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Es war später Nachmittag in der kleinen Wüstenstadt und die bereits tiefstehende Sonne tauchte alles in ein warmes, goldenes Licht. Der Auserwählte ging langsam die Strasse entlang, als er einen Mann bemerkte der ihn zu beobachten schien. Er war am frühen Morgen hier in Gulch City angekommen, kurz nach Tagesanbruch, wo die Luft noch angenehm kühl war. Schweiß rann von seiner Stirn und sein nasses Hemd klebte an ihm wie eine zweite Haut. Mit der Hand wischte er sich den Schweiß aus seinen brennenden Augen, blieb stehen und sah sich um. Der Mann auf der anderen Straßenseite wirkte nicht gerade harmlos auf ihn. Er trug einen braunen Mantel der bis zu seinen Stiefeln reichte und ein Hut mit breiter Krempe tauchte sein Gesicht in Schatten. Wahrscheinlich wäre er ihm an einem andern Ort gar nicht aufgefallen aber hier in Gulch City beobachteten stand niemand auf der Straße und nahm sich die Zeit andere Menschen zu beobachten. Hier in der grauen Zone war jeder auf sich selbst bedacht, zumal es nicht mehr lange dauern würde bis die Dämmerung hereinbricht und die Nacht anbricht. Der Auserwählte schaute sich um und ging in den kleinen Gemischtwaren laden, dessen zerissene Markise über den leeren Schaufenstern im steten Wüstenwind flatterte. Er trat durch die Tür und blickte durch das schmutzige Schaufenster nach draußen, wo der Fremde immernoch unbewegt auf der anderen Straßenseite stand. „Wir schließen gleich“ ertönte eine Stimme aus dem dunklen Teil des Ladens wo sich ein großer Verkaufstresen befand. „Ich will mich nur umschauen“ sagte der Auserwählte mit einem Blick auf die leeren Regale und bemerkte gleichzeitig, das dies wahrscheinlich die schlecht möglichste Begründung für den Aufenthalt im Laden war. „Wir haben nichts was du brauchen könntest“ sagte die Stimme aus dem Schatten nachdrücklich. „Ich bin auf der Durchreise und brauche etwas zu Essen und suche ein Messer“, erwiderte der Auserwählte und machte ein paar Schritte auf den Tresen zu während sich vor seinen Augen, die immer deutlicher werdende Silhuette einer Frau langsam aus dem Dunkel schälte. Sie schien müde, und obwohl sie nicht sehr alt zu sein schien, auf höchstens fünfundzwanzig schätzte sie der Auserwählte, wirkte sie auf ihn wie eine alte Frau, die ein entbehrungsreiches Leben hinter sich hatte. „Wie ich sagte, begann er, ich habe Hunger und Suche etwas zu Essen. Irgendetwas um meinen knurrenden Magen zum schweigen zu bringen. Ich bin heute Morgen angekommen und möchte die Stadt wieder verlassen haben bevor es dunkel wird.“ DerAuserwählte zog die Augenbrauen hoch, neigte seinen Kopf und lächelte sie an. „Es wäre besser wenn du weit weg bist wenn die Nacht hereinbricht. Dies ist kein sicherer Ort für ein Kind“ antwortete die Frau und griff unter den dunklen Holztresen, holte drei eingepackte Schokoriegel hervor, legte sie auf den Tresen und schob sie zu ihm herüber, so das sie eine deutliche Spur in der dicken Staubschicht, welche den gesamten Tresen bedeckte, hinterließ. „hier kaufen wohl nicht mehr viele Leute ein?“ bemerkte der Auserwählte und malte mit seinem Zeigefinger einen kleinen Kreis in den Staub. „Nein, hier kauft schon lange keiner mehr ein. Früher als die Stadt noch lebte und die Regale voll waren, war der Laden eine Goldgrube. Von überall kamen sie her und erledigten ihre Wocheneinkäufe, doch seit dem großen Unglück leben hier nur noch wenige Menschen hier, die gelernt haben sich selbst zu versorgen, antwortete sie in einem beiläufigen Plauderton und er konnte in ihren Augen soetwas wie Sehnsucht erkennen. „Dies sind die letzten, sagte sie leise und deutete auf die Schokoriegel, ich werde mal nachschauen ob ich noch ein Messer für dich finde. Im Lager sind noch einige Dinge die wahrscheinlich sowieso nicht verkaufen werde. Nach einem kurzen Augenblick kehrte sie mit einer rostigen Machete in der Hand zurück. „Die hab ich noch gefunden, sagte sie, ich denke das ist das was du suchst“ Der Auserwählte nahm die Machete, betrachtete Sie und sah nach draußen, wo der Fremde immernoch stand. „Es ist gut möglich das das genau das ist was ich brauche“, murmelte er. „Kennst du den Kerl dort drüben?“, fragte er im Flüsterton. „Er ist vor ein paar Tagen in die Stadt gekommen. Er ist plötzlich aufgetaucht und niemand weiß wo er hergekommen ist.“ „Vor ein paar Tagen?, frragte er, Wo hat er die Nächte verbracht?“ „Ich weiß es nicht. Er ist immer mit der aufgehenden Sonne aufgetaucht und stand den ganzen Tag, so wie jetzt, vor der Hufschmiede und hat sich nicht gerührt.“ Er schaute weiter aus dem Fenster und versank in seinen Gedanken. Wer war dieser Kerl und was wollte er hier. Ein Zufall? Daran mochte er nicht so recht glauben. Zufällig verirrte sich niemand nach Gulch City. Dies war der letzte Aussenposten vor der Wüste. Vor der Wüste, wo sie damals war, vor dem großen Unglück. Jetzt war die Wüste überall. Gulch City war von ihr eingeschlossen und es war keine Oase. Er verstaute die Schokoriegel in seiner Hosentasche, nahm seinen Rucksack ab, überlegte kurz und setzte ihn wieder auf, öffnete seine Hose und schob die rostige Machete vorsichtig in sein rechtes Hosenbein. Der Auserwählte drehte sich um und ging zur Ladentür. Der kalte Stahl der Machete in seinem Hosenbein versetzte ihm eine Gänsehaut. Sie lag unbeweglich an seinem Oberschenkel und er konnte nur kleine Schritte machen. „Pass auf dich auf Kleiner“, sagte sie als er aus dem dunklen Laden in das blendende Sonnenlicht trat. „Das werd ich..... Das werd ich“ murmelte er. Der Auserwählte trat aus dem Laden, senkte seinen Kopf und ging auf den geheimnisvollen Mann zu. Der Sand der Straße knirschte bei jedem Schritt unter seinen Füßen. Er spürte wie seine Angst mit jedem Schritt größer wurde und er stellte sich vor wie er seine Machete herausziehen und ihn töten würde, falls er eine Gefahr für ihn darstellte. „Hey,du bist wohl nicht von hier“ sagte der Auserwählte. Der Mann schob seinen Hut ein wenig nach hinten und brummte: „Ich bin genausowenig von hier wie du“, ohne aufzublicken. Zwischen seinen Fingern ließ er eine Münze kreisen. Drüberhinweg und drunterdurch. Der Auserwählte schaute fasziniert auf seine Hand. „Du bist auf der Suche. Auf der Durchreise, genau wie ich. Aber was ich gesucht habe, hat mich bereits gefunden.“ Der Auserwählte legte eine Hand auf sein Hosenbein und fühlte den beruhigenden harten Stahl. „Und was hast du gesucht?“, fragte er. „Manchmal muss man nur warten. Und ich habe lange genug gewartet“ Der Auserwählte schaute immernoch gebannt auf die Münze, wie sie immer schnell ihren Tanz tanzte. Er riss seinen Blick los und schaute dem Fremden in die Augen. Erst jetzt wurde ihm klar was der Fremde gerade gesagt hat. „Du hast auf mich gewartet?“, fragte er. Der Fremde wusste also das er durch diese kleine Stadt kommen würde, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, noch bevor dieser antwortete. „Ja“, lautete seine kurze und knappe antwort. „Hier bin ich und jetzt?“
„Jetzt bist du hier, wie du so treffend bemerkt hast. Das ist alles. Du bist hier“ Dem Auserwählten war nicht ganz wohl bei der Sache. Wer war dieser Mann und was wollte er? „Es ist nicht gut hier zu sein wenn die Nacht hereinbricht“, bemerkte der Auserwählte beiläufig. „Nein, gewiss nicht“, erwiderte der Fremde und fasste in seine Manteltasche. Der Auserwählte zuckte kurz zusammen und versicherte sich das seine Machete immernoch da war wo er sie verstaut hatte. Obwohl der Fremde ihm irgendwie Angst machte war er doch innerlich ruhig. Die Angst spielte sich in seinem Kopf ab. „Ich werde jetzt gehen. Warum begleitest du mich nicht ein Stück, wir haben den gleichen Weg“ . Der Fremde schaute ihn an „Den gleichen Weg?“ „Ja. Raus aus dieser Stadt“ Der Fremde warf seinen Kopf nach hinten und lachte. „Ja, dann haben wir den gleichen Weg.“ Er nahm seine Tasche welche die ganze Zeit an der Hauswand hinter ihm lehnte, warf sie über die Schulter und die beiden gingen langsam die Hauptstrasse entlang. Vorbei am wenig einladend aussehenden Hotel, das schon bessere Zeiten gesehen hat. Wie sollte es auch an diesem Ort anders sein. An einem Ort wo man sich am Tage unwillkommen und ignoriert fühlt und in der Nacht um sein Leben fürchten musste. Die hölzernen Fassaden, vom Wind und dem ständig von ihm getragenen feinen Sand gebleicht, sahen trostlos aus. Ihre einstige farbenfrohe Pracht konnte man nicht einmal mehr erahnen.
Der Auserwählte wollte zurück zum Schienenstrang der ihn zu diesem Ort geführt hat und ihm weiter folgen. Doch die Station lag ausserhalb der Stadt und der Weg dorthin war in keinem guten Zustand.
In der Blüte ihrer Tage erreichten diesen Ort mehrere Züge aus den großen Städten. Viele Reisende trafen hier täglich ein. Einige residierten sicher im Hotel um den rustikalen Charme eines der wenigen Aussenposten zu geniessen. Sie warfen sich abends in ihre besten Kleider und besuchten das Restaurant oder spielten bis spät in die Nacht im Saloon Karten. Doch jetzt ist das alles Geschichte. Eine Vergangenheit die der stetige Sandsturm ebenfalls nach und nach verblassen ließ.
Über weite Strecken hatte der Sand die Gleise komplett verschlungen. Dies war zwar nicht das Ende der Welt sondern nur ein Außenposten, aber das Ende der Welt hatte ihn verschlungen. Niemanden kümmerte es mehr ob dieser Ort existierte oder nicht und es schien das selbst seine Bewohner bereits vor langer zeit aufgehört hatten zu existieren.
Die Gleise, welchen der Auserwählte bis hierher gefolgt war, führten weiter in die Wüste hineien zu den Minen und den Ogambo Farmen. Schon lange fuhr kein Zug mehr in diese Richtung, lange bevor der Strom der Waren und Reisenden versiegte, fuhr kein Zug mehr weiter als bis zur Station. Seit damals die beunruhigenden Meldungen von den Minen und den Farmen auftauchten ebbte der Zustrom stetig ab bis er letztendlich vollständig zu erliegen kam. Niemand weiß genau was in den Minen vorgefallen war. Viele Gerüchte machten die Runde aber keiner konnte mit sicherheit sagen was dort geschehen war.
Der Fremde trottete unbeteiligt neben dem Auserwählten her. Er hatte sich eine Zigarette angezündet und zog genüsslich daran. „Ich will zurück zu den Schienen..., sagte der Auserwählte und steckte beide Hände in die Hosentaschen, ...ich will ihnen weiter nach Osten folgen. Zu den Minen“. „In den Minen war schon lange keiner mehr“ sagte der Fremde und spuckte in den Sand. Die beiden passierten das Zollhaus, eine kleine Wellblechhütte deren Fenster zerbrochen und deren Tür aus den Angeln gerissen im Rahmen hing und im Wind knarrend hin und her pendelte. „Ich weiß. Und das ich hinein will hab ich ja auch nicht gesagt. Ich will an diesen Ort. Dort ist etwas das ich suchen soll“. „Aha,...sein Begleiter schnippte den Zigarettenstummel weg und blieb stehen..., Dort ist was du suchst?“ „Ja, dort ist was ich suchen soll“, der Auserwählte hielt ebenfalls inne und drehte sich zu ihm um. Tumbleweed rollte an ihnen vorbei und wurde von der Tür der Zollhütte, die im steten Wind schwang, wie von einem Flipper abelebkt und verfing sich in einem kaputten Zaun. Egal wie kräftig der Wind daran zerrte, hier war seine Reise zuende. „Ich werde dich begleiten“ , sagte der Fremde. „Wirst du das? Ich kann mich nicht daran erinnern dich darum gebeten zu haben?“„Ja, das werde ich“ . „Hab ich dich darum gebeten?“ „Nein, das musst du nicht“ Der Auserwählte war verwirrt. Was wollte dieser Mann. Warum wollte er zu den Minen und vorallendingen, warum wollte er ihn zu den Minen begleiten? Die Machete in seinem Hosenbein hatte ihre beruhigende Ausstrahlung verloren. „Warum solltest du dich dann opfern mich zu begleiten? An einen Ort von dem ich nicht einmal sicher bin das er noch existiert?“
„Die Minen haben einmal existiert. Sie waren die reichsten im ganzen Land, wenn nicht auf der ganzen Welt.“
„Ja, aber was ist dort jetzt? Wer ist dort jetzt? Niemand weiß was geschehen ist aber irgendetwas muss geschehen sein. Kein Mensch hat sich darum gekümmert als die Minen auf einmal nichts mehr abbauten und kein Erz mehr diesen Ort erreichte. Es fuhren Züge dorthin, aber keiner kam zurück. Warum hat es keinen gekümmert das Menschen auf einmal verschwunden sind. Ich bin mir sicher das auch Bergleute so etwas wie Familien haben“, er schaute nach oben in den wolkenlosen Himmel und atmete tief ein.
„Warum es keinen gekümmert hat?“, der Fremde stellte seine braune Ledertasche ab, „es wird seinen Grund haben das es niemanden kümmert. Hast du dich in dieser Stadt umgeschaut? Ist dir aufgefallen das sich hier jeder nur um sich selbst kümmert. Glaubst du sie tun das aus Gleichgültigkeit? Ich sage dir sie tun das aus Angst. Menschen fürchten sich nachdem etwas schreckliches Geschehen ist, sie fürchten sich das es auch ihnen passieren könnte“ Der Auerwählte schaute ihn fragend an. „Aber keiner weiß was genau passiert ist oder?“
„Sie müssen nicht wissen was passiert ist um sich zu fürchten, manchmal reicht es aus zu wissen das etwas passiert ist. Etwas so unaussprechliches das man es einfach akzeptiert ohne es zu hinterfragen.“
Die Sonne stand bereits tief über dem Horizont und um sie herum wurde das treiben auf den Straßen weniger und hektischer. Die Menschen verbarrikadierten ihre Fenster und verrammelten die Türen. Doch der Auserwählte und der Fremde standen regungslos auf der Straße zur Station, als ob sie nicht vom Fluch des unaussprechlichen betroffen waren. Doch die Nacht kam auch für sie näher.
Der Fremde griff seine Tasche, „Weißt du wer ich bin?“ Der Auserwählte sah ihn an, „Du bist auf der Suche genau wie ich. Deine Kleidung sagt mir das du weit gereist bist und dein Blick verrät mir das du......“
„Du weißt was ich vorgebe zu sein, du ziehst deine Schlußfolgerungen aus dem was du siehst, doch wer ich wirklich bin, kannst du nicht wissen“, unterbrach ihn der Fremde. „Ich habe Welten erschaffen und vernichtet. Ich bin älter als die Menschheit, so alt wie die Erde selbst. Ich werde gefürchtet und vereehrt, angebetet und verflucht. Ich bin immer da. Überall wohin du gehst wirst du Spuren von mir finden, denn ich war bereits dort. Immer wenn du glaubst du bist allein beobachte ich dich. Ich kenne deine Gedanken, bevor sie in dein Bewusstsein gelangen. Du hast kein Opfer gefunden, du hast ein Opfer gebracht. Du bietest dich an und du wirst erhört. Du bist mein und du warst es schon immer. Und schon bald werde ich kommen und deine Welt erschüttern. Das Leben wird nicht mehr sein wie es war, nichts wird sein wie es gewesen ist. Doch hab keine Angst. Ich bin es der sich fürchten muß. Du bist der Auserwählte. Und nicht ich habe dich gewählt. Es ist unser Schicksal das uns verbindet. Wir, du und ich sind Teile eines Ganzen und schon bald werden wir uns vereinen. So wie es vom Schicksal vorherbestimmt wurde. Der Auserwählte schaute sich um und runzelte die Stirn. . "Ähm, du...", räusperte sich der Auserwählte und zog seine rechte Augenbraue nach oben, " das mit dem vereinen...also...ich weiß nich aber du bist irgendwie nich mein Typ...ist das irgendwie körperlich... weil...", er dreht sich herum und schüttelt kaum merklich den Kopf bevor er sich wieder dem Fremden zuwandte, " ich hab mir ja schon öfter mal einen runtergeholt und ich gebe zu das ich dabei nicht immer an Mädchen gedacht habe, aber an" ....er redete immer schneller und kratzte sich im Schritt...."an so etwas wie dich habe ich dabei nicht gedacht. Ich meine an so jemanden wie dich wer würde schon daran denken wenn er sich an der Nudel spielt..du hast ja gesagt das du.." er hob seine Stimme und äffte den Fremden nach..."schon gewesen bist wo ich war, weißt was ich denke und älter bist als die Menschheit. Also ich denke mir gerade..."er holte tief Luft und lächelte, "Wer zur Hölle ist der Typ, was will er von mir und verdammt nochmal wie kommt auf die Nummer mit dem vereinigen?" Schweigen. Der Fremde verdrehte seine Augen. Er war nicht viel größer als der Auserwählte und blickte gelassen in dessen Augen. Er machte einen Schritt nach vorn. Beide blinzelten nicht und schauten dem anderen in die Augen. Die Vögel schienen verstummt zu sein. Kein Blatt raschelte, sogar der stete Wind verstarb. "Ich..., begann der Fremde, "habe keine Schimmer wie die Vereinigungsnummer laufen soll. Ich mache hier nur meinen Job" "Was ist das für ein Job?" "Mich mit dem Auserwählten zu vereinigen" "Aha.“ Schweigen. Doch diesmal schien es eine Ewigkeit zu dauern. "Du bist der Auserwählte und ich bin.." .."der Vereiniger?, lachte der Auserwählte, is dir schon klar das das selbst für nen Gladiatoren nen ziemlich blöder Name wäre" Der Fremde zog einen Mundwinkel nach oben, fast ein halbes lächeln. "Ich bin nicht der Vereiniger ich bin Morutabana, falls es dich interessiert. Ich bin hier weil ich dich gesucht habe" "War mir irgendwie klar nach deinem Geschwafel"
"Siiiiicher das. Du hast bestimmt gedacht was für ein Freak" " ich denke du weißt was ich denke" "Tu ich auch"
"Aha" "Warum sagst du dann das du dich fragst was ich wohl gedacht habe als du angefangen hast?" "Ich war auf den Text konzentriert" "Ach, dann erzählst du also nicht jedem kleinen Jungen nach einer eeeendlosen Einleitung das du dich mit ihnen vereinigen willst?"
„NEIN, lachte Morutabana schallend, mitnichten. Nur mit dir denn nur du bist der Auserwählte“ Der Auserwählte schaute sich um. Die Straße war bereits in Schatten getaucht und die Sonne berührte den Horizont. „Wir sollten uns beeilen“ „Ja das sollten wir“ Die beiden gingen weiter. Der Auserwählte machte viele kleine Schritte und trippelte neben Morutabana, zügig in Richtung der kleinen Bahnstation.
Das weiße Holz der Fassade war bereits dabei, mit der Umgebung zu einem schwarzen Nichts zu verschmelzen. Nur mühsam ließen sich noch ihre Umrisse erkennen. Morutabana hielt einen Moment inne und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Griff in seine Manteltasche, holte eine Zigarette heraus und zündete sie mit einem Streichholz an. Der Auserwählte ging auf die Tür der ehemaligen Wartehalle zu und öffnete sie langsam. Ein lautes ächzen durchschnitt die Stille der Nacht und langsam betrat er den Wartesaal dessen Boden mit Sand bedeckt war, wie er an dem knirschen unter seinen Füßen erkannte. Seine Augen hatten Mühe etwas zu erkennen, doch langsam gewöhnten sie sich an die Dunkelheit und er sah die langen Bänke auf denen einst die Reisenden saßen. An der gegenüberliegenden Wand prangte noch die Anzeige der Züge mit ihren Abfahrtszeiten. Sie hatten elegante Namen wie Desert Wind oder Desert Rose. Lange ist es her, das der letzte Zug die Station verlassen hatte. Verlassen in Richtung der verbleibenden Zivilisation, fern von diesem Ort. Viele hatten es jedoch vorgezogen hier zu bleiben, hier in ihrer Heimat.
MONTAG 16:34 NEW AMSTERDAM via Orlando, Nesbita, Toledo
Stand in der obersten Zeile. Der letzte Zug, dachte der Auserwählte und wischte mit seinem Ärmel den Staub vom zerbrochenen Glas des Fahrplans an der Wand. Der letzte Zug fuhr vor langer Zeit, vor Jahren. Und er hat eine Stadt verlassen die sich verändert hatte. Etwas war in den Minen, und dieses Etwas verbreitete Angst und schrecken. Ob es immernoch in den Mienen war konnte niemand sagen und niemand hatte sich je daran gemacht es herauszufinden. Morutabana war ihm zwischenzeitlich in die Wartehalle gefolgt und betrachtete den Fahrkartenschalter. Es gab zwei Fahrkartenschalter in der Wartehalle und in den Fenstern beider hing immernoch ein kleines rundes Schild mit der Aufschrift GEÖFFNET. In einem der Schalter stand ein voller Aschenbecher neben dem ein ungeöffnetes Päckchen MARLOBO Zigaretten lag. Eine halb abgerissene Karte hing dem kleinen Metallkasten in welchem sich die Billetrollen befanden. Morutabana ging ein wenig näher heran und griff durch die Sprechöffnung nach den Zigaretten. Er nahm sie in die Hand, wischte den Staub von der Packung und betrachtete sie nachdenklich. Vermutlich noch rauchbar dachte er und verstaute sie in der Innentasche seines Mantels. Er griff ein weiteres mal durch die Öffnung und riß das Ticket ab. 26. Mai 17: 46 1.Klasse Los Anchelos stand dort in vergilbten Lettern. Der Auserwählte kam zu ihm herüber, nahm das Ticket schweigend aus seiner Hand und betrachtete es lange. „Warum haben die keine Jahreszahlen auf die Tickets gedruckt, es wäre noch Platz gewesen“ Morutabana schaute auf die große Anzeigetafel. „16:34 fuhr ein Zug nach New Amsterdam, murmelte er leise, und um 17:46 wäre ein weiterer nach Los Anchelos gefahren. Etwas mehr als eine Stunde hat es gedauert“ „Was hat nur etwas länger als ‚ne Stunde gedauert?“ fragte der Auserwählte „Was auch immer hier passiert ist. Was auch immer hier geschah dauerte nur eine Stunde.“ „Wie kommst du darauf?“ „Nun ja, draußen auf dem Gleis steht noch ein Zug. Ein Zug der nie abgefahren ist und nie seinen Bestimmungsort erreicht hat und ihn wohl auch niemals erreichen wird“ Der Auserwählte versuchte etwas durch die schmutzigen großen Scheiben an der hinteren Wand er Wartehalle zu erkennen. Doch das dunkel der Nacht und die dicke Schicht aus Staub und Sand welche die Scheiben bedeckten machten es unmöglich zu sehen was sich draußen befand. „Glaub mir, da steht ein Zug“ Morutabana sah ihn an. „Ich weiß es weil ich gestern bei Tageslicht hier war und ihn gesehen habe.“ Der Auserwählte ging zur großen Fensterscheibe und wischte darüber. Ihm war klar das der Schmutz auf der anderen Seite so nicht zu beseitigen war. Aber er wollte ihn mit eigenen Augen sehen. „Was machen wir jetzt?“ wollte er von Morutabana wissen. „Du bist der Auserwählte und ich bin nur ein Reisender, sag du es mir“ Der Auserwählte schaute sich um „Wir bleiben heute Nacht hier“ Er tastete vorsichtig nach etwas das wie ein Lichtschalter aussah und strich mit den Fingerspitzen darüber. Er glaubte nicht daran das es etwas bringen würde ihn zu betätigen, er zögerte einen Moment, hielt die Luft an und dachte sich, warum eigentlich nicht? Warum sollte an diesem Ort wo es immernoch Leben gab es nicht auch noch Strom geben. Er drückte den Schalter vorsichtig und nach einem lauten Knacken irgendwo in der Dunkelheit erhellten wie von Geisterhand flackernde Neonröhren an der Decke den Saal. Die beiden sahen sich um. Koffer standen an der Wand. Jacken und Mäntel hingen an den Kleiderständern neben der Tür. Eine Puppe lag verdreht auf einer der Bänke. „Mit sowas hab ich auch mal gespielt“; sagte der Auserwählte. Morutabana beachtete ihn nicht und schaute wieder gebannt auf den Fahrkartenschalter aus dem er das Ticket und Zigaretten geangelt hatte. „Nicht was du denkst. Ich habe ihre Köpfe abgerissen und damit Ball gespielt“ grinste er. „Was fällt dir auf?“ fragte Morutabana leise. „Ausser das du mir nicht zuhörst?..... Auf dem Stuhl dort hängt noch eine Jacke. Wahrscheinlich war es demjenigen der dort arbeitete zu warm und er hat sie ausgezogen“ Der Auserwählte ging zum Schalter, „Naja, is ja auch warm hier am Tage schließlich ist das eine Wüstenstadt. Kalte Nächte, heiße Tage“. „Ja, aber warum hat er sie nicht mitgenommen als er seinen Arbeitsplatz verlassen hat?“ Mrs. Jackson, las der Auserwählte auf dem Schild im Fenster. „war wohl vergesslich die Gute Mrs. Jackson“ lachte er. Morutabana sah ihn an. „ Jaja ich weiß, warum hängt die Jacke noch hier wenn es ein gewöhnlicher Feierabend war. Bin ja nich doof“ Morutabana nahm die Schachtel Marlobo Zigaretten aus seinem Mantel „Ein ungeöffnetes Päckchen lässt auch nicht auf einen normalen Feierabend schließen“ Der Auserwählte ging zu der kleinen Tür neben den Schaltern, öffnete sie und trat hinein. Er ging zu Mrs jacksons Platz, setzte sich auf den Drehstuhl und sah sich um. Die halboffene Schublade war voller Geld. Zerknitterte und glatte Dollarnoten. Über Tausend Dollar, dachte er bei sich. Auf der kleinen Ablage zu seiner rechten lag eine Tupperwaredose und auf ihr eine angebissene Scheibe mittlerweile mumifiziertes Brot. Auf dem kleinen Bildschirm der auf dem Kassentresen stand blinkte schwach in grünen Buchstaben ERROR. Morutabana sah den Auserwählten an. Dieser blickte auf und grinste. „Hallo mein Name ist Gundula Jackson und leider kann ich ihnen keine Fahrkarte für den letzten Zug verkaufen. Das Computersystem ist abgestürzt und ich habe keinen Kontakt mehr zur Außenwelt. Sie hätten sich das schon früher Überlegen sollen sich von hier zu verpissen. Der Zug steht zwar noch im Bahnhof aber der Lokführer ist schon über alle Berge.“ Morutabana konnte sich das lachen nicht verkneifen. „Wenn es sie nicht stört würde ich jetzt gern mein Pausenbrot weiteressen bevor es vergammelt. Und außerdem hab ich eh gleich Feierabend. Wissen sie was, ich würde ihnen gern noch eine Zigarette anbieten und eine mit ihnen rauchen aber so ein komischer Kerl hat sie mir leider geklaut. Naja, nichts für ungut. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag an diesem zum Untergang verdammten Ort. Bitte reisen sie bald wieder mit Union Atlantik“ Beide lachten laut und herzlich. Der Auserwählte stand auf, verließ die Kasse und sah sich in der Wartehalle um. In seinem Kopf geisterte die Farge herum, warum nicht alle diesen Ort verlassen haben. Die Frau in dem kleinen Gemischtwarenladen wo er seine Machete bekommen hatte, die das gehen für ihn im Augenblick beschwerlich machte, war geblieben. Als er eine dunkle Ecke der Wartehalle erreicht hatte, öffnete er seine Hose und zog die Machete heraus. Er hielt sie in beiden Händen, betrachtete sie, nahm seinen Rucksack ab und schob sie hinein. Sie war etwas zu groß und der hölzerne Griff schaute ein wenig heraus. Er schaute unauffällig zu Morutabana und entschied für sich das er keine Gefahr für ihn darstellte. Und selbst wenn, dann könnte er immernoch schnell weglaufen. Er setzte sich in eine dunkle Ecke in der Wartehalle und Morutabana kam zu ihm herüber und setzte sich zu ihm. „Wir sollten heute Nacht hierbleiben und uns morgen überlegen wie wir in die Minenstadt kommen“, sagte Morutabana, griff eine Zeitung, knüllte sie zusammen und holte seine Streichhölzer aus der Tasche. Der Auserwählte stand, auf ging zur Tür, holte ein paar kleine Holzbretter die jemand offensichtlich einmal zu reperaturzwecken neben dieser abgestellt hatte und stellte sie zu einem kleinen Tipi gelehnt vor ihnen auf. Morutabana stopfte das Papier unter die Holzscheite und entzündete es mit einem Streichholz. „So wie das Feuer Papier verzehrt, so verzehrt das Leben uns“. Der Auserwählte sah ihn an. „Das sollte uns heute Nacht warmhalten, sagte er, Ich frage mich nur wie du dir offenbar so sicher sein kannst das es hier in der Nacht ungefährlich ist?“ Morutabana hatte sich in der Zwischenzeit eine weitere Zigarette angezündet „Was einmal so gefürchtet wurde hat diesen Ort nie erreicht. Nichtsdesttrotz fürchten sich die Menschen noch immer vor etwas das niemals hier war. Es ist der Schatten des bösen der diese Stadt gefangen hält, nicht das böse selbst. Niemand hat von hier flüchten müssen. Aber einmal in Panik geraten, sind Menschen wie Tiere. Sie denken nur an ihr eigenes Fell. Und die vielen Geschichten die man sich am Anfang erzählte taten ihr übriges. Panik hat sie ergriffen und Angst ist geblieben. Wir sind heute Nacht sicher hier“ Der Auserwählte starrte ins Feuer. Er bemerkte das er hungrig war, holte einen der Schokoriegel aus seiner Hosentasche und bot ihn Morutabana an. Dieser schüttelte den Kopf „Iss du, ich habe keinen Hunger“. Der Auserwählte entfernte das bunte Papier und biss hinein. Nachdem er den Schokoriegel genüßlich verspeist hatte, fielen ihm die Augen zu und er dachte darüber nach, ob Morutabana wirklich recht hatte und dieser Ort sicher war. Er fragte sich wie jeden Abend, was der nächste Tag wohl mitsichbringen würde. Wer war dieser Fremde, der sich Morutabana nannte und warum hatte er tief in seinem inneren das Gefühl das er ihm vertrauen konnte? Seine Augenlieder wurden immer schwerer und er nahm seinen Rucksack ab, legte ihn auf den sandigen Boden, rollte sich zusammen und bettete seinen Kopf darauf. „Schlaf ruhig. Wenn es dich beruhigt werde ich noch ein wenig Wachen“, sagte Morutabana. „Ja tu das“, murmelte der Auserwählte schläfrig bevor ihm die Augen endgültig zufielen un der Schlaf ihn übermannte. Morutabana nahm noch einen tiefen zug von seiner Zigarette und schnippte den Stummel in das knisternde Feuer.
Die Sonne hatte kaum den Horizont überschritten als der Auserwählte erwachte, seine Augen öffnete und sich streckte. Die Nacht auf dem harten Boden konnte er überall in seinem Körper spüren. Er blickte hinüber zu Morutabana der noch friedlich schlummerte und leise vor sich hin schnarchte. Das Feuer das sie am vorigen Abend entzündet hatten war verloschen und die Asche schon lange kalt. Der Auserwählte stand auf und ging langsam zu der großen Glasscheibe, welche den Wartesaal vom Bahnsteig trennte. Deutlich konnte er erkennen wo er gestern, in der Dunkelheit, über die Scheibe gewischt hatte, sehen was sich auf der anderen Seite befand konnte er jedoch nicht. Der Sand und Staub der die Scheibe von der anderen Seite bedeckte, tauchte den ganzen Raum in ein diffuses braunes Licht, doch der Schatten der durch die leuchtenden braune Glasfront fiel, ließ ihn zumindest erahnen das etwas großes vor der Scheibe stand.
Behutsam offnete er die Doppeltür zum Bahnsteig und trat in die warme Morgensonne. Von ihren Strahlen geblendet hob er die Hand vor seine Augen um etwas zu erkennen. Da stand er. Der Letzte Zug. Er betrachtete ihn voller Erfurcht und sein Blick wanderte den stählernen Koloss entlang. Eine silbern glänzende Lokomotive und 6 weiß orange Waggons mit dem Union Atlantik Logo standen dort einsam und verlassen. 200 Tonnen Stahl mitten im Nirgendwo. Er erinnerte sich wie er als kleiner Junge mit seiner Modelleisenbahn gespielt hat. Jeden Tag ließ er seine Züge zur Minenstation fahren. Es waren viele Runden auf der 2 x 3 m großen Holzplatte nötig ihn dort ankommen zu lassen. Er befüllte die Erzwaggons mit Sand und ließ den voll beladenen Zug ebensoviele Runden wieder zurück nach Hause fahren. Wann wohl der letzte Passagier in diesen Waggons saß fragte er sich, während er zur Lokomotive, einer großen Bulldognäsigen E13 ging. Er hatte vor langer Zeit eine solche Lokomotive auf seiner Modelleisenbahn. Ewig hatte seine Großmutter gezögert ihm dieses teure Stück zu schenken. Aber als er sie dann am Jahresendfest unter seiner Palme fand freute er sich so sehr darüber das er vergaß seine anderen Geschenke zu öffnen. Eine DieselMotiveDivison E13, 1235 PS, 90 Tonnen Gewicht, Höchstgeschwindigkeit 100 Meilen pro Stunde. Jäh wurde er aus seinen Gedanken gerissen. „Guten Morgen Auserwählter“ eine Hand legte sich auf seine Schulter und es war Morutabana der sich, mittlerweile ausgeschlafen, von hinten genähert hatte. „Bist du schon lange wach?“, fragte der Auserwählte und ergriff die Hand. „Lange genug um zu sehen das du der Vergangenheit nachhängst“ Der Auserwählte nimmt die Hand von seiner Schulter, dreht sich um und lässt sie fallen. „Vereinigen läuft nicht“, lächelte er, und nenn mich nicht Auserwählter, ich habe auch einen Namen.“ „Kieran“, sagte Morutabana und Kieran, dem Auserwählten, lief ein Schauer über den Rücken. „Du kennst meinen Namen? Langsam machst du mir Angst“. „Du brauchst keine Angst zu haben, das habe ich dir schon gesagt. Ich bin es, der sich fürchten muß, fuhr Morutabana fort, du bist der Auserwählte und ich bin hier um dir zu helfen, denn das ist der Plan.“ Kieran machte einige Schritte rückwärts. „Soso, der Plan. Du bist echt Merkwürdig, weißt du das?“ fragte Kieran, „Du tauchst plötzlich auf, erzählst mir das du auf mich gewartet hast, mich begleiten wirst und jetzt kennst du meinen Namen?“ „Ich kenne deinen Namen aus einem Traum“, sagte Morutabana und Kieran sah ihn verwirrt an. „Aus einem Traum?“ Kieran ging noch ein paar weitere Schritte rückwärts, drehte sich um und ging langsam zur Lokomotive. „Ich frag besser nicht was du noch geträumt hast“, flüsterte er, so leise das Morutabana es nicht verstand, „wo bin ich hier nur reingeraten. Als ob mir die ganze Scheiße nicht eh schon zum Hals heraushängt“. Er erklomm die Trittstufen des Führerstandes und drückte die Klinke herunter. Sie ist nicht verschlossen, hätte mich auch gewundert dachte er sich und öffnete sie. Morutabana folgte ihm. Der Auserwählte wischte den Staub und Sand vom Fahrerpult und die Seriennummer der Lokomotive kam zum vorschein „0511 64201913“ las er. Er blickte durch die Frontscheibe und die Gleise vor Lokomotive waren klar zu erkennen. Der Sand hatte sie nicht verdeckt, er häufte sich an der Windseite des Gleiskörpers bis zur Schienenoberkannte. „Wolltest du nicht immer schon einmal Lokomotivführer spielen?“ fragte Morutabana. „Tja, das einzige Problem ist das der Zug ursprünglich in die falsche Richtung fahren sollte. Naja, falsch für uns. Auf meiner Modelleisenbahn hätte ich sie hochgenommen und am anderen Ende vor den Zug gesetzt und wäre losgefahren. Abgesehen davon das ich keine Ahnung habe wie man das Ding startet, würden wir ersteinmal in die falsche Richtung fahren“ Morutabana öffnete das Seitenfenster und schaute in Fahrtrichtung hinaus. „Das sollte unser kleinstes Problem sein. Wir fahren einfach in diese Richtung bis wir zu einer Wendeanlage kommen. Wenn ich mich nicht irre und das tue ich selten, er zog seinen Kopf wieder herein, nahm seinen Hut ab und klopfte den Staub heraus, dann ist die nächste Stadt in dieser Richtung Han Ova“ „Ja Han Ova, die Hauptstadt des Dairy States“ schnaubte der Auserwählte leicht verächtlich. „Schaun wir mal ob wir den Koloss irgendwie zum Leben erwecken können“ Er wischte über den kleinen Monitor der mitten auf der Konsole angebracht war und starrte auf den schwarzen Bildschirm der plötzlich zum Leben erwachte. Oben Links blinkte ein Cursor und es erschienen im Schein der Morgensonne die durch das Seitenfenster strahlte die Worte DIESELMOTIVEDIVISION....... 0511 64201913......WELCOME.....“Hmmmmm, murmelte der Auserwählte, es lebt“ und lachte. Auf der Konsole erwachten ebenfalls einige der Anzeigen und Kontrollleuchten zum Leben. IGNITE ENGINE?....PRESS „IGNITE“ TO IGNITE ENGINE.....“Und es spricht zu uns“ nun konnte sich auch Morutabana es nicht mehr verkneifen zu lachen. „Dann tu was es uns befiehlt“ Kieran studierte die kleinen Schilder unterhalb eines jeden Knopfes auf der Konsole. IGNITE stand dort in schwarzen gravierten Lettern die schon fast nicht mehr zu erkennen waren. Er setzte seinen Finger auf den Knopf, zögerte einen Moment und drückte ihn herunter.
Es dauerte einen Moment und ein rythmisches klacken war aus dem Motorraum zu hören. Er hielt den Knopf gedrückt und mit einem lauten Knall, gefolgt von kurzen wummernden Vibrationen schien die Lokomotive wirklich wieder zum Leben zu erwachen. Morutabana schaute wieder aus dem Fenster und blickte zum Dach der Lokomotive. Ein dichte Wolke schwarzen Qualms stand über ihnen und es roch nach verbranntem Diesel. Ein Duft den er schon lange vergessen hatte und der ihn mit Wehmut erfüllte. Zögernd ließ der Auserwählte den Knopf los. Er befürchtete das der Motor wieder verstummen würde wenn er ihn nicht lange genug gedrückt hielt. Nach wenigen Minuten jedoch lief der große Dieselmotor mit monotonem Brummen langsam vor sich hin.
......ENGINE RUNNING......READY TO GO…….DIESELMOTIVEDIVISON…….WE POWER THE FUTURE…… We Power the Future, damit habt ihr keinen sehr großen Erfolg gehabt dachte er und griff mit beiden Händen den Fahrstufenregler der wie ein Lenkrad anmutete. „Ich glaube es kann losgehen“ „Das glaube ich auch,erwiderte Morutabana, je früher desto besser“
Der Auserwählte drehte den Fahrstufenregler langsam im Uhrzeigersinn. Mit jedem spürbaren einrasten wurde der Dieselmotor ein wenig lauter und wummerte ein wenig schneller. Die Lokomotive bewegte sich jedoch keinen Zentimeter.
........INITIATE DRIVING DIRECTION........PULL LEVER TOWARDS YOU TO REVERSE....PUSH LEVER TO GO FORWARDS.....“Hebel ziehen” sagte er zu sich selbst. “Hebel drücken…nach vorn”, warf Morutabana ein. Der Auserwählte drehte den Fahrstufenregler zurück auf Null, ergriff den Fahrtrichtungshebel und drückte ihn nach vorn bis er Lautstark einrastete. Mit einem erneuten Dreh am fahrstufenregler ließ er das eiserne Ungetüm wieder lauter werden, doch auch diesmal machte es keine anstalten sich zu bewegen. .......RELEASE BREAKS.....Er fasste mit beiden Händen den Bremshebel und riss an ihm so stark er konnte. Mit einem kräftigen Ruck, der die beiden fast von den Beinen warf, setzte sich die majestätische E13 langsam in Bewegung. Der Auserwählte setzte sich in den Sitz auf der rechten Seite des Führerstandes von wo aus er alle Armaturen, Hebel und Knöpfe erreichen konnte.
Ächzend und knirschend setzte sich der Zug langsam in Bewegung und nahm Fahrt auf. Der Auserwählte fühlte sich großartig. Er blickte aus dem Fenster und sah den Bahnhof, den Güterschuppen und eine alte Lagerhalle vorbeiziehen. Auf der Straße neben der Strecke standen einige Menschen und schauten ungläubig wie sich der Zug langsam seinen Weg aus der Stadt bahnte. Die Gleise waren verzweigt und sie rumpelten über viele Weichen, die schon seit Jahren keine Richtungsänderung mehr vorgaben. Ein weiterer dreh am Fahrstufenregler und der Zug nahm mehr Fahrt auf begleitet von einem seine Tonlage verändernden monotonen brummen des Dieselmotors. Schon bald hatte der Zug die letzte Weichenstraße durchfahren, das Gleis neben ihnen, welches sie seit der Station begleitet hatte, neigte sich nach links in eine andere Richtung und nur noch die beiden eiserne Schienen ihres eigenen Gleises, liefen vor der Lok dem Horizont entgegen. Sie waren auf dem Weg nach Han Ova. Nur etwa 30 Meilen trennten sie von ihrem Ziel, von dem Punkt an dem ihre Fahrt sie hoffentlich in die Richtige Richtung führen würde, zu den Minen und den Ogambo Farmen. Kieran schaute auf den Monitor und bemerkte das sich die Anzeige veränderte.......CONNECTION TO CRUISECONTROLCENTER ESTABLISHED.....ONLINE CONNECTION ESTABLISHED........ARRIVAL HAN OVA 60 MINS...CURRENT DRIVING SPEED 30 MPH....PRESS CRUISE CONTROL TO INITIATE ROUTE COMMANDLINE......“Das ist interessant“ Morutabana drehte sich zu ihm „Irgendwo ist ein Computer der registriert hat das sich der Zug auf der Strecke befindet“ Der Auserwählte schluckte und schaute gebannt auf den Monitor während er mit seinen Händen nervös über das Lenkrad strich. Irgendwo ist etwas das die Kontrolle übernehmen möchte. Das konnte gut möglich sein, schließlich war nichts zerstört worden, es wurde nur verlassen. Die Zentrale der Union Atlantik befand sich in Han Ova und er war sich sicher das diese Stadt noch existierte. Aber wie, nach all dieser Zeit die vergangen war, konnte sich die Technik als noch funktionsfähig erweisen? „Wir werden bald herausfinden wie es in Han Ova aussieht, sagte Morutabana, hast du Angst?“ Der Auserwählte schüttelte nachdenklich den Kopf. Sicher hatte er Angst. Er hatte Befürchtungen. Er befürchtete das das was sie finden werden nicht das ist was sie erwarten. Doch was erwartete er eigentlich zu finden? Ein verstaubtes Computerterminal das jetzt die Kontrolle übernehmen möchte? War dort noch jemand? Gab es in dieser Stadt auf die sie mit 30 Meilen pro Stunde zufuhren jemanden der sich darum kümmerte das die Technik weiterhin funktionierte? Fragen über Fragen schwirrten durch seinen Kopf. Wen oder was würden sie in Han Ova antreffen? Kieran fürchtete sich vor den Antworten auf diese Fragen, doch bald würde er Antworten erhalten.
Chapter 2
Schweigend saßen Kieran und Morutabana im Führerstand der Lokomotive. Der Zug fuhr vorbei an Häusern, Farmen und Feldern, vorbei an verostenden Automobilen. Kieran konnte die Frage, was ihn in Han Ova erwarten würde nicht aus seinem Kopf verdrängen. Auf der gesamten Strecke, die sie bereits zurückgelegt haben, war ihm kein Anzeichen menschlichen Lebens aufgefallen. Eine Fahrt durch eine längst vergessene Welt, dachte er bei sich und knirschte mit den Zähnen. „Was ist los?“ fragte ihn Morutabana. Kieran schaute auf ein in sich zusammengestürztes Haus, welches sie passierten, das dicht an den Schinen stand und dessen Fassade als einziges aufrecht stand. „Nichts ist los. Alle sind weg. Hier haben einmal Menschen gelebt. Ich frage mich nur gerade was mit Ihnen geschehen ist“ antwortete Kieran leise. Morutabana sah das Kieran angespannt war. Vielmehr konnte er es an dem mahlenden Geräusch seiner Kiefer erkennen. „Denk nicht darüber nach was geschehen ist, denn es ist vor langer Zeit geschehen. Bevor du in diese Welt gekommen bist“ sagte Morutabana. „Bevor ich geboren wurde?“ „Bevor du in diese Welt gekommen bist!“ sagte Morutabana nachdrücklich. „Ist das nicht das gleiche?“ sah ihn Kieran fragend an. „Nein, sagte Morutabana geistesabwesend, das ist nicht das gleiche. Ich gehöre in diese Welt die sich Verändert hat, du bist in diese Welt nicht hineingeboren worden. Du bist in diese Welt gekommen, ohne das dir das im Augenblick bewusst sein mag. Du hattest ein anderes Leben, an einem anderen Ort, in einer anderen Welt.“ „Ist das so?, hakte Kieran nach, Wenn ich nicht hierher gehöre, du aber schon, dann stellt sich die Frage wo gehöre ich hin? Warum bin ich nicht dort wo ich eigentlich sein sollte?“ „Weil das alles Teil des großen Plans ist. Viele Menschen kommen hierher und gehen wieder. Nur wenige werden hier geboren und gehören letztendlich auch hierher. Sie Leben hier und sterben hier. Doch was sie gemeinsam haben ist, das sie hier eine Aufgabe zu erfüllen haben“, versuchte Morutabana zu erklären, „Diese Welt ist der Anfang und das Ende. Hier schließt sich der Kreis und alles was hier geschieht, passiert nicht ohne Grund. Wenn diese Welt aus den Fugen gerät, und das ist sie, aus den Fugen geraten, dann verändert sich Alles.“ Die Bebauung um sie herum wurde langsam dichter und sie passierten die Vororte von Han Ova. Andere Schienenstränge aus allen möglichen Richtungen stießen zu ihnen. Sie befanden sich jetzt auf einer sechsgleisigen Hauptstrecke under Auserwählte drehte den Fahrstufenregler langsam zurück. „Was bedeutet, Alles?“ Auf dem kleinen Display, welches die Fahrtgeschwindingkeit anzeigte, wurden die Zahlen immer geringer
28
25
21
15
11
bis sie bei neun stagnierten. Der Zug bewegte sich langsam durch das urbane Ödland das einst die Hauptstadt dieses Staates war. „Alles bedeutet Alles. Nicht mehr und nicht weniger“, sagte Morutabana. Kieran war fasziniert davon wie der Sand, im laufe der Zeit, seinen Weg in die Häuserschluchten gefunden hatte und sich stellenweise zu kleinen Dünen auftürmte. Der Zug erreichte das alte Fabrikgelände der CONTINENTAL WORKS, welches fast in der Innenstadt lag. Er drehte den Fahrstufenregler auf Null und die kleine Anzeige sprang nach weiterem herunterzählen ebenfalls auf Null. „Da wären wir...der Auserwählte erhob sich von seinem Sitz und zog am Bremshebel....nur zur Sicherheit, nich das er wegrollt. Immer die Handbremse anziehen“, lachte er und fügte hinzu, „Du kannst oder willst mir nicht erklären was deine Worte bedeuten sollen, oder?“ Morutabana blickte zu Auserwählten, senkte kurz die Augen und sah sich um. Das Gebäude der CONTINENTAL WORKS war riesig.
CONTINENTAL....act GLOBAL...think UNIVERSAL......kam es Morutabana in den Sinn, der Werbespruch der einst auf fast jeder Plakatwand prangte. “Es gab nichts was die nicht hergestellt haben“ merkte er an. Langsam ließ er seinen Blick über die riesige Backsteinfassade mit unzähligen, mittlerweile zerbrochenen Fenstern, aus denen im Erdgeschoß Sträucher und kleine Bäume wuchsen, wandern. Kieran überlegte kurz, ob er vielleicht eine Antwort auf seine Frage bekäme wenn er stur weiterfragen würde. Schließlich entschied er sich das es wahrscheinlich keinen großen Sinn haben würde und sagte zu Morutabana, „Ich werde mich einmal in der Stadt umsehen bevor wir weiterfahren“. Morutabana holte das Päckchen Zigaretten aus seiner Innentasche, entfernte das Plastik, öffnete sie und nahm eine Zigarette heraus. Er hob sie an seine Nase und schnüffelte daran. „Trocken, aber noch rauchbar“ sagte er. Leckte mit seiner Zunge über die Zigarette, schob sie in den Mund und zündete sie an. „Schau dich um wenn du willst. Lass dir Zeit. An diesem Ort wirst du etwas finden das du nicht gesucht hast. Oder besser gesagt es wird dich finden“. Was sollte das nun schon wieder bedeuten, rätselte Kieran während er seinen Rucksack aufsetzte. „Hoffentlich niemand der sich auch mit mir Vereinigen will“, murmelte er. „Nein, du wirst hier deine Nemesis finden“ erwiderte Morutabana. „Meine Nemesis, wollte Kieran wissen, „was heißt das denn jetzt schon wieder?“ „Das bedeutet nur, das du hier etwas finden wirst, das du schon lange gesucht hast. Etwas das du schon begehrt hast, lange bevor du in diese Welt gekommen bist“, sagte Morutabana während er teilnahmslos weiter auf das Fabrikgebäude starrte, „Das was du findest, ist etwas das dir immer schon gefehlt hat. Es ist das, was dich zu dem machen wird, was du sein solltest“ Kieran ging zur Tür und kletterte hinunter auf das Gleisbett. „Was sollte ich denn sein?, rief er Morutabana zu. „Das wirst du herausfinden“ tönte es aus der Lokomotive zurück. „Wir treffen uns hier nach dem nächsten Sonnenaufgang wieder“, fügte die Stimme noch hinzu. Kieran war verärgert. Alles was Morutabana sagte machte für ihn keinen Sinn. Seine Nemesis finden, damit er zu dem wird was er sein sollte, wie bescheuert war das denn? Er war doch schließlich schon jemand! Bis auf das brummen des Dieselmotors war es still, keine Menschenseele schien hier zu sein, nur der Wind bließ unaufhörlich Sand vor sich her, der dafür sorgte das ein leises, stetes Rauschen in der Luft lag. Er war in einer verlassenen Stadt, dabei lag Han Ova doch weiter von den Minen entfernt als Gulch City. Langsam ging er zur Brücke am Ende des Fabrikgebäudes und kletterte an der Böschung zur Straße hinunter.
Er war müde und das monotone Brummen des Diesels das immernoch in seinen Ohren klang hatte ein übriges dazu beigetragen das er, obwohl es gerade einmal Mittag war, kaum seine Augen offenhalten konnte. Han Ova war einmal die Hauptstadt des Dairy Staates. Eine Metropole mitten in der Wüste der Stille. Doch war die Wüste nicht nur still, sie schien vielmehr wie ein Portal. Ein Portal das sich ständig vergrößerte und eine neue, alte Zeit einläutete. Eine Zeit die längst vergangen war, eine Zeit die bereits zu verstreichen begann, als es hier noch keine Wüste gab. Die Menschen hatten diesen Ort schon vor langer Zeit verlassen. Unmerklich wich das Leben von diesem Ort bis er ausgeblutet war.
Die Natur hatte sich zurückgeholt was ihr einst gehörte, dachte Kieran bei sich. Der Mensch ist ein Teil dieser Natur, doch hatte er sich zu Wichtig genommen und er stellte sich ins Zentrum, doch die Zeit verstrich. Als es ihm schließlich gewahr wurde, da war es bereits zu spät. Die Natur hatte sich entschieden das sie auf ihn verzichten konnte. Langsam ging er durch die Straßen, welche von Sand bedeckt waren. An manchen Stellen sah man noch den schwarzen Asphalt in der Sonne glänzen und die weißen Markierungen, die den Menschen zu dieser Zeit die Richtungen wiesen. Sein Kopf war schwer und seine Beine viel zu erschöpft ihn noch lange zu tragen. Auf eine merkwürdige Art und Weise hatte dieser Ort ihn angezogen. Schon als ihm im Bahnhof von Gulch City bewusst wurde das dieser Zug zuerst in die Gegenrichtung fahren musste, um zu den Minen zu gelangen, verspürte er eine innere Unruhe. Kieran holte die Machete aus seinem Rucksack und beschloss, zu seiner eigenen Sicherheit, auf den breiten Hauptstraßen zu bleiben. Ihm fielen die unzähligen, säuberlich verbarrikadierten Fenster und Türen an den Wohnhäusern auf. Viele Schaufenster von Läden waren von den Besitzern mit großen Spanplatten fein säuberlich vernagelt worden so das man sie, nur abnehemen, den Laden reinigen und die Regale auffüllen müsste um wieder dort weiterzumachen wo die Zeit stehengeblieben war. Er hatte den Eindruck das die Menschen, die hier einmal lebten, wahrscheinlich niemals die Absicht hatten diesen Ort für immer zu verlassen. Alles war fein säuberlich für eine etwaige Rückkehr vorbereitet worden, so das das alltägliche Leben fast ohne Unterbrechung wieder hätte aufgenommen werden können. Er ging immer in der Mitte der Staße entlang mit genügend Abstand zu den verlassenen Häusern. Als er an einen großen Marktplatz erreichte, fiel ihm zunächst gar nicht auf, das dort ein Laden war, dessen Scheiben nicht abgedeckt waren. Vor dem Geschäft im Erdgeschoß eines sechstöckigen Hauses waren die Reste einer Feuerstelle zu sehen und es lagen geöffnete Konservendosen und allerlei gerümpel herum. Erst als er ein leises summen aus der offenen Ladentür vernahm traf es ihn wie einen Schlag, er war nicht allein in der Stadt. Schnell rannte er schutzsuchend hinter einen der großen abgestorbenen Bäume und ging in Deckung, um das Haus unbemerkt beobachten zu können ohne selbst gesehen zu werden. Lachend kam eine junge Frau durch die Ladentür nach draußen, gefolgt von einem jungen Mann und etwas das aussah wie ein Eichhörnchen. Die Frau war mit einer kurzen Jeans und einem vor dem Bauch zusammengeknoteten Top bekleidet und trug einen Korb mit Wäsche. Sie stellte den Korb auf dem Gehsteig vor der zerfledderten markise ab, drehte sich um und umarmte den mann, der ihr aus dem haus nach draußen gefolgt war. Er schien kräftg zu sein, denn er nahm sie in die Arme, hob sie hoch, küsste sie und beide begannen gemeinsam die Wäsche an einer, im zickzack unter der Markise gespannten, Wäscheleine aufzuhängen. Der Wäschekorb leerte sich schnell und die beiden wirkten sorglos, unterhielten sich dabei und lachten sehr viel. Kieran konnte kein Wort verstehen, doch ihre Stimmen trugen eine fröhliche Melodie herüber, die ihn einen Moment lang vergessen ließ wo er eigentlich war. Der Mann setzte sich auf rostiges Fass das neben der Feuerstelle stand, während die Frau wieder im Haus verschwand. Unbemerkt hatte sich das kleine Tier, welches ihn an ein Eichhörnchen erinnerte dem Baum genähert hinter dem er sich versteckte. Es hob seine kleine Nase in den Wind und mit einem großen Satz sprang es, in höhe seines Kopfes an den Baum und begann laut zu fiepen. „Sei ruhig Ongus, rief der Mann laut, und komm wieder her“ Das kleine Tier mit dem rotbraunen Fell dachte allerdings nicht daran dem ruf des Mannes zu folgen und begann auf den Baum zu klettern und ließ sich auf der ersten Astgabelung nieder. Kieran wich ein Stück zurück, schaute nach oben und umklammerte den Griff seiner Machete. Der Mann hatte in der zwischenzeit einen kleinen Stapel Holz in der Mitte der Feuerstelle aufgeschichtet und öffnete eine Dose. Er setzte sie an und leerte sie in einem Zug. Die Frau kam aus dem Haus zurück ins helle Sonnenlicht, wechselte ein paar Worte mit dem Mann, der daraufhin in Kierans Richtung zeigte. „Ongus“ rief sie mit einer freundlichen Stimme und kam langsam auf den Baum zu, auf dem der kleine Pelzträger auf und ab hüpfte und fiepte. Kieran bekam es mit der Angst zu tun und warf sich mit dem Rücken an den Baumstamm und presste sich fest dagegen. Wenn er sich ruhig verhalten und keinen mucks von sich geben würde, werde ihn schon keiner entdecken, dachte er. „Ongus, was hast du? Komm da wieder runter. Du sollst doch nicht weglaufen“ Die Frau stand nun unmittelbar vor dem Baum. Kieran schloss seine Augen und hielt die Luft an. Das kleine Fellknäul mit dem buschigen Schwanz umrundete einmal den Baumstamm, sprang direkt vor seine Füße und sah ihn an. Kieran kniff immernoch seine Augen fest zusammen und bemerkte nicht, wie plötzlich die Frau vor ihm stand und ihn erstaunt anschaute. Er fragte sich ob die Gefahr vorüber war und die Frau mit dem kleinen Tierchen schon wieder auf dem Weg zurück zum Haus war. Langsam öffnete er die Augen und hielt dabei den griff der Machete so fest, das seine Hände schmerzten. Erschrocken und starr vor Angst sah er die Frau vor sich stehen, mit Ongus, der auf ihrer Schulter saß. „Wen haben wir denn da?, lächelte sie ihn an, eine verlorene Seele die sich zu uns verirrt hat.“ Kieran wusste nicht was er sagen sollte. „Wo bist du denn hergekommen?“ Ongus sprang auf Kierans Schulter und leckte ihm mit seiner kleinen rauhen Zunge über die Wange. Die Frau lachte, „Ongus scheint dich zu mögen, und reichte ihm ihre Hand. Kieran löste den Klammergriff, mit dem er seine Machete in beiden Händen hielt, nahm ihre Hand und murmelte „Kieran... ich bin Kieran“. „Ich bin Candis“, sagte sie,“ du hattest wohl nicht erwartet hier jemanden anzutreffen, in dieser verlassenen Stadt?“ „Nein“ flüsterte er. Eigentlich hatte er, nachdem er sich versteckt hatte, erwartet nicht entdeckt zu werden. „Was tut ihr hier?“ wollte Kieran wissen. Sie schaute ihn an. Er fand das sich ihre Hand so wunderbar weich anfühlte und das sie so lebendig aussah im Vergleich zu der Frau in dem Gemischtwarenladen in Gulch. „Wir leben hier. Die meisten anderen sind vor Jahren von hier fortgegangen, aber wir sind geblieben. Es ist ein herrliches Fleckchen Erde. Still und so beruhigend. „ sie zog sanft an seiner Hand und er folgte ihr. „Josh, schau mal was ich hier gefunden habe“ rief sie dem Mann zu. Josh blickte auf, warf die Dose auf den Boden zu den anderen und kam ihnen entgegen. Er trug ein offenes Hemd mit kurzen Ärmeln und eine Khaki farbene Shorts. „Wir hatten eigentlich keinen Besuch erwartet“ rief er der Frau zu. „Hättest mir ja sagen können das du jemanden erwartest. Dann hätte ich ein wenig aufgeräumt“ „Das ist Kieran“, stellte sie ihn vor, als sie sich auf halbem Weg trafen. „Hey, ich bin Josh“ Joshs Händedruck war fest und sein lächeln freundlich. Er legte seinen Arm um Kieran und die beiden nahmen ihn in ihre mitte und gingen zum Haus zurück. „Du hast bestimmt Durst?“ fragte er, „setz dich“. Kieran setzte sich auf eine der umgedrehten Gitterboxen und sah sich um. Josh warf ihm eine Dose zu, die Kieran beim fangen aus den Händen glitt und auf dem Boden landete. „Schütteln sollte man die eigentlich nicht bevor man sie aufmacht“, grinste er und gab drückte ihm eine zweite in die Hand. „Gut festhalten. Wenn du die fallen lässt, kann ich dir nur noch eine warme anbieten“ sagte er, setzte sich neben ihn und musterte ihn von oben bis unten. Candis kam wieder aus dem Laden und trug ein Tablett mit etwas das wie Wurzeln aussah. „Du hast bestimmt auch Hunger, säuselte sie, stellte das Tablett auf das Fass, auf dem Josh vorher gesessen hatte. „Josh war gerade dabei ein Feuer zu machen und dann können wir ein paar Moniakwurzeln rösten. Ongus sprang auf das Tablett und beschnüffelte die Wurzeln. „Du bekommst auch etwas“, sagte sie und ging zurück ins Haus. Josh nahm einen kleinen Kanister und schüttete ein wenig Flüssigkeit über die Holzscheite. „Solange wir noch Autos mit Benzin im Tank finden, können wir uns leicht jederzeit ein Feuer machen“ Er nahm ein Streichholz, entzündete es und warf esauf die Holzscheite. Mit einem lauten puffen entzündete sich, mit einer großen Stichflamme, das Holz. „Bald können wir essen“. Kieran drehte die Dose zwischen seinen Händen. Sie war kalt und feucht. BUDVISER stand in großen silbernen Lettern auf dem Metall. Er öffnete sie und nahm einen großen Schluck. Es fühlte sich gut an, wie das kalte Bier seine Kehle hinunter lief. Er wischte sich über die Lippen. Josh sah ihn an und betrachtete die Machete. „Ich glaube nicht das du die hier brauchst, sagte er, ausser uns ist wahrscheinlich keiner mehr hier. Ich habe schon seit Monaten keine Menschenseele mehr gesehen. Du bist der erste der sich hierher verirrt hat.“ „Wart ihr schon hier als alle anderen die Stadt verlassen haben“, wollte Kieran wissen. „Wir haben hier schon unser ganzes Leben verbracht. Wir sind früher gemeinsam in die Schule gegangen. Als die Menschen die Stadt verlassen haben, sind wir zurück geblieben. Es ist jetzt sozusagen unsere Stadt. Es zog sich über Wochen hin, von den ersten die ihre Koffer packten, bis zu den letzten die ihre Habseligkeiten zusammenpackten und gingen. Auch alle von denen die zunächst hier ausgehalten haben sind mittlerweile schon seit Monaten weg.“ Kieran sah ihn mit großen Augen an,“Warum seid ihr geblieben?“, wollte er wissen. „Tja, das ist eine gute Frage. Vor dem unausweichlichen kann man eben nicht davon laufen.“ Er verstand nicht was Josh ihm damit sagen wollte, für ihn machte das alles keine Sinn. „Was ist den unausweichlich?“ fragte Kieran. Josh sah ihn fragend an, „Was meinst du? Ich spreche von dem großen Plan. Candis hatte sich mit einer alten Frau, die hier mit uns lebte, lange unterhalten. Ich habe ja nicht daran geglaubt aber sie hat ihr von einem Mann erzählt. Einem Fremden der durch die Welt streift und den alle fürchten. Sie war so etwas wie eine Hexe, eine Okkultistin. In ihrem Zimmer roch es immer nach irgendwelchen Kräutern und nach einiger Zeit, hier allein mit uns, hat sie Candis zu sich ins Zimmer gebeten. Wir haben uns oft die Frage gestellt wie es weiter gehen soll, und die Antwort erhielten wir durch diese alte Frau, mit der Candis ein besonderes Verhältnis seit diesem Tag verband . Sie sagte nur das alles ein Teil des großen Plans ist und das wir uns keine Sorgen machen müssten. Alles geschieht wie vorherbestimmt, ein Fremder, ein Wanderer zwischen den Welten, würde schon dafür sorgen das alles in seinen Bahnen bleibt. Ich hab das nicht begriffen. Aber ich denke jetzt verstehe ich was sie gemeint hat.“ Josh nahm die Moniakwurzeln und legte sie ins Feuer. Kieran fühlte sich unwohl in seiner Haut. Alles was Josh zu ihm sagte verwirrte seinen Geist nochmehr und ließ ihn daran zweifeln das er überhaupt Antworten haben wollte, denn jede dieser Antworten warf neue Fragen auf. „Was ist der Plan? Und was ist unausweichlich?“ fragte Kieran vorischtig nach, denn er befürchtete wieder eine Antwort zu erhalten die keine war. „ Der Plan...,“ begann Josh und Kieran rollte mit den Augen, weil er genau diese Worte nicht hören wollte,“....gibt allem seine Struktur. Alles was geschieht entspricht dem Plan, selbst der Zufall. Das du hier aufgetaucht bist ist ebenfalls ein Teil des Plans. Ich weiß zwar nicht warum du hier bist, aber ich muss das auch nicht verstehen.“ Kieran dachte sich, schön ich versteh hier nämlich auch gerade nichts und schaute auf die Moniakwurzeln, die sich langsam bräunlich färbten. „Es hat angefangen in den Minen und von dort aus hat es sich ausgebreitet. Keine Ahnung ob es irgendwo noch Leben gibt, wie wir es von damals kennen. Han Ova war einmal die Hauptstadt des Staates. Naja, ich schätze mal sie ist es immernoch, sagte er und drehte die Moniakwurzeln im Feuer, ich denke, das das was in den Minen geschah die Welt letztendlich verändert hat.“ Josh nahm die Moniakwurzeln aus dem Feuer und rief nach Candis „Essen is fertig, Süße“ Er reichte Kieran eine der Wurzeln und Kieran nahm sie mit beiden Händen. „Candis kann dir ein wenig mehr darüber erzählen glaube ich. Lass uns Essen und dann wird sie dir deine Fragen schon beantworten.“ Vorsichtig roch Kieran an der Wurzel und knabberte ein wenig an ihr. Sie schmeckte zu seinem erstaunen ein wenig wie Hühnchen. Noch nie in seinem Leben hatte er Wurzeln gegessen, doch sie schmeckte. Candis hatte sich zu ihnen gesellt und die drei aßen ihr Wurzeln ohne ein weiteres Wort zu sagen. Nach dem Essen setzte sich Candis neben ihn und fragte ihn ob er satt wäre. Kieran nickte, „Das war gut, was auch immer es war.“ Candis nickte „ja, schmeckt wie Hühnchen , oder? Woher kommst du?“ wollte Candis wissen und legte eine Hand auf sein Knie. Kieran schluckte, „Ich komme aus Gulch und bin mit einem Freund unterwegs zu den Minen.“ „Aber die Minen liegen doch weiter von Han Ova entfernt als Gulch City?“ „Ich weiß, wir sind mit dem Zug unterwegs. Aber leider stand der verkehrt herum auf dem Gleis, lächelte er, wir suchen eine Stelle wo wir ihn Wenden können um zu den Minen zu gelangen.“ Candis sah ihn erstaunt an „Und was genau sucht ihr in den Minen?“ „Wenn ich das wüsste, müsste ich ja nicht danach suchen. Ich komme aus einem kleinen Dorf im Grenzland und man hat mich auserwählt zu den Minen zu reisen um etwas zu finden. Ich bin mir nicht sicher was es ist. Es geht um einen Tempel und in diesem Tempel soll sich eine Glocke befinden.“ „ Soso, eine Glocke also“ grinste Candis. „Ja, eine Glocke, wobei ich mich Frage was eine Glocke in einem Tempel mit den Minen zutun hat. Ich meine..., Kieran lehnte sich zurück, ...eine Mine und ein Tempel, irgendwie passt das für mich nicht zusammen.“ Sie schaute ihn eindringlich an, „Die Minen haben bis zum Schluss Erz gefördert. Die Nachricht verbreitete sich damals wie ein Lauffeuer als etwas in den Minen auftauchte.“ „Kann ich noch etwas zu trinken haben Josh, fragte er leise. Josh stand auf und verschwand im Haus. „Was ist in den Minen aufgetaucht Candis?“ Candis wirkte abwesend und verwirrt, so als ob ihr etwas eingefallen ist, das sie schon längst vergessen hatte. „Ich weiß es nicht. Als Omimi noch bei uns lebte hat sie mich einmal mit auf eine Reise genommen, an einen Ort tief in mir selbst. Eine spiritistische Reise zu meinem inneren selbst. Ich konnte mich zuerst nicht darauf einlassen, doch dann nahm sie meine Hand und führte mich hinab in mein innerstes selbst. Dort habe ich etwas gesehen. Es war wie ein Schatten und eine Glocke schlug..Ding....Ding.....ein tiefes langes klingen. So mächtig das es mich erzittern ließ. Ich hatte keine Angst, denn ich war der Beobachter. Ich sah Episoden aus meinem Leben, so real als würden sie gerade geschehen, das einzige das mich ein wenig beunruhigte war dieser Schatten der über allem lag. Die Szenen wirkten alle so lebendig und doch fehlte ihnen etwas. Erst später ist mir bewusst geworden was es war, das fehlte. Ihnen fehlte die Kraft, die Lebensfreude die man verspürt wenn einen etwas wirklich berührt. Alles lag unter diesem Schatten“. Kieran schaute Candis an und bemerkte eine Träne in ihrem Augenwinkel. „Dieser Schatten lag über allem und hat allem die Freude genommen. Plötzlich erschien dieser Mann. Er war mit einem langen Mantel bekleidet und trug einen großen Hut mit breiter Krempe. Er war in mir, obwohl ich nicht denke das er ein Teil von mir ist. Ich sah die Minen und unbarmherzig schlug die Glocke immer lauter. Er stand nur da, drehte sich um und deutete auf einen Punkt im inneren der Mine. Ich war verunsichert doch ich folgte seiner Geste und schwebte auf diesen Punkt zu. Doch dort war nichts. Ich konnte nichts sehen. Dort war eine Wand aus Schutt und Erde.“ Candis schluchzte und Kieran nahm ihr Hand „Was war dort in deinem inneren, in der Mine?“ flüsterte er. „Ich weiß es nicht“, schluchzte Sie und er nahm sie in den Arm. „Ich weiß es nicht, aber es machte mir Angst. Es war, als ob nicht nur ich dort war. Ich weiß nicht wie ich es dir erklären soll aber ich hatte plötzlich das Gefühl in einem Raum voller Menschen zu sein. Menschen die wild durcheinander redeten und ich sah plötzlich Szenen die nicht aus meinem Leben stammten. Es waren keine meiner Erinnerungen, aber trotzdem konnte ich mich all diese Dinge sehen tun. Dinge von denen ich nicht mal geträumt hätte sie jemals in meinem Leben zu machen. Weißt du, ich teile viele meiner Erinnerungen mit Josh, denn wir kennen uns schon seit der Grundschule. In vielen dieser fremden Erinnerungen war er bei mir und in anderen waren andere Männer an meiner Seite. Ich verstand es nicht, und ich verstehe es immer noch nicht. Dieser Fremde Mann, er stand da und in vielen Bildern in meinem Kopf war auch er zu sehen. Wie konnte er in diesen Erinnerungen sein, die meine waren und auf eine andere Art doch nicht? Er hatte etwas faszinierendes an sich. Seine bloße Gegenwart fesselte mich. Auf einmal begann er zu mir zu sprechen, er sagte „Candis......es ist die Zeit gekommen in der niemand mehr dem unausweichlichen entfliehen kann.....schau dir deine Leben an und lausche der Glocke. Es ist die Glocke, die mit ihrem Schwingen alles im gleichklang hält. Lange war die Glocke verstummt doch jetzt ist die Zeit gekommen, in der der Auserwählte die Glocke schlagen muss, damit alles so weitergeht wie es der große Plan vorsieht. Doch wenn die Glocke erklingt, wirst du ein neues Leben beginnen. Ein Leben voller Entbehrungen und Qualen. D Wenn der Auserwählte deinen Weg kreuzt, wirst du vor die Wahl gestellt. Lebe dein Leben weiter oder Lebe ein anderes, ein entbehrungsreiches, ein Leben das du dir nicht einmal in deinen kühnsten Träumen vorstellen kannst. Ich weiß, das du die richtige Wahl treffen wirst, wenn einmal die Zeit gekommen ist. Dann verschwand der Mann, so plötzlich wie er erschienen war. Omimi war bei mir. Ich weiß nicht ob sie es die ganze Zeit war. Aber sie nahm mich wieder mit zurück und ich öffnete meine Augen in ihrem kleinen Zimmer. Nichts hatte sich verändert. Alles war so wie immer, bis auf das Gefühl unendlicher Leere, tief in mir.“ Kieran hatte nicht bemerkt das Josh bereits zurückgekehrt war und sich neben ihn gesetzt hatte. „Hier, dein Bier“ sagte er und reichte Kieran eine kalte Dose Budviser. „Was ist mit Omimi geschehen?“ wolltte Kieran wissen. Candis lag schluchzend in seinen Armen. „Sie ist fortgegangen“ antwortete Josh kurz und knapp. „Wie fortgegangen? Ich denke sie war hier mit euch zurückgeblieben?“ Josh starrte in die verbleibende Glut des Feuers. „Eines Morgens war sie nicht mehr da. Ihr Zimmer war so wie immer. Nichts fehlte, nichts war anders. Nur Omimi war auf einmal nicht mehr da. Sie kam nicht zum frühstück und da haben wir nachgeschaut. Alles war da und sie war weg.“ Kieran stutzte. Menschen verschwinden nicht so einfach, dachte er. Jeder hinterlässt irgendwelche Spuren wenn er irgendwo hingeht. Candis wischte sich die Tränen aus den Augen, stand langsam auf und setzte sich auf Joshs Schoß. „Honey, was ist los“, fragte sie ihn, schlang ihre Arme um ihn. Josh saß einfach nur da und starrte in die Glut. „Hey Sweetie. Mach dir keine Gedanken. Wahrscheinlich waren das die Kräuter die Omimi immer benutzt hat. Es war ein Böser Traum nichts weiter. Das ist jedenfalls das, was es jetzt für mich ist, ein böser Traum und über Träume darf man nicht nachdenken. Sie bedeuten nichts“ Josh erwiderte ihre Umarmung und küsste sie. Kieran dachte darüber nach was Candis ihm gerade erzählt hatte. Er sah keine Sinn darin. Eine Glocke die alles im Einklang hält und ein Fremder der möchte das sie eine Entscheidung trifft. Was hatte das alles mit ihm zu tun. Vielleicht lag es auch daran das er die ganze Zeit darüber nachdachte ob Candis seine Nemesis war. Vielleicht war es auch Josh oder Omimi, aber die war ja fortgegangen. Josh stieß Kieran, der in seinen Gedanken versunken war, an die Schulter, „Hey Großer, denk nicht über Candis Träume nach, grinste er, das ist nichts gewesen außer einem schlechten Trip“. Candis buffte ihn in die Seite, „Sag nicht sowas, Omimis Kräuter haben einen wenigstens ab und zu mal die Einsamkeit vergessen lassen“ „Mit mehreren Leben die vor deinen Augen abliefen, glaube ich eher das sie ne multiple Persönlichkeitesstörung ausgelöst haben“, prustete Josh und auch Kieran musste nun lachen. Den Rest des Tages zeigten die beiden Kieran ihr Zuhause. Auch das Zimmer das Omimi einst bewohnt hat. Es sah zu Kierans erstaunen wirklich so aus, als ob sie glich wiedr zur Tür hereinkommen würde und ihnen einen Tee anbietet, wie es sich für alte Damen gehörte. Kieran dachte an die Station in Gulch City und Mrs Jacksons Fahrkartenschalter. Dort sah es ganauso aus. Als ob sie gleich wieder kommen würde. Sogar ihre Jacke hing noch da.
Morutabana hatte einige Zeit in der Lokomotive gewartet und sich entschieden, das es das beste wäre sich ein wenig umzusehen. Mit einem Sprung landete er auf dem Gleisschotter und ging zur Brücke, kletterte die Böschung hinunter und sah in die Richtung in welche Kieran, der Auserwählte, vor einiger Zeit verschwunden war. Er drehte sich um und ging die Hauptstrasse hinunter, zum Tor des Fabrikgeländes der CONTINENTAL WORKS. Es war vor langer Zeit verschlossen worden. Er griff mit beiden Händen auf den oberen Beschlag, zog sich hoch und schwang sich darüber. Langsam ging er auf die Pförtnerloge zu, deren Fenster säuberlich mit Brettern vernagelt worden waren und schaute sich um. Auf dem Hof standen zwei große Sattelschlepper und ein alter Ford Gran Turino dick mit Sand bedeckt und rostig. Er ging um den Vorbau, in welchm sich die Pförtnerloge befand, herum und entdeckte ein zerbrochenes Fenster durch das eine kleine Birke in das Gebäude hineingewachsen war. Vorsichtig kletterte Morutabana durch das Fenster in das Fabrikgebäude, darauf bedacht sich nicht am zerbrochenen Glas zu verletzen. Das Voyer in dem er nun stand war groß und sehr hoch. Er vermutete das es wahrscheinlich bis hinauf in die dritte Etage reichen mochte. An der Decke hing ein riesiger Kronleuchter und in der Mitte befand sich ein kleiner Springbrunnen. Pflanzenkübel und Bänke aus Marmor umsäumten den Raum und zwei breite Rolltreppen führten hinter dem Empfangstresen auf den ersten Absatz der Galerie an der rückwärtigen Seite. Pompös, dachte er, drehte sich um und ging zur Tür der von außen vernagelten Pförtnerloge. Er drehte behutsam den Knauf, doch die Tür war verschlossen. Zwei Schritte Anlauf und ein kräftiger stoß mit der Schulter ließen das Holz um das Türschloß herum zerbersten und die Tür aufschwingen. In der Prörtnerloge befanden sich einige Monitore, eine große Schalttafel mit zwei Drehstühle davor und eine große Schrankwand. Morutabana öffnete alle Schränke auf der Rückseite des Raumes neben der Tür. Er hoffte einige Dinge zu finden die sie auf ihrer weiteren Reise gebrauchen könnten. Nach einer Weile hatte er einige Gegenstände von denen er dachte das sie von Nutzen sein könnten beisammen. Er verstaute alles in einem schwarzen Lederrucksack den er unter einem der beiden Schreibtische gefunden hatte und ging zurück in das pompöse Foyer. Er setzte sich auf eine der Marmorbänke und schaute nach oben. Einen kurzen Moment saß er dort regungslos und dachte nach. Er legte den Rucksack auf die Bank und ging zurück in die Pförtnerloge. Wenn der Computer der Lokomotive mit einem Zentralrechner eine Verbindung aufbauen konnte, dann kann ich vielleicht auch einen der Monitore wieder zum Leben erwecken. Er überflog die Taster und Knöpfe auf der Schalttafel und entschied sich einen nach dem anderen zu betätigen und zu sehen was passierte. Schon der fünfte Schalter, unter dem ein Schild mit der Aufschrift ..E..P..ER prangt, mehr war nicht zu entziffern, brachte die Monitore zum leuchten. Es dauerte ein wenig bis auf allen ein klares Bild zu sehen war. Auf einem konnte man den Vorplatz und die beiden LKWs erkennen, ein anderer zeigte die Eingangshalle. Ein weiterer Monitor erweckte Morutabanas Interesse. Auf ihm waren eine große Maschine und einige Förderbänder zu erkennen. Es war eine Überwachungskamera die ein Bild aus einer der großen Fabrikhallen zeigte. Continental hat vieles produziert, was die hier wohl hergestellt haben? Grübelte er. Auf den Förderbändern lagen noch einige Teile vom Produktionsabbruch. Die Fenster haben sie verrammelt aber aufgeräumt hatten sie nicht als die Produktion eingestellt wurde.
Es war bereits spät, als Kieran am brennenden Feuer saß und tiefe Müdigkeit verspürte. Er dachte darüber nach, das Josh sich seit seinem Gespräch mit Candis irgendwie merkwürdig Verhalten hatte. Candis bot ihm an die Nacht hier zu verbringen und in Omimis Zimmer zu übernachten. Kieran überlegte einen Moment und nahm seinen Rucksack, wünschte Josh eine gute Nacht und folgte ihr in Omimis Zimmer. „Sie hätte bestimmt nichts dagegen, sagte Candis, gab ihm einen Kuß auf die Wange, jetzt bist du unser neuer Mitbewohner“, und lächelte ihn an. Kieran schloß die Tür hinter Candis, warf seinen Rucksack auf Omimis Bett und sah sich um. Auf den Regalen an der Wand standen kleine Bilderrahmen mit vergilbten Fotografien. Kieran nahm einen in die Hand und sah sich die anderen an. Sie zeigten eine ältere Frau, offensichtlich Omimi vermutete er, mit andern Menschen die er noch nie in seinem Leben gesehen hatte. Auf einem der Bilder war ein Junge zu sehen, ein blonder Junge mit zerissenen Jeans und freiem Oberkörper. Er schaute verärgert in die Kamera, als das Bild aufgenommen wurde und schien nicht glücklich zu sein. Kieran fragte sich worüber er sich wohl geärgert haben mochte und wer er war. Kieran fand den Jungen sympathisch und strich über das Foto. Ob das wohl Omimis Enkel war? Was mochte aus ihm geworden sein? Nach längerem hinsehen fiel ihm auf das die beiden auf dem Foto vor einer großen, verspiegelten Glasscheibe standen auf der in einer Ecke das CONTINENTAL Logo prangte. Omimi trug ein elegantes schwarzes Kleid und gelbe Schuhe. Am rechten Bildrand war ein Teil eines Autos zu sehen, dessen Räder die Straße nicht zu berühren schienen. Kieran stellte das Bild welches er in den Händen hielt wieder zurück zu den anderen und warf einen flüchtigen Blick darauf. Den Mann mit dem langen Mantel, den reichverzierten Stiefeln und dem Hut mit der breiten Krempe, der Omimi auf diesem küsste bemerkte er jedoch nicht. Er zog seine Schuhe aus und warf sich aufs Bett. Mit hinter dem Kopf verschränkten Armen starrte er an die Decke und dachte über Omimi und diesen Jungen nach.
Candis und Josh saßen am Lagerfeuer und tranken Bier. „Was zur Hölle ist los mit dir?“ polterte Josh, „du hast es selbst gesehen in deinem Traum“ Candis schaute in den tief schwarzen Himmel, von dem keine Stern leuchtete. „Was erwartest du von mir“ sagte sie, mehr zu sich selbst als zu Josh. „Was denkst du. Was hat der Kerl in deinem Traum gesagt? Triff eine Entscheidung sonst wirst du qualen erleiden wenn irgendjemand irgendeine Glocke schlägt. Ich hab zwar nur nen Highschoolabschluß aber wenn ich eins und eins zusammenzähle dann ist der Zwerg da oben der Auserwählte und der sucht eine Glocke. Hallo Schätzchen. Wenn der dann die Glocke findet dann wirst du sobald er sie schlägt leiden.“ Josh griff einen Stock und warf ihn wütend ins Feuer. „Wer sagt denn das er die Glocke auch findet?“, versuchte Candis ihn zu beruhigen, „Träum weiter Süße, du hast doch mit dem ganzen Scheiß damals angefangen...oh, ich hatte eine Vision..oh, wie schrecklich...wenn der kommt müssen wir was unternehmen..blablabla, äffte er sie nach. „Jetzt is alles cool und wir warten einfach mal ab? Erinnerst du dich noch was du mir erzählt hast als du aus Omimis Zimmer kamst? Ich erinnere mich noch genau, Baby“ Candis schaute ihn verwirrt an, zog ihre Knie an und wippte vor und zurück. Sie wollte nicht mehr darüber nachdenken was sie in diesem Traum, dieser Vision gesehen hat. „Du hast geheult und mir erzählt das es passieren wird, das sich unsere Wege trennen. Das du ein Leben ohne mich führen wirst und wir nix dagegen tun können. Wir werden uns nie begegnet sein“. Candis umlammerte ihre Knie ein wenig fester und schloß die Augen. „Das ist was ich gesehen habe, in der Vision, nachdem mir der Fremde erschien und zu mir gesprochen hat. Ein Leben voller Qualen. Und ein Leben ohne dich.“ Josh stand auf und legte ein paar Holzscheite nach. „Ich hab kein Bock auf ein Leben ohne dich. Wir haben uns entschieden hierzubleiben als alle gegangen sind. Und wenn du willst können wir auch gehen. Wohin du willst. Aber erwarte nicht das ich mich einfach so in Luft auflöse so wie Omimi wenn irgendeine Glocke bimmelt.“
Kieran wurde von Joshs lauter Stimme aus seinen Gedanken gerissen. Er konnte zwar kein Wort verstehen, aber es klang als ob er ziemlich aufgeregt oder verärgert war. Er tastete im dunkel nach seinem Rucksack, nahm vorsichtig die Machete heraus und legte sie unter sein Kopfkissen. Er legte sich auf den Bauch, eine Hand umschloss den Griff und die andere verschwand in seiner Hose. Das erste mal seit Tagen fühlte er sich erregt und beschloss diesen Moment auszukosten. Er dachte an Candis, ihre weichen Hände. Er stellte sich vor wie sie ihn in den Arm nahm und streichelte, wie sich ihre prallen Brüste gegen seinen Körper pressten. Nach einem kurzen Moment wurde seine Hose warm und feucht und er stöhnte leise als er sein Gesicht in das Kopfkissen drückte. Er atmete tief ein und genoss dieses befreiende Gefühl der Lust. Es dauerte nur einige Augenblicke bis der Schlaf ihn übermannte und er in einem Traumlosen tiefen Nichts versank.
Nachdem Candis die leeren Bierdosen in einen Korb geworfen hatte blickte sie wehmütig auf Josh. „Ich geh jetzt ins Bett, kommst du auch gleich?“ Josh sah sie nur an. „Du bist mein starker Mann und ich liebe dich, das weißt du“ Er senkte seinen Blick und betrachtete das kleine Stück Asphalt vor seinen Füßen, welches nicht von Sand bedeckt war. „Glaubst du, das die Alte recht hatte?“ Mit seiner Hand strich er über den Sand, der sich so weich anfühlte und den Asphalt der rauh und uneben war. „Was ist die Realität, und was ist der Traum?“ „Honey, denk nicht darüber nach. Ich geh jetzt ins Bett. Kommst du auch gleich?“ Josh nickte. Als Candis in der Tür verschwand, hielt sie noch einen Moment inne und schaute zurück zu Josh. Er wirkte so stark und doch so hilflos, wie er dort saß. „Pssst, machte sie und Josh blickte auf, ich weiß das du schon das richtige tust“, und verschwand im Dunkel.
Morutabana überlegte kurz ob er einen Weg in die Fabrikhalle suchen sollte als er etwas spürte. Ein Gefühl, das nur zu gut kannte druchströmte seinen Körper und er schloß die Augen.
Josh ging nach oben um sich zu versichern das Candis tief und fest schlief. Leise schloß er die Tür und schlich zu Omimis Zimmer im dritten Stock. Aus dem Zimmer war nichts zu hören. Langsam drückte er die Klinke herunter und öffnete die Tür. Es war dunkel im Zimmer, aber da er sehr viel Zeit hier bei Omimi verbracht hatte, brauchte er nichts zu sehen um sich zurecht finden zu können. Er ging zu Omimis altem Bett und betrachtete Kieran, der dort auf dem Bauch lag und tief und fest schlief. Der Auserwählte, dachte er sich, vielleicht hätten die kein Kind auswählen sollen. „Tja, wärst du mal nicht hier vorbei gekommen“, hauchte er und beugte sich über ihn.
Nach traumlosem Schlaf begann sich ein Bild vor Kierans geistigem Auge zu manifestieren. Morutabana rief ihn. Das Bild wurde immer klarer. Es roch nach frischer Seeluft, so wie er es von zuhause kannte. Er stand auf einem Pier und die Möwen schrien. Als er an sich heruntersah, bemerkte er das er keine Kleider trug. In seiner Hand hielt er die Machete, welche er in Gulch City gekauft hatte. Leute schlenderten an ihm vorbei, einige grüßten ihn freundlich und andere eilten hastig vorüber. Ein müde und verbraucht wirkender Morutabana, der an der Reling stand, winkte ihn zu sich herüber. „Auserwählter, du musst dein Leben retten,“sagte er, deutete auf das Wasser und weit entfernt begann eine Schiffsglocke zu läuten. Kieran blickte hinunter. Im Wasser erkannte er die Flosse eines Haies. „Spring hinein“ Kieran schaute Morutabana fragend an. „Hä“. „Spring hinein, das ist deine einzige Chance“ herrschte er ihn an. „Spring einfach“. Kieran sah sich um. „Ist das hier nen Nackbadestrand? Und warum laufe ich hier überhaupt nackt rum?“ wollte Kieran wissen, der nicht daran dachte ins Wasser zu springen. „Jetzt spring, es rettet dein Leben!“. „Warum soll mit haien schwimmen mein Leben retten? Ich steh hier draußen ganz gut. Warum zur Hölle bin ich NACKT?“ Morutabana packte Kieran und hob ihn mit leichtigkeit hoch und schleuderte ihn gegen die Reling. „Tu was man dir sagt, mein Gott nochmal. Bist du so doof oder tust du nur so?“ Er hob ihn noch ein stückchen höher und setzte ihn auf das Geländer. „Hey, das ist doch nur nen Traum. Warum regst du dich so auf?“ lachte Kieran. Morutabana stieß ihn so fest er konnte über das Geländer und rief ihm nach „Träume gibt es nicht“.
Josh legte vorsichtig seine Hände um Kierans Hals und drückte zu so fest er konnte. „Du wirst mein Leben nicht zerstören“ schrie er und legte all seine Kraft hinein. Kieran bekam keine Luft mehr. Er versuchte zu Atmen, doch etwas hinderte ihn daran.
Er öffnete seine Augen und befand sich im Wasser. Das kühle Nass umschmeichelte seinen Körper. Er blickte sich um und sah die vielen kleinen Kringel die das Sonnenlicht, hier im flachen Wasser, auf den Meersboden zauberte. Die Schwerelosigkeit die ihn gefangen hielt gab ihm ein Gefühl von Freiheit.
Plötzlich jedoch waren die Sonnenkringel verschwunden, denn etwas das offenbar über ihm war warf einen riesigen Schatten. Er drehte seinen Kopf und erblickte einen Hai, der mit rasender Geschwindigkeit auf ihn zu kam. Panisch schrie er um Hilfe. Tausende kleiner Bläßchen, der Luft die bis eben noch seine Lungen füllte, stoben nach oben in Richtung der Oberfläche. Panik ergriff ihn, das war doch schließlich alles nur ein Traum. Verzweifelt versuchte er zu schwimmen. Der Hai streifte seinen Körper schräg von oben und drückte ihn tiefer unter Wasser. Er begann panisch einzuatmen und tränen stiegen in seine Augen als das Wasser schmerzvoll in seine Lunge gelangte. Zwei, drei hecktische Atemzüge später fühlte Kieran keine Schmerzen mehr. Er konnte Atmen. So müssen sich Fische fühlen, dachte er und lachte. Nun stiegen keine Bläschen mehr auf, denn seine Lungen waren bereits vollständig mit Wasser gefüllt. Der Hai hatte ihn wieder ins Visier genommen und schwamm nun mit weit aufgerissenem Maul auf ihn zu. Rasiermesserscharfe Zähne die ihn zerfetzen würden. Seine Hände waren leer, in all der Panik hatte er seine Machete fallen lassen. Er blickte nach unten, und zwischen altem Müll und bunten Korallen, da lag sie. Mit einigen kräftigen Schwimmstößen schwamm er nach unten und Griff die Machete. Dabei striff er mit seinem Arm über eine Koralle und verspürte einen wahnsinnigen Schmerz. In seiner Haut befand sich ein kleiner Schnitt und kleine Schwaden von Blut traten aus. Kieran fragte sich was das für ein Traum sein soll, in dem er unter Wasser atmen kann sich aber an so einer Scheiß Koralle den Arm aufschneidet.
Kieran blickte nach oben. Der Hai war verschwunden. Aus dem dunklen Schatten des Piers bewegte sich etwas auf ihn zu. Unbemerkt hatte es sich von hinten genähert und umschlang seinen Hals. Es fühlte sich weich und glitschig an. Kieran versuchte seinen Kopf zu drehen, doch das was seinen Hals umfasste, war so stark das er ihn nicht bewegen konnte. Erneut überfiel ihn panische Todesangst. Er schlug wild mit seiner Machete um sich in der Hoffnung irgendetwas zu treffen. Weitere glitschige Tentakeln umklammerten seinen Körper und er strampelte wie wild und schlug hysterisch um sich.
Josh drückte so fest zu, das seine Hände schmerzten. Kierans Gesicht lag fest ins Kissen gedrückt und seine Finger gruben sich tief in seinen Hals. „Verrecke endlich du Scheißkerl“ stöhnte er vor Anstrengung. Kierans Körper bebte in seinen Händen.
Das Wasser um Kieran färbte sich rötlich. Er musste etwas getroffen haben. Er nahm all seine Kraft zusammen und versuchte die klammernden Griffe zu lösen.
Josh schrie auf. Ein stechender Schmerz an seiner Brust traf ihn wie aus heiterem Himmel, gefolgt von einer warmen Sensation die sich langsam ausbreitete. Er löste eine Hand von Kierans Hals und befühlte die schmerzende Stelle. Sie war feucht und warm. Ein zweiter unglaublicher Schmerz durch fuhr sein Bein und er schrie abermals auf vor Schmerz und löste auch die andere Hand, mit der er immernoch Kierans Kopf in das Kissen drückte.
Kieran schwamm nach oben und druchbrach die Wasseroberfläche. Sofort hustete er das Wasser aus den Lungen und begann zu schwimmen.
Josh war benommen von unglaublichen Schmerzen und rollte sich in seiner Pein zusammen. Er meinte durch seine von Tränen verquollenen Augen einen Schatten zu sehen, der neben dem Bett stand. Doch als er wwieder hinschaute war dieser wieder verschwunden. Die Schmerzen waren unerträglich, Josh raffte sich auf und kroch aus dem Zimmer. Bei jeder Bewegung, bei jedem Atemzug wünschte er sich das es vorbei sein würde. Als er das Treppenhaus erreichte wurde es dunkel um ihn herum. Seine schmerzen ließen nach und er fühlte tiefen inneren Frieden und Erlösung.
Kopfschmerzen. Diese unglaublichen Kopfschmerzen, dachte Kieran als er am Morgen langsam die Augen aufschlug. „Man man man“, murmelte er, und setzte sich langsam auf. In seinem Kopf pochte es heftig und die Morgensonne ließ seine Augen schmerzen. Er atmete flach, denn bei jedem Atemzug verspürte er ein stechen in der Brust. Er sah sich um. Omimis Zimmer hat es echt in sich, dachte er und bemerkte eine großen nassen Fleck auf seinem Bett. Das es Blut war erkannte er an der tief roten Farbe, das es nicht seines war kam ihm in den Sinn nachdem er seinen Körper abgestastet hatte und sich für unverletzt befand. Einige Spritzer waren auf seinem Hemd und er wischte darüber um sie unbeabsichtigt zu verschmieren. Was war hier los? Er konnte sich an letzte Nacht nicht erinnern. Das letzte was er wusste war das er eingeschlafen ist. Und ganz offensichtlich hatte er eine beschissene Nacht, denn sein Kopf tat weh und er war noch genauso müde wie am Abend zuvor. Er vertaute seine Machete in seinem Rucksack und ging leise die Treppe hinunter. Candis und Josh schliefen offenbar noch und er wollte sie nicht wecken. Es war kalt als er das Haus verließ. Ongus, der die Nacht offenbar draußen verbracht hatte begrüßte ihn mit lautem fiepen und sprang auf seine Schulter. „Na, mein kleiner. Schlafen wohl noch die beiden?“ säuselte er ihm zu. „Ich werd mich jetzt auf den Weg machen. Ich glaube es ist besser so.“ Er holte einen der verbieben Schokoriegel aus seiner Hosentasche und packte ihn aus. Ongus beobachtete ihn neugierig und hüpfte vor ihm hin und her. „Hier mein Abschiedsgeschenk“ Kieran legte den Schokoriegel auf den Boden und schaute zu wie Ongus daran schnüffelte, ihn in seine kleinen Pfoten nahm und mit dem Schokriegel zu dem Baum lief hinter welchem ihn Candis gestern entdeckt hatte. Nach einem letzten Blick auf das große, alten Haus ging er los um sich noch ein wenig in der Stadt umzusehen, bevor er und Morutabana zu den Minen aufbrechen würden. Nach wenigen metern bemerkte er das er verfolgt wurde. Ongus hatte sein Abschiedsgeschenk sicher verstaut und hatte sich entschlossen ihm nachzulaufen. Kieran ging weiter in der Hoffnung das Ongus schon irgendwann umkehren würde In seinem Kopf kreisten die Gedanken um das was Candis ihm gestern gesagt hatte und um letzte Nacht.
Ongus war aufgeregt, er schnüffelte an jedem Strauch der aus den unzähligen Rissen im Asphalt wuchs. Er ging ziellos durch die verwaisten Straßen am County Parlament, hin zum großen Platz an dem die majestetische Town Hall stand. Kieran bemerkte nicht wie Ongus plötzlich versuchte auf sich aufmerksam zu machen, er war müde und seine Beine trugen ihn mit jedem Schritt einfach vorwärts, ganz automatisch ohne das er darüber nachdenken musste als plötzlich, wie aus dem nichts einige Meter vor ihm, ein Junge auf der Straße stand. Kieran bemerkte ihn zunächst nicht. Ongus, der den Jungen ebenfalls sah, blickte zu ihm auf und fiepte. Kieran ging stur weiter bis Ongus ihm direkt vor die Füße lief und ihn fast zu Fall brachte. Ongus fiepte leise, und nachdem der Auserwählte wieder einen festen Stand gefunden hatte schaute er nach vorn. Kieran hob eine Hand vors Gesicht, um seine Augen vor der Sonne zu schützen und erblickte einen Jungen der dort mitten auf der Straße stand. Kleine Sandwirbel tanzten über die Straße und der noch nicht so heiße morgendliche Wüstenwind frischte ein wenig auf. Ongus kletterte auf Kierans Schulter, hob seine Nase in den Wind und begann Kierans Wange, mit seiner kleinen rauhen Zunge abzulecken. Mit einem großen Satz sprang er wieder hinunter und landete weit vor Kierans Füßen.
Der sonnengebräunte Blondschopf, welcher für Kieran wie aus dem nichts aufgetaucht war, stand einfach nur da und lächelte ihn an. Über seinem freien Oberkörper hing lässig ein T-Shirt, seine Jeans waren sauber und an seinen Füße trug er weiße Turnschuhe. Kieran setzte seinen Rucksack ab und öffnete den Reißverschluß ein wenig, so das die glänzende Klinge der Machete zum vorschein kam. Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken dem Jungen schutzlos gegenüber zu stehen obgleich er nicht wusste wovor er Angst haben sollte. Sicherlich war er kleiner als Kieran, aber sein definierter Oberkörper ließ Kieran vermuten das er um einiges fitter war als er. Nachdem er Josh und Candy heute morgen verließ, war er sich sicher, keinen weiteren Menschen hier in dieser Stadt anzutreffen. Und all die verwirrenden Dinge die Josh ihm gestern erzählte, vom großen Plan, von der unvermeidlickeit, ließen ihn nicht daran glauben das dieser Junge aus dem Nichts erschienen ist. Irgendetwas stimmte hier nicht. Kieran atmete tief durch und konnte die Anspannung fühlen die seinen ganzen Körper ergriffen hatte. Schweiß ran über seine Stirn und er wischt langsam mit seinem Ärmel darüber. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht, aber er kam nicht darauf, was es ist. Er mustert den Jungen von oben bis unten und verzog sein Gesicht ebenfalls zu soetwas wie einem lächeln, das vermutlich so falsch war, wie das eines Arztes der seinem Patienten einreden wollte eine Rektaluntersuchung würde überhaupt nicht wehtun. Ihm war nicht ganz wohl und das spürte auch Ongus. Er schnüffelte aufgeregt in Richtung des Jungen, schaute sich um und erklomm in windes Eile Kierans Schulter. „Hi“ Kieran machte ein paar Schritte auf den Jungen zu. Der Junge neigte seinen Kopf, drehte sich um und setzte sich mit angezogenen Knien auf den sandigen Asphalt. Der Auserwählte hielt einen Moment inne. Das Gedankengewirr in seinem Kopf war plötzlich wieder da. Doch keiner davon ließ sich festhalten. Er ging langsam weiter auf den Jungen zu, zögerte einen Moment und setzte sich mit etwas Abstand neben ihn. Der Junge zog seine Knie an und verbarg sein Gesicht in seinen darauf verschränkten Armen. Kieran Musterte ihn. Er hatte kleine Ohren und dickes verwuscheltes blondes Haar. Auf seiner Haut glitzerten einige Schweißperlen und er trug keine Socken Ongus Kieran räusperte sich: „Was machst du hier?“ „Nichts besonderes, ich habe gewartet.“ Tönte es gedämpft unter seinen Armen hervor. Kieran rätselte einen Momentlang worauf man denn hier wohl warten könnte und entschloß sich zu fragen in der Hoffnung nicht wieder so ein Geschwafel wie von Candis zu hören „Aha. Und worauf?“ „Auf dich glaube ich, lachte der Junge und warf seinen Kopf zurück, auf dich“
Kieran stutzte, legte sich langsam zurück auf den heißen Asphalt, verschränkte seine Arme hinter dem Kopf und schaute in den klaren, blauen Morgenhimmel. Warum hat er auf mich gewartet und wer zum Teufel ist er? schoß es ihm in den Sinn. Sein erster klarer Gedanke seit er heute morgen aufgewacht ist. „Jetzt bin ich hier. Und jetzt?“ Der Junge legte sich neben ihn. Hätte man diese Szene an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit beobachtet hätte man glauben können das zwei Jungs einfach nur einen Sommertag in der Sonne genossen. „Ich werde dich zu den Minen begleiten“. „Zu den Minen?“ stutzte Kieran wiederrum. Woher wusste der Junge wohin er unterwegs war? „Zu den Minen also“ „Ja zu den Minen. Ich weiß das dir das wahrscheinlich komisch vorkommt aber so ist es nunmal. Ich warte schon seit einiger Zeit auf dich“. Kieran drehte seinen Kopf, so das er den Jungen anschauen konnte. Du hast also auf mich gewartet?, ging es ihm durch den Kopf, was wartet denn noch alles auf mich. Candis und Josh hatten mich offensichtlich nicht erwartet. Ihm fielen Morutabanas Worte ein. Du wirst hier deine Nemesis treffen. Meine Nemesis ist also der Typ da? Der Wind blies ihm Sand in die Augen und sie begannen zu tränen. „Blondie, sag mal hast du nix besseres zu tun?“ Der Junge lachte. „Nenn mich nicht Blondie. Und Nein, irgendwie zur Zeit nicht wirklich. Es ist meine Aufgabe dich zu begleiten. Und du kannst mir glauben das ich mir durchaus etwas besseres Vorstellen könnte“ kieran hatte inzwischen seine Arme vorseinem Gesicht verschränkt um seine Augen zu schützen.
„Wir werden gemeinsam zu den Minen gehen und dann wird es sich entscheiden.“ Er dachte sich, warum macht seit gestern nichts einen Sinn wenn ich jemanden treffe und warum erzählt mir jeder irgendwelchen stuß? Ich bin der Vereiniger, hey ich habe auf dich gewartet und begleite dich. Irgendwie war es schon seltsam. Meine persönliche Freakshow. Wenn mir nur mal irgendjemand sagen könnte was zum Teufel das alles soll. „Was wird sich dann entscheiden?“ wollte Kieran wissen. „Ob du lebst oder stirbst, ob ich lebe oder sterbe, ob wir beide leben oder sterben.....vielleicht auch gar nichts..So genau weiß ich das jetzt auch nicht“ sagte der Junge leise und drehte sich zu ihm um. „Na toll, woran sollte ich denn sterben wenn ich das mal fragen darf?“ antwortete Kieran und drehte sich ebenfalls zu dem Jungen. „An mir“ Der Auserwählte setzte sich auf und der Junge tat es ihm gleich und sah ihn freundlich mit diesem leck-mich-am-arsch-lächeln an. „Es liegt an dir was passieren wird, fuhr der Junge fort, und was geschehen wird wird geschehen, ob du das willst oder nicht.“ Kieran spürte Wut in sich aufsteigen. Wie könnte etwas geschehen was er nicht wollte. Und warum labert ihn hier jeder mit so einer gequirlten Hundekacke voll. Er fühlte wie sein Puls stieg und er wünschte sich er hätte seine Machete nicht dort drüben in seinem Rucksack gelassen. „Soso, an dir also. Weißt du, ich denke das ich dir durchaus deine verfickten kleinen Lichter ausknipsen könnte wenn ich das wollte, du bist kleiner als ich.“ Ein besserer Vergleich fiel ihm nicht ein. „ Außerdem wenn du mir jetzt erzählst das du der Grund für meinen Tot sein könntest, dann wäre es wahrscheinlich besser ich gehe allein weiter. Ich bin schließlich auch allein hierher gekommen.“ Kieran steigerte sich in seine Tirade hinein und er fühlte sich gut dabei. „Du hast ja keine Ahnung mit wem du dich anlegst du kleiner Hosenscheißer....“ Der Junge fasste ihm sanft an die Schulter. „Beruhig dich mal, auch in deinem Alter kann man einen Herzinfarkt kriegen“. „...nimm die Hand da weg Alter.“ Kieran schlägt die Hände von den Schultern. „Ehrlich, ich hab kein Problem dir eine zu klatschen. Ich hau dir so aufs Maul das du dir wünscht du würdest noch in Mamis Bauch sein. Und dann würde ich deiner Alten in die Mumu greifen, dich herausziehen und mit deiner eigenen Nabelschnur erwürgen. Danach zertrete ich dich wie einen Wurm...“ Der Junge legte seine Hände wieder auf Kierans Schultern, drückt ihn nach hinten und beugt sich über ihn. „Mach mal halblang, lachte er, ich hab nur gesagt, es könnte sein das einer von uns oder wir beide dabei draufgehen. Nichts ist geschehen und nichts wird geschehen was wir nicht tun.“ Kieran wehrte sich doch der Junge hielt ihn fest auf den Boden gedrückt. „Übrigens ich bin Rouven. Nur falls du ein Kreuz aufstellen willst an der Stelle wo du mein Embryo verscharrst“ Kieran gelang es eine der Hände die ihn hielten wegzuschlagen, so das der Junge auf ihn fiel und er ihn in einen Schwitzkasten nehmen konnte. „Du kleiner Pisser, geh von mir runter“ schrie er. „Mber .u .älsff .ich fest“ nuschelte der Junge und wandte sich auf ihm. Kieran konnte seinen Körper ganz deutlich spüren wie er sich gegen seinen rieb. Plötzlich stieß Kieran den Jungen von sich und stand auf „Was hast du denn?, lachte er wiederrum auf, war doch gerade so gemütlich“ Kieran sprang zu seinem Rucksack und zog seine Machete heraus. „Ich bin Kieran. Aber seit einiger Zeit nennt mich fast jeder den Auserwählten. Merk dir den Name gut“, rief er ihm zu und fuchtelte mit der Machete herum. „Glaubst du wirklich du könntest es mit mir aufnehmen Alter?“ fragte Rouven und machte einige Schritte auf ihn zu. „Ja klar, ich nehms mit jedem auf“, er nahm die Machete herunter und schaute ihn an „Ich habe mir immer Gladiatorenkämpfe angeschaut als ich klein war“ Das war ein Lüge, denn den letzten hatte er vor etwa einer Woche in Pasadena vor seiner Abreise gesehen.
Irgendwie hatte er jetzt Lust auf eine große Tüte Popcorn und einen großen Becher Popsy Cola. Er empfand die Atmosphäre in der Arena immer elektrisierend. Die Scheinwerfer, das Feuerwerk, die Einzugsmusik, die hysterisch schreienden Frauen. Er hatte sich oft selbst vorgestellt ein Gladiator zu sein und riesige Kerle binnen weniger Minuten zu besiegen. Jetzt stützte sich ein Junge der nicht einmal so alt war wie er und er konnte sich nicht einmal dagegen wehren und bekam es mit der Angst zu tun. „Nimm das Ding runter, herrschte ihn Rouven an, und steck es ein“ Kieran schaute auf die scharfe Klinge und bemerkte das Blut daran klebte. Erschrocken ließ er sie fallen und Rouven der mittlerweile vor ihm stand, hob sie auf. „Weißt du, begann Rouven, und beäugte die Machete aufmerksam. Das Ding sieht zwar so aus als ob du schon jemanden damit niedergemetzel hast, doch irgendwie machst du mir keine Angst. Kieran hingegen war starr vor Angst. Wie kam das Blut an die Machte?
Morutabana öffnete langsam die Augen. Er fühlte sich ausgebrannt. Zugern hätte er nachgesehen was dort auf den Bändern liegt. Aber es war bereits eine geraume Zeit verstrichen und der Auserwählte sollte wahrscheinlich bald zurückkommen. Was würde er tun wenn er nicht am Treffpunkt war. Würde er nach ihm suchen? Morutabana fasste den Entschluß zurück zum Zug zu gehen. Er ging in die Empfangshalle, schnappte sich den Rucksack und verließ das Gebäude.
„Okay, okay, ich geb auf“, sagte Kieran und hob die Hände, behalt das Scheißding und ich geh einfach meiner Wege. Ein Freund wartet auf mich und ich will ihn nicht länger warten lassen“. Rouven fasste die Machete an der blutverschmierten Klinge und hielt sie Kieran hin. „Dann sollten wir deinen Freund nicht länger warten lassen“ Kieran nahm die Machete und steckte sie wieder in seinen Rucksack. Die beiden klopften den Sand aus ihren Kleidern und Rouven kam näher. „Warum hast du mich weggestoßen?“ wollte er von Kieran wissen. „Weil ich mich nicht mit kleinen Kindern schlage“ schnaubte er und ging los. Ongus der sich das ganze Schauspiel angeschaut hatte verließ die beiden auf dem Weg zurück zum Bahndamm. Als Kieran sein fehlen bemerkte musste er an Candis und Josh denken. Ob sie mittlerweile bemerkt hatten das er wieder weitergezogen war? Er vermutete das Ongus zu den beiden zurückgelaufen war. Während des ganzen Weges beobachtete er Rouven in der Hoffnung das dieser das nicht mitbekommen würde. Ihm fieln die kleinen Grüpchen an seinen Wangen auf und die kleine Stupsnase. Rouven indessen, lächelte Gedankenverloren in sich hinein.
Morutabana traf zeitgleich mit den beiden an der Lokomotive ein. Schon von weitem konnte er sehen das der Auserwählte nicht allein aus der Stadt zurückgekommen war. „Du hast einen neuen Spielkameraden gefunden?“, begrüßte er ihn. Kieran schaute zu seinem Begleiter und nickte. „Sieht ganz so aus“ „Er will mich begleiten..... Irgendwie erinnert mich das an jemanden“ er zog eine Augenbraue nach oben und sah von einem zum anderen. „Weißt du, begann Morutabana, es ist wie es ist und es wird passieren was passiert. Ich glaube nicht an das Schicksal, aber ich denke, es ist sehr wahrscheinlich das es so etwas wie....einen Plan gibt. Du hast mich gefunden, weil ich nach dir gesucht habe. Deine Nemesis hat hier auf dich gewartet obwohl du nicht nach ihr gesucht hast“ „Der ist meine Nemesis?, unterbrach ihn Kieran, ich muss unbedingt ne Bilbliothek finden und nachschauen was das eigentlich genau ist. Ist das altgriechisch für Pickel am Arsch?“ „Wir drei werden einen Teil unseres Weges gemeinsam gehen, fuhr Morutabana fort, das ist der Plan. Nicht mein Plan, versteh das nicht falsch. Werden sich unsere Wege wieder trennen? Mit Sicherheit, denn wir sind drei und nicht eins. Aber für eine gewisse Zeit sind wir eine Einheit.“ Kieran schaute nach unten, hob einen Stein auf und warf ihn so weit er konnte den Bahndamm entlang. Alle drei sahen dem Stein hinterher. „Der Plan war ihn zu werfen und was dort wo er landet geschieht ist eine andere Sache“, resümierte Kieran grinsend. „Du hast es verstanden“, schmunzelte Morutabana. „Nö, nicht wirklich. Steigen wir ein, fahren los und wenden die Lok, dann sehen wir was passiert wenn wir dort sind“ Die drei stiegen in die Lokomotive und Kieran setzte den Zug langsam in Bewegung.
Candis hatte das ganze Haus durchsucht doch niemanden gefunden. Panik befiehl sie und sie rannte hinaus. Ongus sprang ihr entgegen und begrüßte sie fröhlich fiepend. Tränen rannen über ihre Wangen. „Ongus, schluchzte sie, ich kann niemanden finden. Wo sind Josh und der Junge, sie sind einfach verschwunden, so wie Omimi.“ Candis wusste nicht das sie nur zum Teil recht hatte. Josh war verschwunden und der Junge war auf dem weg mit einem Glockenschlag ihr leben in einen anderen Alptraum zu verwandeln.
Nach wenigen Minuten rollte die silberne Union Atlantic Lokomotive in den Hauptbahnhof von Han Ova, mit seinen verwaisten Bahnsteigen, aus deren Ritzen und Spalten im rissigen Beton kleine Sträucher und Büsche wucherten. Kieran stoppte die Lokomotive und nsch einem kurzen Monment erschien auf dem Monitor....ARRIVAL HAN OVA.....ENTER DESIRED DESTINATION....und eine Auswahl an Fahrzielen wurde aufgelistet...“Na das ist ja cool“ alle drei schauten gebannt auf den kleinen Bildschirm. New Amsterdam, Los Anchelos, Gulch City, Hamburgo, Mockba, Jwaneng....“Jwaneng, die Minenstadt. Ich glaube wir kommen da leichter hin als gedacht. Jetzt brauchen wir uns nur zurücklehnen und abwarten“ freute sich Kieran. „Bist du sicher das das eine gute Idee ist, warf Rouven ein, wir vertrauen dem Ding und schwups wir sind da? Wir wissen ja noch nicht einmal was uns dort erwartet.“ „Was sollte und dort schon erwarten? Entweder kommen wir an, oder eben nicht“ „Und genau dieses oder eben nicht stört mich irgendwie. Definitiv ankommen wäre mir lieber. Die Minen sind schon seit langer Zeit von der Außenwelt abgeschnitten und keiner weiß irgendetwas. Keiner weiß etwas und ich habe keinen Bock bei sowas draufzugehen“ sagte Rouven verärgert. „Wieso, du wolltest doch sowieso das einer von uns beiden draufgeht?“ Kieran legte Rouven seine Hände auf die Schultern „Angst kleiner? Du hast gesagt das einer von uns beiden draufgeht, oder auch wir beide oder keiner. Jetzt zick nich rum und lass uns fahren, sonst werden wir es wohl nicht herausfinden.“ Rouven legte seine Hände auf Kierans Schultern „Bist du so doof oder tust du nur so? Wir drücken Knopf, Zug fahren los, Jwaneng nix mehr da, was wird mit uns? Zug fahren los, Welt zuende wir machen plumps in wasweißich. Zug kommt an, Monster oder so fressen uns auf. Einfacher kann ich das nich ausdrücken. Wir wissen nich ob es den Ort zu dem wir wollen noch gibt und wir wissen nicht, gesetzt den Fall das es ihn gibt, was da auf uns wartet“ Kieran spürte eine unterschwellige Angst in sich aufkeimen, schob sie aber sofort wieder in den tiefsten Winkel seiner Gedanken zurück. „Okay, der Plan ist folgender wir fahren da hin, soviel steht einmal fest, also werden wir das Ziel wählen und uns dann in einen der Waggons setzen. Zu den Minen sind es 180 Meilen. Wir schauen ob uns das Ding sagt wann wir ankommen. Dann können wir rechtzeitig wieder in die Lok gehen und notfalls anhalten. Oder du bleibst die ganze Zeit hier vorne sitzen und wenn ein Gespenst auftaucht hälst du an.“ Rouven tätschelte Kieran auf seine Wangen. „Okay, du bist der Auserwählte, was auch immer das bedeutet. Aber das weißt du ja selbst nicht mal mit Sicherheit. Mir scheint aber das das Auswahlverfahren nicht sehr schwierig war da Intelligenz offenbar nicht zu den Hauptkriterien gehörte“, grinste er. „Grabbel mir nicht mit deinen Schmuddelfingern im Gesicht rum du Hosenscheißer“ Kieran packte Rouvens Hände, hielt sie fest „Fass mich einfach nicht mehr an, okay?“ und funkelte ihn böse an. „Uuuuh, Mr. Badguy möchte nicht angefasst werden...Uhuhuhuuu can’t touch this...“ „Ich zeig dir gleich Badguy“ Kieran drehte sich um und wählte Jwaneng als Ziel aus. Auf dem kleinen Bildschirm....DESTINATION JWANENG....PROCESSING....ARRIVAL 07:00 A.M.....SELECT DRIVING MODE...AUTOPILOT ACTIVATE IN 10....9....8....7...6....Rouven und Morutabana schauten entgeistert auf den Monitor..5...4....3....2.....1.....INITIATED! Der Zug setzte sich langsam in Bewegung „Das war BAD, grinste Kieran, und dabei hatten wir noch nicht einmal zuende Disskutiert“ Morutabana lachte. Rouven hätte Kieran am liebsten gepackt und ihm wehgetan, doch das würde jetzt auch nichts mehr ändern. „Idiot“ fluchte er und Kieran drehte sich um und verschwand durch die hintere Tür des Führerstandes.

Morutabana beobachtete wie die Geschwindigkeitsanzeige sich veränderte. „Wir werden bald Wissen ob das eine gute Idee war. In etwa 18 Stunden werden wir in Jwaneng sein. Lass uns auch nach hinten gehen, ein Paar Stunden schlaf sind wohl nicht das verkehrteste. In ein paar Stunden können wir ja mal nach dem rechten schauen“. Rouven nickte. Die beiden zwängten sich durch die kleine Tür und vorbei am lautstark vorsichhin brummenden Diesel, der den Zug weiter beschleunigte und fanden Kieran in einem Großraumwagen der ersten Klasse. „Kommt, ich hab uns Plätze freigehalten“ rief er ihnen entgegen. Der Waggon machte einen luxuriösen Eindruck. Seine Seitenwände waren mit Holz vertäfelt. Die dunkel getönten Fenster schützten vor der grellen Sonne und jedes Fenster verfügte zudem über eine Jalousie. Die Sitzplätze waren mit größerem Abstand zueinander montiert, so das man die Beine bequem ausstrecken konnte. Morutabana und Rouven setzten sich zu Kieran. Die Sitze waren weich und schmiegten sich an den Köper an. Morutabana streckte seine Beine aus und legte seine Arme auf die Armlehnen. Auf der rechten Armlehne befanden sich einige kleine Schalter. Er betätigte wahllos einen davon und ein kleines Display fuhr aus der Sitzseite und schaltete sich ein. Auf dem Bildschirm waren gelbe und blaue Felder zu erkennen, zwei Punkte und ein schmaler grüner Streifen der sich langsam von einem der beiden Punkte zum anderen hin verlängerte. „Ich glaube wir können uns hier beruhigt ausruhen, ohne das wir die Übersicht verlieren. Auf dem Display werden unsere Route und unsere Position angezeigt.“ In der rechten oberen Ecke des Bildes war ein Button ...Ext.Cam . Morutabana berührte den Button und das Bild des Monitors zeigte die vor ihnen liegende Strecke von der Lok aus gesehen. Morutabana schaute zufrieden.
„Na bitte, noch ein wunderwerk der Technik. Wir haben alles im Blick,“ sagte Kieran. „Wie gut das du das vorher wußtest, oh Auserwählter“ Rouven lehnte sich verärgert zurück und schloss die Augen. Auch Kieran wurde von seiner Müdigkeit übermannt. Er konnte seine Augen nicht mehr länger offenhalten und schlief ein.
Morutabana schaute noch eine ganze Weile auf den Monitor. Wir sind auf dem Weg, dachte er, wir sind auf dem Weg. Seit anbeginn der Zeit hatte er auf diesen Moment gewartet. Sicherlich hat er auch andere Sachen gemacht. Ganz nebenbei jedoch hat er gewartet das die Zeit kommt sich mit dem Auserwählten auf die Reise zu gehen. Den Weg zu gehen der vorherbestimmt war noch bevor die Menschheit ihr Bewusstsein erlangte. Er blickte auf seine schlafenden Begleiter. Kieran war nicht ohne Grund auserwählt worden. Es war nicht seine Wahl und auch dieses war vorherbestimmt. Aber er hoffte das der Auserwählte stark genug sein würde seine Aufgabe zu bewältigen. Notfalls mit ein wenig Hilfe. Und diese Hilfe hatte er in Han Ova gefunden. Seine Nemesis, seinen gerechten Zorn den er brauchte um seine Mission zu erfüllen. Kieran war auf seine Nemesis angewiesen so wie der Samen auf den Wind, die Sonne und den Regen. Nur dann würde er in fruchtbarem Boden zu einem großen starken Baum gedeihen der allem unbill trotzt. Morutabana beugte sich nach vorn und berührte die schlafenden Jungen vorsichtig an der Stirn. Sofort strömte eine unbändige Energie durch seinen Körper. Er schloss seine Augen und sah.
Es war eine warme Sommernacht und der Himmel war sternenklar. Rouven schaute aus seinem Fenster hinunter auf die Straße und beobachtete die vorbei fahrenden Autos. „Roooouuuuven“ tönte es aus der Küche „Rooouuuuven was hast du schon wieder gemacht“. Rouven überlegte einen kurzen Moment und rief „Nix, wieso?“ Nur einen Moment später stand seine Mutter mit einem Brief in der Hand in seinem Zimmer. Er sah sie von oben bis unten an, war sich jedoch keinerlei Schuld bewusst. „Weißt du was das ist? Dieser Brief steckte heute im Briefkasten, er ist von der Schule. Wir sollen zu einer Klassenkonferenz kommen nur weil du schon wieder Scheiße gebaut hast. Warum hast du das Mädchen geschubst?“ Rouven versuchte sich krampfhaft daran zu erinnern was vorgefallen war. Jessika diese blöde Kuh, fiel es ihm ein. Sie musste ihn verpetzt haben. Dieses kleine Miststück.
Jessica war in seiner Klasse. Er ging nun erst seit sechs Wochen auf seine neue Schule. Die alte musste er verlassen weil man ihn als auffällig betrachtete. Auffällig dachte er. Er hätte sich selbst nie als Auffällig bezeichnet, eher als unscheinbar und unbedeutend. „Warum machst du uns immer so einen ärger? Warte bis dein Vater nach Hause kommt. Haben wir nicht alles für dich getan?“ Rouven schluckt und ihm stiegen die Tränen in die Augen. Im Augenblicken wie diesen wünschte er sich immer er wäre nie geboren worden. Aber dafür war es zu spät. Er war 12 Jahre alt und hatte die Qualen seiner Existenz all diese Jahre ertragen. Schon oft hatte er sich vorgestellt wie die Welt wohl ohne ihn aussehen würde. Würde jemand bemerken das es ihn nicht gibt. Würde sich irgendetwas verändern. Er liebte seine Familie. Ob seine Familie ihn liebte war für ihn immer eine Frage die wie ein Damoklesschwert über seiner Existenz schwebte. Was wäre wenn er sterben würde? Wer würde zu seiner Beerdigung kommen?
„Sie hat mich geärgert, entfuhr es ihm, sie hatte selbst Schuld. Immer ärgert sie mich und ich kriege dann immer die Schuld“ Eine Träne lief über seine Wange. „Du kriegst doch nicht immer die Schuld, red kein unsinn. Aber wie kannst du jemanden schubsen der oben auf einem Treppenabsatz steht? Weißt du überhaupt was da alles passieren kann?“ Rouven schluchzte „Es tut mir leid das ich schon wieder Ärger gemacht habe“ In Wirklichkeit tat es ihm jedoch leid das er lebte. Denn würde er nicht leben, wäre das alles nicht passiert. „Ich red mit Papa, sagte seine Mutter, es wird ihn nicht freuen das wir schon wieder in die Schule müssen. Du weißt ja wie krank er ist“ Rouven saß regungslos auf seinem kleinen Sofa und schaute seine Mutter an, wie sie sein Zimmer wieder verließ und nach unten ging. Er schaute wieder aus dem Fenster. Vor seinen feuchten Augen verschwammen die Lichter und alles schien so unwirklich.
Er war nicht das leibliche Kind von Ellie und Leonard. Er wurde als Baby von ihnen adoptiert, denn er sollte es einmal besser haben als seine Mutter die sich niemals hätte um ihn kümmern können. Sie haben ihn gekleidet, gefüttert und aufgezogen. Und was hatte er gemacht? Nichts als ärger!
Am darauffolgenden Abend ging sein Vater mit ihm in die Schule. Alle waren dort. Sein Klassenlehrer, der Schuldirektor, der Klassensprecher, Jessika und ihr Vater. Nach einer kurzen Hauptverhandlung in der die Geschworenen auf schuldig plädierten und der Direktor sich dem Urteil anschloss wurde er rechtskräftig verurteilt. Vierzehntage suspendiert zu sein war noch ein mildes Urteil denn schließlich hatte er erst vor kurzem auf diese Schule gewechselt da er Auffällig war. Während des gesamten Heimwegs redete sein Vater kein Wort mit ihm. Da sein Vater noch nie ein Mann vieler Worte war wäre dies nicht ungewöhnlich gewesen. Läge nicht dieses bedrückende Gefühl der Ablehnung in der Luft.
Morutabana spürte wie der Energiefluss stärker wurde und nahm seine Hände von den Köpfen der Jungen, bevor er es riskierte die Kontrolle zu verlieren. Ein Blick auf den Bildschirm verriet ihm das sie noch nicht einmal ein viertel der Strecke zurückgelegt hatten. Entspannt lehnte er sich zurück und sah aus dem Fenster. Der Zug fuhr nicht mit einer konstanten Geschwindigkeit, er wechselte häufig das Tempo und Morutabana war beruhigt das der Autopilot offenbar in der Lage war die Reisegeschwindigkeit an die Streckenverhältnisse anzupassen. Die beiden Jungen schliefen tief und fest. Rouven hatte sich auf die rechte Seite gedreht so das ein Kopf auf Kierans Schulter ruhte. Meine beiden Engel, dachte Morutabana. Der Auserwählte und seine Nemesis. Wie sie dort schliefen entbehrte jedoch jeder Mystik. Wären sie in einem vollen Reisezug hätte sie jeder andere Reisende für zwei kleine Jungen gehalten. Etwas das beide sicher nicht gern gehört hätten, klein. Zwei Jungs die in dieser Welt Brüder hätten sein können, oder Freunde, wenn es der Plan so vorgesehen hätte. Doch der Plan war ein anderer. Sie waren Reisende in einer Welt die sich verändert hatte. Morutabana schloss seine Augen.
Kieran erwachte als erster und streckte sich. Er verspürte ein angenehme Art der Benommenheit, denn er hatte so gut geschlafen wie schon lange nicht mehr. Sein Kopf war schwer, doch seine Gedanken waren fokussiert und klar. Er hielt Rouvens Kopf, bewegte seine immernoch schlafende Schulter und legte ihn wieder zurück. Er wollte ih nicht wecken aber ihm war nicht ganz wohl bei dem Gedanken ein Kissen für jemanden zu sein. Morutabana saß in seinem Sitz und schlief tief und fest. Draußen vor dem Fenster konnte er nichts anderes erkennen außer Sand der vorüberflog. Er betrachtete Rouven wie er dort an ihn gelehnt war. Er war ein hübscher Junge. Er berührte sein blondes Haar, das ihm über die Stirn fiel und merkte wie fein es doch war. Seine Haut war sonnengebräunt und rein. Er drehte seinen Kopf ein wenig mehr und atmete tief ein. Er riecht so wunderbar, dachte Kieran. So wunderbar. Hätte man ihn gefragt wonach hätte er es wahrscheinlich nicht definieren können. Der Geruch von Rouvens Haaren gab ihm jedoch ein Gefühl von Geborgenheit. Es war wie Gras nach einem Gewitterregen. Wie die Wohnung die man morgens verlassen hatte und abends wieder betrat. Vorsichtig strich er ihm über das Gesicht über deine zwei neckische Grüpchen und seine kleine Stupsnase. Seine Haut war sanft und weich. So wie eine Bettdecke in die man sich jeden Abend einkuscheln möchte. Kieran öffnete die Lippen und streckte langsam die Zunge heraus. Wenn er sich nur ein wenig weiter drehte könnte er ihn schmecken, dachte er. Er verrenkte sich ein wenig, so das er seine Schulter aus ihrer Kissenposition befreien konnte ohne das Rouven wach wurde. Ganz sanft berührte er Rouven mit seiner Nasenspitze und erkundete damit sein Gesicht. Vorsichtig streckte er seine Zunge heraus und berührte ihn sanft an seine Nasenspitze.
In dem Moment schlug Rouven die Augen auf. Mit beiden Händen stieß er Kieran zurück, so das dieser fast sein Gleichgewicht verlor und von seinem Sitz fiel. „Hast du sie noch alle du Spinner“? schir er ihn an. Morutabana schlug die Augen auf. „Was zur Hölle leckst du mir in meinem Gesicht herum?“ Kieran starrte ihn mit aufgerissenen Augen an, denn er wusste nicht warum er das getan hatte. Er wusste nur das es ihm ein gutes Gefühl gegeben hatte. Für einen Moment hatte er das Gefühl gehabt, allein auf der Welt zu sein. So als ob die Welt still stand. Und jetzt von einem Moment auf den anderen fühlte er sich ertappt und bloßgestellt. Er war sprachlos. Rouven stieß ihn nach hinten und sprang auf seinen Schoß. „Du kleine perverse Sau! Komm mal klar! Seh ich aus wie `nen Lutscher? Was sollte das?“ Kieran war wie gelähmt. Am liebsten wäre er in einem Loch im Erdboden versunken. Aber wie das nun mal mit Löchern so ist, wenn man eines benötigte, tat sich keins auf. Sein ganzer Körper zitterte und er war immernoch starr vor Schreck. Rouven holte aus und schlug ihm mit der flachen Hand, so stark wie er konnte auf die Wange. Kieran fühlte einen Schmerz, wie eine Bombe die in seinem Gesicht explodierte. Seine Wange wurde rot und fühlte sich heiß an. „Hallohooo, ich rede mit dir. Was zur Hölle sollte das? Wofür hälst du mich? Wenn du sowas noch einmal machen solltest, Mister faß mir nicht ins Gesicht, dann werde ich dir mal zeigen was Schmerzen sind. Hörst du mir überhaupt zu?“ Kieran rührt sich nicht. Rouven ballte seine Hände zu Fäusten und schlug auf ihn ein. Jeder Schlag war für Kieran wie eine Erlösung aus einem bösen Alptraum und holte ihn langsam in die bittere Realität zurück. Das Gefühl der Geborgenheit, das Gefühl von Heimat, wich mit jedem Schlag ein wenig mehr. Er war hier auf einer Reise zu einem unbekannten Ziel. Einer Reise an einen Ort mit dem alle Menschen Angst und Schrecken verbanden. Doch jeder Schlag und das verwunderte ihn, brachte ihn Rouven noch näher als er es vorher, in dem Augenblick als er den Duft seiner Haare tief in seine Lungen sog, schon war. Es waren nicht die Schmerzen der Faustschläge die ihn letztendlich aus seiner starre herausrissen. Es war das immer erdrückender werdende Gefühl der Nähe. Zwei wie Eins.
Kieran schlug zurück so fest er konnte. Doch Rouven schlug weiter auf ihn ein. Er packte ihn, stieß ihn zu Boden und warf sich auf ihn. Er packte ihn am Hals und Rouven schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Kieran fühlte einen warmen Strom der sich von seiner Nase her über sein Gesicht ausbreitete. In diesem Moment der Ablenkung umklammerte Rouven ihn mit seinen Beinen und warf ihn zur Seite. Kieran stieß mit dem Kopf an ein Sitzgestell und ihm wurde schwarz vor Augen. Er hatte Angst das Bewusstsein zu verlieren, griff mit beiden Händen nach Rouvens Hals und würgte ihn.
Morutabana der sich das Schauspiel zu seinen Füßen bislang teilnahmslos verfolgte, streckte seine Hand aus und berührte Rouvens Knie. Im Moment der Berührung, spürte Kieran wie ihm die Luft weg blieb. Unsichtbare Hände die ihn festhielten und ihm langsam die Luft abschnürten. Rouven spürte wie sich etwas um seine Taillie zu legen schien und ihn zu zerdrücken drohte. Vereint im Schmerz lagen beide auf dem Boden und ließen voneinander ab und die Schmerzen ließen Augenblicklich nach. Irritiert schauten sie zu Morutabana und sahen einander an. Nun konnte auch Rouven dieses erdrückende Gefühl der Nähe spüren, welches Kieran in Angst versetzte. Wie Marionetten deren Fäden sich verheddert hatten, waren sie verbunden.
„Steht auf und setzt euch wieder hin. Was sollen die anderen Leute denken?“ Kieran und Rouven schauten sich um. Es fuhren zwar nicht viele Menschen nach Jwaneng, aber die wenigen in ihrem Waggon hatten das Schauspiel mit Kopfschütteln beobachtet. „Ihr seid unmöglich wie ihr euch benehmt“ Kieran und Rouven standen auf und setzten sich wieder in ihre Sitze. „Warum gaffen die so?“ erboste sich Kieran, haben die nix besseres zu tun?“ „Hättest du nicht angefangen würde uns jetzt keiner angaffen" herrschte Rouven ihn an. John der die beiden begleitete, bereute in diesem Moment das er Mae angeboten hatte Kieran nach Jwaneng mitzunehmen wenn er seinen Sohn in Pasadena abholte. Kieran und Rouven, die beiden Jungen mit denen er jetzt im Zug saß und die ihn auf peinliche Art mit ihrer Auseinandersetzung bloßgstellt hatten, hatten wenig gemein. Rouven war sein ältester Sohn, den er seit er in Jwaneng einen Job gefunden hatte nur noch in den Ferien sah. Kieran war Maes Neffe aus Pasadena, der Stadt in der auch Johns Famile lebte. Damit endeten auch schon die gemeinsamkeiten. John hatte lange überlegt als Mae ihn fragte Kieran mitzunehmen, denn er war sich von Anfang an sicher das dies keine gute Idee wäre und ihm nur scherereien bereiten würde. Doch hatte er sich von Mae überreden lassen und saß hier nun, umgeben von fremden Leuten die ihn anstarrten weil die beiden sich stritten. Sein Sohn besuchte eine Privatschule, vornehmlich aus dem Grund mit Subjekten wie Kieran nicht in Kontakt zu kommen. John betrachtete alle Dinge die seine Familie betrafen pragmatisch, denn er wollte das seine Kinder einmal genauso erfolgreich im Berufsleben stehen sollten wie er und den Kontakt und Umgang mit Störenfrieden aus einfachsten Verhältnissen, die zudem noch in Trailerparks wohnten, sah er als höchst unzuträglich in seiner Planung. Als der Zug in Jwanengs Bahnhof einfuhr stand Tante Mae bereits auf dem Bahnsteig und wartete sehnsüchtig auf ihren Neffe, der die ganzen Ferien bei ihr verbringen würde. Kieran rannte ihr entgegen und fiel ihr in die Arme. „Tante Mae“, freute er sich und wollte sie gar nicht wieder loslassen. „Kieran mein bester, groß bist du geworden seit wir uns das letzte mal gesehen haben. Wie war die Reise?“ „Hallo Mae“, ertönte eine Stimme hinter Kierans Rücken. „Hallo John. Ich hoffe ihr hattet eine angenehme Reise?, erwiderte Mae,Danke das du meinen Engel mitgebracht hast,ich hoffe es waren keine allzugroßen Umstände?“ John schüttelte den Kopf, „Nein nein, du weißt ja das ich dir gern mal einen Gefallen tue“. Rouven stand ein wenig abseits und hatte die ganze Szene beobachtet. „Rouven?, Mae sah ihn an, während sie nun John in ihre Arme schloß. „Ist das dein großer?“ fragte sie. „Ja, erwiderte John, das ist Rouven, ich hoffe du kannst dich noch an ihn erinneren. Das letzte mal das du ihn gesehen hast müsste inzwischen vier Jahre her sein.“ Mae ging auf Rouven zu und wollte ihn ebenfalls zur Begrüßung umarmen, doch dieser machte einen Schritt zurück und streckte ihr seine Hand entgegen. „Hallo“ murmelte er leise und Mae nahm seine Hand und schüttelte sie lächelnd. Rouven fand Mae immer schon etwas merkwürdig. Vielleicht war es aber auch das er Eifersüchtig war, denn sein Vater erzählte am Telefon oft von ihr und in den Ferien auch von Kieran. Warum konnte er keine Tante wie Mae haben, die ihn einfach mal in Ruhe lassen würde und nicht, wie sein Vater ständig nur sein bestes wollte. Die vier verabschiedeten sich vor dem Bahnhof und Kieran sah John und Rouven nach wie sie in ein Taxi stiegen und davon fuhren. „Jetzt gehen wir erstmal nach Hause, es gibt da noch jemanden der sich bestimmt freut dich zu sehen“, sagte Tante Mae und suchte nach einem Minibus Taxi, welches in ihre Richtung fahren würde. Die beiden zwängten sich mit einem dutzend Anderer in eines der unzähligen Minibus Taxis, die keinem keinem Fahrplan folgten und keine festen Haltestellen hatten. Man kam jedoch irgendwie immer genau dort an wo man hinwollte. Der Minibus fuhr eine dreiviertel Stunde kreuz und quer durch die Stadt bis sie endlich in der Steinbokstraat ankamen. Tante Mae gab dem Fahrer 10 Dollar, bedankte sich und dieser nahm das Geld lächelnd entgegen, startete den Motor und fuhr davon. Tante Maes Haus war in hellem gelb gestrichen und hatte im Gegensatz zu den Nachbarhäusern nicht von einem hohen Zaun umgeben denn Mae hielt nichts davon sich zu verstecken.
Jwaneng war eine Stadt der Veränderungen. Zumindest die Tiefe des großen Loches in der Mine änderte sich fast täglich. Es wurde tiefer und tiefer. Vor dem Fund der reichen Diamantenader war es ein kleines verschlafenes Nest, das aus kaum mehr als einer Hauptstraße mit einem Hotel, einem Saloon und einigen kleinen Geschäften bestand. Nach dem großen Fund kamen Heerscharen von Glücksrittern hierher und verwandelten es in eine schnell wachsende Stadt. Dies konnte man noch heute an den schäbigen Bretterverschlägen überall im Stadtzentrum sehen, die mittlerweile als Kulturerbe betrachtet werden. Auch wenn einige, nicht gerade wenige, in der Vergangenheit hohen Wolkenkratzern weichen mussten. Die alte Hauptstraße und der Bahnhof hatten jedoch in all den Jahren kaum etwas von von ihrem ursprünglichen Charme eingebüßt. Die pitoresk anmutenden und farbenfrohen Holzfassaden mit schmiedeeisrenen, reich verzierten Geländern an den Balkonen konnten einen manchmal vergessen lassen das dieses kleine unbedeutende Kaff sich zu einer reichen Wirtschaftsmetropole gemausert hatte, deren Vororte sich wie die Arme eines Kraken in das ehemals unberührte Land gegraben haben. Asphaltierte Strassen zogen sich wie ein Spinnennetz durch die Landschaft und Häuser reihten sich daran auf, wie Tautropfen an einem Herbstmorgen.
Belinda öffnete die Tür. Sie war Tante Maes Mädchen für alles, etwas das jeder der etwas auf sich hielt oder so tun wollte als ob es ihm gut ging hatte. Der unterschied bestand jedoch darin das tante Mae sie nicht wie ein Hausangestellte, sondern wie eine alte Freundin behandelte, was sie für Mae auch war. Kieran lief ihr entgegen und fiel ihr in die Arme.

. „Kieran, es ist so schön dich wiederzusehen. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit seit ich dich das letzte mal gesehen habe. Du bist gewachsen. Fast schon ein richtiger Mann“ Auch Kieran schien es wie eine Ewigkeit seit er das letzte mal hier gewesen ist. Für einen 14 Jährigen Jungen waren die Monate zwischen den Sommerferien schließlich auch eine Ewigkeit. Vor allem wenn man in einem strengen Elternhaus lebte wie er. Während er und tante Mae es sich im Wohnzimmer gemütlich machten, bereitete Belinda ihnen in der Küche frische Zitronenlimonade, es gab keine bessere Erfrischung an heißen Tagen wie diesem. „Und wie ist es dir ergangen seit deinem letzten Besuch?“ Belinda setzte sich auf den kleinen Hocker und goß jedem ein Glas Limonade ein. „Gut“ lautete Kierans kurze Antwort. „Schlafe ich wieder oben auf dem Dachboden“, wollte er wissen. „Ja, ich habe dir das große Bett fertig gemacht. Tante Mae hat die alten Matratzen weggeschmissen und oben steht jetzt ein großes Bett“ Rouven leerte sein Glas Limonade int einem zug, nahm seinen Koffer und rannte nach oben. Belinda fragte Mae wie Kierans Reise mit John und seinem Sohn verlaufen war. Mea nippte an ihrem Glas,„Ich denke ihn mitzunehmen war für John ein Gefallen, den er wirklich nur mirzuliebe gemacht hat.“ Belinda nahm ihr Glas. „Wahrscheinlich hast du recht Mae. Ich denke das John Kieran nicht mag. Immer wenn er uns besucht, dann tut er es ohne seinen Sohn, selbst wenn Rouven bei ihm wohnte.“ „Ja, lächelte Mae milde, das ist eben John. Er hält sich eben gern für etwas besseres und Menschen wie meinen Bruder für die Wurzel allen übels nur weil er sich als Tagelöhner durchschlägt und in einem Trailerpark wohnt“ Belinda schnaubte verächtlich, „Das ist nicht das, nach was man einen Menschen beurteilen sollte. Und das er Rouven nie mit hierher bringt zeigt doch was er für ein Mansch ist. Und trotzdem bist du jedesmal für ihn da wenn er deinen Rat braucht.“ Mea lehnte sich entspannt zurück, denn sie wusste das Belinda in vielen Dingen nicht verstehen konnte das sie tat, was sie tat. „Er ist ein alter Freund, Belinda. Und er braucht eben manchmal einen Stoß in die richtige Richtung. Es ist nicht einfach für ihn die meiste Zeit des Jahres hier zu leben, getrennt von seiner Familie.“ „Ja, aber du siehst wie er seinen Sohn behandelt. Kinder sollten nicht dazu gezwungen werden etwas zu sein das sie nicht sind und ich bin mir sicher das Rouven niemals die Absicht hatte zu dem kleinen Arschloch zu werden das er offensichtlich ist, denn von anderen Kindern kann er ja nichts lernen da er sich nur mit welchen Umgeben darf die den Vorstellungen seines Vaters entsprechen“, entrüstete sich Belinda. „Sei nicht so hart. Das Leben ist hart genug zu den beiden. Denk mal wie oft Rouven die Schule wechseln musste“ Mea nahm die leeren Gläser und trug sie zurück in die Küche.
Kieran stellte seinen Koffer in die Ecke und sprang auf dem neuen Bett das Tante Mae gekauft hatte herum. Er war so froh endlich wieder hier zu sein, denn es gab nichts schöneres auf der Welt hier in der großen Stadt bei Tante Mae die schönsten Wochen des Jahres zu verbringen.
John bezahlte das Taxi und befahl Rouven die Koffer ins Haus zu bringen. Mit einem kurzen Summen begann sich ächzend das schwere Tor zu öffnen das die hohe Mauer die das Grundstück umgab unterbrach und den Zugang zu einem Heim freigab das von der restlichen Stadt abgeschottet lag. Rouven stellte die Koffer in der Eingangshalle ab und schlich ohne ein weiteres Wort zu sagen in sein Zimmer. John setzte sich an seinen Schreibtisch um noch ein paar Geschäftsunterlagen durchzusehen, die sich an den zwei Tagen die er benötigte um seinen Sohn abzuholen, angesammelt hatten.
In den Folgenden Tagen lebte Kieran ein sorgenfreies Leben. Er brauchte sich um nichts zu kümmern und konnte auf Entdeckungsreisen gehen, während Tante Mae und Belinda zuhause alles im Griff hatten. Mein kleiner Mann im Haus, hatte sie ihn einmal genannt und genauso fühlte er sich. Wie ein Mann. Wenn er nach Hause kam stand immer etwas zu essen auf dem Tisch, sein Zimmer mit dem großen Bett musste nicht aufgeräumt werden und wenn er einmal spät nach Hause kam warteten Tante Mae oder Belinda auf ihn. Aber nicht um ihn mit Fragen zu löchern oder ihn zurechtzuweisen warum er denn so spät dran wäre, nein, die einzigen Fragen die ihm gestellt wurden waren, hast du noch Hunger und hattest du einen schönen Tag.
Rouvens Tage waren von einer immer Wiederkehrenden Routine geprägt. John ging früh aus dem Haus und Rouven musste nach dem gemeinsamen Frühstück allerlei Hausarbeiten verrichten, bevor er bis zu John Heimkehr am Abend, sein tägliches Lernpensum zu bewältigen hatte. Denn nur wer auch in den Ferien seinen Kopf trainiert, der wird es später mal zu etwas bringen. Abends sahen die beiden meistens gemeinsam Fern und pünktlich um neun Uhr wurde er ins Bett geschickt.
Einige Wochen später klingelte es an Maes Tür und Belinda öffnete sie. John stand davor und hinter ihm schaute Rouven Belinda, mit einer großen Reisetasche in der Hand fragend an. Belinda wäre vor Schreck fast der Staubwedel aus der Hand gefallen, denn mit diesen zwei Besuchern hatte sie nicht gerechnet. „Hallo Belinda, begrüßte er sie, ich möchte zu Mae“ Belinda bat die beiden herein und führte sie ins Wohnzimmer, wo sie sich schweigend auf das Sofa setzten. Sie sagte: „Einen kleinen Moment bitte, Mae ist im Garten“, und verschwand durch die Verandatür. Einen Augenblick später kam Mae in das Wohnzimmer und begrüßte die beiden. „Was hat euch denn hier her verschlagen?“ „Mae ich möchte dich um einen Gefallen bitten, begann John, ich muss dringend nach Kimberley fahren, dort hat es Probleme in der Mine gegeben“ Kimberley war die zweite Stadt in der die CONTINENTAL CORP. eine Mine betrieb. „Kannst du ein paar Tage auf Rouven aufpassen? Ich bin nicht lange weg.“ Mae schaute ihn verwundert an, denn er hatte es immer vermieden seinen Sohn mit in ihr Haus zu bringen. „Sicherlich, John. Das ist kein Problem, ich denke die Jungs werden schon ihren Spaß zusammen haben.“ John sah sie ernst an, „Rouven ist nicht hier um Spaß zu haben. Er weiß was er zu tun hat. Er wird Belinda zur Hand gehen und den Rest der Zeit lernen.“ Mea lächelte Rouven an. „Ich muß jetzt los“, verabschiedete sich John und eilte zur Tür hinaus. „Danke Mae, ich bin in ein paar Tagen zurück, rief er ihr zu als er ins wartende Taxi stieg, das mit hohem Tempo davon brauste. Rouven saß noch immer auf dem Sofa und hatte sich keinen millimeter gerührt. Mae schaute noch einen Moment dem Taxi nach, bis es veschwunden war und schloss die Tür. Belinda machte keinen hehl daraus das sie Rouven nicht mochte und ging in die Küche ohne ihn weiter zu beachten. Mae kam ins Wohnzimmer, betrachtete Rouven einen Moment lang schweigend und setzte sich auf den kleinen Hocker. „Es muss sehr dringend sein das dein Vater aus der Stadt muß“ sagte sie leise. „Du bist hier willkommen und Kieran wird sich freuen einen Spielkameraden zu haben.“ Rouven brummelte etwas unverständliches und fragte, „Wo soll ich schlafen?“ „Du teils dir einafch das große Zimmer unter dem Dachboden mit Kieran. Wie gut das ich neues großes Bett gekauft habe“ antwortete Tante Mae. „Es ist die Treppe hoch und dann links herum“ Rouven zögerte einen Moment, nahm seinen Koffer und schlich die Treppe hinauf. „Er ist noch in der Stadt, rief Mae ihm nach, aber mach es dir da oben ruhig schon mal gemütlich“ Rouven betrat das Zimmer und sah sich um. Er stellte seinen Koffer neben das Bett, nahm die Fernbedienung und schaltete den kleinen Fernseher ein. Eigentlich durfte er am Tage nicht fernsehen, weil da sowieso nur Mist lief der einen langsam verblöden lässt, wie sein Vater immer sagt. Ihm war das in diesem Moment aber völlig egal. Abgestellt bei Mae und diesem Arschloch. Als ob seine Ferien nicht schon beschissen genug waren, hier bei seinem Vater, der sowieso nie Zeit für ihn hatte. Er zog seine Schuhe aus, legte sich auf das Bett und schloß die Augen.
Es war schon ziemlich spät, so gegen halb elf als Kieran von einem seiner täglichen Streifzüge zurück nach Hause kam. Belinda und Mae saßen in der Küche und unterhielten sich. „Hi ihr beiden“ begrüßte er sie fröhlich, nichts ahnend das die nächsten Tage nicht so verlaufen würden wie er sich das vorgestellt hatte. „Deine Tante Mae hat eine Überraschung für dich“ zischte Belinda, die keinerlei Verständnis dafür hatte, das Mae sich von, in ihren Augen so genannten Freunden, ausnutzen ließ und das zudem noch wenn ihr Neffe sie besuchte. „Belinda, darüber haben wir doch nun ausführlich gesprochen, lächelte Mae, es wird schon gut für die beiden sein.“ Kieran öffnete den Kühlschrank und nahm sich ein großes Stück kalter Salamipizza heraus und schmatzte mit vollem Mund, „Was ist los? Was für eine Überraschung? Das klingt eher als ob ich morgen nen Zahnarzttermin hätte“ Mae sah ihn an und nahm ihn in den Arm. „Ein Freund hat mich gebeten auf ein paar Tage auf etwas aufzupassen, das ihm sehr Wichtig ist. Bitte sei ein lieber Junge und Hilf mir dabei“ Kieran verstand nicht was Tante Mae ihm damit sagen wollte. „Was?“ fragte er, den Mund immernoch voller Pizza. „Geh in dein Zimmer und finde es selbst heraus“ sagte Belinda, mehr zu sich selbst als zu Kieran. Nachdem er den letzten Bissen Pizza heruntergeschluckt hatt und mit einem großen Glas Wasser nachspülte, sagte Mae, die seine Frage bisher nicht beantwortet hatte, „Geh nach oben, da wartet jemand auf dich. Jemand der deine Hilfe braucht“ „Dem ist nicht mehr zu helfen“, entfuhr es Belinda und Kieran ging aus der Küche.
Als Kieran oben angekommen war, bemerkte er das in seinem Zimmer Licht brannte und der Frenseher lief. Vorsichtig öffnete er die Tür einen Spalt und sah wie Rouven auf dem Bett lag und in seinen Comics blätterte. Langsam betrat er den raum und Rouven schaute auf. „Was machst du hier?“ fragte er ihn verwirrt. „Das wüsste ich auch gern. Hätte mein Vater mich nicht allein zuhause lassen können anstatt mich hier abzustellen?“ Kieran nahm das Comicheft aus Rouvens Hand und legte es zur Seite. „Du wohnst jetzt hier? In meinem Zimmer, bei meiner Tante?“ Rouven stellte den Fernseher ein wenig lauter. „Ich hab mir bestimmt nicht ausgesucht hier zu bleiben, damit das klar ist. Mein Vater musste dringend weg und deine Tante Mae, naja, die hat jetzt eben die Ehre das ich hier für ein paar Tage rumhängen darf.“ Kieran war sauer. Wie konnte Tante Mae ihm das antun? Er rannte aus dem Zimmer und stürmte die Treppe hinunter. Tante Mae saß allein vor dem Kamin un dlaß in einem Buch. „Das ist nicht dein Ernst Tante Mae?, wollte er wissen und baute sich vor ihr auf. „Was meinst du?“ fragte Mae und legte das Buch zur Seite. „Was ich meine? Was macht dieser Typ hier? Tolle Überraschung, ist dir wirklich gelungen.“ Ihm standen vor Wut bereits die Tränen in den Augen. Mae zog ihn zu sich heran, strich über seinen Kopf und sagte leise, „Kieran, manchmal gibt es eben Dinge die wir einfach so akzeptieren müssen. John ist ein alter Freund und er brauchte meine Hilfe. Wir passen ein paar Tage auf seinen Sohn auf. Hörst du, ich sagte Wir. Belinda, ich und der Mann in meinem Haus“. Sie küsste ihn sanft auf die Wange „Jetzt geh wieder nach oben und versuch das beste daraus zu machen. Ich weiß das du das schaffst“. Kieran war sprachlos. Das kleine Arschloch blieb wirklich bei ihnen und wenn Tante Mae das so wollte, würde es auch nichts daran zu rütteln geben, also ging er wieder nach oben, während Tante Mae in ihrem Buch weiter las. Er ging in sein Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Rouven hatte sich mittlerweile ausgezogen und lag nur noch mit einer Boxershort bekleidet im Bett und schaute Fern. Kieran setzte sich auf das Bett, zog seine Schuhe aus und legte sich neben ihn. Rouven blickte kurz zu ihm und während der Nachrichtensprecher die Rugbyergebnisse verlas sagte er,“Deine Tante Mae ist schon irgendwie komisch oder?“. Kieran sprang wutentbrannt auf, schubst Rouven vom Bett und sprang auf ihn. „Was hast du gesagt? Sei doch froh das du überhaupt irgendwo bleiben kannst. Meine Tante ist nicht komisch! Du bist der einzig komische hier. Du nervst, du stinkst und du bist einfach Scheiße. Kein Mensch auf der Welt mag dich, jeder hasst dich, sogar meine Tante Mae, sogar dein eigener Vater“, schrie er und schlug auf ihn ein, „Sogar deine ganze Familie hasst dich“ Rouven begann zu weinen und da er nicht wollte das Kieran das bemerkt lachte er lauthals. Die Schläge taten weh, doch das was ihn am meisten schmerzte war der Gedanke das er Recht haben könnte. Kieran ließ von Rouven ab, der immernoch lachend mit Tränen in den Augen auf dem Boden saß, legte sich auf sein Bett, denn Tante Mae hatte es für ihn gekauft und zog sich die Decke bis über den Kopf. Kurze Zeit später, nachdem seine Tränen versiegt waren, kletterte Rouven ebenfalls zurück in Bett und schloß die Augen.
Am nächsten Morgen erwachte Kieran aus einem traumlosen Schlaf. Rouven lag neben ihm und hatte seinen Arm über ihn gelegt. Er stand auf und ging hinunter in die Küche, in der Tante Mae und Belinda bereits am Frühstückstisch saßen. „Gut geschlafen Spätzchen“ fragte Tante Mae, „wo ist Rouven?“ Kieran setzte sich auf seinen Platz und schenkte sich ein Gas frischen Oangensaft ein. „Im Bett“ sagte Kieran und begann sich Ahornsyrup über seine Pancakes zu gießen. „Sei doch ein Schatz und weck ihn, forderte Tante Mae ihn auf, ich würde gern an seiem ersten Morgen hier gemeinsam mit ihm Frühstücken. Er schob seinen Teller langsam an die Seite und ging widerwilig nach oben. Rouven schlief immernoch tief und fest. Er stand einen Augenblick einfach nur da, bis er sich entschied sich ihn unsanft zu wecken. Er erklomm das Bett und begann auf der Matratze herumzuhüpfen, bis Rouven die Augen aufschlug und ihn fragend ansah. „Aufstehen du Schlappschwanz. Meine Tante wünscht deine anwesenheit beim Frühstück“ und mit einem Satz sprang er wieder herunter und eilte zurück in die Küche zu seinen warmen Pancakes. „Ist er wach?, wollte belinda wissen und goß sich noch eine wenig heißen Kaffe in ihre Tasse. „Ja, ist er“, schmunzelte Kieran und begann sich genüßlich über seine Pancakes herzumachen. Es dauerte noch ein wenig bis ein verschlafener Rouven in der Küchentür stand. „Gut geschlafen“, fragte Tante Mae die gerade damit beginnen wollte den Tisch abzuräumen. „Hmhm“ brummte Rouven und setzte sich an den freien Platz am Frühstückstisch. „Lang ordentlich zu, forderte Mae ihn auf, ich muß in die Stadt und mit Belinda einige Besorgungen machen. Du kannst ja mit Kieran um die Häuser ziehen und dafür brauchst du ein gutes Frühstück.“ „Um die Häuser ziehen?“ nuschelte Rouven mit vollem Mund. Er war überwältigt von den vielen leckeren Sachen die auf dem Tisch standen. Zuhause bei seinem Vater gab es nur Cornflakes und Schwarzbrot. „Naja, Kieran ist meist den ganzen Tag unterwegs bis spät abends. Sa solltest du gut Frühstücken.“ „Vielleicht hat er ja keine Lust mitzukommen“, warf Kieran ein und funkelte Rouven böse an. Er hatte keine Lust den Tag mit ihm zu verbringen, es war schon genug Nachts neben ihm schlafen zu müssen. „Mann ist das lecker“. Rouven nahm sich nich etwas von Belindas frischem Obstsalat und stopfte ihn, schneller als ein Scheunendrescher, in sich hinein. Mae betrachtete ihn mit einem lächeln, während Belinda und Kieran mit finsteren Minen am Tisch saßen. Nach dem Frühstück räumten Mae und Belinda den Tisch ab und wuschen das Geschirr ab, während die beiden Jungs am Tisch saßen und einander anstarrten. „So wir müssen jetzt aber los, rief Tante Mae als sie auf die Küchenuhr sah. Schnell zogen sich die beiden Frauen ihre Jacken an und verschwanden durch die Vordertür.
„Was jetzt?“ wollte Rouven von Kieran wissen, der ihn nur weiter stumm anstarrte, ohne eine Mine zu verziehen. „Du kannst ja abhauen und ich bleib hier und schau Fern“ beschloß Rouven und stand auf. „Nee nee, lass man.Tante Mae hat gesagt ich soll dich mitnehmen, also mach ich das auch....wenn du willst.“ Rouven überlegte kurz. In all den Jahren in denen er seinen Vater regelmäßig besuchte hatte er nie wirklich etwas von Jwaneng gesehen, außer den teuren Restaurants, dem Bürolomplex in welchem sein Vater arbeitete und seinem Käfig in dem er seine Zeit mit lernen verbrachte während sein Vater auf der Arbeit war. Kieran war zwiegespalten bei dem Gedanken daran, Rouven den ganzen Tag hinter sich her zu schleppen. Aber was solls, dachte er sich, ich kann ihn ja irgendwo verlieren wenn er mir auf den Keks geht.
Rouven und Kieran stürmten aus Tante Maes Haus und suchten nach einem Minibus Taxi das sie in die Stadt bringen würde. Nach 15 Minuten stiegen beide in der Nähe des Union Square aus und schlenderten durch die Stadt. Rouven blieb vor einer großen Plakatwand stehen. CONTINENTAL MINING CORP. WE Build The Future. Eine freundlich aussehende Familie strahlte sie an. Vater, Mutter, Tochter und Sohn. Eine Bilderbuchfamilie wie sie wohl, außer auf Plakatwänden, nirgends sonst findet. Er dachte an seinen Vater und vermutete mal das wohl keine der auf dem Plakat abgebildeten Personen einen Job bei CONTINENTAL habe, denn dafür sahen sie viel zu glücklich aus. In diesem Moment beobachtete Kieran auf der gegenüberliegenden Straßenseite wie ein kleiner Junge sich blitzschnell einen Apfel aus der Auslage eines Gemüseladens greift und in einer Menschenmenge verschwindet. Rouven bemerkt einen Knuff an die Schulter, welcher ihn aus seinen Gedanken reißt. „Los komm!“ rief Kieran und lief los. Rouven der den Gedanken an seinen Vater immernoch nachhing hatte Schwierigkeiten ihm so schnell zu folgen. „Was ist denn los?“ keuchte er, während er versuchte mit Kieran schritt zu halten. Die beiden rannten über die stark befahrene Hauptstrasse zwischen den hupenden Autos hindurch und folgten dem Jungen in eine kleine Gasse, die hinter dem Cafe Europe abzweigte. Die Gasse war menschenleer und der kleine Junge rannte, vorbei an stinkenden Mülltonnen, schnell wie ein kleiner Kugelblitz, durch riesige Schmutzwasserlachen, die sich auf der mit Abfall übersähten Gasse gesammelt hatten Am Ende der Straße führte ein kleiner Trampalpfad über ein großes Feld, auf dem sich Autoreifen und unrat stapelten und kleinen Hütten aus Wellblech standen. Kieran und Rouven verlangsamten ihr Tempo um auf dieser Ebenen und trotz des Mülls und der Hütten, übersichtlichen Fläche genügend Abstand zu halten, um nicht entdeckt zu werden.
Kieran sah gerade noch wie der kleine Junge in einer der Wellblechhütten hinter einem kleinen Wall an einem der Abwassergräben die das Feld durchzogen, verschwand welche sich nicht sonderlich von den anderen Unterschied
Rouven sah sich ängstlich um, während Kieran hinter einer großen Tonne am Straßenrand in Deckung ging und ihn mit sich zog. Die Townships waren zwar kein Ort an dem durch ihr Verhalten auffallen würden, doch durch ihre Hautfarbe waren sie auffällig wie eine rote Clownsnase auf einer Beerdigung. „Da ist er rein“, flüsterte Kieran und deutete auf die Hütte neben deren Tür zwei riesige, von der Sonne ausgebleichte Ochsenschädel an der Wand hingen. Auf kleinen mit krakeliger Schrift beschriebenen Pappschildern waren bunte Fratzen gemalt, von denen einige Rouven an den Teufel erinnerten und andere Tiere und Fabelwesen darstellten . Kieran zupfte an Rouvens Ärmel und ging gebückt auf das Fenster an der Hütte zu während er Rouven, der sich sträubte näher heranzugehen, mit sich zog. Vorsichtig schaute Kieran durch das Fenster.
Im inneren der Hütte brannte ein Feuer um das sich eine kleine Gruppe Menschen versammelt war. Kieran kniff die Augen zusammen und entdeckte in der vordersten Reihe, dicht am Feuer sitzend den Jungen, der in seiner Hand immernoch den Apfel hielt, welchen er vom Gemüsehändler gestohlen hatte.. Der Raum war dunkel denn er besaß nur dieses eine Fenster unter dem die beiden kauerten. Zwei Fackeln an den Wänden erhellten den Raum dessen Boden mit Tierfellen bedeckt war und an den Wänden weitere Schädel von kleineren Tieren hingen, spärlich. Eine ältere Frau stand in einem Fell gewandet im Schein des Feuers, welches ihrem erscheinen einen geheimnissvollen, fast schon gespenstischen Eindruck vermittelte, was nicht zuletzt an den Schatten in ihrem faltigen Gesicht lag, den Menschen gegenüber. „Die ist mindestens hundert Jahre alt, flüsterte Rouven, warum sind wir hier?“ Kieran stupste ihn an und deutete ihm an ruhig zu sein. In ihren Händen hielt sie einen Stock, den sie beschwörerisch in die Höhe hielt. Und einige Worte in der für Kieran unverständlichen Sprache der Einheimischen, die er nie gelernt hatte, murmelte. Er hatte zwar oft Belinda beim telefonieren oder bei Gesprächen mit der Haushälterin der Nachbarn belauscht aber nie wirklich ein Wort verstanden. Die Frau murmelte noch einige verschwörerisch klingende Worte und ein älterer Mann aus der Gruppe reichte ihr eine kleine Kalebasse. Sie legte ihren Stock neben das Feuer, nahm sie entgegen, verdrehte ihre Augen, murmelte noch etwas unverständliches und warf sie in das Feuer, so das die Kalebasse in tausend Stücke zersprang und das Feuer hell aufloderte. Sie ging zu einem kleinen Tisch am hinteren Ende des Raumes, nahm etwas, das Kieran nicht genau erkennen konnte und wandte sich dem Mann wieder zu der in der zwischenzeit bis an das Feuer herangekrochen war und nun fast mit seinen Knien in der Glut dort kauerte und sie ansah. Sie griff über die Flammen hinweg und berührte ihn an der Stirn. Kieran konnte seinen Augen nicht glauben, ihr Arm schien mitten durch die Flammen zu reichen, und das lodernde Feuer schien ihr nichts auszumachen. Was auch immer es war, das sie vom Tisch genommen hatte, hielt sie immer noch in ihrer anderen Hand, die sie nun ebenfalls in die Flammen streckte. Wieder murmelte sie etwas und lachte laut auf. Sangoma, war das einzige Wort dass er in dem ganzen Kauderwelsch verstand. Sangoma....Medizinmann. Die Frau warf, was sie eben noch in den Händen hielt, in eine große Schale die neben dem Feuer stand. Sie sprach zu den Menschen in der kleinen Hütte und schaute dabei immer den Mann mit der Kalebasse an. Sprechen jedoch, schien sie zu allen und jeder in dem vom Feuer und den Fackeln erhellten Raum schien ihre Worte förmlich aufzusaugen. Der Mann mit der Kalebasse fing an zu weinen. Die Frau sprach noch eine Weile und der Mann drehte sich schließlich zu den anderen Leuten in der Hütte um und kehrte zurück auf seinen Platz. Einige umarmten ihn, einige streichelten seinen Kopf.
Die Frau reinigte nun die Schale, leerte sie aus, nahm eine Hand voll Erde und schleuderte sie hinein, so wie ein Baseballprofi einen Ball zum Homerun werfen würde. Sie verrieb den Sand, kippte ihn aus und füllte die Schale wieder mit Wasser.
Dieses Ritual wiederholte sich einige male und immer trat ein anderer an das Feuer. Manche weinten, wie der Mann mit der Kalebasse, einige lachten lauthals und wieder andere zeigten keinerlei Gefühlsregung. Jeder von ihnen reichte der Frau zu Beginn etwas, manche Gegenstände, manch Früchte. Alle jedoch wurden am Ende von den anderen in der Gruppe umarmt oder berührt.
Nun war der kleine Junge mit dem Apfel an der Reihe. Er reichte ihn der Frau und sagte einige Worte die für Kieran wie eine Entschuldigung klangen und sie lächelte ihn an, sprach sanft zu ihm, in der Sprache die Kieran und Rouven nicht verstanden und streichelte ihm über den Kopf. Der Rest des Rituals das sich nun vor ihren Augen einige Male wiederholt hatte glich den anderen. Am Ende lächlte der Junge, ging um das Feuer herum , nahm die Frau in den Arm und küsste ihre Hand, bevor auch er sich wieder zu den anderen gesellte. „Was soll das alles?, fragte Rouven leise. „Keine Ahnung, ich hab den Jungen vorhin beobachtet wie er den Apfel gestohlen hat“ flüsterte Kieran ohn den Blick abzuwenden. „Ja, aber was machen die da drin?“ „Woher soll ich das Wissen? Ich hab nur den kleinen Jungen verfolgt“ „Na toll. Wir sind hier und gaffen durch das Fenster einer kleinen Dreckshütte nur weil du dem Jungen nachgelaufen bist“ „Du bist auch hier!“ „Weil du mich hinterher geschleift hast. Ich würde jetzt lieber am großen Brunnen im Park sein oder noch besser zuhause bei meinem Vater“ „Sind wir aber nicht“ Kieran und Rouven flüsterten mittlerweile schon so laut, das einge Passanten auf dem staubigen Weg zwischen den Hütten stehen blieben und auf sie zeigten und über sie tuschelten. „Ich wollte Wissen wo er hin will, mit dem Apfel.“ „Ich wollte Wissen wo er hin will, äffte Rouven ihn ängstlich nach. Er fühlte sich unwohl und hatte Angst. Wütend flüsterte er immer lauter werdend: „Du hast doch echt nen Rad ab. Bist du jetzt nen Stalker? Das ist voll merkwürdig was die da drinnen treiben die machen irgendsoein Eingeborenenritual. Hast du dich mal umgesehen wo wir hier sind?“ „Ich finds interessant“, sagte Kieran mit einem grinsen und einer Beiläufigkeit in seiner Stimme wie man sie nur von Nachrichtensprechern bei Meldungen über Naturkatastrophen kennt, „und jetzt halt die Klappe. Ich will wissen was noch passiert. Warum verbrennt sich die Alte nicht den Arm wenn sie ins Feuer greift, is ja schließlich nicht Fire-Proof-Woman oder so. Was macht die da?“ . In der Zwischenzeit hatten sich einige Schaulustige versammelt um die streitenden Fremden zu betrachten. „Keine Ahnung was die treiben und ehrlich gesagt ist mir das auch Scheißegal. Lass uns zurück dahingehen, wo die zivilisierten Menschen sind“ Kieran sah Rouven auf einmal zornig an „Die sind auf alle Fälle zivilisierter als du“ er hasste es wenn jemand so etwas über die Menschen die hier schon vor dem großen Boom lebten, sagte. Kieran packte ihn an seinem Hemdkragen und drückte ihn gegen die Hütte. „Die sind zivilisierter als du, du kleiner Penner! Warum musstest du mir auch nachlaufen? Ich wollte nicht das du bei uns bleibst und ich wollte auch nicht das du mir nachläufst“, Kieran schrie mittlerweile lauthals, Ich hab dir gestern schon gesagt das du überflüssig bist. Die Welt braucht sowas wie dich nicht. Belinda ist eine von denen, du kleiner Wichser und sie ist im Gegensatz zu dir sowas von Zivilisiert, das glaubst du gar nicht“, schäumte er vor Wut. Rouven war völlig perplex. Er konnte nicht verstehen warum Kiean sich über das was er sagte so aufregte. Kieran schüttelte ihn und schlug ihn mit dem Rücken gegen die Wand unterhalb des Fensters.
Ndidi, die alte Sangoma hörte laute Stimmen unterhalb des Fensters, gefolgt von einem lauten Krachen. Das provisorisch befestigte Stück Wellblech gab nach und zwei Jungs fielen unsanft mit dem Stück Wellblech auf den Boden der Hütte. Die anderen Menschen in der Hütte waren zunächst erschrocken, doch nach einem kurzen Moment der Besinnung ergriffen sie die beiden Jungen und redeten wild durcheinander. Kieran und Rouven waren vor Schrecken wie gelähmt Die Meute zwang sie sich vor dem Feuer hinzuknien und wurde immer aufgebrachter. Ndidi kam langsam näher und kniete sich neben die beiden. Sie sagte etwas zu den Umstehenden, welche daraufhin verstummten und schweigend von Kieran und Rouven abließen. Kieran zitterte vor Angst und Rouven begann zu weinen. Nidid strich beiden sanft über ihre Köpfe, nahm ihren Stock in beide Hände und erhob ihn mit ausgestrecken Armen. Die Menschen in der Hütte wichen ein Stück zurück und beobachteten das folgende Geschehen schweigend. Ndidi stand auf und sagte in der Sprache der beiden: „Ihr seid zu mir gekommen. Die Prophezeihung wird sich erfüllen“ Danach murmelte sie wieder etwas für die beiden unverständliches und Kieran rücckte näher an Rouven heran der ihn mit großen Augen an sah. Kieran war kein mutiger Junge, er hatte oft Angst und genau in diesem Augenblick konnte er fühlen wie diese Angst immer stärker wurde und ins unermeßliche wuchs. Er wollte einfach weglaufen und sich verstecken, doch sein Körper lag in den Fesseln der Angst gefangen, so das Rouven für ihn das einzige war das ihm in dieser Situation ein Gefühl der Sicherheit gab. Als Zuschauer am Fenster war es in Ordnung hier zu sein, aber hier am Feuer zu sitzen und ein Teil eines geheimnisvollen Rituals zu werden, bereitete ihm Todesangst.
Rouven stieß Kieran mit der Schulter weg und Ndidi stellte den Stock an die Seite und sah die beiden an. „Was habt ihr mir mitgebracht?“ Kieran und Rouven sahen sich fragend an. „Gib ihr was...flüsterte Rouven, wegen deiner Stalkingnummer sind wir hier gelandet“ und rückte ein wenig weiter von ihm weg. Kieran sah ihn bettelnd an. Wie konnte er, der einzige Mensch den er kannte und der hier war, den er in den Arm nehmen wollte, damit er ihm das Gefühl von Sicherheit gibt, von ihm abrücken? Rouven schaute ihn voller Hohn an, denn schließlich war es seine Schuld das die beiden hier waren und formte mit den Lippen die Worte „Fuck You“.
Kieran kramte panisch in seinen Hosentaschen, doch da war nichts. Der Inhalt seiner Taschen lag vor dem großen Doppelbett in Tante Maes Haus. „Ich habe nichts“ flüsterte er, sah ins Feuer und weinte. Ndidi nahm die Schale die sie vorher in den Ritualen verwendet hatte und stellte sie neben sich auf den Boden. Sie wandte sich Rouven zu, der dort am Feuer saß und mit den Fingern nervös über das Fell vor ihm am Boden fuhr. „Du weißt nicht das du es hast aber dein Freund besitzt etwas das dem was du Besitzt sehr ähnlich ist“ sagte Ndidi und streckte den beiden, mitten durch das Feuer, die Hand entgegen. Kieran starrte auf die ausgestreckte, von tiefen Furchen durchzogene Hand der alten Frau, um welche die Flammen wild züngelten und schaute sagte leise „Gib ihr was sie will. Rouven sah die alte Frau fragend an. „Was soll ich haben?“ „Es ist in deiner Tasche“, erwiderte Ndidi mit sanfter Stimme. Rouven griff in seine linke Hosentasche und holte ein altes Armband hervor. Es war nichts wertvolles. Es bestand aus einem dicken Faden mit einer kleinen Holzperle die Kierans Tante Mae vor einigen Sommern auf dem Marktplatz gekauft hatte als sein Vater sich mit Mae getroffen hatte. Da er nicht oft dabei war wenn sein Vater sich mit Tanta Mae traf dabei sein durfte, konnte er sich noch genau an diesen Tag erinnern. Es war im Mai 2006 als sein Vater sich mit Mae auf dem Markt verabredet hatte und ihn zu diesem treffen mitnahm. Er musste den ganzen Morgen im Garten arbeiten und Hausarbeiten verrichten, als sein Vater strahlend zu ihm kam und ihn fragte ob er ihn in die Stadt begleiten möchte. Sie fuhren zum alten Markt von Jwaneng wo Mae bereits auf sie wartete. Sie gingen über den Markt mit seinen vielen Gerüchen und dem Lärm von den Marktständen an denen Frauen und markthändler handelten, redeten und lachten. Nachdem sie über den Markt gegangen waren und Rouvens Vater noch mit einem Markthändler über den Preis für Gemüse verhandelte, blieb Mae mit ihm an einem der unzähligen Stände mit Kunsthandwerk stehen und sagte zu ihm „Es hat mich sehr gefreut das dein Vater dich heute mitgebracht hat, denn ich möchte dir etwas schenken. Sie griff nach einem Armband und legte es ihm um sein Handgelenk. Das Armband war nichts besonderes sondern eines dieser Stücke, die von Touristen als kleines billiges Mitbringsel für Leute die ihnen nicht wirklich etwas bedeuten, zuhauf gekauft wurden. Tante Mae jedoch kaufte ihm dieses Armband und sagte, „Es gibt wertvolles im Leben und es gibt wichtiges im Leben. Und da du einer der beiden wichtigsten Menschen bist, die ich je kennengelernt habe, möchte ich dir dieses Armband schenken, als Symbol der Verbundenheit und des ewigen Kreislaufs.“ Er hatte nicht verstanden was Mae ihm damit sagen wollte, doch er freute sich so sehr über das Geschenk das er Tante Mae um den Hals fiel und sie fest an sich drückte. Als sein Vater wieder zu ihnen stieß fragte er worüber er sich so freue. Rouven erinnert sich noch genau daran wie er Mae anschaute, während er das Armband wieder von seinem Handgelenk löste und heimlich in die Hosentasche steckte. Sie schien nicht verärgert zu sein, denn sie blickte ihn verständnisvoll an und zwinkerte ihm zu. „Über nichts besonderes John, sagte sie, es ist einfach ein herrlicher Tag“
Rouven betrachtete das Armband wehmütig und legte es in Ndidis Hand. Seine Hand schmerzte als er dem Fauer dabei zu nahe kam und er zuckte zusammen. Ndid nickte sanft mit dem Kopf und wandt sich zu Kieran der immernoch starr vor Angst auf Rouven schaute. „Auch du hast es bei dir. Lege es dazu“ Kieran fasste ängstlich an sein Handgelenk und befühlte das Armband welches dort seit dem Tag als Tante Mae es ihm gekauft hatte gewesen ist. Schweren Herzens löste er es und legte es ebenfalls in die ausgestreckte Hand. Rouven sah ihn erstaunt an, blickte zu Ndidi und starrte ins Feuer.
Ndid schloss die Hand zur Faust und hob sie aus dem Feuer, hoch empor und die Menschen in der Hütte die leise und aufgeregt miteinander tuschelten, verstummten.
Beschwörerisch flüsterte sie einige Worte in ihrer, für die beiden unverständlichen Sprache und die Flammen loderten auf. Kieran zuckte zusammen und eine Träne rann ihm über die Wange denn, nachdem Rouven sein Armband in Ndidis Hand gelegt hatte, wusste er das Tante Mae ihn betrogen hatte, denn er erinnerte sich daran wie sie ihm einmal sagte, du bist nicht der einzige der mir Wichtig ist. Es gibt da jemanden der mir genausoviel bedeutet wie du. „Ihr seid hierher gekommen weil es eure Bestimmung war. Nichts geschieht aus Zufall in dieser Welt denn alles folgt einem Plan. Er ist älter als die Menschheit selbst und bringt alles zusammen. Alles was es je gab, gibt und geben wird. Jeder Mensch, jedes Tier und jede Pflanze ist Teil dieses Planes. Einer von euch ist ausgewählt worden die große Prophezeihung zu erfüllen. Doch ein Teil des ganzen steckt auch in dir, Rouven van der Wells“. Rouven schluckte, woher kannte sie seinen Namen? “Nur zwei Teile sind ein Ganzes und ohne das passende Gegenstück wird sich die Prophezeihung nicht erfüllen. Ihr habt den Weg zu mir gefunden. Ab heute werdet ihr untrennbar verbunden sein. In dieser Welt und in anderen. Euer Weg wird euch noch fester zusammenschweißen. Untrennbar. Denn ihr seid eins“ Kieran blickte zu Rouven der fasziniert und völlig in seinen Gedanken versunken auf die Flammen starrte und ihn nicht zu bemerken schien. „Es wird bald eine Zeit kommen, eine Zeit der Entbehrung und des Leidens. Nichts wird mehr so sein wie es einst gewesen ist, nichts wird so sein wie es heute ist. Die Welt wird sich verändern.“ Sie warf die Ketten in die große Schale, streckte sie ihre Hände über das Feuer zu ihnen aus und berührte ihre Schultern. „Ihr seid nicht von dieser Welt und schon bald werdet ihr in die Welt zurückkehren in die ihr gehört.“ Kieran schaute nun ebenfalls gebannt in die Flammen. In seinem Kopf herrschte ein aufgeregtes durcheinander, Gedanken schossen ihm durch den Kopf, zu schnell um sie festzuhalten. Ihm wurde schwindelig und wollte sich auf irgendetwas konzentrieren, doch alles verank in einem Strudel der ihn immer tiefer zog und plötzlich klärte sich vor seinem inneren Auge ein Bild. Er sah eine Wüste, Sand soweit das Auge reichte und die Sonne brannte so heiß von einem wolkenlosen Azurblauen Himmel und er begann zu schwitzen. Am Horizont sah er einen Mann, mit einem langen Mantel der ihm bis zu den Stiefeln reichte und einem Hut mit breiter Krempe, der sich eine Zigarette anzündete und ihn anschaute. Kieran ging näher heran und der Fremde sprach zu ihm, doch obwohl seine Lippen sich nicht zu bewegen schienen, konnte er ihn klar und deutlich hören was er sagte. „ Auserwählter, du bist zu mir gekommen um meinen Rat zu erfragen“ Das ist ein Traum, ein gottverdammter Traum, schrie eine Stimme in seinem Kopf, ich sitz in ner verkackten Hütte und Träume. Das kann echt nicht sein. Obwohl ihm die Bilder in seinem Kopf fast real schienen wusste er doch das sich sein Körper in einer kleinen Wellblechhütte in Keshatown befand.
Der winkte Kieran noch näher zu sich heran und reichte ihm seine Hand. Als Kieran seine ausgestreckte Hand berührte, schossen Bilder ddurch seinen Kopf, so schnell das ihm schwindelig wurde. Ein verlassnes Haus in dem drei Menschen leben, Rouven der auf einer verlassenen Straße steht und auf ihn wartet. Eine blonde Frau die in einem vernebelten Zimmer mit Ndidi sitzt. Eine Glocke in einem alten Tempel. Die Mine von Kimberley. Rouvens Vater. Tante Mae. Szenen aus seinem Leben. Er in einer Fremden Stadt. Seine Geburt. Immer schneller und schneller. Als der Fremde seine Hand wieder loslässt, versetzt es ihm einen harten Schlag der ihn von den Beinen wirft und er landet im warmen Wüstensand. „Ich bin in dir, fuhr der Femde fort, ich bin hier um dir zu zeigen das diese Leben nicht dein wahres Leben ist“ Kieran dachte nur, Das einzige das mich interessiert ist wie ich aus diesem Traum und aus dieser Hütte wieder herauskomme. „Du brauchst keine Angst zu haben“ Kieran trat mit seinem Fuß in den Sand. „Was bedeutet das, dies ist nicht mein Leben? Ich wurde geboren, lebe und war noch nie woanders.“ „ Deine Seele ist schon sehr alt, fuhr der Fremde fort, doch jetzt bist du ein Kind in dieser Welt . Aber in dir schlummert das Wissen von Aeonen und nur du allein kannst aufhalten was bald von den Minen ausgehend seinen Anfang finden wird.“ „Na dann erzähl mir doch am besten was dort beginnt und was das mit mir zutun hat“ antwortete Kieran trotzig. „Dort in den Minen beginnt das Ende der Welt wie wir sie kennen. Der Welt so wie du sie kennst. Und du musst es aufhalten, bevor es zu spät ist. Bevor Raum und Zeit sich verzehren. Es war lange prophezeit, doch niemand hat je auf die warnenden Stimmen gehört. Sie graben das Loch immer tiefer und bald werden sie den Tempel erreichen, der da einst auf einem Hügel hoch über einer Stadt lag die längst schon zu Staub zerfallen ist.“ Kieran sah sich um und spuckte in den heißen Sand. Die Sonne brannte unbarmherzig auf ihn hernieder und er fühlte sich wie ein Brathähnchen in einem Ofen. „Was ist in diesem Tempel?“ „In diesem Tempel befindet sich eine Glocke. Und ihm Jahr des Fuchses muss der Auserwählte diese Glocke schlagen und zum klingen bringen.“ „Ich bin also der Auserwählte und ich muss die Glocken läuten?“ “Ja, sagte der Fremde mit dem Hut und den kunstvoll verzierten Lederstiefeln, du musst die Glocke schlagen, erst dann wird alles wieder im Einklang sein“. Es wurde schwarz um Kieran und nur eine fremde, bedrohliche Stimme begleitete ihn. „Töte Rouven, denn wenn du es nicht tust wird er dir zuvorkommen“. Er verspürte einen Schlag und die Stimme des Mannes, der ihm im Traum erschienen war raunte, „Erfülle die Prophezeihung. Höre nur auf deine innere Stimme. In diesem Leben, wie in anderen und denke immer daran, Träume gibt es nicht“
Kieran schlug die Augen auf und schaute sich um. Er befand sich immernoch in der kleinen Wellblechhütte und Ndidi, die weise Sangoma lächelte ihn an. Rouven saß apathisch vor dem Feuer und bewegte sich nicht. „Was ist passiert?“ fragte Kieran und schaute Ndidi hilfesuchend an. „Ihr hattet eine Vision“ sagte sie und reichte den beiden ihre Armbänder. „Rouven, du solltest es von heute an tragen. Es ist das was euch verbindet, in dieser Welt und in allen anderen“ Rouven nahm das Armband aus ihren Händen entgegen und befestigte es an seinem Handgelenk. Kieran hatte seines schon wieder dort befestigt, wo er es seit dem Tag als er es von Tante Mae erhalten hatte, trug. „Es ist an der Zeit das ihr euch auf den Weg macht“ sagte Ndidi und begann in ihrer Sprache zu den Menschen in der kleinen Hütte zu sprechen. Ein raunen ging durch den Raum und die Leute begannen hektisch miteinander zu tuscheln. Kieran sah Rouven fragend an, doch dieser schaute nur, ebenso ratlos zurück. Langsam standen sie auf und gingen zur Tür als Ndidi ihnen Einhalt gebot. „Wartet einen Moment“ sagte sie, nahm etwas das wie ein großer Fliegenwedel aussah, tauchte es in eine Schale und besprenkelte sie mit Wasser. „Die Geister werden euch begleiten“, murmelte noch etwas in ihrer Sprache und wandte sich ab. Als Kieran und Rouven die Hütte verließen berührten sie die Menschen in der Hütte im vorübergehen erfürchtig. Auf der Straße schauten sich einen Moment lang an und Schwiegen. Rouven durchbrach als erster die Mauer des Schweiens und fragte, „Hattest du auch einen Traum?“ Kieran nickte. „Hat dir auch jemand gesagt das du mich umbringen sollst?“ Kieran sank auf die Knie und hob die Hände in den Himmel.

Kieran und Rouven kamen völlig erschöpft zuhause an, die sie waren den ganzen Weg zurück zu Tante Maes Haus gelaufen. Völlig ausser Atem stürmen sie in das Zimmer unter dem Dachboden, das sie sich seit gestern teilen mussten, schlugen die Tür hinter sich zu und setzten sich auf das große Bett. Noch bevor sie wieder zu Atem gekommen waren, schalteten sie den Fernseher ein und starrten auf die Mattscheibe, ohne ein Wort zu wechseln. Beiden war immernoch nicht richtig klar was vor etwas über einer Stunde, denn solange brauchten sie für den Weg zurück, in Ndidis Wellblechhütte geschehen war. Es schien wie ein böser Traum der sie immernoch in seinem Bann gefangen hielt. „Hast du auch diesen Mann gesehen?“ fragte Kieran leise ohne sich vom Fernseher abzuwenden. Rouven nickte. „Und dann war da eine Stimme, die gesagt hat das ich dich töten muss, bevor du es tust, fügte er flüsternd hinzu, mich töten“. Rouven schaute ihn an und überlegte kurz einen Moment was er sagen sollte. „Es war total Merkwürdig. Dieser komische Traum, als wir da am Feuer saßen. Ich war in einer Wüste und ein Mann in einem langen Mantel, der ihm bis zu den Stiefeln reichte, berührte mich. Mein ganzes Leben zog an mir vorbei. Mein ganzes Leben, verstehst du? Und plötzlich hat etwas nach mir gegriffen und mich fortgezogen und ich war allein in einer verlassenen Stadt. Da sprach diese Stimme zu mir und, Rouven schluckte hart, ich habe dich gesehen“ Kieran verbarg sein Gesicht in seinen Armen, „Mich?“ „Ja, dich, fuhr Rouven aufgeregt fort, du warst in einem Haus und hast einen Mann getötet. Mit einer Machete hast du auf ihn eingeschlagen und ihn getötet.“ Langsam hob Kieran seinen Kopf und schaute Rouven ungläubig an. „Du hast ihn abgestochen, einfach so. Und was noch viel merkwürdiger war, nachdem er da lag, auf dem Boden, hat er sich in Luft aufgelöst.“ Rouven unterstrich das gesagte mit einer Geste die Kieran zum schmunzeln brachte. „Einfach so? Pfffffffff Puff und weg war er?“ Rouven sah ihn erstaunt an, „Du findest das wohl gerade sehr lustig oder was? Ich muss mir das hier Zimmer mit nem Machetenmörder teilen, der die Beweise in Luft auflösen kann und du findet der Herr findet das lustig?“ Kieran konnte sich das lachen nicht länger verkneifen und prustete los. Rouven konnte nicht anders als ebenfalls laut loszulachen und vergaß für einen Moment das beklemmende Gefühl das ihn seit sie die Hütte verlassen hatten gefangen hielt. Tante Mae und Belinda kamen spät aus der Stadt zurück, die beiden Jungs bemerkten nicht wie Belinda kurz die Zimmertür öffnete und hineinsah. „Und? Alles in Ordnung mit den beiden“ fragte Mae als Belinda wieder in die Küche kam wo sie einen teil der Einkäufe fein säuberlich in die vorgesehenen Schubladen und schränke sortierte. „Sie sitzen oben und sehen Fern“ erwiderte Belinda und half Ihr die letzten Sachen zu verstauen, bevor sie sich daran machte das Abendessen zuzubereiten. Mae ging nach oben, klopfte an und trat ein. Da lagen ihre beiden Jungs, lang ausgestreckt auf dem Bett und schauten Cartoons. „Na ihr beiden. Wie war euer Tag?“ Kieran sprang auf und umarmte seine Tante während Rouven weiter auf dem Bett lag und so tat als ob er sie nicht bemerkte. „War okay“ antwortete Kieran und Mae schaute zu Rouven und bemerkte das dieser das Armband trug das sie ihm vor Jahren auf dem Markt gekauft hatte. Sie schob Kieran beiseite und setzte sich auf das Bett neben Rouven, der sie nun fragend anschaute. „Was ist passiert?“ fragte Mae strich Rouven über den Rücken. „Was ist heute passiert?“ „Gar nichts ist passiert, was sollte denn passiert sein“, entgegnete er ihr und ließ seinen Kopf in das Kissen fallen. „Es ist nichts passiert“, klang es gedämpft aus dem Kopfkissen. Mae zog Kieran, der zu ihnen herangekommen war, zu sich auf den Schoß. Kiearn versuchte wieder aufzustehen, denn er war ja schließlich ein Mann und Männer sitzen bekanntlich nicht auf den Schößen ihrer Tanten, doch Mae hielt ihn fest und sagte, „Ihr müsst mir nicht erzählen was heute passiert ist, denn ich weiß, das etwas passiert ist. Ich möchte nur das ihr beiden wisst das alles was passiert, nicht ohne Grund passiert. Ich habe schon lange gewußt das der Tag kommen wird, das euch diese Bürde auferlegt wird. Ich hatte nur nicht damit gerechnet das es so bald geschehen würde“. Kieran hatte seinen Widerstand aufgegeben und saß regungslos da, während Mae nach Rouvens Arm griff und vorsichtig über das Armband strich. „Du trägst es, lächelte sie, das ist schön. Ich hatte schon befürchtet du hättest es nicht mehr.“ Sie stand auf und ging zur Tür „Wascht euch, Belinda bereitet das Abendessen vor“.
Während des Abendessens wechselten die vier nicht viele Worte. Als Rouven und Kieran im Anschluß den Tisch abräumten, verschwanden Tante Mae und Belinda ins Wohnzimmer. Nachdem Belinda das Feuer im Kamin geschürt hatte nahm sie ein altes Buch aus dem großen Bücherregal, setzte sich an den Tisch und schlug es auf. Es ist Jahre her das sie dieses Buch zum letzten mal hervorgeholt hatte. Sie hat bis zum heutigen Tage, in all der Zeit, verdrängen können was dort geschrieben stand, doch heute war der Tag gekommen, das sie es aufschlagen musste, da etwas geschehen war das sie nicht ignorieren konnte. Belinda setzte sich zu ihr, schenkte sich ein Glas Gin ein und legte ihre Hand auf ihre. Sie sagte: „Es ist an der Zeit“, während sie ihr Glas mit einem zug leerte. „Ja, ich weiß, murmelte Mae, ich wünschte nur, das es einen anderen Weg gäbe“. Sie blätterte in dem Buch bis sie die Seite die sie gesucht hatte fand und begann mit gedämpfter Stimme zu lesen. Und es wird der Tag kommen, das sich der Auserwählte auf den Weg begeben muss um die tönerne Glocke zu schlagen. Eine Vision wird den Beginn einer Reise markieren die in anderen Welten bereits begonnen hat. Im Jahr des Fuchses wird sich die Prophezeihung erfüllen, denn nur der klang, der alten Tempelglocke geschlagen vom Auserwählten, wird die Welten wieder in Einklang bringen. Das was wir sehen, das was wir fühlen, das was wir leben und das was wir träumen sind eins. Es gibt keine Träume, alles folgt dem großen Plan.“
Mae rief Kieran und Rouven zu sich und Belinda ins Wohnzimmer. Die beiden Jungs die gerade das letzte Geschirr in die Schränke geräumt hatten gingen zu ihnen und setzten sich vor das Kaminfeuer.

Es war bereits spät als John aus Kimberley zurückkehrte und an Tante Maes Haustür klingelte. Belinda öffnete die Tür und ohne ein Wort zu sagen trat er ein und ging ins Wohnzimmer wo Tante Mae immernoch mit den beiden Jungs am Feuer saß. „Es ging schneller als ich gedacht habe. Rouven, hol deine Sachen wir fahren“ sagte er barsch. Tante Mae sah ihn an und bot ihm an sich zu setzte und noch etwas zu trinken. „Wir haben keine Zeit, herrschte John, der sichtlich schlecht gelaunt war an sie an, ich möchte nach Hause und vergessen was ich für einen beschissenen Tag hatte.“ Rouven blickte zu Kieran, stand auf und holte seine Sachen. „Hat er sich benommen?, wollte John wissen, der mitten im Wohnzimmer stand obwohl im Tante Mae einen Sitzplatz angeboten hatte. „Ja natürlich, lächelte Tante Mae, er ist ein Engel gewesen“ Rouven kehrte mit seiner Tasche zurück und er und John verließen das Haus schnellen Schrittes und stiegen in das wartende Taxi. Kieran betrachtete die ganze Szene und versuchte vollkommen unbeteiligt zu wirken obwohl ihm das erste mal bewusst wurde das er John hasste. Beim hinausgehen hatte Rouven ihm einen Blick zugeworfen den er nicht zu deuten vermochte und der seine Fassade fast zum einsturz brachte. Nachdem Belinda die Tür wieder geschlossen hatte, sah kieran seine Tante Mae mit traurigen Augen an und sagte: „Ich gehe jetzt ins Bett!“ Tante Mae gab ihm einen sanften Kuss auf die Wange und erwiderte nur: „Tu das mein Großer“.
Es war bereits halb zehn als das Taxi vor Johns Haus, das mit seinem hohen Zaun wie ein Hochsicherheitsgefängniss wirkte, hielt. John und Rouven gingen hinein und hinter ihnen schloß sich das schwere Tor und schnitt sie von der Außenwelt hermetisch ab. „Was hast du den ganzen Tag gemacht?“ fragte John. „Ich habe Belinda im Haushalt geholfen und gelernt, so wie ich es sollte“, log er seinen Vater an. „Gut, gut. Man kann sich ja doch mal auf dich verlassen. Geh in dein Zimmer und geh ins Bett!“ Rouven nahm seine Tasche und schlich nah oben. Er war immernoch verwirrt von all den Dingen die er heute mit Kieran erlebt hatte. Fetzen der Vision die er in Ndidis Hütte hatte schwebten durch seinen Kopf und er schaltete den Fernseher ein um sich abzulenken. Nur wenige Augenblicke später schlief er ein. John schaltete den Fernseher im Wohnzimmer aus und ging nach oben um noch einmal nach Rouven zu sehen. Rouven lag friedlich schlummernd und vollständig angezogen in seinem Bett. Auf dem Bildschirm sang irgend so ein Rapstar davon das er es seiner Schlampe richtig besorgen wolle und John schaltete den Fernseher aus und weckte ihn. „Zieh dich aus! Mit Klamottten im Bett liegen, wo gibts denn sowas?“ Ein immernoch halb schlafender Rouven versuche sich umständlich von seinem Hemd und seiner Hose zu befreien als John das Armband bemerkte das er am Handgelenk trug. „Was ist denn das“? rief er und packte Rouvens Handgelenk. „Wo bist du heute gewesen? Das hattest du doch gestern noch nicht?“ Rouven der sich immernoch nicht schlüßig war, ob er denn nun eigentlich schlafe oder wach war murmelte. „Das hab ich schon lange. Mae hat es mir Geschenkt“ John war ausser sich vor Wut, denn er hasste es wenn sein Sohn versuchte irgendetwas zu verheimlichen. „Du kleiner Hosenscheißer. Lüg mich nicht an. Entweder du hast es dir heute gekauft oder du hast mich die ganze Zeit angelogen weil du mir etwas verheimlicht hast. Habe ich nicht immer alles für dich getan?“ John packte Rouven und schüttelte ihn. „Das war das letzte mal das du aus dem Haus warst. Ich wusste ich hätte dich nicht zu Mae bringen sollen.“ Das Schütteln holte Rouven schnell in die Gegenwart. „Sie hats mir gekauft als wir auf dem Markt waren.“ „Du warst auf dem Markt?“ brüllte John ihn an. „Nein ich war nicht auf dem Markt. Damals als wir auf dem Markt waren. Du, ich und sie. Sie hat es mir geschenkt und ich hatte Angst das du wütend bist und deshalb hatte ich es versteckt“, schluchzte Rouven. „Erzähl mir keine Märchen, schubste John in zurück aufs Bett, das soll ich dir glauben? Du warst Heute irgendwo und hast dieses Armband gekauft. Was bist du, nen Mädchen. Mach das Scheißding ab und schmeiß es weg.“ Rouven befühlte das Armband und überlegte einen kurzen Moment. „Nein“ sagte er schließlich, was John nur noch mehr in Rage versetzte. Klatschend schlug seine Hand in Rouvens Gesicht und dieser kämpfte mit den Tränen. „Ja, schlag mich ruhig, ich bin doch sowieso nichts Wert, schrie er, dir wärs doch am liebsten ich wäre überhaupt nicht geboren worden.“ John schlug ihn abermals „Du undankbares kleines etwas. Haben wir nicht alles für dich getan? Haben wir dich nicht aufgenommen wie unseren eigenen Sohn? Wärst du lieber im Kinderheim großgeworden?“ Rouven versuchte immernoch seine Tränen zurückzuhalten. Es war wie damals mit Jessica, dem Mädchen aus seiner Schule, so wie schon zu oft in seinem Leben. Solange er der brave Junge war, war alles in Ordnung. Aber wehe wenn er einmal versuchte sich gegen Ungerechtigkeit zu wehren. Wehe wenn er einmal das tat was er wollte anstatt zu funktionieren wie ein Uhrwerk. John riß das Armband von Rouvens Handgelenk und schlug ihn abermals „Das hättest du dir ersparen können“warf er ihm wutschnauben an den Kopf und verließ das Zimmer. Als die Zimmertür ins Schloß fiel brach es aus ihm heraus und er begann bitterlich zu weinen. Er schlug sein Kissen, denn er war nicht nur traurig darüber das sein Vater ihm das Armband weggenommen hatte, er war wütend das er ihm nicht glaubte, das er ihn so behandelte. Er schleuderte seine Bettdecke quer durch das Zimmer, nahm das Bild seines Vaters, das auf seinem Tisch stand und sah es mit verweinten Augen an. „Ich hasse dich! Ich hasse dich! Ich hasse dich!, brach es aus ihm heraus, ich hab immer alles getan was du mir gesagt hast! Und du liebst mich nicht einmal dafür? Ich wünschte ich wäre Tot. Dann würdest du wahrscheinlich nicht mal traurig sein. Ich hasse dich und ich wünschte ich wäre Tot. Ja genau, Tot“ Dann würde Mum vielleicht um mich weinen. Du würdest dich doch freuen, endlich niemand mehr in deinem Leben der dir schwierigkeiten macht. Womit hast du das denn auch verdient.“ Rouven legte sich aufs Bett und vergrub sein Gesicht im Kopfkissen und schluchzte. Er schwitzte an seinem ganzen, vom Wutausbruch völlig heißen und nassen Körper. Er holte tief Luft und schrie so stark in das Kissen bis seine Lunge zu schmerzen begann. Niemand liebte ihn und dabei war das doch alles was er wollte, einfach nur geliebt werden. Bevor er einschlief dachte er noch an Kieran und wie gut er es doch haben möge in seinem Leben. Und wieder spürte er diesen schmerzvollen Hass, der in seiner Seele brannte schlief ein.
Belinda brachte Kieran gerade eine Tasse heißen Tee, als dieser einen ziehenden Schmerz an seinem Arm fühlte. Erst dachte erst das er mit seinem Armband irgendwo hängen geblieben wäre, verwarf diesen Gedanken aber sofort wieder da er sich nicht bewegt hatte. Er betrachtete das Armband und ihm fiel auf, das der Arm darunter stark gerötet war. „Was ist los?“ fragte ihn Belinda und ging wieder in die Küche. „Nichts, es ist nur....“ rief er ihr hinterher. Nach einem kurzen Moment kam Belinda wieder zu ihm und setzte sich zu ihm ans Feuer. „Es ist nur das ich....ich weiß nicht wie ich es sagen soll....Ich habe gerade darüber nachgedacht was Rouven jetzt wohl gerade macht.“ „Was soll er schon machen, erwiderte Belinda. Er wird wahrscheinlich in seinem Bett liegen und schlafen. Kieran rieb seinen Arm und Belinda bemerkte die Rötung. „Es verbindet euch. Das ist das was Tante Mae gesagt hat“ flüsterte sie erschrocken. Obwohl Belinda eine Einheimische war, deren Volk lange vor den weißen Siedlern hier gelebt hatte, schien sie doch nie etwas von dem Hokuspokus der Einheimischen zu halten, geschweige denn von irgendwelchem spirituellen Aberglauben. „Wahrscheinlich bist du einfach irgendwo hängengeblieben“, beruhigte sie ihn, und berührte die Stelle vorsichtig. Sie fühlte sich im Gegensatz von der Haut drumherum warm und feucht an. „Ich glaube nicht an den Hokuspokus den deine Tante aus dem Buch vorgelesen hat. Manchmal glaube ich das sie einfach zulange schon hier lebt und der Hokuspokus der anderen auf sie abgefärbt hat“. Belinda stand auf und schaltete das Licht aus. „Geh ins Bett und schlaf. Du hattest einen anstrengenden Tag“ Kieran blieb noch einen Moment lang am Feuer sitzen bevor er nach oben in sein Zimmer ging. Er zog sich aus, legte sich ins Bett und schloß die Augen.
Rouven schlief bereits tief und fest als John sich seinen vierten Whiskey eingoß und mit einem Zug hinunterstürzte. Er betrachtete das Armband das er Rouven wegenommen hatte und umschloß es mit seiner Faust. Verdammter Bengel, dachte er und schleuderte es auf den Boden. Hab ich nicht immer alles für dich getan, damit du es einmal besser hast? Nichts als ärger hat man mit dir. John und Lucie hatten ihn adoptiert als er noch ein Baby war. Sie haben ihn aufgezogen wie ihren eigenen Sohn und das war er auch für sie. Ihr eigener Sohn, ihr eigen Fleisch und Blut. Wie konnte er nur so undankbar sein und ihn ständig belügen? John nahm einen Schluck aus der Flasche, denn er hatte keine Lust mehr ständig sein Glas nachzuschenken. Er hatte ja schließlich kein Alkoholproblem . Der ganze Stress auf der Arbeit und mit dem undankbaen Bengel rechtfertigten ja das er sich ab und zu auch mal etwas gönnen durfte um abzuschalten. Er leerte die restliche Flasche und sein Kopf wurde schwer und ihm fielen die Augen zu. Er dachte an das was er heute in der Kimberley Mine gesehen hatte. Bei Probebohrungen für eine neue Förderstrecke, sind die Arbeiter der Mine auf eine alte Steinmauer gestoßen. Würde er diesen Fund den Behörden melden würde das einen immensen Kostenaufwand und einen beträchtlichen Verzug in der Förderplanung bedeuten. Er hatte die Arbeiter angewiesen weiter zu arbeiten als ob nichts gewesen wäre und die Bohrungen fortzusetzen. John schlief ein und träumte von einem Ort der mitten in einer Wüste zu liegen schien. Die Sonne brannte heiß und kleine Sandteufel tanzten über die staubige Straße. Er stand neben einem kleinen Gemischtwarenladen, schaute an sich herunter und sah das er eine verschlissene braune Jeans trug über der ein Revolvergurt hing. Vor ihm, am Ende der Häuserzeile stand eine große Tafel auf der...CONTINENTAL WORKS MINING CORP., stand. Von weitem hörte er das dumpfe Horn einer der Diesellokomotiven die die schweren Erzzüge von den Minen ins Land transportierten. Ein Fremder in einem langen schwarzen Mantel und mit reichverzierten Stiefeln kam auf ihn zu und sagte: „Irgendwann stoßen die nochmal auf etwas, das besser für immer hätte vergraben bleiben sollen.“ und lachte. John sah ihn an, „Naja, die Wissen schon was sie tun“ Der Mann nickte, tippte zum Gruß an seinen Hut und ging weiter. Aufregung erfasste die Menschen auf der Straße und alle strömten zum kleinen Bahnhof der vor der Stadt lag. John war irritiert und hielt eine junge Frau auf die gerade ihren Korb beiseite gestellt hatte und loslaufen wollte. „Was ist passiert?“ fragte John. „Hast du nicht gehört? In den Minen, es ist in den Minen!“ plapperte sie los. „Was ist in den Minen?“ „Sie haben einen neuen Stollen gegraben und sind auf eine Mauer gestoßen. Danach sind sie einfach verschwunden.“ John verstand nicht und lief der Frau die plötzlich losrannte zum Bahnhof hinterher. Am Bahnhof herrschte dichtes Gedränge und heilloses durcheinander. Menschn schrien durcheinander und tauschten die Neuigkeiten aus, die der Zugführer aus Jwaneng mitbrachte. „Sie sind einfach verschwunden. Ich hab zugesehen das ich mich aus dem Staub mache und das solltet ihr auch tun“ sagte er zu der Menge, möglichst weit weg von hier. Keiner der seid dem Fund in die Mine ging ist daraus zurückgekehrt.“ „Das kann doch nicht sein, rief ein älterer Mann, niemand verschwindet einfach so!“ „Wenn ich es euch doch sage. Sie haben sich in Luft aufgelöst. Ich packe meine Sachen und bin weg.“ Die Menschenmenge wurd immer hysterischer und ein Tumullt brach los. Auf dem Bahnsteig stand der 16:34 Zug nach NEW AMSTERDAM. Einige wollten sofort eine fahrkarte kaufen, doch Mrs. Jackson, die Schalterbeamtin war bereits über alle Berge. Einigge drängten auf den Bahnsteig und stiegen in den Zug während andere nach Hause liefen um ihre Habseligkeiten zusammen zu packen. John stand in mitten des Gewühls und wusste nicht so recht was er tun sollte. Sollte er nach Hause laufen und packen, oder wäre es besser ersteinmal abzuwarten. Vollbeladene Autos verließen die Stadt und die Menschen die sich in den Zug nach NEW AMSTERDAM gezwängt hatten, verließen diesen, nachdem sie bemerkten das der Lokomotivführer sich ebenfalls aus dem Staub gemacht hatte. Einige sprangen auf den gerade von den Minen gekommenen Erzzug, dessen Fahrer, nachdem er Frau und Kinder sowie das nötigste von Zuhause abgeholt hatte, den Zug langsam in Bewegung setzte, fort von diesem Alptraum der, wie er befürchtete immer näher kam. Nach einigen Stunden war stille eingekehrt. Einige alte Männer saßen vor dem Saloon und spielten Karten. Kunden gingen im Gemischtwarenladen ein und aus und sie schienen ihr Leben einfach weiterzuleben als ob nichts geschehen wäre. John ging zum Büro des Sherriffs dessen Fenster und Türen mit Brettern verschlossen waren. Das Polizeiauto vor der Tür war vollgestopft mit Koffern und kleinen Möbelstücken und die zwei kleinen Mädchen auf dem Rücksitz wirkten wie kleine Puppen die jemand zwischen das Gerümpel geworfen hatte. Der Sherriff kam mit zwei kleinen Reisetaschen hinter dem Haus hervor und sah John. „Sorry, das Büro ist geschlossen“ rief er ihm zu während er die Taschen auf dem Dachträger des Ford Mercury festschnallte. „Ich fahre jetzt und das sollten sie auch tun. Sich aus dem Staub machen.“ Der Sherriff stieg in das Auto, kurbelte die Scheibe herunter und startete den Motor. „Ich weiß nicht genau was passiert ist. Aber ich denke das es keine gute Idee ist hierzubleiben und abzuwarten.“ „Was ist denn genau passiert?, fragte John vorsichtig, sie müssten das doch am besten Wissen“. „Es kam über Funk das die Menschen Jwaneng in Schaaren verlassen seit die Männer in der Mine spurlos verschwunden sind. Ich glaube es wird auch irgendwann hierher kommen. Was auch immer es ist. Man hat mir gesagtdas es wie ein Schatten ist der über der Mine schwebt, seit sie auf diese Mauer gestoßen sind.“ „Ist es nicht ihre Aufgabe herauszufinden was dort passiert ist?“ warf John verärgert ein. „Hör mir gut zu. Ich habe eine Ausbildung um Verbrecher zu jagen. Es gehört auch zumeinen Aufgaben vermisste zu finden. Doch diese Männer dort haben sich einfach in Luft aufgelöst. In Luft. Da gibt es nichts was man finden könnte. Pack deine Sachen und verschwinde von hier, so wie es meine Ex-Frau leztes Jahr getan hat. Pack deine Koffer und hau ab solange boch Zeit ist.“ Bevor John noch etwas sagen konnte, trat der Sherrif auf das Gaspedal und der Wagen setzte sich mit quietschenden Reifen in bewegung und hinterlließ eine Staubwolke. John dachte daran zurück ins Hotel zu gehen und zu überlegen was er jetzt am besten tun sollte.
Rouven wachte schweißgebadet auf und hatte großen Durst. Er ging leise hinunter in die Küche, füllte sich ein Glas mit Leitungswasser und stürzte es herunter. Er fragte sich wie spät es wohl ist und ging ins Wohnzimmer um nachzusehen. 01:30 zeigte die große Digital Uhr welche sein Vater im letzten Jahr gekauft hatte, in grellen Lettern. Auf dem Tisch stand ein Glas und daneben eine leere Flasche Whiskey. Das Armband welches sein Vater ihm vom Arm gerissen hatte lag auf dem Boden neben seinem Sessel. Rouven schaute sich um, hob es auf und betrachtete es nachdenklich. Er legte es um und verknotete die Enden an denen es gerissen war fein säuberlich. Sein Vater wird vermutlich schon lange zu Bett gegangen sein, also ging er zurück in sein Zimmer, verschloss die Tür und legte sich ebenfalls wieder hin.
Kieran wurde wach als sein feuchter Traum seinen Höhepunkt erreichte. Er tastete unter der Bettdecke nach der feuchten Stelle, wo sich sein Sperma auf das Laken ergoßen hatte und rückte ein wenig zur Seite. Igitt, dachte er und versuchte sich so hinzulegen das er im Schlaf nicht wieder hinein rollen würde wenn er sich umdrehte. Nach einem kurzen Moment stand er auf, zog das Laken ab und stopfte es in seinen Wäschekorb. Jetzt war zu wach um weiterzuschlafen also ging er hinunter, durch das Wohnzimmer auf die große Terasse mit ihren Sandsteinplatten und setzte sich unter den nächtlichen Sternenhimmel. Er sann darüber nach was es denn nun mit den Armbändern aufsich hatte und was Tante Mae damit gemeint haben könnte als sie sagte, das ist, was euch verbindet. Was sollte ihn mit Rouven verbinden? Mit ihm hatte er nun schließlich gar nichts gemein. Die paar mal die er ihn getroffen hatte ging er ihm ziemlich auf den Geist mit seinem Verhalten. Er war eine kleine Nervensäge die keiner um sich herum brauchte. Schon als er mit ihm und seinem Vater im Zug saß hatte er streit angefangen. Kieran konnte sich zwar nicht mehr daran erinnern worum es in diesem Streit ging, das er ihn nicht begonnen hatte, davon war er allerdings überzeugt. Und sein Vater erst Mr. John van der Werf. Wer brauchte den schon, der war doch genau so eine Strafe Gottes. Kieran hing noch eine Zeitlang seinen Gedanken nach und als ihm langsam die Augen zufielen, ging er wieder in sein Bett.
Es liegt nun schon einige Jahre zurück, das Gulch City von seinen Bewohnern in hellem Aufruhr verlassen wurde, und John sich entschieden hatte zu bleiben und abzuwarten. Das große Unglück blieb aus, auch nach dem wieder Ruhe in das verschlafene Nest eingekehrt war, er war noch da und hatte sich auch nicht in Luft aufgelöst wie er es anfangs befürchtet hatte. Schon seit langem gab es keine Neuigkeiten aus Jwaneng, denn jeder der welche hätte übermitteln können war schon seit langem über alle Berge. Das leben war beschaulich und ruhig auch wenn die Stadt zusehends in einen desolaten zustand verfiel. Sogar der kleine Gemischtwarenladen öffnete täglich pünktlich um neun Uhr und um 18 Uhr, verschloss Kate, die Besitzerin die Türen und ging nach Hause. John ging oft in Kates Laden, denn er mochte sie und unterhielt sich gern mit ihr. Kate war erst 32, doch wirkte sie ausgelaugt und müde was sie viel älter erschienen ließ. Auch an John waren die Jahre seit dem Zwischenfall in den Minen nicht spurlos vorübergegangen. Sein Haar war weiß und sein Gesicht eingefallen. Die wenigen verbliebenen Bewohner der Stadt lebten ein einfaches Leben. Der Nachschub an Waren war an dem Tage, als die meisten die Stadt verließen, versiegt und nachdem alles aufgbraucht war begannen die Einwohner sich mit dem nötigsten selbst zu versorgen. Die Nächte in der Stadt waren schrecklich und hatten etwas bedrückendes seit an einem späten Mittwochabend im Jahr des Unglücks die kleine Eileen von etwas zerfleischt wurde das die Wüste, die sich mittlerweile ausgebreitet hatte, mitsich gebracht hatte. Einige der Bewohner vermuteten das das ganze mit der Geschichte in den Minen zusammen hängen würde und verbarrikadierten sich des Nachts in ihren Häusern und gingen nach anbruch der Dunkelheit nicht mehr hinaus. John glaubte jedoch an eine rationellere Erkärung und vermutete das irgenwelche Tiere, mit der Wüste gekommen sind die auf der Suche nach Nahrung auch vor kleinen Mädchen nicht halt machten. Das einzige was ihn beunruhigte war die tatsache das selbst bei klarem Himmel kein einziger Stren am Firmamant zu leuchten schien.
Schon seit geraumer Zeit plagten John Alpträume, wenn man es so nennen konnte. Immer wieder erklang in seinen Träumen diese Stimme die ihm befahl den Auserwählten zu töten. Da war dieser Junge der auf einer Suche war, begleitet von einem Fremden mit einem langen braunen Ledermantel der ihm bis zu den Stiefeln reichte und von einem etwas kleineren blonden Jungen der ihm beim bloßen Gedanken an ihn Schauer über den Rücken laufen ließ. Er sah wie der Junge, der Auserwählte einen Mann tötete. Er sah sich in einem Anzug an einem Schreibtisch, er war Direktor von irgendetwas und er hatte einen Sohn den er verabscheute. Viele seine Träume trugen ihn in eine andere Welt und das erschreckenste an diesen Träumen war, das sie so real waren. Wenn er aufwachte konnte er sich an Gerüche und Geschmäcke erinnern als ob sie ihn gerade in diesem Augenblick umgeben. Auch in der letzten Nacht hatte er wieder so einen Traum, der ihm den ganzen tag lang nicht aus dem Kopf ging, der ihn buchstäblich zu verfolgen schien. Er ging am Nachmittag in Kates Laden um auf andere Gedanken zu kommen. Als er den Laden betrat bemerkte er nicht wie auf der gegenüberliegenden Straßenseite vor der Hufschmiede ein Mann stand, der den Laden aufmerksam zu beobachten schien. „Hi Kate“ begrüßte er sie fröhlich. „Hey John, was kann ich für dich tun?“ „Gar nichts, es reicht schon das du da bist“, erwiderte er freundlich. „Oh John, fast jeden Tag kommst du zu mir in den Laden ohne etwas zu kaufen“ Sie stützte ihren Kopf auf die Hände und sah ihn über den Tresen hinweg an. „Ich dachte es gibt auch nichts mehr zu kaufen, lachte er, oder wann kommt die neue Ware?“ Kate liebete Johns Sinn für Humor und er gab ihr die Kraft die ihr fehlte seit jenem schicksalshaften Tag. Die beiden Unterhielten sich noch eine Weile sehr angeregt, wie an fast jedem Nachmittag, verabschiedeten sich und John verließ den Laden um in den Saloon zu gehen. Der Mann mit dem braunen Mantel beobachtete wie er den Laden verließ. John sah zu ihm herüber und der Mann tippte sich an den Hut, nickte und ließ eine Münze zwischen seinen Fingern kreisen. John erwiderte den Gruß, ging zum Sallon, setzte sich auf die Veranda und bestellte einen Whiskey. Irgendwo hatte er diesen Mann schon einmal geshen und er wurde das Gefühl nicht los das er nicht zufällig dort vor der Hufschmiede stand. „Ist dir dieser Kerl dort drüben aufgefallen?“ fragte er die Kellnerin als sie seinen Becher nachfüllte und deutete zur alten Schmiede. „Nicht das ich wüsste, der ist heute Morgen hier aufgetaucht und steht seit dem da drüben rum. Merkwürdiger Kerl“ schüttelte sie ihren Kopf, wischte über den Tisch und ging wieder hinein. Woher kenne ich dich, überlegte John als er das Glas mit einem Zug leerte. Irgendwo habe ich dich schon einmal gesehen, das weiß ich. Wenig später als John bereits bei seinem vierten Glas angelangt war, ging ein Junge in den Laden. Höchstens vierzehn Jahre alt, schätzte ihn John, orderte noch eine Whiskey und wartete ab. Der Junge verließ nach kurzer Zeit den Laden und ging auf den Fremden zu. Die beiden unterhielten sich kurz und da fiel es John ein, woher er den Mann zu kennen glaubte. Es war damals an dem unheilvollen Tag. War das nicht der Mann der ihn angesprochen hatte, kurz bevor er einer Frau zum Bahnhof folgte? Er war sich sicher, das war der Typ der zu ihm sagte: Irgendwann stoßen die nochmal auf etwas, das besser für immer hätte vergraben bleiben sollen. John rief nach der Kellnerin „Bring mir die Flasche, die ganze Flasche. Ich glaube ich habe einen Geist gesehen.“ Die Kellnerin schaute ihn missbilligend an, holte die angebrochene Flasche Whiskey und stellte sie auf den Tisch „Das du Geister siehst glaub ich gern, so voll wie du wieder bist“ John öffenete die Flasche und nahm einen großen Schluck „Halt die Klappe, ich weiß das es ein Geist ist“ fluchte John. Die Kellnerin nahm das leere Glas, das er offensichtlich nicht mehr beötigte und empfahl ihm mit seiner Flasche zu verschwinden bevor er Ärger machen würde. Als die beiden sich aufmachten folgte John ihnen in sicherem Abstand zur Station des kleinen Ortes. Als die beiden sie erreichten und hineingingen war es bereits dunkel und niemand war mehr auf der Straße. John wartete noch einen Moment ab und entschied sich zu Vater Paul zu gehen. Vater Paul war ein gläubiger Mann, der sich auskennen musste und ihm sagen konnte ob es soetwas wie Geister gab. Er hatte ihn in der Vergangenheit schon oft aufgesucht und um Rat gefragt wenn ihn seine Träume quälten. Er klopfte hecktisch an die Tür des alten Pfarrhauses und Vater Paul öffnete ihm. „Vater Paul ich muss mit euch reden, es ist dringend“ sagte er hektisch. Vater Paul versuchte ihn zu beruhigen und nahm ihm seine Jacke ab und hing sie an den Garderobenständer der an der Wand des Flures stand. VaterPaul bat John in die Küche, holte zwei Gläser und eine Flasche Wein aus einem Schrank, ungeachtet der halbvollen Whiskeyflasche die John immernoch in der Hand hielt und schenkte ein. „Was treibt dich zu so später Stunde zu mir? Es muss wichtig sein, wenn du ein solches Risiko eingehst.“ John leerte das erste Glas in einem zug und schenkte nach. „Vater Paul, ich habe einen geist gesehen. Einen Mann den ich schon vor Jahren einmal hier in der Stadt getroffen habe und der in meinen Träumen erschienen ist“; und leerte auch das zweite Glas. Vater Paul lehnte sich auf dem weißen hölzernen Stuhl zurück und sah ihn eindringlich an. „Bist du sich das es der selbe Mann ist? Dir ist klar was du da erzählst?“ fragte er leise. „Ja, Gottverdammt nochmal. Er ist es. Ihr habt mir einmal von einem Wanderer erzählt, einem Wanderer zwischen den Welten. Ein gefallener Engel. Und jetzt ist er hier. Hier im Bahnhof, mit einem kleinen Jungen.“ „Dem Sohn des Satans“, fügte Vater Paul nachdenklich hinzu, „er ist gekommen um das Werk seines Vaters zu vollenden. Das wandeln des Sohnes Satans auf Erden in Begleitung eines gefallenen Engels läutet das Ende der Welt ein.“ John schluckte und füllte sein Glas abermals. „Was soll ich tun, Vater? Was soll ich tun?“ brach es aus ihm heraus und er fing an zu weinen. „Komm mit“ forderte Vater Paul ihn auf und ging, von John gefolgt in die kleine Kapelle. Über dem Altar stand ein schlichtes Holzkreuz an dem eine Jesusfigur hing. Vater Paul bekreuzigte sich und kniete nieder. John fiel auf seine Knie und erstarrte in ehrfurcht. „Lass uns beten. Lass uns den Herrn um eine Vision bitten. Nur Gott kann dir sagen was du zu tun hast.“ Vater Paul stand auf und erhob die Arme. „Oh Herr Allmächtiger. Weise uns den Weg so das dein Wille geschehe. Zeige uns den Pfad den wir beschreiten sollen um dir zu dienen. Der unheilige hat sich aufgemacht das Werk seines Vaters zu vollenden. Dein treuer Diener John ist zu dir gekommen um deinen Segen zu erbitten, lange schon gequält von teuflischen Visionen, ist er bereit dein Werk zu tun und deinen Willen zu vollstrecken.“ John blickte auf das Kreuz und spürte eine unheimliche Wut in sich aufsteigen „Warum quälst du mich Herr? Ich habe nie eine Sünde begangen und bin immer auf dem rechten Pfad gewandelt. Warum lässt du zu das sie mich foltern, diese Stimmen, diese Bilder. Herr, hab erbarmen und zeige mir wie ich es beenden kann.“ Vater Paul segnete ihn und verließ die Kapelle. Nun war John allein und betete um Erlösung. Plötzlich begann die Jesusfigur zu ihm zu sprechen. „John! Gehe hin und Töte sie. Vollstrecke meinen Willen. Nur du kannst deiner qual ein ende bereiten, es liegt in deiner Hand.“ John verlor das bewusstsein und fiel, fiel immer tiefer. Als er seine Augen aufschlug lag er auf heißem Wüstensand und der Fremde reichte ihm seine Hand. „Nimm meine Hand John, lass moich dir helfen.“ John versuchte panisch von dem Fremden wegzukommen, „Du bist ein Gesandter des Teufels. Du ausgeburt der Hölle.“ „Nein, ich bin nur ein Reisender, sagte der Fremde und griff in seine Tasche, holte ein Päckchen Marlobo Zigaretten heraus und zündete sich eine an. „John, glaubst du diesen ganzen Religions Hokuspokus? Ich dachte immer du wärst ein gebildeter Mann. Immerhin bist du leitender Direktor einer der größten Minen der Erde“ John sah ihn Fassungslos an. Woher wusste er von seinen Träumen? Er konnte nur ein Scherge des Teufels sein wenn er das wusste. „Komm mir nicht zu nahe, bleib weg von mir“ schrie John so laut er konnte und es gelang ihm schließlich aufzustehen. Der Fremde berührte John und er durchlebete erneut die Visionen die ihn schon seit langem quälten. Er sah sich und diesen blonden Jungen der in seinem Traum sein Sohn zu sein schien. Einen anderen Jungen der einen Mann mit einer Machete tötet. Einen Hai. Eine alte schwarze Frau in einer Hütte. „John, nicht der Teufel schickt mich. Ich bin in dir, so wie ich in jedem Menschen bin. Ich möchte dich warnen. Folge uns nicht, sondern bleib hier und genieße dein Leben. Du möchtest doch nicht deinen Sohn töten?“ John schwanden die Sinne und als er die Augen wieder aufschlug lag er auf dem hartem Marmorboden zwischen zwei Kirchenbänken. Vater Paul saß in der Küche und nippte nachdenklich an seinem Glas als John aufgeregt hereinstürzte. „Vater“ rief er und sank vor ihm auf die Knie und bettete seinen Kopf auf dessen Schoß. „Hat der Herr zu dir gesprochen, mein Sohn?“ „Ja, Vater der Herr sprach zu mir, er hat mir aufgetragen die beiden zu töten bevor sie das Werk Satans vollenden können. Und der gefallenen engel, dieser Fremde hat sich mir gezeigt. Er hat versucht mich daran zu hindern. Er sagte er ist kein gesandter des Teufels und wenn ich ihnen folgen würde würde ich meinen Sohn töten.“ John brach in schallendes gelächter aus, „wisst ihr Vater, ich habe keinen Sohn. Ich habe einmal davon geträumt, einen zu haben. Aber er sah anders aus als dieser Bengel, der den gefallenen Engel begleitet. Er hat verucht mich aufs Glatteis zu führen, der Unheilige. Aber nicht mit mir. NICHT MIT MIR!“ Vater Paul strich ihm über den Kopf, nahm ihn zwischen seine Hände und sprach leise zu ihm. „Tue was der Herr dir geheißen und erlöse uns von diesem Alptraum der uns gefangen hält. Beende Gottes Werk und Rette unsere verlorenen Seelen.“ John nickte, stand auf, füllte sein Glas mit Wein und prostete Vater Paul zu. „Auf das Ende des Alptraums“. „Auf das Ende des Alptraums, erwiderte Vater Paul und verließ die Küche um mit einem kleinen Kreuz in der Hand, in dessen Schafft sich eine Klinge verbarg, zurückzukehren. „Dieser Dolch ist schon lange in meinem Besitz. Mein Vater gab ihn mir als er noch die Gemeinde leitete, damals in besseren Zeiten. Ich möchte das du ihn an dich nimmst und wenndie Zeit gekommen ist, dann Töte den Sohn des Teufels und den gefallenen Engel. Lösche sie aus und gib und unser Leben zurück.“ John nahm das Kreuz ehrfürchtig entgegen und verstaute ihn in seiner Jacke. Er küsste den Ring den Vater John seit seiner Kindheit schon trug und verabschiedete sich. „Du willst doch nicht hinaus in die Nacht?“ fragte ihn Vater Paul. Doch John lächelte ihn an „Der Herr hat zu mir gesprochen. Ich fürchte die Geschöpfe der Nacht nicht, sowenig wie ich den Teufel mehr fürchte, denn ich habe seine Tricks durchschaut.“ „Wohl an denn, lass mich dir den Segen des Herrn zuteil werden, „Niemand wird dir Widerstand leisten können, solange du lebst. Wie ich mit Mose war, will ich auch mit dir sein. Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht. So sprach Josua. Und nun geh.“ John verschand im dunkel der Nacht und Vater Paul sah ihm nach, in der Hoffnung das er den Sohn des Teufels und seinen Begleiter aufhalten würde, bevor es zu spät war. John schlich sich an das Bahnhofsgebäude heran und spähte durchs Fenster. Die Neonröhren an der Decke erhellten den alten Wartesaal und er sah wie der Fremde und der Junge friedlich am Feuer schliefen. Er beschloß die Nacht im freien zu verbringen und harrtte vor dem Fenster unter dem er sich versteckte aus.
Am nächsten Morgen als die beiden in die Lokomotive kletterten, schlich er sich heimlich in den Zug. Sein Kopf schmerzte und er konnte die Augen kaum offenhalten. Doch er hatte eine Mission zu erfüllen und genau das würde er auch tun. Der Zug setzte sich langsam in Bewegung und John ging in den Speisewagen und durchsuchte alle Schränke nach etwas trinkbarem. Im letzten wurde er fündig, eine Flasche Bourbon, Randvoll und Originalverschlossen. Er öffnete die Flasch, nahm einen kräftigen Schluck und fühlte Augenblicklich wie seine Lebensgeister zurückkehrten. Sie waren in diesem Zug und konnten ihm nicht mehr entkommen. Bald würde er zuschlagen, er musste nur auf den richtigen Moment warten. Er setzte sich in einen der roten Polstersessel und schloß die Augen.
Als John die Augen öffnete stand der Zug. Sie fuhren nicht mehr, sie waren angekommen. John blickte aus dem Fenster und sah das große alte Fabrikgebäude der CONTINENTAL WORKS und stutzte. Han Ova? Warum zur Hölle waren sie in Han Ova? Lagen die Minen nicht in der entgegengesetzten Richtung. John stürzte zu einem der Fenster an der gegenüber liegenden Seite des Waggons und sah hinaus. Dort stand er, der Sohn des Teufels. Überheblich wirkte er auf ihn, überheblich und schwach. Nach einer kurzen Weile verließ auch der gefallene Engel die Lokomotive und verschwand in Richtung der Brücke vor ihnen und kletterte den Bahndamm hinunter. Was sollte er jetzt tun, fragte er sich und nahm hastig einen tiefen Schluck aus seiner Flasche. Wohin gehen sie und warum haben sie sich getrennt. John beschloss zu warten. Die Stunden vergingen und die Sonne neigte sich dem Horizont zu. Seine Flasche war leer, also beschloss er sich eine zweite zu holen, die er nach einer kurzen Zeit bereits wieder bis zur Hälfte geleert hatte. Er holte das Kreuz, welches Vater Paul ihm gestern gegeben hatte aus seiner Tasche und betrachtete es schweigend. Er schloss seine Augen und als er sie wieder öffnete sprach Jesus wieder zu ihm, so wie er es bereits in Kapelle getan hatte. „John! Warte die Nacht, sie werden zurückkehren und wenn sie das tun, wird deine Stunde schlagen. Du wirst meinen Willen ausführen und nichts wird dich daran hinden können. Alle drei werden durch deine Hand sterben!“ John überlegte einen kurzen Augenblick, „Drei? Wer wird noch mit ihnen sein?“ „Der dritte im Bunde wird die unheilige Dreifaltigkeit vereinen. Auch er ist nur ein Werkzeug des Teufels. Töte sie alle! Hörst du John, töte sie alle“ John ließ das Kreuz durch seine Finger gleiten und legte es in seinen Schoß. Bald wird es soweit sein und er wird endlich von seinen qualen erlöst. Nachdem die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war und kein Mond vom wolkenlosen Himmel strahlte, erschien wieder der Fremde in Johns träumen. „Träume gibt es nicht John, sagte er zu ihm, Alles ist real und alles ist zu seiner Zeit. Höre nicht auf den der vorgibt dein Gott zu sein. Götter, lachte er, gibt es genausowenig“ John murmelte im Schlaf, „Wie kannst du sagen das es keinen Gott gibt wenn es dich gibt, gefallener Engel“ „Ich bin kein gefallener Engel John. Ich bin der Hüter des Tempels,ein Wächter der Zeit. Das was vorgibt dein Gott zu sein ist nichts weiter als deine eigene Stimme der Ignoranz. Schau dir an welche Leben du lebst. Vor Johns innerem Auge zeigten sich verschwommene Bilder, Erinnerungen die nicht seine waren, obwohl er sich selbst ganz deutlich vor sich sah. Er verstand nicht was er dort sah und er erkannte keinen der Menschen die er auf den Bildern umarmte, über die er wütend war und Niemand löste irgendeine Emotion in ihm aus. Er war zuschauer in einem Film über leben die er nie gelebt hatte. In einem der Bilder war er leitender Direktor der CONTINENTAL WORKS MINING CORP. und hatte einen etwa zwöljährigen Sohn. Er erkannte diesen Traum wieder denn er hatte ihn schon oft verfolgt. „Schau genau hin John. Auch das ist dein Leben, so real wie dieses das du gerade lebst. Du lebst es jetzt, in diesem Augenblick genauso wie du dieses Leben lebst in dem du dem Auserwählten und deinem Sohn nach dem Leben trachtest weil du sie für einen Teil einer unheiligen Dreifaltigkeit hältst. Tötest du uns wird nichts davon mehr sein wie es ist.“ „Hör nicht auf ihn, denn er ist ein gefallener Engel. Seinesgleichen hat das Ende herauf beschworen. Und das Ende wird kommen wenn sie den Tempel erreichen“, rief eine Stimme aus der Dunkelheit, denn es gibt nur eine Realität und das ist diese in der du lebst. Töte sie und bewahre was du hast“ John wachte völlig verschwitzt auf und sein Herz schlug wie wild. Die Schmerzen in seinem Kopf waren höllisch und er hatte das Gefühl das sein Schädel jeden Moment explodieren würde. Diese Schmerzen, diese verdammten Schmerzen. John schlägt seinen Kopf gegen die Scheibe und beginnt zu bluten. Mit seiner Hand verschmiert er das Blut auf der getönten Scheibe des Waggons und lacht. „Mein Blut, mein Blut für dich oh Herr“
Als John abermals erwacht hatte sich der Zug bereits wieder in Bewegung gesetzt. Er sah sich um und überlegte was er als nächstes tun solle. Solange die unheiligen in diesem Zug waren, waren sie ihm ausgeliefert und musste es nur geschickt genug anstellen und damit er Gottes Werk vollbringen konnte. Vorsichtig ging er zum nächsten Wagen und schaute durch die kleine Fensterscheibe in der Verbindungstür. Der Waggon war leer, so leer wie zu dem Zeitpunkt, nachdem die Flüchtenden aus Gulch City bemerkt hatten das der Zug nirgendwo hin fahren würde. Doch wie hatten sie sich geirrt. Der Zug fuhr wieder. Der Zug fuhr, aber er würde im Namen Gottes dafür sorgen das seine jetzigen Passagiere ihren Bestimmungsort niemals erreichen würden. Er ging zum nächsten Waggon und schaute wieder durch die kleine Fensterscheibe in der stählernen Verbinungstür, in deren rechter, oberen Ecke das Union Atlantik Logo eingraviert war. In einer Sitzgruppe auf der rechten Seite sah er die drei. Sie schienen tief und fest zu schlafen, wie er nach einer kurzen Beobachtung befand. „Schlaft schön und süße Träume“ kicherte er hämisch und schob langsam die Verbindungstür auf, immer bedacht darauf, keine überflüssigen Geröusche zu verursachen, welche die drei aus ihrem Schlummer reißen könnten. Er näherte sich Vorsichtig und betrachtete die drei. Er hatte keinen Zweifel mehr. Das war der Mann aus seinen Träumen, der Mann der ihn vor vielen Jahren in Gulch City angesprochen hatte. Ihm gegenüber saßen die beiden Jungen, der Sohn des Teufels und, ihm stockte der Atem, der Sohn aus seinen Träumen. Er wünschte sich nichts sehnlicher als einen Schluck aus einer Flasche nehmen zu können um seine Sinne zu betäuben, aber alles was er im Speisewagen gefunden hatte, hatte er bereits hinunter gestürzt. Langsam wich John zurück um seinen nächsten Schachzug zu planen, denn die drei würden ja nicht ewig schlafen. Morutabana hatte Johns Anwesenheit längst bemerkt, aber stellte sich weiter schlafend und beobachtete ihn, ohne das dieser es in seinem Wahn bemerkte. Langsam holte John das Kreuz heraus und zog den Dolch aus seinem Schaft. „Töte Sie. Bring zu ende was die drei begonnen haben. Dich trifft keine Schuld wenn sie sterben, denn es ist mein Wille“. Langsam näherte er sich dem Jungen den er für den Sohn des Teufels hielt, hält die Klinge an seinen Hals und hielt inne. Er sah so hamlos aus, wie er da schlief. So unschuldig. Als könne er keiner Fliege etwas zu leide tun und doch war er der Sohn des Teufels und er musste durch seine Hand sterben. Morutabana wartete ab, noch war die Zeit nicht gekommen das er eingreifen musste. John sah zu dem blonden Jungen, mit seinen verwuschelten Haaren wie er langsam und gleichmäßig atmete und sein Brutkorb sich in ruhiger regelmäßigkeit haound senkte. Er strich ihm über die Wange und seufzte, „Mein Sohn. Mein Sohn aus einer anderen Welt. Auf einmal schienen ihm alle seine Träume die ihn verfolgt hatten so real. Er und seine Frau hatten ihn als Baby adoptiert und bei sich aufgenommen. Er war ihr ein und alles. Aber als leitender Direktor einer Minengesellschaft konnte er sich nicht um ihn kümmern, so wie er es gern getan hätte. Also strafte er ihn duch eine harte Hand und forderte Disziplin. Er erinnerte sich wie oft er die Schule gewechselt hatte, das letzte mal wegen eines Vorfalls mit einer gewissen Jessica. Auf dem Heimweg von einer Klassenkonferenz auf der seine Versetzung beschlossen wurde, hatte er ihn mit Schweigen gestraft. Er sah Tante Mae die für ihn als er dringend die Stadt verlassen musste auf ihn aufpasste. Er sah den Streit den er mit ihm hatte, wegen eines dummen Armbandes das Tante Mae ihm gekauft hatte. Er spürte den Zorn den der Junge auf ihn hatte. Das ist das Werk des Teufels. Das kann nicht sein. Ich spüre deinen Hass, aber du hasst mich weil ich es bin der deinem treiben ein Ende setzen wird. All die Illusionen die du in meinen Kopf pflanzt werden dich nicht retten können. Er hob das Messer und saß plötzlich in seinem Haus mit den großen Mauern, das er sich von seinem Gehalt als leitender Direktor leisten konnte und das ihm standesgemäß Zustand. Er nahm den letzten Schluck aus seiner Whiskey Flasche und betrachtete das Armband welches er seinem Sohn gerade vom Arm gerissen hatte. „Du kleiner Lügner“, grummelte er immer noch zornig. Warte ab bis Morgen. Deine Lügen werde ich dir schon austreiben.“ Er warf das Armband auf den Boden und ihm fielen die Augen zu.
John war verwirrt, schlief er oder wachte er. Er ließ die Wange des Jungen los und wich erschrocken zurück. Das war das Werk des Teufels, soviel stand für ihn fest. Als er ihn berührte hat er ihn verhext, mit einem Bann belegt oder sonstwas mit ihm angestellt. John hob das Messer, als Morutabana aufstand und seine Hand packte. Erschrocken fuhr John herum und fiel nach hinten direkt in Rouvens schoß, der die Augen aufriß und erschrocken aufschrie. Auch Kieran wurde unsanft von Rouvens Schrei geweckt und war hell wach. Morutabana schlug John das Messer aus der Hand und stieß ihn hart zu Boden. „Des Teufels ihr seid des Teufels“, schrie John der sich blitzschnell aufrappelte und davon lief. Morutabana sah die beiden Jungs schuldbewusst an. „Das hätte nicht passieren dürfen“. „Was hätte nicht passieren dürfen?, rief Kieran, der Kerl wollte uns Umbringen“ „Ja das wollte er, sagte Morutabana in einem ruhigen Tonfall, aber er hat es nicht.“ „Und jetzt, warf Rouven ein, der sich von seinem schrecken ein wenig erholt hatte, sollen wir ihm nachlaufen?“ „Er ist eine verwirrte Seele. Eines der fünf Hindernisse die ihr zu überwinden habt“ „Was heißt denn bitteschön IHR, fragte Kieran vorwurfsvoll, du hängst da genauso drin wie WIR, falls dir das noch nicht aufgefallen ist, Mister-ich-komme-mit-dir-zu-den-Minen-denn-ich-habe-schon-da-hingeschissen-wo-du-noch-nicht-einmal-gewesen-bist“. Morutabana sah ihn verärgert an. „Du bist der Auserwählte und nicht ich habe dich...“ „Jajaja, das hatten wir schon, unterbrach ihn Kieran, erzähl mir etwas das du mir noch nicht tausendmal erzählt hast, oder fällt dir nichts mehr ein?“ Morutabana ließ sich in den Sitz fallen und atmete tief durch. „Ich glaube ich sollte mich einen Moment ausruhen und ein Nickerchen machen“ und schl0ß die Augen. „EIN NICKERCHEN? Ich glaub es nicht Alter“ „Er hat Nickerchen gesagt“, stammelte Rouven fassungslos. „Ich bin der Auserwählte. Dann muss ich die Sachen eben selbst in die Hand nehmen“, schaute Kieran ihn an und zog seine Machete aus dem Rucksack. „Steck das Ding weg sonst verletzt du dich noch“ „Ich werde den Kerl erledigen, bevor er uns erledigt“ „Achja? Wie willst du das denn anstellen?“ spöttelte Rouven, Ich hab ja keine Ahnung was du vor hast, aber es ist wohl besser wenn ich dich begleite“ „Ach ja, du bist meine Genesis“ „N E M E S I S, du Blödmann“. „Was auch immer!“ Die rannten zur verbindungstür und öffneten Sie Vorsichtig. John hatte den letzten Wagen erreicht. Das hätte nicht passieren dürfen, sie hatten ihn entdeckt und wussten das er hier war. Das machte die Sache gefährlicher und unberechenbarer aber nicht unlösbar, denn der Herr war mit ihm. Er schaute durch das Fenster und sah die Wüste vorüberziehen. Wie stell ich das am besten an. Die Kinder dürften kein Problem sein, aber der komische Kerl wird mir bestimmt einige Schwierigkeiten bereiten. Vielleicht wird er auch zurück in die Hölle fahren wenn ich erstmal den Sohn des Satans erledigt habe. Kurz nachdem Morutabana seine Augen geschlossen hatte und die tief in ihm schlummernden Energien entfesselte sah er John am Ende des letzten Waggons am Fenster kauern und John sah ihn. Er stand am anderen Ende des Wagens und schaute ihn einfach nur an. „Verschinde du Ausgeburt der Hölle“ fluchte er in seine Richtung. „Ich bin Morutabana. Ich habe Welten erschaffen und Welten vernichtet. Ich bin älter als die Menschheit selbst und ich bin in dir“ Morutabana machte langsam ein paar Schritte auf John zu, der verzweifelt nach seinem Messer suchte, das er im andern Waggon hatte fallen lassen. „Komm nicht näher, bleib weg von mir. Du kannst mir nichts antun, denn der Herr beschützt mich.“ „Ich möchte dir nichts an tun John. Ich bin hier um dich daran zu hindern etwas zu tun das nicht dem Plan entspricht.“ „Welchem Plan, schrie John, dem Plan des Teufels?“ „Versteh doch endlich, es gibt keinen Teufel. Genausowenig wie es Gott gibt. Menschen wie du haben Gott und den Teufel erfunden, Menschen die sich an ihren Leben nicht erfreuen können. Menschen die bezweifeln das es soetwas wie den großen Plan überhaupt gibt“ „Plan Plan Plan, murmelte John, ich Scheiß auf den Plan“ Als John kurz auf seine auf seine Hände schaute, die nun seine einzigen Waffen waren erschien Morutabana plötzlich hinter ihm. John fuhr herum und stolperte nach hinten, gerade in dem Moment als Kieran und Rouven die Tür zum letzten Wagen öffneten. Kieran hielt inne, denn er konnte seinen Augen nicht glauben „Was machst du hier Morutabana, wolltest du nicht ein Nickerchen machen und die Männer den Job erledigen lassen?, fragte er. Rouven rannte ihn fast um als er aprupt stehen blieb. „Es wäre besser gewesen wenn ihr ein Nickerchen machen würdet“. John verstand nun gar nichts mehr und kauerte sich auf den Boden. „Kann ich auch woanders auftauchen wenn ich ein Nickerchen mache“ lachte Rouven. „Nein, mit sicherheit nicht, entgegnete Morutabana und packte John am Kragen und zog ihn auf die Füße. „Ich kann nicht zulassen, so leid es mir für deinen Vater tut, Rouven“. Rouven war erschrocken, „Meinen Vater, murmelte er ungläubig, da ist nicht mein Vater. Mein vater ist...“ In diesem Moment fiel Rouven auf das er sich nur Bruchstückhaft an alles erinnen konnte was in seinem Leben geschehen war, bevor er in Han Ova auf Kieran traf. „Das ist dein Vater Rouven. Nicht in diesem Leben, aber in einem anderen.“ Kieran widerholte überdeutlich, „in einem a n d e r e n?“ „Ja in einem anderen. Jeder von euch Lebt. Aber nicht nur hier in der tiefsten aller Welten. Auch in anderen.“ Kieran und Rouven verstanden nicht was Morutabana ihnen damit sagen wollte. „Wenn das hier die tiefste aller Welten ist, dann ist das wohl der platteste Scherz den ich je gehört habe“ flüsterte Rouven Kieran zu. „Ich glaub wir haben einen Alptraum oder sowas, geh und schau mal nach ob wir noch schlafen“ prustete erwiderte dieser und starrte Morutabana fragend an. „Wer bist du denn das du mir erzählst was ich tun soll“ fuhr Rouven ihn an und schubste ihn. „Pack mich nicht an Blondie, das hab ich dir schonmal gesagt“ schubste Kieran ihn zurück. „Ach ja, und was willst du dagegen tun? Glaubst du ich habe Angst vor dir und deinem Zahnstocher?“ nahm Rouven Kierans Hand in welcher er die Machte hielt und fuchtelte damit herum. „Lass mich los du Fickfrosch“ sagte dieser laut und deutlich, riß seine Hand los, ließ die Machete fallen und schubste ihn so fest er konnte zurück. „Den Zahnstocher brauche ich nicht um dich fertig zu machen“ Rouven taumelte nach hinten und stieß mit dem Kopf gegen eine der Gepäckablagen, wie sie alle Union Atlantic Überlandcoaches im Eingangsbereich hatten. Morutabana schüttelte den Kopf und murmelte etwas von „Ich bin doch kein Ringrichter“. So klang es jedenfalls für John, der versuchte sich loszureißen. Rouven hielt seinen Kopf und schrie „Das hast du nicht umsonst gemacht. Mein Schädel. Scheiße tut das weh.“ „Komisch, da is doch gar nichts drin was weh tun kann“, lachte Kieran ihn an. Rouvens geballte Faust traf Kieran vollkommen unvermittelt, genau auf das Kinn und er torkelte benommen nach hinten. „Wie gefällt dir das? Ich hab dich gerade Auserwählt. Als Punchingball“ John versuchte immernoch sich zu befreien, doch seine Schläge gingen glatt durch Morutabana hindurch. Kieran fuhr mit der Zunge über seine Zähne und stellte fest das sie alle noch da waren und fest saßen. „Du kleiner Hurensohn, nuschelte er mit schmerzendem Kiefer, packte Rouven, warf ihn zu Boden und stürzte sich auf ihn. Rouven versuchte ihn abzuwehren, doch Kieran schlug wie von Sinnen auf ihn ein. Er steigerte sich in seinen Zorn hinein und sein schmerzender Kiefer tat sein übriges. Morutabana legte seine Hand auf Johns Gesicht und John schwanden die Sinne.
John konnte seine Augen nicht öffnen aber hörte was die Menschen die sich mit ihm in diesem Raum befanden miteinander Sprachen. Ein grelles Licht war auf ihn gerichtet und Schatten bewegten sich um ihn herum. Er fror und es roch nach Desinfektionsmittel. „Er liegt seit zwei Tagen im Koma“, sagte eine tiefe männliche Stimme und fügte hinzu „sie haben ihn völlig besoffen auf der Straße gefunden. Er lag in seiner eigenen Kotz und hatte sich vollgemacht, wenn sie verstehen was ich meine, Schwester.“ „Ja Herr Doktor ich verstehe“ Ein Schatten kam auf ihn zu und er konnte eine starke Knoblauchfahne riechen. „Wir haben bis jetzt keine Erkenntnisse wer der Kerl ist, piepste eine dünne Fistelstimme, er hatte keine Ausweispapiere bei sich als wir ihn gefunden haben“ „Das macht nichts Officer Brown, irgendjemand wird ihn schon irgendwann vermissen“ lachte die männliche Stimme. „Ja, aber er liegt im Koma Herr Doktor“ erwiderte die sanfte Stimme der Krankenschwester. „Naja, immernoch besser als wenn wir seine angehörigen zur Leichschau einladen. Das gibt immer ein gejammer“ „Wir werden sie informieren wenn wir etwas über ihn herausgefunden haben Doktor, fistelte der Polizist. „Tun sie das, und wir melden uns falls ihn irgendjemand wiederhaben möchte.“ „Wird er irgendwann wieder zu sich kommen Doktor? Säuselte die Engelsstimme der Karnkenschwester. „Schätzchen ich bin Arzt und kein Hellseher. So wie er hier eingeliefert wurde kann er froh sein das er noch lebt.“ „Kann er uns hören“ fragte der Polizist abschließend, bevor das helle Licht verlosch und sich die Schritte mitsamt der Knoblauchfahne von ihm entfernten. „Manche können das, manche können das nicht. Wer weiß das schon so genau.“ Waren die letzten Worte die er vernahm. Es war kalt, dunkel und still um ihn herum geworden. Er wusste das noch lebte, irgendwie jedenfalls. Aber er hatte keine Erinnerung daran was geschehen war und wer er denn eigentlich ist.
Kieran und Rouven rollten wie ein fluchendes Knäul über den Boden des Wagons, während Morutabana im anderen Wagen friedlich auf seinem Sitz schlummerte und sich von der Anstrengung erholte. „Du hast mir fast den Kiefer gebrochen Blondie, schrie Kieran, dafür ich werde dir dein verdammtes Genick brechen“ „Komm schon du Pussy, versuchs doch. Wirst schon sehen wer sich hier was bricht“ Rouven bemerkte als erster das Morutabana und der wahnsinnige Fremde verschwunden waren und stieß Kieran von sich. „Wo sind die hin?“ fragte er ungläubig und wischte sich das Blut von der Nase. „Wo ist wer hin du Affe?“ fragte Kieran der ihn sich wieder packen wollte und wird von Rouven abermals weggestoßen. „Was bist du, nen JoJo? Bleib weg von mir. Wo sind die beiden?“ Kieran schaute zu der Stelle wo Morutabana und der Wahnsinnige zuletzt standen und musste zu seinem Erstaunen feststellen das sie nicht dort waren. „Was jetzt?“ fragte Rouven und Kieran zuckte nur mit den Schultern. Die beiden standen auf, sahen sich im Waggon um und Kieran sagte, „ Vielleicht ist Morutabana immernoch bei seinem Nickerchen?“ Rouven schaute ihn an und zuckte ebenfalls mit den Schultern „Vielleicht sollten wir nachsehen gehen“ schlug Rouven vor und die beiden gingen zurück in ihren Waggon. Morutabana saß friedlich schlafend auf seinem Sitz und schnarchte leise. Kieran setzte sich auf den Fensterplatz und schaute hinaus, nachdem er einen Blick auf den kleinen Bildschirm mit den Punkten un der blinkenden Linie geworfen hatte um nachzusehen ob sie ihrem Ziel schon näher gekommen sind. „Ich kann mich nicht daran erinnern was vorher gewesen ist“ sagte Rouven leise. „Was vor was gewesen ist?“ „Naja bevor ich auf dich gewartet habe, meine ich“ Kieran sah ihn an und lachte. „Ich kann mich an vieles nicht mehr erinnern. Und ich möchte mich auch an vieles nicht mehr erinnern. Als ich in Han Ova war, bevor ich dich traf habe ich zwei nette Leute kennengelernt. Candis und Josh. Ich frage mich was sie wohl jetzt gerade machen.“ Rouven schaute über Kierans Schulter zum Fenster hinaus. „Weißt du das einzig merkwürdige ist das ich mich an meine Träume nicht mehr erinnern kann. So wie früher meine ich. Da habe ich immer gewusst was ich Träume. Heute sind sie so verworren und abgefahren. Und wenn ich aufwache habe ich sie schon vergessen, so als ob ich sie nie geträumt hätte“ Rouven nickte zustimmend, denn er konnte sich nicht daran erinnern wann er das letzte mal einen Traum hatte. Die beiden lehnten sich zurück und Rouven legte seinen Kopf an Kierans Schulter. „Macht dir doch nichts aus oder?“ „Mach mal, solange du nicht sabberst“ Kieran fühlte wie sich Rouvens Kopf sanft an ihn schmiegte und schloß die Augen. Es war ein wunderbares Gefühl der wärme und geborgenheit die er verströmte.

Chapter 5
Bereits seit drei Tagen hatte Rouven seinen Vater vermisst, als er sich entschloss Tante Mae aufzusuchen. Er packte schnell das nötigste zusammen, rief ein Taxi und ließ sich in die Steinbockstraat fahren. Das Geld um den Taxifahrer zu bezahlen hatte er aus der Schreibtischschublade seines Vaters genommen, in der er immer einen kleinen Notgroschen parat hatte. Er zögerte einen Moment bevor er an der Tür klingelte und Belinda sie öffnete. „Was willst du denn hier“, fragte sie ihn erstaunt und bat ihn herein. Tante Mae und Kieran saßen im Garten am Pool und genossen den sonnigen Tag als er auf die Terasse trat und sie ihn sahen. Wie ein Häufchen Elend stand er dort, das nicht wusste wie es weiter gehen sollte. „Mein Vater ist weg“ sagte er zu den beiden. Kieran der nur mit einer Boxershort bekleidet seine Beine im Pool baumeln ließ schaute ihn an. Tante Mae stand auf und drückte ihn an sich. „Wo ist er denn hin?, wollte sie wissen und Rouven brach in Tränen aus und schluchzte, „Keine Ahnung. Er ist einfach verschwunden. Vor zwei Tagen als ich aufwachte war er weg.“ Kieran baumelte mit den Beinen im Wasser. „Es wird schon nichts passiert sein. Wahrscheinlich musste er wieder so überraschend weg wie letztes mal“, beruhigte sie ihn, „Komm erst mal rein und fühl dich ganz wie zuhause“ Tante Mae und Rouven gingen ins Haus zurück während Kieran, mit den Beinen im Wasser, am Pool zurückblieb. „Geh rauf in Kierans Zimmer und pack schon mal deinen Koffer aus.“ Mae bat Belinda etwas zu Essen zuzubereiten und veruchte John telefonisch zu erreichen. Niemand konnte ihr sagen wo John war. Das Minenbüro schien, trotz mehrmaliger versuche, nicht besetzt zu sein, was Mae sehr verwunderlich fand, denn eigentlich war dort um diese Zeit immer jemand zu erreichen. Belinda richtete das Essen im Wohnzimmer an. Es gab kleine Snacks und davon reichlich.“Ich habe keinen Appetit“ sagte Rouven leise und sah Belinda entschuldigend an. Mae war zurück auf die Terasse geangen und kniete sich neben Kieran der immernoch an der selben Stelle verweilte wie zuvor. „Kommst du ins Haus Schätzchen, fragte Tante Mae, Rouven braucht dich“. Kieran sah sie schweigend an und folgte ihr ohne ein Wort zu sagen nach drinnen. Er setzte sich neben Rouven aufs Sofa und knabberte bedächtig an einem Cocktailwürstchen. Den ganen restlicen Tag versuchte Mae immer wieder vergeblich jemanden im Minenbüro zu erreichen während Kieran sich am Pool lümmelte und Rouven schweigend vor dem Fernseher in Kierans Zimmer saß.
Zum Abendessen hatte Belinda gebratene Hähnchen zubereitet deren Duft schon lange vor dem Essen durch das Haus waberte. Kieran hatte begonnen das Gemüsebeet, welches Tante Mae unter dem großen Palisander Baum angelegt hatte, umzugraben. Sie hatte ihn am Morgen darum gebeten und als Mann im Haus hatte man natürlich auch seine Pflichten zu erfüllen. Plötzlich stieß Kieran mit seinem Spaten auf etwas hartes und nachdem er es vollständig freigelegt hatte hob er eine Wurzel aus Boden, schrumpelig und braun. „Essen ist fertig. Zu Tisch bitte, bevor es kalt wird“, rief Belinda und Tante Mae ging nach oben um Rouven herunterzu holen. Als die beiden sich gerade an den Tisch setzten kam auch Rouven aus dem Garten herein, legte die ausgegrabene Wurzel auf den Tisch und sagte „Moniakwurzel, die schmeckt wie Hühnchen, Josh und Candis haben mir welche im Feuer gegrillt“. Die drei anderen schauten ihn entgeistert an. „Das ist eine Moniakwurzel, in meinem Stamm essen wir sowas schon seit ich überhaupt denken kann“ sagte Belinda, nahm die Wurzel vom Tisch, legte sie in die Spüle und fügte mit einem Augenzwinkern hinzu „Wenn du willst kann ich sie dir gerne nachher noch grillen“. „Ich habe in den Minen niemanden erreichen können. Aber ich werde es gleich Morgen früh noch einmal versuchen.“ Rouven nickte. Nach dem Abendessen schickte Tante Mae die beiden Jungs auf ihr Zimmer, nahm wieder das alte Buch hervor und schlug es auf. „Nicht schon wieder dieser Hokuspokus Missy“ sagte Belinda mit einem Augenzwinkern und setzte sich zu ihr. „Soll ich uns eine Flasche Wein öffnen?“ „Wenn du magst Belinda, ich möchte nur kurz etwas nachschauen.“ „Das kann ich mir schon denken. Mae dieses Märchenbuch schleppst du schon mit dir herum seit wir uns kennen und ab und zu juckt es dich unter deinem Ponny und holst es hervor“ Belinda holte zwei Weinkleche aus der Vitrine und verschwand im Keller. Irgendwo hier muss es doch stehen, murmelte Mae, die nicht bemerkt hatte das Belinda bereits mit einer Flasche Merlot zurückgekommen war und beiden Randvoll eingeschenkt hatte. „Was müsste dort irgendwo stehen?, wollte Belinda wissen. „Ah, hier ist es, und sie las vor: „Die Zeit verläuft nicht in geraden Bahnen. Sie bricht sich und verwindet die Realitäten miteinander. Niemand bemerkt es, es scheint dem Menschen wie ein Traum. Doch wenn der Auserwählte seiner Existenzen gewahr wird, dann werden bald auch unsere Realitäten verschmelzen.“ „Und was soll das bedeuten Mae? In diesem Buch stehen Kinderreime und kleine Geschichten die den Menschen Angst machen sollen. Geheimnisse der Kulturen der Welt wenn du mich fragst dann ist das nichts weiter als eine Märchensammlung für Abergläubische.“ Mae schlug das Buch zu und sah Belinda an, die vorsichtig an ihrem randvollen Glas nippte. „Verstehst du nicht Belinda? Du kommst doch aus einer Kultur deren Leben vom Übersinnlichen begleitet wird. Die Geister der Natur und die Riten eurer Schamanen haben doch schon immer euren Lebensweg bestimmt“ „Wohin hat es meine Kultur denn gebracht. Wir leben in schäbigen Hütten und arbeiten uns die Finger wund. Die Natur hat uns vergessen und ich glaube den anderen Völkern aus deinem Märchenbuch ist es nicht anders ergangen.“ Diesmal nahm sie einen großen Schluck und schenkte nach. Mae stellte das Buch zurück ins Regal, nahm ihr Glas und ging ans Fenster. „Ich glaube was in dem Buch steht bestimmt wirklich unser Leben, auch wenn es uns vielleicht nicht immer bewusst sein mag. Kieran hat in seinem Leben noch nicht gehört was eine Moniakwurzel ist. Und wer sind Josh und Kandy oder wie er sie nannte?“ „Mae, grübel nicht darüber nach, es gibt für alles eine plausible Erklärung, glaub mir. Wahrescheinlich sind das Freunde die er kennengelernt hat. Ich würd mir darüber nicht den Kopf zerbrechen. Als ich noch ein kleines Kind war habe ich in unserem Dorf gelebt und wir haben jeden Tag zu den Geistern gebetet. Doch geglaubt habe ich nie daran. Ich habe immer an ein zivilisiertes Leben geglaubt undd as führe ich jetzt auch, hier mit dir.“ Mae blickte hinauf in den Sternenhimmel und sagte Belinda gute Nacht, bevor sie ins Schlafimmer ging. Verrückte alte Frau, dachte Belinda, du glaubst an Dinge die es nicht gibt und machst dir dein Leben schwer. Kieran und Rouven saßen in ihrem Zimmer. Rouven blätterte in einer alten Tageszeitung die Kieran neben dem Bett liegen hatte während dieser zum Fenster hinaussah. „Hast du gelesen was hier steht?“ fragte Rouven. „Nein, die Zeitung liegt da um meine Schuhe darauf zu stellen“ „Continental Mining steigert Produktionskapazitäten, las Kieran vor, Kimberley, 23. Juni. In einem vorläufigen Strategiepapier hat sich Vorstand der Continental Mining entschieden in Kimberley einen neuen Schacht zu anzulegen. Wie bekannt wurde erhofft man sich, bei einem Fund einer neuen Diamantenader, den Bruttoföderwert um 2,3% zu steigern. Das einzige was diesen Erfolg verhindern könnte, wäre der Fund einer antiken Kultstätten wie es schon bei Grabungen von DeBeers in unmitelbarer Nähe bereits im April der Fall war. Experten standen damals vor einem Rätsel, denn die gefundenen Ruinen ließen auf eine längst verschollene Hochkultur schließen von der Existenz bisher nichts bekannt war. Das aus Los Anchelos angereiste Archeologenteam hatte daraufhin die Einstellung sämtlicher Arbeiten in der Mine gerichtlich durchsetzen lassen um mit intensiven Grabungs und Forschungsarbeiten beginnen zu können. Dies hatte einen Verlust für deBeers in zweistelliger Millionenhöhe zur Folge. Die Frage welcher das Experten Team nachgeht ist: Wer waren die Menschen die einst unser Land bevölkerten und welche Geheimnisse haben sie uns hinterlassen?“ Er ließ die Zeitung auf den Boden fallen und sah zu Kieran. „Mein Vater war in Kimberley“. „Naja, vielleicht musste er wieder hin weil die da auch was gefunden haben?“ Rouven dachte kurz nach und fragte sich, wenn dem so wäre, warum hat er dann nicht mal angerufen? Oder ihm zumindest gesagt das er fort müsste. Er hatte das Gefühl das sein Brustkorb sich zusammenschnüren würde und ein Gefühl der Einsamkeit breitete sich in ihm aus. Er hatte ihn einfach so zurückgelassen, weil er ihm vollkommen egal war, soviel stand für ihn fest. „Er muss eben seinen Job machen, egal ob ich hier bin oder nicht“ sagte er leise. „Wer sind Josh und Candis?“ fragte Kieran. „Woher soll ich das Wissen, stutzte Rouven, du hast von ihnen erzählt.“ „Ja ich weiß, ich weiß aber nicht wer das ist.“ Kieran setzte sich an seinen Schreibtisch, nahm ein Blatt Papier und begann herumzukritzeln. Die Striche auf dem Papier stellten nach einer Weile ein altes Wohnhaus aus der Gründerzeit vor dem ein Feuer brannte und drei Strichmännchen die davor standen dar. Jedenfalls war das was er unter diesem gekrakel zu erkennen meinte. Er knüllte das Papier zusammen und warf es in den Papierkorb. „Als wir vor drei Tagen in der Hütte waren, du weißt schon in welcher und als ich diesen Traum hatte, da habe ich doch diesen Mann gesehen, begann Kieran, dieser Kerl mit seinem langen Mantel und dem großen Cowboyhut.“ „Hm hm“ „Ich habe das Gefühl ich kenne ihn irgendwoher“ „Ach, und woher“ „Ich weiß es nicht genau, es ist nur so ein Gefühl“ Rouven schaltete den Fernseher ein „Du hast komisch Gefühle“, sagte er und zappte durch die Programme. „Was meinst du denn jetzt damit?“, sah in Kieran fragend an. „Naja, du erzählsht irgendwas von Leuten die du nicht kennst und Fremde Kerle in deinen Träumen kommen dir irgendwie bekannt vor. Du willst mir doch nicht erzählen das das nicht komisch ist“. Kieran griff in den Papierkorb und holte das Blatt heraus auf dem er herumgekritzelt hatte und betrachtete es. „Hey hier auf MTV läuft gleich Drawn Together“, riß Rouven ihn aus seinen Gedanken und er warf das Blatt zurück in den Papierkorb und setzte sich zu ihm.
Es ist noch früh am Morgen als Tante Mae rasch ihre Sachen packte, ihren Mantel überwarf und sich auf den weg in eines der Townships machte. In der Tür hielt sie kurz inne, holte das Buch aus dem Regal, verstaute es in ihrer Tasche und verließ die Wohnung schnellen Schrittes. Mit einem Minibustaxi fuhr sie nach Keishatown und stieg an der Zufahrtsstraße zu der kleinen Wellblechsiedlung aus. Hektisches treiben herrschte um sie herum und ging die Straße hinunter bis sie an eine kleine Hütte kam, deren Eingang zwei Ochsenschädel zierten und deren Wand unterhalb des einzigen Fensters notdürftig mit einem Stück Pappe verschlossen worden war, denn offensichtlich fehlte dort ein Stück Wellblech. Sie ging langsam zur Eingangstür und trat ein. Die Hütte war leer und in der Mitte des mit Fellen und kleinen Tierschädeln geschmückten Raumes befand sich eine Feuerstelle in der noch etwas Glut glimmte. „Dumela“ rief sie, die Begrüßung der Einheimischen, denn sie beherrschte deren Sprache ein wenig und wollte nicht unhöflich sein, nachdem sie ja die Hütte bereits betreten hatte. Sie bekam keine Antwort und wollte sich geradeumdrehen als sie aus dem zweiten Raum der Hütte ein poltern vernahm. „Dumela Maa“ krächzte es aus dem dunkel zurück. „Was führt dich zu mir?“ und eine ältere schwarze Frau mit einem zerfurchten Gesicht in dem ein gewinnendes lächeln strahlte trat auf sie zu. „Sangoma, ich habe dich aufgesucht weil ich keinen anderen Rat weiß“ sagte sie und die alte bat sie näher heran zu kommen und sich zu setzen. Mae nahm auf dem Boden am Feuer Platz und die alte Sangoma entzündete das Feuer wieder mit einem Feuerzeug und etwas Papier. „Das geht einfacher so“, lachte sie als sie Maes verwundertes Gesicht bemerkte. „Meine Name ist Mae“ sagte sie und kramte nach dem Buch in ihrer Hadtasche. „Ich bin zu dir gekommen weil ich den Rat der Geister erfragen möchte“ Die alte Sangoma ging zu dem kleinen Tisch und kam mit einer Schüsssel zurück. Mae hatte in der Zwischenzeit das Buch an der selben Stelle wie gestern aufgeschlagen. „Das brauchen wir nicht, sagte die alte Sangoma, fasste das Buch ohne es Mae aus den Händen zu nehmen um zu lesen was auf dem Einband stand: Geheimnisse der Kulturen der Welt . Sie lachte, „Das klingt wie ein Märchenbuch“. Mae sah sie entgeistert an, denn genau das selbe hatte Belinda gestern abend gesagt. „Ich weiß was du denkst, fuhr die alte Sangoma fort, wie kann ich das für ein Märchenbuch halten, wenn ich doch hier den alten Riten folge? Ich bin eine Mittlerin zwischen den Welten, zwischen dem was ist und dem was ebenfalls ist. Verstehst du das?“ Mae schüttelte den Kopf. „Ich glaube ich habe eine Ahnung, nicht mehr als eine Ahnung“. Die alte Sangoma griff in die Schüssel und nahm eine Handvoll Kräuter heraus und warf sie in das Feuer. „Das ist schon mehr als die meisten Menschen haben. Kaum jemandem ist bewusst was Exisitenz bedeutet. Kaum einer ahnt das wir in mehr als nur in dieser Welt existent sind. Vor einigen Tagen haben mich zwei Jungen aufgesucht. Ich denke nicht das sie es vor hatten aber die Bestimmung hat sie hier her geführt, denn dies ist Teil des großen Planes.“ Mae atmete tief ein, die brennenden Kräuter verströmten einen wohlriechenden süßlich Duft. „Auch dein erscheinen ist Bestandteil dieses Planes. Ich werde dir zeigen was du schon lange geahnt hast.“ Die alte Sangoma warf noch einige Kräuter ins Feuer und innerhalb kürzester Zeit füllte sich die Hütte mit starkem Rauch aus dem sich die Kontur einer Gestalt heraus zu manifestieren schien. Mae erschrak, ihre Sinne waren von den Kräutern wie benebelt, als sie den Mann mit dem langen Mantel in mitten der Rauchschwaden das erste mal bewusst zur Kentniss nahm. „Ich kenne dich, stotterte sie aufgeregt, ich habe dich schon einmal gesehen“. Die alte Sangoma nahm abermals eine Hand voll Kräuter und warf sie in die Flammen. „Ich bin der Wanderer zwischen den Welten. Ich bin älter als die Menschheit selbst und ich wache über den allesumfassenden Plan. Was in anderen Welten vor langer Zeit begonnen hat, hat auch hier nun seinen Anfang gefunden. Die Grenzen verwischen und die Welten verschwimmen zu etwas das der große Plan nie vorgesehen hat. In einer anderen Welt habe ich bereits die Reise begonnen und folge dem Auserwählten auf seinem Weg der Prophezeihung zur Erfüllung zu verhelfen. Doch in dieser Welt beginnt nun das unheilvolle und das Kind, welches du hütest beginnt aus seiner Realität zu erwachen. Es trägt Erinnerungen in sich welche es auf den falschen Pfad führen. Du musst dem Einhalt gebieten. Es darf nicht den Fehler begehen und aus seinen Erinnerungen an eine andere Welt heraus handeln.“ Der Fremde aus den Rauchschwaden griff in seine Manteltasche, holte eine Schachtel MARLOBO Zigaretten heraus, steckte sie in seinen Mundwinkel, zündete sie an, nahm einen tiefen Zug und überlegte kurz ob er sich wohl verständlich ausgedrückt hat. Mae starrte ihn an, ihre Gedanken waren bei Kieran. Ist er der Junge von dem er sprach? „Du hast dieses Kind durch etwas untrennbar mit seinem Schicksal verbunden. In dieser Welt, wie auch in anderen. Hier ist das Band am stärksten und das dürfte es nicht sein. Denn was immer ihm Wiederfährt kann ihn in einer anderen Welt daran hindern seine Bestimmung zu erfüllen. Trenne das Band, Mae. Trenne das Band“ Der Fremde nahm einen tiefen zug von seiner Zigarette und warf sie ins Feuer. Die alte Sangoma verdrehte ihre Augen, so das nur noch das weiße zu sehen war „Morutabana. Wanderer zwischen den Welten. Wächter der Zeit. Ich danke dir das du erschienen bist um uns zu warnen.“ „Bitte gern geschehen, lachte der Fremde und während er wieder eins mit den Rauchschwaden wurde rief er ihnen zu: „Wir werden uns wiedersehen, schon bald. Nicht in dieser Welt......VERAMMT, ich habe mir den Mantel angesengt“. Mae, die gerade trotz des Schwindelgefühls das sie bereits seit dem erscheinen des Fremden verspürte schossen auf einmal Fragen durch den Kopf welche sie dem Fremden gerne gestellt hätte. Was für ein Band. Was für Welten? War sie nicht hier und so real wie sie sich das immer vorgestellt hatte? „Geh nach Hause und folge dem Plan. Du wirst wissen was du tun musst, wenn es soweit ist“ Die alte Sangoma half Mae beim aufstehen, denn sie wankte und konnte sich nicht gerade auf den Beinen halten und brachte sie zur Tür. „Wenn es Zeit ist werden wir uns wiedersehen“ lächelte Sie, küsste ihre Wangen, verabschiedete sie und verschwand wieder im dunkel der Hütte. Mae war verwirrt. Das Band sollte sie trennen, was bedeutete das. Und mit wem war Kieran verbunden? Wer war sein Schicksal an das sie ihn gefesselt hatte?“ Sie ging noch zu dem kleinen Marktplatz und kaufte frisches Obst und ein lebendes Huhn das Belinda heute zum Mittagessen zubereiten sollte. Das Minitaxi benötigte weniger als eine Stunde bis es ihr Haus erreichte und sie endlich wieder zuhause war.
Rouven spielte im Garten und Kieran saß in seinem Zimmer und kritzelte mittlerweile den wahrscheinlich hundertsten Zettel voll, als Tante Mae um die Ecke schaute. „Was machst du hier drinnen?“ fragte sie und Kieran antwortete mit einem beifälligen „Nichts“ „Geh doch raus und spiel mit Rouven, er ist ganz allein da draußen.“ „Hab keine Lust“ er sah sich den Zettel an und obwohl er ein weiteres mal nur wild darauf herumgemalt hatte, meinte er wieder unter all den Strichen dort ein Haus, das Feuer und die drei Personen zu erkennen, wie schon beim ersten mal. Tante Mae kam näher heran und betrachtete sein geschmiere. Für sie waren es nur Striche auf einem Blatt Papier. „Geh schon runter und hör auf Papier zu verschwenden, sagte sie und spiel mit ihm“. „Wenn’s sein muss“, grummelte Kieran und ging nach unten. Rouven bemerkte nicht wie Kieran plötzlich hinter ihm stand, bis dieser ihn mit dem Fuß antippte. Er kippte nach vorn und fing sich mit den Händen ab. „Hey was soll das Mann?“ fragte er und drehte sich um. „Ich soll mit dir spielen, hat Tante Mae gesagt“. „Ich komme sehr gut alleine klar“, erwiderte Rouven, stand auf und ging zum Pool. „Ich komme gut alleine klar“ äffte er ihn nach. „Geh mir nicht auf den Keks. Ich hab eh keinen Bock auf dich“ setzte sich Rouven auf den Rand des Beckens und ließ seine Beine in das Wasser gleiten. Es fühlte sich herrlich kalt an und er dachte daran was sein Vater wohl gerade machen würde. „Ich geh jetzt in die Stadt“ sagte Kieran und drehte sich um, kannst ja mitkommen.“ „Hmmm, antortete Rouven, warum sollte ich das tun wollen?“ Auf eine Weise wollte er nicht das Rouven mit im geht. Doch andererseits.....
Rouven hatte sich entschlossen mit Kieran in die Stadt zu fahren. Die beiden winkten ein MinibusTaxi zu sich heran und stiegen ein. Das Taxi war voll besetzt. Neun Personen saßen mehr oder minder zusammengepfercht zwischen Taschen und Hühnerkäfigen. Der Fahrer fuhr los und hinter ihnen hupte wild ein Autofahrer dem er beim losfahren die Vorfahrt genommen hatte. Einer der Männer, der genau neben dem Fahrer saß beschimpfte den Autofahrer und der Fahrer lachte und bog ohne zu blinken in die nächste Straße ab. Nach einer halben Stunde und unzähligen riskanten Überholmanövern entschied Kieran das sie aussteigen wollen. Als Rouven das Taxi gerade verlassen hatte schloss einer der Fahrgäste auch schon die Tür und der Wagen setzte sich in Bewegung, so das er einen Sprung nach vorn machen musste um nicht mitgerissen zu werden. „Wo sind wir hier?“ fragte er als er sich umsah. Die Gegend in der sie das Taxi verlassen hatten lag unweit der Minenanlage. An einer staubigen Straße stand eine der vielen Sheebeens, welche die Einheimischen aufsuchten um ihre Alltagssorgen zu ertränken. Kieran ging gefolgt von Rouven hinein. Der Laden war bis auf zwei Männer die Billiard spielten und eine rundliche Frau mit wilder Pinkgefärbter Haarpracht die hinter dem Tresen stand vollkommenleer. Eine Batterie von Kühlschränken die die Luft mit dem dumpfen Brummen ihrer Kompressoren erfüllt stand säuberlich aufgereiht an der Wand hinter der Bar. „Wen haben wir denn da?“ lachte die rundliche Frau und die Männer sahen kurz auf, nur um danach wieder in ihrem spiel zu versinken. „Eine Popsy, bitte“ orderte Kieran und setzte sich auf einen der leeren Barhocker. „Aber gern Schätzchen, und was will dein Freund?“ Bevor Rouven etwas sagen konnte bestellte ieran eine zweite und er setzte sich neben ihn. Geschickt öffnete die rundliche Frau mit den pinken Haaren die zwei Flaschen und stellte sie vor die beiden hin. Rouven nahm die Flasche, setzte sie an und leerte sie mit einem Schluck. „Da hat wohl jemand Durst?, lachte die Frau in einer für Kierans Ohren schmerzvollen Tonlage. „Was treibt euch beiden hübschen denn hierher? Kleine Bleichgesichter gehören doch nicht hierher.“ Kieran nahm seine Flasche und rollte sie zwischen seinen Händen. „Wir wollen uns hier nur mal umschauen, in der Gegend“, sagte er und nahm einen Schluck von seiner Popsy Cola. „Ich war schon oft hier, aber nicht hier drin“ antwortete Kieran und Rouven sah ihn erstaunt an. „Wenn ich Langeweile habe dann fahre ich immer nen bisschen rum und schaue mir die Stadt an“. Die rundliche Frau nickte, „Du kommst nicht von hier, oder?“ „Nein, ich komme aus Pasadena. Ich bin aber oft bei meiner Tante“. „Soso, bei deiner Tante. Und du siehst dich gern in der Stadt um?“ Kieran nickte zustimmend. „Und dein Freund?“ „Er ist kein Freund“ sagte er barsch, er ist bei uns bis sein Alter wieder auftaucht. Der arbeitet in den Minen.“ „Soso, in den Minen also. Was macht dein Dad denn da? Ich glaube nicht das er mit seinen eigenen Händen arbeiten muß“ sagte die Frau zynisch. Rouven bat sie um eine weiter Flasche Cola, die sie ihm ohne zu zögern öffnete und vor ihn hin stellte. „Er ist leitender Direktor oder sowas. Er musste nach Kimberley“ Die Frau beugte sich über den Tresen und lehnte sich zu ihm herüber. „Kimberley? Da haben sie doch vor ein paar Tagen etwas gefunden?“ hauchte sie ihm entgegen. „Keine Ahnung“ „Du hast doch irgendetwas aus der Zeitung vorgelesen“, warf Kieran ein, von irgendwelchen Probebohrungen und das sie bereits irgendwo anders irgendetwas gefunden haben.“ „Kann schon sein“ Rouven betrachtete die Frau und sein Blick fiel in ihr weitausgeschnittenes T-Shirt. „Ich habe gehört das sie auch in der Kimberley Mine etwas gefunden haben. Eine alte Steinmauer oder so. Und jetzt sollen da so Forschertypen erstmal nachsehen was das ist“. „Die werden die arbeiten in der Mine einstellen Brenda“ sagte einer der beiden Männer am Billiardtisch und kam zu ihnen herüber. „Ich habs vorhin gehört, oder was glaubst du warum wir jetzt schon hier sind und nicht arbeiten?“ Die rundliche Frau, deren Name offensichtlich Brenda lautete strich ihm übers Kinn. „Ich dachte du bist hier weil du nicht genug von mir kriegen kannst Zulu?“ und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Das auch Baby. Trotzdem haben sie gestern bereits die Födermenge halbiert und einen Teil von uns nach Hause geschickt.“ Der zweite der beiden, ein Mann mit langen Rastazöpfen und einer goßen Narbe auf der linken Wange , kam nun ebenfalls zu ihnen herüber. „Na ihr beiden“ und setzte sich neben Rouven. „Brenda, bring uns doch mal Bier“ sagte er mit einem grinsen und Brenda, die ihn offenbar im Gegensatz zu dem anderen nicht leiden konnte, holte zwei Flaschen aus einem der Kühlschränke. „Für unsere neuen Freunde doch auch eins, Schätzchen. Das sind doch Männer“ forderte er. „Das sind Kinder Smartie, denen gebe ich doch kein Bier“ sagte sie trocken und rümpfte ihre Nase. „Kinder? Wer sich am hellen Tag in Bars herumtreibt ist doch kein Kind mehr Brenda. Das sind Männer“. Rouven fühlte sich plötzlich unwohl in seiner Haut. Er saß in dieser Bar und wünschte sich das er es nicht wäre. Da Kieran in einem Trailerpark aufgewachsen war kannte er solche Typen und solche Bars sehr gut. Er war acht als ihn sein Vater das erste mal mit in den Schuppen an der Hauptstraße mitgenommen hatte. Dies war auch der Abend, als er sein erstes Bier getrunken hatte und bereits nach der halben Dose das Gefühl hatte das die Welt sich schneller zu drehen schien. Einerseits waren seine Eltern recht streng zu ihm. Hausarbeiten und fleissig zu lernen waren seine Pflichten und da er sie immer Pflichtbewusst erfüllte waren seine Eltern auch großzügig und ließen ihn Dinge tun die andere in seinem Alter vermutlich nicht durften. Er konnte sich an diesen Abend erinnern als ob es gestern gewesen ist. Seine Mutter hatte Fleischpasteten zum Abendessen zubereitet und nachdem er den Abwasch erledigt hatte nahm ihn sein Vater an die Seite und fragte ihn was er davon halten würde mit in die Bar zu gehen. Er war hellauf begeistert von dem Gedanken einen Abend mit seinem Dad und seinen Freunden, von denen viele auch im Trailerpark lebten, zu verbringen. Ein richtiger Männerabend wie sein Vater immer zu sagen pflegte. Kieran sah Brenda an und sagte „Ja, ein Bier wäre jetzt genau das richtige, Schätzchen“ Sie sah ihn empört mit einem freundlichen Funkeln in den Augen an, „Wer hat dir denn erlaubt mich Schätzchen zu nennen Kleiner?“ und sie und die beiden Männer brachen in schallendes Gelächter aus, während sie zwei weiter Flaschen aus dem Kühlschrank nahm. Rouven der immer kleiner auf seinem Sitz zu werden schien, nickte mit einem bemühten lächeln Brenda zu und Kieran nahm einen großen schluck aus der eiskalten Flasche Budviser. „Ich habe schon mit meinem Vater Bier getrunken“ sagte er und grinste. Die beiden Männer lachten abermals und er fügte hinzu „Is ja nicht das erste mal das ich in ner Bar rumhänge“. Das stimmte zwar aber aleine zu trinken ohne das sein Vater davon wusste wäre ihm zuhause in Pasadena nie in den Sinn gekommen. „Rouven nippte an seinem Bier und schwieg. „Was genau haben die in der Mine denn gefunden, das sie aufhören mussten zu fördern?“ fragte Rouven. „Es stand doch in der Zeitung“ sagte Smartie, der Kerl mit der großen Narbe, irgendsoeine alte Mauer. Ich sag euch ich hätte nie gedacht das die da unten Mauern finden. Meine Vorfahren jedenfalls haben in Lehmhütten gewohnt. Wer sollte denn da eine Mauer hingestellt haben?“ Brenda wischte über den Tresen und hob Kierans Flasche an „Na, da is ja noch was drin mein kleiner“. Er nahm die Flasche, leerte mit einem Zug und rülpste laut. „Dann bring mir nen neues“. Rouven nippte weiter vorsichtig an seinem Bier. Sein Vater ließ ihn keinen Alkohol trinken. Er vermutete mal, das dies darin begründet liegt das er ihm einfach nichts abgeben wollte. John war zwar immerdarauf bedacht vor seinem Sohn nicht mehr als einen Drink zu nehmen, doch er hatte schon oft heimlich beobachtet wie sein Vater innerhalb einer Stunde eine ganze Flasche Whiskey leeren konnte. Bei jedem Schluck den er aus der Flasche tat hatte er den Gedanken, wie mein Vater, und fühlte sich schmutzig dabei. Nach der ersten Flasche kam er jedoch langsam auf den Geschmack und leerte seine Drinks schneller als die anderen, sagte jedoch nicht viel. Kieran war mit den beiden Männern, Smartie und Zulu, intensiv ins Gespräch gekommen. „Die Mauer die die gefunden haben stammt bestimmt von so einer alten Kultur an die sich niemand mehr erinnern kann“. Wie kann man denn eine ganze Kultur vergessen?“ wollte Zulu wissen. „Wenn hier mal einer Mauern gebaut hat dann doch damit dort etwas ist das bleibt. Ansonsten hätten die ja auch Hütten aus Plastiktüten bauen können wie diese ganzen Illegalen die hier eintrudeln.“ „Ja, aber irgendwas muss doch passiert sein. Ne Kathastrophe oder so. Sonst wären die ja immernoch da“ „Die einzige Kathastrophe wäre wenn dieses ganze Illegale Pack mit seinem Voodoo Mist sich hier einnistet. Dann bleiben hier auch irgendwann nur noch Trümmer zurück und irgendwann vergessen uns die Leute. So wie die Typen die die Mauer da unten hingebaut haben.“ Zulu hatte schon eine Menge Bier intus und es schien ihm immer besser dabei zu gehen. Rouven sagte leise, „Da unten haben die die Mauer bestimmt nicht gebaut. Da wird irgendwann mal die Oberfläche gewesen sein“ „Du spinnst, lallte Zulu, das ist in 400 metern tiefe, wer soll schon die ganze Erde da draufgeworfen haben?“ Rouven murmelte nur „Weiß nich?“ und versuchte unbeholfen noch ein weiteres Bier zu bestellen wobei er fast von seinem Barhocker gerutscht wäre. „Dein Vater war doch da hin, da wo die Mauer steht, oder“ nuschelte Kieran der sich gerade eine Handvoll Erdnüsse aus einer der Schalen auf der Theke in den Mund gestopft hatte „Ist der nich wieder da hin oder ist der abgehauen weil er dich nicht mehr sehen wollte“. Rouven beachtete ihn nicht weiter, denn er dachte drüber nach wo sein Vater denn wohl jetzt ist. Obwohl er ihn manchmal hasste, vermisste er ihn in diesem Augenblick. Was ist wenn ihm etwas passiert ist, was würde dann aus ihm werden? Kieran leerte seine nächste Flasche. Brenda zögerte ihm noch eine weitere zu geben, denn sie war der Ansicht das der Junge schon zuviel getrunken hat. Zulu und Smartie jedoch redeten auf sie ein bis sie ihm ein weiteres auf seinen Untersetzer stellte. „Cool das ich euch getroffen habe Männer“ lallte er. Er erzählte ihnen von seiner Tante Mae, seinen Ferienabenteuern und kam irgendwann auf den Punkt zu spechen das Rouven ja nur hier ist weil seine Tante ihn gezwungen hat ihn mitzunehmen. „Was ist denn das an deinem Arm?, sagte Zulu, deutete auf Kierans Handgelenk und Brenda schaute genauer hin. „Er trägt auch so eins“ lallte Kieran und stieß Rouven an, der daraufhin fast von seinem Barhocker rutschte. „Wo hast du das denn her?“ fragte Brenda neugierig. „Vom Markt. Meine Tante Mae hat es mir gekauft. Es soll irgendetwas verbinden, kicherte er, irgendetwas verbinden.“ „Soso, vom Markt“ „Jawoll“, betätigte Kieran. Brenda hatte schon viele solche Armbänder gesehen. Sie wurden zu hunderten auf den Märkten angeboten. Sudanesen verkauften sie an die Tousristen als einheimische Kunst. „Was soll es denn verbinden?“fragte Zulu. „Uns eben“ sagte Rouven und drehte sich zu Kieran um. „Es soll uns verbinden, hat die komische Schwarze gesagt“ fügte er undeutlich hinzu. Kieran lachte. „Und darum trägt er auch so eins, lachte Zulu, hat euch jemand heimlich verheiratet!“ Smartie konnte sich vor lachen kaum noch halten. Kieran stand auf und stieß Rouven von seinem Barhocker der unsanft auf dem Boden aufschlug. „Der ist doch Dreck. Das ist doch alles seine Schuld, brach es aus Kieran heraus, er wusste zwar nicht genau was Rouvens Schuld sein sollte aber was solls. „Meine Tante hat dem da, er zeigte verächtlich auf ihn, son Armband gekauft und mir. Seit wir in dieser Hütte waren trägt er es, gehabt hat er es schon vorher“ „Welche Hütte?“, wollte Brenda wissen. „Na die Hütte mit dem Feuer. Da wo sone alte Frau irgendwelchen Hokuspokus macht. Da kommen Leute hin, bringen ihr irgendwas und...., er stockte, ....und dann sieht man irgendwelche Geister oder so, die einem sagen das man jemanden umbringen soll.“ „Ihr wart bei Ndidi, der alten Sangoma“ stellte Brenda erstaunt fest. „Ja bei der alten Sangoma, wiederholte er, und da is so nen Typ im Traum aufgetaucht, der gesagt hat das ich Rouven umbringen muss bevor er es tut“ „Wer hat das gesagt?“ „Der Typ in so nem Mantel. So ne Stimme eben.“ Brenda schluckte. „Hey Babay das is doch alles quatsch“ lachte Zulu. „Das ist kein Quatsch, fuhr Brenda ihn an, Der Wanderer ist gehört zu einer alten Prophezeihung“ „Glaubst du jetzt den scheiß den die Illegalen sich immer erzählen?, sagte Zulu immernoch lachend, das ist doch Humbug!“ Smartie nahm einen Schluck aus seiner Flasche und donnerte sie auf den Tresen. „Gib mir noch nen Bier und hör auf mit dem Quatsch, sonst krieg ich noch Angst.“ „Halt die Klappe du Dummkopf, hör ihm zu“ „Und dann sehe ich immer dieses Haus und Candis und Josh. Und wie ich Josh umbringe, unter Wasser. Und dieser Typ mit dem Mantel, der taucht auch immer auf und da is son Kerl der mich für den Sohn des Teufels hält.“ Zulu schrie vor lachen, das war das komischte was er je gehört hatte. Brenda nahm Kierans Kopf zwischen ihre Hände und kam ganz dicht an ihn heran „Weißt du wer du bist?“ Kierans blick rutschte in Brendas Dekoltee. „Der weiß doch nicht mal mehr wo oben oder unten ist, schau ihn dir doch noch nen bisschen genauer an“, gröhlte Smartie und verschüttete dabei fast sein Bier. „Du bist der Auserwählte, flüsterte sie, man hat dich Auserwählt die Prophezeihung zu erfüllen und der Mann in dem Manel von dem du erzählt hast, das ist der Wächter der Welten“ Zulu lag vor lachen fast am Boden, „Erzähl ihm nicht so nen Mist, das glaubst du doch selber nicht. Wie kommst du auf diesen ganzen Mist. Hängst wohl zuviel mit diesen Illegalen rum?“ „Ich hänge mit niemandem rum, sagte sie wütend, hast du vergessen wo wir herkommen und wer wir sind? Wir teilen den Glauben dieser Menschen an eine höhere Existenz“, und wandte sich wieder Kieran zu. „Ich glaube du hast genug getrunken kleiner Mann, wir sollten dich am besten nach Hause schaffen“ „Er kann selber entscheiden wann er genug hat, gröhlte Zulu, er ist ja ein Mann!“ Rouven hatte sich in der Zwischenzeit wieder mühsam auf seinen Hocker gequält. Zulu zwinkerte Smartie zu. „Wenn dir der Kerl gesagt hat du sollst ihn umbringen bevor er dich erwischt solltest du das wohl auch tun“, und stieß Smartie in die Rippen, „Du hast doch selbst gesagt das ihn keiner braucht“ Kieran sah Rouven an der auf dem Tresen hing wie ein Schluck Wasser in der Kurve. „Ja, den braucht keiner“, und stieß ihn wieder von seinem Hocker. „Hast du gehört du kleiner Penner. Die sagen auch das dich keiner braucht“ Rouvens schmerzender Hintern auf dem er jetzt schon zum zweiten mal schmerzhaft gelandet war machte ihn wütender als er es von den Gedanken an seinen Vater eh schon war. Er versuchte aufzustehen, rutschte ab und fiel wieder auf den Boden. Zulu und Smartie konnten nicht mehr vor lachen und auch Kieran brach in schallendes Glächter aus. „Benehmt euch Jungs, macht keinen Ärger,“ sagte Brenda besorgt. „Ich sollte dir mal so richtig in deinen Arsch treten, sagte Kieran und fügte um die Situation noch weiter anzuheizen hinzu: du magst doch sowieso keine Neger weil die so primitiv sind“ „Uuuuuuh, hört hört, rief Zulu und ihm kamen die Tränen vor lachen, er mag uns nicht, weil wir so primitiv sind“ „Du bist ein Stück Scheiße, besoffen wie dein Alter immer ist. Ich habs gesehen. Der irre im Zug hat zu dir mein Sohn gesagt.“ Rouven der immernoch auf dem Boden saß, gelang es unter zuhilfenahme des Barhockers wieder auf die Füße zu kommen. „Laber keine Scheiße, was fürn Zug? zumindest bin ich kein Trailertrash so wie du!“, brüllte er wütend. „Wen nennst du hier Trailertrash du Mistkäfer?“ „Dich du Penner, hast du mir nicht zugehört?“erwiderte Rouven und Zulu gab Smartie Highfive und flüsterte laut, „Psst, jetzt wirds interessant“. Rouven packte Kieran am Hemdkragen und versucht ihn zu schütteln was damit endete das beide gegen den Tresen kippten da sis sich nicht mehr wirklich auf den Beinen halten konnten. Rouven schloß kurz die Augen und die Welt schien sich zu drehen und das in verschiedene Richtungen mit abrupten Richtungswechseln. Er holte aus und fegte mit einem weiten Rechtsausleger die Flaschen vom Tresen bevor er, Kierans Schulter knapp verfehlend, der länge nach auf den Boden aufschlug. Brenda eilte um den Tresen herum um ihm aufzuhelfen. Während die drei anderen lauthals lachten. Brenda half Rouven auf die Beine und setzte ihn auf seinen Barhocker. „Muss das sein ihr besoffenen Idioten?“ fragte sie Barsch, das sind Kinder“ „Nein das sind Männer, gröhlte Smartie, und sie sollten das wie Männer klären.“ Brenda packte die beiden Jungs und bugsierte sie in eine der Sitzecken. Zulu und Smartie setzten sich dazu und Zulu reichte Kieran seine Flasche die Brenda ihm aus der Hand schlug und die krachend auf dem Boden in tausend Scherben zersprang. „Mein schönes Bier, sagte er grinsend, holst du mir nen neues Babe?“ „Ich glaube du hattest mehr als genug“, sagte sie ihm und schlug seine Hand weg mit der er versuchte sie zu umarmen. „Reiß dich zusammen, soonst kannst du dich in Zukunft woanders besaufen“ Brendas Blick fiel wieder auf das Armban das Rouven trug und berührte es. „Illegale tragen so was, keine Männer, pöbelte Zulu, schmeißt das weg“ Brenda umspielte mit ihren Fingern die kleine Holzperle. „Scheiß Sudanesen, kommen hier mit ihrem Hokuspokus an, den sie den Touristen verkaufen“ fügte er verächtlich hinzu. „Das Band das den Auserwählten untrennbar mit seinem Schicksal verknüpft heißt es“. „Den Auserwählten mit seinem Schicksal, polterte Zulu los, das sieht aus als ob die kleinen Schwuchteln verheiratet sind. Ich sag dir mal was Süße, es gibt keinen Auserwählten und es gibt kein Schicksal. Dieser ganze Hokuspokus Mist, den kenne ich auch. Mein Vater hat mir davon erzählt als ich klein war, bevor ich in die Stadt gekommen bin. Aber wahr is davon nix. Überhaupt nix. Der Wanderer zwischen den Welten. Wahrscheinlich ist der auch son Illegaler.“ Zulu greift Rouvens Arm und zieht an seinem Armband. „AAAAH, schreit Kieran, bist du verrückt? Das tut weh.“ Zulu schaut ihn verwirrt an. „Spinn nicht rum Kleiner, was sollte dir weh tun wenn ich an seinem Armband ziehe?“ Brenda schaute auf Kierans Arm der sich unterhalb des Armbandes leicht rötlich verfäbte, während Zulu nocheinmal daran zog. „Aua verdammt, fluchte Kieran das tut weh hab ich gesagt. „Hexerei....das ist Hexerei“ entfuhr es Smartie. „Du glaubst doch nicht an sowas, fauchte Zulu ihn an. Brenda stammelte „Es ist wahr. Ihr seid das Schicksal des anderen“ Kieran der dem ganzen schon nicht mehr folgen, riß seinen Arm los, den Brenda hielt und versuchte das Armband abzureißen. „Verdammt, schrie Rouven, hör auf damit“ und zog an seinem Armband. „Mach das nicht du kleiner Penner“, lallte Rouven. „Hexerei, ich sags doch Hexerei“ wiederholte Smartie lautstark und stand langsam auf. Brenda war fassungslos und konnte nicht glauben was sich gerade vor ihren Augen abspielte. Sie stand auf und und nahm die Hände vor den Mund. „Die Prophezeihung ist wahr“, flüsterte sie fassungslos. „Ich hab keinen Bock an einen Idioten gefesselt zu sein“ lallte Kieran der immernoch so stark an seinem Armband zog, das es ihm mittlerweile in die Haut schnitt. Smartie der langsam panisch wurde, griff die beiden und bugsierte sie zur Tür. „Smartie, was machst du da“?, rief Brenda und Smartie stieß die beiden nach draußen. „Verschwindt ihr kleinen Hexer, rief er ihnen nach, als sie völlig unkontrolliert auf den sandigen Weg neben der Straße vor der Bar in den Staub fielen und liegen blieben. Kieran hatte sich als erster nach einem Moment der orientierungslosigeit wieder aufgerappelt. Er schwankte und stolperte über Rouven dem er dabei mit voller Wucht gegen den Kopf trat und fiel wieder hin. Brenda stürmte aus der Tür und beugt sich hinunter zu Rouven der bewusstlos am Boden liegt. „Verdammte Scheiße, brüllt sie, ihr verdammten Idioten. Zulu der anfangs immernoch lachte, bleibt das lachen im Halse stecken und er betrachtet Rouven, der aus der Nase zu bluten begann. Smartie fällt vor schreck seine Bierflasche aus der Hand und er läuft zu Brenda und kniet sich zu Rouven um seinen Puls zu fühlen. „Er lebt noch, stellte er trocken fest, hol Wasser“ Brenda verschwindet in der Bar, kramt nach einer Schale die sie mit kaltem Wasser füllt und eilt zu Rouven der immernoch Bewusstlos vor der Bar liegt. Sie befeuchtet ein Tuch und legt es auf seine Stirn. „Geht es ihm gut?“, wollte Zulu sich versichern, denn ihm wurde bewusst was das alles für Probleme nach sich ziehen konnte, wenn ein kleiner weißer Junge plötzlich tot vor einer Bar liegen würde. „Hättet ihr beiden bloß nicht mit der ganzen Scheiße angefangen. Ihr wisst ja nie wann es genug ist“ glitzerte ihn Brenda verärgert an. „Lass ihn uns rein bringen. Da können wir ihn hinlegen, herrschte sie Smartie an. Smartie nahm ihn auf seine Arme und trug ihn hinein zur Sitzbank, die hinter dem Tresen neben den Kühlschränken stand, und legte ihn vorsichtig hin. Sie tupfte vorsichtig mit dem Lappen über seine Stirn und wischte das Blut aus seinem Gesicht. Kieran der sich mittlerweile berappelt hatte, torkelte zu ihnen und ließ sich vor der Bank auf seine Knie fallen. „Scheiße“, flüsterte er, immernoch nicht realisierend was eigentlich geschehen ist. „Komm, wir setzen uns da drüben hin, sagte Zulu, Brenda kümmert sich um ihn“ und setzte sich mit Kieran in eine der Sitzecken. Brenda war besorgt und öffnete sein Hemd, damit er besser Atmen konnte. Rouven atmete flach, aber ruhig und gleichmäßig.
Rouven öffnete seine Augen und blinzelte in die Sonne, die durch das Fenster herein schien. Er schaute sich um und war zunächst verwundert das er sich in einer kleinen Hütte befand. Neben ihm saß Kieran und schlief. Plötzlich stieß der Mann aus seiner Vision die Tür auf und kam mit einem Stapel Holz auf den Armen herein. „Morutabana“, rief er und dieser legte das Holz neben die kleine Feuerstelle und blickte ihn an. „Rouven, du bist wach. Hast du schon ausgeschlafen? Wir haben einen weiten Weg hinter uns.“ Rouven dachte nach, er erinnerte sich schemenhaft an eine Bar aber nicht daran das er einen weiten weg zurückgelegt hätte. „Ich konnte nicht mehr schlafen“, antwortete er und machte auf Morutabana einen verwirrten eindruck. „Aha, nicht mehr schlafen, wiederholte dieser und ging zu ihm. „Hast du etwas geträumt?“, wollte er wissen. Rouven überlegte einen Augenblick und sah ihn fragend an. „Komm, steh auf und hilf mir“, forderte er ihn auf und reichte ihm seine Hand. Als Rouven seine Hand nahm, begann sich alles um ihn herum zu drehen und Morutabana sah. Er sah was in der Bar geschehen war, was Rouven in der anderen Welt, in seinem Leben dort widerfahren war und konnte spüren was er fühlte. Morutabana ließ seine Hand los und war verwirrter als vorher. Morutabana berührte sein Gesicht und Rouven schlief ein. Er betrachtete den Jungen, schloß seine Augen und konzentrierte sich.
Rouven stand auf einer belebte Straße in einer offensichtlich großen Stadt. Menschen eilten hektisch und geschäftig an ihm vorbei. Er wollte seine Hände in die Hosentaschen stecken und bemerkt das er Splitternackt war und erschrak. „Ich möchte dir etwas zeigen“, sagte eine Stimme hinter ihm und er drehte sich um. Morutabana stand lächelnd vor ihm und zündete sich genüßlich eine Zigarette an. „Was ist denn das für ein abgefahrener Traum?“ entfuhr es ihm und Morutabana schüttelte seinen kopf und sagte, „Träume gibt es nicht“. „Und warum stehe ich dann hier nackt auf der Straße?“ Morutabana, zog an seiner Zigarette und lachte, „Schau. Dort drüben“ un deutete auf die gegenüberliegende Straßenseite. Rouven drehte sich um und sah zu seinem großen Erstaunen sich selbst, wie er mit einer älteren Dame vor einer großen Glasfront vor einem Gebäude stand, welches ein riesiges Schild mit der Aufschrift CONTINENTAL INC. trug, für ein Foto posierte. „Irre, mumelte er und schaute fassungslos, das bin ich!“ „Ja, das bist du, sagte Morutabana leise, das bist du und das ist dein Leben aus welchem du zu mir kommen wirst“. Rouven stutzte, „Aber ich bin doch gerade bei dir?“ „Ja, das bist du aber nicht in meiner Welt“ Rouven verstand nicht was er damit sagen wollte. „Hä?“ „Dies ist nicht die tiefste aller Welten. Dies ist eine Welt, weit entfernt von deiner, weit entfernt von der Bar in der du bewusstlos auf einer Bank liegst.“ Rouven konnte sich Bruchstückhaft erinnern, das er einen Traum hatte in dem er in einer Bar an einem Ort den er niemals zuvor gesehen hatte war. Er hatte auch schon mal davon geträumt wie ein Mann der in diesem Traum sein Vater zu sein schien ihn schlug. Er hatte von vielen verrückten Dingen geträumt, fiel ihm auf. „Woher weißt du was ich Träume?“ fragte er. Morutabana nahm einen letzten zug von seiner Zigarette und schnippte den Stummel in den Rinnstein. „Es gibt keine Träume, wiederholte er, alles was geschieht ist real, in der Welt in der es geschieht.“ „Stehe ich wirklich nackt?“ wollte er wissen. „Nein, denn du gehörst nicht in diese Welt. „Er, Morutabana zeigte wieder auf die andere Straßenseite, gehört in diese Welt“. „Versteh ich nicht“ stellte Rouven fest und kratzte sich am Hintern. „Das brauchst du auch nicht zu verstehen, fügte Morutabana an, alles wird sich dir erschließen wenn es an dir Zeit ist“ Plötzlich kam eine Frau auf sie zu und sagte, „Du solltest dir etwas anziehen, es gehört sich nicht hier nackt herumzulaufen. Empörend“. „Entschuldigen sie Ma’m“ sagte Morutabana und die Frau murmelte noch etwas, das nicht sehr freundlich klang und ging weiter ihrer Wege. „Wenn ich nicht hierher gehöre, warum hat die komische Tante mich dann gesehen?“ „Nun ja, begann Morutabana, manche Menschen sehen eben Dinge die andere nicht sehen. Im schlimmsten Fall landen die irgendwann einmal bei einem Psychater. Den meisten ist nicht bewusste das sie in mehr als einer Welt exisitieren und es interessiert sie auch nicht, denn für sie gibt es nur das hier und jetzt.“ Rouven schaute wieder zur anderen Straßenseite, „Der da drüben ist ich? Aber hier?“ „Ja, so ungefähr. Ich bin ein Wanderer zwischen den Welten. Ein Wächter des großen Plans. Die Grenzen haben begonnen sich zu verwischen. Bald muss der Auserwählte die tönerne Glocke schlagen, damit alles wieder im Einklang ist.“ „Der Auserwählte?, sagte Rouven und irgendwie klingelte bei diesem Namen bei ihm ein kleines Glöckchen, irgendwo habe ich das schon einmal gehört. Glaube ich jedenfalls“ „Mit sicherheit hast du das schon einmal gehört, davon bin ich überzeugt. Dein Freund Kieran ist der Auserwählte und du bist sein Schicksal.“ „Kieran?“ hießen so nicht der Junge in der Bar und der neben dem er in der Hütte aufgewacht war, bevor er diesen Taum hatte in dem er sich gerade befand? Er hatte das Gefühl einen Kieran zu kennen und doch nicht zu kennen. Es war merkwürdig. Er sah Morutabana fragend an. „Es liegt an dir an was du dich erinnern kannst, sagte er, du musst es zulassen und darfst keine Ängste haben. Denn du bist der Schlüßel zur Erfüllung der Prophezeihung.“ Morutabana setzte sich in Bewegung und ging die Straße hinunter. „Nicht viele Menschen können sich an das erinnern was sie in anderen Welten erleben. Und das müssen sie auch nicht. Du kannst es wenn du es zulässt und du musst es tun, denn du bist der Schlüßel“. Rouven der Morutabana in geringem Abstand folgte sah ihn an, „ Dir ist klar das dass ziemlich bescheuert klingt, oder?“ „Hmm, verwirrend vielleicht, und doch ist es so“ Morutabana setzte sich an einen kleinen Tisch eines schäbigen Straßencafes und Rouven setzte sich zu ihm. „Ich kann keinen Einfluss darauf nehmen an was du dich erinnerst wenn du die Welten wechselst. Ich kann dich in meine Welt holen und mit dir durch die Realitäten wandern, so wie wir es gerade tun. Wenn du wieder aufwachst aus deinem Vollrausch dann versuche dich zu erinnern was ich dir gesagt habe. Versuche zu verstehen.“ Rouven fror ein wenig denn eine Brise kam auf. „Ich möchte dir noch etwas zeigen, nimm meine Hand“ Rouven schaute sich um. Um sie herrum herrschte immernoch geschäftiges treiben und das Straßencafe war fast bis auf den letzten Platz besetzt. „Ich soll mit dir Händchen halten? Morutabana sah ihn ein wenig verdutzt an. „Ich soll hier mit dir Händchen halten?, wiederholte er, Ich sitze hier nackt mit dir rum und soll mit dir H ä n d c h e n h a l te n ?“ „Immer das gleiche“, verdrehte Morutabana die Augen und griff seine Hand. Rouven versuchte sie weg zu ziehen, doch Morutabana hielt ihn bereits fest. Er sah sich, wie er in einer verlassenen Stadt steht, so wie schon in der Vision die er in der kleinen Wellblechhütte, in einem anderen Leben hatte. Er sah den Auserwählten, er sah sich und Morutabana. Es war wie ein Film der vor seinen Augen ablief, er folgte dem Auserwählten und sah was er sah, fühlte was er fühlte. Er sah einen Mann, der ihnen nach dem Leben trachtete und zuckte zusammen, denn es war genau der Mann, der in einem anderen Leben, von dem er im Augenblick am überzeugtesten war das es seines ist, sein Vater war. Plötzlich befand er sich in einem Zug und sah wie er schlief und Kieran an seinem Gesicht leckte. „Es ist Zeit dich zurück zu bringen“ sagte Morutabana und ließ seine Hand los. „Ja, wäre schön wenn ich jetzt mal langsam aufwachen würde, erwiderte Rouven, wird mir langsam echt zuviel“
Kieran stand auf um nachzusehen wie es Rouven wohl geht, die Bar war bereits gut gefüllt. Langsam schlug Rouven die Augen auf. Verschwommen sah er Brenda und Kieran, die sich über ihn beugten. In seinem Kopf schien jemand mit einem Presslufthammer ganze Straßenzüge einzureißen und sein Mund fühlte sich pelzig an. „Hallo kleiner Mann, flüsterte Brenda, deren Stimme in seinem Kopf dröhnte, wie geht es dir?“ Er blinzelte sie an und war verwirrt. Saß er nicht gerade ebend mit Kieran und diesem Mann in einer Wüste? Langsam dämmerte es ihm und er erinnerte sich, wie er auf den Boden aufschlug und es dunkel um ihn wurde. Rouven wollte aufstehen, doch Brenda drückte ihn sanft zurück auf sein Lager, „Bleib noch einen Moment liegen. Das muss ziemlich weh getan haben.“ Kieran strich ihm über seinen Arm. „Sorry Mann, das wollte ich nicht“, und ging zurück an seinen Tisch. Nach einer Weile kam Brenda mit Rouven zu ihm herüber. „Setz dich, ich hole euch was zu essen“ sagte sie und verschwand. An der Theke warteten Zulu und Smartie auf sie. „Wie geht es dem Jungen?“, wollte Zulu wissen. „Ganz gut glaube ich“, sagte Brenda und setzte einen Topf auf den kleinen Elektrokocher um für die beiden etwas Sadza zuzubereiten. „Das war Hexerei. Ich schwörs dir. Hexerei!“ begann Smartie, doch Zulu ignorierte diesen Komentar und erwiderte „Ich hoffe die machen die Mine bald wieder auf“ um das Thema zu wechseln. „Lass uns noch ne Runde Pool spielen“ sagte er und Smartie folgte ihm zum Billiardtisch. Brenda hatte in der Zwischenzeit einen Topf mit Sadza zubereitet, verteilte ihn auf zwei Teller und brachte diese zu den beiden Jungs. „Hier lasst es euch schmecken“, sage sie und reichte ihnen noch eine Flasche PeriPeri Sauce. „Damit schmeckts besser“ zwinkerte sie den beiden zu und verschwand um sich um die eintreffenden Gäste zu kümmern.

Rouven und Kieran saßen immernoch an dem kleinen Tisch in Brendas Bar. Es war bereits später Nachmittag und Kieran stochert lustlos in seiner kalten Sadza herum die er in PeriPeri Sauce ertränkt hatte. Rouven schaut aus dem Fenster und dachte darüber nach ob ihm davon erzählen sollte was er nach seinem Sturz erlebt hatte. „Du, begann er mit leiser Stimme, ich hab es auch gesehen. Ich war dort“ Kieran schaute von seinem Teller auf und schiebt ihn beiseite. „Du warst wo?“ „In dem Zug, flüsterte er ihm zu, in dem Zug, mit dir und diesem Typen.“ Kieran schaut ihn fassungslos an, „Wovon redest du? Hab ich dir dein Gehirn zermatscht oder sowas? „Nein, ich war da. Da war dieser Typ aus dem Traum und da warst du, irgendwie jedenfalls“. Kieran lehnte sich über den Tisch. „Und was ist passiert?, hauchte er und schaute sich rasch um sich zu versichern das ihn keiner hörte. „Er wollte uns umbringen, in dem Zug. Ich habe gesehen was du gesehen hast, Josh und Candis“ Rouven erzählte ihm jede Kleinigkeit an die er sich erinnern konnte und Kieran folgte seinen Worten schweigend. Es verging etwa eine halbe Stunde bis Brenda zu ihnen an den Tisch kam und sich zu ihnen setzte. „Na, gehts wieder, fragte sie Rouven und berührte vorsichtig seine Stirn worauf er zusammen zuckte. „Tut noch weh, oder?“ „Geht schon. Wir müssen bald los. Ich glaube das seine Tante Mae sich sonst sorgen macht.“ „Die macht sich keine Sorgen, wandte Kieran ein, ich kann kommen und gehen wann ich will.“ „Erinnerst du dich nich was du vorhin erzählt hast? Das von dem Mann und all den anderen Sachen meine ich?“ Kieran schwieg. „Ich denke ihr beiden solltet wiederkommen. Ich möchte euch einem Freund vorstellen.“ „Einem Freund, fragte Rouven, was für einem Freund?“ „Er kommt aus dem Sudan und ist ein großer Heiler, ich denke ihr solltet mit ihm sprechen.“ Kieran nickte. „Ich denke ihr solltet euch auf den Weg machen“. „Wahrscheinlich hast du recht, pflichtete ihr Kieran bei, wir schulden dir doch bestimmt ne Menge Geld? Für das Bier und so“ „Macht euch darüber jetzt keine Gedanken, sagte Brenda und lächlte, darüber reden wir nächstes mal“. Die beiden standen auf und verließen den Laden. Auf der Straße herrschte reges treiben. Pendler und Arbeiter auf dem Weg nach Hause und jede Menge zwielichtiger Gestalten die mit einbruch der Dämmerung die Straßen bevölkerten. Am Taxistand herrschte ein wildes getümmel, denn jeder wollte jetzt irgendwo hin und versuchte sich in eines der sowieso schon überfüllten Taxis zu zwängen. Kieran und Rouven hatten Glück und erwischten eines, in dem sie noch eine möglichkeit finden konnten mitzufahren. Sie zwängten sich durch die Heckklappe und kauerten zwischen Holzkisten. In jeder Kurve die das Taxi nachdem es abgefahren war, nahm wurden sie unsanft gegen die Kisten geschleudert. Rouven dessen Kopf seit seinem Sturz sowieso schon schmerzte quitierte jede Richtungsänderung mit einem lauten „Au“, sehr zu Kierans Belustigung.
Nach über zwei Stunden, das Taxi hatte sich zwischenzeitlich nach und nach geleert, rollten sie in die Steinbockstraat. Kieran signalisierte dem Fahrer anzuhalten und die beiden stiegen vor Tante Maes Haus aus. Tante Mae öffnete ihnen die Tür. „Hallo ihr beiden, begrüßte sie sie, wie war euer Tag?“ „Gut Tante Mae, antwortete Kieran, wir sind viel unterwegs gewesen“ und Rouven nickte zustimmend. „Riecht ihr nach Bier? Und nach näherem Hinsehen, „ Rouven was ist mit deinem Gesicht passiert?“ „Nichts Tante Mae...“ „Er ist hingefallen, fiel ihm Kieran ins Wort, voll auf die Fresse“ und grinste. Rouven schielte verärgert zu ihm rüber, aber sagte nichts. „Habt ihr Bier getrunken?“ fragte Sie und sah die beiden eindringlich an. „Nein, wir waren in ner Bar weil wir was trinken wollten. Da hab ich mich wohl mit dem Hemd in irgendwas reingelehnt“ „Soso, erwiderte Tante Mae und schüttelte lächelnd den Kopf. „Wollt ihr noch was essen? Es ist noch Nudelpfanne da.“ „Nein danke Tante Mae, wir gehen auf unser Zimmer“ Rouven traute seinen Ohren nicht, er hatte unser Zimmer gesagt. „Ich habe den ganzen Tag versucht jemanden vom Minen büro zu erreichen. Ohne Erfolg. Im Radio haben sie vorhin gesagt das sie die Förderungen eingestellt haben. Bis auf weiteres. Ich denke das dein Vater da wohl irgendwo mit drinhängt und nicht weg kann. Ich versuchs weiter, Spätzchen“ Rouven nickte und die beiden huschten nach oben und schlugen die Tür hinter sich zu. Kieran legte sich aufs Bett, zog seien Schuhe aus, warf sie in hohem Bogen durchs Zimmer, wurstelte sich aus seiner Hose und deckte sich zu. Rouven setzte sich auf die Bettkante und schaute ihn an. „Das passiert wirklich alles oder?“ „Was meinst du?“, fragte Kieran, drehte sich auf den Rücken und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Du weißt schon.“ Rouven zog langsam seine Schuhe aus und stellte sie vor das Bett. „Diese komischen Träume und das.“ Er zieht langsam und nachdenklich seine Hose und sein Hemd aus und legte sich neben ihn. „Glaubst du das er mehr als eine Welt gibt“ fragte Kieran leise. „Langsam weiß ich gar nicht mehr was ich glauben soll“ Kieran berührte mit seinem Bein Rouvens. „Vielleicht hat der Mann recht?“ „Womit“ „Das wir irgendwie zusammen gehören, was auch immer das bedeutet“

„Wo wart ihr gestern denn nun?“ fragte Tante Mae die sich gerade eine Tasse frischen Kaffe eingoß. Kieran und Rouven schauten einander an. „Wir sind in der Stadt gewesen, in der Nähe der Mine, sagte Rouven schließlich nach einer Weile. Kieran nickte mit dem Kopf um das ganze zu unterstreichen. „Ja, bei den Minen. War echt cool“. „Tante Mae nippte an ihrem Kaffee“ und sah Kieran eindringlich an. „Ich hoffe ihr treibt keinen unsinn“ Kieran verneinte dies ging nach dem Frühstück mit Rouven nach draußen. „Wollen wir nochmal da hin? In die Bar?“ Rouven ging einen schritt auf ihn zu und packte ihn am Arm, „Da kannst du daruf Wetten.“ Die beiden entschlossen sich einen Teil des Weges zu Fuß zu gehen.

Es war Mittag als beide, vom langen Fußweg erschöpft die Bar erreichten. „Warte einen Moment“ sagte Rouven und blieb vor der Tür stehen. „Was ist?, fragte Kieran und schaute ihn an. „Wenn die beiden Typen von gestern da sind, denn hauen wir wieder ab“ Er hatte von seinem gestrigen Vollrausch immernoch Kopfschmerzen und fühlte sich bei dem Gedanken an den gestrigen Tag klein und schmutzig. Es war das erste mal in seinem Leben das er betrunken war und hatte keine Lust diese Erfahrung zu wiederholen. „Ja, wenn die da sind kommen wir später wieder“, beruhigte ihn Kieran. Als die beiden die Bar betraten war sie Menschenleer. Nur Brenda war da und stand am Tresen, ihren Kopf auf die Hände gestützt über einer Zeitung. Kieran räusperte sich und Brenda sah auf. „Wen haben wir denn da? Meine beiden kleinen Männer“, lachte sie und schob die Zeitung zur Seite. „Was verschlägt euch denn wieder hier her?“ Kieran und Rouven gingen zum Tresen und setzten sich. „Aber nicht wieder runterfallen“, zwinkerte sie Rouven zu, der auf seinem Barhocker vor Scham zu versinken schien und errötete. „Wollt ihr was trinken?“, fragte Brenda. „Ne Popsy bitte“ sagte Rouven und wusste nicht wo er hinschauen sollte. Ihm war Brendas gegenwart sichtlich unangenehm, nach dem was gestern vorgefallen war. Brenda holte zwei Popsy aus dem Kühlschrank und stellte sie den beiden vor die Nase. „Warum seit ihr hier?, wollte Brenda wissen und lächelte. Rouven nahm einen Schluck aus der Flasche und nickte Kieran zu. Kieran erwiderte das nicken und sagte, „Gestern....da hast du gesagt das du jemanden kennst....mit dem wir sprechen sollten“ stammelte er, unsicher ob die beiden das richtige taten. Brenda sah ihn an. „Wir wolllen wissen was es mit den Armbändern auf sich hat“, fügte Rouven hinzu. „Er ist der Auserwählte und du bist sein Schicksal. So steht es geschrieben.“

Am Abend waren die beiden pünktlich am verabredeten Treffpunkt in Keishatown. An einer brennenden Mülltonne lungerten einige zwielichtige Gestalten herum. Die Nacht war mild und der Himmel sternenklar. Nachdem Kieran und Rouven bereits einge Zeit gewartet hatten, kam Brenda in begleitung eines großen bärtigen Mannes auf sie zu. Rouven verspürte Angst und klammert sich an Kierans Arm. Kieran schaute ihn an und ließ ihn Gewähren. „Das ist Mbungo, stellte Brenda den Mann vor, er kommt aus dem Sudan.“ Mbungo lächelte und entblößte dabei seine großen gelben Zähne. „Hallo“. „Hallo“, erwiderte Kieran unsicher, während Rouven den geheimnisvollen Mann nur anstarrte. „Mbungo wird euch eure Fragen beantworten können. Ich habe ihm bereits von den Armbändern erzählt. Er möchte das wir mit ihm in seine Hütte gehen. Dort ist bereits alles vorbereitet.“ Kieran sah Brenda fragend an, „in seine Hütte?“ „Warum denn das?“, fragte Rouven dessen Finger sich nun tief in Kierans Arm gruben „X jy hoef nie bekommerd
X“ sagte der Mann und Brenda übersetzte „Er hat gesagt das ihr keine Angst haben müsst“. „Naja, wenn er das sagt“, erwiderte Kieran und versuchte Rouvens Klammergriff ein wenig zu lösen, denn sein Arm begann bereits zu schmerzen. Die vier machten sich auf den Weg. Brenda sprach mit dem Mann in seiner Sprache und die beiden Jungen trotteten schweigend hinter ihnen her. Sie verließen den Weg und nur die Sterne der Nacht warfen ihr Licht auf kleine Hütten die aus Abfällen gebaut waren. Pappkartons und Plastik, Müll den andere wegwarfen all das diente hier dazu ein neues Heim zu errichten. Rouven war schockiert, dies war etwas das er aus seiner, doch recht heilen Welt nicht kannte. Nach einem kurzen Fußweg waren sie da. Die vier standen vor einem kleinen Unterschlupf der aus einer Plastikplane und mehreren großen Umzugskartons errichtet war, vor der acht Menschen um ein Feuer. Als Mbungo den Vorplatz der kleinen Behausung betratsprang ein kleines Mädchen auf, stürmte sie zu und begrüßte Mbungo herzlich. An dem Feuer, das in einem halben Fass brannte, saßen ein weiteres Mädchen, zwei ältere Männer, drei kleine Jungs und eine dünne Frau mit langen glatten schwarzen Haaren. „Das ist seine Famile“, sagte Brenda. Rouven war geschockt. „Wohnen die hier?“ „Ja, das ist ihr zuhause, sagte Brenda, das ist alles was sie haben“. Das kleine Mädchen begutachtete die beiden Jungs und lief kichernd zur Frau die am Feuer saß. „XXXX“ „Er hat uns eingeladen, sich zu ihnen zu setzen“ übersetzte Brenda. „Du könntest mich jetzt auch loslassen“, flüsterte Kieran und versuchte seinen Arm wegzuziehen. Doch Rouven bevorzugte dicht in seiner Nähe zu bleiben. Mbungo lachte „XXX“ „Er fragt ob du vor irgendetwas Angst hast?“ Rouven sah ihn an und versuchte zu lächeln und schüttelte mit dem Kopf. Er wollte trotz seines unbehagens nicht unhöflich sein, ließ Kieran los und setzte sich neben die beiden Männer. „Du krallst wie ein Mädchen“ flüsterte Kieran doch Rouven versuchte keine Angst zu zeigen und hörte ihn nicht. „Sprichst du ihr Sprache?“ wollte Kieran wissen. „Ja, das tue ich. Viele der Menschen die hier leben besuchen meine Bar und manche sind gute Freunde geworden“ antwortete Brenda die sich vor der Frau verneigte und sich neben das Feuer setzte. Die Frau bot den neuankömmlingen etwas zu essen an. Kieran nahm es entgegen und Rouven zögerte einen Moment, da das was sie ihm reichte, auf ihn wie etwas wirkte, das zuhause weggeschmissen wurde. „Nimm es, flüsterte Kieran, du musst es ja nicht wirklich essen“, und Rouven nahm es entgegen und betrachtete es intensiv von allen Seiten. „Das ist Huhn“, erklärte Brenda, es schmeckt sehr gut, auch wenn es nicht so aussieht. Kieran roch daran und drehte es in seinen Fingern. „Probier mal davon, es ist wirklich lecker, ermutigte Brenda ihn. Rouven bis in das stückchen halbverkohltes etwas und verog sein gesicht was bei den anwesenden für große Erheiterung sorgte. Mbungo der am lautesten lachte sagte „XXXX“. „Du bist ja doch ein mutiger Junge“ übersetzte Brenda mit einem lächeln und zwinkerte ihm ermutigend zu.
Nach dem Essen schickte Mbungo die Kinder und die Frau fort und nur die beiden Männer, Brenda und die Jungs blieben am Feuer zurück. „XXX“ Ihr seid hierher gekommen weil ihr Fragen habt. Fragen die ich euch beantworten soll.“ Kieran und Rouven nickten schweigend. Brenda erzählte dem Mann etwas das Kieran und Rouven nicht verstanden und er schaute sie ernst an. „Ich habe ihm von den Armbändern erzählt und von dem was ich gestern gesehen habe“, sagte Brenda. Mbungo kam zu den beiden herüber, nahm Kierans Arm und betrachtete sein Armband. „XXX“ „Dies ist eine Verbindung, übersetzte Brenda, eine Verbindung die über diese Welt hinaus zwischen euch besteht. Rouven erinerte sich an seinen Traum den er gestern hatte. „Ich war schon mal in einer anderen Welt“, glaube ich sagte er zweifelnd. „Die einzige Welt in der du warst, war das KO Land, nachdem ich dich gestern ausgeknockt hatte“ witzelte Kieran, doch auch er konnte sich Bruchstückhaft an eine andere Welt erinneren die er in seinen Träumen und in der Vision in Ndidis Hütte, besucht hatte. „Ni legend kutoka muda mrefu uliopita ni hadithi ambayo ni kupita juu ya kutoka kwa wazee wa baba zetu kutoka kizazi hadi kizazi ili wapate kuwa wamesahau. Dunia kama tunajua kuwa ni tu fragment ya mpango kubwa ni juu ya mambo yote“ Kieran und Rouven sahen Brenda fragend an. „Es ist gibt eine Legende, aus einer längst vergangenen Zeit, begann Brenda, es ist eine Geschichte die von den Vätern unserer Väter von Generation zu Generation weitergegeben wird damit sie nicht in Vergessenheit gerät. Die Welt wie wir sie kennen ist nur ein Fragment eines großen Planes der über allen Dingen steht.“ „Sisi ni kusafiri kati ya walimwengu wote ni kushikamana na hatua moja. A hekalu na kengele ya udongo alama hii kumweka katika kamili wa walimwengu wote wakati wote tunajua ni ujenzi kama maisha kama ukweli wetu. Sisi wote kuwepo katika dunia hii, siku zote na katika kila undani. Kuna watu, shamans, wahenga na kujifunza kwamba ufahamu hii ni kwa njia ya sherehe za kiroho na uwezo wa kutembea kati ya walimwengu. Wengine uzoefu na dunia hii kama ndoto. Kama kumbukumbu si kwa maisha yao, lakini sehemu ya wao wenyewe katika ngazi mbalimbali.“ „Wir sind reisende zwischen Welten die alle an einem Punkt verbunden sind. Ein Tempel mit einer tönernen Glocke markiert diesen Punkt in der tiefsten aller Welten, auf der alles was wir als das Leben als unsere Realität kennen aufgebaut ist. Wir alle existieren auf diesen Welten, immer und in jeder einzelnen. Es gibt Menschen, Schamanen, Weise und gelehrte denen dies bewusst ist und die durch spirituelle Riten in der Lage sind zwischen den Welten zu Wandern. Andere erleben diese Welten als Traum, als Erinnerungen die nicht zu ihrem eigenen Leben gehören, doch Teil ihrer selbst auf einer anderen Ebene sind. „kozi ya mpango mkubwa hawezi kuwa kusimamishwa, lakini uwiano ni tete na yote hutegemea juu ya athari za sauti ya kengele“ „Der Lauf des großen Planes lässt sich nicht aufhalten, doch ist sein Gleichgewicht fragil und alles hängt am Schlag der töneren Glocke.“ „Tu wakati kengele ni akampiga, kila kitu anakaa katika mstari. kengele ya kuanguka kimya, kupita kwa njia ya blur mipaka kati ya walimwengu na ukweli tunajua kwamba bila kupotosha“ „Nur wenn die Glocke geschlagen wird, bleibt alles im Einklang. Würde die Glocke verstummen, passiert es das die Grenzen zwischen den Welten verwischen und die Realität die wir kennen würde verzerrt.“ Rouven und Kieran folgten den Worten Mbungos schweigend. „XXXX“ „Wir könnten nicht mehr unterscheiden in welcher Welt wir leben. Das was wir als Traum erleben würde zu einem Teil von uns, da es in einer anderen Welt zu uns gehört.“ „Es gibt uns mehr als einmal?“ schaute Kieran in neugierig an und stocherte im Feuer. Rouven schien immer kleiner zu werden. „Das hat er gesagt, antwortete Brenda und dies ist auch eine Legend die man sich in meinem Volk erzählt“ „XXX“ „ Es ist die Aufgabe des Auserwählten, mit seinem Schicksal vereint, sich auf den Weg zu machen, im Jahr des Fuchses wenn die Glocke zu schlagen beginnt. „XXX“ „Nur er kann dafür sorgen das alles weiterhin dem großen Plan folgt.“ Kieran schaute zu Rouven, der immer verängstigter aussah. „Was hat das alles mit den Armbändern zu tun?“ wollte er wissen. „XXXX“ und Mbungo lachte. „Was hat er gesagt?“ fragte Kieran neugierig. „Er sagte das diese Armbänder auch verbinden“ „Das habe ich mir nach gestern auch schon gedacht“, schnaubte Rouven und sah Kieran ärgerlich an, der nur mit einer unschuldsmine mit den Schulter zuckte. „Sie verbinden euch und dieses Band ist das einzige was die Verbindung des Auserwählten mit seinem Schicksal über die Welten hinaus verbindet. Deine Tante ist eine sehr Weise Frau Kieran auch wenn es ihr nicht vermocht ist durch die Welten zu reisen. Doch sie hat verstanden das es etwas gibt das tiefer geht und weiter reicht als das was wir tagtäglich zu sehen vermeinen.“ „XXXX“ unterbrach sie Mbungo. „Doch auch ohne diese Armbänder gibt es etwas das euch verbindet.“ „Was sollte das schon sein?, fragte Kieran und sah auf das häufchen Elend das dort im schein des Feuers saß. „XXX“ „Das was unser Schicksal ist können wir nicht wählen.“ „XXXX“ „Es gibt einen Wanderer, einen Wächter des Plans. Er durchstreift die Welten und seine Aufgabe ist es sich mit dem Auserwählten zu vereinen. Denn nur dann wird er in der Lage sein seine Bestimmung zu erfüllen.“ „Ein Wanderer?“ fragte Rouven im Flüsterton, während das Feuer lauter zu knistern begann. „XXXX“ „Einen Wanderer, den Wächter des Plans...ich glaube du kennst ihn, denn du hast gestern von ihm gesprochen“, sah ihn Brenda an. „Er wandert durch die Welten. Er kann dich durch die Welten mitnehmen. In deinen Träumen“. „XXXX“ Ihr müsst den Wanderer finden. Er wird euch auf eurer Reise begleiten.“ „Wir sollen verreisen?“ kicherte Kieran. „Nicht verreisen, sagte Brenda ernst, wenn die Glocke schlägt müsst ihr mit ihm vereint sein. Denn dann ist es an der Zeit die Prophezeihung zu erfüllen. Nur so bleibt der Plan bewahrt. Der Plan der älter als die Menschheit ist.“ Rouven blickte zu Kieran und zog an seinem Armband. Dieser verzog schmerzvoll sein Gesicht. „Ich wollte nur mal sehen ob es noch funktioniert“ sagte er geistesabwesend. Er dachte über das nach was Mbungo ihnen gerade erzählt hatte und zweifelte daran zu verstehen das er seine Worte richtig verstanden hat. Ihm klang das alles etwas zu weit hergeholt, denn schließlich wurde er im glauben an Erfolg und Fakten erzogen, auch wenn er dies oft als schmerzvoll empfand. „Und ob es noch funktioniert“, erwiederte Kieran und zog an seinem. „Hört auf ihr beiden. Dies ist eine ernste Sache, sagte Brenda und sah sie streng an. „Ja, macht aber Spaß“ und Rouven fasste oben in das Armband und verdrehte es, so das es immer enger wurde und in seine Haut schnitt. Kieran schaute auf seinen arm und obwohl seines so locker herunterhing wie immer, so verspürte er doch den einschneidenden Schmerz. „Dies ist kein Spaß ihr beiden“ fügte sie mit einem ebenso ernsten Gesichtsausdruck hinzu. „XXXXX“ „Was hat er gesagt?“ fragte Kieran und fing nun auich an sein Armband zu verzwirbeln. „Ihr solltet jetzt besser gehen, wenn es an der Zeit ist wird euch der Wanderer den Weg weisen“ „XMach dir keine Gedanken Brenda, es sind zwar Kinder, aber wenn die Zeit gekommen ist werden sie ihre Aufgabe erfüllen. Zweifele nicht an der Prophezeiung denn sie ist älter als die Menschheit selbstX“ „XIch zweifele nicht an deinen WortenX“ sagte Brenda leise und Mbungo legte seine hand auf ihren Kopf. „Xich danke dir das du uns empfangen hastX“ Mbungo lächelte Weise und deutete ihr das es an der Zeit war zu gehen. Kieran und Rouven grinsten, immernoch mit ihren Armbändern verzwirbelt an. „Tut weh oder?“ fragte Rouven provozierend, der im Augenblick sehr froh darüber war Schmerzen zu fühlen, da sie ihn von seiner Angst ablenkten die er immernoch tief in sich verspürte. Weniger die Angst vor dem was Mbungo gesagt hatte als vielmehr die Angst vor diesem Ort an dem sie waren und der ihm immernoch so Fremd war wie kein anderer Ort auf der Welt der ihm einfiel.“Mir nicht dir etwa?“ Brenda betrachtete die beiden und schüttelte ihren Kopf und schloss die Augen. Was war wenn Mbungo sich irrte? Nicht im Bezug auf den Plan sondern vielmehr im Bezug auf den Auserwählten und sein Schicksal. Beherzt packte sie die beiden und half ihnen auf die Beine und bugsierte sie unsanft, sehr zum Vergnügen der beiden Männer die die ganze Zeit schweigend bei ihnen gesessen haben, in Richtung des Pfades der sie zur Hütte geführt hatte. Brenda begleitete die beiden bis zur Hauptstraße und wrtete dort mit ihnen auf ein MinibusTaxi. „Brenda? begann Kieran, das was er uns erzählt hat, glaubst du daran?“ „Ich glaube das es Dinge gibt die älter sind als wir selbst und auch daran das es einen großen Plan gibt der über allem steht.“ „Ich meine das ich auserwählt bin?“ schaute Kieran sie an. „Nun ja, zögerte Brenda und atmete tief durch, wenn es die Prophezeihung so vorsieht wird es so sein das du auserwählt bist“ „Coooool“ antwortete Kieran. Rouven der mit nachlassenden Schmerzen seine Angst nun wieder deutlich spüren konnte schwieg. Die Lust war erfüllt von Gestank. In seinen Augen roch es wie auf einer Müllkippe. Unter den Müllgeruch mischte sich der Duft von brennenden Holzfeuern, bratendem Fleisch und exotischen Gewürzen. Er schaute sich um und sah plötzlich in der rauchgeschwängerten Nacht das kleine Mädchen, das Mbungo bei der Begrüßung um den Hals gefallen war. Sie war ihnen seit der Hütte gefolgt. Sie stand abseits im dunkel und beobachtete sie. Ein MinibusTaxi brauste heran und Brenda Pfiff laut und winkte ihm zu, so das er anhielt. Kieran und Rouven stiegen in das Taxi. „Passt auf euch auf“ „Das werden wir schon, mach dir da mal keine Sorgen“ antwortete Kieran keck und schloß die Tür. Brenda sah dem Taxi nach bis es im dunkel der Nacht verschwunden war. Kieran und Rouven waren die einzigen Fahrgäste und das aus dem Radio erklang Nomakanjani von Ma Brr. „Wo wollt ihr hin?“ wollte der Fahrer wissen. „Steinbockstraat 35“, sagte Kieran und überlegte sie sich ins Haus schleichen sollten um einer Befragung durch Tanta Mae und Belinda zu entgehen. „Das ist echt kein Ort für jemanden wie euch, sagte der Fahrer, diese Sudanesen sind ein gefährliches Pack.“ Kieran schwieg, doch Rouven stimmte ihm Kopfnickend zu. Das Taxi fuhr durch die nächtliche Stadt als das Handy des Fahrers plötzlich klingelte. Nach einem kurzen Gespräch sagte er „Wir müssen einen kurzen Umweg machen. Dann kann ich euch nach Hause bringen.“ Und bog auf den Highway ab. Rouven schluckte, er hatte sich schon darauf gefreut schnellstmöglich im Bett zu liegen und zu schlafen um den ganzen Tag, vergessen zu können. Kieran schaute den Fahrer nur kurz an und murmelte „Schön, das ist jetzt auch egal.“ Rouven schaute aus dem Fenster und während Penny Penny im Radio davon sang wie froh er war das er jetzt mit den Weißen auf einer Stufe stehen konnte, wurde die Bebauung draußen neben dem Highway immer geringer, bis schließlich die nächtliche Steppe an ihnen vorbeizog. Rouven beugte sich zu Kieran hinüber und flüsterte in sein Ohr, „Mir gefällt das nicht. Wo fahren wir hin?“ Kieran zuckte mit den Schultern. Nach einer halben Stunde bremse das Taxi auf dem sandigen Seitenstreifen des Highways der sich außerhalb der stadt in eine zweispurige Piste verwandelt hatte und der Fahrer schaltete das Licht aus. „Es geht gleich weiter, lachte er als er in die besorgten Gesichter der beiden sah, ich muss nur etwas abholen.“ Er öffnete die Tür, stieg aus und schlug die Tür hinter sich zu. Das Radio spielte den beten BoerRock Hitmix und Rouven in Rouven stieg wieder Panik auf. Kieran bemühte sich ruhig zu bleiben obwohl auch in ihm langsam unbehagen aufkeimte. „Was machen wir hier“, fragte Rouven ängstlich. Kieran sah ihn an und erwiderte, „Keine Ahunung? Ich glaube wir sitzen in einem Taxi“ „Ha ha, sehr witzig du Schwachkopf“ zischte Rouven und versuchte durch die Scheiben in der Dunkelheit der Nacht irgendetwas zu erkennen. Plötzlich tauchte im dunkel ein Lichtkegel auf und ein paar Scheinwerfer hielt direkt auf sie zu. Der Fahrer öffnete die Tür einen Spalt und sagte, „Geht in Deckung, es ist besser wenn keiner sieht das ihr hier seid.“ Kieran und Rouven stutzten und verkrochen sich zwischen den beiden hinteren Sitzreihen auf dem Boden. Draußen hielt ein Auto mit auf dem Sand blockierenden Rädern und zei Türen wurden zugeschlagen. Sie hörten zwei Männerstimmen. Einer davon klang ziemlich aufgebracht und die andere schien sich zu entschuldigen. Die entschuldigende Stimme gehörte eindeutig ihrem Fahrer. Kieran und Rouven versuchten sich immer mehr unter die Sitzbank zu zwängen. Auch Kierans Angst wuchs ins unermessliche. Wenige Sekunden später stieg der Fahrer wieder ins Taxi und fluchte etwas in der Sprache der Einheimischen, startete den Motor und gab Gas. Kieran und Rouven kauerten weiter zwischen den Sitzen und versuchten sich möglichst unsichtbar zu machen. Nachdem das Taxi einige Minuten gefahren war wagte sich Kieran aus seiner Deckung. „Wo fahren wir hin?“ fragte Kieran plötzlich und der Fahrer verriß erschrocken das Steuer. „Verdammt“ entfuhr es ihm und er drehte sich nach hinten um. „Ihr, schrie er , Scheiße!“ Die beiden Jungs wurden heftig durchgeschüttelt als der Wagen über den holprigen Seitenstreifen fuhr. „Bleibt unten, wir müssen noch einen kleinen Umweg machen“, sagte er wütend. „Verdammte Scheiße Kieran, wo fahren wir hin?“ schrie Rouven aufgeregt. „Haltet die Klappe und bleibt wo ihr seid“ fauchte der Fahrer ärgerlich. „Wo zum Teufel fahren wir hin?“ flüsterte Rouven. „Keine Ahnung. Woher zur Hölle soll ich das Wissen?“ „Ich will nach Hause“ „Da kommen wir auch noch hin, flüsterte Kieran zurück, nur nen kleiner Umweg hat er gesagt.“ „Kleiner Umweg. Pah. Ich hab keinen Bock auf nen kleinen Umweg. Seit ich mit dir Unterwegs bin läuft alles Scheiße. Ich hab da keinen Bock mehr drauf ich will hier raus.“ „Dann steig doch aus. Vielleicht hält er ja für dich an“. Rouven fasst sich ein Herz, kam aus seiner Deckung und lugte über die vorderen Sitze, nur um sehr schnell wieder in der Versenkung zu verschwinden. „Wir folgen nem Wagen. Ich glaub dem der vorhin neben uns angehalten hat.“ Nach einer halben Stunde bog das Taxi von der Straße ab und holperte über eine der unzähligen Pisten durch die Savanne. Als der Wagen mitten in der Wildnis stoppte stieg der Fahrer aus, stieg in den anderen Wagen dieser gab Gas. Kieran, der mit dem zuschlagen der Tür aus seiner Deckung gekommen war, konnte nur noch die Rücklichter sehen, die in einer riesigen Staubwolke in der Nacht verschwanden. Rouven der immernoch zwischen den Sitzen kauerte fragte aufgeregt, „Was ist los?“. Kieran überlegte und schwieg. Rouven kam langsam heraus und starrte in die Richtung in welche Kieran aus dem Fenster sah. „Er ist weg, oder?“ „Hm hm“ „Na toll und was machen wir jetzt? Wo sind wir überhaupt?“ „Am Arsch sind wir“, antwortete Kieran trocken und kletterte auf den Fahrersitz. „Was hast du vor?“ „Ich will nach Hause!“ Kieran tastete nach dem Zündschlüssel und stellte zu seiner Erleichtung fest, das der Fahrer ihn steckengelassen hatte. „Nach Hause fahren, oder wolltest du hier warten bis er wiederkommt?“ „Fahren? Du? Nach Hause?“ Kieran startete den Wagen. Sein Vater hatte ihn ja schon mal sein Auto fahren lassen. Das konnte mit nem Minibus auch nicht schwieriger sein. „Ja, hast du ne bessere Idee?“ Kieran trat die Kupplung, legte einen Gang ein und gab Gas. Der Wagen beschleunigte aprubt mit durchdrehenden Rädern. Rouven fiel nach hinten und landete auf den Sitzen der 2. Reihe. „Verdammt pass doch auf!“, schrie er. Verdammt, wie hatte sein Vater immer gesagt. Lass die Kupplung langsam kommen. Im ersten Gang mit heulendem Motor fuhren sie auf der Piste. „Wir müssen umdrehen“, sagte Kieran, wir sind aus der anderen Richtung gekommen.“ „Ja ja, mach ich ja gleich“ „Nicht gleich, Jetzt!“ Kieran drehte das Lenkrad und der Wagen driftete hoppelnd durch das Unterholz bis Kieran ihn wieder auf die Piste lenkte und den heulenden Motor erlöste in dem er in den zweiten und dann in den dritten Gang schaltete.“Das hätte ins Auge gehen können“, sagte Rouven. „Hätte hätte! Ist es aber nicht“ „Wohin fahren wir jetzt?“ „Zurück auf den Highway“ Rouven schaute ihn Kopfschüttelnd an und kletterte auf den Beifahrersitz. „Bist du sicher das es hier zum Highway geht?“ „Naja, aus dieser Richtung sind wir ja gekommen. Muss wohl auch in diese Richtung wieder zurück gehen, schnautzte Kieran. Nachdem die beiden eine Weile gefahren waren, wurde die Piste immer schmaler und verlor sich schließlich in der Steppe. „Mist“, fluchte Kieran und stoppte den Wagen, hier gehts nicht weiter.“ „Na toll, und jetzt?“ „Und jetzt und jetzt, stell doch nicht immer nur blöde Fragen.“ „Was sollte ich denn sonst tun, grinste Rouven, du bist doch der Fahrer“. Kieran schaute ihn verärgert an, legte den ersten Gang ein und versuchte das mehr oder weniger Elegante Wendemanöver von vorhin zu wiederholen. Der Wagen holperte erneut durchs Unterholz als auf einmal der Stamm eines riesigen Baobab im Lichkegel der Scheinwerfer erschien. Kieran versuchte das Steuer herumzureißen und Rouven wurde unsanft gegen die Tür geschleudert. Der Wagen streifte den Stamm des mächtigen Baumes, tauchte ab, hob ab und krachend brach die Vorderrad aufhängung und der Wagen stoppte so aprubt das die beiden fast durch die Frontscheibe geflogen wären. „Aaaaaargh, verdammt Scheiße, rief Kieran, was war das?“ Rouven war mit dem Kopf hart gegen die Windschutzscheibe geflogen und murmelte benommen etwas für kieran unverständliches. Kieran wischte sich über sein Gesicht und bemerkte das er aus der Nase blutete. Rouven hielt sich seine Nase und grummelte, „Du bist schon mal Autogefahren? Na toll, hast du das auch zu Schrott gefahren?“. Kieran reagierte gar nicht darauf und stieg aus um sich ein Bild vom Schaden zu machen. Das linke Vorderrad hatte sich mit dem Kotflügel untennbar vereint und stand dabei acuh noch schief ab. Wütend trat Kieran wie ein besessner gegen den Wagen. „Scheiße scheiße scheiße!! Verdammte Karre! Mist verfluchter! Aaaaargh!“ Ihm stiegen vor Wut die Tränen in die Augen. Rouven lehnte sich rüber und steckte den Kopf aus der Tür. „Is was kaputt?“ „IS WAS KAPUTT??? IS WAS KAPUTTT??? Was glaubst du denn?? Verdammte Scheiße!“ Kieran begann zu weinen. Er konnte seine Tränen der Wut nicht mehr länger zurückhalten. Er hatte sich das alles so einfach vorgestellt. Losfahren, cool sein und zuhause ankommen. Und jetzt? Der Wagen war Schrott, er hätte sich beinahe Umgebracht. Nein, dieser verkackte Baum hätte ihn beinahe Umgebracht. Dieser scheiß Baum. Kieran setzte sich hin und schlug mit den Fäusten auf den Boden. Rouven schob sich auf den Fahrersitz und stieg aus. Die Nacht war kühl und über ihnen leuchteten Millionen von Sternen. Grillen und Frösche veranstalteten ihr nächtliches Konzert und Hyänen und andere Tiere hätten ihr Soloauftritte. Nachts war die Savanne lebendig. Alle Tiere die am tage träge im Schatten der Bäume auf die Dämmerung warteten waren jetzt auf den Beinen um die kühle der Nacht dazu zu nutzen ihren Hunger zu stillen. „Warum?, schluchzte Kieran, warum, warum, warum“, und shlug weiter mit den Fäusten auf den Boden. Rouven konnte ganz deulich ein pulsierendes und rhythmisches Hämmern in seinen Fingern spüren. Nachdenklich betrachtete er seine Hände. War es das wofür er es hielt? Langsam ging er zu Kieran, der immernoch auf dem Boden saß und weinte. Rouven setzte sich neben ihn und schaute in die dunkle Nacht. Er sah nach oben und dachte was für ein wundervoller Himmel. Noch nie hatte er sich bewusst die Zeit genommen in den Himmel zu schauen. Er rückte ein wenig näher heran bis sich ihre Schultern berührten. Rouven wusste nicht was er sagen sollte. Kieran legte seinen Kopf auf seinen Schoß und weinte sich die Augen aus. Schweigend fuhr Rouven durch sein Haar. Er empfand tiefes Mitleid das ihm die Kehle zuschnürte und auch ihm stiegen die Tränen in die Augen. Er beugte sich über Kieran und flüsterte „He, alles in Ordnung. Wir leben“. Kieran schniefte, „Ja toll. Und jetzt? Der Wagen ist Schrott und wir hocken hier mitten in der Pampa“ Einige Minuten saßen die beiden dort bis Rouven vorschlug, „Wir warten bis morgen und dann machen wir uns auf den Rückweg. Wir werden schon nen Weg finden der zum Highway führt.“ Kieran nickte und wischte sich die Tränen aus den Augen. In der ferne brüllte ein Löwe und das getrampel von Hufen mischte sich in die nächtliche Symphonie. „Wenn die Sonne aufgegangen ist machen wir uns auf den Heimweg“, sagte Kieran leise und schob Rouven von sich weg. „Sobald es Hell wird.“ Das Hufgetrampel kam näher und wurde lauter. „Wir pennen im Wagen“, schlug Rouven trotz der Mischung aus Mitleid und Nähe auch wieder seine Angst zu fühlen begann. Die beiden klettreten wieder in den Minibus und schlossen die Tür. „Ich hab Angst“, sagte Rouven in der Hoffnung das Kieran seine Angst teilte. Trotz seiner ebenfalls wachsenden Furcht sagte dieser nur, „Angsthase. Lass uns schlafen“ und krabbelte auf die zweite Sitzreihe und versuchte es sich bequem zu machen. Rouven stieg über ihn hinweg und versuchte auf der dritten Sitzbank eine angenehme Schlafposition zu finden. Am liebsten wäre er bei Kieran gelegen. Er wollte die Nähe eines anderen Menschen spüren und sich nicht mehr einsam fühlen, denn seit er den grandiosen Sternenhimmel betrachtet hatte fühlte er sich kleiner und unbedeutender als er es vorher schon empfand. „Nacht“, sagte Kieran. „Nacht“, erwiederte Rouven und lauschte den Geräuschen der Nacht.
„Belinda, könntest du die Jungs wecken?“ sagte Tante Mae während sie die zweite Pfanne mit Pancakes auf den Herd setzte. Belinda ging nach oben und öffnete die Zimmertür. Das Bett war leer und unberührt, sie schaute im Zimmer herum und ging wieder nach zurück in die Küche. „Sei sind nicht in ihrem Zimmer Mae“ „Was soll das heißen?“, wollte sie wissen und nahm die Pfanne vom herd. „Sie sind nicht oben“. „Vielleicht sind sie schon früher aufgestanden und rausgegangen?, lächelte Mae, wäre ja nicht das erste mal das Kieran sich schon vor dem Frühstück in der Gegend rumtreibt. „Sie waren gar nicht im Bett Mae“ erwiederte Belinda. Mae sah sie erstaunt an. „Sie waren gestern Nacht nicht zuhause?“ „Nein, sieht nicht danach aus“ „Hmm, das ist komisch. Aber auch das wäre nicht das erste mal das der Schlingel woanders schläft ohne Bescheid zu sagen. Ich werd nach dem Essen mal Ruth anrufen, vielleicht haben die beiden bei Tommy geschlafen.“ Mae setzte sich an den Frühstückstisch und tat Belsinda und sich selbst Pancakes auf. „Dann bleibt mehr für uns“, zwinkerte sie Belinda zu, die sich auf ihren Stuhl setzte und sich erstmal einen Kaffe eingoß.
Die Sonne stand bereits hoch am Himmel als Rouven die Augen aufschlug. Ihm war als hätte er in der Nacht kein Auge zugetan. Oft schreckte er hoch weil er irgendwelche für ihn undefinierbaren Geräusche in der Nähe des Wagens hörte, ein Kratzen, ein Schaben oder einfach nur weil es zu still war. „Kieran?, fragte er vorichtig, bist du wach?“ Keine Reaktion. Er schaute vorsichtig über die Lehne und sah das er tief und fest schlief. Er fasste ihm an die Schulter und rüttelte vorsichtig. „Hmmmmmmmm, was denn?“, nuschelte er. „Wach auf. Wir müssen los“ Kieran streckte sich und sein T-Shirt entblößte seinen Bauch. Er wischte sich den getrockneten Speichel aus seinem Mundwinkel und blinzelte Rouven verschlafen an. „Schön, dann lass uns gehen“ Die beiden stiegen aus dem Minbus und sahen sich um. Um sie herum war nicht als Grasland und die Sonne begann bereits alles aufzuheizen und die letzten nächtlichen Gesangstalente in ihre schattigen Schlafplätze zu treiben. „Wohin sollen wir?“ wollte Rouven wissen. „Keine Ahnung. Lass uns einfach losgehen.“ Rouven war von dieser Aussage wenig begeistert. Wie sollten sie irgenwo ankommen, wenn sie einfach irgendwo hingingen. Alles um sie herum sah gleich aus. Hohes trockenes Gras und einige wenige majestätische Baobabs. Kieran ging los und Rouven folgte ihm ohne ein weiteres Wort zu verlieren.
„Langsam mache ich mir wirklich Sorge n“ sagte Tante Mae als sie den Hörer auf die Gabel legte. „Bei Ruth ist er nicht gewesen. Er war schon die ganzen Ferien nicht bei Tommy“ Belinda schaute sie an und legte ihren Staubedel beiseite, „Wo kann er sein?“ „Ich habe keine Ahnung. Es ist schon halb zwölf“ „Vielleicht taucht er ja bald auf, versuchte Belinda sie zu beruhigen, gleich kommen die Nachrichten. Ich habe heute morgen im radio gehört das es neuigkeiten aus den Minen gibt.“ Tante Mae ging ins Wohnzimmer und stellte den Fernseher an. Nach einigen Werbespots für nutzlose Dinge, die man einmal benutzt und die dann in Schränken verschwinden begannen die Midday News. Die adrett gekleidete Nachrichtensprecherin kam gleich am beginn der Sendung auf den Fund in den Minen zu sprechen. „Wie wir bereits gestern berichtet haben, wurden bei Probebohrungen in einer Mine im Distrikt Kimberley , vorzeitliche Ruinen freigelegt. Die Wissenschaftler der Cape University stehen vor einem Rätsel. Bislang wurde nicht davon ausgegangen das in diesem Teil unseres Landes hochentwickelte Völker lebten. Bei den Grabungen stieß man neben der weitreichende Anlage, von der erst ein geringer Teil freigelegt wurde, eine tönerne Glocke geborgen die zu weitern Untersuchungen in das Garborone Institute verbracht worden ist. Wir werden sie weiterhin über die Entwicklung und den nb Fund auf dem laufenden halten.“ Tante Mae schaltete den Fernseher aus und seufzte. Sie dachte an Rouvens Vater. Wahrscheinlich war er dort vor Ort und sehr beschäftigt. Nachdem sie gestern Abend das Minenbüro erreicht hatte konnte man ihr keine Auskunft über Johns verbleib geben.
Die Sonne stand fast an ihrem Zenit und es wurde unwahrscheinlich heiß in der Savanne. Rouven zog sein Hemd auf und wickelte es sich um seinen Kopf. Die beiden waren nun schon Kilometerweit gelaufen und die Landschaft um sie herum hatte sich nicht wesentlich verändert. Noch immer waren sie nicht auf einen Pfad gestoßen, eine Piste, geschweige denn auf irgendein Anzeichen menschlichen Lebens. „Wir haben uns verlaufen“, sagte Rouven und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Kieran trottet weiter und erwiederte, „Was du nicht sagst, Schlaumeier“ „Wenn du der Schlaumeier wärst würden wir hier nicht durch die Pampa laufen müssen“ „Halt doch einfach deine Klappe“ „Ändert nichts an der Tatsache das wir keine Ahnung haben wo wir sind.“ Bei jedem Schritt starrte Rouven auf seine Füße, immer darauf bedacht nicht auf irgendetwas zu treten von dem eine Gefahr für ihn ausgeht. Vor Schlangen hatte er sich schon als kleines Kind gefürchtet. Und vor denen wimmelte es hier bestimmt. Rouven hielt inne „Psst, hörst du das?“ „Was soll ich hören?“ „Hör doch mal.“ Kieran strengte sich an, konnte aber kein Geräusch ausmachen das bedrohlich klang. Rouven schaute sich unsicher um. „Da war was“ „Schön. Ich hör nix“ antwortete Kieran und ging weiter. Rouven wartete noch einen Moment und folgte ihm. Die beiden gingen weiter und Kieran hoffte inständig das sie bald ein Zeichen von Zivilsation entdecken würden. Doch außer ihnen schien es hier nur Gras und Sand zu geben. „Ich habe Durst“, sagte Rouven, blieb stehen und ließ sich auf den Hintern fallen. „Komm weiter“. „Ich brauche was zu trinken, ich bin am verdursten.“ Kieran blieb stehen und drehte sich um. „Komm weiter Mann. Hier gibts nichts“ Rouven schaute ihn an und fing an mit seinen Händen, unter dem kleinen Busch neben dem er saß, in der Erde graben. „Was machst du?“ „Ich hab mal gehört das man so Wasser finden kann“ „Wo hast du das denn gehört, in der Sesamstraße?“ witzelte Kieran, der wusste das er Recht hatte. In einem Sommercamp zeigte ein Ranger ihm einmal wie man in der Wildnis Wasser finden konnte. Er hatte das längst vergessen gehabt, doch jetzt fiel es ihm wieder ein und er half Rouven beim graben. „Warum gräbst du?“, sah Rouven ihn an. „Ich hab die Folge auch gesehen erinnere ich mich“ Er wollte nicht zugeben das Rouven eine brilliante Idee hatte und tat so als als würde er ihm nur helfen weil er ja vielleicht recht haben könnte und nicht weil er wusste das er das richtige tut. Kiran lief der Schweiß in strömen, doch je tiefer sie gruben desto mehr schwand seine gerade aufgeflammt Hoffnung. Die Erde wurde fester, doch so richtig feucht war sie nicht, fand er. Rouven hörte auf zu graben. „Fuck, hier ist nichts. Kein Wasser“ Kieran stoppte ebenfalls. „Sieht wohl so aus. Dann lass uns weiter gehen“ Und die beiden setzten ihren Fußmarsch fort.
Tante Maes Besorgnis wuchs. Es war bereits nachmittag und kein Zeichen von den beiden. Nervös lief sie in der Küche auf und ab. „Setz dich doch hin Mae, forderte Belinda sie auf, du machst mich auch ganz nervös“ „Ich mache mir ernste Sorgen.
Die schwüle Hitze im Schacht war kaum auszuhalten. Geoffrey Mutambo stockte der Atem. Noch nie hatte er unter solchen extremen Bedingungen arbeiten müssen. Hier im Minenschacht herrschten bestimmt über 40 grad schätzte er. „Hier vorn Mister Mutambo“ sagte einer der Minenarbeiter, der ihn zur Fundstelle begleitet hatte. Geoffrey staunte nicht schlecht als er nach dem bloßen Erdboden der sie bisher umgeben hatte plötzlich vor einer Steinmauer stand. Mitarbeiter der archeologischen Fakultät, zu welcher er auch gehörte hatten in den Vergangen zwei Tagen bereits einen Durchgang durch die Steinmauer freigelegt. Zu deren Verwunderung und auch zu Geoffreys großer Überraschung war der Innenbereich hinter dem Durchgang nicht von Erde gefüllt sondern frei begehbar. Mit seiner Taschenlampe leuchtete er die Wände ab und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wer hatte diese Mauern gebaut. Wann sie gebaut wurden war, seine Aufgabe herauszufinden. Er vermutete das es sich um Lehmziegel handelt und betastete sie erfürchtig. Sie waren rauh und uneben und enthielten seltsame kristalline Einschlüsse. „Kommen sie Mister Mutambo, dort vorn befindet sich die Glocke von der ich ihnen erzählt habe“. Nunja, der Minenarbeiter war nicht der einzige der ihm bisher von dieser Glocke erzählt hatte. Immerhin ist er ja in diese Unterirdische Sauna gekommen um sich genau diese Glocke anzusehen. Durch einen weitern Durchgang kamen sie in einen Raum der hell von gut einem dutzend Arbeitsscheinwerfer ausgeleuchtet war. „Dr. Mutambo, begrüßte ihn Allan, der Forschungsleiter, schön das sie den Weg zu uns gefunden haben.“ Geoffrey gab ihm die Hand. „Wir stehen vor einem Rätsel“ „Vor etwas unglaublichem wenn sie mich fragen“ „Ja, einem unglaublichen Rätsel, lachte Allan, ich hätte nie im Leben daran geglaubt das wir in unserem Land einmal etwas finden würden das auf eine längst vergangene Hochkultur hindeutet. Das wirft sämtliche Erkenntnisse die wir über die Besiedelung unseres Kontinentes haben über den Haufen. Was halten sie davon?“ Geoffrey war sprachlos. „Nun ja, kommen sie erstmal und verschaffen sie sich einen Überblick.“ Allan verschwand mit einem seiner Assistenten in einem Nebenraum. Es war unheimlich. Dieser Ort flösste Geoffrey Angst und Respekt ein. Er konnte nicht genau sagen woran das lag, aber so etwas hatte er noch nie gesehen, noch nie davon gehört und sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können das es einen Ort wie diesen hier geben könnte. Er ging näher an die Glocke heran, die in einem Holzgestell aus großen Balken hing die in der Erde befestigt waren. Er entdeckte keinerlei Schrauben oder Keile die das Gestell hielten. Es war als würde es sich selber tragen, was ihm bei genauerem hinsehen als eigentlich unmöglich erschien, so wie die Balken angeordnet waren. Er bestastete die Glocke und stellte zu seiner weitern verwunderung fest das sie kalt war. Die Raumtemperatur beträgt nach seiner Einschätzung über 40 Grad und die Luftfeuchtigkeit lag bestimmt bei mindestens 80%. Die Glocke jedoch war kalt und fühlte sich trocken an. Unter der Glocke befand sich ein kleines Loch das auf einen kleinen engen Schacht hindeutete. Geoffrey kroch unter die Glocke die ihm gerade einmal ein paar Zentimeter Raum zwischen sich und dem Boden des Raumes ließ und veruchte etwas zu erkennen. Er steckte vorsichtig seine Hand in das Loch, konnte aber keinen Boden ertsaten was ihn in seiner Vermutung bestätigte. Er griff in seine Hosentasche und holte eine 5 Thebe Münze heraus und ließ si in das Loch fallen. Nichts geschah. Keinerlei Geräusch ertönte. Es war als hätte das Loch die Münze einfach verschluckt. Geoffrey stand auf und ging um die Glocke herum. Auf der anderen Seite an einer der Wände entdeckte er seltsame Zeichen die ihn an keine der bekannten Schriftsprachen erinnerten. Selbst die Wandmalereien der San waren da aufschlußreicher dachte er. Er betrachtete sie eindringlich, doch sie sagten ihm nichts. „Was meinen sie Dr. Mutambo? Wie alt schätzen sie ist das was wir hier sehen?, fragte Allan der zurück war und hinter ihm Stand. „Ich wage nicht einmal eine ungenaue Schätzung abzugeben, murmelte er, diesen Ort und diese Mauern dürfte es eigentlich gar nicht geben. Sie sind mit nichts vergleichbar das ich kenne.“ „Ich denke nach den ersten Untersuchungsergebnissen werden wir mehr Wissen“ „Untersuchungsergebnisse?“ „Ja, ich habe bereits Proben an das Institut gesand, zur Altersbestimmung. Kommen sie nach neben an, ich möchte ihnen dort noch etwas zeigen. Wenn sie glauben, das hier ist ein Rätsel, dann schauen sie was wir dort gefunden haben“ Geoffrey folgte Allan in den Nebenraum. „Hier nehmen sie eine Taschenlampe. Es ist ziemlich dunkel da drin. Wir sind noch nicht dazu gekommen dort Scheinwerfer aufzustellen“ Geoffrey schaltete die Taschenlampe ein, die ein Forschungsassistent ihm reicht und folgte Allan. „Hier, sehen sie“, sagte Allan und deutete auf den Lichtkegel seiner Taschenlampe. Im Licht der Lampe konnte Geoffrey soetwas wie ein Fenster erkennen. Es hatte einen Rahmen und ein Fensterkreuz, doch eine Wand aus Erde verhinderte den Blick hindurch. „Das muss einmal eine Außenmauer gewesen sein, sagte Allan, Das bedeutet das dieser Ort nicht immer unter der erde lag. Geoffrey ging näher heran und betastete die Erde hinter dem Fensterkreuz. „Unglaublich“ „Ja, das ist es. Unglaublich. Wenn ich es nicht mit eigenen Augen sehen würde dann würde ich auch glauben das mich jemand veralbern will, wenn er mir das erzählen würde. Auch die Erde fühlte sich kalt und trocken an, genau wie die große tönerne Glocke die im Nebenraum hing. „Was war das für ein Ort?“ „Nun ja, ich schätze mal das es zumindest keine Kirche war. Die Europäer kamen erst als das Land so war wie es jetzt ist. Missionar haben diesen Ort also nicht errichtet. Wir vermuten bis jetzt das es sich um so etwas wie eine Tempelanlage handeln könnte“ „Eine Tempelanlage?“ „Ja, aber mit Sicherheit können wir das natürlich auch noch nicht sagen“ Ein Tempel, dachte Geoffrey, wem oder was wurde hier denn gehuldigt? Nach allem was sie über das Land wussten hatten hier sein ewigkeiten Jäger und Sammler gelebt die die Savanne duchstreift haben. Hier war die Wiege der Menschheit, hatte wir immer gedacht und jetzt stellte dieser Fund alles auf den Kopf. Als Geoffrey auf das Fenster starrte erschrak er plötzlich. „Was ist Dr. Mugambo?“ fragte Allan. Doch dieser erwiderte nur „Nichts“.

Obwohl sich die Sonne langsam dem Horizont zuneigte schien es für Rouven das es immer heißer und heißer werden würde. Seine Füße taten weh, von seinen Beinen ganz zu schweigen. Er war schweißgebadet und fühlte sich Elend. „Lass uns eine Pause machen. Ich muss mich mal hinsetzten.“ Kieran der ebenfalls am verdursten war und ebenso schweißnass, deutete auf eine kleine Gruppe Bäume in wenigen metern Entfernung und hielt darauf zu. Als die beiden den Schatten der Bäume erreichten, setzten sie sich hin atmeten durch. „Diese Hitze ist echt nicht zum aushalten, sagte Kieran, wie gut das wir nicht hier draußen Leben müssen“ Rouven schaute ihn an. „Ich lebe jetzt schon den ganzen Tag hier draußen und es kotzt mich an. Kein Wasser, kein Schatten und keine Menschenseele weit und breit“. Kieran wischte sich mit seinem Hemd den Schweiß von seinem Körper, legte es auf den Boden und legte sich darauf. Dies verschaffte ihm wenigstens ein bisschen Abkühlung. „Hättest du den wagen nicht geschrottet, wären wir schon längst zu Hause“, sagte Rouven und legte sich ebenfalls in den Schatten. Kieran blinzelte in den Himmel und betrachtete die Blätter die sich träge im heißen Savannenwind bewegten. „Knnte ich ahnen das da plötzlich ein Baum auftaucht. Wie aus dem nichts“ „Du hättest wenigstns vorsichtiger sein können, dann müssten wir uns nicht zu Fuß durchschlagen.“ „Jammer nich rum du Lusche. Hätte schlimmer sein können“ Rouven überlegte was denn noch schlimmer sein könnte als eine weitere Nacht hier draußen. Ein Nacht in der sie nicht im sicheren Minibus schlafen konnten. Eine Nacht in der sie den Tieren und was weiß ich noch alles ausgeliefert waren. „Schlimmer?, murmelte er, Schlimmer geht gar nicht.“ „Wir sollten die Nacht über hier bleiben, schlug Rouven vor, hier können wir wenigstens auf die Bäume fliehen wenn uns irgendwas angreift“ „Hier?“ „Ja, hier, sagte Rouven nachdrücklich, denn nach dieser Pause würden die schmerzen in seinen Beinen wahrscheinlich unerträglich werden wenn sie weiter gingen. Es war sowieso schon nicht mehr seinem willen unterworfen. Die letzten Kilometer liefen sie zwar von alleine, doch sie zu überreden weiterzulaufen war jetzt schlicht und ergreifend unmöglich. Kieran erhob sich und schaute sich um. Vier große Bäume und einige Büsche. Er hatte recht, wenn irgendetwas in der Nacht sein sollte wären sie hier wohl am besten dran. „Hast du Streichhölzer?“ „Hä?“ „Ob du Streichhölzer hast damit wir ein Feuer machen können?“ „Seh ich aus wie nen Supermarkt, erwiederte Kieran, hast du selber keine?“ „Wenn wir keine haben dann können wir uns kein Feuer machen.“ „Dann haben wir eben kein Feuer. Allein der Gedanke an ein Feuer ließ ihn noch mehr schwitzen als er es eh schon tat. „Wir können Steine suchen mit denen wir ein Feuer machen können“, schlug Rouven vor begann zu suchen. „Super Idee, und danach graben wir uns nen See aus. Ach Halt, das hat ja vorhin schon nicht geklappt“, spöttelte Kieran und schaute weiter in den blassblauen Sommerhimmel. Rouven nahm verschiedene Steine in die Hand und warf sie wieder weg, bis er endlich zwei in der Hand hielt die für ihn wie Feuerstelne aussahen. „Hier ich hab welche gefunden“, strahlte er doch Kieran beachtete ihn nicht. Er schlug die Steine gegeneinander und zu seiner Überraschung, denn er hatte eher vermutet als wirklich mit sicherheit gewusst das es klappen würde, stellte er fest, das sie wirklich Funken schlugen. Rouven suchte nun trockene Blätter und riß einige trockene Grashalme ab. Er machte eine kleine Kuhle mit den Händen und schichtete alles fein säuberlich darin auf. Er begann die Steine dicht an seiner selbstgebauten Feuerstelle zusammen zu schlagen bis seine Hände schmerzten. Es funkte zwar wenn sich die Steine trafen, doch es gelang ihm nicht das der Funke letztendlich übersprang und die Blätter entzündete. Kieran hatte dem klacken von Rouvens Steinschägen mit geschlossenen Augen gelauscht und dachte sich, was fürn Idiot. Das klappt doch nur im fernsehen oder in irgendwelchen Geschichten die Leute erzählten. Er tastete nach einem Grashalm, riß ihn ab, steckte ihn sich in den Mund und kaute darauf herum. Trockenes Gras schmeckte wiederlich, dennoch floß jetzt mehr Speichel und Kieran war froh das er endlich ein mittel gefunden hatte das seine brennende Gier nach etwas zu trinken ein wenig ruhigstellte. Kieran stand auf und ging zu Rouven, der immernoch neben dem kleinen Haufen trockener Blätter saß und seine Steine gegeneinander schlug. „Lass mich mal“ sagte er und nahm ihm einen Stein aus der Hand. „Warum sollte es denn bei dir bitte klappen, eriderte Rouven und versuchte sich seinen Stein zurückzuholen. „Lass mal probieren Mann, mehr als auch nicht funktionieren kann es nicht.“ Widerwillig gab er ihm den zweiten Stein und Kieran hockte sich hin und begann sie gegeneinander zu schlagen. Rouven nahmein trockenes Blatt und hielt es dicht an die Steine. Als Kieran sie wieder gegeneinander schlug begann das Blatt von einem winzigen glühend roten Punkt sich in Asche zu verwandeln, langsam aber stetig. Rouven konnte es kaum glauben und Kieran traute seinen Augen ebenfalls kaum. Rasch hielt er das Blatt gegen andere trockene Blätter und mit einer dünnen kaum sichtbaren Rauchfahne breitete sich das Phänomen über die anderen Blätter aus. Kieran und Rouven staunte nichtschlecht als sie plötzlich eine winzig kleine Flamme sahen die aufbrannte. Schnell hielt Rouven sein flammendes Blatt unter die anderen auf dem Haufen und die Rauchfahne wurde stärker und kleine Flammen züngelten. „Schnell, mehr Blätter“, rief Kieran und Rouven stand auf um noch ein paar zu Sammeln. Kieran betrachtete die geburt des kleinen Feuers erfürchtig. Rouven warf noch ein paar Blätter hinein und entschied das es an der Zeit ist kleine Äste und Zweige zu sammeln um dem Feuer Nahrung zu geben. Ich habe ein Feuer gemacht dachte Kieran. Allein hätte der das doch nie geschafft. Hätte ich vorhin noch ein wenig weiter gegraben hätte ich bestimmt auch Wasser gefunden. Rouven hatte noch zwei große Äste gefunden die trocken waren und begann sie mit aller Kraft zu zerbrechen. Kieran stand auf und sagte, „Na wie habe ich das hingekriegt?“ „Du? Du hast gar nichts hingekriegt. Ich habe die Steine und die Blätter gesammelt“ „Und wer hat damit Feuer gemacht? Doch wohl ich“ Rouven dachte, was für ein Arschloch. Schließlich war es seine Idee und wenn er nicht darauf gekommen wäre hätten sie kein Feuer. „Das einzige was du gemacht hast war den Wagen zu schrotten“, sagte Rouven verärgert und legte die ertsen großen Aststücke auf das kleine Feuer. „Jaja, was auch immer Zwerg“. „Nenn mich nicht Zwerg.“ „Was denn, wer ist denn der kleiner von uns“, lachte Kieran. „Du hast auf alle Fälle nur ne große Fresse. Ich kann dies, ich kann das, ich habe schon dieses und jenes gemacht und was hast du heute getan? Nix!“ „Beruhig dich Blondie.“ „NENN MICH NICHT BLONDIE!“ schrie Rouven und setzte sich neben das Feuer und stocherte darin herum. Wie konnte dieses große Arschloch behaupten das er das Feuer entfacht hätte? Gar nichts hat er gemacht. War doch nur nen Zufall das es bei ihm geklappt hat. Hätte ich nicht das Blatt dahin gehalten hätte es sich auch nicht entzündet. Rouven fühlte sich ungerecht behandelt. Warum musste er immer anfangen ihn runterzumachen. Wer war er denn schon. Vielleicht hätte er ja lieber zuhause bleiben sollen nachdem sein Vater verschwunden war anstatt zu ihm zu gehen. Hatte er nicht gestern gesagt wir gehen auf unser Zimmer. Egal, wnn das vorbei ist werde ich meine Sachen packen und verschwinden. Der rote Feuerball am Himmel berührte nun sanft den Horizont und bald würde es dunkel werden. Eine lange Dämmerung gab es hier in der Nähe des Äquators nicht.
Dr. Geoffrey Mugambo war müde als er mit den letzten verschwindenden Sonnenstrahlen zuhause ankam. Er stieg aus seinem Auto und nahm die Tüten mit den Einkäufen, die ihn seine Frau hatte gebeten zu erledigen, verschloß sein Auto und ging ins Haus. Mrs. Mugambo begrüßte ihn mit einer Umarmung nahm ihm die Einkäufe ab und begann das Abendessen zuzubereiten. „Wie war dein Tag Schatz?“ Geoffrey ging in sein Büro und schaltete den Computer ein. „Gut, Liebes. Ruf mich wenn das Essen fertig ist. Geoffrey überlegte kurz. Es würde noch einen Moment dauern bis der Computer hochgefahren ist und entschloss sich, sich einen Bourbon einzugießen und kurz nach draußen auf die Terrasse zu gehen. Ihm spukte immernoch im Kopf herum was er glaubte gesehen zu haben, dort unten in der Mine als er sich das Fenster anschaute. Er hatte nicht gewagt Allan davon zu erzählen als er ihn fragte was los sei, denn er warsich selbst nicht sicher überhaupt etwas gesehen zu haben. Jetzt als er zur Ruhe kam dachte er darüber nach. Wahrscheinlich waren es nur die Hitze, die Feuchtigkeit und die Strapazen, dennoch blieben zweifel ob dort nicht doch diese kurze Reflexion gewesen ist, die er meinte gesehen zu haben. Aber wie konnte das möglich sein? Er stand vor einem weitern Rätsel zu dem was er dort unten gesehen hatte, der Glocke, dm Tempel oder was auch immer dieses Gebäude einmal gewesen ist. War dort für bruchteile einer Sekunde wirklich diese Reflexion eines Mannes zu sehen, oder hatte er sich das nur eingebildet? Dieser Mann mit dem langen Mantel der ihn kurz ansah. Einfach nur ansah. Wie eine Reflexion in einer Fensterscheibe. Aber dort war keine Scheibe. Dort war Erde, eine Felswand und sonst nichts. Allan hätte ihn ebstimmt für verrückt erklärt wenn er davon erzählt hätte, also stand er hier nun allein mit seinen Gedanken und zweifeln. „Schatz, das Essen ist fertig. Kommst du? Geoffry ging in die Küche, aß und verschwand wieder in seinem Büro. „Mach nicht zulange Schatz, du musst morgen wieder früh raus.“ Nachdem er sich unzählige Dokumente über verschollene Kulturen angesehen hatte, fielen ihm die Augen zu. Nichts in diesen Dokumenten hatte auch nur im entferntesten etwas mit dem gemein was er heute das erste mal gesehen hatte. Er zwang sich noch ein wenig seine Augen aufzuhalten und suchte weiter, ohne große Hoffnung etwas zu finden das diesem Tempel oder was auch immer es war ähnlich ist.
Die Nacht war hereingebrochen und als das nächtliche Savannenkonzert wieder begann wurden Kieran und Rouven zunehmend unruhiger. Ihr Feuer brannte hell und sie fütterten es ständig mit trockenem Holz. „Hörst du das, flüsterte Kieran, das ist ganz in der Nähe“ Eine Hyäne lachte in der Nacht und sie war verdammt nahe. „Ja, die ist bestimmt irgendwo in der Nähe“, schaute sich Rouven vorsichtig um. Es war kühl geworden nachdem die Sonne untergegangen war und während von vorn das Feuer sie wärmte, krochen von hinten die kälte der Nacht und die Angst heran und machten ihnen eine Gänsehaut. „Wir sollten oben auf dem Baum schlafen“ „Auf dem Baum? Sollen wir uns das Genick brechen wenn wir herunter Fallen?“ „Hier unten ist es nicht Sicher“, entgegnete Rouven und nahm den langen Stock, den er ins Feuer gehalten hatte und betrachtete seine glühende Spitze. „Ich schlaf da oben, du kannst ja machen was du willst.“ „Mach das, ich bleib hier am Feuer, das wird die wilden Tiere schon fernhalten“ „Wenn du meinst“ Rouven kletterte mit seinem Stock mit der glühenden Spitze auf die erste Astgabelung. „Hier ist Platz für zwei“, rief er und Kieran sagte nur, „Schön für dich, mach es dir gemütlich da oben“ Kieran legte sich neben das Feuer und schloß die Augen. Die wärme und der Geruch brenennden Holzes war angenehm und heimelich. Was sollte schon passieren? Wilde Tiere scheuten schließlich das Feuer und wenn doch eines auftauchen sollte würde er sich einfach tot stellen. Was in der Tierwelt funktionierte wird auch bei ihm klappen. Kieran schlief ein, schreckte jedoch bei jedem kleinen geräusch wieder hoch und lauschte im halbschlaf angestrengt dem Konzert. Rouven fand einfach keine möglichkeit dort obern in der Astgabel zu schlafen. Es war hart und unangenehm und die Rinde des Baumes ließ seine Glieder schmerzen. Was wäre wenn Kieran recht hätte? Was wäre wenn er einschlafen und runterfallen würde? Ein gefundenes Fressen für das Getier hier draußen, aber zumindest wäre es dann vorbei mit all seinen qualen. Nach einer Weile entschied sich Rouven auch am Feuer zu schlafen und kletterte herunter. Er ging zu den wärmenden Flammen und betrachtete Kieran der dort seelenruhig lag und zu schlafen schien. Er setzte sich an sein Fußende und nahm einen Stock und stocherte in den Flammen. Es war bereits zu dunkel um noch mehr Feuerholz zu holen. Er versuchte zu schlafen aber es gelang ihm nicht. Still und leise kroch er zu Kieran und legte sich hinter ihn. Zwar konnte er jetzt nicht merh die Wärme des Feuers in seinem Gesicht spüren, aber Kieran gab ihm ein Gefühl von Sicherheit wie es die Flammen nicht zu tun vermochten. Vorsichtig legte er seinen Arm über ihn, schloß die Augen und schlief ein.
Geoffrey wurde wach und schaute auf die kleine Uhr in der Taskleiste seines Computers, die 0 Uhr 23 zeigte. Er betrachtete müde und mit kleinen Augen die letzte Seite die er betrachtet hatte bevor der Schlaf ihn übermannt hatte. Mythen und Sagen stand oben im Browser. Er stand auf und entschied sich ins Bett zu gehen. Mrs. Mugambo schlief bereits tief und fest als er zu ihr ins Bett kroch und sie sanft küsste, bevor er sich umdrehte und seine Augen schloß. Er träumte, er träumte er würde in der Mine in diesem Raum mit dem unheimlichen Fenster stehen. Er war allein und befühlte das spröde Holz des Fensterkreuzes als er plötzlich wieder das Spiegelbild dieses Mannes in der nicht vorhandenen Scheibe sah, das ihn anschaute. Er fuhr herum und hinter ihm stand ein Mann mit einem langen Ledermantel, der in seine Tasche fasste, eine Schachtel Marlobozigaretten heraus nahm und sich eine in den Mundwinkel schob. „Hallo Geoffrey“, sagte der Mann und Geoffrey schaute wieder zu dem Fenster, durch das er plötzlich auf eine weite Ebene sah auf der hinter einem Feld mit grünem Gras und wogendem Raps ain Wald begann. „Ich..., stotterte er, was....“ Der Mann der sich zwischenzeitlich seine Zigarette angezündet hatte lächelte. „Du täumst...nicht, wir sind hier wo du vorhin schon gewesen bist. Nur zu einer anderen Zeit und nicht in den Minen“ „Ich verstehe nicht, begann Geoffrey, ich muss träumen.“ „Träume gibt es nicht“ sagte der Mann und berührte ihn an der Schulter. Geoffrey stand plötzlich auf dem Marktplatz einer kleinen Stadt die er noch nie zuvor gesehen hatte und zu seiner Überraschung war er vollkommen nackt, was die anderen Leute die dort waren nicht zu stören schien. „Ich bin zu dir gekommen, weil du etwas tun musst, fuhr der Mann fort, du musst dafür Sorgen das der Auserwählte zur Glocke gelangt und sie läuten kann.“ Geoffrey war perplex, dies war der realtistischte und verrückteste Traum den er je hatte. „Was für ein Auserwählter? Was für eine Glocke, ich verstehe nicht?“ Geoffrey war immerhin ein Wissenschaftler und er wusste, dass dies nicht real sein konnte. „Was für eine Glocke? Du kennst die Glocke du hast sie vorhin selbst gesehen“, grinste der Mann. „Die Glocke in der Mine?“ „Richtig die Glocke in der Mine“ „Wie soll die denn jemand läuten? Und wer soll sie läuten?“ „Der Auserwählte soll sie läuten“. „Und wer ist dieser Auserwählte? Wer bist du?“ „Ich bin Morutabana, ich bin nur ein Wanderer zwischen den Welten“ „Den Welten? Das verstehe ich nicht“ Morutabana schnippte seine Kippe weg und sah ihn eindringlich an. „Du musst nichts verstehen, du musst es einfach nur tun. Hilf dem Auserwählten zur Glocke zu gelangen und alles wird gut.“ Geoffrey war ratlos. Dieser Traum wurde immer verwirrender. „Die Glocke in dem Tempel?, rekaptulierte er, Soll jemand läuten? Und ich soll ihn dahin bringen?“ „Du hast es erfasst mein Bester, Wissenschaftler sind doch nicht so dumm wie ich immer vermutet habe. Nur es ist kein Tempel und es ist auch nicht irgendjemand. Es ist der AUSERWÄHLTE“ Morutabana berührte Geoffrey an der Hand und die beiden befanden sich wieder in dem Tempel. „Wir sind wieder hier im Tempel“, stellte Geoffrey fest. „Ich wäre auch lieber in nem Pornokino oder bei meiner Mutter zum Sonntagsessen, erwiederte Morutabana, aber hier muss es geschehen und es muss bald geschehen. Du wirst auf den Auserwählten aufmerksam werden. Du wirst sehen wer der Auserwählte ist. Sein Name ist Kieran. Und schon bald wird er die Glocke läuten, und fügte im Flüsterton hinzu, sonst sind wir alle ziemlich im Arsch“ Um Geoffrey herum wurde es schwarz und er fiel in einen tiefen Schlaf.
Es war schon mitten in der Nacht und die beiden Jungs waren nun schon seit gestern Spurlos verschollen. Tante Mae machte sich wirklich große Sorgen als sie dort auf ihrem Sofa saß und mit Belinda Karten spielte um sich abzulenken. „Wo stecken die beiden nur?, sagte Mae und ging zum Bücherregal. „Du willst doch nicht schon wieder in dein Märchenbuch schauen Mae? Ich bin gerade am Gewinnen, das kann ich fühlen.“ „Ich möchte nur etwas nachsehen, erwiederte Mae, wir spielen gleich weiter“ „Du holst doch nicht schon wieder dein Märchenbuch raus?“, fragte Belinda leicht genervt. Mae holte das alte Buch und schlug es auf. „Und was soll das bringen? Davon taucht Kieran nun auch nicht schneller auf. Wir sollten glich morgen früh die Polizei verständigen. Die werden die beiden schon finden. Mae blätterte durch das Buch bis sie an der gesuchten Stellen war. Leider fand sie nict das wa sie erhofft hatte zu findenb. In der Prophezeihung stand nichtdas der Auserwählte, also Kieran jederzeit von Unglücken verschont blieb wie sie es gehofft hatte. Es war von einer beschwerlichen Reise voller Gefahren die Rede, in einer anderen Welt als dieser. Mae schlug das Buch zu und grübelte. Was ist wenn er schon in dieser anderen Welt war. Und was würde diese andere Welt sein? Mae stand auf und holte sich ein Glas Brandy während Belinda immernoch mit den Trümpfen auf ihrer Hand am Tisch saß und darauf wartete endlich einmal beim Karten spielen zu gewinnen. Mae leerte das Glas mit einem Schluck und schüttelte sich. „So stark hatte ich den nicht in Erinnerung“ Belinda schmunzelte. Ich werde ins Bett gehen glaube ich. Ich werde versuchen zu schlafen und morgen früh gehen wir zur Polizei und geben eine Vermisstenanzeige auf. „Aber....“ „Wir können morgen weiter spielen. Du sollltest auch ins Bett gehen.
Es war noch dunkel aber das dunkle schwarz des nächtlichen Himmels begann am Horizont bereits heller zu werden. Das Feuer war schon seit Stunden verloschen und die Asche kalt, als Kieran langsam die Augen aufschlug. Er fühlte sich warm und wohl und irgendetwas pickste ihn in den Rücken. Er bemerkte das jemand hinter ihm lag und ihn festhielt. Es fühlte sich angenehm an und er drehte seinen Kopf, so das er Rouven sah, der ihn umarmte und friedlich schlummerte. Vorsichtig nahm er seine Arme von seinem Körper und stand auf. Es war kalt fand er und blickte in den Himmel in dem die Sterne immer mehr zu verblassen schienen. Wie spät mochte es wohl sein? Würden sie heute einen Weg zurück finden, einen Weg nach Hause? Er taste nach Rouvens Arm und legte ihn wieder über sich und hielt seine Hand fest. Er war der einzige Mensch der bei ihm war und so sehr er es auch nicht wollte, kein Mensch war ihm je näher gewesen als er und das nicht nur in diesem Augenblick.
Als Rouven die Augen öffnete stand die Sonne bereits hoch am Himmel. Es war Morgen und er lebte noch, kein wildes Tier hatte ihn in den Busch verschleppt und getötet und das war das wichtigste. Er flüsterte, „Kieran, bist du wach?, und zog langsam seinen Arm von ihm herunter, den dieser wie er bemerkte fest umklammert hielt. „Ja, schon längst. Wir sollten weiter gehen und zusehen das wir irgendjemanden oder irgendwas finden heute“. Die beiden standen auf und machten sich auf den Weg. „Ich hab keine Lust heute Nacht wieder auf dem Boden zu schlafen, mit nem Freak der mich die ganze Nacht umklammert wie sein Kuscheltier“, sagte Kieran. Rouven antwortete nicht darauf und dachte nur bei sich, wer hat denn hier Händchengehalten du Superheld. Mit jedem Schritt schien die Sonne heißer zu brennen und der Schweiß lief bereits wieder in stömen obwohl es vermutlich noch keine neun Uhr war. „Wenn wir nicht bald was zu trinken finden verdurste ich noch“, sagte Kieran. „Mein reden. Vielleicht stoplpern wir ja über ein Wasserloch“ Rouvens Durst war noch nicht so stark, er hatte in der Nacht, als Kieran schlief pinkeln müssen und hatte sich entschlossen seine Hände unter den Urinstrahl zu halten und etwas davon zu probieren. Vielleicht bildete er sich auch nur ein nicht sonderlich durstig zu sein, es könnte aber auch sein das sein nächtlicher Versuch der erfolgreichen Ekelüberwindung etwas damit zu tun hatte. Er dachte allerdings nicht im Traum daran Kieran davon zu erzählen, da dieser ihn wahrscheinlich endgültig zu einem kranken idioten verurteilen würde. Nach einer Weile meinte Kieran eine dünne, fast unsichtbare Rauchsäule in der flirrenden Mittagshitze zu erkennnen.
Tante Mae war bereits früh auf den Beinen. Sie hatte sich ein Taxi zur Polizeistation genommen und sprach nun mit Lt. Teanet und meldete die beiden Jungs vermisst. „Seit wann vermissen sie die beiden?“ „Seit vorgestern Abend“ „Haben sie bereits all Freunde angerufen bei denen sie sich aufhalten könnten?“ „JA, das hab ich gestern als erstes getan“. „Gibt es einen Grund warum die beiden hätten von zuhause abhauen wollen? Gab es irgendeinen Streit oder so etwas?“ „Nein, es gab keinen Streit. Sie haben vorgestern Morgen das Haus verlassen und sind seitdem spurlos verschwunden.“ Lt. Teanet blickte Tante Mae in die Augen. „Sind sie sich Ma’m das es keinen Streit gab. Die Jungs Angst hatten nach Hause zu kommen weil sie da wieder geschlagen werden?“ Tante Mae schaute verdutzt. Die Jungs Angst, vor ihr? Sie hatte Kieran noch nie in seinem Leben geschlagen. „Nein, wofür halten sie mich?“ „Ma’m, bitte bleiben sie zuhig, ich versuche hier nur meinen Job zu machen.“ Mae schwieg. „Haben die Jungs irgendetwas mitgenommen das darauf schließen ließe was sie hätten vorhaben können als sie das Haus verließen?“ Mae überlegte einen Moment. In der Polizeistation war es angenehm kühl. Die schmucklosen Wände und die spartanische Einrichtung waren von unglaublicher Nüchternheit geprägt. Am Schreibtisch neben ihr und Lt. Teanet wurde lauthals geschrien. Der weiße Polizist versuchte die beiden aufgebrachten Personen davor vergeblich zu beruhigen. Ein schwarzer Kollege stand hinter dem Mann der auf dem Stuhl davor saß und hielt ihn fest. Die Frau die ebenfalls vor dem Schreibtisch stand tobte und keifte. Nach dem was Mae verstand ging es darum das der Mann sie und ihre Hühner verhext haben soll. „Nun ja, als sie am Abend davor nach Hause gekommen sind haben sie nach Bier gerochen“ „Haben sie sie deshalb geschlagen?“ „NEIN, wofür halkten sie mich!, entfuhr es ihr. „Ma’m, ich habe sie beriets schon einmal aufgefordert ruhig zu bleiben. Zwingen sie mich nucht zu andern Maßnahmen zu greifen“ Mae wurde zornig, „Ich habe ihnen bereits versucht klatzumachen das es keinen Streit gegeben hat und ich die beiden auch nicht geschlagen oder sonstwie bestraft habe. Es gab keinerlei Ärger. Ich habe keinen der beiden jemals geschlagen sie sind die wichtigsten Menschn in meinem Leben.“ Lt. Teanet schaute über den Rand ihrer Brille. „In Ordnung Ma’m können sie mir eine Beschreibung der beiden geben?“ Mae beruhiete sich etwas. Sie war immernoch aufgewühlt von dem, was diese Person ihr zu unterstellen versuchte. Kieran und Rouven bedeuteten ihr schließlich alles. „Nun ja, begann sie, Kieran ist der Sohn meines Bruders aus Pasadena. Er verbringt seine Ferien bei mir. Sein vollständiger Name lautet Kieran Schuster, er ist fünfzehn Jahre alt. Als ich ihn das letzte mal geshen habe, sie schluchzte, trug er ein weißes Hemd mit roten und blauen Streifen, eine alte Jeans und seine alten Turnschuhe. Er hat dunkelbraune Haare die immer strubbelig aussehn. Rouven ist dreizehn, er heißt mit vollem Namen, van der Werf. Er hatte ein hellblaues T-Shirt an auf dem irgendwas draufstand, trug ebenfalls eine Jeans und Turnschuhe. Rouven ist blond und hat braune Augen. Er ist der Sohn eines Freundes der in den Minen arbeitet. John van der Werf. Er hat zwei grüpchen auf den Wangen.“ „Ist das alles Ma’m, oder fällt ihnen sonst noch etwas ein?“ „Ich glaube das war alles“ Lt. Teanet fing an ihren Bericht zu schreiben als Mae doch noch etwas einfiel. „Sie tragen Armbänder? „Verzeihung Ma’m?“ „Armbänder, beide tragen die gleichen Armbänder. Ich habe sie ihnen auf dem Markt gekauft. Nicht zusammen. Aber beiden das gleiche. Es ist eine bunte Kordel mit einer Holzperle daran und beide tragen es“ „Ma’m?, fragte die Polizistin wovon sprechen sie bitte?“ „Sie tragen beide das gleiche Armband. Mit einer Holzperle. Das ich ihnen einmal geschenkt habe.“ „In Ordnung ich werde mir das notieren“ Lt. Teanet notierte sich alles was Mae gesagt hatte ordnungsgemäß. „Wissen sie, begann Mae, die Armbänder verbinden die beiden. Sie gehören zusammen. Ich denke Kieran ist der Auserwählte von dem in diesem Buch geschreiben wird das ich besitzte.“ Die Polizistin sah sie wieder über den Rand ihrer Brille an. „Ma’m, glauben sie bloß weil ich schwarz bin glaube ich an Hokuspokus?“ Mae war verdattert. Sie hatte doch nur von den Armbändern gesprochen um sich selbst ein wenig zu beruhigen. Das sie verschwunden waren war schwer genug für sie zu verkraften, aber der Gedanke das sie zusammen waren hatte etwas beruhigendes für sie. „Ich wollte ihnen nicht zu nahe treten Miss, Lt. Teanet.“ „Das würde ich mir aber auch verbitten wollen. Was glauben sie wie viele von ihrer Sorte hier herein marschieren und mich, aufgrund meiner Hautfarbe für eine primitive wilde halten? Ich will ihnen mal etwas sagen Ma’m. Ich habe hart gearbeitet um auf diesem Stuhl hier zu sitzen. Härter als andere es tun mussten. Und wenn ich dem Hokuspokus meiner Vorfahren gefröhnt hätte, dann hätte ich heute bestimmt nicht erreicht was ich erreicht habe.“ Mae schwieg. Die Polizistin füllte das Formular zuende aus und reichte ihr einen Kugelschreiber. „Unterschreiben sie bitte hier...und hier Ma’m“ Mae unterschreib die Vermisstenanzeige, Lt. Teanet setzte einen Stempel darunter und mae verabschiedete sich. Soweit so gut, dachte sie und machte sich wieder auf den Weg nach Hause wo Belinda bereits mit dem Mittagessen wartete.
Um 05:45 klingelte Geoffreys Wecker und er erwachte mit Kopfschmerzen aus einem tiefen und traumlosen Schlaf. Er machte sich eine Tasse Kaffe, wie er es jeden Morgen tat und stieg in sein Auto um zur Mines zu fahren. Um diese Zeit herrschte noch nicht sehr viel Verkehr auf den Straßen und er hatte Zeit seine Tagesplanung nocheinmal im Kopf durchzugehen. Am Tor zur Mine zeigte er seinen Besucherausweis, den er gestern erhalten hatte, vor und wurde vom Wachmann durchgewunken. Als er in den Minenschacht fuhr, schoss ihm plötzlich eine Erinnerung durch den Kopf. Ein Mann am Fenster dachte er. Da war doch gestern ein Mann an diesem Fenster. Er entschloss sich als erstes nach diesem Fenster zu sehen. Ein Holzrahmen und dahinter nichts als reiner, solider Fels. Er klopfte mit einem Meißel an der Felswand, doch ausser einigen wenigen losgeschlagenen Gesteinsbrocken fiel nichts herunter. „Dr. Mugambo! Schon bei der Arbeit wie ich sehe, begrüßte ihn Allan, schön das sie schon so früh hier sind. Ich werde als erstes auch in diesem Raum Scheinwerfer aufstellen lassen. Ein paar Arbeiter brachten Arbeitsscheinwerfer herein, stellten sie auf und schlossen sie an. Geoffrey kniff die Augen zu. “Sie haben sich gleich daran gewöhnt Dr. Mugambo dauert nur einen Augenblick. Auch jetzt, nachdem er nocheinmal unter dem hellen Licht der Scheinwerfer genauer nachsehen konnte, änderte sich nichts an der Tatsache das hinter dem Fenster nur blanker Fels lag. Während des restlichen Tages und seiner Arbeit in den Räumen, fiel sein Blick des öffteren auf das Fenster, immer in der Erwartung dort wieder etwas zu sehen, oder sich selbst entgültig davon zu überzeugen das es dort nichts zu sehen gab.
„Schau da vorn, sagte Kieran und blieb stehen, da ist Rauch“. Rouven starrte in der sengenden Hitze in die Richtung in welche Kieran schaute. Und tatsächlch, es war eine dünne Rauchfahne zu sehen die steil nach oben in den azurblauen Himmel stieg. „Da ist irgendjemand!“, rief Rouven aus und spürte unbändige Freude beim anblick der kümmerlichen Rauchsäule, die man nur sehen konnte wenn man genau hinsah. „Menschen! Endlich Menschen!“ freute er sich. „Ja und wo Menschen sind da ist auch ne Möglichkeit nach Hause zu kommen“, lachte Kieran. Die beiden gingen schneller und hielten auf den verheißungsvollen Rauch zu. Für einen Augenblick waren ihre schmerzenden Beine und der Durst vergessen. „Trinken. Endlich was zu trinken. Die haben bestimmt ne Popsy im Kühlschrank“ sagte Kieran und spuckte in den Sand. „Ich kanns kaum erwarten in einem Auto zu sitzen und in Richtung Heimat zu fahren“, erwiederte Rouven. Doch je näher die beiden der Rauchsäule kamen um so mehr schwand die neu gewonnene Kraft und wich zweifeln, das zu finden was sie vor kurzem noch gehofft hatten. Als der Ursprung der Rauchsäule nun schon fast vor ihnen lag konnten sie einen hohen Zaun aus Ästen erkennen, der ein Rund umschloss aus dessen Mitte der Rauch empor zu steigen schien. Keine Kühlschränke und keine Autos die sie hätten nach hause bringen können weit und breit. „Verdammt, fluchte Kieran, nen Dorf von irgendwelchen Buschleuten. Die Sprechen wahrscheinlich nicht mal unsere Sprache“. Rouven stand da und sagte nichts. Plötzlich hörten die beiden Geräusche die aus dem Unterholz kamen und sie sprngen hinetr einen großen Felsblock der in unmittelbarer Nähe lag, in Deckung und beobachteten. Vier Männer kamen aus dem Unterholz und gingen auf den Kral zu. Der Holzzaun wurde einen Spaltbreit geöffnet und sie verschwanden dahinter, bevor er wieder verschlossen wurde. Kieran und Rouven blieben in ihrer Deckung und warteten ab.
Als die Dämmerung endlich hereinbrach schlug Rouven vor „Lass uns näher rangehen, hier ist es heute Nacht nicht sicher“. „Und was sollen wir da Näher dran machen?“ „Wir könnten schauen ob irgendwo eine Lücke in dem Zaun ist und uns reinschleichen. Dann müssten wir heute Nacht keine Angst haben.“ „Ich hatte auch letzte Nacht keine Angst. Das Feuer hat alle Tiere von uns ferngehalten.“ „Sollen wir hier draußen ein Feuer machen? Tolle Idee! Und dann kommen die raus wenn die bemerken das hier draußen was brennt. Genialer Einfall Superbrain“ „Hast du vor denen Angst?“, wollte Kieran wissen, denn er fürchtete sich mindestens genauso vor dem was sie erwarten würde wenn sie entdeckt würden, wie er sich vor den Tieren hier draußen fürchtete. „Okay, lass uns näher heran gehen“ sagte er und die beiden bewegten sich vorsichtig näher. Im inneren das Krals wurde geschwatzt, gelacht und der herrliche Geruch gebratenen Fleisches stieg den beiden in die Nase. Sie krochen am Zaun entlang und suchten einen Spalt der groß gnug war um sich hindurchzuzwängen, doch Fehlanzeige. Rouven wurde langsam frustriert, „Da muss man doch irgendwie reinkommen“ „Klopf doch an der Tür, flüsterte Kieran, vielleicht machen die ja auf?“ „Dann lass uns hier am Zaun bleiben heute Nacht“, schlug Rouven vor und setzte sich mit dem Rücken gegen den Zaun gelehnt auf den Boden und zog die Knie an. Kieran setzte sich neben ihn und starrte in die hereinbrechende nacht hinaus. Drinnen erklangen Trommeln und es wurde gesungen. Es roch immernoch so herrlich nach gebratenem Fleisch.


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Texte: Rechte bei mir^^
Tag der Veröffentlichung: 12.12.2010

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