellte sich vor wie er seine Machete herausziehen und ihn töten würde, falls er eine Gefahr für ihn darstellte. „Hey,du bist wohl nicht von hier“ sagte der Auserwählte. Der Mann schob seinen Hut ein wenig nach hinten und brummte: „Ich bin genausowenig von hier wie du“, ohne aufzublicken. Zwischen seinen Fingern ließ er eine Münze kreisen. Drüberhinweg und drunterdurch. Der Auserwählte schaute fasziniert auf seine Hand. „Du bist auf der Suche. Auf der Durchreise, genau wie ich. Aber was ich gesucht habe, hat mich bereits gefunden.“ Der Auserwählte legte eine Hand auf sein Hosenbein und fühlte den beruhigenden harten Stahl. „Und was hast du gesucht?“, fragte er. „Manchmal muss man nur warten. Und ich habe lange genug gewartet“ Der Auserwählte schaute immernoch gebannt auf die Münze, wie sie immer schnell ihren Tanz tanzte. Er riss seinen Blick los und schaute dem Fremden in die Augen. Erst jetzt wurde ihm klar was der Fremde gerade gesagt hat. „Du hast auf mich gewartet?“, fragte er. Der Fremde wusste also das er durch diese kleine Stadt kommen würde, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, noch bevor dieser antwortete. „Ja“, lautete seine kurze und knappe antwort. „Hier bin ich und jetzt?“
„Jetzt bist du hier, wie du so treffend bemerkt hast. Das ist alles. Du bist hier“ Dem Auserwählten war nicht ganz wohl bei der Sache. Wer war dieser Mann und was wollte er? „Es ist nicht gut hier zu sein wenn die Nacht hereinbricht“, bemerkte der Auserwählte beiläufig. „Nein, gewiss nicht“, erwiderte der Fremde und fasste in seine Manteltasche. Der Auserwählte zuckte kurz zusammen und versicherte sich das seine Machete immernoch da war wo er sie verstaut hatte. Obwohl der Fremde ihm irgendwie Angst machte war er doch innerlich ruhig. Die Angst spielte sich in seinem Kopf ab. „Ich werde jetzt gehen. Warum begleitest du mich nicht ein Stück, wir haben den gleichen Weg“ . Der Fremde schaute ihn an „Den gleichen Weg?“ „Ja. Raus aus dieser Stadt“ Der Fremde warf seinen Kopf nach hinten und lachte. „Ja, dann haben wir den gleichen Weg.“ Er nahm seine Tasche welche die ganze Zeit an der Hauswand hinter ihm lehnte, warf sie über die Schulter und die beiden gingen langsam die Hauptstrasse entlang. Vorbei am wenig einladend aussehenden Hotel, das schon bessere Zeiten gesehen hat. Wie sollte es auch an diesem Ort anders sein. An einem Ort wo man sich am Tage unwillkommen und ignoriert fühlt und in der Nacht um sein Leben fürchten musste. Die hölzernen Fassaden, vom Wind und dem ständig von ihm getragenen feinen Sand gebleicht, sahen trostlos aus. Ihre einstige farbenfrohe Pracht konnte man nicht einmal mehr erahnen.
Der Auserwählte wollte zurück zum Schienenstrang der ihn zu diesem Ort geführt hat und ihm weiter folgen. Doch die Station lag ausserhalb der Stadt und der Weg dorthin war in keinem guten Zustand.
In der Blüte ihrer Tage erreichten diesen Ort mehrere Züge aus den großen Städten. Viele Reisende trafen hier täglich ein. Einige residierten sicher im Hotel um den rustikalen Charme eines der wenigen Aussenposten zu geniessen. Sie warfen sich abends in ihre besten Kleider und besuchten das Restaurant oder spielten bis spät in die Nacht im Saloon Karten. Doch jetzt ist das alles Geschichte. Eine Vergangenheit die der stetige Sandsturm ebenfalls nach und nach verblassen ließ.
Über weite Strecken hatte der Sand die Gleise komplett verschlungen. Dies war zwar nicht das Ende der Welt sondern nur ein Außenposten, aber das Ende der Welt hatte ihn verschlungen. Niemanden kümmerte es mehr ob dieser Ort existierte oder nicht und es schien das selbst seine Bewohner bereits vor langer zeit aufgehört hatten zu existieren.
Die Gleise, welchen der Auserwählte bis hierher gefolgt war, führten weiter in die Wüste hineien zu den Minen und den Ogambo Farmen. Schon lange fuhr kein Zug mehr in diese Richtung, lange bevor der Strom der Waren und Reisenden versiegte, fuhr kein Zug mehr weiter als bis zur Station. Seit damals die beunruhigenden Meldungen von den Minen und den Farmen auftauchten ebbte der Zustrom stetig ab bis er letztendlich vollständig zu erliegen kam. Niemand weiß genau was in den Minen vorgefallen war. Viele Gerüchte machten die Runde aber keiner konnte mit sicherheit sagen was dort geschehen war.
Der Fremde trottete unbeteiligt neben dem Auserwählten her. Er hatte sich eine Zigarette angezündet und zog genüsslich daran. „Ich will zurück zu den Schienen..., sagte der Auserwählte und steckte beide Hände in die Hosentaschen, ...ich will ihnen weiter nach Osten folgen. Zu den Minen“. „In den Minen war schon lange keiner mehr“ sagte der Fremde und spuckte in den Sand. Die beiden passierten das Zollhaus, eine kleine Wellblechhütte deren Fenster zerbrochen und deren Tür aus den Angeln gerissen im Rahmen hing und im Wind knarrend hin und her pendelte. „Ich weiß. Und das ich hinein will hab ich ja auch nicht gesagt. Ich will an diesen Ort. Dort ist etwas das ich suchen soll“. „Aha,...sein Begleiter schnippte den Zigarettenstummel weg und blieb stehen..., Dort ist was du suchst?“ „Ja, dort ist was ich suchen soll“, der Auserwählte hielt ebenfalls inne und drehte sich zu ihm um. Tumbleweed rollte an ihnen vorbei und wurde von der Tür der Zollhütte, die im steten Wind schwang, wie von einem Flipper abelebkt und verfing sich in einem kaputten Zaun. Egal wie kräftig der Wind daran zerrte, hier war seine Reise zuende. „Ich werde dich begleiten“ , sagte der Fremde. „Wirst du das? Ich kann mich nicht daran erinnern dich darum gebeten zu haben?“„Ja, das werde ich“ . „Hab ich dich darum gebeten?“ „Nein, das musst du nicht“ Der Auserwählte war verwirrt. Was wollte dieser Mann. Warum wollte er zu den Minen und vorallendingen, warum wollte er ihn zu den Minen begleiten? Die Machete in seinem Hosenbein hatte ihre beruhigende Ausstrahlung verloren. „Warum solltest du dich dann opfern mich zu begleiten? An einen Ort von dem ich nicht einmal sicher bin das er noch existiert?“
„Die Minen haben einmal existiert. Sie waren die reichsten im ganzen Land, wenn nicht auf der ganzen Welt.“
„Ja, aber was ist dort jetzt? Wer ist dort jetzt? Niemand weiß was geschehen ist aber irgendetwas muss geschehen sein. Kein Mensch hat sich darum gekümmert als die Minen auf einmal nichts mehr abbauten und kein Erz mehr diesen Ort erreichte. Es fuhren Züge dorthin, aber keiner kam zurück. Warum hat es keinen gekümmert das Menschen auf einmal verschwunden sind. Ich bin mir sicher das auch Bergleute so etwas wie Familien haben“, er schaute nach oben in den wolkenlosen Himmel und atmete tief ein.
„Warum es keinen gekümmert hat?“, der Fremde stellte seine braune Ledertasche ab, „es wird seinen Grund haben das es niemanden kümmert. Hast du dich in dieser Stadt umgeschaut? Ist dir aufgefallen das sich hier jeder nur um sich selbst kümmert. Glaubst du sie tun das aus Gleichgültigkeit? Ich sage dir sie tun das aus Angst. Menschen fürchten sich nachdem etwas schreckliches Geschehen ist, sie fürchten sich das es auch ihnen passieren könnte“ Der Auerwählte schaute ihn fragend an. „Aber keiner weiß was genau passiert ist oder?“
„Sie müssen nicht wissen was passiert ist um sich zu fürchten, manchmal reicht es aus zu wissen das etwas passiert ist. Etwas so unaussprechliches das man es einfach akzeptiert ohne es zu hinterfragen.“
Die Sonne stand bereits tief über dem Horizont und um sie herum wurde das treiben auf den Straßen weniger und hektischer. Die Menschen verbarrikadierten ihre Fenster und verrammelten die Türen. Doch der Auserwählte und der Fremde standen regungslos auf der Straße zur Station, als ob sie nicht vom Fluch des unaussprechlichen betroffen waren. Doch die Nacht kam auch für sie näher.
Der Fremde griff seine Tasche, „Weißt du wer ich bin?“ Der Auserwählte sah ihn an, „Du bist auf der Suche genau wie ich. Deine Kleidung sagt mir das du weit gereist bist und dein Blick verrät mir das du......“
„Du weißt was ich vorgebe zu sein, du ziehst deine Schlußfolgerungen aus dem was du siehst, doch wer ich wirklich bin, kannst du nicht wissen“, unterbrach ihn der Fremde. „Ich habe Welten erschaffen und vernichtet. Ich bin älter als die Menschheit, so alt wie die Erde selbst. Ich werde gefürchtet und vereehrt, angebetet und verflucht. Ich bin immer da. Überall wohin du gehst wirst du Spuren von mir finden, denn ich war bereits dort. Immer wenn du glaubst du bist allein beobachte ich dich. Ich kenne deine Gedanken, bevor sie in dein Bewusstsein gelangen. Du hast kein Opfer gefunden, du hast ein Opfer gebracht. Du bietest dich an und du wirst erhört. Du bist mein und du warst es schon immer. Und schon bald werde ich kommen und deine Welt erschüttern. Das Leben wird nicht mehr sein wie es war, nichts wird sein wie es gewesen ist. Doch hab keine Angst. Ich bin es der sich fürchten muß. Du bist der Auserwählte. Und nicht ich habe dich gewählt. Es ist unser Schicksal das uns verbindet. Wir, du und ich sind Teile eines Ganzen und schon bald werden wir uns vereinen. So wie es vom Schicksal vorherbestimmt wurde. Der Auserwählte schaute sich um und runzelte die Stirn. . "Ähm, du...", räusperte sich der Auserwählte und zog seine rechte Augenbraue nach oben, " das mit dem vereinen...also...ich weiß nich aber du bist irgendwie nich mein Typ...ist das irgendwie körperlich... weil...", er dreht sich herum und schüttelt kaum merklich den Kopf bevor er sich wieder dem Fremden zuwandte, " ich hab mir ja schon öfter mal einen runtergeholt und ich gebe zu das ich dabei nicht immer an Mädchen gedacht habe, aber an" ....er redete immer schneller und kratzte sich im Schritt...."an so etwas wie dich habe ich dabei nicht gedacht. Ich meine an so jemanden wie dich wer würde schon daran denken wenn er sich an der Nudel spielt..du hast ja gesagt das du.." er hob seine Stimme und äffte den Fremden nach..."schon gewesen bist wo ich war, weißt was ich denke und älter bist als die Menschheit. Also ich denke mir gerade..."er holte tief Luft und lächelte, "Wer zur Hölle ist der Typ, was will er von mir und verdammt nochmal wie kommt auf die Nummer mit dem vereinigen?" Schweigen. Der Fremde verdrehte seine Augen. Er war nicht viel größer als der Auserwählte und blickte gelassen in dessen Augen. Er machte einen Schritt nach vorn. Beide blinzelten nicht und schauten dem anderen in die Augen. Die Vögel schienen verstummt zu sein. Kein Blatt raschelte, sogar der stete Wind verstarb. "Ich..., begann der Fremde, "habe keine Schimmer wie die Vereinigungsnummer laufen soll. Ich mache hier nur meinen Job" "Was ist das für ein Job?" "Mich mit dem Auserwählten zu vereinigen" "Aha.“ Schweigen. Doch diesmal schien es eine Ewigkeit zu dauern. "Du bist der Auserwählte und ich bin.." .."der Vereiniger?, lachte der Auserwählte, is dir schon klar das das selbst für nen Gladiatoren nen ziemlich blöder Name wäre" Der Fremde zog einen Mundwinkel nach oben, fast ein halbes lächeln. "Ich bin nicht der Vereiniger ich bin Morutabana, falls es dich interessiert. Ich bin hier weil ich dich gesucht habe" "War mir irgendwie klar nach deinem Geschwafel"
"Siiiiicher das. Du hast bestimmt gedacht was für ein Freak" " ich denke du weißt was ich denke" "Tu ich auch"
"Aha" "Warum sagst du dann das du dich fragst was ich wohl gedacht habe als du angefangen hast?" "Ich war auf den Text konzentriert" "Ach, dann erzählst du also nicht jedem kleinen Jungen nach einer eeeendlosen Einleitung das du dich mit ihnen vereinigen willst?"
„NEIN, lachte Morutabana schallend, mitnichten. Nur mit dir denn nur du bist der Auserwählte“ Der Auserwählte schaute sich um. Die Straße war bereits in Schatten getaucht und die Sonne berührte den Horizont. „Wir sollten uns beeilen“ „Ja das sollten wir“ Die beiden gingen weiter. Der Auserwählte machte viele kleine Schritte und trippelte neben Morutabana, zügig in Richtung der kleinen Bahnstation.
Das weiße Holz der Fassade war bereits dabei, mit der Umgebung zu einem schwarzen Nichts zu verschmelzen. Nur mühsam ließen sich noch ihre Umrisse erkennen. Morutabana hielt einen Moment inne und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Griff in seine Manteltasche, holte eine Zigarette heraus und zündete sie mit einem Streichholz an. Der Auserwählte ging auf die Tür der ehemaligen Wartehalle zu und öffnete sie langsam. Ein lautes ächzen durchschnitt die Stille der Nacht und langsam betrat er den Wartesaal dessen Boden mit Sand bedeckt war, wie er an dem knirschen unter seinen Füßen erkannte. Seine Augen hatten Mühe etwas zu erkennen, doch langsam gewöhnten sie sich an die Dunkelheit und er sah die langen Bänke auf denen einst die Reisenden saßen. An der gegenüberliegenden Wand prangte noch die Anzeige der Züge mit ihren Abfahrtszeiten. Sie hatten elegante Namen wie Desert Wind oder Desert Rose. Lange ist es her, das der letzte Zug die Station verlassen hatte. Verlassen in Richtung der verbleibenden Zivilisation, fern von diesem Ort. Viele hatten es jedoch vorgezogen hier zu bleiben, hier in ihrer Heimat.
MONTAG 16:34 NEW AMSTERDAM via Orlando, Nesbita, Toledo
Stand in der obersten Zeile. Der letzte Zug, dachte der Auserwählte und wischte mit seinem Ärmel den Staub vom zerbrochenen Glas des Fahrplans an der Wand. Der letzte Zug fuhr vor langer Zeit, vor Jahren. Und er hat eine Stadt verlassen die sich verändert hatte. Etwas war in den Minen, und dieses Etwas verbreitete Angst und schrecken. Ob es immernoch in den Mienen war konnte niemand sagen und niemand hatte sich je daran gemacht es herauszufinden. Morutabana war ihm zwischenzeitlich in die Wartehalle gefolgt und betrachtete den Fahrkartenschalter. Es gab zwei Fahrkartenschalter in der Wartehalle und in den Fenstern beider hing immernoch ein kleines rundes Schild mit der Aufschrift GEÖFFNET. In einem der Schalter stand ein voller Aschenbecher neben dem ein ungeöffnetes Päckchen MARLOBO Zigaretten lag. Eine halb abgerissene Karte hing dem kleinen Metallkasten in welchem sich die Billetrollen befanden. Morutabana ging ein wenig näher heran und griff durch die Sprechöffnung nach den Zigaretten. Er nahm sie in die Hand, wischte den Staub von der Packung und betrachtete sie nachdenklich. Vermutlich noch rauchbar dachte er und verstaute sie in der Innentasche seines Mantels. Er griff ein weiteres mal durch die Öffnung und riß das Ticket ab. 26. Mai 17: 46 1.Klasse Los Anchelos stand dort in vergilbten Lettern. Der Auserwählte kam zu ihm herüber, nahm das Ticket schweigend aus seiner Hand und betrachtete es lange. „Warum haben die keine Jahreszahlen auf die Tickets gedruckt, es wäre noch Platz gewesen“ Morutabana schaute auf die große Anzeigetafel. „16:34 fuhr ein Zug nach New Amsterdam, murmelte er leise, und um 17:46 wäre ein weiterer nach Los Anchelos gefahren. Etwas mehr als eine Stunde hat es gedauert“ „Was hat nur etwas länger als ‚ne Stunde gedauert?“ fragte der Auserwählte „Was auch immer hier passiert ist. Was auch immer hier geschah dauerte nur eine Stunde.“ „Wie kommst du darauf?“ „Nun ja, draußen auf dem Gleis steht noch ein Zug. Ein Zug der nie abgefahren ist und nie seinen Bestimmungsort erreicht hat und ihn wohl auch niemals erreichen wird“ Der Auserwählte versuchte etwas durch die schmutzigen großen Scheiben an der hinteren Wand er Wartehalle zu erkennen. Doch das dunkel der Nacht und die dicke Schicht aus Staub und Sand welche die Scheiben bedeckten machten es unmöglich zu sehen was sich draußen befand. „Glaub mir, da steht ein Zug“ Morutabana sah ihn an. „Ich weiß es weil ich gestern bei Tageslicht hier war und ihn gesehen habe.“ Der Auserwählte ging zur großen Fensterscheibe und wischte darüber. Ihm war klar das der Schmutz auf der anderen Seite so nicht zu beseitigen war. Aber er wollte ihn mit eigenen Augen sehen. „Was machen wir jetzt?“ wollte er von Morutabana wissen. „Du bist der Auserwählte und ich bin nur ein Reisender, sag du es mir“ Der Auserwählte schaute sich um „Wir bleiben heute Nacht hier“ Er tastete vorsichtig nach etwas das wie ein Lichtschalter aussah und strich mit den Fingerspitzen darüber. Er glaubte nicht daran das es etwas bringen würde ihn zu betätigen, er zögerte einen Moment, hielt die Luft an und dachte sich, warum eigentlich nicht? Warum sollte an diesem Ort wo es immernoch Leben gab es nicht auch noch Strom geben. Er drückte den Schalter vorsichtig und nach einem lauten Knacken irgendwo in der Dunkelheit erhellten wie von Geisterhand flackernde Neonröhren an der Decke den Saal. Die beiden sahen sich um. Koffer standen an der Wand. Jacken und Mäntel hingen an den Kleiderständern neben der Tür. Eine Puppe lag verdreht auf einer der Bänke. „Mit sowas hab ich auch mal gespielt“; sagte der Auserwählte. Morutabana beachtete ihn nicht und schaute wieder gebannt auf den Fahrkartenschalter aus dem er das Ticket und Zigaretten geangelt hatte. „Nicht was du denkst. Ich habe ihre Köpfe abgerissen und damit Ball gespielt“ grinste er. „Was fällt dir auf?“ fragte Morutabana leise. „Ausser das du mir nicht zuhörst?..... Auf dem Stuhl dort hängt noch eine Jacke. Wahrscheinlich war es demjenigen der dort arbeitete zu warm und er hat sie ausgezogen“ Der Auserwählte ging zum Schalter, „Naja, is ja auch warm hier am Tage schließlich ist das eine Wüstenstadt. Kalte Nächte, heiße Tage“. „Ja, aber warum hat er sie nicht mitgenommen als er seinen Arbeitsplatz verlassen hat?“ Mrs. Jackson, las der Auserwählte auf dem Schild im Fenster. „war wohl vergesslich die Gute Mrs. Jackson“ lachte er. Morutabana sah ihn an. „ Jaja ich weiß, warum hängt die Jacke noch hier wenn es ein gewöhnlicher Feierabend war. Bin ja nich doof“ Morutabana nahm die Schachtel Marlobo Zigaretten aus seinem Mantel „Ein ungeöffnetes Päckchen lässt auch nicht auf einen normalen Feierabend schließen“ Der Auserwählte ging zu der kleinen Tür neben den Schaltern, öffnete sie und trat hinein. Er ging zu Mrs jacksons Platz, setzte sich auf den Drehstuhl und sah sich um. Die halboffene Schublade war voller Geld. Zerknitterte und glatte Dollarnoten. Über Tausend Dollar, dachte er bei sich. Auf der kleinen Ablage zu seiner rechten lag eine Tupperwaredose und auf ihr eine angebissene Scheibe mittlerweile mumifiziertes Brot. Auf dem kleinen Bildschirm der auf dem Kassentresen stand blinkte schwach in grünen Buchstaben ERROR. Morutabana sah den Auserwählten an. Dieser blickte auf und grinste. „Hallo mein Name ist Gundula Jackson und leider kann ich ihnen keine Fahrkarte für den letzten Zug verkaufen. Das Computersystem ist abgestürzt und ich habe keinen Kontakt mehr zur Außenwelt. Sie hätten sich das schon früher Überlegen sollen sich von hier zu verpissen. Der Zug steht zwar noch im Bahnhof aber der Lokführer ist schon über alle Berge.“ Morutabana konnte sich das lachen nicht verkneifen. „Wenn es sie nicht stört würde ich jetzt gern mein Pausenbrot weiteressen bevor es vergammelt. Und außerdem hab ich eh gleich Feierabend. Wissen sie was, ich würde ihnen gern noch eine Zigarette anbieten und eine mit ihnen rauchen aber so ein komischer Kerl hat sie mir leider geklaut. Naja, nichts für ungut. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag an diesem zum Untergang verdammten Ort. Bitte reisen sie bald wieder mit Union Atlantik“ Beide lachten laut und herzlich. Der Auserwählte stand auf, verließ die Kasse und sah sich in der Wartehalle um. In seinem Kopf geisterte die Farge herum, warum nicht alle diesen Ort verlassen haben. Die Frau in dem kleinen Gemischtwarenladen wo er seine Machete bekommen hatte, die das gehen für ihn im Augenblick beschwerlich machte, war geblieben. Als er eine dunkle Ecke der Wartehalle erreicht hatte, öffnete er seine Hose und zog die Machete heraus. Er hielt sie in beiden Händen, betrachtete sie, nahm seinen Rucksack ab und schob sie hinein. Sie war etwas zu groß und der hölzerne Griff schaute ein wenig heraus. Er schaute unauffällig zu Morutabana und entschied für sich das er keine Gefahr für ihn darstellte. Und selbst wenn, dann könnte er immernoch schnell weglaufen. Er setzte sich in eine dunkle Ecke in der Wartehalle und Morutabana kam zu ihm herüber und setzte sich zu ihm. „Wir sollten heute Nacht hierbleiben und uns morgen überlegen wie wir in die Minenstadt kommen“, sagte Morutabana, griff eine Zeitung, knüllte sie zusammen und holte seine Streichhölzer aus der Tasche. Der Auserwählte stand, auf ging zur Tür, holte ein paar kleine Holzbretter die jemand offensichtlich einmal zu reperaturzwecken neben dieser abgestellt hatte und stellte sie zu einem kleinen Tipi gelehnt vor ihnen auf. Morutabana stopfte das Papier unter die Holzscheite und entzündete es mit einem Streichholz. „So wie das Feuer Papier verzehrt, so verzehrt das Leben uns“. Der Auserwählte sah ihn an. „Das sollte uns heute Nacht warmhalten, sagte er, Ich frage mich nur wie du dir offenbar so sicher sein kannst das es hier in der Nacht ungefährlich ist?“ Morutabana hatte sich in der Zwischenzeit eine weitere Zigarette angezündet „Was einmal so gefürchtet wurde hat diesen Ort nie erreicht. Nichtsdesttrotz fürchten sich die Menschen noch immer vor etwas das niemals hier war. Es ist der Schatten des bösen der diese Stadt gefangen hält, nicht das böse selbst. Niemand hat von hier flüchten müssen. Aber einmal in Panik geraten, sind Menschen wie Tiere. Sie denken nur an ihr eigenes Fell. Und die vielen Geschichten die man sich am Anfang erzählte taten ihr übriges. Panik hat sie ergriffen und Angst ist geblieben. Wir sind heute Nacht sicher hier“ Der Auserwählte starrte ins Feuer. Er bemerkte das er hungrig war, holte einen der Schokoriegel aus seiner Hosentasche und bot ihn Morutabana an. Dieser schüttelte den Kopf „Iss du, ich habe keinen Hunger“. Der Auserwählte entfernte das bunte Papier und biss hinein. Nachdem er den Schokoriegel genüßlich verspeist hatte, fielen ihm die Augen zu und er dachte darüber nach, ob Morutabana wirklich recht hatte und dieser Ort sicher war. Er fragte sich wie jeden Abend, was der nächste Tag wohl mitsichbringen würde. Wer war dieser Fremde, der sich Morutabana nannte und warum hatte er tief in seinem inneren das Gefühl das er ihm vertrauen konnte? Seine Augenlieder wurden immer schwerer und er nahm seinen Rucksack ab, legte ihn auf den sandigen Boden, rollte sich zusammen und bettete seinen Kopf darauf. „Schlaf ruhig. Wenn es dich beruhigt werde ich noch ein wenig Wachen“, sagte Morutabana. „Ja tu das“, murmelte der Auserwählte schläfrig bevor ihm die Augen endgültig zufielen un der Schlaf ihn übermannte. Morutabana nahm noch einen tiefen zug von seiner Zigarette und schnippte den Stummel in das knisternde Feuer.
Die Sonne hatte kaum den Horizont überschritten als der Auserwählte erwachte, seine Augen öffnete und sich streckte. Die Nacht auf dem harten Boden konnte er überall in seinem Körper spüren. Er blickte hinüber zu Morutabana der noch friedlich schlummerte und leise vor sich hin schnarchte. Das Feuer das sie am vorigen Abend entzündet hatten war verloschen und die Asche schon lange kalt. Der Auserwählte stand auf und ging langsam zu der großen Glasscheibe, welche den Wartesaal vom Bahnsteig trennte. Deutlich konnte er erkennen wo er gestern, in der Dunkelheit, über die Scheibe gewischt hatte, sehen was sich auf der anderen Seite befand konnte er jedoch nicht. Der Sand und Staub der die Scheibe von der anderen Seite bedeckte, tauchte den ganzen Raum in ein diffuses braunes Licht, doch der Schatten der durch die leuchtenden braune Glasfront fiel, ließ ihn zumindest erahnen das etwas großes vor der Scheibe stand.
Behutsam offnete er die Doppeltür zum Bahnsteig und trat in die warme Morgensonne. Von ihren Strahlen geblendet hob er die Hand vor seine Augen um etwas zu erkennen. Da stand er. Der Letzte Zug. Er betrachtete ihn voller Erfurcht und sein Blick wanderte den stählernen Koloss entlang. Eine silbern glänzende Lokomotive und 6 weiß orange Waggons mit dem Union Atlantik Logo standen dort einsam und verlassen. 200 Tonnen Stahl mitten im Nirgendwo. Er erinnerte sich wie er als kleiner Junge mit seiner Modelleisenbahn gespielt hat. Jeden Tag ließ er seine Züge zur Minenstation fahren. Es waren viele Runden auf der 2 x 3 m großen Holzplatte nötig ihn dort ankommen zu lassen. Er befüllte die Erzwaggons mit Sand und ließ den voll beladenen Zug ebensoviele Runden wieder zurück nach Hause fahren. Wann wohl der letzte Passagier in diesen Waggons saß fragte er sich, während er zur Lokomotive, einer großen Bulldognäsigen E13 ging. Er hatte vor langer Zeit eine solche Lokomotive auf seiner Modelleisenbahn. Ewig hatte seine Großmutter gezögert ihm dieses teure Stück zu schenken. Aber als er sie dann am Jahresendfest unter seiner Palme fand freute er sich so sehr darüber das er vergaß seine anderen Geschenke zu öffnen. Eine DieselMotiveDivison E13, 1235 PS, 90 Tonnen Gewicht, Höchstgeschwindigkeit 100 Meilen pro Stunde. Jäh wurde er aus seinen Gedanken gerissen. „Guten Morgen Auserwählter“ eine Hand legte sich auf seine Schulter und es war Morutabana der sich, mittlerweile ausgeschlafen, von hinten genähert hatte. „Bist du schon lange wach?“, fragte der Auserwählte und ergriff die Hand. „Lange genug um zu sehen das du der Vergangenheit nachhängst“ Der Auserwählte nimmt die Hand von seiner Schulter, dreht sich um und lässt sie fallen. „Vereinigen läuft nicht“, lächelte er, und nenn mich nicht Auserwählter, ich habe auch einen Namen.“ „Kieran“, sagte Morutabana und Kieran, dem Auserwählten, lief ein Schauer über den Rücken. „Du kennst meinen Namen? Langsam machst du mir Angst“. „Du brauchst keine Angst zu haben, das habe ich dir schon gesagt. Ich bin es, der sich fürchten muß, fuhr Morutabana fort, du bist der Auserwählte und ich bin hier um dir zu helfen, denn das ist der Plan.“ Kieran machte einige Schritte rückwärts. „Soso, der Plan. Du bist echt Merkwürdig, weißt du das?“ fragte Kieran, „Du tauchst plötzlich auf, erzählst mir das du auf mich gewartet hast, mich begleiten wirst und jetzt kennst du meinen Namen?“ „Ich kenne deinen Namen aus einem Traum“, sagte Morutabana und Kieran sah ihn verwirrt an. „Aus einem Traum?“ Kieran ging noch ein paar weitere Schritte rückwärts, drehte sich um und ging langsam zur Lokomotive. „Ich frag besser nicht was du noch geträumt hast“, flüsterte er, so leise das Morutabana es nicht verstand, „wo bin ich hier nur reingeraten. Als ob mir die ganze Scheiße nicht eh schon zum Hals heraushängt“. Er erklomm die Trittstufen des Führerstandes und drückte die Klinke herunter. Sie ist nicht verschlossen, hätte mich auch gewundert dachte er sich und öffnete sie. Morutabana folgte ihm. Der Auserwählte wischte den Staub und Sand vom Fahrerpult und die Seriennummer der Lokomotive kam zum vorschein „“ las er. Er blickte durch die Frontscheibe und die Gleise vor Lokomotive waren klar zu erkennen. Der Sand hatte sie nicht verdeckt, er häufte sich an der Windseite des Gleiskörpers bis zur Schienenoberkannte. „Wolltest du nicht immer schon einmal Lokomotivführer spielen?“ fragte Morutabana. „Tja, das einzige Problem ist das der Zug ursprünglich in die falsche Richtung fahren sollte. Naja, falsch für uns. Auf meiner Modelleisenbahn hätte ich sie hochgenommen und am anderen Ende vor den Zug gesetzt und wäre losgefahren. Abgesehen davon das ich keine Ahnung habe wie man das Ding startet, würden wir ersteinmal in die falsche Richtung fahren“ Morutabana öffnete das Seitenfenster und schaute in Fahrtrichtung hinaus. „Das sollte unser kleinstes Problem sein. Wir fahren einfach in diese Richtung bis wir zu einer Wendeanlage kommen. Wenn ich mich nicht irre und das tue ich selten, er zog seinen Kopf wieder herein, nahm seinen Hut ab und klopfte den Staub heraus, dann ist die nächste Stadt in dieser Richtung Han Ova“ „Ja Han Ova, die Hauptstadt des Dairy States“ schnaubte der Auserwählte leicht verächtlich. „Schaun wir mal ob wir den Koloss irgendwie zum Leben erwecken können“ Er wischte über den kleinen Monitor der mitten auf der Konsole angebracht war und starrte auf den schwarzen Bildschirm der plötzlich zum Leben erwachte. Oben Links blinkte ein Cursor und es erschienen im Schein der Morgensonne die durch das Seitenfenster strahlte die Worte DIESELMOTIVEDIVISION....... ......WELCOME.....“Hmmmmm, murmelte der Auserwählte, es lebt“ und lachte. Auf der Konsole erwachten ebenfalls einige der Anzeigen und Kontrollleuchten zum Leben. IGNITE ENGINE?....PRESS „IGNITE“ TO IGNITE ENGINE.....“Und es spricht zu uns“ nun konnte sich auch Morutabana es nicht mehr verkneifen zu lachen. „Dann tu was es uns befiehlt“ Kieran studierte die kleinen Schilder unterhalb eines jeden Knopfes auf der Konsole. IGNITE stand dort in schwarzen gravierten Lettern die schon fast nicht mehr zu erkennen waren. Er setzte seinen Finger auf den Knopf, zögerte einen Moment und drückte ihn herunter.
Es dauerte einen Moment und ein rythmisches klacken war aus dem Motorraum zu hören. Er hielt den Knopf gedrückt und mit einem lauten Knall, gefolgt von kurzen wummernden Vibrationen schien die Lokomotive wirklich wieder zum Leben zu erwachen. Morutabana schaute wieder aus dem Fenster und blickte zum Dach der Lokomotive. Ein dichte Wolke schwarzen Qualms stand über ihnen und es roch nach verbranntem Diesel. Ein Duft den er schon lange vergessen hatte und der ihn mit Wehmut erfüllte. Zögernd ließ der Auserwählte den Knopf los. Er befürchtete das der Motor wieder verstummen würde wenn er ihn nicht lange genug gedrückt hielt. Nach wenigen Minuten jedoch lief der große Dieselmotor mit monotonem Brummen langsam vor sich hin.
......ENGINE RUNNING......READY TO GO…….DIESELMOTIVEDIVISON…….WE POWER THE FUTURE…… We Power the Future, damit habt ihr keinen sehr großen Erfolg gehabt dachte er und griff mit beiden Händen den Fahrstufenregler der wie ein Lenkrad anmutete. „Ich glaube es kann losgehen“ „Das glaube ich auch,erwiderte Morutabana, je früher desto besser“
Der Auserwählte drehte den Fahrstufenregler langsam im Uhrzeigersinn. Mit jedem spürbaren einrasten wurde der Dieselmotor ein wenig lauter und wummerte ein wenig schneller. Die Lokomotive bewegte sich jedoch keinen Zentimeter.
........INITIATE DRIVING DIRECTION........PULL LEVER TOWARDS YOU TO REVERSE....PUSH LEVER TO GO FORWARDS.....“Hebel ziehen” sagte er zu sich selbst. “Hebel drücken…nach vorn”, warf Morutabana ein. Der Auserwählte drehte den Fahrstufenregler zurück auf Null, ergriff den Fahrtrichtungshebel und drückte ihn nach vorn bis er Lautstark einrastete. Mit einem erneuten Dreh am fahrstufenregler ließ er das eiserne Ungetüm wieder lauter werden, doch auch diesmal machte es keine anstalten sich zu bewegen. .......RELEASE BREAKS.....Er fasste mit beiden Händen den Bremshebel und riss an ihm so stark er konnte. Mit einem kräftigen Ruck, der die beiden fast von den Beinen warf, setzte sich die majestätische E13 langsam in Bewegung. Der Auserwählte setzte sich in den Sitz auf der rechten Seite des Führerstandes von wo aus er alle Armaturen, Hebel und Knöpfe erreichen konnte.
Ächzend und knirschend setzte sich der Zug langsam in Bewegung und nahm Fahrt auf. Der Auserwählte fühlte sich großartig. Er blickte aus dem Fenster und sah den Bahnhof, den Güterschuppen und eine alte Lagerhalle vorbeiziehen. Auf der Straße neben der Strecke standen einige Menschen und schauten ungläubig wie sich der Zug langsam seinen Weg aus der Stadt bahnte. Die Gleise waren verzweigt und sie rumpelten über viele Weichen, die schon seit Jahren keine Richtungsänderung mehr vorgaben. Ein weiterer dreh am Fahrstufenregler und der Zug nahm mehr Fahrt auf begleitet von einem seine Tonlage verändernden monotonen brummen des Dieselmotors. Schon bald hatte der Zug die letzte Weichenstraße durchfahren, das Gleis neben ihnen, welches sie seit der Station begleitet hatte, neigte sich nach links in eine andere Richtung und nur noch die beiden eiserne Schienen ihres eigenen Gleises, liefen vor der Lok dem Horizont entgegen. Sie waren auf dem Weg nach Han Ova. Nur etwa 30 Meilen trennten sie von ihrem Ziel, von dem Punkt an dem ihre Fahrt sie hoffentlich in die Richtige Richtung führen würde, zu den Minen und den Ogambo Farmen. Kieran schaute auf den Monitor und bemerkte das sich die Anzeige veränderte.......CONNECTION TO CRUISECONTROLCENTER ESTABLISHED.....ONLINE CONNECTION ESTABLISHED........ARRIVAL HAN OVA 60 MINS...CURRENT DRIVING SPEED 30 MPH....PRESS CRUISE CONTROL TO INITIATE ROUTE COMMANDLINE......“Das ist interessant“ Morutabana drehte sich zu ihm „Irgendwo ist ein Computer der registriert hat das sich der Zug auf der Strecke befindet“ Der Auserwählte schluckte und schaute gebannt auf den Monitor während er mit seinen Händen nervös über das Lenkrad strich. Irgendwo ist etwas das die Kontrolle übernehmen möchte. Das konnte gut möglich sein, schließlich war nichts zerstört worden, es wurde nur verlassen. Die Zentrale der Union Atlantik befand sich in Han Ova und er war sich sicher das diese Stadt noch existierte. Aber wie, nach all dieser Zeit die vergangen war, konnte sich die Technik als noch funktionsfähig erweisen? „Wir werden bald herausfinden wie es in Han Ova aussieht, sagte Morutabana, hast du Angst?“ Der Auserwählte schüttelte nachdenklich den Kopf. Sicher hatte er Angst. Er hatte Befürchtungen. Er befürchtete das das was sie finden werden nicht das ist was sie erwarten. Doch was erwartete er eigentlich zu finden? Ein verstaubtes Computerterminal das jetzt die Kontrolle übernehmen möchte? War dort noch jemand? Gab es in dieser Stadt auf die sie mit 30 Meilen pro Stunde zufuhren jemanden der sich darum kümmerte das die Technik weiterhin funktionierte? Fragen über Fragen schwirrten durch seinen Kopf. Wen oder was würden sie in Han Ova antreffen? Kieran fürchtete sich vor den Antworten auf diese Fragen, doch bald würde er Antworten erhalten.


Impressum

Texte: by ME! :-D
Tag der Veröffentlichung: 02.01.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
To Mum

Nächste Seite
Seite 1 /