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Das Mindset-Psychologie-Buch

 

 

 

 

 

 

Copyright © [2022] [Benjamin Walter]

 

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Die Rechte des hier verwendeten Textmaterials liegen ausdrücklich beim Verfasser. Eine Verbreitung oder Verwendung des Materials ist untersagt und bedarf in Ausnahmefällen der eindeutigen Zustimmung des Verfassers.

Definition

Das Mindset bildet den psychologischen Bezugsrahmen eines Menschen zu seinen Erfahrungen und Wahrnehmungen. Es bestimmt grundlegend die Geisteshaltung und angewandte Denkweise in jeder Situation, wodurch Verhaltensmuster, Überzeugungen und Gewohnheiten entstehen. Daraus ergibt sich die individuelle, innere Haltung eines jeden Menschen im Hinblick auf das Leben mit all seinen Facetten.

 

Definition

„Mind“ = „Geist, Verstand“; „set“ = „einstellen“

„Mindset“ bedeutet wörtlich übersetzt „Denkweise“.

„Psychologie“ beschreibt die Lehre der menschlichen Psyche. Hierzu zählen alle bewussten sowie unbewussten psychischen Prozesse des Erlebens, der Wahrnehmung und des Verhaltens eines Menschen. 

 

Die „Mindset-Psychologie“ beschreibt demnach die „Wissenschaft der geistigen Einstellung“.

 

 

Begrüßung

 

Es freut mich sehr, dass mein Buch den Weg in deine Hände gefunden hat. Ich habe mich dazu entschieden, in der Du-Form bzw. in der Wir-Form zu schreiben. Das kreiert aus meiner Sicht keine unnötige Distanz zwischen uns und erlaubt mir das Schreiben auf einer freundschaftlichen Basis. Dazu kommt, dass wir im Prinzip die gleichen übergeordneten Ziele verfolgen, wie verschieden diese oberflächlich betrachtet, auch sein mögen. Wir teilen das Interesse an Selbstwirksamkeit und folglich an der Optimierung der eigenen mentalen, kognitiven, emotionalen und geistigen Ressourcen. Ein besseres Selbstverständnis ermächtigt uns dazu, unsere persönlichen Kapazitäten zielgerichtet einzusetzen, um die beste Version unserer Selbst zu werden und das Leben zu erschaffen, das wir uns wünschen. Individuelle Details und Feinheiten spielen dabei keine Rolle, denn letztendlich haben wir alle einen primären Wunsch: Erfüllung. Diese wird von jedem anders definiert und demnach an völlig unterschiedlichen Orten vermutet und gesucht. Der gemeinsame Nenner jedoch ist, dass wirklich jeder Mensch seiner ganz persönlichen Version der Erfüllung nachjagt, ob ihm das bewusst ist oder nicht. Mit diesem Buch werden wir uns dem Ziel verschreiben, Klarheit über persönliche Bedürfnisse und Wunschvorstellungen zu schaffen und konkrete Zielsetzungen daraus abzuleiten. Ziel ist die Errichtung eines standhaften, unerschütterlichen und positiven Mindsets. Es bildet die Grundlage für Leistungsstärke und Lebensfreude. In diesem Sinne werden wir tief in das Reich der Mindset-Psychologie eintauchen und alle relevanten Themengebiete tiefgründig und ganzheitlich durchleuchten. Die Mission dieses Buches ist es, dir alle nötigen Informationen und Werkzeuge an die Hand zu geben, um die eigenen inneren Prozesse konsequent zu hinterfragen und zu verstehen. Letzten Endes sollst du in der Lage sein, dein Mindset so umzuprogrammieren, dass es dich bei der Gestaltung deines Traumlebens unterstützt und nicht behindert.

Inhaltsverzeichnis

 

Einleitung

 

TEIL 1 - Realität, Wahrnehmung & Klarheit

 Kapitel 1: Das Streben nach Erfolg & Erfüllung

 Die kollektive Erfolgsformel

 Klarheit als Voraussetzung für Erfolg

 Kapitel 2: Der Bezug zum Selbst

 Erfahrungsschatz & Selbstgespräche

 Ich-zentriertes Universum

 Kapitel 3: Klare Sichtweisen

 Vom Polarstern zu persönlichen Prioritäten

 Status quo als Sprungbrett

 Freundschaft mit dem Unbekannten

 Kapitel 4: Subjektive Realität & selektive Wahrnehmung

 Gefilterte Realitätswahrnehmung durch Glaubenssätze

 Limitierende vs. bestärkende Glaubenssätze

 Gedanken erschaffen Realität

 

TEIL 2 - Positive Psychologie

 Kapitel 5: Bedürfnisse & Selbstentfaltung

 Einführung in die positive Psychologie

 Persönlichkeitsentwicklung und Selbstverwirklichung

 Kapitel 6: Das Wunder des menschlichen Gehirns

 Neuroplastizität

 Die zwei Systeme des Gehirns: Bewusstsein & Unterbewusstsein

 Kapitel 7: Gezielte Selbstprogrammierung

 Das Unterbewusstsein umprogrammieren

 Kapitel 8: Achtsamkeit

 Die Macht der Meditation

 Der Raum zwischen Gedanke und Reaktion

 Kapitel 9: Vom falschen und wahren Selbstbild

 Wer glaubst du wirklich zu sein?

 Evolution und Weiterentwicklung des Selbstbildes

 

TEIL 3 - Mentale Stärke

 Kapitel 10: Selbstdisziplin als Triebfeder

 Einführung in zielgerichtetes Selbstmanagement

 Zuverlässigkeit und der Wert der Worte

 Kapitel 11: Dynamiken der menschlichen Motivation

 Dringlichkeit diktiert – Wichtigkeit ist subjektiv

 Das Freude-Schmerz-Gemisch

 Intrinsische vs. extrinsische Motivation

 Kapitel 12: Zwischen Produktivität und Prokrastination

 Effektivität

 Antriebskraft durch Selbstmotivation

 Kapitel 13: Das Universum der Willenskraft

 Überblick

 Die fünf Kernkompetenzen der Willenskraft

 Kapitel 14: Die Qualität der Gewohnheiten

 Das Gewohnheitstier Mensch

 Fluch und Segen der Gewohnheitsbildung

 Bestandsaufnahme und ehrliche Ausblicke

 Strategien zur Gewohnheitsbildung- und Ablegung

 Die Kluft zwischen Zwang und Identifikation

 Vom Gedankenimpuls bis zur mentalen Verankerung

 Abschließende Betrachtung & Blick ins Selbst

Schlusswort

Quellen- und Literaturverzeichnis

Haftungsausschluss

Impressum

Einleitung

 

Die meisten unserer Verhaltensweisen und Reaktionen auf das alltägliche Leben sind durch unsere Vergangenheit konditioniert. Da sich fast alles in unserem gewohnten Tagesablauf wie in einer Endlosschleife wiederholt, haben wir ab einem gewissen Punkt alles schon so oft gesehen, getan und erlebt, dass wir mit der Zeit unbewussten Automatismen verfallen. Das Unterbewusstsein hat alle notwendigen Daten gespeichert, archiviert und spielt diese wie ein im Hintergrund laufendes Computer-Programm ab, sodass wir möglichst effizient unseren Tag durchschreiten können. Effizienz bedeutet in diesem Kontext „mit minimalem (Denk-)Aufwand.“ Wir befinden uns quasi im Energiesparmodus. Für täglich wiederkehrende Dinge ist das sehr praktisch, so müssen wir nicht mehr überlegen, welche Hand wir zum Zähneputzen benutzen oder wie viel Kraft wir dafür verwenden, unser Körpergewicht mit den Beinen auf die nächste Treppenstufe zu hieven. Auch weniger offensichtliche Dinge sind weitestgehend automatisiert. Fast jeder kennt den berühmten Autopilot beim Erledigen von Haushaltsaufgaben oder beim Autofahren. Auf der anderen Seite dieser massiven Energieersparnis befindet sich jedoch noch eine ganz andere Dimension. Unsere Emotionen, Gefühle und Stimmungen, welche durch diverse Außenreize und sogenannte „Trigger“ ausgelöst werden, sind ebenfalls zum Großteil konditioniert. Sie werden von Gehirn und Körper ohne bewusstes Zutun ausgespielt. Mit jedem weiteren Ablaufen dieses Mechanismus wird dieser zunehmend unbewusster. Diese Funktionsweise führt schließlich zu weitestgehend vordefinierten Abläufen.

 

Möchten wir unser Leben allerdings bewusst nach unseren Wünschen gestalten oder haben eine große Herausforderung zu meistern, müssen wir dazu erst die Kontrolle über unsere dafür relevanten, inneren Abläufe gewinnen. Bewusste Kontrolle ist immer vonnöten, um gezielte Verhaltensänderungen vorzunehmen. Beispiele sind ein lösungsorientierterer Umgang mit Problemen bzw. Rückschlägen oder das Kultivieren von Produktivität und Zielstrebigkeit. Der Grad an psychologischer Selbstbeherrschung beeinflusst daher maßgeblich die Leistungsfähigkeit. Diese hängt unter anderem eng mit dem Erzeugen von Willenskraft zusammen, welche sich wiederum in Disziplin und Selbstwert widerspiegelt. Jeder einzelne von uns kann nur auf Grundlage der Qualität seines Mindsets agieren und seiner gegenwärtigen Lebenssituation entsprechend begegnen. Dabei ist völlig egal, ob es sich um eine alleinerziehende Mutter mit zwei kleinen Kindern, einen Jugendlichen, der versucht, sich selbst zu finden, einen Firmenchef mit tausend Mitarbeitern oder einen Ausbilder für Kampfschwimmer in der Marine handelt. Das Verhältnis zwischen psychologischer Kontrolle und Stabilität entscheidet darüber, wie jeder Einzelne seinen Weg beschreitet und dabei auf die Herausforderungen des Lebens reagiert. Durch Wissensaneignung und Anwendung des Gelernten gewinnen wir zunehmend mehr Kontrolle über die eigene psychologische Ausrichtung sowie über unsere Verhaltensmuster. Das Resultat ist sowohl ein höheres als auch ein positiveres Energielevel, was dazu führt, das Leben bestmöglich im Griff zu haben. Die Kapitel in diesem Buch sind darauf ausgelegt, dieser Anforderung gerecht zu werden. Dafür ist es nützlich, einen offenen Geist und eine aufgeschlossene Herangehensweise zu pflegen. Vielleicht durchbrechen wir alte Denkmuster und finden neue Definitionen für Erfolg und das Unbekannte. Womöglich werden alte Prioritäten durch neue ersetzt, die im Einklang mit einem fundierten Wertesystem stehen. Der Grundfokus des Buches liegt jederzeit auf Disziplin, anstatt Bedauern und auf aktiver Verantwortungsübernahme, anstelle von Passivität. Um dieser Linie treu zu bleiben, werden wir einen pro-aktiven Bezug zu Begriffen wie Stress, Scheitern, Komfortzone usw. suchen. Dies soll eine grundlegend lösungsorientierte und konstruktive Denkweise gewährleisten, die auf Positivität und Selbstvertrauen basiert. All das findet seinen Ursprung in der Gedankenwelt, die wir aus genau diesem Grund ausführlich untersuchen werden. Weiter besitzt jeder Mensch eine subjektive Realitätswahrnehmung, die unter anderem durch Glaubenssätze gesteuert wird. Aus der Beschaffenheit deiner Glaubensmuster resultiert deine mentale Einstellung. Gemeinsam mit der Lebensenergie, die du im Stande bist zu erzeugen, bildet sie die Grundlage für deine Lebensqualität. Selbstverständlich streben wir alle ein glückliches und erfülltes Leben an.

 

Um eine bestmögliche Basis für psychologische Entwicklung zu gewährleisten, ist das Erlangen von Wissen aus verschiedenen Bereichen sowie das Trainieren von kognitiven Fähigkeiten gefragt. Zu diesen Bereichen zählen unter anderem die Wahrnehmung und Verarbeitung der Signale aus unserer Umwelt, die allgemeine Denkfähigkeit, Klarheit, die Problemlösungskompetenz sowie gezielte Aufmerksamkeitssteuerung und Vorstellungskraft. Je besser ein Mensch in Themengebieten dieser Art abschneidet, desto stärker sein Mindset. Je mehr Stabilität dieses hat, desto mehr Einfluss haben wir auf alle Lebensbereiche. Die richtige bzw. eine sinnvolle Denkweise bildet dabei immer das Fundament für Wachstum und Verbesserungen jeder Art, ganz egal welches konkrete Ziel denn nun verfolgt wird. Menschen sind die einzige Spezies, die im Stande ist, sich selbst zu reflektieren und das eigene Verhalten zu beobachten, zu hinterfragen und jederzeit den eigenen Wünschen entsprechend anzupassen. Daraus ergibt sich die Wichtigkeit, Zeit und Energie in die Erschaffung eines starken Mindsets und dessen stetiger Weiterentwicklung zu investieren. Ein häufiger Einstiegspunkt in die heutzutage so weit verbreitete Persönlichkeitsentwicklung ist oft eine tiefsitzende Unzufriedenheit. Im Prinzip ist das eine gute Sache, weil dadurch das Verlangen geschürt wird, sich selbst und die Dinge in seinem Umfeld zu verbessern. Jede positive Veränderung, welche willentlich herbeigeführt wird, hat ursprünglich als Gedanke bzw. als Gedankenkonstrukt begonnen. Insofern Denkprozesse nach einiger Zeit eine persönliche Überzeugung in Bezug auf die Realisierbarkeit generieren, entsteht ein Verlangen. Dieses kann schließlich zu einem konkreten Plan heranwachsen und zu einer ausgereiften, persönlichen Mission werden. Dabei ist ganz egal, ob du 15 kg abnehmen möchtest, dich endlich aus einer toxischen Beziehung befreien möchtest oder innerhalb von einem Jahr einen Ultra-Marathon laufen willst. Eines bleibt immer gleich: Ohne Glauben an die Realisierbarkeit deiner Vorstellung kann keiner deiner Pläne umgesetzt werden. Folglich bleiben Gedanken, welche nicht durch Überzeugung gefüttert werden, rein energetischer Natur und lösen sich früher oder später wieder auf. Sie erfahren keine Manifestation in der physischen Welt. Unsere Geisteshaltung entscheidet darüber, ob wir bestimmte Aktionen ernsthaft in Erwägung ziehen, planen und letztendlich durchführen oder nicht. An dieser Stelle muss der bekannten Psychologin Carol Dweck Tribut gezollt werden, welche mit ihrer großartigen Arbeit vielen Millionen Menschen Durchbrüche im Verständnis der Mindsetentwicklung beschert hat. Dweck hat erstmals das Konzept des wachstumsorientierten Mindsets (engl. „growth mindset“) ins Leben gerufen. Diesem gegenüber steht das statische oder auch starre, fixierte Mindset (engl. „fixed mindset“). [1]

 

Eine Person mit einem starren Mindset zeichnet sich unter anderem durch den Glauben aus, manche Dinge bewerkstelligen zu können und andere nicht. Herausforderungen sowie die Beschäftigung mit neuen Tätigkeiten werden aus einem Mangel an Erfahrung automatisch als unbehaglich eingestuft und folglich mit einer (oftmals unbewussten) negativen Behaftung versehen. Diese mentale Ausgangsbasis führt zu wenig Beharrlichkeit, Durchsetzungsvermögen und letztendlich verfrühtem Aufgeben. Der Lernprozess wird also beendet, noch bevor er richtig beginnen kann. Die Person verwehrt sich somit die Gelegenheit, ihre mentalen Ressourcen anzuzapfen, um sich auf eine neue Aufgabe einzustellen. Weiter führt das wehrlose Akzeptieren des Scheiterns dazu, dass das grundlegende Gefühl „ich kann nicht“ weiter bestärkt wird. Dieser psychologische Prozess wird vom Gehirn gespeichert und mit der Zeit verfestigen sich entsprechende, negative Glaubenssätze. Auf fundierten Daten beruhen diese nicht, da sie niemals über einen angemessenen Zeitraum ausgewertet wurden. Eine vorschnelle Annahme wird so zu einem limitierenden Glauben. Letztendlich bleibt eine Illusion. Als logische Konsequenz wird das Unbekannte vermehrt gemieden, wodurch es immer schwerer wird, die immer enger werdende Komfortzone zu verlassen. Mit der Zeit fällt es dann gleichbedeutend schwerer, neue Dinge auszuprobieren und man bewegt sich schließlich in einem begrenzten, psychologischen Rahmen. Er kommt einem mentalen Gefängnis gleich, welches selbst erschaffen und anschließend akzeptiert wurde. Dadurch kann ein sehr erdrückender Teufelskreis entstehen. Erfolgserlebnisse und neue Erfahrungen bleiben aus und das Selbstwertgefühl leidet darunter. Kritik, selbst wenn sie konstruktiver Art ist, wird dann schneller persönlich aufgefasst und schafft weiteres Unbehagen. Grund hierfür ist, dass in diesem Zusammenhang mit hoher Wahrscheinlichkeit ein wunder Punkt im Inneren stimuliert wird, der lieber unberührt geblieben wäre.

 

Offensichtlich kann nicht jeder Mensch alles lernen und meistern. Gewisse Talente bzw. Talentfreiheit machen Erfolg in verschiedenen Bereichen extrem unwahrscheinlich oder überdurchschnittlich einfach. So stehen sich oftmals logisches Denkvermögen und Kreativität gegenüber oder körperliche Eigenschaften wie Größe spielen eine wichtige Rolle für bestimmte Tätigkeiten. Grundsätzlich lässt sich jedoch eines sagen: Wird die Realität durch den Filter eines starren Mindsets betrachtet und beurteilt, wird auch dementsprechend gehandelt oder besser gesagt, nicht gehandelt. Somit bleibt der Löwenanteil des eigenen Potenzials für Wachstum und Entwicklung auf der Strecke. Auf einem ganz anderen Spielfeld des Lebens bewegen sich diejenigen, die für sich entschieden haben, sich auf Lernprozesse und persönliche Entwicklung zu fokussieren. Ein völlig anderer Umgang mit Herausforderungen ist die Folge. Dem Leben wird grundsätzlich positiv und neugierig begegnet. Ziele und Interessen entstehen schneller und teilweise ungeplant, was auf die offene Geisteshaltung zurückzuführen ist. Begrenzte Fähigkeiten und Kenntnisse von heute haben nun viel weniger Auswirkung auf das Potenzial von morgen. Dagegen limitiert sich jemand selbst, der durch die Linse des starren Mindsets schaut, womöglich ohne sich darüber bewusst zu sein. Eine Schlüsseleigenschaft des wachstumsorientierten Menschen ist ein konstruktiver Umgang mit dem Scheitern. Misserfolge und Fehlschläge werden lediglich als wertvolle Informationsquelle angesehen, die zur Verbesserung der eigenen Strategie dient. Der Glaube richtet sich auf die Tatsache, dass die Resultate mit der Zeit besser werden, je länger man seine gebündelte Energie auf etwas lenkt. Personen mit dieser Denkweise haben meistens aus genau diesem Grund bereits Erfahrungswerte aus ihrer Vergangenheit gesammelt, die diese Annahme untermauern. Somit besteht ein viel vertrauensvollerer Umgang mit dem Unbekannten und auch die Grenzen der Komfort-Zone wurden schon mehrfach erweitert und ausgedehnt. Der mentale Horizont mit einem wachstumsbasierten Mindset erstreckt sich merklich weiter. Daraus entstehende Gefühle wie Selbstsicherheit, Offenherzigkeit, Optimismus oder Zuversicht münden in einem grundlegend positiven Lebensgefühl.

 

„Scheitern ist der informationsreichste Datenstrom, der dir während deiner Zeit hier auf der Erde begegnen wird.“ – Tom Bilyeu

TEIL 1

REALITÄT, WAHRNEHMUNG & KLARHEIT

Kapitel 1: Das Streben nach Erfolg & Erfüllung

Die kollektive Erfolgsformel

 

Erfolg auf persönlicher Ebene zu definieren, erweist sich schwieriger, als man anfangs vermuten würde. Wir alle wissen doch bereits früh in unserem Leben ganz genau, was Erfolg ist, oder? Mit zunehmendem Verständnis für die eigene Person ändern sich auch die Sichtweisen, die man oftmals schon eine halbe Ewigkeit mit sich umherträgt. So bekommt man, zumindest in der westlichen Welt, schon im Kindesalter eingetrichtert, was es bedeutet, erfolgreich zu sein. Ein klar definierter Weg zu diesem vorbestimmten Ziel wird vom System, in das wir hineingeboren werden, praktischerweise gleich mitgeliefert. Es beginnt damit, gute Noten in der Schule zu bekommen, um einen guten Abschluss oder ein sich über weitere Jahre erstreckendes Studium machen zu können. Anschließend ist man dann bereit, für den „Ernst des Lebens“, wie man so schön sagt. Mit unserer frisch erhaltenen Eintrittskarte für die Arbeitswelt machen wir uns motiviert, doch gleichermaßen naiv und unwissend, auf die Suche nach einem renommierten Arbeitgeber mit tollen Konditionen. Im Hinterkopf haben wir dabei bereits die erste eigene Wohnung. Selbsterklärend, dass diese nur eine weitere Zwischenstation auf der Reise zum persönlichen Glück darstellt. Das wahre Ziel gleicht eher einem hübschen Reihenhaus oder gleich einer Villa mit Garten, Pool und einem oder zwei schicken Autos vor der riesigen Eingangstür. Um die Erfolgsgleichung zu vervollständigen, fehlt nur noch die Hochzeit mit dem Traumpartner und letztendlich die Familiengründung. So oder zumindest in ähnlicher Weise sieht eine kollektive Vorstellung von einem erfolgreichen Leben aus. Daran ist auch sicher nichts Verwerfliches und unzählbar viele Menschen leben ein auf dieser „Standard-Formel“ basiertes, glückliches und erfülltes Leben.

 

Es gibt jedoch auch eine andere Seite. Diese ergibt sich aus den Menschen, die ebenfalls dieser Formel gefolgt sind und alles dafür tun, um den allgemeingültigen Anforderungen der Gesellschaft oder ihrer Leitpersonen gerecht zu werden. Schließlich führt das Erreichen all dieser Meilensteine doch unweigerlich zu einem glücklichen Leben! Das lässt sich leider nicht so einfach vorhersagen. Menschen sind bekanntlich sehr verschieden. Für den einen kann ein vordefiniertes Leben auf tiefer Ebene erfüllend sein. In diesem Fall besteht dann kein Grund, die Dinge zu hinterfragen. Doch viele Menschen verspüren irgendwann eine Art Leere in sich. Sie fragen sich, ob das nun alles gewesen sein soll, was das Leben für sie zu bieten hat. Selbst wenn dem Anschein nach alles reibungslos „nach Plan“ verläuft. Alle Parameter, um ein guter Mensch zu sein, sind erfüllt und dennoch stellt sich dieses nagende Gefühl ein, keine Erfüllung finden zu können. Dies liegt oftmals daran, dass das eigene Wertesystem im Prinzip noch nie wirklich hinterfragt wurde. Genauer gesagt wurde es nie erschaffen und entwickelt, sondern übernommen. In jungen Jahren übernehmen wir ohne großen Widerstand viele Vorstellungen von den Menschen, die uns nah sind. Lebensziele sind dann nicht dem eigenen Geist entsprungen, nachdem wir tiefgründig in uns selbst geblickt haben. Wir haben uns nicht wieder und wieder gefragt, was wir uns wahrhaftig vom Leben versprechen und somit von uns selbst erwarten. Stattdessen haben wir Werte und Ziele übernommen, weil die tief in der Gesellschaft verwurzelt sind. Für einen nicht unerheblichen Teil der Menschen kann dies zu einem bösen, sehr schmerzhaften Erwachen aus dem eigenen Dasein führen. Oftmals geschieht dies nach etlichen Jahren, nachdem zielgerichtet in eine bestimmte Richtung marschiert wurde. Es trifft einen wie ein Schlag mitten ins Gesicht. Eines Tages, nach unzähligen Hindernissen und Hürden, stellt sich die Realisation ein, am falschen Rennen teilgenommen zu haben. Schwindende emotionale Stabilität führt zu einer verzerrten Wahrnehmung, alles scheint irgendwie verschwommen. Orientierungslosigkeit in Bezug auf den eigenen Lebensweg entsteht. Wie konnte es nur passieren, solange einen Weg zu gehen, den man niemals bewusst gewählt hat? Die Antwort lautet: durch Konditionierung.

 

Es gibt immer wieder Berichte von scheinbar sehr erfolgreichen Menschen, die innerlich todunglücklich sind. Diese Leute haben alle Berge bezwungen, die sich vor ihnen aufgetürmt haben, nur um schließlich zu erkennen, dass ihnen das Bergsteigen eigentlich keine Erfüllung verschafft. Äußerlich scheint es vielleicht so, also müsste deren Leben vor Freude und Glück platzen, doch die subjektive, innere Welt erzählt häufig eine andere Geschichte. Reichtum und sozialer Status bedeuten nichts, wenn innere Blockaden dafür sorgen, dass keine Dankbarkeit empfunden werden kann. Großartige Fähigkeiten in gewissen Bereichen bringen ebenfalls keine Erfüllung, wenn man den Menschen nicht leiden kann, der jeden Morgen aus dem Spiegel blickt. Wie viel inneren Frieden erzeugt der vermeintliche Traumjob, während die mentale Gesundheit zunehmend aus dem Gleichgewicht gerät? Ruhm und Ansehen schaffen nicht automatisch ein unbeschwertes Dasein. Finanzielle Freiheit kann nicht einfach aufwiegen, was an Balance in der komplexen psychologischen Innenwelt fehlt. Was bringen all die von der Gesellschaft als Erfolg bezeichneten Attribute, wenn das erfolgreiche Individuum keine wahre Wertschätzung für die großartigen Resultate fühlen kann? Jeder hat schon von bekannten Stars gehört, die scheinbar alles hatten und sich trotzdem das Leben nahmen, nur um ihrer tiefsitzenden Verzweiflung zu entkommen. Manchmal ist der wertvollste Besitz das Wissen, seine ganz persönlichen Erfolge oder auch Ängste und Sorgen mit jemandem teilen zu können, der tatsächlich daran interessiert ist, wie es in einem aussieht. Erfolg auf kollektiver Ebene zu definieren, macht schlichtweg keinen Sinn. Zu verschieden sind die Bedürfnisse und die Art und Weise, wie wir die Dinge interpretieren, die uns im Leben begegnen.

 

 

Klarheit als Voraussetzung für Erfolg

 

Was also bringt nun wahrhaftiges, inneres Glück? Wann ist man wirklich erfolgreich? Das ist eine der wichtigsten Fragen, mit der man sich ausführlich beschäftigen sollte. Es ist keine Fragestellung, die man einmal beantwortet und das Thema damit abhaken kann. Daher empfiehlt es sich, die Antwort, die man von sich selbst erhält, gründlich zu prüfen und immer wieder zu hinterfragen. Ohne darüber zu reflektieren, kann man noch nicht einmal wissen, ob die Antwort dem eigenen Verstand entsprungen ist. Möglicherweise wurde sie schon viele Jahre zuvor dort durch andere Menschen oder Medien platziert, gutgläubig als wahr eingestuft und anschließend im Gedächtnis archiviert. So passiert es nicht selten, dass wir Sichtweisen unser Eigen nennen, die im Grunde genommen nichts mit unserer wahren Natur und der daraus resultierenden Weltanschauung zu tun haben. Um dies zu bemerken, muss mit fortschreitendem Alter, in gleichem Maße die Klarheit über das Selbst zunehmen. Wer genau weiß, was er will und was er nicht will, wird viel eher bemerken, wo er Konditionierungen folgt, die er sich in erster Linie nie willentlich ausgesucht hat. Was Erfolg nun auf ganz persönlicher Ebene bedeutet, kann folglich auch nur ganz persönlich definiert werden. Der größte Erfolgsfaktor für den einen, könnte den schrecklichsten Albtraum für den Nächsten darstellen und umgekehrt. Grundlegend sollte man sich darüber bewusst werden, wie man zu den verschiedenen Bereichen im eigenen Leben steht und wie man diese bewertet.

 

Zu diesem Zweck bedienen wir uns dem Konzept des Lebensrads. Es wurde ursprünglich von dem inzwischen verstorbenen Autor Paul J. Meyer entwickelt und dient seitdem, unter anderem im Bereich Persönlichkeitsentwicklung, als das „Standard-Coaching-Tool“, wenn es um die Aufteilung der Lebensbereiche geht. Das Original kann jederzeit im Internet aufgeschlagen werden. Für unsere Zwecke betrachten wir eine leicht abgewandelte bzw. ergänzte Form der Lebensbereiche:

 

  • Gesundheit & Fitness,
  • Beziehung,
  • Familie,
  • Karriere,
  • Finanzen,
  • Freizeit & Hobbys,
  • Freunde / soziales Umfeld,
  • Glaube / Spiritualität,
  • emotionale Kontrolle,
  • persönliches Wachstum.

 

Je nach Lebensumständen und Präferenzen ergeben sich daraus unterschiedliche Unterkategorien, Gewichtungen und Überschneidungen. In jedem Fall ist es von unschätzbarem Wert, sich seiner eigenen Prioritäten und Lebensziele innerhalb der verschiedenen Bereiche bewusst zu werden. So offensichtlich diese Aussage auch klingen mag, haben sich die meisten Menschen noch nie ernsthaft damit auseinandergesetzt. Die Folge ist eine reaktive Lebensführung. Einen unbekannten Kurs kann man nicht einhalten. Daher ist das Wissen um die eigenen Zielvorstellungen und was man für deren Erreichung zu bewerkstelligen hat, so wichtig. Das trifft in der heutigen Zeit mehr zu denn je. Unsere schnelllebige Welt macht unsere Aufmerksamkeit immer wertvoller. Eine unfassbar schnell voranschreitende Digitalisierung, maßgeschneiderte Online-Inhalte und zielgerichtet funktionierende Algorithmen lassen grüßen. Für ein selbstwirksames Leben ist es daher essenziell, seine Prioritäten gründlich auszuarbeiten. Die dadurch entstehende Klarheit agiert wie eine Art Schutzschild. Es schützt vor Ablenkungen und unnötigen Zeit- und Energiefressern. Letztendlich schützt es vor dem Unheil in Form von Unzufriedenheit und innerer Leere, die sich meist über einen langen Zeitraum im Hintergrund der Psyche entwickeln. Der subtile, langsame Prozess kann kaum wahrgenommen werden. Ist es dann schließlich doch soweit, rückt die erdrückende Tatsache schrittweise in den Vordergrund und wird zunehmend bewusster wahrgenommen. Die Realisierung, jahrelang in eine falsche Richtung gelaufen zu sein, ist hart. Stellt sich die erhoffte Erfüllung letztendlich als Illusion heraus, ist das sehr schwer zu verdauen. Das Gefühl, unglücklich zu sein, entsteht aus falschen Erwartungshaltungen, welche sich als solche zu erkennen geben. Solche „Erwachen“ können sehr schmerzhaft sein und doch beinhalten sie auch etwas Gutes. Das Wissen, was einen (doch) nicht glücklich macht, enthält oftmals auch Hinweise darauf, was ein besserer Weg für die eigene Erfüllung gewesen wäre. Der bekannteste Begriff in diesem Kontext ist die berühmte Midlife-Crisis.

 

Indem du deine Lebensbereiche, nach eigener Gliederung oder am Beispiel des Lebensrads, aufteilst, erhältst du einen klaren Überblick über deinen bisherigen Lebensverlauf. Wie würdest du die verschiedenen Schichten deines Lebens bewerten? Gibt es welche, mit denen du völlig glücklich bist und an denen du nichts ändern würdest, selbst wenn du könntest? Welche Bereiche bereiten dir die größten Probleme und was kannst du konkret dagegen unternehmen? Sich eine Zeit lang damit auseinanderzusetzen und zu reflektieren, ist sinnvoll investierte Zeit. Halte deine Erkenntnisse am besten schriftlich fest und kehre zu einem späteren Zeitpunkt zurück, um zu sehen, was sich in der Zwischenzeit geändert hat. So könntest du besonders positive wie auch sehr negative Dinge getrennt betrachten und für dich ableiten, wie du zukünftig am besten damit umgehen solltest. Persönliche Werte, Prioritäten und Zielvorstellungen, die sich daraus ergeben, schaffen Klarheit und Selbstverständnis. Auf all das gehen wir im weiteren Verlauf des Buches detaillierter ein.

 

Wenn du möchtest, kannst du dir unter - https://mindset.gr8.com  - das ergänzende PDF „Mindset-Upgrade“ zum Buch herunterladen. Es beinhaltet unter anderem eine Tabelle zum Ausfüllen und bewerten deiner Lebensbereiche sowie zahlreiche Denkanstöße zu jedem der Bereiche.

 

„Enttäuschung ist etwas Gutes. Es ist das Ende der Täuschung.“ – Eckhart Tolle

Kapitel 2: Der Bezug zum Selbst

Erfahrungsschatz & Selbstgespräche

 

Im besten Fall lässt man es natürlich gar nicht erst so weit kommen, sich in eine Richtung zu bewegen, die sich im Endeffekt als die Falsche herausstellt. In einer perfekten Welt würden wir alle bereits vor dem Eintritt in die Arbeitswelt und in das Familienleben genau wissen, was uns tief im Inneren wichtig ist und wofür wir wirklich stehen. Somit könnten zu jedem Zeitpunkt bestmögliche Entscheidungen getroffen werden, die im Einklang mit echten Werten und Bedürfnissen stehen. Die Realität beugt sich dieser Wunschvorstellung jedoch leider nicht. Fundierte Kenntnis über die eigenen Wesenszüge kristallisiert sich erst durch verschiedenste Erfahrungen im Leben heraus. Je mehr des gesamten Gefühlsspektrums ein Mensch erlebt, desto besser lernt sich dieser selbst kennen. Sowohl positive als auch negative Erfahrungen besitzen die Macht zu prägen. Die emotionale Ladung, die einem Ereignis oder einer Lebensphase dabei zugrunde liegt, hat direkten Einfluss auf die Entwicklung eigener Ansichten sowie die psychologische Grundhaltung. Sind die involvierten Emotionen nicht besonders stark, wird das Erlebte oftmals nur als Wissen gespeichert, um bei Bedarf, zukünftig als Erinnerung, darauf zugreifen zu können. Steigt die Intensität der gefühlten Emotionen jedoch an, steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich während des Durchlebens bereits bestehende Charaktereigenschaften ändern oder Neue entstehen. Folglich muss ein Mensch erst eine möglichst breite Palette an Erfahrungen sammeln, bevor er herausfinden kann, wie es tatsächlich in seiner Innenwelt aussieht. Der Spruch „Mit dem Alter kommt die Weisheit“ hat also durchaus seine Daseinsberechtigung. Ein luxuriöser Vorteil wäre es, wenn man erst Erfahrungen machen könnte, um dann anschließend eine fundierte Basis zur Entscheidungsfindung zu haben. Da das normale Leben jedoch sehr oft genau andersherum funktioniert, sollte man Strategien zur regelmäßigen Korrektur seines Lebenskurses entwickeln. Am Anfang hierzu stehen ehrliche Frage- und Antwortspiele mit sich selbst.

 

Exemplarischer Psychen-Tauchgang in wenigen Minuten

  • Bin ich glücklich mit meinen Entscheidungen der letzten x Monate / Jahre?
  • Welche meiner Entscheidungen haben sich im Endeffekt als falsch oder irreführend herausgestellt und warum? Was habe ich falsch beurteilt oder eingeschätzt?
  • Welche drei Dinge belasten mich am meisten in meinem Leben? Was wäre jeweils der erste Schritt in Richtung Besserung?
  • Was bedeutete Erfolg für mich vor fünf / vor zehn Jahren? Hat sich daran heute etwas geändert?
  • Was in meinem Leben bringt mir die meiste Erfüllung? Steht dies im Einklang mit meinen Prioritäten?
  • In welchem Bereich meines Lebens läuft es per eigener Definition am besten/am schlechtesten? Woran genau liegt das?
  • Wie lautet meine exakte Definition von Glück, Erfolg & Erfüllung in verschiedenen Bereichen?

 

Es erfordert einiges an mentaler Energie, sich aufrichtig mit Fragen dieser Art zu beschäftigen. Die Antworten, die sich daraus ergeben, sind allerdings sehr wertvoll und wiegen die Mühe vielfach auf. Überlege dir hierzu als kurzes Gedankenexperiment, wie sich dein Leben in verschiedenen Bereichen entwickelt hätte, hättest du dir diese Fragen schon immer, in regelmäßigen Abständen, beantwortet. Nicht umsonst schreiben so viele Menschen Tagebücher o.Ä. Das schriftliche Reflektieren trainiert den Geist, Augenmerk auf das zu legen, was nach eigenem Ermessen, wirklich wichtig ist. 

 

 

Ich-zentriertes Universum

 

Grundsätzlich gilt, je unbewusster ein Mensch das Leben wahrnimmt, desto größer ist der Raum in seinem Leben, der vom Ich-Gefühl eingenommen wird. Im Umkehrschluss bedeutet das, wenn jemand im Laufe der Zeit einen Geist entwickelt, welcher sehr bewusst in der Realität verankert ist, ist die Wahrnehmung aller Situationen, schärfer und ungetrübter. Jeder hat eine einzigartige Sicht auf die Welt im Ganzen sowie auf seine eigene kleine, ganz persönliche Welt. Diese Sicht ändert und entwickelt sich stetig weiter, da sie fortlaufend durch viele Faktoren beeinflusst wird. So haben beispielsweise Veränderungen im unmittelbaren, sozialen Umfeld immer direkten Einfluss auf unser Wohlbefinden und auf die Fragen, die wir uns bewusst oder unbewusst im jeweiligen Kontext stellen. Nehmen wir an, ein Mensch, der dir nahe steht, ein guter Freund/eine gute Freundin, überrascht dich mit einer Textnachricht, ein tolles Jobangebot im Ausland anzunehmen. Wie würde deine spontane Reaktion ausfallen? Noch bevor sich Freude für deinen lieben Mitmenschen oder Neugier einstellt, würden deine Gedanken höchstwahrscheinlich um die Auswirkungen auf dein eigenes Leben kreisen. Sicher, das meiste davon bliebe unausgesprochen, jedoch würde es wahrscheinlich einen erheblichen Teil der Gedankenmuster dominieren, welche in diesem Zusammenhang, in dir aufsteigen würden. Es ist menschlich und dem Ego geschuldet, jede Veränderung in der Umwelt erst einmal auf sich selbst zu beziehen. Dieser Prozess geschieht automatisch und so schnell, dass wir womöglich nicht einmal in der Lage wären, ihn spontan auszuformulieren. Unser konditioniertes, ich-bezogenes Denken führt dazu, Fragestellungen mit direkter Auswirkung auf uns selbst automatisch mehr Wichtigkeit beizumessen als denjenigen, die in Wahrheit relevanter und auch angebrachter wären. Anstatt die Situation direkt auf empathischer Basis, also aus den Augen deiner Freundin/deines Freundes zu sehen, bewertest du die Situation also zunächst blitzschnell auf Grundlage der Auswirkungen auf dich und dein Leben.

„Wie und wann sollen wir uns denn dann noch sehen? Könnte ich das auch – einfach einen Job im Ausland annehmen? Würde ich mir das zutrauen? Was mache ich überhaupt aus meinem Leben?“

Diese Reaktion ist absichtlich etwas überspitzt, doch Fragen dieser Art entstehen quasi ohne unser bewusstes Zutun und stehen in Zusammenhang mit tiefverwurzelten, emotionalen Themen. Jemand, der schon immer mit Verlustängsten zu kämpfen hatte, wird die Auswirkungen der Botschaft automatisch durch einen entsprechenden Filter beurteilen. Steht das eigene Beschäftigungsverhältnis oder die Selbstständigkeit möglicherweise auf wackeligen Beinen, vergleichen und beurteilen wir instinktiv in entsprechender Weise.

 

Vordergründig Ich-bezogen zu denken, deutet allerdings nicht auf eine oder gleich mehrere Charakterschwächen hin. Es ist ein ganz normaler psychologischer Mechanismus. Historisch betrachtet, sicherte das ständige Scannen der Umwelt, auf direkte persönliche Auswirkung, das menschliche Überleben. Dies ist die Grundfunktion des menschlichen Egos. Lange Zeit vor dem Entstehen von auf Wirtschaft und Industrie gestützten Wohlstandsgesellschaften waren sichere Häuser und gut gefüllte Regale im Supermarkt alles andere als Standard. Ein unbekanntes Geräusch oder ein raschelnder Busch konnten den schnellen Tod bedeuten, wenn eine Gefahr in Form eines wilden Tieres durch Unachtsamkeit mal eben unbemerkt blieb. Somit ist die Programmierung unseres Egos auf Selbstschutz und die damit zusammenhängende Ich-Zentrierung nur allzu gut nachvollziehbar und aus Gründen des Selbstschutzes extrem sinnvoll. In der heutigen Zeit, zumindest in sehr großen Teilen der modernen Welt, haben wir es mit anderen „Gefahren“ zu tun. Sie existieren häufig in Form von Fehlentscheidungen, fehlender emotionaler Kontrolle oder mentalen Mustern, die uns selbst schaden und dadurch unser Leben erschweren. Allerdings ist der gleiche, kognitive Ego-Prozess zum Selbstschutz immer noch aktiv. Anstatt auf „reale“ Bedrohungen, bezieht er sich nun größtenteils auf psychologische Bedrohungen. Sie existieren in Form von latenten Minderwertigkeitsgefühlen, Ängsten, die zum Teil auf falschen Annahmen beruhen und den unterschiedlichsten Arten von Sorgen. Aus diesem Grund reagieren wir auf die Nachricht über die Arbeitsstelle im Ausland in unserem Inneren aufgrund der Ego-Programmierung zuerst ich-bezogen. Bessere Fragen als die weiter oben besprochenen wären:

„Wie wird sich sein/ihr Leben dadurch ändern? Kann ich ihn/sie in irgendeiner Form unterstützen? Wie genau ist es dazu gekommen und wie gründlich hat er/sie die Situation für sich bewertet? Was sind die wahren Gründe für einen solch großen Schritt?“

Mit etwas Abstand zu der anfänglichen, vorprogrammierten Reaktion werden sich auch Fragen dieser Art einstellen, welche aufrichtiges Interesse widerspiegeln. Je mehr Arbeit der eigenen Persönlichkeitsentwicklung gewidmet wurde, desto mehr Erkenntnisse bestehen über die gedanklichen Vorgänge und mentalen Prozesse des Selbst. Die Distanz zwischen „Was bedeutet das für mich?“ und „Was bedeutet das ganzheitlich betrachtet?“ wird mit zunehmender Bewusstheit kleiner. Durch abnehmende Selbstbezogenheit schwinden ebenfalls Teile der Ängste, Sorgen und Zweifel, wenn auch nur sehr langsam. Weniger dieser negativen Gefühle bedeuten gleichzeitig mehr innere bzw. emotionale Freiheit und ein stabileres Selbstwertgefühl. Das Setzen von persönlichen (Lebens-)Zielen hängt unmittelbar damit zusammen.

 

Ein gesteigertes Selbstbewusstsein erhöht ebenfalls die Wahrscheinlichkeit, ein bestimmtes Ziel erreichen zu können. Ohne Selbstvertrauen wird das Potenzial eines Gedankens, sich zu einem klar definierten, greifbaren Ziel entwickeln zu können, bereits im Keim erstickt. Endlose Gedanken um ein Vorhaben, das insgeheim sowieso schon abgeschrieben wurde, wären schließlich unnötig und kräftezehrend. Wir haben bereits angesprochen, dass Klarheit als Grundpfeiler für Erfolg und Erfüllung dient. Ohne Klarheit können keine Pläne entstehen. Nehmen wir zur weiteren Diskussion an, du hast deine persönlichen Prioritäten und die daraus entstehenden Ziele und Aufgaben klar formuliert bzw. niedergeschrieben. Auf Basis deiner eigenen Definition für Glück und Erfolg im Leben entstehen persönliche Wunschvorstellungen, welche darauf abzielen, dich irgendwann in der Zukunft glücklicher bzw. erfüllter zu machen, als du es heute bist. Würden hierzu hundert zufällige Leute befragt, könnten die Antworten nicht unterschiedlicher sein.

 

  • Person A hat vielleicht herausgefunden, dass die Pflege der zwischenmenschlichen Beziehungen und das eigene Verhalten dabei, die absolut höchste Priorität verdient. Das Ziel könnte lauten, ehrliche Beziehungen mit einer stabilen Vertrauensbasis

    Impressum

    Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

    Tag der Veröffentlichung: 20.07.2022
    ISBN: 978-3-7554-1760-6

    Alle Rechte vorbehalten

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