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Was ist wenn einer zu dir kommt und dir sagt, alles was du dir je vorgestellt hast wird wahr werden, wärst du nicht interessiert, ich war’s und bereue es seit diesem Augenblick.

Ich blickte diese Straße entlang, überall Tod und Schmerz. Ich hasste es mehr als alles Andere und wollte nur fliehen. Da sah ich diesen jungen Mann, wie er Mädchen mitnahm und sie nicht zurückbrachte. Keine von ihnen. Er schien sie zu retten.
Ohne Bedenken, ohne Zweifel folgte ich ihm. Wollte nur noch erlöst werden. Ich blickte diese schwarz gekleidete Gestalt an und wollte, dass sie mich auch mitnahm, fort von diesem Geschehen. Sie tat es nicht.
Fünf Monate waren vergangen, raubten mir den Verstand und meine Seele.
Genötigt den Körper zu verkaufen, erreichte ich meinen Tiefpunkt und hoffte nur auf einen schmerzlosen und schnellen Tod.
Als mir wiedermal der Dreckskerl das Geld vor die Füße warf und undankbar davon schritt, fühlte ich die Hilflosigkeit in mir aufsteigen, ich wollte nur noch weg. Ein normales Leben, doch die Hoffnung in meinem Inneren starb nicht im Gegenteil, sie leuchtete heller als je zuvor. Denn ich erhoffte den ersehnten Tod, die Errettung.
Doch wer tauchte auf, als ich da heulend und weinend auf dem Boden saß.
Der Mann. Er stand vor mir blickte mich mit seinen dunklen Augen an. Schien mir in die Seele zu schauen und mein Abgrundtiefes Ich zu sehen. Seine mit einem Lederhandschuhbedeckte Hand holte aus und schlug mich. Die Wucht schleuderte mich zurück und meine orangeroten Locken wirbelten leuchtend im Wind. Ich hörte nur wie seine grobe, verrauchte Stimme fragte, wieso ich denn so strahle. Doch ich empfand nur Erlösung. Mein Ende war nah, ich konnte es förmlich auf der Zunge zergehen spüren. Und begierig nach mehr erhoffte ich meinen Wunsch.
Doch nichts passierte, die Welt stoppte. Ich hörte keinen Laut, alle harrten in der Bewegung aus und standen still, wie aus Stein gemeißelte Statuen.
Langsam stand ich auf, da ich immer noch alles nicht fassen konnte. Wie um alles in der Welt konnte das nur passieren?
Zögernd berührte ich die ausholende Hand des Mannes, doch er reagierte nicht. Das Schicksal wollte mich nicht gehen lassen. Ein Wutschrei kam aus meiner Kehle, ich wollte doch nur Erlösung. Mit voller Wucht trat ich gegen den dunkel gekleideten Mann und wünschte nur eines den Tod, die Bestrafung. Mein endlich erhofftes Ende.
Der Mann rührte sich nicht, er krümmte keinen Finger und verzog nicht Mals das Gesicht als ich wiedermal auf ihn eintrat.
Meine Wut und der Hass brodelten in mir auf und richteten sich gegen mich und mein ach so erbärmliches Leben.
Und diese Selbsterkenntnis zeigte mir wie ausgeschöpft ich doch war. Ich fiel weinend und flehend zu Boden und schrie, schrie nur noch das ganze Leid aus meiner Seele aus.
Doch irgendwann berührte eine warme Hand meine kühle nackte Schulter. Erschrocken blickte ich hoch und sah, dass der Mann sich vor mir gekniet hatte. Ich lächelte verzweifelt und streckte meinen Kopf ihm entgegen, erwartete die Enthauptung oder einen anderen Tod. Nichts geschah.
Er lachte bitter auf und schob die Locken aus meinem Gesicht und bot mir etwas an, was ich bis zum heutigen Tag bereue.
„Willst du Erlösung vom Leid?“ fragte er mit seiner kratzigen Stimme. Und meine leeren Augen strahlten ihm entgegen.
„Ich biete dir einen Tausch an.“ Ich blickte irritiert an ihm vorbei und fragte mich was er denn von mir haben wolle. Und erst jetzt viel mein Blick auf die anderen Personen, sie waren alle noch still, versteinert.
„Ich biete dir Geld, eine Wohnung, ein Leben…“ sagte er mild und ruhig. Und schon die Vorstellung daran weckte meine Lebensgeister, ich wollte nicht mehr sterben. Ich wollte richtig leben. Verzweifelt griff ich nach meinem letzten Stück Mut in meinem so leeren Ich und schaute selbstbewusst in die ach so dunklen Augen. Etwas blitze in ihnen auf und er lachte gellend und bösartig.
„In diesem so dunklen Leben wird nichts geschenkt mein hübsches Kind…“ und seine Hand schloss sich um meinen Hals und drückte zu. Sofort spürte ich den Druck und mein Herz stockte und meine Panik wuchs.
„Bist du bereit mir als Tausch dein Leben zu schenken...?“ fragte er mit Nachdruck.
Mein Gehirn schrie nach Sauerstoff, meine Reaktionen stumpften ab und meine Glieder erschlafften. Ich schien zu sterben wie ironisch das Leben doch zu sein schien. Wenn mein Lebensmut gefunden war, wurde mir mein Leben genommen. Und doch blickte ich dem Tod lächelnd entgegen.
Der Mann jedoch hatte anderes vor, er drückte noch fester zu und fragte abermals: „Würdest du dein Leben in meine Hände legen?“ Sein feuchter Atem berührte meine Ohrmuschel und kitzelte sie unangenehm. Ich nickte schwach. Und er drückte nur noch fester zu. Ich kratzte meine letzte Kraft zusammen und flüsterte ein kaum hörbares „Ja!“.
Erst danach ließ er mich auf die Straße stürzen und mich aufatmen. Als sich meine Lungen mit der so wunderbaren Luft füllten keuchte ich auf. Der Mann lachte sein kratziges Lachen und trat nach mir. Und in seinen Augen sah ich immer noch einen Funken blitzen. Etwas was ich nicht zuordnen konnte. Doch die Panik kam nicht. Ich fürchtete den Tod nicht, sollte er mich doch holen kommen. Lächeln stand ich auf und blickte dem einen Kopf größeren Mann in sein vernarbtes Gesicht.
Seine Hände holten aus, doch statt es hinzunehmen wehrte ich mich. Ich trat in seinen Leib. Er wurde weit weg geschleudert, aber bevor er den Boden zu berühren schien schwebte er. Und erstarrte mitten in der Bewegung. Mit geweiteten Augen beobachte ich das Unmögliche.
Plötzlich trat aus einer Ecke eine wunderschöne junge Frau raus. Ihr Hüftschwung war energisch und rhythmisch. Ihr Haar so hell wie die Sonne selbst und ihre Augen so dunkel wie die des Mannes. Sie schnippte und der Mann stand neben ihr und grinste boshaft auf. Sein Mund zeigte eine Reihe von spitzen Zähnen, er sah einem blutrüstigen Hai ähnlich.
„Und?“ fragte er ungeduldig.
„Ruhe, Kahn!“ schrie sie. Und blickte mich immer noch forschend an. Sie machte ein nachdenkliches Gesicht und schließlich einen enttäuschenden Seufzer.
„Sie passt nicht.“ Sagte sie traurig. Meine Augen weiteten sich, wovon redeten sie. „Werde sie los!“ befahl die weibliche Stimme. Und schritt einen Schritt zurück, um meine Reaktion zu beobachten. Meine Motivation und meine Stärke kehrten augenblicklich wieder. Ich holte aus, traf auf sein Gesicht und hörte Zähne knirschen. Mit einem Schrei meinerseits trat ich weiter auf ihn ein. Ich würde mich nicht ergeben, ich würde nicht sterben nicht unter ihren Händen, dachte ich wütend.
Mit einem letzten Schritt trat ich gegen seinen Kopf. Er prallte gegen die Wand und regte sich nicht mehr. Und mein Hass loderte umso mehr auf. Und so ging ich bedrohlich Schritt für Schritt in ihre Richtung. Ihr Gesicht blieb emotionslos und fast schon sanft. So als bemutterte sie mich. Ich blieb verwirrt stehen.
„Was?“ fragte ich mit belegter Stimme. Sie lächelte mich an und warf etwas vor meine Füße. Wie immer, dachte ich melancholisch. Ich sah eine silberne Gemme. Vorsichtig schaute ich sie an und verstand absolut nichts mehr.
Die Frau lachte laut auf und es klang so melodisch, fast schon unecht.
„Zieh es an…“ sagte ihre Stimme ruhig, aber abwartend. Zögernd hob ich es an meinen Kopf und spürte die silberne Kette wie sie sich an mein Fleisch legte. Sie fühlte sich kühl und doch schneidend an. Sofort spürte ich diesen höllischen Schmerz der sich durch meinen Hals fraß und mir die Haut aufschnitt. Ich stürzte zu Boden und schrie weinend auf. Verzweifelt versuchte ich die Kette mit den Fingern zu zerreißen, doch schien sie nicht mehr da zu sein. Nur noch die Gemme war zu sehen. Sie lächelte zu mir hinauf von der Mitte meines Brustkorbes. Genau zwischen meine rechten und linken Brust.
Mit Angsterfüllten Augen blickte ich die Frau an, sie jedoch nickte nur zufrieden.
„Jetzt gehörst du zu uns.“ Sagte sie schon fast gerührt.
Ich stand auf und spürte die Kraft, die aus jeder meiner Poren auszutreten schien. Ich hatte das Gefühl ich könnte alles schaffen, alles erreichen, selbst den Mond.
Die Frau schnippte und die Menschen bewegten sich weiter, erst träge und zähflüssig wie Honig und dann immer schneller. Irritiert und ungläubig starrte ich das Geschehen an.
„Komm, du musst dein Versprechen einhalten.“, sagte Kahn leise. Ich nickte und folgte ihm in die dunkle Gasse. Eine Frage brannte auf meiner Zunge und ich war mir sicher ich würde nicht trotzen, ich würde folgen und gehorchen. Aber zuerst wollte ich nur diese eine Frage beantwortet haben.
„Wieso hat sie mich doch auserwählt?“ fragte ich leise in die Dunkelheit herein. Kahn drehte sich um und ließ mich sein einziges und letztes, echtes Lächeln sehen.
„Weil du stark bist, Cecilia.“ Sagte er als wäre es eine Selbstverständlichkeit. Ich wunderte mich, dass er meinen Namen wusste, sagte jedoch nichts.
Irgendwann erreichte ich die dunkle Ecke und sah, dass sie keineswegs gelogen hatten, denn alle ihre Versprechen schienen wahr zu sein. Doch zu welchem Preis hatte ich mich verkauft? Und die wichtigere Frage, wie würde ich es zurückzahlen müssen?



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Tag der Veröffentlichung: 25.06.2012

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